Tag: 10. Oktober 2020

„neues geistiges Leben“ kostet Nerven

Und wieder ein kleines Stück von Jakob Kroeker:

Nun gibt es aber ohne Wehen kein neues Leben, ohne Geburt keine Kinder. Auch auf geistlichem Gebiete nicht. Denn noch sind nie neue Lebensbewegungen und Segenszeiten entstanden, ohne dass zuvor Persönlichkeiten gewesen wären, die bereit waren, jene Geburtswehen zu tragen, die auch mit dem Werden des geistlichen Lebens verbunden sind. Wer Seelenpflege kennt, der versteht den Apostel, wenn er von seinen geliebten Kindern in Galatien schreibt, dass er abermals ihretwegen Geburtsschmerzen leide, „bis das Christus in ihnen eine Gestalt gewinne“. Jedoch diese Geburtswehen fürchten manche auch unter denen, die zum Volke Gottes gehören. Ihnen bringt die Geburt zu viel Schmerzen und das neue Leben zu viel Arbeit und Geschrei. Denn wer einmal Durchbrüche neuen Lebens miterlebt hat, der weiß, wie hart die damit verbundenen Kämpfe sein können. Nur wem alles neue Leben höher steht als dessen schmerzvolles Werden, wird daher auch fähig sein, jene freiwilligen Opfer an Seelenschmerzen und Glaubenskämpfen zu bringen, die mit der Geburt und der Pflege des neuen Lebens verbunden sind.

Allein wie im natürlichen Leben, so kann auch im geistlichen noch eine andere Erscheinung die Folge der Unfruchtbarkeit sein, nämlich alterndes Leben. Vielleicht war es einst fruchtbar, aber jetzt nicht mehr. Es ist eine Wahrnehmung, die man wohl fast bei allen alternden Personen machen kann, dass sie Kinderart und Kindergeschrei nicht mehr gut ertragen können. Sie lieben das Gewordene mehr als das Werdende. Das Geordnete, das Gereiste und Abgeklärte ist es, wofür ihre Seele Interesse hat, und was sie innerlich beschäftigt und befriedigt.

Ist das nicht letzthin das Gepräge, das so manche Persönlichkeiten, Gemeinschaften und Kirchen unserer Tage tragen? Um was ist es z. B. Rom zu tun? Nur um die Erhaltung des geschichtlich Gewordenen. An dem Durchbruch neuer Wahrheiten, an der Vermehrung des göttlichen Lichtes, an einer geklärten Gottes- und Heilsanschauung, an dem wahren Wachstum der persönlichen Gottesgemeinschaft im Leben des einzelnen hat man wenig Interesse. Das alles bringt zu viel Kinderart, Kindergeschrei und Kinderpflege mit sich. Und wie viele stehen ähnlich, die nicht zu Rom zählen. Alterndes Christentum! Ich sage nicht, dass da alles ohne Leben sei. Wir wissen, wieviel Leben gelegentlich auch in und außer Rom je und je vorhanden war. Und zwar sehr wertvolles und abgeklärtes Leben. Aber es ist ein Unterschied, ob wachsendes Leben durch unsere Kirchen rauscht, oder nur alterndes. Durch jenes werden der Welt neue Lebensgebiete und vermehrtes Licht zugeführt.

Letzteres ist jedoch nur fähig, Gewordenes zu erhalten und zu pflegen. Fehlen unseren Kirchen und Gemeinden aber erst jene Propheten und schöpferischen Kräfte, die fähig sind, das Volk Gottes innerlich weiter zu führen, dann haben wir den Dienst der Erstgeborenen für unsere Zeit verloren. Wir werden uns unfähig erweisen, neue Wege zu finden, auf denen uns Nachgeborene zu ihrem Heile zur Vollendung hin folgen können. Man wird vielleicht noch Vollmacht haben, das bisher geschichtlich gewordene Reich Gottes zu pflegen und in seiner äußeren Gestalt zu erhalten, aber unfähig sein, dem kommenden Gottesreich die Wege zu ebnen, oder vermehrte Lebenskräfte flüssig zu machen, oder aber Geburtshilfe beim Durchbruch geistlicher Bewegungen zu leisten.

Es ist zum Beispiel geradezu auffallend, wie wenig innerlichen Anteil bisher nicht nur Rom, sondern auch die evangelische Kirche und manche anderen Gemeinden an der gewaltigen Erweckungs- und Lebensbewegung genommen haben, die bereits einige Jahrzehnte durch das russische Volk geht und unter dem Namen Stundismus bekannt ist. An der Weckung und Pflege dieses neuen Lebens haben diese alten Kirchen als solche sehr geringen oder keinen Anteil gehabt. Und hätte Gott nicht in andern gläubigen Kreisen Geburtshelfer und Pfleger für die Bewegung gefunden, dann wäre man fähig gewesen, dieses neugeborene Leben in seinem Blute liegen und umkommen zu lassen.

Jene Bürger Jerichos hatten zwar die Ursache der damaligen Unfruchtbarkeit sehr klar erkannt. Aber sie standen denselben ohnmächtig gegenüber. Es fehlten ihnen die Vollmachten, ungesunde Wasser gesund zu machen. Sie hatten wohl ein Auge, das die Not des Volkes sah, hatten wohl ein Herz, das unter der herrschenden Unfruchtbarkeit litt, aber keine Kraft, auf diesem Gebiete ihrer Zeit zu dienen.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob wir der Not unserer Zeit nur mit einer Klage im Herzen oder wie Elisa mit Vollmacht von Gott gegenüberstehen. So wesentlich es auch ist, dass wir ein offenes Auge für die geistlichen Nöte unserer Zeit und unserer Kreise haben, Heilung bringt es an sich dem Volke noch nicht. Diese kommt erst, wenn auch Seelen da sind, die der vorhandenen Not mit Vollmacht von Gott gegenüberstehen.

Und doch ist es immer eine verheißungsvolle Morgendämmerung, wenn erst jene Stimmen sich hören lassen, die nach dem Dienst zur Belebung ihrer Kirche rufen. Sie künden den Anbruch eines neuen Tages an. Das aus der Sehnsucht nach neuem Leben gebotene Suchen und Nagen geht immer der Erlösung voraus, die Gott geben wird. Haben wir Seelen Seelen selbst wenn auch nicht die Vollmacht, Heilung ihre Zeit zu bringen, so werden sie doch funktionierend sein, jene Boten Gottes zu finden, die eine göttliche Antwort auf das Suchen und Fragen ihre Seele geben können.

Gottes Segensträger

Ja, wir können uns nicht aussuchen, wie Jehovah seine Gemeinde bauen möchte – wir können uns nur als Werkzeug zur Verfügung stellen oder aber uns weigern, weil wir wollen, dass es mir gut geht.

ER entfernt unsere Schuld und Last

Seine Liebe ist so groß wie die Galaxien gegenüber Menschen, die ihn achten und lieben. Er entfernt unsere Schuld und Last und lässt sie verschwinden wie die Sonne in der Nacht.
Wie ein Vater, dem seine Kinder viel bedeuten, so geht Gott um mit allen, die ihm treu sind. Er kennt die Beschaffenheit unserer Kreatur und das Ticken unserer Lebensuhr.
VolxBibel – Psalm 103,11–14

Denn so hoch die Himmel über der Erde sind, ist gewaltig seine Güte über die, welche ihn fürchten;
So weit der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Übertretungen. Wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt sich Jehova über die, welche ihn fürchten. Denn er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, daß wir Staub sind.
Elberfelder 1871 – Ps 103,11–14


Der Psalmenschreiber wußte schon, dass ER unsere Schuld von uns entfernt! Nicht das Opfer, nicht die Anstrengung – nein, nur Jehovah befreit uns von unserer Schuld!

David ging dann darauf ein, daß der Herr in seiner Gnade Sünden vergibt. Weil Gott langsam zum Zorn ist (vgl. V. 8 ), klagt er nicht immer ( rIB , „eine Gerichtssache gegen jemand aufbringen“) einen Menschen wegen seiner Sünde an noch verfährt er mit dem Menschen nach seinen Sünden. Aufgrund seiner großen Liebe (vgl. V. 4.8.17 ) trennt er die Sünde völlig von den Sündern ab, indem er ihnen vergibt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar}

Denn so hoch der Himmel usw. Ein Gleichnis prägt noch tiefer ein, dass Gott seine Gläubigen nicht straft, wie sie es verdient haben, sondern nach seiner Gnade mit ihren Übeltaten streitet. Der Ausdruck will besagen, dass Gottes Erbarmen gegen uns ganz unermesslich ist: es wird mit dem ungeheuren Umfang der weiten Welt verglichen. Weil aber dem Erbarmen Gottes der Zugang zu uns verschlossen wäre, solange sich unsre Schuld ihm hindernd entgegenstellt, wird hinzugefügt (V. 12): So ferne der Morgen ist vom Abend, lässet er unsre Übertretungen von uns sein. Alles in allem: so weit und breit die Welt ist, ergießt sich Gottes Barmherzigkeit über die Gläubigen; und damit nichts ihren Lauf hindere, werden deren Sünden gänzlich ausgetilgt. Es lässt sich aber noch einmal ersehen, was ich schon sagte, dass nicht im Allgemeinen davon die Rede ist, wie Gott sich zur ganzen Welt stellt, sondern wie er sich den Gläubigen erweist, die ihn fürchten. Daraus ergibt sich auch, dass nicht die Gnade vorschwebt, kraft deren Gott anfänglich uns sich zu Freunden macht, sondern mit welcher er ständig geleitet, die er mit väterlicher Liebe umfasste. Denn sein Erbarmen beweist sich einmal darin, dass er uns, die wir bis dahin ihm fern standen, aus dem Tode in das Leben versetzt, das andre mal aber darin, dass er uns aufrecht erhält. Denn jener erste Gnadenerweis würde alsbald verschwinden, wenn nicht die tägliche Vergebung ihn stützte. Wir sehen daraus, welch grobe Torheit die Behauptung der Papisten ist, dass die Vergebung durch freie Gnade nur einmal geschenkt werde, dass man aber darnach die Gerechtigkeit erwerbe oder ihren Besitz bewahre durch das Verdienst der Werke, und dass eine neue Schuld durch genugtuende Leistungen abgezahlt werde. David beschränkt nicht Gottes versöhnende und die Sünden vergebende Gnade auf einen Augenblick, sondern lässt sie sich bis zum Ende unseres Leben erstrecken. Nicht minder kräftig dienen unsere Sätze auch zur Widerlegung der Schwärmer, die sich und andere durch den verrückten Aberglauben an eine vollkommene Gerechtigkeit irreführen, als bedürfe man weiterer Vergebung nicht.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

In einer ausgedehnten Meditation über den Charakter Gottes macht der Psalm deutlich, dass Gottes wilde Liebe zu Israel in all seinen vielfältigen Dimensionen der eines Elternteils für ein Kind gleicht, dessen Fortbestand und Wohlergehen in hohem Maße von dem abhängig sind einer, der es zuerst in die Welt brachte.
Während weder die jüdische noch die christliche Orthodoxie die Vorstellung zulässt, dass wir physisch von Gott abstammen, bestätigen die Schriften beider konsequent, dass wir tatsächlich das Werk von Gottes Händen sind. Jesaja verkündet dem verbannten Volk Gottes das Heil: „So spricht der Herr, der dich erschaffen hat, Jakob, der dich geformt hat, Israel. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; Ich habe dich beim Namen genannt, du gehörst mir “(Jes 43: 1). In ähnlicher Weise erklärt der Apostel Paulus der Kirche im alten Ephesus, obwohl in einer ganz anderen Umgebung: „Wir sind [Gottes] Werk, geschaffen in Christus Jesus für gute Werke“ (Eph 2:10 [vgl. 2 Kor 5:17]). Das zärtliche, intensive, schützende Mitgefühl von Müttern und Vätern von ihrer besten Seite scheint eine passende Beschreibung für solch einen kreativen und erschaffenden, elterlichen Gott zu sein.
Das göttliche Mitgefühl ist auch nicht auf diejenigen beschränkt, die ausdrücklich den Namen Gottes anrufen. Nicht nur Israel, sondern alle Nationen; Nicht nur die Menschen, sondern die Schöpfung als Ganzes – alle werden von Gottes liebevoller Sorge angenommen, einfach weil Gott allein sie alle ins Leben gerufen hat. In Psalm 145: 8–10 beginnt der Psalmist damit, den göttlichen Charakter zu erzählen, der Mose offenbart wurde. Aber anstatt eine Illustration aus dem Leben Israels zu zitieren, erklärt der Psalmist als nächstes, dass das, was insbesondere Gottes Volk tatsächlich erlebt hat, universell gilt. Schließlich stellt der Psalmist das Universelle und das Besondere gegenüber: Alle „Werke“ Gottes (dh die Schöpfung als Ganzes) und alle „Gläubigen“ Gottes (dh diejenigen, die diesen Gott anbeten) loben und danken gemeinsam dem einen Gott, auf den alle von ihnen hängen ab:

Das sich entfaltende Geheimnis des göttlichen Namens: Der Gott des Sinai in unserer Mitte