Tag: 24. Mai 2021

Jehovah sieht

Da nannte sie Jehova, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, (El) der sich schauen läßt! (O. der mich sieht; W. des Schauens) Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er sich hat schauen lassen? (W. nach dem Schauen; And üb.: Habe ich auch hier dem nachgeschaut, der mich sieht, oder gesehen hat)
Elberfelder 1871 – Genesis 16,13

Und sie nannte den Namen Jehovas, der mit ihr geredet: Du bist der Gott des Schauens, und sprach: Schau‘ ich hier auch nach dem Schauen?
de Wette Bibel – Gen 16,13

Und sie nannte den Namen Jehovahs, Der mit ihr redete: Du bist der Gott, Der mich siehet; denn sie sprach: Hab ich auch hier gesehen, nach Dem, Der mich gesehen? 2Mo 33,23.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Mose 16,13

Und sie nannte den Namen Jehova’s, der zu ihr geredet hatte: Du bist El Roï (d. i. Gott, der mich sah); denn sie sprach: Fürwahr! ich sah den von hinten, der mich gesehen.
van Eß – Gen 16,13

1 Mose 16:13 berichtet von Hagars Reaktion: Sie rief den Namen Jehovas an, der zu ihr sprach. Sie erkannte, dass der Sprecher Gott selbst war und nicht ein gewöhnlicher Engel, und sie sagte: Du bist ein Gott, der sieht. Im Hebräischen heißt es El Roi; wörtlich: „der Gott des Sehens“ oder „der Gott des Schauens“. Das war der Grund: Denn sie sagte: Habe ich auch hier nach dem geschaut, der mich sieht? Richtiger: „Habe ich nach meinem Seher gesehen?“ Eine andere Möglichkeit ist: „Habe ich den Rücken meines Sehers gesehen?“, wie es Mose in 2.Mose 33,23 tat.

Arnold Fruchtenbaum

Genesis 16:13 ‎רְָאִי Substantivform wie חְָלִי, also: das Sehen, das Schauen; „du bist ein Gott des Schauens, dein ist das Schauen, du siehst“. — אחרי ,כי אמרה וגו׳; a רואי ,רואִי kann nichts anderes heißen, als: einer, der mich sieht, es ist Präsenz mit Suff, wie רועִי, einer, der mich weidet. הְַלום heißt nie: hier, sondern: hierher, תקרב הלום (M.3.5 .2.B), מי הביאך הלום usw. wörtlich also (Richter 18, 3): „Habe ich denn auch bis hierher gesehen nach einem, der noch mich sieht?“ Hagar war geflohen, auf der ganzen Flucht hatte sie sich umgeschaut, ob ihr niemand nachfolge. Sie war darauf in die Wüste geflohen, da hielt sie sich sicher, da brauchte sie nicht mehr zu erwarten, dass sie jemand sehen werde, und da — ward ihr zum Bewusstsein gebracht, dass man Menschen, aber nicht Gott entfliehen könne. „Bis hierher habe ich mich nicht mehr umgesehen nach einem, der mich sehen würde, du aber bist ein Gott des Sehens, dein Auge ist überall, dir kann man nicht entgehen“. Der Engel hatte ihr אל שומע, ja, ישמע אל, den „Hörenden“, den „in aller Zukunft, stets hörenden Gott“ als Vermächtnis für ihr Kind gegeben, jenes Gottbewusstsein, welches nicht nur die äußeren Ereignisse, sondern selbst die nur dem Geiste offenbaren Regungen und Empfindungen des Menschengemütes Gott offen legt; dieses, den Menschen selbst in seinem Innern Gottes steter Obhut unterstellende Bewusstsein sollte ihren Sohn und ihre Nachkommen frei machen. Hagar war aber erst ein frei werdender Mensch. Ihr Gemüt hielt den Eindruck am stärksten fest, dass man von Menschen, aber von Gott nicht frei werden könne, dass Gott ein überall und alles Schauender sei. Sie nannte ihn nicht שמע, sondern nach dem Sehen, und zwar nicht א׳ רואִי der mich sieht, sondern א׳ רְָאי, der überhaupt sieht, dem das Sehen absolut zukommt. — הלום rad. הלם: Klopfen, Schlagen, ähnlich פעם: Schritt und פעמון: der Klöpfel in der Glocke, ,ותפעם רוחו נפעמתי, wiederholt „geklopft“, beunruhigt, und הפעם: ein Schritt in der Zeit, ein Mal. הלום nur örtlich: ein einmaliger Hinschritt, bis hierher.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Aber warum ist hier eine Person mit verschiedenen Namen? Wer ist diese Person???

Er wird in den Versen 7, 9, 10 und 11 der Engel des Jehova genannt; dann wird er in Vers 13 Jehova selbst genannt.

muss der heilige Geist sich revidieren?

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus (W. von) sich selbst reden, sondern was irgend er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündige
Elberfelder 1871 – Joh 16,13

Wenn aber die Kraft von Gott kommt, sein Geist, der immer die Wahrheit sagt, dann wird er euch wirklich alles erklären, und ihr werdet es auch begreifen können. Der wird nicht seine eigene Meinung sagen, sondern das rüberbringen, was er von mir gehört hat. Auch was in der Zukunft abgehen wird, kann er euch sagen.
VolxBibel – Johannes 16,13

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, so wird er euch in alle Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selber reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und was da kommen wird, wird er euch ansagen. Joh 16,7; 14,17.24.26; 8,32; 12,49; 1Joh 2,27; 1Kor 2,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Joh 16,13

Wenn dann der Beistand kommt,
wird er euch helfen,
die ganze Wahrheit zu verstehen.
Denn er ist der Geist* der Wahrheit.
Was er sagt,
stammt nicht von ihm selbst.
Sondern er wird das weitersagen,
was er hört.
Und er wird euch ankündigen,
was dann geschehen wird.
BasisBibel – Johannes 16,13

Er sicherte ihnen ausreichende Hilfe zu. „ ‚Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit‘, wird alles gut sein.“ Der Geist würde es unternehmen, die Apostel zu leiten und Christus zu verherrlichen.
Die Apostel zu leiten:
Damit sie nicht ihren Weg verlieren: „Er wird euch leiten.“ Der Geist ist als unser Leiter gegeben, um uns zu begleiten (s. Röm 8,14).
Damit sie nicht hinter ihrer Bestimmung zurückbleiben würden: Er wird sie „in die ganze Wahrheit leiten“, so wie ein geschickter Kapitän ein Schiff in den Hafen leitet, zu dem es unterwegs ist. In eine Wahrheit geleitet zu werden ist mehr, als sie bloß zu kennen; es heißt, sie gründlich und aus persönlicher Erfahrung zu kennen. Der Ausdruck bezieht sich auf eine schrittweise Offenbarung der Wahrheit, die immer heller leuchtet (s. Spr 4,18). Doch was bedeutet „in die ganze Wahrheit“?
In die ganze Wahrheit in Bezug auf ihren Auftrag, was immer für sie notwendig und nützlich war zu wissen. Der Geist würde sie die Wahrheiten lehren, die sie andere lehren sollten.
In nichts als die Wahrheit. Alles, worin er sie leitet, wird die Wahrheit sein (s. 1.Joh 2,27).
„Der Geist wird nichts als die Wahrheit lehren, ‚denn er wird nicht aus sich selbst reden‘; vielmehr wird er das und nur das reden, ‚was er hören wird‘.“ Wir können uns auf das Zeugnis des Geistes im Wort und durch die Apostel verlassen. Wir können unsere Seelen dem Wort des Geistes anvertrauen. Das Zeugnis des Geistes stimmt immer mit dem Wort Christi überein, „denn er wird nicht aus sich selbst reden“. Das Wort und der Geist eines Menschen widersprechen sich oft, doch das ewige Wort und der ewige Geist tun dies nie.
„Er wird euch alle Wahrheit lehren, denn er wird euch verkündigen, ‚was zukünftig ist‘.“ Der Geist war in den Aposteln ein Geist der Prophetie. Dies brachte dem Gemüt der Apostel eine große Gewissheit und war nützlich für sie in ihrem Leben. Wir sollten nicht über die Tatsache missgünstig sein, dass der Geist uns jetzt in dieser Welt keine Dinge zeigt, die kommen werden; es mag genug sein, dass uns der Geist im Wort die Dinge gezeigt hat, die in einer anderen Welt kommen werden, die für uns von größerer Wichtigkeit sind.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

»Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch zur ganzen Wahrheit leiten« (V. 13): Das ist das Versprechen Jesu. Hier sind die Einzelheiten rasch geklärt. »Der Geist der Wahrheit« als Name des Heiligen Geistes ist uns schon aus Joh 14,17; 15,26 bekannt. Dass er »kommen wird«, wissen wir seit Joh 14,15ff.Die Hauptsache aber ist das Verständnis der Worte: »wird er euch zur ganzen Wahrheit leiten«. Brachte Jesus nicht »die ganze Wahrheit«? War er unvollkommen? Aber nach Joh 14,6 ist er doch die »Wahrheit« (dasselbe Wort im Urtext!) in Person! Oder hat er absichtlich eine vorläufige Wahrheit hinterlassen, die durch eine neue Offenbarung abgelöst werden muss? V. 12 könnte man ja so verstehen. Übrigens wurden im Mittelalter von Joachim von Fiore und anderen (sogar später noch Lessing!) drei Zeitalter angenommen: das des Vaters, das des Sohnes und das des Heiligen Geistes, jedesmal mit einer neuen Offenbarung bzw. einem neuen Evangelium.
Aber dann würde sich der Geist von Jesus lösen, mindestens kräftig unterscheiden. Und gegen die Trennung von Sohn und Geist hat Jesus ja soeben in Joh 14,23.26 und Joh 15,26 entschieden Stellung genommen. Dasselbe tut er gleich anschließend in V. 13-15. Also müssen wir die Lösung in einer anderen Richtung suchen. Beachtet man den Zusammenhang, dann ergibt sich folgende Lösung: Die »vielen« Einzelheiten, die Jesus nach V. 12 noch nicht sagen konnte, wird der Geist mitteilen. Die »ganze Wahrheit« ist keine »neue Wahrheit«, sondern eine »entfaltete Wahrheit«, deren Grundzüge von Jesus während seines irdischen Lebens gegeben wurden. Was »jetzt noch« zu schwer ist, sagt später der Geist als Stellvertreter Jesu. Auf diese Weise kann man ausgezeichnet verstehen, was die übrigen Schriften des NT im Verhältnis zu den Evangelien darstellen: Sie sind Entfaltungen dessen, was grundsätzlich bereits in den Evangelien vorliegt. Übrigens ist das »Leiten« eine Verheißung des AT und eine Tätigkeit göttlicher Art (vgl. Ps 25,5; 32,8; 143,10; Jes 63,14). Das betreffende griechische Wort heißt eigentlich »einen Weg führen« oder »anleiten« (vgl. Apg 8,31).
Sehen wir, wie weit wir mit dieser Erklärung kommen: »Denn er (= der Heilige Geist) wird nicht von sich aus reden. Sondern was er hören wird, das wird er reden« (V. 13 Mitte). Sofort springt das Entscheidende ins Auge: »Nicht von sich aus« redet der Heilige Geist! Er gibt nur wieder, was er empfängt: »Was er hören wird, das wird er reden«. Das bedeutet klipp und klar, dass der Heilige Geist keine neue Wahrheit etabliert, sondern nur die Linie Jesu fortsetzt bzw. die Aussagen Jesu entfaltet. Damit hat sich unsere bisherige Auslegung als richtig erwiesen. Schaut man genauer hin, dann drängt sich eine Parallele auf. In Joh 14,10 sagte Jesus über sich selbst: »Die Worte, die ich euch sage, rede ich nicht von mir aus. Sondern der Vater, der in mir bleibt, der tut seine Werke.« Genau so, wie Jesus dort unterstrichen hat, dass er »nicht von sich aus redet, sondern« vom Vater her, so unterstreicht Jesus jetzt in V. 13, dass der Heilige Geist »nicht von sich aus redet, sondern« von ihm (Jesus) her. Wir sehen hier die wunderbare Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Aber wir müssen noch eine weitere Parallele notieren, nämlich Joh 14,26. Dort war die Aufgabe des Heiligen Geistes so bestimmt: »Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.« Er sollte also Jesu Lehre lebendig erhalten, fortsetzen und entfalten. Wir sehen: Das ist genau das, was Jesus auch in Joh 16,13ff.zum Ausdruck bringt.
Unser Ergebnis lautet also: Der Heilige Geist begründet keine neue Lehre, sondern setzt die Lehre Jesu fort und entfaltet sie. Das geschieht praktisch in den apostolischen Schriften des Neuen Testaments, die Jesus gewissermaßen vorausgesehen hat.
Nun erhebt sich aber eine letzte Schwierigkeit. Sie liegt in den Schlussworten von V. 13
»Und wird euch das Kommende verkündigen«. Man könnte auch übersetzen: »das Zukünftige verkündigen« (so u. a. Joh. Schneider, Theod. Zahn, Lutherbibel). Ist das nicht doch etwas Neues, so dass die Prophetie im Neuen Bund über Jesus hinausfahren, eventuell sogar das Jesus noch verborgene Weltende voraussagen kann? Das haben viele selbsternannte »Propheten« für sich in Anspruch genommen. Nun muss man allerdings anerkennen, dass Einzelereignisse tatsächlich in einigen Fällen von Propheten der Urgemeinde vorausgesagt wurden, z. B. die Hungersnot unter Claudius (Apg 11,27ff.; vgl. Apg 21,10ff.). Aber der Ausdruck »das Kommende« bezieht sich nach biblischem und jüdischem Sprachgebrauch in der Regel auf die Endzeit und nicht auf Einzelereignisse (vgl. Jes 44,7; Jer 31,31ff.; Mt 9,15; Mk 10,30; Lk 17,22; 21,6; 18,30; 23,29; Joh 5,28; Apg 3,20; 1 Thess 1,10; 5,2; Heb 8,8; Offb 6,17). So muss man also davon ausgehen, dass in Joh 16,13 die Endzeit gemeint ist. Nun gibt es für die Erklärung zwei Möglichkeiten. Entweder man betrachtet V. 13 c isoliert. Dann kann man die Auffassung vertreten, der Geist würde die Zukunft unabhängig von Jesus »verkündigen«, sozusagen als seine Spezialität. Oder man ordnet V. 13 c in den biblischen Zusammenhang ein, wie wir es taten. Dann ergibt sich: Auch die Verkündigung der Zukunft geschieht in unauflöslichem Zusammenhang mit Jesus. Sie ist nur eine Entfaltung seiner Aussagen. Die Zukunftsverkündigung ist dann ein Beispiel – sogar ein wichtiges Beispiel! – aus dem Gesamtbereich des »Redens« von V. 13. Diesen Weg schlägt unser Kommentar ein. Wir verstehen daher die Zukunftsweissagungen in 1 Kor 15,21ff.; 2 Thess 2,1ff., der Johannesoffenbarung und anderswo im NT als Entfaltungen der Prophetie Jesu, und nicht als etwas ganz Neues.
Wie man sieht: Auf jeden Fall hat Joh 16,13 eine große Bedeutung (vgl. noch 1 Joh 2,27). Von den vielen Konsequenzen, die dieser Vers hat, sei nur noch eine angesprochen: Die Verheißung, dass der Geist uns »zur ganzen Wahrheit leiten« wird, gilt selbstverständlich auch für die Niederschrift der Evangelien, Unter Geistesleitung sind sie entstanden und so vertrauenswürdig, dass Joh 21,24 ausdrücklich bemerkt: »Wir wissen, dass sein Zeugnis (= das des Evangelisten) wahrhaftig ist« (vgl. Joh 19,35).

Edition C

Aber gibt es den heiligen Geist heute nicht mehr? Denn so viele, die behaupten, vom Geist Gottes geleitet zu werden, irren sich – und ihre „Wahrheiten“ von gestern müssen revidiert werden. Und die Bibel behauptet, dass der heilige Geist, der Geist der Wahrheit ist! – also muß jemand, der diesen Geist besitzt und in seinem Auftrag sich äußert, sich NICHT revidieren.