Tag: 13. November 2020

„Er wurde zum Schlüssel, der die Tür zur Befreiung aufgeschlossen hat“

Der in den Tagen seines Fleisches, da er sowohl Bitten als Flehen dem, der ihn aus dem Tode zu erretten vermochte, mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht hat (und um seiner Frömmigkeit (O. Ehrfurcht, Furcht) willen erhört worden ist), obwohl er Sohn (Siehe v 5) war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte; und, vollendet worden, (O. vollkommen gemacht) ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüßt (O. angeredet) als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks; über diesen haben wir viel zu sagen, und was mit Worten schwer auszulegen ist, weil ihr im Hören träge geworden seid.
Elberfelder 1871, – Hebr 5,7–11

Wie Er auch an einer anderen Stelle sagt: «Du bist ein Priester in Ewigkeit-a- nach der Ordnung Melchisedeks-b-!» -a) Ps 110,4; V. 10; Hebräer 6,20; 7,17.21    b) Hebräer 7,15.
 WELCHER in den Tagen Seines Fleisches Gebet und Flehen-a- zu Dem sandte, der Ihn konnte vom Tode retten-b-, mit starkem Geschrei und Tränen-c- dargebracht, und erhört-d- wurde wegen der Gottesfurcht-e-. -a) Mt 26,39.42.44; Mk 15,35; Lk 22,41 42.44; Joh 17,1    b) Mt 26,53; Mk 14,36.   c)  Ps 22,2; Mt 27,46.50; Mk 15,37; Lk 23,46.   d) Lk 22,43; Joh 12,28.   e) Mt 26,37.38; Mk 14,32.34.
 Obgleich Sohn-a- seiend, lernte Er von dem, was Er litt, den Gehorsam-b-. -a) V. 5; Hebräer 1,2.5.8; 3,6.   b) Phil 2,7.8.
 Und nachdem Er vollendet war, wurde Er allen denen, die Ihm gehorchen, eine Ursache ewiger Errettung, -Hebräer 2,10.18; 7,25.28; 9,12.14.15; 10,14.19.20.
 der da begrüßt wurde von Gott als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks. -V. 5.6; Hebräer 6,20; 7,15.17.21
Abraham Meister – Neues Testament – Hebr 5,6–10

Wie Er auch an einer anderen Stelle sagt: Du bist Priester in Ewigkeit, nach der Ordnung Melchisedeks. Heb 6,20; 7,17; 1Mo 14,19; Ps 110,4; Sach 6,13.
Und Er hat in den Tagen Seines Fleisches Gebet und Flehen an Den, Der Ihn vom Tode retten konnte, mit lautem Rufe und mit Tränen dargebracht und ist erhört worden wegen Seiner Frömmigkeit. Mt 26,41; 27,46; Mk 14,33; Lk 22,44; Joh 12,27; Ps 22,3-22; 18,5.6; 40,2f.
Und wiewohl Er Gottes Sohn war, hat Er doch an dem, was Er litt, Gehorsam gelernt. Heb 5,5; Phil 2,8.
Und da Er ist vollendet, ist Er allen, die Ihm gehorsam sind, Urheber ewiger Seligkeit geworden, Heb 2,10; 7,25.28; 6,20; Röm 1,5.
Erklärt von Gott zum Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks. Heb 5,6
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Hebr 5,6–10

Aber auch in anderen Punkten ist Jesus für sein Priesteramt qualifiziert. So kann von ihm gesagt werden, daß er in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht (prospherO; das Wort taucht auch in V. 1 auf) hat, der ihn vom Tod erretten konnte. Die zweite Hälfte des Satzes ist oft mit dem Gethsemane Erlebnis in Zusammenhang gebracht worden. Vom Griechischen her scheint es sich jedoch eher um eine Anspielung auf Ps 22,24 nach der Übersetzung der Septuaginta zu handeln. Da der Verfasser des Hebräerbriefes Ps 22 als messianischen Ps. auffaßt (vgl. Hebräer 2,12), scheint es plausibel anzunehmen, daß er hier an die Leiden am Kreuz denkt. Das fügt sich auch insofern in den Gedankengang ein, als die Schreie des Heilands in diesem Fall unmittelbar mit seinem Opfer verbunden wären.
Daß Gott dieses „Schreien“ und diese „Tränen“ angenommen hat, zeigt die Feststellung: Er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt (eulabeias). Auch hier kann Ps 22 als Belegstelle angeführt werden, denn der zweite Teil dieses Psalms gibt die Worte einer Person wieder, die im Triumph aus ihren Leiden hervorgegangen ist und Gott dafür preist (vgl. Ps 22,22-31). In Hebräer 2,12 wurde die erste Äußerung dieses Triumphes bereits zitiert (Ps 22,23). Der Dulder, der Gott „in Ehren“ hielt, wurde wirklich vom Tod errettet, und zwar durch die Auferstehung von den Toten. Die Auferstehung wird damit zu einem weiteren Beweis dafür, daß Gott das Opfer Jesu angenommen hat.

Die ganze Erfahrung, von der zuvor berichtet wurde, war für Jesus eine Art Lernprozeß, bevor er selbst seinem leidenden Volk diente. Ungeachtet seiner einzigartigen Beziehung zu Gott (obwohl er Gottes Sohn war) mußte er wirklichen Gehorsam im Sinne von Leiden lernen. Dadurch wurde er für seine Aufgabe als Herrscher und Hoherpriester seines Volkes vollendet. Es ist nicht abzuleugnen, daß in all diesem ein Mysterium verborgen ist, doch es ist kein größeres Mysterium als das, das in den Worten des Lukas zum Ausdruck kommt: „Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52). Auch wenn dieses ganze Geschehen nicht restlos begreifbar ist, so erfuhr der bereits vollkommene Sohn Gottes durch seine Menschwerdung in tiefstem Sinne an sich selbst, was es heißt, ein Mensch zu sein. Das Leiden wurde für ihn zu einer Realität, die er selbst erfahren hat. Von daher kann er vollkommen mit seinen Anhängern mitfühlen. (Vers 8 enthält im Griechischen ein interessantes Wortspiel mit den beiden Verbformen (er hat) gelernt (emathen) und er litt (epathen).
Auf diese Gewißheit gründet sich die Feststellung des Briefschreibers: Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber (aitios) des ewigen Heils geworden. Das „Heil“, von dem hier die Rede ist, läßt sich nicht von dem „ererbten“ Heil in Hebräer 1,14 unterscheiden und kann mit dem „ewigen Erbe“ in Hebräer 9,15 gleichgesetzt werden. Es darf allerdings nicht mit der Erlangung des ewigen Lebens verwechselt werden, die nicht vom Gehorsam, sondern vom Glauben abhängt (vgl. Joh 3,16 u. a.). Einmal mehr geht es dem Briefschreiber an dieser Stelle um die Befreiung von allen Feinden und den endgültigen Sieg mit seiner anschließenden „Herrlichkeit“, an der die vielen Söhne und Töchter teilhaben. Dieses Heil ist ausdrücklich mit dem Gehorsam der Gläubigen verknüpft, einem Gehorsam, der sich ganz am Gehorsam Jesu, der ebenfalls litt, orientiert. So steht es in engem Zusammenhang mit dem Wort des Herrn: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten“ ( Mk 8,34-35 ).
Der Hohepriester ist zum „Urheber“ dieses besonderen Heils geworden, das denen zufällt, die bereit und willens sind, im Gehorsam vor Gott zu leben. Mit dieser Bezeichnung wollte der Briefschreiber in erster Linie auf die Hilfe hinweisen, die den Gläubigen aus dem priesterlichen Dienst Christi erwächst und die es ihnen überhaupt erst ermöglicht, ein Leben des Gehorsams zu führen. Welches Leiden den Christen auch quälen mag, der Hohepriester versteht ihn, fühlt mit ihm und läßt ihm jenes Erbarmen und jene Gnade zukommen, die er braucht, um ausharren zu können. Oder, wie der Briefschreiber es an einem späteren Ort sagt, „daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebräer 7,25). Zu diesem Zweck ist Christus ggenannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In dieser Passage weist der Verfasser darauf hin, dass alle vier Dinge für den Messias zutreffen: Erstens wurde Jesus in den Versen 5–6 gemäß Psalm 110: 4 göttlich ernannt; zweitens war Jeschua in Vers 7 ein Mensch; drittens war Jesus in Vers 8 mitfühlend; und viertens, in den Versen 9–10, wirkte er in einer priesterlichen Ordnung: der Ordnung von Melchisedek. Es ist anzumerken, dass Hebräer 5: 11–6: 20 ein Abschnitt in Klammern ist, in dem der Verfasser die bisher gelehrten Wahrheiten anwendet.

Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien

Wer ist also Jesus Christus für dich?
Und wenn wir als Christen, Jesu Nachahmer sind – wie können wir „Gehoram lernen„?

Und eine Frage, auf die ich noch keine zufriedensstellende Antwort gefunden habe: Wer ist dieser Melchisedek?
In der letzten Woche dazu gerade ein weiteres Fragezeichen gelesen:

Wer er war. Er war „der König von Salem“ und „ein Priester Gottes, des Allerhöchsten“ (Vers 18); und es werden noch andere herrliche Dinge über ihn gesagt (Hebr 7,1–10).
1.1 Manche Kommentatoren schließen, dass Melchisedek Sem war, der Sohn Noahs. Doch warum sollte man seinen Namen ändern? Und wie kam er dazu, in Kanaan zu wohnen?
1.2 Viele christliche Kommentatoren haben gemeint, dass dies eine Erscheinung des Sohnes Gottes selbst war. Er erschien Abram als gerechter König in einer gerechten Sache und gab Frieden. Es ist schwer vorstellbar, dass es von einem bloßen Menschen heißen könne: „Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens“ (Hebr 7,3).
1.3 Es ist möglich, dass Melchisedek ein kanaanitischer Herrscher war, der in Salem herrschte, und dort den wahren Glauben aufrechterhielt. Wenn dem so ist, warum sollte dann sein Name nur hier in der Geschichte von Abram auftauchen? Die arabische Katene berichtet über Melchisedek, dass er der Sohn von Heraklim war, dem Sohn von Peleg, des Sohnes Hebers, und dass seine Mutter Salathiel war, die Tochter von Gomer, dem Sohn von Japhet, des Sohnes Noahs.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Während Philo die Ursprünglichkeit von Melchisedeks → Priestertum betont (LA III 79; congr. 99), steht nach rabb. Ansicht Melchisedek als Nachkomme → Noahs – nach 2Hen Nachkomme von Noahs Bruder Nir – in der Nachfolge Sems, Noahs Erstgeborenem, mit dem Melchisedek gelegentlich gleichgesetzt wird (TJI zu Gen 14,18; Jub 13,25; PRE VIII und XXVII; Jalq I § 41). Als solcher verkörpert er an der Schnittstelle von Ur- und Erzvätern das urmenschliche Priestertum (bAS 8a): Abraham, der nach 1QGenAp 22,14–17 Melchisedek »den Zehnten von allem Besitz des Königs von Elam und seiner Bundesgenossen entrichtet hat«, empfängt von ihm sowohl die königliche (Tan Behaalotekha XVII) als auch die hohepriesterliche Würde (BerR XLIII, 6; LV, 6; WaR XXV, 6; bNed 32b; Jalq I §§ 74, 81).
Als Gestalt der Endzeit erscheint Melchisedek zuerst in 11QMelch. Hier werden ihm, dem einzigen namentlich genannten Priester-Engel (II 10; vgl. 4Q401 11,2f. und 22,3), sowohl richterliche als auch herrscherliche Funktionen zugeschrieben: Als der Elohim aus Ps 82,1 (11QMelch 3 II 9ff.) richtet er im letzten Jubiläum Belial und die Seinen und führt den Richtspruch selber aus. Der rabb. → Midrash deutet Melchisedek messianisch als einen der »vier Schmiede« (Sach 2,3), dem neben dem Mašiaḥ ben David, Mašiaḥ ben Josef und Elija eine wesentliche Rolle im Werk der Vollendung der Welt zukommt (bSuk 52b; PesK V, PesR XV; Jalq II §§ 569, 986).

Religion in Geschichte und Gegenwart