„Aber in Sachen Korrektheit oder in der Liebe zu Gott, da nehmt ihr es ganz locker.“

Aber wehe euch Pharisäern! Denn ihr verzehntet die Krausemünze und die Raute und alles Kraut, und übergehet das Gericht und die Liebe Gottes; diese Dinge hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.

Elberfelder Bibel 1905 – Lk 11,42

Weh euch Pharisäern! Ihr gebt Gott den Zehnten Teil von allem, sogar noch von Gewürzen wie Minze und Raute und von jedem Gartenkraut. Aber ihr kümmert euch nicht um das Recht eurer Mitmenschen und die Liebe zu Gott. Dies solltet ihr tun, ohne das andere zu vernachlässigen!
Gute Nachricht

Doch weheuch, ihr Pharisäer! Von Minze, Gemüse und allerlei Küchenkräutern gebt ihr den Zehnten, am Ernst des Gerichts aber geht ihr vorüber, und an der Liebe zu Gott fehlt es. Diese beiden Dinge solltet ihr tun und das andere nicht lassen.
Bruns

Wehe euch, ihr Pharisäer! Sogar von Küchenkräutern wie Minze und Raute und auch von allen anderen Gewürzen gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber das, was viel wichtiger wäre – Gerechtigkeit und die Liebe zu Gott –, ist euch gleichgültig. Doch gerade darum geht es hier: das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen.
Hoffnung für alle

Ihr seid so übel drauf, ihr Streber! Von jedem Furz gebt ihr zehn Prozent an die Gemeinde ab, in dem Punkt seid ihr superpingelig, was die Befolgung der Gesetze angeht. Aber in Sachen Korrektheit oder in der Liebe zu Gott, da nehmt ihr es ganz locker. Ist ja okay, die zehn Prozent Gott zu geben, aber das, worum es ihm eigentlich geht, das dürft ihr doch nicht unter den Tisch fallenlassen!
Volxbibel

τοῖς Φαρισαίοις App. zu ὑμῖν (vgl. H-S § 260h; A70) euch Pharisäern. ἀπο-δεκατόω den Zehnten geben τί von etwas (der „Zehnte“ ist die Abgabe des zehnten Teils v. Ertrag an Gott bzw. dessen Priester [vgl. Lev 27,30 u. Dt 14,22–29]). ἡδύ-οσμον (< ἡδύς süß, ὀσμή Geruch, Duft) Gartenminze. πήγανον Raute, eine Heilpflanze. λάχανον (essbares) Gartengewächs, Gemüse. καί (drittes) adversativ (A311,1) doch. παρ-έρχομαι vorbei-, vorübergehen; übergehen, übertreten, vernachlässigen, missachten (B 1bβ). κρίσις hier Recht im Sinn der Gerechtigkeit (B 3). ἡ ἀγάπη τοῦ θεοῦ gen. obi. (A158) die Liebe zu Gott. ἔ-δει Ipf. δεῖ; Ipf. drückt hier aus, dass etwas tatsächl. notwendig ist, aber doch nicht geschieht (A239; H-S § 198i). ποιῆσαι Aor. Inf. ποιέω; Präd. des AcI, abhängig v. ἔδει. κἀκεῖνα V. 7; ταῦτα … κἀκεῖνα dies … und jenes, das eine … und das andere (B κἀκεῖνος 1a). παρ-εῖναι Aor. Inf. παρ-ίημι unterlassen, vernachlässigen; Präd. des AcI, abhängig v. ἔδει; ταῦτα ἔδει ποιῆσαι κἀκεῖνα μὴ παρεῖναι (erg. ὑμᾶς; vgl. BDR § 4071; A268; od. unpersönl. m. „man“ [A76d]) dieses/das eine solltet ihr (od. sollte man) tun und jenes/das andere nicht unterlassen bzw. ohne das andere zu unterlassen [Var. 1 ἀφ-ιέναι Inf. -ίημι hier beiseite/außer Acht lassen, unterlassen (vgl. B 3b); Var. 2 ἀφ-εῖναι Aor. Inf.].

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Wir können jetzt schon die Zielangabe dieser Verse formulieren: ein ganzheitlich geheiligtes Leben.

Die Verse 42-44 enthalten ein dreifaches Wehe über die Pharisäer. In V. 46-52 folgt dann ein dreifaches Wehe über die Schriftgelehrten. Wir gehen in diesem Kommentar davon aus, dass Jesus tatsächlich zwei Mal ein dreifaches Wehe aus Anlass dieses Gastmahls gesprochen hat.

»Aber wehe euch Pharisäern! Denn ihr verzehntet die Gartenminze und die Raute und jedes Gemüse, aber am Recht und an der Liebe zu Gott geht ihr vorbei. Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen« (V. 42), lautet das erste Wehe. Hören wir noch einmal genau hin! Jesus verurteilt nicht den Zehnten, auch nicht den Zehnten von den Küchenkräutern! Daraus kann man schließen, dass er im Unterschied zu den Waschungen eine solche Abgabe des Zehnten selbst vorgenommen hat. Warum aber dieser Unterschied zwischen dem Zehnten und den Waschungen? Weil der Zehnte von der Bibel selbst vorgeschrieben war, die Waschungen dagegen nicht (vgl. 3 Mo 27,30; 4 Mo 18,20ff.; 5 Mo 14,22ff.).

Klären wir noch einige Einzelheiten: Mit dem »Wehe« spricht Jesus die Mehrheit der Pharisäer an. Selbstverständlich will er nicht sagen, dass alle Pharisäer gleich sind. Die »Gartenminze« ist ein würziges Kraut, das der Zubereitung von Speisen diente. Zu diesen Küchenkräutern gehört auch die »Raute«. Zugleich ist sie eine Heilpflanze. Seltsamerweise bestimmten die Rabbinen im 2. Jh. n. Chr., dass man sie nicht verzehnten müsse (Mischna Schebiit IX, 1). Als »Gemüse« aß man z. B. Melonen, Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Bohnen, Linsen, Gurken (vgl. 4 Mo 11,5). Das »Recht«, von dem Jesus in V. 42 spricht, ist das gottgemäße Verhalten zum Mitmenschen (vgl. Jer 9,23; Am 5,10; Mi 6,8ff.). Statt »Liebe zu Gott« könnte man auch übersetzen: »Liebe Gottes«, d. h. die Liebe, die uns Gott erweist. Beide Übersetzungen geben einen guten Sinn. Dan aber nach dem Zusammenhang vom Tun der Pharisäer die Rede ist, liegt die Übersetzung »Liebe zu Gott« näher. Die beiden Begriffe »Recht« und »Liebe zu Gott« entsprechen dann den beiden höchsten Geboten nach Mt 22,34ff.; Mk 12,28; Lk 10,25ff Jesus will also sagen: Die kleinsten Gebote (Zehnten vom Küchenkraut) erfüllt ihr, aber die größten lasst ihr außer Acht (vgl. Mt 23,23; Joh 5,42). An ihnen »geht ihr vorbei«. Was für ein gespaltenes Leben! Welche Heuchelei! Stattdessen sollten sie beides zusammennehmen: »Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen«.

Was würde Jesus heute sagen? Man kann sich vorstellen, dass er den letzten Satz – »dies sollte man tun und jenes nicht lassen« – heute besonders betonen würde. Denn unsere moderne Gefahr liegt doch darin, dass wir jede Treue im Kleinen als Gesetzlichkeit verleumden, uns bloß noch mit den »Kerngedanken« des Evangeliums beschäftigen und über weltweiten Plänen den konkreten, uns vor die Füße gelegten Nebenmenschen vergessen.

Edition C

Das erste Wehe richtet sich gegen die pharisäische Doktrin und Praxis, die auf die Befolgung der kleinsten und äußerlichsten Gebote dringen, aber an den wichtigsten Forderungen des Gesetzes vorübergehen.
Jeder Israelit musste den Zehnten von seinem Ertrag an Wein, Öl, Getreide usw. geben (3 Mo 27,30; 4 Mo 18,21; 5 Mo 14,22). Um aber die strenge Pünktlichkeit ihrer Gesetzesbeobachtung zur Schau zu tragen, hatten die Pharisäer dieses Gebot auch weiterhin noch auf die unbedeutendsten Erzeugnisse des Gartens ausgedehnt, wie die Minze, die Raute, die Gemüse, die das Gesetz nicht erwähnt.
Den Kernpunkt des Gesetzes, die gerechte Rechtsprechung und die Liebe Gottes, lassen sie völlig außer acht. Die Ausübung des Rechts durch Entscheidung zwischen Recht und Unrecht und die Erfüllung der Gottesliebe, des höchsten Gebotes, unterbleiben. Jesus gebietet, diese Hauptdinge im Gesetz sollte man tun; und die Nebendinge, die Verzehntung der Gartengewächse, sollten auch nicht unterbleiben!

Wuppertaler Studienbibel

Danach sprach Jesus drei Weherufe (Verdammungsurteile) über die Pharisäer aus, weil sie das Recht und die Liebe Gottes mißachteten. Sie befolgten zwar die Vorschriften des Gesetzes übergenau und gaben in ihrer Spitzfindigkeit sogar den Zehnten von Minze und Raute, doch sie waren trotz allem Heuchler (vgl. Lk 12,1), denn gleichzeitig waren sie stolz und saßen gern obenan in den Synagogen. Statt die Menschen das Richtige zu lehren, verleiteten sie die, die ihnen folgten, dazu, sich zu verunreinigen, wie verdeckte Gräber einen Juden verunreinigten, wenn er, ohne es zu wissen, darüberging (4Mo 19,16). Die Pharisäer fürchteten nichts so sehr wie die rituelle Unreinheit, doch Jesus warf ihnen vor, daß sie mit ihrer Habgier, ihrem Stolz und ihrer Schlechtigkeit das ganze Volk verunreinigten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Was erwartet Gott von uns? Das wir die Gesetze haarklein ausführen? Das wir den Umgang mit anderen Menschen minimieren oder sogar Menschengruppen meiden? Oder ist IHM in erster Linie daran gelegen mit IHM ein „Liebesverhältnis“ eingegangen zu sein?
Es ist spannend zu sehen, dass einige viel Wert darauf legen, die Bibel zu lesen – aber viele Anleitungen sind dann ein Vers hier , ein Vers da. Liest du die Liebesbriefe deines Herzens auch so – ein paar Worte hier und ein paar Worte aus einem anderen Brief? Kannst du dann erfassen was dein Herz dir geschrieben hat? Warum nicht die Bibel als ganzes Buch – vielleicht in der Reihenfolge wie sie geschrieben wurde – so von vorn nach hinten wirklich lesen? Und dabei darauf achten was Jehovah uns damit sagen will?? !!

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