Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein.
Elberfelder 1871 – 1 Thessalonicher 5,6
Ihr alle seid ja Kinder des Lichts und Kinder des Tags; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Lk 12,35; 16,8; 21,34; Joh 12,36; Röm 13,12; Eph 5,9.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1 Thess 5,5
Denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder zur Nacht noch zur Finsternis.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Thess 5,5
καθ-εύδωμεν Konj. -εύδω schlafen; μὴ καθεύδωμεν adhortativer Konj. (A254) lasst uns nicht schlafen. γρηγορῶμεν Konj. γρηγορέω wachen; wachsam sein; adhortativer Konj. (A254). νήφωμεν Konj. νήφω nüchtern (d. h. bei klarem Verstand) sein; adhortativer Konj. (A254).
Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament
„Ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht“, so schreibt der Apostel den Thessalonichern, jenen Gläubigen aus den Nationen, die von den Götzenbildern zu Gott bekehrt waren, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten (1 Thessalonicher 1,9. 10). Wahrlich, wenn wir Wartende sein wollen, dürfen wir nicht schlafen. Der Herr Jesus sagte einst selbst zu Seinen Jüngern: „Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr kommt“ (Mt 24,42). Wenn Er dort von Seinem Kommen zum Gericht redet, so erwarten wir Ihn vorher als Bräutigam, Der Seine Braut heimholen wird, um im Himmel die Hochzeit zu feiern. Wieviel sehnlicher sollten wir da warten! Er ruft uns zu: „Siehe, ich komme bald!“ Dies sollte belebend auf alle einwirken, die Ihn erwarten! In dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen lesen wir: „Als aber der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.“ Das sind ernste Worte, die uns den Zustand des Christentums in den verflossenen Jahrhunderten kennzeichnen. Doch wo stehen wir heute? Der Ruf: „Siehe der Bräutigam!“, ist längst erschollen und erinnert uns daran, daß es nahe an der Zeit ist. Vielleicht sind es nur noch wenige Schritte bis zum Ziele, „noch über ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen“ (Heb 10,37). Wie soll Er uns finden?
Ermunterung und Ermahnung 1962
Für den Zustand des Gläubigen gibt es nichts Schlimmeres als einen geistlichen Schlaf. Hier gilt das Wort: „Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen: und deine Armut wird kommen wie ein rüstig Zuschreitender, und deine Not wie ein gewappneter Mann“ (Spr 6,10. 11). Ihr lieben Geschwister, ob jung oder alt, wollen wir uns nicht prüfen im Spiegel dieses untrüglichen Wortes? Wieviel Trägheit, wieviel geistliche Armut und Not zeigt sich in den Reihen derer, welche bekennen, Jesum zu erwarten! Wahrlich, es ist an der Zeit, uns an das Wort zu erinnern: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ (Eph 3,14).
„Die da schlafen, schlafen des Nachts … Wir aber, die von dem Tage sind, laßt uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit“ (1 Thessalonicher 5,7. 8). Wie steht es bei uns mit diesen drei Stücken des gesunden Christentums: Glaube, Liebe, Hoffnung? Bei den Thessalonichern konnte der Apostel rühmend feststellen: „… weil euer Glaube überaus wächst, und die Liebe jedes einzelnen von euch allen gegeneinander überströmend ist“ (2 Thessalonicher 1,3). Was könnte heute von uns gesagt werden, wenn ein vom Geiste Gottes Geleiteter einen Brief an uns schriebe? Tage des äußeren Wohlergehens waren dem inneren Menschen nie dienlich. Nahrung und Bedeckung haben heute in unserem Lande alle reichlich, am ungerechten Mammon fehlt es auch nicht; aber wozu dient es, was machen wir damit? Das alles sind Dinge für den äußeren Menschen, und leicht überwuchert die Beschäftigung mit ihnen das Glaubensleben, das Wachstum des inneren Menschen! Wie vieles wird angeschafft, damit keiner dem anderen nachsteht, und damit man alles genießen und es sich recht bequem machen kann. Welche Gefahren sind damit verbunden! – Und wo bleibt die Betätigung der Liebe? Ich meine damit die Liebe Gottes, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist. Wir sind befähigt, wahrhaft zu lieben, möchten wir uns alle mehr darin üben. Die Menschen der letzten Tage sind „eigenliebig …, geldliebend …, ohne natürliche Liebe …, das Gute nicht liebend …, mehr das Vergnügen liebend als Gott“ (2 Timotheus 3,2-4). Seien wir auf der Hut, daß wir uns ihnen nicht gleichstellen. „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“, und „dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe“. Ach, haben wir da nicht nötig, innere Einkehr zu halten und uns zu beugen?!
Ja, wenn wir die Augen schließen, wie können sich Glaube und Liebe betätigen, und wenn wir schlafen, wie kann die Hoffnung lebendig sein? Doch prüfen wir an Beispielen aus der Schrift, welches die Ursachen eines schlafenden Zustandes sein können.
Die Nacht war die Zeit zum Schlafen, aber auch die Zeit der Orgien und der Trunkenheit. Vielleicht bezieht der Apostel sich hier außer auf die nahe liegende Passage Mt 24,43 auf die Worte Jesu in Mt 24,42.49 und 26,45 . Auch die Moralisten gebrauchten den Begriff »Nüchternheit« häufig metaphorisch.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Paulus setzt den vergewissernden Zuspruch von V. 4 und V. 5 mit der sich logisch daraus ergebenden Konsequenz für das Leben der Christen fort: »Lasst uns folglich nun nicht schlafen«. Die Frage nach der Ankunft des Herrn wird nicht mit einer Zeitangabe, sondern mit der Ermahnung zur beständigen Wachsamkeit beantwortet. »Folglich« bezeichnet die untrennbare Zusammengehörigkeit des christlichen Lebens mit der christlichen Verkündigung, mit der Lehre (vgl. ebs. 2Thess 2,15; Gal 6,10).
Für die »Kinder des Tages« gebührt es nicht zu »schlafen«. Dies kennzeichnet vielmehr »die Übrigen«, die »von der Nacht« sind, weil sie Jesus Christus nicht kennen.
Natürlich ist das »Schlafen« hier ein anderes als das in 1Thess 4,13-15 gemeinte. Während es dort um den »Schlaf des Todes« geht, handelt es sich hier um den »Schlaf der Sünde«, um den geistlichen Tod (vgl. Eph 2,1ff.), in dem sich alle diejenigen vorfinden, die von Jesus Christus nicht ins Licht gestellt werden. Im Griechischen werden daher auch zwei verschiedene Begriffe benutzt. Dennoch kann der hier verwendete Ausdruck für »schlafen« in V. 7 im eigentlichen Sinn und in V. 10 ebenfalls vom »Schlaf des Todes« gebraucht werden.
Allerdings können auch »Kinder des Tages« schläfrig werden. Niemand ist davor gesichert; jeder braucht deshalb den Aufruf: »Lasst uns … wachsam und nüchtern sein« (vgl. auch die Gleichnisse Jesu, die sich auf die Wachsamkeit beziehen: Mt 24,45- Mt 25,30, und dort die Verse 24,48; Mt 25,5.19).
Auch wenn es insgesamt nicht danach aussieht, so ist doch Gottes neuer Tag mit dem Kommen Jesu Christi bereits angebrochen und wird in Kürze in seinem vollen Licht aufstrahlen. Was der christlichen Gemeinde als lange Zeit erscheinen mag, ist in den Augen Gottes verschwindend wenig. Daher darf die Wachsamkeit keinen Augenblick vernachlässigt werden (vgl. Mt 25,13; Mk 13,35; 1Petr 5,8).
Die Gemeinde Jesu Christi hat nicht nur »wachsam«, sondern auch »nüchtern« zu sein. Offenbar wendet sich diese Ermahnung zunächst gegen die Trunkenheit im wörtlichen Sinne (vgl. V. 7). So findet sich die Warnung davor an mehreren Stellen im NT (Lk 21,34; Röm 13,13; 1Kor 5,11; 6,10; Gal 5,21; Eph 5,18; 1Petr 4,3; vgl. Mt 24,49; Lk 12,45). Dann aber bezieht sich die Nüchternheit zugleich auf Glaube und Leben der Christen insgesamt: Es gilt, die Hoffnung ganz auf die Gnade zu setzen (1Petr 1,13), auf den Tag Christi und die Auferweckung der Toten ausgerichtet zu sein (1Kor 15,34), vom Irrweg der Lüge zurückzukehren (2Tim 2,26). Die Nüchternheit ist verbunden mit der »Einfalt und Lauterkeit gegenüber Christus« (2Kor 11,3). Sie lässt sich nicht blenden von berauschenden Erfahrungen, die aus der Verkündigung eines »andern Jesus«, eines »andern Geistes«, eines »andern Evangeliums« erwachsen (2Kor 11,4), sondern hält sich an die Torheit und Anstößigkeit des Wortes vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus (1Kor 1,18) als der »vernünftigen lauteren Milch« (1Petr 2,2).
Gerhardt Maier – Edition C
Jeder weiß, dass Schlaf und Trunkenheit dem Bereich der »Nacht« zuzurechnen sind (umso verwerflicher ist es, wenn Menschen während des Tages betrunken angetroffen werden: vgl. Jes 5,11; Apg 2,15; 2Petr 2,13). Die Befreiung durch Jesus Christus hat die Christen jedoch bereits dieser Sphäre der Finsternis entrissen. Daher sind sie im wörtlichen wie im geistlichen Sinne von den Werken der Finsternis geschieden (Eph 5,11).
Über der Welt liegt die Nacht. Mag auch die Sonne oft wonnig scheinen, mögen die Menschen sich die Welt immer schöner und heller zu machen suchen, mag die Technik wahrhaft bewundernswerte Fortschritte erzielen und früher nie Geahntes möglich machen, die Welt ist doch eine „nächtliche“ Welt – und die Menschen merken das auch. In den feenhaft erleuchteten Vergnügungspalästen lauert im Herzen doch die Angst und das Grauen. Es bleibt schon bei dem alten Worte Gottes: „Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker“ (Jes 60,2 ). Die Bekehrung aber bringt in ein Menschenleben die große Veränderung: „herausgerissen aus dem Machtbereich der Finsternis“ wird es Paulus später den Kolossern gegenüber nennen (Kol 1,13 ). Mag vieles im Schicksal wie im Tun und Treiben des Christen noch „dunkel“ genug sein, grundsätzlich ist er dieser nächtlichen Welt entnommen. Grundsätzlich gilt von ihm die herrliche Feststellung: „Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis.“ { Dabei sind „Licht und Tag“ ebenso wie „Nacht und Finsternis“ nicht überflüssige Verdoppelungen der Aussage. Durch den Aufgang des Lichtes wird es Tag; darum bringt erst das in Herrlichkeit aufgehende „Licht der Welt“ (Jo 8,12 ) den vollen Tag, der keine Nacht mehr kennt; darum sind wir jetzt schon „Tagesmenschen“ geworden, weil wir in Jesus das Licht des Lebens haben. Umgekehrt: weil jetzt die „Vollmacht der Finsternis“ (Kol 1,13 ) regiert, ist es Nacht in der Welt, und „Nachtmenschen“ sind alle, deren Sinn von dem Gott dieses Äons blind gemacht wurden, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi (2 Ko 4,4 ). }
Wuppertaler Studienbibel
Und nun bekommen wir „evangelische Ethik“. Nun heißt es nicht wie im „Gesetz“ und in allem Idealismus und Moralismus: Strenge dich an, damit du dich aus der Finsternis herausarbeitest und allmählich zum Licht empordringst! Nun heißt es genau umgekehrt: Weil ihr Söhne des Lichtes und des Tages seid und nicht der Nacht und Finsternis gehört, darum also „wollen wir nicht schlafen wie die übrigen, sondern wollen wachen und nüchtern sein“. Schlaf und Trunkenheit gehören zur Nacht und passen nur dahin: „Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da trunken sind, sind des Nachts trunken.“ So leben in der Tat die Menschen in dieser unheimlichen nächtlichen Welt. Entweder sie machen die Augen zu vor all dem Furchtbaren und gehen schläfrig und schlafend dahin, bis das schreckliche Erwachen zu spät über sie kommt. Oder sie retten sich in die „Trunkenheit“, sei es tatsächlich durch den Alkohol {Der immer steigende Verbrauch an Alkohol in der ganzen Welt zeigt nicht etwa wie lustig, sondern im Gegenteil wie geängstigt die Welt auf der Höhe ihres Fortschritts und ihrer Naturbeherrschung ist. Nur der tief unsichere und geängstete Mensch braucht den Alkohol. } oder auch durch den Rausch ihrer Ideen, Weltanschauungen, Hoffnungen und Ziele. Mitten unter diesen Schlafenden und Trunkenen der Nacht dieser Welt steht die Gemeinde Jesu, mit einem scharfen, hellen „Wir aber“ von ihnen abgehoben. „Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein …“ Es ist dabei unvermeidlich, daß die Beurteilungen hart aufeinander stoßen. Die Welt sieht die Christen als Träumer, Schwärmer, Märchenerzähler an. „Religion ist Opium für das Volk.“ Die Christen aber wissen, daß sie die einzig Wachen und Nüchternen sind in ihrem Rechnen mit dem lebendigen Gott und dem wiederkommenden Herrn, während alle anderen phantastischen Träumen nachhängen oder – verzweifeln.
So stehen die Christen als „Tagesmenschen“ und „Lichtmenschen“ in der nächtlichen Welt. Da aber hat Tersteegen recht: „Es ist gefährlich stehen in dieser Wüstenei.“ Gefährlich, denn „in der Finsternis dieser Welt herrschen die Geister unter dem Himmel“ (Eph 6,12 ). Darum braucht der Christ wirklich die „Waffenrüstung“, die eben darum unser Brief an dieser Stelle beschreibt: „als solche, die angelegt haben A den Panzer des Glaubens und der Liebe und als Helm die Hoffnung der Errettung.“ Die Welt greift nämlich gar nicht nur mit ihrem direkten Spott oder mit Verfolgung die Gemeinde an. Ihr ganzes Nachtwesen ist ein unaufhörlicher Angriff auf den Christen. Mit jedem Atemzug kommt der Gifthauch der Nachtluft an sein Herz heran, der Gifthauch der Lüge, der Ungerechtigkeit, der Selbstsucht, des Hasses, der Angst und der Gier, der Gottesverachtung. Wahrlich, wir brauchen den festen Panzer, um da nicht gefährlich verwundet zu werden! Der Weg der kleinen Schar der Tagesmenschen durch die Nacht ist kein harmloser Spaziergang. Aber wir haben auch den Panzer. Er ist nichts Künstliches und Besonderes, sondern einfach der Glaube, der fort und fort in Christus lebt und mit Christus rechnet, und die Liebe, die uns mit dem nächtlichen Wesen nicht mitmachen und paktieren läßt, sondern unermüdlich dem Haß die Güte, der Lüge die Lauterkeit, der Gier die Reinheit, der Angst den Frieden entgegensetzt. Das Haupt aber muß besonders geschützt werden. Dafür haben wir die Hoffnung der Errettung. Damit ist natürlich nicht das vage „Hoffen“ gemeint, das alle Menschen kennen. Nein, wenn der Gegner den entscheidenden Hieb gegen unsern Kopf führen will, dann halten wir ihm die ganze Gewißheit unserer Errettung entgegen, der Errettung, die schon geschehen ist auf Golgatha, und der Errettung, die in Kürze mit unserem wiederkommenden Herrn endgültig hereinbricht. Als solche Errettete können wir uns von der Welt nicht mehr umwerfen und tödlich treffen lassen.
Also ist die Frage: Schlafe ich – oder bin ich wach?
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