Tag: 15. Mai 2021

Inhalt unseres redens

Verkünde den Menschen das Wort Gottes*.
Tritt dafür ein,
ob es ihnen gelegen kommt oder ungelegen.
Ziehe sie zur Rechenschaft,
weise sie zurecht
und ermutige sie.
Tu das mit aller Geduld
und wie die Lehre es fordert.
BasisBibel – 2.Timotheus 4,2

Predige das Wort, halte darauf (And üb.: tritt auf, tritt hinzu) in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre
Elberfelder 1871 – 2. Tim 4,2

Predige das Wort, halte damit an zur gelegenen oder ungelegenen Zeit, rüge, warne, ermahne mit aller Langmut und Lehre. 2Tim 2,24; 3,10; Apg 20,20.31; 24,25; 1Tim 5,20.21; 4,11.13; 6,2; Tit 1,9.11; Jes 58,1.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2 Timotheu 4,2

Erzähle den Menschen überall und zu allen erdenklichen Tageszeiten von Jesus! Tu es mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen, überall voller Hingabe und zu jeder Zeit. Wenn es sein muss, bedroh die Leute. Zeig ihnen den richtigen Weg in aller Klarheit. Hab aber auch Geduld mit ihnen. Bring es ihnen einfach bei!
VolxBibel – 2 Tim 4,2

Nun folgt der Inhalt dessen, was Paulus feierlich bezeugt. Dies sind die Imperative in diesem Vers. Er bezeugt vor Gott, dass Timotheus das Wort Gottes verkündigen, dafür einstehen soll, ob es passt oder ob es nicht passt, d.h. zu allen Gelegenheiten. Am Ende gebraucht Paulus eine instrumentale bzw. modale Angabe, die besagt, womit bzw. wie die Handlungen ausgeführt werden: Mit jeder Form der Langmut und der Lehre aus Gottes Wort.

Peter Streitenberger

Ausrufen soll Timotheus das Wort Jesu wie ein Herold, damit es jedermann höre. Die freie, öffentliche Verkündigung soll nach dem Willen des Paulus zwar nicht mit Leidenschaftlichkeit betrieben werden, sondern in aller Besonnenheit; sie darf aber auch nicht mit einer heimlichen Pflege des Worts vertauscht werden, die nur hin und her durch die Häuser schleicht. Das Wort Jesu geht die Menschheit an und muss mit klarem Mut vor aller Welt vertreten sein. {Matthäus 10,27} Die Frage, ob auch die schickliche Lage oder der günstige Zeitpunkt vorhanden sei, darf Timotheus nicht hindern. Sicherlich sind dies wichtige Erwägungen, und der Geist der Verständigkeit wird ihn niemals gegen sie gleichgültig machen. Allein sie können sich ihm auch als Hindernis in den Weg stellen und die Freudigkeit und Vollständigkeit seiner Arbeit schmälern. Unsere menschlichen Berechnungen darüber, was richtige und was unrichtige Zeit sei, sind immer unzulänglich. Das oberste Ziel muss in Geltung bleiben, dass das Wort gesagt wird, Christus den Menschen vor die Augen tritt und ihr Blick auf Gott gerichtet wird. Ob es zur günstigen oder ungünstigen Zeit geschieht, ist die zweite Sorge. Einfacher, aber auch weniger tief wird das Wort, wenn wir es auf Timotheus beziehen: ob es ihm gelegen oder ungelegen sei, in allen Fällen, sowie man es von ihm begehrt, soll er des Wortes warten. Die Mahnung des Apostels schließt auch diesen Gedanken ein; nur liegt für einen ernsten Mann die größere Schwierigkeit darin, dass die Hörer oft finden, jetzt sei nicht die gelegene Zeit, so dass er das Wort auf die Gefahr hin sagen muss, dass es unter diesen Umständen umsonst gesagt ist, nicht aber darin, dass er dabei seine eigene Bequemlichkeit hintansetzen muss.

Die Verkündigung Jesu enthüllt die menschliche Schuld und bricht durch alle Lügen und Entschuldigungen durch. Sie macht die Schwere, Schande und Verderbensmacht des Bösen erkennbar, zerbricht den Trotz und pflanzt die Furcht Gottes. Sie führt aber auch den Schuldigen und Gebeugten aufwärts und vorwärts in den Gehorsam und bringt ihn zum Tun des Guten. So haben wir wieder den heiligen Streit mit dem Bösen vor Augen, der die Arbeit des Timotheus beständig erfüllt. Dazu ist er aber nur dann ausgerüstet, wenn er die unbegrenzte Fähigkeit besitzt, zu vergeben und zu tragen; ebenso braucht er hierzu die Weisheit, die nicht nur fordert, sondern auch belehrt und den guten Weg Gottes wirklich zeigen kann.

Jetzt ist für Timotheus die Tür noch offen; sie wird sich aber schließen. Die Gelegenheit, die ihm jetzt gegeben ist, bleibt ihm nicht immer. Deshalb ist die Mahnung des Apostels so ernst.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Laßt auch uns diesen >Samen< benutzen und alle Worte dieses Lebens reden! Es müssen „alle“ Worte sein, damit nicht die eine oder andere Seite unberücksichtigt bleibt. So darf auch das Wort zur Buße nicht fehlen, der „Buße zum Leben“ (Apg 11,18). Und laßt uns dabei bleiben, diese Worte zu „reden“! >Reden< bedeutet eben nicht >spielen<. Spiele, Vorführungen und musikalische Darbietungen mit biblischem Hintergrund sind nicht das unverfälschte Wort Gottes, sind auch nicht Sein Weg zur Errettung sündhafter Menschen. Oder wo fänden wir in der Heiligen Schrift, daß der Herr Jesus oder Seine Apostel oder irgendwelche andere Knechte Gottes mit christlichen Musikveranstaltungen vor die Menschen getreten wären oder gar Schauspiele vor ihnen aufgeführt hätten, um ihnen auf diese Weise das Evangelium nahezubringen? Das heilige Wort Gottes zu „spielen“ statt es in der Kraft des Heiligen Geistes zu „verkündigen“ stellt ein ernstes Abweichen von dem Weg der Wahrheit dar. Warum neigen wir dazu, es trotzdem zu tun – und sei es nur in Ansätzen? Weil wir die Einfalt gegen den Christus Gottes verloren und uns weitgehend dem Geschmack des natürlichen Menschen – sagen wir es unumwunden: weil wir uns der christlichen Welt angepaßt haben. Natürlich sollen wir nicht so grob und ungeschlacht wie möglich auf die Menschen zugehen. Ganz im Gegenteil! Paulus war, um so viele wie möglich zu gewinnen, den Juden wie ein Jude, den Schwachen wie ein Schwacher geworden, ja er war allen alles geworden (1 Korinther 9,19ff). Er stellte sich -und das bedeuten diese Worte – auf sein Gegenüber ein, begegnete den verschiedenen Menschen auf ihrem Boden, trug ihren Bedenken und der Art ihres Denkens und Empfindens Rechnung. Aber keineswegs wandte er sich an das religiöse Fleisch seiner Zuhörer. Nie verlor er das Ziel und den Weg Gottes aus dem Auge, und nie machte er durch menschliche Zutaten „das Kreuz Christi zunichte“. Und was gebot er am Ende seines Lebens, die >letzten Tage< und >schweren Zeiten< vor Augen, seinem treuen Kind Timotheus? Empfahl er ihm, auf neue, wirksamere Methoden der Verbreitung des Evangeliums zu sinnen, da nun einmal die Menschen die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden würden? Tausendmal nein! Ernstlich bezeugt er ihm „vor Gott und Christo Jesu, der da richten wird Lebendige und Tote …: Predige das Wort“ (2 Timotheus 4,1-4). Wie einfach, wie schön, aber auch wie überaus tröstlich für uns und unsere Tage!
Deswegen, geliebte Freunde, kehren wir – sowohl was den Inhalt der Predigt als auch die Art und Weise der Verkündigung angeht – zum Anfang zurück! Vertrauen wir nicht auf moderne menschliche Methoden in der Darbietung des Wortes, sondern auf die Macht des Wortes Gottes selbst! Dieses Wort richtet sich in erster Linie an das Gewissen des Menschen. Nur ein durch die Pflugschar des göttlichen Wortes aufgerissenes Gewissen ist bereit und fähig, den Samen der Wiedergeburt aufzunehmen. Menschliche „Ersatzlösungen“ der genannten Art dagegen sprechen weit eher die Sinne des Menschen, seine Gefühle, seinen Intellekt an als sein Gewissen, und das führt absolut in die falsche Richtung.

Ermunterung und Ermahnung 1995

und was mache ich?