“ich sehe was, was du nicht denkst”

Ist es Zauberei? Magie? oder kann man doch mehr als man glaubt?
Die Fragen zum Thema Gehirn – heute aktuelle Meldung aus wissenschaft.de

Bilder im Hinterkopf

Visuelle Eindrücke hinterlassen verräterische Spuren im Kurzzeitgedächtnis

Mit einer neuen Analysetechnik können Forscher entschlüsseln, welches Bild ein Mensch vor seinem geistigen Auge hat: Anhand der Aktivität in bestimmten Gehirnregionen im Sehzentrum gelang es Wissenschaftlern von der Vanderbilt University in Nashville, in vier von fünf Fällen herauszufinden, an welches Muster ein Mensch dachte – selbst Sekunden, nachdem er das Muster gesehen hatte. Damit wiesen die Hirnforscher erstmals nach, dass der sogenannte visuelle Cortex über ein eigenes Kurzzeitgedächtnis verfügt. Dieses Hirnareal könnte damit eine größere Rolle für kognitive Fähigkeiten spielen als bislang gedacht, glauben die Forscher.

In ihren Experimenten zeigten die Forscher freiwilligen Probanden auf einem Bildschirm zwei gestreifte Muster in verschiedener Ausrichtung. Sobald die Bilder erloschen, mussten sich die Probanden eines der beiden Muster merken, um es elf Sekunden später mit einem dritten Muster zu vergleichen. Währenddessen ermittelten die Wissenschaftler die durchschnittliche Gehirnaktivität an bestimmten Punkten in den Hirnarealen V1 bis V4. Diese Gehirnregionen befinden sich im visuellen Cortex am Hinterkopf und werden bei der Verarbeitung optischer Informationen relativ früh durchlaufen. Sie dienen vor allem dazu, die von den Augen übermittelten Informationen aufzubereiten, beispielsweise um Muster oder Ausrichtungen zu erkennen. Eine Rolle in höheren Gehirnprozessen wie bei der Speicherung von Erinnerungen hatten Forscher den Gehirnarealen allerdings bislang nicht zugesprochen.

Mit Hilfe eines statistischen Computerprogramms konnten die Forscher aber nun in mehr als 80 Prozent der Fälle richtig entscheiden, welches der beiden Muster eine Versuchsperson sich merkte. Dafür reichte selbst eine geringe Aktivität in der untersuchten Gehirnregion aus. Die Wissenschaftler glauben daher, dass sich auch in schwacher Gehirnaktivität eine Vielzahl von Informationen verbergen kann.

Stephenie Harrison und Frank Tong: Nature, DOI: 10.1038/nature07832

ddp/wissenschaft.de – Martin Rötzschke