Monat: April 2021

Es fehlte nicht viel…

Wenig fehlte, so hätten sie mich vernichtet auf der Erde; (O. im Lande) ich aber, ich habe deine Vorschriften nicht verlassen.
Elberfelder 1871 – Ps 119,87

Ich weigere mich, gegen deine Anordnungen zu verstoßen, 
  obwohl die Feinde mich fast umgebracht hätten.

Hoffnung für Alle – Psalm 119,87

 Es fehlte nicht viel, und meine Feinde hätten hier in unserem Land ein Ende mit mir gemacht;
ich aber weiche dennoch nicht von deinen Anordnungen ab.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Ps 119,87

Sie haben mich schier umgebracht usw. David wiederholt mit wenig abweichenden Worten, was er schon gesagt hat: wie hart er auch angefochten wurde, er blieb doch auf seinem Posten und wich nicht von der Frömmigkeit. Für vollkommene Leute wäre es genug, wenn dies einmal gesagt würde; denken wir aber an unsere Schwachheit, so werden wir diese wiederholte Belehrung nicht für überflüssig erachten. Vergessen wir doch Gottes Gesetz nicht bloß unter der Erschütterung der heftigsten Kämpfe, – die meisten wanken schon, ehe der Kampf noch beginnt. Umso bemerkenswerter erscheint die wunderbare Stärke des Propheten: obgleich er halbtot war, ließ er doch nicht ab, durch beständige Betrachtung des Gesetzes seine Seele zu erquicken. Mit gutem Grunde weist er auch darauf hin, dass er seine Erfahrungen auf Erden gemacht. Darin liegt ein verborgener Gegensatz gegen den Himmel: mochten sich auf Erden von allen Seiten die Schrecken des Todes herandrängen, – er hob seinen Geist nach oben; denn wenn der Glaube zum Himmel dringt, wird es leicht sein, aus der Verzweiflung empor zu tauchen. Auch der letzte Vers enthält nichts Neues. Denn zuerst gründet David sein Leben auf Gottes Barmherzigkeit, nicht bloß, weil er sich der menschlichen Gebrechlichkeit bewusst war, sondern weil er täglich sich mehrfachen Todesgefahren ausgesetzt sah, ja ohne Gottes Kraft schon entseelt hätte daliegen müssen. Wird er aber dem Leben wiedergegeben sein, so verspricht er, sich dankbar zu beweisen, und zwar nicht bloß mit der Zunge, sondern mit dem ganzen Leben. Jede Durchhilfe, mit der uns Gott aus Gefahren befreit, ist ein Geschenk neuen Lebens. Darum ist es billig, die verlängerte Zeit, die er uns noch gibt, seinem Dienst zu weihen: Ich halte die Zeugnisse deines Mundes. Dieser Bezeichnung des Gesetzes rühmt herrlich seine Autorität.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Die gesamte Bibel ist voll von Geschichten, in denen es den Menschen, die sich für das Richtige entscheiden richtig richtig schlecht geht. Woran liegt das?
Und dann sind „wir Christen“ noch so gut, und hauen auf die „kleinen Fehler“ dieser Personen noch drauf rum. So wie heute Vormittag im Gottesdienst besprochen: ein Beispiel: Petrus – jeder kennt die Geschichte, dass der Petrus doch den Herrn 3 Mal verraten hat! Und? Ich wäre gern so mutig wie der Petrus! Denn von den 11 verbliebenen Aposteln liefen genau 9 nach Hause, als Jesus verhaftet wurde! Und nur Johannes und Petrus befinden sich in der Nähe von Jesus! Ja, wer nicht arbeitet, macht keine Fehler 😉 – und wer dicht an Jesus dran bleibt, verspürt halt auch den Druck! – und kommt damit auch in die Gefahr, einen Fehler zu machen! Also ich finde, dass Petrus mutig war – und dass er wohl völlig damit überfordert war, seinen Herrn in dieser mißlichen Lage zu sehen. Und Petrus war völlig übermüdet! – den gesamten 13.Nisan auf den Beinen, dann das Passah dann das Abendmahl – dann mit dem Herrn in den Garten – ein paar Mal eingenickt (nach 5 Gläsern Wein) – und nun in den frühen Morgenstunden noch klare und vernünftige Antworten geben können? Hätte er gewußt, wie wir heute über ihn denken, er wäre sicher lieber nach Hause gegangen, wie die anderen 9 erwachsenen Männer.
Wenn der Druck so groß ist, wie in dem oben angeführten Psalm, dann hilft nur noch beten – denn nur mit IHM schaffen wir auch diese Situation – und sind dann „schlauer als Petrus“.

Feiertage oder Trauertage?

Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, (Eig für einen von göttlicher Strafe Getroffenen) von Gott geschlagen und niedergebeugt; doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg; und Jehova hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit.
Elberfelder 1871 – Jesaja 53,4–6

Dieser trägt unsere Sünden und leidet um unsertwillen. Und wir urteilten über ihn, dass er in Not, unter einem (Unglücks)schlag und im Elend sei. Er aber wurde verwundet um unserer Gesetzlosigkeiten willen und ist gebrechlich gemacht um unserer Sünden willen: Unsere Erziehung zum Frieden ruht auf ihm, durch seine Strieme wurden wir geheilt. Wir alle gingen wie Schafe in die Irre, (jeder) Mensch ging auf seinem Weg in die Irre; und der Herr übergab ihn für unsere Sünden.
Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung: Text – Jes 53,4–6

In Wahrheit aber hat er die Krankheiten auf sich genommen, die sonst uns getroffen hätten, und die Schmerzen erlitten, die sonst wir ertragen müssten. Wir meinten, Gott habe ihn gestraft und geschlagen; doch wegen unserer Schuld wurde er gequält und wegen unseres Ungehorsams geschlagen. Die Strafe für unsere Schuld traf ihn und wir sind gerettet. Er wurde verwundet und wir sind heil geworden. Wir alle waren wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg. Ihm aber hat der HERR unsere ganze Schuld aufgeladen
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jesaja 53,4–6

Es ist wahr (sicherlich, jedoch, dennoch): Unsere Krankheiten – er hat sie getragen (unter unseren Krankheiten hat er gelitten, unsere Krankheiten hat er auf sich geladen);
unsere Schmerzen (Leiden) – er hat sie gestemmt (ertragen, erduldet).
“Wir“ hielten ihn für geschlagen,
für von Gott getroffen und gedemütigt (geplagt).
“Er“ ist verwundet (durchbohrt) q wegen (durch, in Folge) unseres Unrechts (Sünde, abtrünnigen Verhaltens),
zerstört (verletzt, zerrüttet) r wegen (durch, in Folge) unserer Vergehen (Schuld).
Für unser Wohlergehen (Frieden, Heil) traf ihn unsere Züchtigung,
durch seine (bei seinen) Wunden gab es Heilung für unst.
Wir alleu hatten uns verlaufen wie Schafe (Vieh),
jeder ging seinen eigenen Weg (in seine Richtung, in eine andere Richtung),
Doch (und darum) JHWH lässt ihn treffen (bürdet ihm auf, bekämpft ihn mit) w unserer aller Sünden (was wir alle verschuldet haben).
offene Bibel – Jes 53,4–6

Aber er hat die Bestrafung für unsere Fehler übernommen. Wir dachten uns, dass er das verdient hat, dass das eine Bestrafung von Gott wäre und dass der ihn schlägt und runterdrückt. Dadurch ging es ihm auch echt dreckig. Aber in Wahrheit musste er wegen unserem Mist so heftig leiden. Weil wir Dinge tun, die Gott uncool findet, wurde er fertiggemacht. Er übernahm die Strafe für uns, damit wir frei werden. Durch seine Schmerzen und Verletzungen kam bei uns alles wieder in Ordnung. Wir waren total durcheinander, wir hatten uns alle verlaufen, so als wären wir in einer fremden Stadt ohne Stadtplan. Jeder hat getan, was er gerade für richtig hielt. Trotzdem hat Gott ihn für unseren ganzen Mist bluten lassen.
VolxBibel – Jes 53,4–6

siehe, wie ein Mann der Schmerzen und wie einer, der ausersehen ist für Krankheiten. Und wie wenn das Angesicht der Schechina weggenommen wurde von uns, so sind sie verachtet und nicht respektabel. Dann wird er bezüglich unserer Sünde bitten, und unsere Ungerechtigkeiten werden um seinetwillen vergeben. Aber wir wurden als Geschlagene betrachtet, zerschlagen vor JHWH und geplagt. Und er wird das Heiligtum aufbauen, das entweiht wurde wegen unserer Sünde, ausgeliefert wegen unserer Ungerechtigkeiten. Und durch seine Lehren wird sein Friede zunehmen über uns, und dadurch, dass er seine Worte eifrig befolgt, wird uns unsere Sünde vergeben. Wir alle wurden wie eine Schafherde zerstreut; ein jeder auf seinem Weg gingen wir ins Exil. Aber vor JHWH war es ein Wohlgefallen, all unsere Sünden zu vergeben um seinetwillen. Er bittet, und schon wird ihm geantwortet; und bevor er seinen Mund öffnet, ist er angenommen.
Targum Jonathan

Unser großes Vorbild
Zum Schluss wenden wir den Blick noch auf unseren Herrn und Heiland. Er war völlig anders. Er selbst hatte keinerlei Schuld, Er war der Heilige und der Reine. Doch was hat Er getan? „Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg; und der Herr hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit“ (Jes 53, 5.6).
Als der Herr Jesus am Kreuz auf Golgatha litt und starb, hat Er fremde Schuld auf sich genommen und zu seiner eigenen Schuld gemacht. In einem prophetischen Wort klagt Christus: „Denn Übel bis zur Unzahl haben mich umgeben, meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen“ (Ps 40,13).
Er wurde von Gott wegen deiner und meiner Schuld gestraft und zerschlagen. Er ging wegen unserer Schuld in die Finsternis und wurde von Gott verlassen. Nie hat Er Schuld von sich geschoben, obwohl Er selbst schuldlos war. So hat Er einen Weg zur Vergebung geöffnet!
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1 Johannes 1,9)

Bleib in mir 2019

Der Leidtragende. Aber auch der Knecht ist nicht ohne seine Prüfungen. Es gab ein Israel, einen „Knecht“, der den Weg Jehovas nur langsam annahm, der verzweifelt und hoffnungslos war unter seinem angehäuften Unglück, sowie einen „Knecht“, der im Glauben und in der Hoffnung den Willen seines Gottes annahm und ihm zu gehorchen suchte, in der Finsternis ebenso wie im Licht. Wie soll der Prophet das Elend und die Qualen des Exillebens mit seiner Trennung von Jehova, mit seiner Verzweiflung, seinem Leiden durch den Stolz des Fängers und die Überheblichkeit des Abtrünnigen erklären (Jes. 50:5, 6; 51:17-23; 48:1-11)? Denn es gab noch ein anderes Israel neben dem „Knecht“ – ein falsches Israel, das von Jehova abgewichen war und die Götzen angenommen hatte. Diese waren umso bereitwilliger, ihre Treue zu ihren neuen Göttern durch die Verfolgung der treuen Diener dessen zu beweisen, den sie verlassen hatten. Dieser treuen, leidenden Gemeinschaft erklärt der Prophet die Bedeutung ihres Zustandes und stellt eine erhabene Aussicht auf ihre Zukunft in Aussicht. So wie sie die Boten Jehovas sind, um seinen Charakter denen zu offenbaren, die um sie herum sind, so sollen ihre geduldig ertragenen Leiden ein Mittel sein, durch das Jehovas Name verherrlicht und Jehovas Charakter gerechtfertigt werden soll. Sie werden stellvertretend für andere bestraft. Das, was ihnen zugefügt wird, sollen ihre Feinde ertragen. Aber aus ihren Leiden heraus und durch sie hindurch werden auch sie zu einer herrlicheren Zukunft aufsteigen. Sie werden gerechtfertigt werden, und Jehova wird sie hoch erheben. Das wird freilich erst später denjenigen klar werden, die durch den obskuren und leidenden „Knecht“ erlöst worden sind. Sie werden es verstehen und sich wundern und ihn verherrlichen (Jes. 52:13-53:12; Ps. 22.).
Das war die ideale Gemeinschaft, die vor der inspirierten Vision der verbannten Propheten als die Vollendung von Jehovas Gnade erschien. Wie schon angedeutet wurde, ist ihr Charakter vor allem geistig. Ein neues Herz ist ihr verliehen worden. Der Geist Jehovas wohnt in ihm. Es ist frei von bösen Taten. Der Götzendienst ist aus ihr verschwunden. Jehova allein ist ihr Gott und Retter.
Zusammenfassung der messianischen Ideale. IV. Die so dargelegten Gesichtspunkte und Aussichten legen einige bestimmte messianische Anwendungen und Festlegungen nahe.
Das zeitliche Element. 1. Man kann nicht umhin, die Kombination von hohen geistigen Erwartungen mit lokalen und zeitlichen Erwartungen zu bemerken. Der Prophet, der das ideale Israel mit einem neuen Herzen ausgestattet und von Jehovas Geist beseelt sah, erwartet eine sofortige Wiederherstellung, den Wiederaufbau des Tempels und die Wiederbelebung der rituellen Anbetung in einer gereinigten und höher entwickelten Form. Wie seltsam! Wie unverständlich, in der Tat, es sei denn, man betrachtet es von einem historischen Standpunkt aus! Dann wird klar, wie angesichts des übereinstimmenden Zeugnisses der alten Propheten über diesen Ausgang der durch die exilische Umgebung behinderte Seher diese großen Wahrheiten notwendigerweise in ihrer zeitlichen Form betrachten musste. Unglücklicherweise war es dieses enge und materielle Element, das die folgenden Zeitalter beherrschte, das den ganzen Strom des jüdischen Lebens in Formalismus und Ritualismus verwandelte und die geistige Sicht der nachfolgenden Generationen bis zum heutigen Tag verblendete, wenn die Ausleger aus der vorläufigen Form der Offenbarung symbolische und phantastische Bilder dessen zeichnen, was noch kommen wird.
Das Zeitalter der Gnade. 2. Die Prophetie dieses Zeitalters und ihre Ausblicke in die Zukunft fingen in großen, vagen Umrissen eine Vision des Zeitalters der Gnade ein. Schon frühere Propheten hatten es hier und da angedeutet – Hosea in seinen unvergleichlichen Bildern der göttlichen Liebe, Jesaja in seiner Botschaft von der Befreiung inmitten des Unheils, Jeremia vor allem mit seiner Einsicht in Jehovas Beziehung zur einzelnen Seele und seiner Zusicherung der göttlichen Vergebung.
Offenbart in Jehovas Charakter. Aber jetzt, wie nie zuvor, werden diese Gedanken und Hoffnungen in klarer und eindeutiger Form erdacht und zu Glaubensartikeln entwickelt. Man kann sagen, dass dies eines der besonderen Elemente in Hesekiels Vision ist. Es ist das Geheimnis seiner Darstellung Jehovas, von dem manche Studenten meinen, er sei vom Propheten als ein von den Menschen völlig getrennter Despot dargestellt worden, der mit unnachgiebiger Strenge seine egozentrischen Absichten durchsetzt. Sie übersehen jedoch, dass diese Elemente des Charakters Jehovas nur umso deutlicher das widerspiegeln, was darunter liegt, nämlich die höchste Absicht dieses mächtigen und unvergleichlichen Jehovas, seinem Volk das Heil aus seiner eigenen freien Gnade zu schenken. „Damit ihr wisst, dass ich Jehova bin“, der Refrain, der so monoton durch die Botschaften des Propheten erklingt, ist das Motto der neuen Dispensation, in der Jehova bis zum Äußersten retten wird, indem er sein Volk von den Toten auferweckt und es mit dem göttlichen Geist beschenkt. Ebenso bringt der Prophet die ganze Geschichte der Vergangenheit Israels ein, um dieselbe herrliche Zusicherung zu illustrieren und zu betonen. Und diese Manifestation der Gnade ist unaussprechlich wundersam in ihren Leistungen. Sie verwandelt das menschliche Leben. Sie bringt den Einzelnen in eine unmittelbare geistliche Beziehung zu Gott. Sie läutert und heiligt seinen Charakter. Mit solch logischer Einsicht wird dieser Gedanke entwickelt, dass Davidsons Worte nicht zu stark sind, wenn er sagt, dass eine solche Stelle wie Hesekiel 36,24-29 „sich wie ein Fragment eines Paulusbriefes liest.“
Dieselben Gedanken werden im zweiten Jesaja von einem anderen Gesichtspunkt aus angedeutet. Zu den zerschlagenen und zerstörten Verbannten kommt die Stimme des Herolds, der die Ankunft Jehovas verkündet, der sie weiterführen wird, der sie durch seine Kraft stützt, der sie durch seinen Geist inspiriert und leitet, der sie durch seine Gegenwart reinigt, der der Hohe und Heilige ist, der sie so erlöst aussendet, damit sie ihrerseits die Herolde seiner Ankunft für die Nationen sind.
Der Gläubige. 3. Die höchste messianische „Vorahnung“ dieses Zeitalters, wenn man sie in ihrem definitiveren Aspekt betrachtet, ist die Idee der heiligen Gemeinschaft, die von diesen Propheten dargestellt wird. Jeder Student, der diese prophetischen Äußerungen mit unvoreingenommenem Urteilsvermögen untersucht, kann nicht umhin, zu bemerken, dass ein definitiver Hinweis auf einen persönlichen Messias fehlt, oder zumindest ein Mangel an Betonung eines solchen Gedankens. David wird ein- oder zweimal erwähnt; es wird ein Gleichnis oder so etwas wie das vom Zedernzweig gegeben. Aber an die Stelle des Individuums tritt die Gemeinschaft. Allein die Tatsache, dass diese exilischen Propheten sich einen vom nationalen Leben getrennten religiösen Körper vorstellten, der durch eine individuelle Beziehung zu Jehova verbunden war, ist eine bemerkenswerte Vorwegnahme der Kirche. Die verschiedenen Details, die sich um diese Vorstellung ranken, sind ebenso bemerkenswert. Frühere Propheten hatten in der Tat schon auf die wiederhergestellte Nation als religiöses Zentrum der Welt vorausgeblickt. Aber während dieselben Gedanken auch hier auftauchen, wurde doch in der Vorstellung des „Knechtes“ durch den zweiten Jesaja ein großer Schritt nach vorn getan, indem Israel nun mit seiner Botschaft von Jehova zu den Nationen hinausgeht. Es wird zu einem Propheten, der die Botschaft der Gerechtigkeit und des Gehorsams gegenüber dem heiligen Gott auf der ganzen Erde verkündet.
Eine bemerkenswerte Wendung wird auch dadurch gegeben, dass dieselbe Gemeinschaft der Gläubigen als Opfer dargestellt wird, das für die Sünder erschlagen wird. Es ist der Höhepunkt der priesterlichen und kultischen Vorstellungen der Vergangenheit, aber gleichzeitig eine wunderbare Umwandlung derselben, so dass Israel nicht nur eine priesterliche Nation ist, die im Namen der Menschen vermittelt, sondern sich selbst als das annehmbare und wirksame Opfer darbringt. Und als Ergebnis seines Wirkens in diesen beiden Richtungen wird es verherrlicht und über alle Erwartungen und Vorstellungen hinaus erhöht.
Wer kann nicht beeindruckt sein von der „Vorbereitung“ in diesen prophetischen Idealen? Und sie sind in so individualistischen Sprachformen konzipiert worden, dass sie im Bewusstsein der Gläubigen und Frommen in allen Zeitaltern auf den zentriert waren, der über allen anderen der „Knecht Jehovas“ ist, auch wenn der Autor das nicht beabsichtigte.

Israel’s Messianic Hope to the Time of Jesus

1 Petr 2:24 : Dieser Vers nimmt Jes 53,4-5 auf. Vom Kontext her ( 1.Petr 2, 24.25 ) versteht Petrus die »Wunden« als Wunden der Sünde, wie es häufig bei den Propheten (z. B. Jes 6,10; Jer 6,14; 8,11 ) und manchmal auch in späteren jüdischen Zeugnissen (wie z. B. im achten Segen der Amida, einem jüdischen Standardgebet) zu beobachten ist.
1 Petr 2:25 : Hier knüpft Petrus an Jes 53,6 an. Das Bild von Israel als Schafherde war den Adressaten des Briefes aus dem A.T. vertraut (z. B. Jes 40,11 ), das daraus entwickelte Bild der in alle Welt verstreuten, umherirrenden Schafe, die dem Hirten entlaufen sind, findet sich auch an anderer Stelle ( Jer 50,6; Hes 34,6 ; vgl. Ps 119,176 ). Ein »Bischof« (Luther; »Aufseher« – Elberfelder; »Hüter« – Schlachter) wachte über die ihm Anbefohlenen, schützte sie und hatte Vollmacht über sie; die Diasporajuden wandten den Begriff manchmal auf Gott an. Im A.T. ist Gott der wahre Hirte seines Volkes (s. die Ausführungen zu Joh 10,1-18 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die Osterfeiertage – eigentlich ein Trauerspiel – da ein unschuldiger für uns starb – und dass ganz freiwillig! Aber dann kommt der Sonntag – der 3.Tag, an dem das Trauerspiel zu einem Freudenfest wird, da nicht nur für unsere Sünden am „Karfreitag“ bezahlt worden war, sondern weil der unschuldig Verurteilte wieder zum Leben kommt, und auch der Tod besiegt ist!

Afikomen

Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dieses tut zu meinem Gedächtnis!
Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahle und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.
Elberfelder 1871 – Lukas 22,19–20

Und nach dem Aufnehmen eines Brotes brach er es, nachdem er sich bedankt hatte, und gab es an sie weiter mit den Worten: „Dies steht für meinen Körper, der zu eurem Besten verschenkt wird. So tut ihr etwas für die Erinnerung an mich“ und ebenso den Becher nach dem Einnehmen der Hauptmahlzeit mit den Worten: „Dieser Becher steht für den neuartigen Bund, der durch mein Blut vorhanden ist, das zu eurem Besten vergossen wird.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Lukas 22,19–20

Anschließend nahm Jesus etwas von dem Brot, redete wieder kurz mit Gott und dankte ihm dafür. Dann zerteilte er es in kleine Stücke und gab es an seine Schüler weiter: „Das ist jetzt mein Körper. Der wird für euch weggegeben. Feiert dieses Essen ab jetzt immer wieder und denkt dabei an mich und an das, was ich für euch getan habe.“ Als alle mit dem Essen fertig waren, nahm er noch mal ein Glas Wein und gab es auch an seine Schüler weiter. Dazu sagte er: „Dieser Wein ist jetzt wie mein Blut, mit dem der neue Vertrag unterschrieben wird. Dieses Blut wird für euch fließen.“
VolxBibel – Lk 22,19–20

passend zum Abend des Gründonnerstag, heute der Bibeltext, der zeigt, was alle die sich nach dem christlichen Kalender richten (und den jüdischen außen vor lassen) in den späten Abendstunden gefeiert haben!

Was war das für ein Brot, dass Jesus brach?

Ein paar Zitate aus einer Passah-Hagadah, um ein wenig Licht hineinzubringen – Fragen können dazu gern gestellt werden.

Eine Afikomen-Tasche oder eine andere reguläre weisse Serviette, wo jeder

Leiter eines Tisches die halbe Matza reinlegt.

[Der Leiter hebt die Matzatasche hoch.]

Leiter: Es befinden sich drei Matzastücke in diesem Überzug, der interessanter-

weise Einheit genannt wird. Die mittlere Matza ist in der Hälfte gebrochen, der eine Teil

ist versteckt und wird später, am Ende des Seders als der wichtigste Teil der Mahlzeit

wieder gebraucht. Diese mittlere versteckte Matzahälfte wird “Afikomen” genannt. Es ist

das einzige griechische Wort, dass in der Pessachzeremonie gebraucht wird. Buchstäblich

meint das Wort, “Ich komme!“

Eine rabbinische Tradition sagt, dass die drei Matzas die Priester, die Leviten und

die Israeliten repräsentieren. Eine andere Tradition sagt, dass sie Abraham, Isaak und

Jakob repräsentieren. Aber die jüdische Tradition heute gibt uns keine Erklärung dafür,

wieso die mittlere gebrochen und versteckt werden sollte, noch warum ein griechisches

Wort verwendet wird, das aussagt „Ich komme“!

Eine angemessene Erklärung ist natürlich, dass die Einheit Vater, Sohn und

Heiliger Geist repräsentiert wird und dass die zweite Person der Gottheit, durch die

zweite Matza versinnbildlicht, gebrochen ist für die Sünde der Welt, begraben und wieder

auferstanden Die zweite Matza wird versteckt und dann nach der Mahlzeit wird sie

wieder hervorgebracht. Rabbinische Tradition sagt, dass die Afikomen jetzt das Lamm in

der Zeremonie repräsentiert und dass als der letzter Mahlzeitteil, jedermann davon

essen muss, damit soll dieser Geschmack als der letzte von Pessach im Munde verweilen.

Die Bibel sagt, „Denn wir haben auch ein Pessachlamm, das ist Christus, für uns

geopfert“ (1. Kor 5:7). Könnte die Symbolik nicht klarer sein?

[Der Leiter des Tisches nimmt jetzt die mittlere Matza.]

Leiter: Die Matza ist ein klares Bild des Messias. Ersten sehen wir, wie sie

gestreift ist.

Leser 2: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde

willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine

Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53:5).

Leiter: Zweitens sehen Sie, wie die Matza durchstochen ist.

Leser 1: „Aber über das Haus David und über die Bürger zu Jerusalem will ich

ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets; und sie werden mich ansehen, welchen

sie zerstochen haben, und werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind,

und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um ein erstes Kind“ (Sach

12:10).

Leiter: Drittens ist die Matza ungesäuertes Brot. Sauerteig/Hefe ist ja ein Symbol

für Sünde.

Leser 2: „Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde

gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ (2. Kor 5:21).

[Der Leiter und die Leiter jedes Tisches brechen die zweite Matza in zwei Hälften,

legen die grössere Hälfte in eine weisse Serviette und verstecken sie unter dem Kissen.

Die andere Hälfte wird wiederum in die Matzatasche gelegt.]

Leiter: Lasst uns Gott danken für den Tod Seines Sohns, der uns versöhnt hat.

„Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!“

[Anbetungslied.]

Die Afikomen – „Das ist mein Leib, gebrochen für Euch!“
„Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist
mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22:19).
Leiter: Die Afikomen, die gebrochene mittlere Matza, welche in einer Leinenserviette versteckt wurde, bekommt nun klar die Symbolik der Auferstehung unseres Herrn .
[Der Leiter jedes Tisches nimmt die Serviette mit der Afikomen heraus.]
Leiter: Wie schon zuvor gesagt, ist Afikomen ein griechisches Wort. Es meint,
„Ich komme“, und weist klar auf den Messias Jesus hin, der schon gekommen ist. Der Gebrauch des griechischen Wortes zeigt, dass Jesus durch die Nichtjuden für Israel offenbart wird, wie Paulus in Römer 11:25-26 schreibt, „Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei und also das ganze Israel selig werde.“
An dieser Stelle in der Sederfeier ist es Tradition, dass die Kinder für die
„versteckte Matza“ Ausschau halten und dasjenige Kind, das sie findet, bekommt einen

Preis. Jesus sagt, „Wahrlich ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“ (Lk 18:17).
Lasst uns nun den Messias empfangen, wenn wir die Afikomen teilen.
[Der Leiter jedes Tisches gibt die Afikomen um den Tisch und jede/r Person
bricht sich ein Stück ab. Essen Sie es noch nicht.]
Leser 2: „Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes
Christi? Denn ein Brot ist’s, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes
teilhaftig sind“ (1. Kor 10:16-17).
Leser 1: „Ich habe es von dem HERRN empfangen, das ich euch gegeben habe.
Denn der HERR Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm das Brot, dankte und brach’s und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird;
solches tut zu meinem Gedächtnis“ (1. Kor 11:23-24).
Leiter: Lasst uns Jesus für Seinen Tod für uns danken, im Moment wo wir den
Geschmack in unserem Munde schmecken.
[Alle essen die Afikomen.]
Leiter: Lasst uns nun gemeinsam eine Zeit haben und beten dass, genau wie die
Afikomen gefunden und am Ende des Seders gegessen wird, Jesus in den letzten Tagen Seinem eigenen Volk offenbart wird. Heute Abend wird die Afikomen gegessen, ohne
das Wissen was es eigentlich repräsentiert.
Leser 2: „Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham
antwortete: Hier bin ich mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist
aber das Schaf zum Brandopfer? Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen
ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen beide miteinander“ (1. Mose 22:7-8).

Ich denke, dass alle, die die jüdischen Bräuche kennen, so wie es die Jünger Jesu ja taten, die Bedeutung der Worte in ganz anderem Sinne verstanden haben und in das Brechen des ungesäuerten Brotes – Mazza – viel tiefere Gedanken hatten, als ein Christ, der heute in ein Abendmahl geht. Aber der Gedanke, dass Jesus seinen menschlichen Körper in den Tod gibt – und dies freiwillig – sollte wohl das Hauptaugenmerk auch für uns sein.

entwaffnet

als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen (d. h. völlig entwaffnet) hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe (O. an demselben, od. in sich) über sie einen Triumph hielt.
Elberfelder 1871 – Kolosser 2,15

Als er so die Herrschaften und Gewalten auszog-entwaffnete-, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben-d.h. am Kreuz-
Schlachter 1952 – Kolosser 2,15

Die Mächte und Gewalten, die diesen Schuldschein gegen uns geltend machen wollten, (die diesen Schuldschein …: verdeutlichender Zusatz. Vorausgesetzt ist hier offenbar die jüdische Anschauung, dass Engel das himmlische Schuldbuch führen, nach dem Gott im Endgericht urteilt; sie verbindet sich mit der Anschauung, dass überirdische Mächte dem Menschen feindlich sind und ihn vom himmlischen Heil ausschließen wollen.) hat er entwaffnet und vor aller Welt zur Schau gestellt, er hat sie in seinem Triumphzug mitgeführt – und das alles in und durch Christus.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Kol 2,15

Nachdem er dann die Mächte und die Gewalten-vgl. Kol. 1,16- völlig entwaffnet-o: ihrer Würde entkleidet- hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau-an den Pranger- und triumphierte in ihm-d.h. durch das Kreuz- über sie-er führte sie im Triumphzuge mit sich; vgl. Eph. 4,8-.
Hermann Menge Übersetzung – 1926 – Kol 2,15

Diese Bibelstelle hatten wir ja schon vor ein paar Wochen

Frei gemacht in Christus
Paulus weitet die Tatsache unserer Fülle in Christus sogar noch aus. Mit der neuen Persönlichkeit und der neuen Kraft, die wir bekommen haben, sind wir frei gemacht von der versklavenden Macht der Sünde und der Verdammung durch das Gesetz. Wir sind gestorben für die Welt. und wir haben Macht über das Böse, das uns mit weltlichen Dingen, die Christus ersetzen sollen, versucht. Wir müssen uns nicht mehr von ihnen kontrollieren lassen! Wir sind jetzt frei, in neuer und überraschender Art und Weise zu leben, zu handeln. zu denken und zu glauben.
In Kolosser 2,14-15 macht Christus seinen Sieg bekannt, indem er die bösen Mächte öffentlich an den Pranger stellt. Ein Kommentator beschreibt es wie folgt: „Der römische Triumphzug war der beste Weg, dem Volk zu demonstrieren, dass ihre heimkehrenden Generäle einen echten Sieg errungen hatten. Es gab an diesem Tag niemanden in der Stadt, der nicht mitbekam. was geschehen war. Hunderte von erschöpften Kriegsgefangenen wurden — der siegreichen Armee hinterhertaumelnd – zur Schau gestellt. Sie wirkten beschämt und waren den verachtenden Blicken des Publikums ausgesetzt. Jedermann konnte erkennen, dass man sich vor diesen einst so stolzen Kriegern nicht mehr zu fürchten brauchte. Diese treffende Darstellung eignet sich sehr gut für Paulus’ Absicht (in Vers 15). Er will aufzeigen, dass durch Christus am Kreuz wahre geistliche Freiheit für alle Kinder Gottes gewonnen werden ist. Dazu kommt, dass dies kein Geheimnis ist, das nur von ein paar Bevorzugten verstanden und in Anspruch genommen werden kann. Es ist unmöglich, dass jemand diesen König kennt, aber seinen glorreichen Sieg nicht. Freiheit von dämonischen Mächten ist kein zweites oder nachträgliches Werk der Gnade, das noch bei Gott gesucht werden müsste. Durch das Evangelium ist es ganz einfach das Vorrecht aller. Es steht geschrieben, dass jeder wahre Gläubige bereits zur Fülle des Lebens gelangt ist, und zwar in Christus, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist.““ (RC. Lucas, The Message of Colossians and Philemon, The Bible Speaks Today, lnterVarsitv Press, Downers Grove, Ill 1980, S. 110.)
Im Lichte dieses entscheidenden Sieges ist es kein Wunder, dass die Botschaft des Evangeliums „Gute Nachricht“ genannt wird!

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Paulus fährt nun fort, indem er etwas anderes beschreibt, das im Werk Christi enthalten war. »Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, den in Satzungen bestehenden, der gegen uns war, und ihn auch aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte.« In gewissem Sinne standen die Zehn Gebote gegen uns, indem sie uns verurteilten, weil wir sie nicht vollkommen gehalten haben. Doch der Apostel Paulus denkt nicht nur an die Zehn Gebote, sondern auch an das Zeremonialgesetz, das Israel gegeben war. Im Zeremonialgesetz gab es alle möglichen Anordnungen über Festtage, Speisen und andere religiöse Rituale. All diese waren Teil der den Juden vorgeschriebenen gottesdienstlichen Ordnung. Sie wiesen auf das Kommen des Herrn Jesus hin. Sie waren Schatten seiner Person und seines Werkes. Mit seinem Tod am Kreuz hat er sie »fortgeschafft«, indem er sie »ans Kreuz nagelte« und sie so gelöscht hat, wie ein Schuldschein gelöscht wird, wenn die Schuld abgegolten ist. Meyer hat es folgendermaßen ausgedrückt: »Durch den Tod Christi am Kreuz hat das Gesetz, das den Menschen verurteilt, seine Strafautorität verloren. Dies gilt insofern, als dass Christus durch seinen Tod den Fluch des Gesetzes für den Menschen trug und damit das Ende des Gesetzes wurde.«15 Kelly fasst das treffend zusammen: »Das Gesetz ist nicht tot, sondern wir sind ihm gestorben.«
Die Worte des Paulus beziehen sich hier sehr wahrscheinlich auf einen alten Brauch, den schriftlichen Beweis einer Schuld, die bezahlt ist, an einem Platz anzunageln. Damit sollen alle darauf hingewiesen werden, dass der Gläubiger keine Ansprüche mehr an den Schuldner zu stellen hat.
2,15 Durch seinen Tod am Kreuz und die darauffolgende Auferstehung und Himmelfahrt hat der Herr Jesus auch die bösen »Mächte« besiegt, indem er »sie öffentlich zur Schau gestellt« und »den Triumph über sie gehalten« hat. Wir glauben, dass dies derselbe Sieg ist, den Epheser 4 beschreibt, wo von dem Herrn Jesus gesagt wird, dass er Gefangene gefangen geführt hat. Sein Tod, seine Grablegung, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt waren ein herrlicher Triumph über alle Feinde der Hölle und über Satan. Als er den Luftbereich auf seinem Weg zurück in den Himmel durchquerte, durchschritt er genau das Reich dessen, der der Fürst der Mächte der Lüfte ist.
Vielleicht hält dieser Vers besonderen Trost für die bereit, die sich vom Dämonenglauben bekehrt haben, aber sich möglicherweise noch immer vor bösen Geistern fürchten. Es gibt nichts zu fürchten, wenn wir in Christus sind, weil er »die Gewalten und die Mächte völlig entwaffnet« hat.

MacDonald_2018 – Kommentar zum Neuen Testament

Vom Gesetz schaut Paulus hinüber auf die Geister, die Macht über die Menschheit haben. Er denkt hier schwerlich an den Satan und die mit ihm verbundenen Geister, sondern an solche, die nahe bei Gott stehen und als die „Throne“ ihn umgeben. Der Mensch hat sie seiner Schuld wegen gegen sich; sie werden zu seinen Verklägern. Aber Gott hat alle abgewiesen, deren Wille war, dass wir gestraft werden und an unserer Schuld verderben. So nahe solche Mächte ihm stehen, er hat sie von sich weggetan, wie man ein Gewand weglegt, das man nicht mehr tragen will, und hat ihren Willen durchkreuzt. Seine Fülle war in dem, der um unsertwillen das Kreuz trug, nicht in denen, die als Herrscher walten. Er macht es dadurch, dass er uns verzeiht, für alle sichtbar, dass ihr Wille nicht der seine war, sondern von ihm vernichtet wird. Das ist die Beschämung, die das Kreuz Jesu ihnen brachte; sie standen hier vor einer Gnade, die größer als ihre Gedanken war. Und dies geschah in heller Öffentlichkeit, so dass jedermann mit Gewissheit und Freimut davon reden kann. Öffentlich gibt hier Gott denen die Antwort, die ihn und uns verklagen wollten, und wir dürfen uns mit Zuversicht dessen rühmen, dass unsere Verhaftung an alle feindseligen Mächte zerschnitten ist. Das ist deshalb die Frucht des Kreuzes, weil es die Sünde nicht heimlich, nicht durch einen Bruch des Rechtes mit unlauterer Willkür beseitigt, sondern die Gerechtigkeit Gottes offenbart; so gibt es uns die völlige Begnadigung. Darum ist das, was den Geistern, die uns verklagen, von welcher Art sie seien, mit dem Tode Jesu widerfährt, ein Triumph Gottes, eine öffentliche Siegesfeier, die vor der ganzen Schöpfung feststellt, dass die Gnade Gottes ihr Werk in Herrlichkeit und siegreicher Macht vollführt.

Im Christus, dem Träger des Kreuzes, feiert Gott diesen Triumph, der ihn in seiner Größe über allen zeigt und uns die Furcht vor allen im Jenseits stehenden Mächten nimmt; denn im Christus ist unsere Errettung geschehen und wird sie vollendet werden.

So ist der Gemeinde gezeigt, was ihr die Verkündigung Jesu gebracht hat: eine klare Stellung gegenüber ihrer Schuld: sie ist verziehen; gegenüber der Verurteilung des Gesetzes: sie ist aufgehoben; gegenüber den Mächten des Geisterreiches: sie ist von ihnen frei. Was sollte sie noch darüber hinaus auf neuen Wegen und bei anderen Heilsmittlern suchen wollen? Sie ist erlöst und gerade von dem erlöst, was ihnen die anpriesen, deren Philosophie ihr bestes Stück im Gesetz und in der Verehrung der Geister besaß.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament