Tag: 20. November 2021

Ist Gott wirklich Gott, dann ist er auch der Herr der Zeiten.

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher meine Hülfe kommen wird. (O. woher wird meine Hülfe kommen?) Meine Hülfe kommt von Jehova, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird nicht zulassen, daß dein Fuß wanke; dein Hüter schlummert nicht. Siehe, der Hüter Israels, nicht schlummert noch schläft er.
Elberfelder 1871 – Ps 121,1–4

Er wird nie zulassen, dass dein Fuß ausrutscht.
Der dich behütet, wird nie müde.
Er wird nie müde noch legt er sich schlafen,
er, der Israel behütet.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Psalm 121:3–4

Er bewahrt deine Füße vor dem Stolpern;
er, dein Beschützer, schläft niemals.
Ja, der Beschützer Israels schläft und schlummert nicht!
Neue Genfer Übersetzung – Psalm 121,3–4

Gott ist nicht nur ein Gott der Urgeschichte. Gott ist auch nicht nur ein Gott der großen Glaubensväter. Er überwacht auch deinen Fuß, dass er nicht wankt. Diese Unmittelbarkeit in der gegenseitigen Beziehung, dieses Eingreifen Gottes in den persönlichen Lebenslauf gibt dem Glauben jene Stärke, durch welche er die Welt überwindet. Wie oft nahm er in dieser Zuversicht vorweg, was erst nach weiterem Warten Wirklichkeit, Geschichte werden konnte. Das noch zu Geschehende sehend, überwand er das zunächst Bestehende in seiner Härte und wartete in Geduld auf die Stunde, wo Gott handelnd in die Geschichte treten konnte. Das ist der Glaube, wie ihn in seinem Charakter der Hebräerbrief mit den Worten beschreibt: „Der Glaube ist das feste Vertrauen auf das, was man erhofft, die Überzeugung (von der Verwirklichung) dessen, was man noch nicht sieht“ (Heb 11,1). Der Glaubende lebt von der Wirklichkeit des Verheißenen.
Ist Gott wirklich Gott, dann ist er auch der Herr der Zeiten. Er hat sich dann in seinem großen Gestern nicht erschöpft. Dann wacht Er immer noch und schläft nicht, sondern wirkt und handelt, um sein größeres Heute zu schaffen. Und was er schafft, ist ihm wertvoll genug, um es auch als seine Schöpfung vor jenem Untergang zu bewahren. Konnte einst bereits ein alttestamentlicher Sänger sich dieser Gewissheit erfreuen, wieviel mehr dürfen es heute jene, die sich als lebendige Glieder einer Neuschöpfung Gottes, als lebendige Steine des neutestamentlichen Gottestempels wissen. „Sei ohne Furcht, du kleine Herde“, ruft Jesus seiner kleinen, zagenden Jüngergemeinde zu, die er gleichsam „wie Schafe unter die Wölfe“ in die Welt sendet. Er weiß, dass alles Wirken und Regieren seines Vaters darauf angelegt ist, sie in seine Königsherrschaft zu führen (vgl. Lk 12, 32; Joh 17,14f.). Dem mag unendlich viel entgegenstehen, es mag durch manche Wehen und Nöte hindurchgehen, Gott als Hüter seines Werkes schlummert und schläft nicht. Er überwacht die Seinigen auch im Ofen des Elends, steigt mit ihnen hinab in den Glutofen Babels. Er sendet seinem Knechte einen Engel in den Löwengruben (vgl. Dan Kap. 3 u. 6) und lässt dessen Bewahrung zu einem gewaltigen Zeugnis werden.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Dieses hatte sich der betende Pilger selbst klarmachen können. Während er diese Erkenntnis laut ausspricht, um sich für den Heimweg zu rüsten, tritt ein Levit zu ihm und bestätigt das vor Gott Ausgesprochene. Denn er weiß, daß ein einsames und persönliches Gebet trotz aller Gläubigkeit, die in ihm zutage tritt, gleichsam der Versiegelung durch die Gemeinschaft bedarf. Er beginnt seinen Zuspruch so: Er wird nicht zulassen, daß dein Fuß wanktb. Bevor über die Hand gesprochen wird (V. 5), spricht der Priester vom Fuß. Denn auf dem Weg vom Gottesdienst im Heiligtum in den Alltag hinein gibt es so manchen Stein, der den Pilger wieder zum Straucheln oder gar zum Fallen bringen könnte und damit das in der Gottesstadt Empfangene in Frage stellen würde. Doch Gottes Gegenwart und Gottes Schutz ist genau an der Stelle, wo ein Mensch zu Fall kommen könnte. Gott wird zwar nicht verhindern, daß der Fuß anstößt und der Schmerz ihn durchzuckt, aber ausgleiten wird der Fuß nicht. Denn das Wanken des Fußes kommt vor dessen Umknicken, und dem folgt das Hinfallen des ganzen Menschen. Die Bewahrung kommt daher: dein Hüter schlummert nicht … und schläft nichtsc. Die helfende Gegenwart Gottes zeigt sich erst, wenn die Not am größten ist. Darum kann der Mensch den Eindruck haben, als schlafe Gott oder schlummere wenigstens. Das Wachsein Gottes ist nicht mit dem Fernsein von Schlaf zu verwechseln. Es ist mit dessen Fähigkeit einzugreifen, wenn die Not am größten ist, zu verbinden.

Wuppertaler Studienbibel

Nein, der Wächter von Isra’el schlummert und schläft nicht. In diesem kurzen Psalm wird die hebräische Wurzel für shomer (bewachen) sechsmal verwendet, um auf Gottes Schutz für sein Volk hinzuweisen. Ibn Esra erklärt, dass Gott Ya’akov (Jakob) versprochen hat, ihn zu bewachen, wo immer er hingeht (1. Mose 28,15), und dass man nie vergessen darf, dass Ya’akov zwar schlief, ADONAI aber nicht. Er wachte ständig über Ya’akov.

Wächter (Schomer) über Isra’el
Psalm 121:1-4 In der Geschichte der Menschheit ist außer Israël kein anderes Volk nach über zweitausend Jahren Gefangenschaft zu großer Größe herangewachsen. Vor 1948 gingen viele Theologen fälschlicherweise davon aus, dass Isra’el niemals in sein Land zurückkehren würde. Doch was nach Ansicht der Menschen nicht geschehen kann – oder sollte -, bestimmt nicht die Hand Gottes, der versprochen hat, dass die Zerstreuten zurückgebracht werden. In Psalm 121,1-4 erklärt David: „Wenn ich meine Augen zu den Hügeln erhebe, woher wird meine Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt von ADONAI, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen – dein Wächter schläft nicht. Nein, der Wächter von Isra’el schlummert und schläft nicht.“ Isra’el war sich immer der Bundestreue Gottes sicher und dass er sie in ihr Land zurückbringen würde. In jeder Generation hat ADONAI über Isra’el und sein Bundesvolk gewacht. Die Auserwählten Gottes sollten nicht mehr verstoßen oder zerstreut werden, sondern in Sicherheit und Frieden wohnen (Dtn 33,28).

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notes