Falsche Erinnerungen

in der Zeitschrift Gehirn und Geist wurde in der aktuellen Ausgabe ein interessante Rezession über ein Buch mit dem Titel „Falsche Erinnerungen“ geschrieben. Während des Lesens sollte sich jeder einmal ehrlich fragen, inwieweit die eigenen Erinnerungen mit der Wirklichkeit übereinstimmen und inwieweit man sich da hat beeinflussen lassen.

Trügerische Gewissheit
Das Gedachtnis konstruiert manche Erinnerungen falsch

Da glaubt man sich genau zu erinnnern, an den Tag der Fuhrerscheinprufung oder an den Einzug in die erste eigene Wohnung . besonders an die knarrenden Dielen und die vormals braune Kuchentür, die man noch vor dem Einzug selbst weis lackiert hat. Doch dann fallt einem Jahre spater ein Foto in die Hande, auf dem man vor der Kuchentur steht .
und sie ist rot!

Anhand vieler solcher Beispiele beschreiben die Gedachtnisforscher Sina Kuhnel und Hans J. Markowitsch von der Universitat Bielefeld, dass unsere Erinnerungen keineswegs in Stein gemeiselte Monumente der Vergangenheit sind, sondern sich standig verandern und mitunter auch falsch zusammenfugen. Wer vor dieser Lekture noch nie an seinem Erinnerungsvermogen zweifelte, wird sich danach seiner Vergangenheit nicht mehr so sicher sein.

Um Genaueres über das Phanomen der falschen Erinnerungen zu erfahren, braucht der Leser aber zunachst einmal ziemlich viel Geduld. …

Im zweiten Teil kommen jedoch alle Leser auf ihre Kosten. Hier schildern Kühnel und Markowitsch, welche Tücken unser Erinnerungsvermögen bereithält und wie Wissenschaftler diese mit Experimenten zu Tage fördern. So gelang es beispielsweise der amerikanischen Psychologin Elisabeth F. Loftus von der University of California in Irvine, ihren Probanden eine falsche Erinnerung an die eigene Kindheit einzupflanzen, indem sie deren Eltern instruierte, ihrem Nachwuchs ein erfundenes Kindheitserlebnis zu erzählen.
Aber auch jenseits psychologischer Versuchsanordnungen verzerren falsche Erinnerungen unser scheinbar tadelloses Gedächtnis: Stress, Träume oder das bloße Nachdenken über Vergangenes können unsere Gedankenwelt beeinflussen und so auch die Wahrnehmung unserer selbst verändern.

Sabrina Boll ist Diplompsychologin und promoviert am Institut für Systemische Neurowissenschaften des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

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