Monat: August 2021

wächst Gott ?

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch ein Schatten von Wechsel.
Elberfelder 1871 – Jakobus 1,17

Alle gute Gabe und alles vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch ein Schatten infolge von Wechsel. (1) wie ein solcher Schatten an den Lichtern, d.h. an den Sternen, durch den Wechsel ihrer Stellung manchmal entsteht, z.B. bei Sonnen- und Mondfinsternissen. (a) Mt 7:11; Joh 3:27; Rö 11:29; 1Jo 1:5
Zürcher 1931 – Jak 1,17

Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf. Anders als sie ändert er sich nicht, noch wechselt er zwischen Licht und Finsternis.
Neues Leben – Bibel 2006 – Jakobus 1:17

Beim heraussuchen zu diesem Bibelvers bin ich über die unterschiedlichsten Ansichten gestoßen. Unter anderem, dass Gott in seinen Taten noch wachsen würde, dass es keine Zeit gäben würde, wenn Gott nicht die Sterne erschaffen hätte und vieles andere mehr. All diese Gedanken zeigen, dass Menschen nicht die Bibel als Gottes Wort, sondern als ein weiteres interessantes Buch betrachten. Denn der Schlüssel zur Zeit liegt in 1.Mose 1:1 – Erst nach der Zeit wurden die Sterne erschaffen 😉

Aber schauen wir uns zu dem obrigen Vers – aus Jakobus – erst einmal an, was die Menschen damals glaubten:

Statt die Menschen in der Absicht zu versuchen, sie zum Straucheln zu bringen ( 1,12-16 ), schickt Gott ihnen gute Gaben, darunter die geistliche Wiedergeburt (V. 18 ). Die Tatsache, dass Gott der Urheber alles Guten ist, war ein Gemeinplatz der jüdischen und griechischen Weisheitsliteratur. Was im Himmel ist, war für die Menschen der Antike vollkommen, die jüdischen Schriftsteller gebrauchten daher den Ausdruck »von oben« häufig als Synonym für »Gott«. Die Wendung »Vater des Lichts« könnte bedeuten »Schöpfer der Sterne«; für die Heiden waren die Sterne Götter, für die Juden Engel. (Die Kanaanäer in Ugarit hatten El schon vor Urzeiten als »Vater des Lichts« bezeichnet, und in den Schriftrollen vom Toten Meer tragen die höchsten Engel den Titel »Herrscher des Lichts«. In mehreren alttestamentlichen Schriften werden die Sterne als »Lichter« bezeichnet – vgl. 1.Mose 1,14-19; Jer 31,35 .) Die Astronomen der Antike beschrieben an den Himmelskörpern beobachtbare Veränderungen unter anderem mit dem Ausdruck »wandernde Schatten«, für die Philosophen dagegen war das Vollkommene, das, was im Himmel ist, unwandelbar und ohne direkten Bezug zur Erde. Die meisten Menschen der damaligen Zeit glaubten an Astrologie und fürchteten die Macht der Sterne. Jakobus redet hier jedoch nicht etwa der Astrologie das Wort, sondern bezeichnet Gott wie viele andere jüdische Autoren als Herrn der Sterne und bestreitet gleichzeitig, dass Gott auch nur im Geringsten wankelmütig sei, wie es den Gestirnen gern zugeschrieben wurde. Seine Leser konnten der vorliegenden Passage also entnehmen, dass Prüfungen oder Versuchungen, wie sie sie gerade erfuhren, nicht das Resultat eines willkürlich über die Menschen hereinbrechenden Schicksals sind, sondern dass auch in ihnen das Wirken eines treu sorgenden und liebenden Vaters spürbar wird.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

OK – ähnliche Gedanken kennen wir ja auch heute noch in vielen Religionen.
oder schauen wir uns folgende an:

Von dem Vater der Lichter.
Zieht man den Genitiv τῶν φωτῶν zu τοῦ πατρός (was jedenfalls das Nächstliegende), so kann verglichen werden Apok Mos 35 f.: (Eva sieht, wie die Himmlischen für den gestorbenen Adam beten; sie macht ihren Sohn Seth darauf aufmerksam u. spricht zu ihm:) Wer mögen wohl die beiden Äthiopier sein, die deinem Vater im Gebete beistehn? Da spricht Seth zu seiner Mutter: Das sind Sonne u. Mond; auch sie fallen nieder u. beten für meinen Vater Adam. Spricht Eva zu ihm: Wo ist denn ihr Licht (geblieben)? u. warum sehen sie so schwarz aus? Und Seth spricht zu ihr: Ihr Licht haben sie nicht verloren; aber sie können nicht leuchten angesichts vom Lichte des Alls, dem Vater der Lichter, um deswillen verbarg sich das Licht von ihnen. — Das. 38: Der Erzengel Michael bat den Vater der Lichter um die Beschickung der Überreste (Adams).

Strack_Billerbeck – Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

dieser Teil aus der „Apokalypse des Mose“ könnte auch aus dem Buch Mormon stammen – aber eben NICHT aus der Bibel. Wie das wohl kommt?
Aber schauen wir uns an, was Jakobus eigentlich sagt:

Der Vater der Lichter

Das Buch Jakobus verdient seinen Ruf als eines der praktischeren, bodenständigeren Bücher im Neuen Testament. Aber während wir seinen Reichtum für das christliche Leben ausschöpfen, können wir leicht die kraftvollen theologischen Aussagen übersehen, die in diesem kurzen Brief versteckt sind. Diese hier erscheint im ersten Kapitel (Jak 1,17):

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter herab, bei dem es keine Veränderung und keinen Schatten durch Wandel gibt.

Jakobus‘ Ausdruck „Vater der Lichter“ ist einzigartig in der Bibel. Das Verständnis dieses Satzes ist entscheidend, um zu verstehen, was er damit meint, dass es bei Gott „keine Veränderung oder Schatten durch Wandel“ gibt. „Vater der Lichter“ weist auf Gottes Rolle als Schöpfer der Sterne und anderer himmlischer Objekte hin. Wir sehen diesen Gedanken sowohl im Schöpfungsbericht als auch in den Psalmen (Gen 1,14-18; Ps 136,7-9; 148,1-5). Ähnliche Formulierungen, die auf dieselbe Idee hinweisen, finden sich sporadisch in anderer altjüdischer Literatur, wie den Schriftrollen vom Toten Meer. 1

Die Himmelskörper markieren die Jahreszeiten und den Ablauf der Zeit (Gen 1,14-18). Sie werden mit Veränderung in Verbindung gebracht. Das Wort, das in Jakobus 1,17 mit „Veränderung“ (griechisch tropē) übersetzt wird, ist ein Substantiv, das an anderer Stelle in der griechischen Literatur verwendet wird, um die Bewegung und Positionierung der Sterne, die jahreszeitlichen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf das Land sowie die beiden jährlichen Sonnenwenden zu beschreiben. 2 Jakobus‘ Verwendung von „Veränderung“ mit „Schatten“ deutet auf eine Sonnenfinsternis hin. Sein Punkt ist tiefgründig. Obwohl sich die Lichter – die Himmelskörper – verändern und variieren, tut das ihr Vater nicht. Er ist unerschütterlich.

Aber die Formulierung „Vater der Lichter“ vermittelt mehr als Gottes Rolle als Schöpfer. Sein Charakter und seine Natur unterscheiden sich grundlegend von denen aller anderen göttlichen Wesen. Wie in anderen antiken Kulturen ist auch in jüdischen Schriften der Glaube weit verbreitet, dass die Sterne himmlische Wesen sind. Diese Vorstellung findet sich im Alten Testament, wo die Söhne Gottes metaphorisch als „die Sterne Gottes“ bezeichnet werden (Hiob 38,7). Jakobus‘ Beschreibung von Gott als „Vater der Lichter“ spricht dann von Gott als dem Schöpfer aller himmlischen Wesen – und betont damit, dass sie erschaffen sind und daher minderwertig sind. Gott allein ist ungeschaffen.

Diese Idee wirft auch Licht (Wortspiel beabsichtigt) auf 1 Johannes 1:5, wo Johannes schrieb, dass „Gott Licht ist“. Sein Punkt war nicht, dass Gott Energieteilchen ist – was bedeuten würde, dass Gott Teil der Schöpfung ist, was Johannes an anderer Stelle ausdrücklich verneint (Johannes 1,1-3). Vielmehr verwendet Johannes den Satz metaphorisch und relativiert ihn, indem er sagt, dass in Gott „überhaupt keine Finsternis ist.“ Nur Gott ist ganz und gar wahr und gut.

Unser Vater der Lichter steht allein als derjenige, der die Zeit und ihre Markierungen geschaffen hat. Die Himmelskörper bewegen sich so, wie er es bei der Schöpfung bestimmt hat, während sein Wesen konstant bleibt. Der Urheber der Veränderung ändert sich selbst nicht. Sein Wesen schwankt nie. Der Vater der Lichter schuf die geistigen Wesen, die seine himmlische Heerschar sind (1. Könige 22,19), aber nur er ist beständig wahr und gut. Ihr Wesen mag schwanken. Sein Wille nicht.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Weiter in Vers 17. Jakobus befasst sich mit der Quelle des Guten: Jede gute und vollkommene Gabe kommt von Gott. Die Vorstellung vom gebenden Gott in Vers 5 wird nun weiter ausgeführt. Im Englischen wird für Gabe und Geschenk nur ein einziges Wort gebraucht; der griechische Text [wie auch die Elberfelder Übersetzung] gebraucht zwei verschiedene Worte. Das erste Wort betont die Handlung des Gebens; dieser Begriff wird im Neuen Testament nur zwei Mal gebraucht – hier und in Philipper 4,15. Die Gabe ist gut im Sinne von nützlich und vorteilhaft. Das zweite Wort betont nicht die Handlung, sondern das Geschenk selbst. Das Wort vollkommen bedeutet „vollständig“; diesem Geschenk fehlt nichts. Sowohl die Handlung des Gebens – die gut ist – wie auch das vollkommene Geschenk selbst kommt von oben herab. Das ist die Quelle. Gabe und Geschenk kommen von oben herab; und sie kommen eher aus der himmlischen als aus der irdischen Sphäre. Der Gebrauch der Gegenwartsform deutet an, dass es sich hier um eine andauernde Wahrheit handelt: das vollkommene Geschenk kommt fortwährend von oben herab. Dieser Ausdruck „von oben herab“ ist die wörtliche Übersetzung des griechischen Textes. Gemeint ist, dass diese Gaben fortwährend, andauernd in einem Strom herabkommen – in einer Folge ohne Ende. Alles Gute kommt von ihm. Alles Gute; Nützliche; Vorteilhafte; Gewinnbringende; ebenso alles Vollkommene; Vollständige; Fehlerlose – das alles kommt von ihm. Zuvor hat Jakobus schon Ähnliches von der Weisheit geschrieben. Nun lehrt er, dass dies nicht nur auf die Weisheit zutrifft, sondern auch auf alle anderen guten Dinge, die von Gott kommen. Weiter schreibt er, dass dieses Geschenk vom Vater der Lichter kommt – das ist Jakobus’ Titel für Gott. Nirgends sonst im Neuen Testament wird diese Anrede Gottes gebraucht; sie findet sich jedoch in jüdischer Literatur, etwa in Philo und den Schriftrollen vom Toten Meer. Er ist der Vater – gemeint ist der Urheber – der Lichter. Die Lichter beziehen sich auf die Himmelskörper; gemeint ist, dass er der Schöpfer der Himmelskörper, der Dinge im äußersten Weltall ist. Weil er der Vater der Lichter ist, kann es in ihm keine Veränderung geben. Dieses Wort für Veränderung wird nur hier und nirgendwo sonst gebraucht. Gemeint ist eine innere Veränderung. Gottes Licht ist so vollkommen, dass es keine Abweichung vom festgesetzten Kurs oder Muster zulässt. Die astronomischen Körper haben feste Richtlinien (die Erde braucht eine gewisse Zahl an Monaten, Wochen, Stunden, Minuten und Sekunden für ihre Umkreisung der Sonne, und sie braucht eine festgesetzte Zahl an Stunden, Minuten und Sekunden, um sich um ihre eigene Achse zu drehen). Genauso ist Gott in seinem Wesen. Es gibt keine Veränderung. Zwar mögen die Himmelskörper gewisse Veränderungen zeigen, wenn sie Schatten werfen; Gott aber tut das nicht: [in ihm ist] keines Wechsels Schatten. (Das Gegenteil träfe zu, wenn man vor einem Licht oder im Rad einer Sonnenuhr stünde.) Die griechischen Worte sowohl für Wechsel als auch für Schatten finden wir nur hier und sonst nirgends. Wichtig ist: Das von Gott kommende Licht ist konstant.

Folgendes können wir lernen: Erstens kann es nie eine „Gottesfinsternis“ geben. Zweitens ändert sich das Licht Gottes niemals – es ist beständig und gleichförmig. Drittens – wie in Johannes 1,5 ausgedrückt – gibt es in ihm überhaupt keine Dunkelheit, er ist vollständig Licht. Und viertens gilt in diesem Kontext: Weil Gottes Licht und Gottes Heiligkeit nicht getrübt werden kann, ist er vollkommen unfähig, mit Sünde versucht zu werden oder den Menschen mit Sünde zu versuchen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Liebe dich selbst?

Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet.
Elberfelder 1871 – Joh 13,34

Ein new Gebot (Jch wil euch nicht beschweren mit vielen Gesetzen / wie Moses im alten Testament. Sondern das sollen alle Gesetz im newen Testament sein / Das jr euch liebet vnternander. Darumb ists ein New vnd des newen Testaments gebot / von allen Alten ausgesondert.) gebe ich euch / das jr euch vnternander liebet / wie ich euch geliebet habe / auff das auch jr einander lieb habet.
Martin Luther 1545 „letzte Hand“ – Johannes 13,34

Ich hinterlasse euch eine neuartige Anweisung, dass ihr euch gegenseitig in Hingabe begegnet, so wie ich euch einmal Liebe erwiesen habe, damit auch ihr füreinander in Liebe da seid
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Johannes 13:34

Die Passahfeier ging weiter, und Jochanan bemerkte den Weggang von Judas von der Szene: Als er also hinausgegangen war (Joh. 13:31a). Judas‘ Weggang garantierte den Verrat, und der Verrat wiederum sicherte den kommenden Tod Jeschuas. Durch seinen Tod würden sowohl der Vater als auch der Sohn verherrlicht werden (Joh. 13:31b-32). Sein Tod garantierte auch, dass er bald diese Welt verlassen würde: Meine lieben Kinder, noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen (Joh 13,33a).

Angesichts seines bevorstehenden Abschieds gab Jeschua ein Gebot, das in einem Sinne neu war, in einem anderen aber nicht. Er sagte: „Liebt einander“ (Joh. 13:34a). Das war insofern eine bewährte Regel, als das zweitwichtigste Gebot des mosaischen Gesetzes war, den Nächsten zu lieben wie sich selbst (Lev. 19,18). Der Maßstab für die Nächstenliebe war also die Selbstliebe. Die neue Facette dieses Gebots war: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe (Joh. 13,34b). Der Maßstab war nicht mehr die Liebe des Einzelnen zu sich selbst, sondern die Liebe Jeschuas zu ihm, und er liebte uns vollkommen und bedingungslos – genug, um für uns zu sterben. Die Welt wird erkennen, ob jemand ein Jünger Jeschuas ist, wenn er die gleiche Art von bedingungsloser Liebe für andere hat (Joh. 13,35).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Warum gab Jesus ein neues Gebot? Genügten die Zehn nicht? Bei dem Alten hieß es „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Matthäus 5, 23; 2 Mose 21,.24). Das neue aber lehrt das Gegenteil, es befähigt, das Leben für die Brüder zu lassen, für die Feinde zu beten (1 Johannes 3, 16; Lukas 23, 34; Apostelgeschichte 7, 59). Jemand fragte, wie viele Gebote es gäbe; die Antwort lautete elf. Das elfte sei das Wichtigste, weil es alle andern erfüllt (Römer 13, 10; 2 Johannes 5).
Die Umstände, unter welchen Jesus das neue Gebot gab. Er stand vor dem Kreuzestod und war das letzte Mal finit den Jüngern versammelt. Er gab es Ihnen, als Er für sie sterben wollte. Da Er den geringsten Dienst an ihnen tat, indem Er ihre Füße wasch. Das Kapitel unseres Textes beginnt: „Wie Er die Seinen liebte, so liebte Er sie bis ans Ende“ (Vers 1). Im gleichen Kapitel sagt Er den Verrat des Judas, die Verleugnung des Petrus und das Versagen aller Jünger voraus. Dennoch beginnt Er es „wie Er die Seinen liebte“ und beschloß es mit unserem Text. Er liebt mit ewiger Liebe (Jeremia 31, 3). Hier sehen wir die Breite, Länge, Tiefe und Höhe der alles übersteigenden Liebe Christi (Epheser 4,18).
Der schöne Titel, den Jesus dem Gebot gibt: Ein neues Gebot. Es war das erste im neuen Bunde und schuf neue Möglichkeiten. Mit der Wiedergeburt ist die Liebe Christi in unsere Herzen ausgegossen worden (Römer 5 5)
Es war neu, weil sich die Gläubigen liebten wie eine Familie. Alle sind vom gleichen Vater gezeugt (1 Petrus 1, 3) und sind Brüder untereinander, da Jesus der Erstgeborene genannt wird (Römer 8, 29). Sie lieben alle, nicht nur die, die sie lieben. Sie verzichten selbst, wie Abraham, auf ihr gutes Recht (1..Mose 13, 8). Sie lieben einander, weil alle von einem Stamm sind (2 Petrus 1, 4) und im gleichen Blut gewaschen sind (Offenbarung 1, 5) Weil alle den gleichen Geist empfangen und Christi Sinn haben (1 Korinther 2, 16). Nur so kann die Liebe Christi reichlich von ihnen fließen. Sie kennen auch keine Parteien mehr. Da ist weder Methodist noch Darbist, weder Baptist noch Salutist. Alle sind durch einen Geist zu einem Leibe getauft (1 Korinther 12, 13). Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, sagte Kaiser Wilhelm der IL vor dem Reichstag: „Ich kenne keine Parteien, sondern nur Deutsche.“ So kennen wir weder Franzosen noch Engländer; Deutsche noch Farbige, sondern nur Brüder, die wir alle gleich lieben. Nicht Nationalität, eine Lehre, oder ein Verein binden uns, sondern die Liebe (Galater 3, 28).
Wir lieben einander, weil Jesus auch König genannt ist und wir als Seine Untertanen gern Seine Befehle erfüllen (1 Johannes 3, 23; 4, 21; Johannes 15, 12).
Auch ist Er unser Hirte und wir Seine Schafe, die wie der Hirte bereit sind, das Leben für die andern zu lassen( Kap. 10, 12; 1 Johannes 3, 16.) Wir lieben einander, weil alles andere vergeht, aber die Liebe bleibt (1 Korinther 13, 13). Seine Gebote sind nicht schwer und in ihnen wandeln wir (1 Johannes 5, 3; Epheser 5, 2).
Das Vorbild, womit Jesus das neue Gebot bekräftigt. Gleich wie ich euch geliebt habe. Liebe sucht nicht das Ihre.
Warum liebte Jesus die Seinen? Welchen Nutzen hatte Er an ihnen? Absolut keinen. In Seiner Liebe zu uns war keinerlei selbstsüchtiger Hintergedanke, wie das oft bei uns ist, es war nur ein Sich-Geben. Er bewies seine Liebe:
Indem Er die Herrlichkeit verließ, um uns zu retten (Lukas 19, 10). Indem Er sich selbst für uns dahingab (Galater 2, 20).
Indem Er immerdar für uns eintritt (Hehr. 7, 25). Er liebt sie mit ganzer Teilnahme, weint und freut sich mit ihnen. Oft betrüben wir Ihn durch Unglauben und Ungehorsam, doch deshalb gibt Er das angefangene Werk nicht auf, sondern führt es unermüdlich weiter bis zur Vollendung (Philipper 1 6; Epheser 1 4). Seine Liebe übersteigt allen Verstand (Epheser 3, 19). Neu strahlte Christi Liebe zu den Seinen nach Seiner Auferstehung hervor. Er suchte sie hinter verschlossenen Türen auf und rief Ihnen „Frieden“ zu. Er bemühte sich um die Wiederherstellung des Petrus (Johannes 21; Ga1.6,1).
Die Wirkung wahrer Liebe auf die Umgebung. Jesus sagt, daß durch sie unsere Umwelt Ihn erkennen werde. „Dabei wird jedermann erkennen“ (1 Korinther 13, 4-7). Wie ist das möglich?
Ein neues Band umschließt die Gotteskinder. Zuvor waren sie einander feindlich gesinnt, nun da Christus in ihnen wohnt, sind sie ein Herz und eine Seele (Apostelgeschichte 2, 42. 45). Wie Jonathan alles für David opferte, so tun sie dasselbe an ihren Brüdern. Sie legen selbst wie Aquila und Priscilla ihren Hals für andere hin (Röm, 16, 3. 4; 12, 10), wie diese für Paulus.
Ein neuer Impuls treibt sie. Die Liebe Christi wohnt in ihnen (Römer 5, 5; 2 Korinther 5, 14). Die Welt bewundert die Liebe der Christen zu einander. Manche verkauften selbst ihren Besitz, um den Bedürftigen zu helfen (Apostelgeschichte 2, 45; 4, 36. 37; 1 Johannes 3, 17).
Wahre Jesusliebe ist die wirkungsvollste Evangeliumsverkündigung. Die Liebe zueinander überzeugt die Weit mehr als Worte. Daran erkennt sie, wem wir angehören. „Dem, der selbst die Liebe ist und in die Welt kam, uns zu retten.“ Das größte Hindernis für das Evangelium ist Bruderstreit. Redest du noch lieblos gegen deine Mitgläubigen, dann sündigst du und hinderst den Lauf des Evangeliums. Dadurch lädst du eine schwere Verantwortung auf dich. Fange an, das Leben Jesu zu studieren, und lies oft 1 Korinther 13, dann wird es nie in deinem Leben an der echten wahren Liebe fehlen.

G. R. Brinke – Ärenlese Jahrgang 17

Warum ist es »ein neues Gebot«? Ist die Nächstenliebe nicht schon im AT da (3 Mo 19,18)? Ist sie nicht in der Bergpredigt sogar zur Feindesliebe erweitert (Mt 5,43ff.)? Ein »neues Gebot« ist es aus drei Gründen: a) weil es jetzt ausdrücklich in den soeben mit der Passion beginnenden Neuen Bund aufgenommen wird; b) weil es die Liebe »untereinander« und damit die innere Struktur der neuen Gemeinde regelt; c) weil es die Liebe Jesu, die vor wenigen Augenblicken in der Fußwaschung anschaulich wurde, zum Maßstab macht.

Die Worte »gebe ich euch« sollten viel stärker beachtet werden, als es normalerweise geschieht. Das »geben« eines Gebotes ist nämlich ausschließlich eine Sache Gottes (vgl. 5 Mo 6,1.20). Mose »gebietet« nur das Gesetz (5 Mo 4,2 u. ö.). Jesus »gibt« es, ist also der Gesetzgeber selbst. Das kann er nur, weil er Gott ist (Joh 1,1ff.). Mit dem »gebe ich euch« hat Jesus also seine göttliche Würde offenbart.

»Dass ihr einander liebt« ist der Inhalt des neuen Gebotes. Es geht um die Liebe der Jünger nach innen, in ihrer Gemeinschaft »untereinander«. Natürlich hebt das die Liebe nach außen in Gestalt der allgemeinen Nächstenliebe und der Feindesliebe (Mt 5,43ff.) nicht auf. Aber die Liebe im Sinne Jesu beginnt innen und nicht außen. Innen ist sie schwerer. Hier, wo man zusammenleben und zusammenarbeiten muss, wo jeder die Schwächen des andern nicht nur sieht, sondern auch erdulden muss, ist Liebe viel schwieriger.

Die zweite Hälfte von V. 34 nennt den Maßstab und zeigt zugleich, wie diese Liebe möglich ist: »dementsprechend, dass ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt.« Das griechische Wort, das wir mit »dementsprechend« übersetzen, hat folgende Bedeutungen:

a) »ebenso wie«,

b) »in dem Maße wie«,

c) »weil«. Alle diese Bedeutungen fließen hier zusammen. »Ebenso wie« Jesus sollen sich die Jünger lieben: d. h. in der Demut, mit der er die Fußwaschung vollzog (vgl. V. 14-17). »In dem Maße wie« Jesus sollen sie lieben: d. h. in der Vollendung, von der in V. 1 (und auch Mt 5,45-48 !) die Rede war. »Weil« Jesus sie zuerst geliebt hat, können sie jetzt auch einander lieben. Hier liegt also eine unumkehrbare Reihenfolge vor. Nur wer göttliche Liebe empfangen hat (vgl. Röm 5,5), kann auch göttliche Liebe weitergeben. Aber der kann es auch! Halten wir noch einmal fest: Die Liebe strömt zuerst vom Vater zum Sohn (Joh 17,26), dann vom Sohn zu den Jüngern (Joh 13,1.34; 17,26), von den Jüngern in die Gemeinde (Joh 13,34ff.) und von dort in die Welt (Joh 17,26; Mt 5,43ff.). Paulus teilt diese Reihenfolge, wenn er in Gal 6,10 schreibt: »Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.«

Dass Jesus in V. 34ff.auch an die Welt dachte, zeigt V. 35

»Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.« »Alle« sind wohl alle Menschen. Das Erkennungszeichen der Gemeinde ist also die gegenseitige Liebe innerhalb (»untereinander«) der Gemeinde. Die Welt hat Augen dafür und kann an dieser Liebe »erkennen, dass ihr meine Jünger seid«. Sie schließt also von der Bruderliebe auf die Gotteskindschaft! Wie tief beugt uns das. Denn diese Bruderliebe ist in der Regel der schlimmste Patient. Das wird schon daran spürbar, dass die Apostel sie immer wieder einschärfen (vgl. z. B. Gal 6,2; 1 Thess 4,9; 1 Petrus 1 Thess 1,22; 1 Joh 2,5.7-10; 3,11.23; 4,7-10.19; 5,1.3; 2Joh 1,5). Keine Sekte, keine andere Konfession, ja nicht einmal ein anderer Christ dürfte uns darin übertreffen.

Unübersehbar hat V. 35 eine missionarische Dimension. Wo Liebe praktiziert wird, gewinnt man Anziehungskraft. Von den frühen Christen sagte man (nach einem Wort Tertullians): »Seht, wie haben sie einander so lieb.«

Andererseits sollte man nicht den Fehler machen und Jesu Worte umdrehen, etwa in dem Sinne: »Wo Liebe ist, da ist Gott« bzw. »Wo Liebe ist, da ist Gemeinde«. Das wäre eine Verabsolutierung und würde Joh 13,3-4ff.aus dem Zusammenhang des Evangeliums herauslesen. Wir können uns ja sehr darüber täuschen, was »Liebe« ist. Die Liebe untereinander ist ein Zeichen für Jüngerschaft, aber nicht das einzige. Nach Apg 2,42 z. B. kommen zur »Gemeinschaft« die apostolische Lehre (vgl. Mt 28,18ff.!), das Abendmahl und das Gebet hinzu. Vgl. auch Mt 22,34ff.parr.

Fassen wir zusammen: Jesu Abschiedsreden sind eine Art Testament für die jetzt beginnende Gemeinde des Neuen Bundes. An der Spitze steht bei Johannes das neue Gebot. In ihm befiehlt Jesus die Liebe der Jünger »untereinander«. Sie wird möglich durch seine vorausgehende Liebe zu den Jüngern. Diese Liebe ist ein wichtiges Erkennungszeichen der Gemeinde des Neuen Bundes.

Gerhard Maier – Edition C

„Neu“ ist das Gebot Jesu jedenfalls in seiner Begründung. Es wird nicht einfach als „Gesetz“ vor die Jünger hingestellt, sondern aus der Liebe Jesu zu ihnen abgeleitet . Jesus gebietet nicht einfach die Liebe, sondern sagt: Ihr sollt einander lieben, „entsprechend wie ich euch geliebt habe“. Darin liegt zunächst der Vergleich. „Liebe“ ist ein sehr vieldeutiges Wort . Wir müssen wissen, wie echte Liebe aussieht. Das zeigt uns Jesus in seinem ganzen Tragen, Ringen, Leiden, Sterben . Wir haben es bei der „Fußwaschung“ vor Augen gehabt. Nun ist uns geboten, so zu lieben, wie Jesus geliebt hat. Das „Wie“ seiner Liebe ist vor allem durch eins gekennzeichnet: sie wird nicht gehindert durch die Verkehrtheit, Schwachheit und Erbärmlichkeit seiner Jünger; im Gegenteil, gerade dann wächst sie zu ihrer ganzen Tiefe und Gewalt, die am Kreuz offenbar wird. So soll auch unsere Liebe zueinander an der Not und Schuld des andern nicht erlahmen, sondern gerade hieran den Anstoß zum vertieften Lieben finden. Aber ist uns solches Lieben überhaupt möglich? Verlangt Jesus hier nicht etwas, was außerhalb unserer Fähigkeiten liegt? Nun müssen wir darauf achten, dass das grie. „kathos = wie“ nicht einen vergleichenden Klang in sich schließt. In dem Geliebtsein von Jesus ist den Jüngern der Grund und die Kraft des eigenen Liebens gegeben. Nicht sie sollen von sich aus mit dem Lieben anfangen; wie würden sie da scheitern. Das Lieben Jesu ist vorangegangen; von diesem Lieben kommen sie immer schon her. Sie dürfen einander sehen als die von dem Herrn Geliebten und mit seinem Lebenseinsatz Erretteten; sie dürfen als solche Geliebten loskommen von den Ansprüchen und Fesseln des eigenen Ich. „Aus der neuen Gnade des neuen Bundes eneutestamentlicheneht notwendig ein neues Gebot“ (Schlatter). –

Wuppertaler Studienbibel

Liebe – was für ein Wort! Und so viele Bedeutungen! Und jede Religionsgrüppchen ist der Meinung, dass „nur sie“ diese Liebe zum Ausdruck bringen. Aber woran erkennt man diese Liebe, die Jesus hier in seinen Mund nimmt? Worin kennzeichnete sich Jesu Liebe aus? Mied er bestimmte Volksgruppen? Hielt er bestimmte „Andersgläubige“ als Abtrünnige? Tat er so, als wären seine (zu diesem Zeitpunkt noch) ungläubigen Geschwister, ihm unbekannt? Lies er irgendjemand links stehen?
Ich höre gerade einen sehr interessanten Bibelkommentar. Aber was wirklich nervt, dass dieser Bibellehrer in jeder biblischen Geschichte, bei den beschriebenen Personen ganz viele Fehler findet! Warum wohl in der Bibel nicht auf diese Fehler eingegangen wird? Weil Jehovah diese Fehler vielleicht vergeben hat – und wir nur darüber informiert werden, dass diese Menschen auch Fehler gemacht haben ABER trotzdem SEINE Freunde waren!?! Jesus starb für dich, für diese fehlende Menschen – DAS ist echte Liebe!

ein Lamm im Himmel?

Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme!
Elberfelder Bibel 1905 – Offb 7,10

Und sie rufen mit lauter Stimme:
Die Rettung steht bei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und bei dem Lamm!
Zürcher Bibel 2007 – Offenbarung 7,10

Alle riefen auf einmal: „Der Einzige, der uns retten kann, ist unser Gott! Er hat den Überblick, er hat die Macht, er hat den PIN-Code für die Tür zum Himmel, er und das Lamm, er und Jesus!“
VolxBibel – Offb 7,10

Was war das mit dem Lamm – und den Schafen? Und nun berichtet die Offenbarung von einem Lamm – ja einem geschlachteten Lamm?
Was schreibt die Volxbibel? Ja – Jesus als ein Lamm dargestellt! Aber warum? Ist das Bild, dass er der Löwe aus Juda ist, nicht viel eindrucksvoller?

Aber wem verdanken alle ihre Rettung?

Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Die Rettung hat unser Gott, der auf dem Thron sitzt, und das Lämmlein.

Die vollendete Gemeinde hat erlebt, dass Gott und Christus die rechten Helfer sind, die von Sünde, Tod und Satan frei machen und uns Menschen hinauf in das herrliche Licht und Leben vor dem Thron Gottes führen. Das einmütige Bekenntnis der unzählbaren Schar wird durch das Dankgebet der Engel bestätigt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Sie klagen nicht. Sie klagen nicht an. Sie reden nicht von ihren Leistungen, Kämpfen und Leiden, sondern nur davon, dass allein der Vater und der Sohn sie hindurchgebracht hat. Allein ihm verdanken sie ihre Rettung, ihr Heil. »Erbarmung ist’s und weiter nichts.« So bricht schon jetzt, da sie eben »unter dem Tor erschienen« und am Ziel angekommen sind, der große Jubel, der große Dank und Lobpreis aus ihnen hervor. Er soll auch jetzt schon immer wieder aus uns hervorbrechen, da wir noch »im Tal unserer irdischen Pilgerfahrt sind«, das Lob aus der Tiefe«, das, aus dem Staunen und der Liebe geboren, Gott ehrt und ihm kostbar ist.

Gerhardt Maier – Edition C

Alles ist hier auf Sieg gestimmt. Es folgt das Siegesgeschrei. Und sie schrien mit großer Stimme und sprachen: Das Heil unserm Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm. In freudig erhobenen, donnernden Sprechchören – Langenberg, der in diesen Rufenden nicht die vollendete Gemeinde sieht, geht hier auf die ursprüngliche Bedeutung des grie Wortes krazo für schreien, nämlich krächzen, zurück. Es fehle diesem Geschrei also der Wohlklang und die voller Erlösungsfreude. Gewiss gibt es mancherlei Geschrei (2 Mo 32,18 ), und 6,10; 12,2; 18,18.19 berechtigt der Zusammenhang, an eine heisere, gequälte Stimme zu denken. An vielen Stellen aber, wie auch hier, soll an die Lautstärke gedacht werden (7,2; 14,15; 18,2; 19,17; Joh 1,15; 7,28.37-38; 12,44 ). Unerlöstheit liegt hier fern. Der Zusammenhang kündet Sieg und noch einmal Sieg. – feiern sie den Sturz Babels – Diese Deutung legen die beiden anderen Heilruf-Stellen des Buches nahe: 12,10; 19,1. Dass die Triumphlieder dieser drei Kapitel zusammengehören, drückt sich auch darin aus, dass Johannes nur in ihnen seine Zurückhaltung durchbricht und von „unserem Gott“ spricht. So singt die vollendete Gemeinde! – . Nach überwältigender Erfahrung wird preisend wahrgenommen, dass bei Gott Heil ist. Er ist würdig, den Retternamen zu tragen.

Wuppertaler Studienbibel

So ist es! Egal wo und wie wir gerettet werden – Jehovah ist der Retter – Jehovah ist Rettung – also der Name Jehoschuah – also Jesus – ist in allen Facetten verwirklicht! Nur durch Jehovah ist wirkliche Rettung möglich!
Wäre nur die Frage, wer ist Jehovah? Im obrigen Vers ist von Gott und dem Lamm die Rede….

David – ein verlorenes Schaf?

Ich bin ´so lange` wie ein verlorenes Schaf umhergeirrt. Suche mich – ich diene dir doch, und deine Gebote habe ich nicht vergessen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 119,176

Ziellos werde ich sonst und verloren geh’n. Bitte pass auf mich auf, lasse mich nicht im Stich, denn deine Gesetze vergesse ich niemals nicht.
VolxBibel – Psalm 119:176

Diesen Vers hatten wir schon im August 2020.
Damals war eine der Fragen: Bin ich mir bewußt, mein eigenes Leben nicht im Griff zu haben?
Wenn wir uns nur diesen Vers anschauen, dann ist es schon eine merkwürdige Geschichte, dass Nachfolger Jehovahs immer wieder als Schafe bezeichnet werden. Schon einmal darüber nachgedacht?

Wegen ihrer irrenden Eigenschaft. Sie sind Geschöpfe, die sich leicht verirren; aber wenn sie sich verirrt haben, kehren sie nicht leicht zurück. Schweine laufen den ganzen Tag umher und finden in der Nacht den Weg nach Hause. Domine, errare per me potui, redire non potuissem, sagt Austin. Christus bringt das verirrte Lamm auf seinen eigenen Schultern nach Hause, Lukas 15; und Ps. 119:176: „Wie Schafe sind wir alle in die Irre gegangen. Wenn Gott uns uns selbst überlässt, werden wir es trotzdem tun.
Wegen ihrer Schwäche. Sie sind schwache und unbeständige Geschöpfe, unfähig, Widerstand zu leisten. Andere Geschöpfe sind mit Klugheit, Geschick oder Mut ausgestattet, um sich selbst zu schützen; aber Schafe können wenig für sich selbst tun; sie sind völlig abhängig von ihrem Hirten, der sie schützt und versorgt. Ihr ganzes Glück liegt in der guten Weisheit, Fürsorge und Kraft des Hirten. Wölfe, Löwen und Leoparden brauchen keinen, der über sie wacht. Dornen und Sträucher wachsen von allein; aber der edle Weinstock ist ein zartes Ding und muss gestützt, beschnitten und gekleidet werden. Je höher das Wesen, desto bedürftiger ist es und desto mehr wird es in Abhängigkeit gehalten. Es bedarf mehr Pflege, um eine Pflanze zu erhalten, als einen Stein; ein Stein kann leicht Moos anhäufen und zu sich sammeln. Es braucht mehr Vorräte für ein Tier als für eine Pflanze, und mehr Vorräte für einen Menschen als für ein Tier.
Die Gottlosen sind wie Böcke. Sie sind wie Böcke, weil sie unanständig und unrein sind. Widerspenstigkeit: Sie haben nicht die Sanftmut von Schafen, sie sind bereit, alle Zäune und Hemmungen zu durchbrechen; so ist ein Gottloser jochlos. Sie sind auch mutwillig und abscheulich; es ist eine niedrigere Art von Tier als das Schaf; deshalb gewählt, um einen bösen und gottlosen Menschen darzustellen.

Thomas Manton – Das Gleichnis von den Schafen und den Ziegen

Ver. 176. Ich habe mich verirrt wie ein verirrtes Schaf; suche deinen Knecht, denn ich vergesse deine Gebote nicht – der Christ, der sich der Abweichung von Gott bewusst ist.
Wir haben in diesem Vers die Beschreibung eines Gläubigen – nicht wie er sein sollte – nicht wie er sein möchte – sondern wie er ist. Es ist kein Phantasiebild, sondern ein Bild des Lebens.
I. ES IST EIN EHRLICHES BEKENNTNIS. Es ist aufrichtig und unverblümt. Er schiebt die Schuld nicht auf die Verlockungen der Welt und sagt: „Das war ein zu großer Feind für mich, er hat mich überwältigt.“ Er schiebt die Schuld nicht auf den Satan. Er schiebt auch nicht die Schuld auf das Fleisch, das in ihm war, obwohl wir wissen, dass es die Quelle des Übels war. Er nimmt die ganze Schuld auf sich: „Ich habe mich verirrt wie ein verlorenes Schaf.“
II. DAS GEBET: „Suche Deinen Knecht“. Es impliziert, dass er so weit gekommen war, dass er den Weg zurück nicht mehr kannte. Das ist ganz offensichtlich: „Ich habe mich verirrt, suche Deinen Knecht“, ich kann keinen Weg zurück finden.
III. DIE BITTE: „Denn ich vergesse Deine Gebote nicht“. Es gibt Zeiten im Leben eines Gläubigen, in denen er nicht nur einen Beweis, sondern hundert Beweise für seine Annahme hat. Aber es gibt auch Zeiten, in denen es fast wie ein kleiner Funke auf dem Ozean erscheint. Hier ist dieser kleine Funke – „Ich vergesse Deine Gebote nicht. Denken Sie nicht, dass es sich dabei um eine bloße Erinnerung handelt. Nein, es ist etwas mehr als das. „Obwohl ich mich von Dir entfernt habe, obwohl ich Deine Gebote verlassen habe, obwohl ich sie nicht so befolgt habe, wie ich sie hätte befolgen sollen, so sind sie mir doch lieb; ich liebe sie; ich wünsche mir, dass sie in meinem Herzen geschrieben stehen.“ Schlussfolgerung -Die Tendenz, die in der Sünde liegt. Sie begnügt sich nicht damit, uns unglücklich zu machen; sie will uns zerstören, und zwar für immer.

Die Schwäche des Gläubigen. Wie ein verlorenes Schaf.

Die Treue des Heiligen Geistes. Er legt diese Bitte in das Herz.

Der gütige Erhalter dieses verirrten Schafes.

Hüte dich vor allem, was in die Irre führt. Die Liebe zur Welt, der Müßiggang, usw.

Sucht das, was das Leben Gottes fördert. Lebe auf Christus hin. (J. H. Evans, M.A.)

The Biblical Illustrator: Die Psalmen

Echt, David vergleicht sich selbst mit einem Tier, dass nicht so schlau ist, wieder nach Hause zu finden?

Das Schaf

Als ich eines Tages vor einer Klasse von 125 Studenten im Fach Geschichte des Alten Testaments stand, kam mir der Gedanke, dass ich fragen sollte, ob irgendjemand eine direkte Begegnung mit Schafen gehabt hatte oder viel über sie wusste. Die Antworten waren interessant und verblüffend. Nur drei aus dieser Gruppe hatten jemals in irgendeiner Weise Kontakt zu lebenden Schafen gehabt.

Ein Schüler antwortete: „Meine Hauptbekanntschaft mit Schafen geht auf meine Kindheit zurück, als ich gezwungen war, ‚Little Bo Peep has lost her sheep‘ zu lernen. “ Eine andere Beobachtung machte deutlich, dass wir einige grundlegende Arbeit zu leisten hatten, bevor wir die Beziehungen zwischen Schafen und Hirten im Psalter untersuchten … „Nun, ich wusste nie viel über lebende Schafe, aber ich erinnere mich, dass wir immer Minzgelee bekamen, wenn sie Lammkoteletts servierten … ist das wichtig?“

Ich würde gerne glauben, dass die Antworten der Erstsemester nicht so gewöhnlich waren. In den darauffolgenden Jahren sind mir jedoch einige wundersame und seltsame Geschichten über palästinensische Schafe und ihr Wesen zu Ohren gekommen! Die Ansichten dieser Leute reichen von einer sehr romantischen Sicht der Schafe bis hin zu einer sehr düsteren Einschätzung ihres Charakters und ihrer Fähigkeiten.

In jüngerer Zeit haben sich Autoren mit weniger erhabenen Gefühlen über die Schafe geäußert.

Mir kommt der Gedanke, dass wir, wenn Jehova unser Hirte sein soll, zunächst erkennen müssen, dass wir Schafe sind. Ehrlich gesagt, gefällt mir dieser Vergleich nicht, denn ich mag keine Schafe. Diese Abneigung kommt ehrlich gesagt von mir. Ich habe früher Schafe gezüchtet. In der High School war ich im 4-H-Club und hatte eine Herde Schafe und Ziegen. Mit Ziegen kann ich mich anfreunden, denn sie mögen zwar unausstehlich sein, aber wenigstens sind sie klug. Schafe sind ohne Frage die dümmsten Tiere, die es auf der Welt gibt. Sie sind dumm und schmutzig und sie sind ängstlich und wehrlos und hilflos. Meine verirrten sich ständig, verletzten sich und wurden von Schlangen gebissen. Sie wissen buchstäblich nicht genug, um aus dem Regen zu kommen. Ich blicke mit großer Abscheu auf meine Zeit als Schafhirte zurück. Schafe sind erbärmliche Geschöpfe.

Wenn das Ihr Bild von diesen zarten kleinen Geschöpfen nicht trübt, lesen Sie dies:

… Ich bezweifle nicht, dass es schwer wäre, dümmere Tiere als Schafe zu finden. Aus irgendeinem Grund haben Schafe eine bemerkenswerte Begabung, sich zu verirren. Sie können sich auf einer schönen Weide wohlfühlen, bis ein revolutionärer Geist unter ihnen ein Loch im Zaun findet. In weniger Zeit, als man braucht, um es zu sagen, verlassen sie das Gras und laufen auf das Loch zu. Innerhalb von fünf Minuten wird kein einziges Schaf mehr auf der Weide sein, sondern Hunderte auf der Straße. Hupende Hörner, blökende Lämmer, quietschende Reifen und blökende Mutterschafe verwandelten die ruhige Landschaft in einen Tumult. Alles nur, weil sich ein Schaf verirrt hat und viele andere mitgerissen hat.

Schafe werden zwar nicht für ihren Mut, ihre Ausdauer oder ihre Kampffähigkeit ausgezeichnet, aber ich bezweifle, dass sie sich für die Wahl zum dümmsten Tier der Welt qualifizieren würden, auch wenn sie knapp dahinter liegen. Ich bin früher viel geritten und ich glaube, ich habe ein Tier geritten, das diese Auszeichnung erhalten hat. Schafe werden jedoch mehr als 500 Mal in der Heiligen Schrift erwähnt, und allein diese Tatsache sollte uns auf ihre Bedeutung aufmerksam machen.

Eine Herde breitschwänziger Schafe, die in der Regel in der Heiligen Schrift erwähnt werden. Levant Photo Service.

I. Palästinensische Schafe

Es gibt neun verschiedene hebräische Begriffe, die unterschiedlich übersetzt werden: Schaf, Bergschaf, Mutterschaf, Lamm und Widder. Das häufigste Wort, das mit Schaf oder Herde übersetzt wird, ist ṣōʾn. Die Schafe, von denen in der Bibel gewöhnlich die Rede ist, sind die Breitschwanzschafe (Ovis laticaudata). Diese Schafe wurden wegen ihres langen, breiten Schwanzes, der oft bis zu 25 Pfund wiegt, so bezeichnet. Die modernen Araber bezeichnen den Schwanz als ʾalyat oder liyat. Dies entspricht dem hebräischen Begriff ʾālyāh („fetter Schwanz“). Die autorisierte Version übersetzt diesen Begriff mit dem Wort „Schwanz“ (Exod. 29:22; Lev. 3:9; 7:3; 8:25, usw.). Nach dem achten Tag seines Lebens war ein Schaf zum Opfern (Lev. 22:19, 27) und zum Essen (Deut. 14:4) geeignet. Nur der Schafbock dieser besonderen Art hat Hörner; es gibt aber auch andere Schafsarten in Palästina, von denen das Mutterschaf ebenfalls Hörner hat. Die Hörner des Schafbocks wurden von den Priestern oft als Trompeten (Josua 6,4) und zur Aufbewahrung von Öl (1 Sam. 16,1) verwendet. Der Widder ist etwas aggressiver als seine Gattin, aber er ist in der Naturgeschichte nicht dafür bekannt, dass er die Herde oder sich selbst aggressiv verteidigt. Die Häute der Widder wurden rot gefärbt und beim Bau der Stiftshütte verwendet (2 Mose 36,19).

II. Der Charakter der Schafe

Die Heilige Schrift erinnert uns alle daran, dass „… wir wie Schafe in die Irre gegangen sind….“ (Jesaja 53:6). Diese Aussage ist keine oberflächliche Beobachtung, sondern beschreibt sehr genau die Veranlagung der Schafe. Schafe sind zwar harmlos, aber sie haben eine seltsame Neugier, die sie dazu bringt, umherzuwandern, sich zu verirren und dabei manchmal ihr Leben zu verlieren. Die Heilige Schrift weist immer wieder auf diese Schwäche hin (vgl. Mt 10,6; 1 Petr 2,25). Wenn die Schafe keinen Hirten haben, sind sie die hilflosesten Geschöpfe, wie es in Numeri 27,17 und Matthäus 9,36 heißt.

Melkende Schafe. In der Nähe von Deir ‚Alla (Succoth). Levant Photo Service.

Es war interessant, die Stimmung und die Aktivitäten der Schafe in den Hügeln von Juda zu beobachten. Vor allem an einem Tag saß ich mit Mohammad Yaseen zusammen und beobachtete das Verhalten der verschiedenen Schafe und Ziegen. Ein längerer Aufenthalt in diesem Weidegebiet bot mir eine besondere Gelegenheit, die große Vielfalt der Verhaltensmuster insbesondere der Schafe zu beobachten. Als ich ihre wechselnde Stimmung und Aktivität beobachtete, konnte ich genaue Parallelen zu Mitgliedern meiner Gemeinden in den vergangenen Jahren erkennen.

Es gab Schafe, die bei der Herde blieben und die Vorteile einer ausgewählten Weide genossen. Aber dann gab es auch die manchmal sehr jungen, manchmal alten Mutterschafe, die sich immer wieder von der Herde entfernten, obwohl das neu gefundene Gras von minderer Qualität war. Ich war sogar sehr erstaunt über das schäbige Gras, das oft die Aufmerksamkeit der Schafe auf sich zog.

Dann gab es die streitlustigen Widder oder Mutterschafe, die vorhersehbar für Unruhe in der Herde sorgten. Einmal saß ich da und sah zu, wie ein paar alte Mutterschafe miteinander um ein kleines Grasbüschel kämpften, das sie beide begehrten. Ich fand einen solchen Kampf unglaublich, denn um sie herum gab es ein reichhaltiges Angebot an sehr zartem Gras und Kräutern. Als ich ihnen beim Streiten zusah, kam mir die Anklage des Jakobus in den Sinn: „Woher kommen Kriege und Streitereien unter euch? Kommen sie nicht von euren Begierden, die in euren Gliedern kämpfen?“ (4:1). Ich fand es erstaunlich, dass sich diese beiden Tiere um diese kleine Portion Futter stritten, obwohl ihnen die ganze Weide gehörte. Ich habe mich oft gefragt, wie viele von Gottes Volk mit erbitterten Streitereien beschäftigt sind, während sie knietief in Gottes reichsten Vorräten stehen! Mit Scham und Schande sehen wir, dass viele Christen unterernährt sind – nicht weil der Hirte sie nicht versorgt hat, sondern weil sie mit ihren eigenen egoistischen Wünschen beschäftigt sind.

Einige Schafe waren sehr zart und empfindlich, stupsten den Hirten an und blieben in seiner Nähe, als ob sie eine besondere Gunst erwarteten. Andere Schafe, die ich als „Entdecker“ bezeichnete, waren im Allgemeinen nicht sehr zahlreich, bestanden aber darauf, die zugewiesene Weide zu verlassen und sich anderswo umzusehen. Einmal beschloss ein Lamm, sich seinen Futterplatz selbst auszusuchen, und fand sich schließlich am Rande einer 500 Fuß hohen Klippe wieder, der wir uns wegen der Brüchigkeit des Felsens nicht nähern konnten. Der Pfad, der zu diesem Ort führte, schien sicher genug zu sein, aber sein Ende war in der Tat gefährlich. Der Schreiber der Sprüche drückte es kurz und bündig aus: „Es gibt einen Weg, der dem Menschen richtig erscheint, aber sein Ende sind Wege des Todes“ (14:12, siehe auch 16:25).

Einige Schafe waren sich ihrer Situation nicht bewusst. Diese Schafe kauten auf der Vegetation herum, ohne die Gefahren um sie herum oder gar einen Felsbrocken vor ihnen zu bemerken. Vor allem ein altes Mutterschaf stieß sich ständig den Kopf an oder schürfte sich das Bein auf, weil es nicht auf die Umstände achtete.

Schafe geben je nach Lebensumständen verschiedene Laute von sich. Das Blöken ist jedoch das häufigste und am meisten erwartete Geräusch. Es kann ein sehr mitleiderregender Schrei sein – und doch gibt es Zeiten, in denen das Lamm oder das Schaf still steht, wenn die Gefahr am größten ist. Ich habe ein Schaf gesehen, das absolut still und scheinbar wie betäubt dastand, als das Messer fiel und es zu Tode brachte (Jes 53,7). Es war das Blöken der Schafe, das König Saul in große Verlegenheit brachte, nachdem er den Befehl Gottes zur Vernichtung der Amalekiter nicht ausgeführt hatte (1 Samuel 15,14).

Eine Tierfeder, gefunden auf einem Inschriftenstein an der Straße zwischen El Mefraq und Bagdad. Erstes Jahrhundert v. Chr. Aus The Symbolism of the Biblical World, von Othmar Keel, Seabury Press, Verlag.

Wir alle würden gerne glauben, dass wir als Gläubige bereit sind, alle Mächte um uns herum herauszufordern und zu besiegen. Ich vermute, es ist ein wenig beunruhigend zu erkennen, dass wir doch nur erlöste Schafe sind. Es ist diese Erkenntnis, die uns veranlasst, in der Fürsorge unseres Hirten zu ruhen. Die Heilige Schrift erinnert uns daran, dass der Satan wie ein „brüllender Löwe“ umhergeht (1 Petrus 5,8), und Sie wissen genau, dass er es auf Lammkoteletts abgesehen hat! Es obliegt jedem von uns, in der Nähe unseres Hirten zu sein, der den Feind kennt und den Seinen Schutz bietet. Die Gefahr für die Herde kommt jedoch nicht immer von außen, denn wir werden gewarnt, dass falsche Propheten in Schafskleidern auftreten (Mt 7,15). Der Herr Jesus sagte auch zu seinen eigenen Jüngern, dass er sie aussendet „… wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und harmlos wie die Tauben“ (Mt 10,16). Dieser Ausblick soll bei denen, die ihm dienen wollen, keine Angst und Unsicherheit hervorrufen, sondern ist eine realistische Warnung vor dem bösartigen Hass, dem sie begegnen werden. Er ermutigte sie mit diesen Worten: „Wenn sie euch aber überliefern, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch zu derselben Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt“ (Mt 10,19).

Die Lehren aus der Herde und den Schafen sind also unerschöpflich. Ich habe beobachtet, wie gut gefütterte Schafe auf langen Reisen beträchtliche Kraft zeigten; aber die schwachen und dünnen Tiere, die aus verschiedenen Gründen die bereitgestellte Nahrung nicht verwerteten, hatten es schwer auf der Reise. Die vielleicht traurigste Szene von allen waren die Knochen in der Wüste. Immer wieder habe ich bei meinen Wanderungen durch die karge Wildnis die skelettierten Überreste eines Schafes oder einer Ziege gesehen, die sich verirrt hatten und in der Wüste gestorben waren. Dies war ein dramatisches Bild für die verzweifelte Notwendigkeit der Führung durch den Hirten.

III. Größe und Art der Herden

Es wird oft angenommen, dass die palästinensische Herde eher klein ist, aber das war zu Zeiten des Alten Testaments nicht der Fall und ist es auch heute nicht immer. Hiob zum Beispiel hatte 14.000 Schafe in seiner Herde (vgl. Hiob 42,12). Der reiche Nabal hatte 3.000 Schafe und 1.000 Ziegen (vgl. 1 Sam 25,2). Salomo muss über eine große Anzahl von Schafen verfügt haben, da er bei der Einweihung des Tempels 120.000 opfern konnte (vgl. 1 Könige 8,63). Die Araber sollen Josaphat 7 700 Widder und 7 000 Ziegenböcke als Tribut gebracht haben (vgl. 2. Chronik 17,11). Für solche Herden waren mehrere Unterhirten erforderlich, um sie ordnungsgemäß zu zählen und zu versorgen. Normalerweise gab es in einer Herde nicht sehr viele Widder. Zu Zuchtzwecken kam in der Regel nicht mehr als 1 Widder auf 20 Mutterschafe. Heute umfassen die meisten Beduinenherden zwischen 30 und 75 Schafe oder Schafe und Ziegen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen von dieser kleinen Zahl, aber diese Herdengröße scheint für einen einzelnen Hirten ideal zu sein.

Junger arabischer Schafhirte führt die Herde seines Vaters nach Dothan. Levant Photo Service.

IV. Der Wert des Schafes

In einer Agrar- und Hirtengesellschaft waren diese Tiere äußerst wertvoll und wurden normalerweise durch das Gesetz geschützt. Die meisten antiken Gesetzbücher und das mosaische Gesetz verwiesen auf die Pflichten eines Hirten und die Strafen für diejenigen, die Tiere stahlen oder vernichteten. Diese Tiere lieferten Nahrung zum Essen, Milch zum Trinken (vgl. Dtn 32,14) und Wolle zur Herstellung von Stoffen und zum Beziehen von Zelten. Schafe waren oft ein Tauschmittel und wurden häufig für Opfer verwendet.

Die Schafschur fand in der Regel im Frühjahr statt und war Anlass für besondere Feierlichkeiten und Feste (vgl. 2 Sam 13,23). Die erste Erwähnung der Schafschur findet sich in Genesis 31,19 im Zusammenhang mit der Tätigkeit Jakobs und Labans. Je nach Rasse und Weidebedingungen wiegt ein Schaf zwischen 3 und 30 Pfund.

Schafe waren manchmal als Haustiere wertvoll und wurden von ihren Besitzern sehr geliebt. Eine Anspielung darauf findet sich in 2 Samuel 12,3, als Nathan vor David erschien. Er sprach von einem armen Mann, der nichts besaß „… außer einem Lämmchen, das er großgezogen und aufgezogen hatte; und es wuchs mit ihm und seinen Kindern auf, aß von seiner eigenen Speise und trank aus seinem eigenen Becher und lag in seinem Schoß und war ihm wie eine Tochter.“

Der Abdruck eines Zylindersiegels aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Aus The Symbolism of the Biblical World von Othmar Keel, Seabury Press, Verlag.

Im heutigen Palästina gibt es auch Haustiere. Das häufigste von ihnen ist der Maʾluf. Das Wort bedeutet „gefüttert“ oder „überfüttert“. Ein Schriftsteller beschreibt den Maʾluf-Widder mit etwas romantischem Unterton wie folgt:

Seine Wolle ist kurz und im Allgemeinen schwarz. Es ist ein sehr hübsches Tier, mit süßen haselnussbraunen Augen, einem schön geformten Kopf und schlanken Beinen, die denen der Gazelle von Gilead ähneln. Wenn man dazu noch einen Hauch von Unschuld und Fügsamkeit hinzufügt, ist es nicht verwunderlich, dass Johannes das Tier für ein Symbol Christi hielt. Unsere Maloof-Schafe lassen sich in ihrer Schönheit nicht mit den amerikanischen Schafen vergleichen, die ich auf den Viehhöfen von Chicago gesehen habe. Eure Schafe sehen für mich eher aus wie die Pariah-Hunde von Beirut und Konstantinopel als alles andere.

Oft wurden diese Schafböcke nur zu dem Zweck gemästet, um das Fleisch für ganz besondere festliche Anlässe zu liefern. Viele der Beduinenhirten haben Lieblingsschafe oder -lämmer und schenken ihnen besondere Aufmerksamkeit und Pflege. Im Haushalt eines armen Mannes jedoch wäre ein einziges Schaf von größtem Wert, und in diesem Licht forderte Nathan David heraus. Seine Veranschaulichung war sehr treffend, denn David kannte als Hirte den Wert eines einzigen Lammes sehr gut. Noch größer ist der Wert desjenigen, der durch das Blut Christi erlöst wurde. Diejenigen, die dem guten Hirten gehören, sind sein Besitz.

John J. Davis – Der perfekte Schäfer – Studien zum 23.Psalm