Tag: 11. Januar 2021

„ihm ist nichts unmöglich, er ist ganz besonders, er ist echt heilig“

Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name; und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten.
Elberfelder 1871 – Lukas 1,49–50

daß der Gewaltige Großes an mir gethan. Und heilig ist sein Name. Und sein Erbarmen währt von Geschlecht zu Geschlecht für die, die ihn fürchten
Textbibel – Lukas 1,49–50

כִּי גְּדוֹלוֹת עָשָׂה בִּי שַׁדַּי, (בראשית יז׳ א׳//דברים י׳ כא׳//תהילים קכו׳ ג׳) קָדוֹשׁ
ha-Berit ha-ḥadashah 2000 – Lk 1,49

Denn er sah auf die Erniedrigung seiner Magd. Denn sieh! von jetzt an werden mich alle Geschlechter selig preisen. Denn Großes tat mir der Mächtige, und sein Name ist heilig, und sein Erbarmen ist von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten. Gott hat sie nicht deshalb mißachtet, weil nichts Großes und Hohes an ihr war, sondern hat ihr seinen Blick geschenkt und auf sie mit dem erwählenden Auge geschaut, das sie zum Werkzeug seines Rats erkoren hat, und nun ist sie auf eine Höhe erhoben, daß sie für immer als die Hochbegnadigte und Auserkorene gelten wird und allen Zeiten das, was Gott ihr gab, als unausdenkbarer Vorzug erscheinen muß. So handelt er an ihr gemäß seiner göttlichen Majestät und offenbart seine Macht, seine Heiligkeit und sein Erbarmen. Bei seiner Regierung verweilt nun ihr Blick, die ungebunden an das, was groß und mächtig unter den Menschen ist, ihren eigenen Weg geht und Gottes Willen allein zur Geltung bringt.

Schlatter – Die Evangelien nach Markus und Lukas: Ausgelegt für Bibelleser

Dieses Lied von Maria zeigt zwei Dinge: Erstens zeigt es das Ausmaß von Marias persönlicher Spiritualität; und zweitens zeigt es ihre Kenntnis der Schrift, weil ihr Lied Hannahs Lied in 1 Samuel 2: 1–10 sehr ähnlich ist. In Marias Lied machte sie zwei Hauptpunkte: Erstens war Gott ihr Retter; und zweitens kam der Eine, der Messias, um die Verheißungen an Abraham zu erfüllen. Ihr Lied kann in zwei Teile geteilt werden. Der erste Teil (Verse 46–50) beschreibt, was Gott für Maria getan hat. In den Versen 46–47 heißt es: Und Maria sprach: Meine Seele macht den Herrn groß, und mein Geist hat sich an Gott, meinem Retter, gefreut. Sie nannte Gott ihren Retter. Die Art von Menschen, die einen Retter brauchen, sind Sünder. Diese Aussage zeigte deutlich, dass Maria eine Sünderin war. Dies verfälscht die Behauptungen eines bestimmten Teils der Christenheit, der lehrt, dass Maria immer ohne Sünde war. Sie sagte, dass Gott ihr Retter sei und zeigte, dass sie von Gott von ihren Sünden gerettet wurde. Dann benutzte sie das Wort „für“ dreimal und betonte, dass sie Gott „wegen“ lobte, was Gott für sie getan hatte. Erstens in Vers 48a: Denn er hat auf den niedrigen Stand seiner Magd geschaut:… Die Magd war Mary selbst. Sie war von geringem Vermögen, weil sie auf wirtschaftlicher Ebene auf der Armutsgrenze war. Aber trotz ihres geringen finanziellen, wirtschaftlichen und sozialen Vermögens und ihres Lebens in Nazareth, einer Stadt mit schlechtem Ruf, hatte Gott sie dennoch mit Gnade angesehen. Zweitens in Vers 48b:… Denn siehe, von nun an werden mich alle Generationen als gesegnet bezeichnen. Trotz ihrer geringen Anfänge würden sie von nun an alle Generationen als gesegnet bezeichnen, da über alle Generationen hinweg anerkannt würde, dass sie die Mutter des Messias war. Drittens in Vers 49a: Denn wer mächtig ist, hat mir Großes angetan; … Das Beste war, dass sie die Mutter des Messias sein würde. Sie schloss diesen Abschnitt dessen, was Gott für sie tat, mit dem Lob Gottes: Und heilig ist sein Name. Und seine Barmherzigkeit gilt Generationen und Generationen denen, die ihn fürchten. Der zweite Teil ihres Liedes, Verse 51–55, in dem sie erklärte, was Gott für Israel tun würde. Sie benutzte den Begriff, den er sieben Mal hat: Erstens: Er hat mit seinem Arm Kraft gezeigt; … Zweitens:… Er hat die Stolzen in die Vorstellung ihres Herzens zerstreut. Drittens: Er hat Fürsten von ihren Thronen gestürzt,… Viertens:… und hat sie in geringem Maße erhöht. Fünftens: Der Hunger, den er mit guten Dingen gefüllt hat; … Sechstens: … und die Reichen, die er leer weggeschickt hat. Und siebtens: Er hat Israel, seinem Diener, geholfen, damit er sich für immer an Barmherzigkeit (als er zu unseren Vätern sprach) gegenüber Abraham und seinem Samen erinnert. Die Geburtserzählungen verbinden oft das Kommen Jeschuas mit den verschiedenen jüdischen Bündnissen. In Matthäus 1: 1 stellte Matthäus sein Evangelium vor, indem er ihn den Sohn Davids und den Sohn Abrahams nannte. Auf diese Weise verband er das Kommen Jeschuas mit dem Davidischen Bund und mit dem Abrahamischen Bund. Hier, in den Versen 54–55, verband Maria das Kommen des Messias mit dem Abrahamischen Bund, denn sie sagte: Er hat Israel, seinem Diener, geholfen, damit er sich an die Barmherzigkeit (als er zu unseren Vätern sprach) gegenüber Abraham und seinem erinnert Samen für immer. Sie wird den gebären, der den Abrahamischen Bund erfüllen wird. Diese Geburtserzählung endet in Vers 56: Und Maria blieb ungefähr drei Monate bei ihr und kehrte in ihr Haus zurück. Mary blieb insgesamt drei Monate bei Elisabeth. Diese drei Monate waren der siebte, achte und neunte Monat von Elisabeths Schwangerschaft. Mary verließ Elisabeths Haus kurz bevor John geboren wurde. Uns wird nicht gesagt, warum sie vor Johns Geburt gegangen ist, vielleicht, um an dieser Stelle nicht auf sich aufmerksam zu machen. Zu diesem Zeitpunkt war sie selbst im dritten Monat schwanger und immer noch unverheiratet, obwohl sie mit Joseph verlobt war. Als John geboren wurde, erregte es große Aufmerksamkeit in der Stadt, vielleicht wollte Mary die Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen.

Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien

„wenn du wieder zu mir zurück kommst“

Der Herr aber sprach: Simon, Simon! siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, auf daß dein Glaube nicht aufhöre; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder.
Elberfelder 1871 – Lukas 22,31–32

Und der Herr sagte: „Simon, Simon, siehe! Der Satan bat sich euch aus, um [euch] zu schütteln wie den Weizen. Ich aber flehte für dich, damit dein Glaube nicht zu Ende gehe. Und du, nachdem du einst umgekehrt bist, festige deine Brüder.“
Jantzen & Jettel Lukas 22,31–32

Sịmon, Sịmon, sieh nur! Satan hat nach euch allen verlangt, um euch wie Weizen durchzusieben.  Aber ich habe für dich gefleht, dass dein Glaube nicht nachlässt. Und du, bist du wieder zurückgekehrt, dann stärke deine Brüder.“
neue Welt Übersetzung – 2018 – Luk 22,31–32

Der Herr aber sprach: Simon, Simon, siehe, der Satan hat sich auch ausgebeten, um euch zu sichten, wie den Weizen. Mt 26,33f; Joh 21,15; Am 9,9; Hi 1,9f; 2Kor 2,11; 1Pe 5,8.
Ich aber habe für dich gefleht, damit dein Glaube nicht zu Ende gehe; und wenn du dereinst dich bekehrst, so festige du deine Brüder. Joh 17,11.15; Ps 51,15; 1Joh 2,1; 1Pe 1,5.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 22,31–32

Aber Jesus sagte auch, daß Petrus ihn noch in derselben Nacht, bevor der Hahn kräht, dreimal verleugnen werde. Zugleich gab er ihm jedoch den Trost, daß er trotz des Bemühens Satans, die Jünger zu sieben wie den Weizen (d. h. ihnen Prüfungen aufzuerlegen), seinen Glauben nicht verlieren würde. Er sollte wiederhergestellt (wenn du dich bekehrst) und später sogar zum Leiter der Jünger (d. h. der Leiter der Brüder) werden. Petrus verwahrte sich gegen die Voraussage Jesu; er hielt sich für stark und behauptete, daß er Jesus selbst ins Gefängnis und in den Tod folgen würde.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Auch hier begegnen uns die drei Faktoren der Versuchung, die wir in der letzten Folge dieser Reihe kennengelernt haben: das Spannungsfeld aus Gott, Teufel und menschlicher Begierde. Der Teufel ist aktiv beteiligt, und offensichtlich hat Gott dem Begehren des Satans zugestimmt. Und doch wird es die menschliche Schwachheit sein, die Petrus scheitern lässt: zunächst die völlig unangemessene Selbstüberschätzung, kurze Zeit später die nackte Angst, selbst in die Mühlen der Justiz zu geraten. Jesus weiß das alles. Er bereitet Petrus auf die Form und das Ausmaß der Versuchung vor, indem er präzise ankündigt, was geschehen wird. Bedenken wir an dieser Stelle kurz: Vorherwissen ist nicht das Gleiche wie Vorherbestimmen! Petrus bleibt selbst verantwortlich. Er hat deutliche eigene Anteile am Verlauf der Ereignisse, auch wenn sie durch das Begehren des Teufels eine Dimension haben, der Petrus nicht gewachsen ist. Zumindest nicht der Petrus, den wir aus der Zeit vor Karfreitag kennen.

Genau an dieser Stelle wird der Text spannend. Jesus bleibt ja nicht bei der bedrohlichen, negativen Seite der Verleugnung stehen, sondern fügt zwei wesentliche Sätze hinzu. Zunächst: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Die entscheidende Frage lautet: Hat der Glaube des Petrus denn nicht doch aufgehört, als er seinen Herrn verriet? – Nein, hat er nicht! Aufgehört hat alles, was Petrus selbst einbringen konnte: sein Eifer, seine Liebe zu Jesus, seine feste Entschlossenheit, Jesus bis in den Tod zu folgen. Hätten wir ihn fragen können, hätte er vermutlich all diese Dinge als Bestandteile und Beweis seines Glaubens genannt. Doch es war nur seine eigene Vorstellung von Nachfolge und vom Glauben. Erinnern wir uns an den ersten Teil dieser Reihe: Glauben meint nicht in erster Linie das Bejahen biblischer Lehre, sondern vor allem die Beziehung zu Gott. Und die hat nicht aufgehört, weil nämlich zu einer Beziehung immer zwei gehören. Läge es an Petrus, dann wären am Ende der Ereignisse sein Glaube und sein Leben völlig zerstört. Aber Gott hat an der Beziehung festgehalten. Er hat Petrus festgehalten. 

Christ sein heute – 01/2021

»Simon, Simon!« ist eine eindrückliche, wachrüttelnde Anrede wie »Marta, Marta!« (Lk 10,41), »Saul, Saul!« (Apg 9,4) oder »Jerusalem, Jerusalem!« (Lk 13,34). Woraus muss »Simon« Petrus wachgerüttelt werden? Aus seinem Hochmut. Vermutlich hat er nach der Entdeckung des Verrats des Judas (vgl. Joh 13,23ff.) sehr hochmütig und eingebildet von seiner eigenen Treue gedacht.

Was in Vers 31 und V. 32 folgt, berichtet nur Lukas.

»Siehe, der Satan hat sich ausgebeten, euch zu sieben wie den Weizen« (V. 31). Man muss ergänzen: Er »hat sich« dies von Gott »ausgebeten«, ähnlich wie bei Hiob (Hiob 1,6ff.; Hiob 2,1ff.; vgl. Sach 3,1ff.; 2 Kor 2,11; 1 Petrus 5,8). Der Sturz Satans aus dem Himmel (Lk 10,18) ereignete sich erst nach der Kreuzigung Jesu (Joh 12,31; Offb 12,7ff.). Die Aussage Jesu: »euch zu sieben wie den Weizen« macht deutlich, dass der »Satan« die zwölf Apostel einer verheerenden Prüfung unterziehen wollte. Er rechnete sich also selbst bei den Aposteln noch eine Chance aus! Der Fall des Judas mochte ihn dazu ermutigt haben. Um wie viel mehr – muss sich der Leser sagen – rechnet sich dann der Satan bei mir noch Chancen aus! »Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle« (1 Kor 10,12; vgl. 2 Kor 2,11). Das »Sieben« oder »Sichten des Weizens« ist ein altes prophetisches Gerichtsbild (Am 9,9; Mt 3,12 par). Es bezieht sich auf die Weizenernte, bei der man u. a. den bereits ausgedroschenen, aber noch mit Spreu und Steinen durchsetzten »Weizen« über einem Sieb aus Darmsaiten schüttelte, sodass am Schluss nur noch die echten Körner übrig blieben. So also wollte der Teufel die Apostel »sieben«!

Zu den Einzelheiten ist noch dreierlei zu bemerken: a) Für »sich ausbitten« steht im Griechischen ein Wort, das typisch ist für Bitten im Geschäftsverkehr, nicht aber für Bitten der Kinder oder für Bitten an Gott! »Der Satan« betet also nicht wie wir zu Gott, sondern steht gewissermaßen nur im »Geschäftsverkehr »mit Gott. b) Dass der Teufel (»Satan«) für Jesus eine real existierende Person ist, geht aus Vers 31 zweifelsfrei hervor. c) »Satan« braucht die Erlaubnis Gottes. Er kann die Leute Jesu nur insoweit angreifen bzw. versuchen, als Gott es ihm erlaubt. Dies wirft auch ein Licht auf die vorletzte Vaterunserbitte (»und führe uns nicht in Versuchung«).

Der Einblick in Vorgänge der überirdischen Welt setzt sich fort mit Vers 32: »Ich aber«, sagt Jesus, »habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre«. Das »Ich« Jesu ist stärker als Satans Ich. Wir müssen also von vornherein damit rechnen, dass Jesu Bitte erhört wurde. Wir sehen hier Jesus als Fürsprecher. Das hängt damit zusammen, dass er der ewige Hohepriester ist. Auf diese ständige Fürbitte Jesu, die auch den heutigen Gläubigen zu Gute kommt, legt das NT großen Wert (vgl. Joh 17,9ff.; Röm 8,34; 1 Joh 2,1; Heb 7,25). Insgesamt muss man sich den Vorgang so vorstellen, dass Jesus durch den Heiligen Geist in die himmlische Welt versetzt wurde, dort die Bitte Satans bei Gott dem Vater miterlebte, und daraufhin beim Vater Fürbitte tat. Der »Glaube« des Petrus wird also nicht aufhören. Doch bleibt immer noch die Frage übrig: Wie steht es mit den anderen Aposteln? Der Teufel wollte sie doch alle zum Abfall bewegen (»euch sieben«, V. 31)! Hat Jesus also alle übrigen fallen gelassen, und nur für Petrus »gebeten«? Eine solche Deutung würde weder mit Vers 32 noch mit dem Hohenpriesterlichen Gebet in Joh 17 noch mit der Apostelgeschichte übereinstimmen. Deshalb müssen wir V. 32 so verstehen: »Gerade für dich, Simon, musste ich bitten. Sonst wäre dein Glaube in die Brüche gegangen. Aber auch für deine Mitapostel habe ich gebeten«.

»Und wenn du dereinst dich bekehrst, dann stärke deine Brüder«. Dieser Satz muss bei Petrus wie eine Bombe eingeschlagen haben. Hatte er sich denn nicht schon längst zu Jesus bekehrt (vgl. Joh 1,41ff.; Mt 4,18ff.; Lk 5,1ff.)? Nein, sagt Jesus, nicht gründlich genug. Es wird durch ein tieferes Zerbrechen deiner Selbstgerechtigkeit gehen und infolgedessen zu einer viel tieferen, dauerhafteren Bekehrung. Das ist nach Joh 21,15ff später auch geschehen. Die Aufgabe, die »dann« vor Petrus steht, heißt: »Stärke deine Brüder!« Diese »Brüder« sind die Mitapostel und – in einem weiteren Sinne – die Mitjünger. Wie treu Petrus dieser Aufgabe nachgekommen ist, sieht man an Apg 1,15ff.; Apg 5,42; 9,32-36ff.; Apg 15,7ff.; 1 Kor 9,5; Gal 2,9ff.; sowie am ersten und zweiten Petrusbrief

Edition C – NT

Einst besuchte ein Knecht Gottes eine Porzellanfabrik. Dort sah er, wie ein Arbeiter auf seiner Tonscheibe eine wunderschöne Blumenvase formte. Endlich schien sie fertig zu sein. Der Meister prüfte sie nochmals von allen Seiten und plötzlich warf er sie wieder auf die Tonscheibe. Entsetzt über diese Handlung fragte der Gottesmann den Meister: „Was machen Sie?“ „Ja“, antwortete der Meister in aller Ruhe: „Der Ton hatte noch Härte in sich!“
Nicht der Ton wurde verworfen, sondern nur die Form des Tones. Der Ton selbst blieb in des Meisters Hand. Diese knetete ihn noch einmal und bereitete aus ihm eine neue Vase zu. Die gelang. Der Ton hatte seine Härte verloren, und der Meister wusste, dass das Gefäß jetzt nicht zerspringen würde, wenn es im Glutofen seine letzte Feuerprobe zu bestehen habe.
Welch ein Trost, zu wissen, Christus, der große Künstler, selbst wacht über uns. Er verwirft nicht den Ton, Er verwirft nur die Härte in uns, wenn Er uns wieder und wieder auf die Tonscheibe legt. Er weiß, welch ein brauchbares Gefäß jener Ton zuletzt in seiner Meisterhand werden wird, der gegenwärtig noch so manche Härten in sich trägt.
Oft denken wir, wenn die Nacht der Leiden schwärzer und schwärzer wird, Gott habe uns ganz verlassen. Er habe für immer uns seine starke Hand entzogen. Wir ahnen jedoch nicht, wie nahe in solchen Stunden der Herr uns ist. Als einst der heilige Antonius von Padua, dieser gewaltige Bußprediger im dreizehnten Jahrhundert, nach einer schweren Versuchung eine Vision hatte, in welcher Christus ihm erschien, fragte er: „Herr, wo warst Du denn bis jetzt, dass Du mir nicht früher geholfen hast?“ Eine Stimme antwortete ihm: „Antonius, Ich war immer bei dir, Ich war Zeuge Deines Kampfes und werde dich niemals verlassen!“
Auch Hiob ahnte nicht, als er in die außergewöhnliche Leidensglut hineingetaucht wurde, dass Gottes Auge selbst das Gold überwachte. Gott war es, der genau das Maß seiner Leiden festsetzte. Satan durfte nicht einen Schritt weiter gehen, als Gott es ihm erlaubte. Nicht um einen Grad durfte die Glut heißer werden, als es nötig war. Der Herr wusste ganz genau, welch ein Maß von Leiden Hiob ertragen könne. Denn Er ist treu und lässt uns nicht versuchen über unser Vermögen. Auch im Schmelztiegel der Leiden behütet Er seine Heiligen wie seinen Augapfel. Nicht ein Körnlein darf bei der Sichtung auf die Erde fallen und mit der Spreu verloren gehen, wenn Er die Seinigen sichten lässt wie Weizen.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

„Bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder“ (Lk 22,32). Das ist die Linie Gottes. Wir Menschen haben oft eine andere Linie. Wir sind einem Bruder gegenüber, der in Sünde fiel und wieder zurecht kam, gern etwas vorsichtig, abwartend, um nicht zu sagen mißtrauisch. Bewußt oder unbewußt behält ein Menschenkind bei uns einen Makel, obwohl wir ihm vergeben haben. Sicherlich gibt es eine göttliche Vorsicht. Aber die Bewährungsfristen, die wir Menschen in solchen und vielen anderen Fällen unserer Versammlungspraxis und unseres Zusammenlebens einschalten, sind oft Sicherungen, die nichts mit der göttlichen Linie zu tun haben, so geistlich wir sie mit unserer „Verantwortlichkeit“ verbrämen mögen. Gottes Gnadenhände formen oft gerade durch den Fall ein besonderes Werkzeug zu Seiner Ehre, um Seine Gemeinde zu stärken und zu trösten. Dafür sollten wir offen sein. Ich kenne Fälle, in denen Brüder, die ausgeschlossen werden mußten, aber nach aufrichtiger Beugung wieder zurechtkamen, nach Jahr und Tag noch zurückstehen müssen. Sobald sie sich nur irgendwie einmal in der Versammlung hören lassen, werden sie wieder an die alte Sache von damals erinnert und gebeten, auf die Gefühle der Geschwister Rücksicht zu nehmen. Ob nicht dem Volk Gottes durch solches Verhalten mancher Segen verloren geht?

Hilfe und Nahrung – 1976