Tag: 6. Juli 2021

„Behandle jeden so, wie du auch behandelt werden möchtest.“

Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
Elberfelder 1871 – Mt 7,12

Also: Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten.
Zürcher Bibel 2007 – Matth. 7,12

»Behandelt eure Mitmenschen in allem so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt. Das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern.«
Neue Genfer Übersetzung – Matthäus 7,12

Alles nun, das ihr wollet, daß euch die Menschen tun sollen, das tuet auch ihr ihnen, denn das ist das Gesetz und die Propheten. Mt 22,40; Lk 6,31f; Röm 13,8-10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 7:12

Goldene Regel, Bezeichnung für die Weisung Jesu „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut ihnen auch!“ (Mt 7,12), in der er das „Gesetz und die Propheten“ zusammengefasst sieht; sinngemäß findet sich die Goldene Regel (meist in der negativ formulierten Version „Was du nicht willst …“) auch in jüd. und lat. Überlieferung.

Herders Neues Bibellexikon

Mt 7,12 ὅσα ἐάν = ὅσα ἄν (A132; 371) wie viele Dinge auch immer = alles, was; πάντα ὅσα ἐάν übers. alles, was (B πᾶς 1eγ). θέλητε Konj. θέλω. ἵνα hier dass (A328; bez. [statt eines AcI] das Erstrebte; B II1aα). ποιῶσιν Konj. ποιέω. ποιεῖτε Imp.; πάντα ὅσα ἐὰν θέλητε ἵνα ποιῶσιν ὑμῖν οἱ ἄνθρωποι, οὕτως καὶ ὑμεῖς ποιεῖτε αὐτοῖς alles, was ihr wollt, dass die Menschen (es) (Rel.-Pron. ὅσα ist m. dem ἵνα-NS verschränkt; A364b) euch (gegenüber)/für euch (B ποιέω I1dβ; dat. commodi, A173a) tun, (das) tut auch ihr ihnen (gegenüber)/für sie ebenso = alles, was ihr von den Menschen/von anderen erwartet, das erweist auch ihr ihnen ebenso (Menge) bzw. handelt den Menschen gegenüber in allem so, wie ihr es von ihnen euch gegenüber erwartet (NGÜ). οὗτος kongruiert (wie übl.) m. dem (hier m. dem ersten Teil des zweiteiligen, aber als Einheit zu verstehenden) Präd.-Nom. (BDR § 1321; A93); οὗτος γάρ ἐστιν ὁ νόμος καὶ οἱ προφῆται denn das ist/darin besteht das Gesetz und die Propheten (d. h. die Erfüllung des Gesetzes u. der Propheten). ὁ νόμος καὶ οἱ προφῆται übl. Bezeichnung für die (atl.) Heilige Schrift.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

In der altjüdischen palästin. Literatur findet sich der Ausspruch nur in negativer Fassung;a desgleichen in der „Lehre der zwölf Apostel“.b Die positive Fassung in Jesu Mund geht über die negative Fassung ebensoweit hinaus, wie etwa „helfen u. fördern“ hinausgeht über „nicht schaden“. Die auf hellenistischem Boden erwachsene Form des Ausspruchs, die älteste, die wir überhaupt von dem Ausspruch besitzen, vereinigt die positive u. die negative Fassung miteinander.c

a. Tob 4, 15: καὶ ὃ μισεῖς μηδενὶ ποιήσῃς. — Test Napht (hebr. Text) 1: Keiner soll seinem Nächsten tun, was er nicht will, daß man ihm tue. — Schab 31a: Einmal kam ein Heide zu Schammai (um 30 v. Chr.); er sprach zu ihm: Nimm mich als Proselyten auf, unter der Bedingung, daß du mich die ganze Tora lehrest, während ich auf Einem Bein stehe. Er stieß ihn mit einem Baumaß, das er in seiner Hand hatte, fort. Er ging zu Hillel (um 20 v. Chr.); dieser nahm ihn als Proselyten auf. Er sprach zu ihm: Was dir unlieb ist, tue keinem andren; das ist die ganze Tora u. das andre (übrige) ist Erklärung; geh u. lerne! — Targ Jerusch I Lv 19, 18: Was dir selbst unlieb ist, tue ihm (deinem Nächsten) nicht. — Doch s. auch slav. Henoch 61, 1: Wie ein Mensch seiner eignen Seele von Gott erbittet, so soll er tun jeder lebenden Seele.
b. Διδαχή 1, 2: Πάντα δὲ ὅσα ἐὰν θελήσῃς μὴ γίνεσθαί σοι, καὶ σὺ ἄλλῳ μὴ ποίει.
c. Brief des Aristeas 207: Welches ist die Lehre der Weisheit? Er (der vom König Gefragte) erklärte: Wenn du, wie du nicht willst, daß dir das Üble widerfahre, sondern alles Gute erfahren willst, ebenso tust gegen deine Untertanen u. gegen die, welche sich verfehlen. Τί ἐστι σοφίας διδαχή; ὁ δὲ ἕτερος ἀπεφήνατο· καθὼς οὐ βούλει σεαυτῷ τὰ κακὰ παρεῖναι, μέτοχος δὲ τῶν ἀγαθῶν ὑπάρχειν ἁπάντων, εἰ πράσσεις τοῦτο πρὸς τοὺς ὑποτεταγμένους καὶ τοὺς ἁμαρτάνοντας. — Vgl. auch Philo, Hypothetica (bei Euseb. Praep. evang. 8, 7): Ἅ τις παθεῖν ἐχθαίρει, μὴ ποιεῖν αὐτόν.
Als Erläuterung des Grundsatzes von Mt 7, 12 durch einige aus dem Leben gegriffene Beispiele mag AbothRN 15 Anf. u. 16 Anf. dienen: R. Eliʿezer (um 90) sagte (s. Aboth 2, 10): Es sei dir die Ehre eines andren so lieb, wie deine eigene!… Das lehrt: Wie man an der eignen Ehre Gefallen hat, so soll man auch an der Ehre eines andren Gefallen haben: u. wie man nicht will, daß eine üble Nachrede über die eigne Ehre aufkomme, so soll man auch keine üble Nachrede über die Ehre eines andren ausbringen wollen. — Kap. 16 Anf.: R. Jehoschuaʿ (um 90) sagte (s. Aboth 2, 11): Ein mißgünstiges Auge … bringt den Menschen aus der Welt.… Das lehrt: Wie man am eignen Hause (= Familie) Gefallen hat, so soll man auch an dem Hause eines andren Gefallen haben; u. wie man will, daß keine üble Nachrede über das eigne Weib u. die eignen Kinder ausgebracht werde, so soll man auch wollen, daß keine üble Nachrede über das Weib u. über die Kinder eines andren ausgebracht werde.
Gesetz u. Propheten. Einteilung des Kanons s. bei 5, 17, S. 240.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Nach dem Heilandswort für unser Verhalten vor Gott (Bittet! Suchet! Klopfet an!) folgt die Liebesregel für unser Verhalten zu den Mitmenschen und damit die Zusammenfassung aller Hauptstücke der Bergpredigt. Auch hier wird die Weisung des AT nicht aufgelöst, sondern erfüllt. (Vgl. Kap. 5,17.) Im AT hieß es in freier Übersetzung: »Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch keinem andern zu.« (Vgl. Tob 4,16.) Wir kennen dies Wort auch als deutsches Sprichwort. Jesus verlangt mehr. Er hat den negativen Satz des AT umgewendet und ihn positiv geprägt. Nun heißt es also nicht nur: Du sollst dem Nächsten nichts Böses tun; jetzt heißt es vielmehr: »Tu dem andern Gutes! Erfreue ihn! Liebe ihn!« Denn du willst ja auch von den andern Menschen freundlich und in guten und schlechten Tagen mit Liebe behandelt werden. So handle auch du dem andern gegenüber! Versetze dich also jeweils in Gedanken in die Lage des andern. Wie du in seiner Lage behandelt werden möchtest, so handle du jetzt selbst gegen ihn!

Das Wort »Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen«, ist auch die Lösung der sozialen Frage, die Grundregel des gemeinschaftlichen Lebens, das Geheimnis des persönlichen und gesellschaftlichen Wohlbefindens und Friedens überhaupt! – Wie unerhört weit sind Welt und Gemeinde Jesu noch von dem Befolgen des Wortes entfernt.

Wuppertaler Studienbibel

Diese Generalregel ist ein erster Abschluss der Lehre Jesu auf dem Berg. Sie fasst die Anweisungen zusammen, die Jesus für unser Handeln allen Menschen gegenüber geben will. Es wäre also falsch, zu sagen, damit wäre die ganze Frömmigkeit des Jüngers beschrieben. Denn selbstverständlich ist und bleibt nach Mt 22,38 das größte und vornehmste Gebot dieses: »Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte« (vgl. 5 Mose 6,5).

Die Anweisung Jesu ist ebenso schlicht wie tief: »Alles nun, von dem ihr wollt, dass es euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!«. Wir kennen ähnliche Worte der Rabbinen. Jedoch gehen Letztere von einer negativen Fassung aus, die an unser Sprichwort erinnert: »Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu!« Diese Fassung zielt auf die Unterlassung schädlicher Handlungen. Jesus aber redet viel aktiver und weitgreifender: Die Jünger sollen den Menschen alle Dienste tun, die sie für sich selbst von den Menschen erwarten! Es handelt sich also um denselben Zielpunkt wie in der Erzählung vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25ff.). Im Grunde geht es um die Nächstenliebe für alle Menschen, den Feind eingeschlossen, ähnlich Mt 5,43ff.) Wir fragen also: Was würde ich an Stelle des anderen Menschen für mich erwarten? Dazu ist eine geheimnisvolle Freiheit nötig, die durch die Vergebung der Sünde und Wiedergeburt geschaffen wird. Der alte Mensch kann auch an diesem Gipfel der Bergpredigt nur scheitern.

»Denn das ist das Gesetz und die Propheten«, fügt Jesus hinzu. Von 5,17 her wissen wir, dass »Gesetz und Propheten« ein zusammenfassender Ausdruck für das ganze AT ist. Soweit es das Verhältnis der Jünger zu den Menschen betrifft, liegt also die Spitze des AT in der »Goldenen Regel«. Unter konkreter Nennung der Nächstenliebe hat Paulus sie weitergegeben (Röm 13,10; Gal 5,14).

Gerhard Maier – Edition C

Diese goldene Regel sollte, nein muß, unser gesamtes Leben durchziehen. Nicht nur unsere christliche Zeitschiene 🙂
Beim durchsuchen meiner Bibliothek zu dem Vers vielen mir auch diese „negativen“ Kommentare auf:

Alle Menschen haben das Recht auf Privatsphäre und können anderen – auch Verkündigern – verbieten, ihr Haus oder Grundstuck zu betreten. Besteht also jemand darauf, nicht mehr von Zeugen Jehovas besucht zu werden, wird dies respektiert (Matthäus 7:12; 10:13). Es wird lediglich eine datierte Notiz mit der Adresse in die Gebietskartenhülle gesteckt, damit Verkündiger dort künftig nicht mehr vorsprechen. Das

Hütet die Herde Gottes 2019

Die Ältesten können sich zudem fragen: „Welche Informationen wurden wir selbst benötigen, wenn der Betreffende in unsere Versammlung wechseln wurde?“ (Matthäus 7:12). Unterliegt der Betreffende noch Einschränkungen eines Rechtskomitees, sollten diese mitgeteilt werden. Wurde der Betreffende vor langer Zeit zurechtgewiesen oder wiederaufgenommen und unterliegt keinen Einschränkungen mehr, muss das zurückliegende Rechtskomiteeverfahren nicht erwähnt werden. Anders ist es, wenn der Verkündiger ehebrecherisch geheiratet hat oder sein Ruf wegen eines anderen Fehlverhaltens nachhaltig geschädigt ist.

Hütet die Herde Gottes 2021

Was solltest du tun, wenn deine Familie deine Ansichten zu bestimmten Feiertagen nicht teilt? Streite dich nicht mit ihnen. Denke daran, dass sie das Recht haben zu entscheiden, was sie feiern möchten. Respektiere das und bleib freundlich. Umgekehrt wünschst du dir ja das Gleiche. (Lies Matthäus 7:12.)

Was lehrt uns die Bibel?

Ich glaube kaum, dass Jesus DIES meinte, als er diese Worte sprach! Aber scheinbar wollen diese Menschen so behandelt werden? Ich persönlich würde unter „dem Gesetz und den Propheten“ – also dem AT – eine andere Sicht der Dinge erwarten!