Tag: 6. Dezember 2021

Wer ist dieser Hirte?

Siehe, der Herr, HERR, kommta mit Kraft, und sein Arm übt die Herrschaft für ihn aus. Siehe sein Lohn ist bei ihm, und seine Belohnung vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen, die säugenden wird er leiten.
Elberfelder Übersetzung, revidierte Fassung 1985 – Jes 40,10–11

Seht, der Herr, euer Herrscher, kommt mit Macht. Der Herr regiert zu seinem Nutzen. Seht hin: Er bringt eine Belohnung mit und führt sein wiedererworbenes Volk vor sich her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte: Die Lämmer wird er im Arm tragen und sie auf seinem Schoß halten, die Mutterschafe wird er freundlich leiten.
Neues Leben – Bibel 2006 – Jesaja 40,10–11

Seht nur! Der Souveräne Herr Jehova wird mit Macht kommen
und sein Arm wird für ihn herrschen.
Seht nur! Er hat die Belohnung bei sich.
Den Lohn, den er zahlt, hat er vor sich.
Wie ein Hirte wird er sich um seine Herde kümmern.
Mit seinem Arm wird er die Lämmer zusammenbringen
und an seiner Brust wird er sie tragen.
Die säugenden Mutterschafe wird er sanft führen.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Jesaja 40:10–11

Diesen Vers hatten wir vor über einem Jahr – dass ER ein mächtiger aber liebevoller Hirte ist.
Und schon damals schrieb ich, dass ER der eine Hirte ist, der keine Unterhirten benötigt! Siehe dazu Hesekiel 34 – ER hat alle „seine Unterhirten“ entlassen!

Ein wichtiges, verwandtes Thema in Jesaja, insbesondere in den Kapiteln 40-55, wird oft als „zweiter Exodus“ bezeichnet (z. B. Anderson 1962). Diese Bezeichnung ist naheliegend, denn Jesaja liefert mehrere Bilder von Exilanten, die ihre Knechtschaft verlassen und auf einer Wüstenstraße zum Berg des Herrn zurückkehren. Diese Reise wird von dem barmherzigen Hirten Israels eingeleitet und überwacht (Jes 40,11). JHWH wird sein Volk nicht nur persönlich hüten, sondern es durch den persischen König, den von ihm eingesetzten Hirten, nach Hause führen (44,28; vgl. 63,11). Die Zentralität dieses Konstrukts hat Westermann (1969: 22) zu der treffenden Feststellung veranlasst: „Der Platz, den Deuterojesaja dem Exodus einräumt, ist so auffällig, dass alle anderen Ereignisse der Geschichte Israels in den Hintergrund treten.

Timothy S. Laniak — Hirten nach meinem Herzen

Das ist der Inhalt der Freudennachricht: Siehe, (da ist) euer Gott! Im Blick auf V. 10 u. 11 meint dieser Satz: Gott selbst kehrt mit den Exulanten heim. Gott, der dem Kosmos gebietet (40,12–31), erniedrigt sich, indem er sich eins macht mit jener Schar, die durch die Wüste zum Land der Väter zurückkehrt! Aber der Blick soll nicht auf die Heimkehrenden gerichtet sein. Weil durch Gottes Erlösungstat seine Herrlichkeit offenbar wird (V. 5), ist er selbst der Inhalt der Freudenbotschaft. Der Verkündiger hat zum Wahrnehmen der sich offenbarenden Herrlichkeit Gottes aufzufordern: »Siehe …« Wenn Gott mit den Befreiten heimkehrt, dann wird daran seine Macht über den bisherigen Zwingherrn Babylon offenbar. Die Fortsetzung sein Arm herrscht ist so zu verstehen, daß er nunmehr in Jerusalem wieder seine Herrschaft aufrichten will. »Er ist Sieger über Babylon geworden und naht mit seinem erlösten Volk, um in Zion aller Welt zu erscheinen (40,3–5) und wie ein König seine Herrschaft anzutreten« (Fohrer). Damit sind wir wieder im Umkreis von Jes 2,1–4 angelangt. Der letzte Satz von V. 10 »schildert ihn als Arbeiter, der ein schweres Tagewerk hinter sich hat (vgl. 49,4)« (Fohrer), wenn es dort heißt: Siehe, sein Lohn (kommt) mit ihm, und sein Ertrag (geht) vor ihm her. Das erlöste Juda ist Gottes Lohn, den er sich selbst ausgezahlt hat und an dem er sich nun erfreut. Von ferne klingt Kap. 53 an, wo die »Arbeit« des Gottesknechtes der eigentliche Grund für die Erlösung genannt wird. Elliger erinnert an Jakobs Heimkehr aus Mesopotamien: »Gen 30,28.32.33; 31,8 wird Jakobs Erwerb an Schafen und Ziegen, mit dem er dann aus Mesopotamien heimkehrt, sein ›Lohn‹ genannt … ›Lohn‹ … nicht ›Beute‹, auch nicht nur ›Sold‹, sondern ›Lohn‹ für Mühe und Arbeit aller Art, die Jahwe um sein Volk hat.« Diese starken Ausdrücke wollen unterstreichen, daß die erneuerte Verbindung zwischen Gott und seinem Volk rechtsgültig ist und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
[11] Der letzte Satz von V. 10, der schon Gott als einen Hirten beschrieb, der mit seinen Tieren unterwegs ist,n wird in V. 11 weiter ausgeführt. Die durch den Wüstenzug gefährdeten und leicht ermüdeten Lämmer trägt er an seinem Busen; denn auch die Schwachen gehören zu seinem Volk und werden nicht beiseite gestoßen. Aber auch die, die in Juda die Verantwortung wieder tragen werden, die Mutterschafe, haben es nötig, daß der Hirte sie leitet. Denn ohne seine Leitung würden sie den Weg doch wieder verfehlen. »Dabei legt die Ausführung des Bildes in 11b den Ton darauf, daß die vom Hirten Geführten nicht Masse, sondern Einzelne sind: ein jeder findet die für ihn nötige Fürsorge des Hirten; alle sollen an der Freude des Heimzugs teilhaben (vgl. Joh 10,14), der Hirte weiß jedem Einzelnen den Weg zu ermöglichen« (Westermann).

Wuppertaler Studienbibel


Das Bild des Hirten und seiner Schafe wird in der Bibel sowohl im Alten wie im Neuen Testament gebraucht. Wir haben Freude, dabei an unseren Herrn und Heiland zu denken, der sich selbst als der „gute Hirte“ bezeichnet. In der Tat: Nur einer ist der gute Hirte. Niemand ist Ihm zu vergleichen. Er ist einzigartig. Auch in Seiner Hirtenliebe und Fürsorge für uns. Er hat nicht nur in der Vergangenheit Sein Leben für uns gegeben. Nein, Er ist auch in der Gegenwart für uns besorgt und kümmert sich täglich um uns.

Aus der Vielzahl der Bibeltexte wollen wir heute einen Vers aus dem Alten Testament vorstellen. Dabei wollen wir bedenken, dass sich die Aussagen des Alten Testamentes über den Hirten in ihrer unmittelbaren und prophetischen Bedeutung in der Regel auf das Volk Israel beziehen. Aber wir dürfen diese Aussagen selbstverständlich auf uns anwenden. Der Vers lautet:

„Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Schoß tragen, die Säugenden wird er sanft leiten“ (Jes 40,11).

Was im Tausendjährigen Reich für Israel Wirklichkeit wird, erfreut heute schon unser Herz. Was lernen wir in diesem Vers ganz praktisch für uns?

Die Herde ist Seine Herde. Die Schafe sind Seine Schafe. Wir sind das Volk Seiner Weide. Er hat ein Anrecht auf uns. Dieses Anrecht hat Er sich erworben durch Sein Leiden und Sterben am Kreuz. Der gute Hirte hat Sein Leben für uns gegeben. Deshalb gehören wir Ihm. Er hat einen hohen Preis für uns bezahlt. Den höchsten Preis, den es gibt – Sein eigenes Leben. Das sollten wir nie vergessen. Deshalb sind wir jetzt „teuer und wertvoll“ in Seinen Augen. Was uns viel wert ist, schützen wir. Deshalb kümmert sich unser Hirte in liebevoller Zuneigung um uns.

Der Hirte weidet Seine Herde. Das ist charakteristisch für einen Hirten. Er sorgt für geeignete Weide und Nahrung. Der Prophet Hesekiel spricht von „fetter Weide“ und von „guter Weide“ (Hes 34,14). Unser Hirte gibt gern. Er gibt reichlich. Er gibt das, was gut für uns ist. Etwas Besseres können wir nicht bekommen. Geistliche Nahrung ist für das neue Leben unbedingt erforderlich. Wenn wir als Schafe geistlichen Mangel leiden, dann liegt das nicht an unserem Hirten, sondern an uns selbst. Wir lernen von Maria. Sie setzte sich zu den Füßen Jesu hin und hörte Ihm zu. Der Herr Jesus nennt ihr Teil deshalb nicht ohne Grund „das gute Teil“ (Lk 10,42).

Eine Herde besteht aus unterschiedlichen Schafen. Unser Vers nennt die Lämmer und die Säugenden (Mutterschafe). Die Lämmer sind junge Schafe. Sie brauchen besondere Zuwendung. Die Mutterschafe sind ältere Schafe. Sie kümmern sich um das Wohl ihrer Jungen. Auch sie brauchen besondere Rücksichtnahme. Im Volk Gottes ist das nicht anders. Junge und ältere Geschwister gehören zusammen – auch wenn sie spezielle Zuwendung brauchen. Das gilt für unsere Familien, aber auch für unser Zusammenleben als Kinder Gottes. Der Feind ist da, um zu zerstreuen. Er möchte Jung und Alt auseinanderbringen. Der Hirte hingegen sammelt Sein Volk um sich.

Der Hirte hat einen starken Arm. In diesem Arm trägt Er die Lämmer. Sein Arm wird nie müde. Ein Vater auf dieser Erde kann seine kleinen Kinder eine kürzere oder längere Wegstrecke tragen. Aber irgendwann wird er müde werden. Die Kraft lässt nach. Der himmlische Hirte wird niemals müde. Seine Kraft ist immer da. Der Platz in Seinen Armen spricht von Geborgenheit und Schutz. Er trägt uns in guten Tagen. Aber Er trägt uns besonders in schwierigen Tagen. Diese Zusage ist hier besonders den Jungen der Herde gegeben. Aber sie gilt uns allen. Auch ältere Schafe brauchen diesen Platz in Seinem Arm.

Der Hirte hat nicht nur einen starken Arm. Er hat auch einen Schoß. Damit ist der Bausch seines Gewandes gemeint. Es ist der Platz, wo wir Seine Zuneigung und Nähe ganz besonders spüren. „Schoß“ können wir auch mit „Brust“ übersetzen. Wir denken an Johannes, der sich an jenem denkwürdigen Abend an die Brust Jesu lehnte. Johannes war der Jünger, der sich der Liebe seines Herrn besonders bewusst war. An Seiner Brust hören wir sozusagen Seinen Herzschlag. An Seiner Brust erfahren wir, wie lieb Er uns hat. Auch diese Zusage ist besonders den jungen Schafen gegeben. Als der Herr Jesus auf dieser Erde lebte, hat Er die Kinder in Seine Arme genommen. Wie gut zu wissen, dass nicht nur erfahrene Gläubige, sondern auch Kinder und Jungbekehrte diesen Platz in Seinem Schoß haben.

Der Hirte ist ein Hirte, der leitet. Hier heißt es speziell von den Mutterschafen, dass Er sie sanft leitet, aber andere Stellen machen klar, dass Er Seine Schafe insgesamt leitet. Leiten oder Führen bedeutet nichts anderes als voranzugehen. Als der Herr Jesus mit Seinen Jüngern auf dieser Erde war, ging Er vor ihnen her. Sie folgten Ihm. So geht der Herr Jesus auch vor uns her. Er führt uns. Er weist uns den richtigen Weg an, indem Er uns selbst auf dieser Erde ein Beispiel hinterlassen hat. Seine Führung ist keine harte Führung. Nein, der Hirte führt sicher, und der Hirte führt sanft. Seine Führung ist eine gute Führung. Wenn wir ihr folgen, landen wir nie in der Irre.

Ermunterung und Ermahnung 2009

Wer ist dieser Hirte? Ist es Jehovah? Dann stellt sich die Frage: Wer ist Jehova?? Und die Frage, die aus dem Blick aus Sicht des „neuen Testamentes“? Und wer gehört zu seiner Herde?

Suche ich ernsthaft immer weiter nach neuen, tieferen Erkenntnissen über den Schöpfer?

Die Furcht Jehovas ist der Erkenntnis Anfang; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung.
Elberfelder 1871 – Spr 1,7

Die Furcht Jehova’s ist der Anfang der Erkenntniss; Weisheit und Zucht verachten die Thoren.
van Ess 1858 – Sprüche 1,7

Alles fängt damit an, dass man Respekt vor Gott hat. Nur absolute Schwachmaten haben keine Lust dazu, schlau zu werden und etwas Disziplin ins Leben zu bekommen.
VolxBibel – Sprüche 1:7

Die Furcht Jehovas ist Haupt und Anfang von Erfahrungserkenntnis; Weisheit und Zucht haben Narren verachtet.
Pfleiderer – Sprüche 1,7

Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis , schrieb Salomo. Die Wendung die Furcht des HERRN wird in den Sprüchen 11mal gebraucht (dazu taucht die Wendung „fürchte den Herrn“ weitere viermal auf). Für „Anfang“ steht im Hebr. rE?SIT . Es bedeutet „Beginn“. Ein Mensch kann in geistlichen Dingen keine Erkenntnis erlangen, wenn er am falschen Ende beginnt und sich weigert, den Herrn zu fürchten (d. h. zu erkennen, wie Gott ist, ihn zu verehren, ihm zu vertrauen, ihn anzubeten, ihm zu gehorchen und ihm zu dienen). R E?SIT steht auch für das Wesentliche, den Kern oder die Essenz einer Sache. Das Wesentliche bei wahrer Erkenntnis ist die Furcht Gottes. Wenn ein Mensch von Gott getrennt ist, weiß er nichts von den geistlichen Dingen ( Röm 1,22; Eph 4,18; 1 Petrus 1,14 ). Die Worte aus Sprüche 1,7 a werden in Sprüche 9,10 zum Ende des ersten Abschnittes wiederholt (vgl. auch Hi 28,28; Ps 111,10 ).
Im Gegensatz zu den Gottesfürchtigen und Weisen verachten die Toren die Weisheit und die Zucht . Das hebräische Wort bUz , „schmähen, herabsetzen, ins Lächerliche ziehen“, wird mit „verachten“ übersetzt (vgl. 4Mo 15,31; Neh 2,19 ). B Uz wird auch noch an sieben anderen Stellen in den Sprüchen erwähnt: Sprüche 6,30;11,12;13,13;14,21;23,9.22;30,17 .Drei Begriffe werden in den Sprüchen mit „Tor“ wiedergegeben. Eine Sorte von Tor ( k+sIl ) ist ein Mensch, der träge im Denken und schwer von Begriff ist. Er ist dickköpfig und eigensinnig. Dieser Begriff wird in den Sprüchen häufiger verwendet als die beiden anderen Wörter; er kommt 49mal im gesamten Buch vor. Aus Faulheit und Kurzsichtigkeit lehnt es dieser Tor ab, von anderen etwas anzunehmen (vgl. Sprüche 15,14 ). Der nächste Begriff für Tor lautet nABAl . Er kommt in den Sprüchen nur dreimal vor ( Sprüche 17,7.21;30,22 ) und bezieht sich auf einen Menschen, dem es an geistlicher Erkenntnis mangelt. Der dritte Begriff für Tor ( ?MwIl ) ist ein sowohl arroganter und schnippischer als auch geistig träger Mensch. Er ist ein grober Klotz und hält stur an seinem Weg fest. Dieses Wort kommt in den Sprüchen 19mal vor und nur noch siebenmal an anderer Stelle. Die „Toren“ in Sprüche 1,7 sind die Menschen, die in ihrer Arroganz von Gott und der Weisheit nichts wissen wollen (vgl. V. 29 ). Zwei Sorten von Menschen werden in diesem Vers einander gegenübergestellt: die Menschen, die Gott in Demut fürchten und daher zu echter Erkenntnis gelangen, und die arroganten Narren, die durch ihre ablehnende Haltung Gott gegenüber zeigen, daß sie Weisheit und Zucht verachten (vgl. „Weisheit und Zucht“ in V. 2 ). Diese beiden Sorten von Menschen werden im Buch der Sprüche vielfach gegeneinander gestellt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommenta

Der Weise spricht hier davon, warum er diese Sprüche zusammenstellt, und was er als Ziel vor Augen hat. Entscheidend ist ihm dabei die heilige Ehrfurcht vor Gott. Das Bewußtsein seiner Gegenwart ist für ihn der Anfang alles Verstehens und aller Lebensgestaltung.

Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Nun kommen wir zum Schlüsselvers des Buches (siehe auch 9,10). Die Furcht des Herrn ist der Anfang oder das wichtigste Element der Erkenntnis. Wenn jemand weise sein will, muss er damit beginnen, Gott Ehrfurcht zu erweisen und ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Was ist vernünftiger, als dass ein Geschöpf seinem Schöpfer vertraut? Und was ist andererseits unlogischer für einen Menschen, als Gottes Wort zu verwerfen und nach seinen eigenen Vorstellungen zu leben? Das einzig Weise, was man tun kann, ist, über seine Sünden Buße zu tun, Jesus Christus als seinem Herrn und Retter zu vertrauen und dann mit ganzem Herzen und in Hingabe für ihn zu leben.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Am Ende des ersten Teils des Buches wird V. 7 in 9,10 wiederholt. Schon dieser Rahmencharakter gibt der Aussage des Verses ein besonderes Gewicht. Mehr noch: hier wird das ureigenste Anliegen israelitischer Weisheit überhaupt ausgesprochen. Für sie ist Weisheit ohne Gottesfurcht keine Weisheit. Und Gottesfurcht, die sich nicht in Weisheit äußert, ist undenkbar. Die Lebensführung des Weisen entspricht der Ehrfurcht vor Gott, ordnet sich ihm bewußt unter. Man darf sogar sagen: Der Weise weiß, daß Gott alles sieht, daß er das Gute belohnt und das Böse bestraft. Folglich strebt er danach, dem Willen Gottes nachzukommen. Dabei fällt auf, daß in diesem programmatischen Vers nicht eine allgemeine Gottesbezeichnung steht, sondern der israelitische Gottesname Jahwe. Im Dienste also des Gottes seiner Väter lehrt und lebt der Weise – und völlig abhängig von seinem Gott. Denn seine Erkenntnis hat ihren Anfang, ihre Voraussetzung, in der Bindung an Gott. Hier liegt ihre Quelle. So meint es wohl auch Jak 1,5f: »Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott …, so wird ihm gegeben werden.« Der Bildungsweg des Weisen hat mit der Gottesfurcht begonnen. In diesem Sinn setzt Ps 111,10 unseren Halbvers fort: »Klug sind alle, die danach tun.« Sie kennen die Furcht des Herrn und können nun ihr Leben danach ausrichten. In Hi 28,28 und Spr 9,10 bedeutet »Anfang« nicht »Voraussetzung«, sondern »Krone und Stern, Hauptsache, Kern oder edelste Frucht«. Es ist nicht ratsam, deshalb zu fordern, daß schon in unserem Vers »Anfang« so erklärt wird. Sir 1,14–20 lehrt, daß diese beiden Erklärungen gar keinen Gegensatz bilden; sie stehen dort einfach nebeneinander, sogar noch neben anderem. Ist es nicht sogar sinnvoll, daß zu Beginn des Buchteils vom Anfang der Weisheit geredet wird, am Ende von der edelsten Frucht?
In der zweiten Vershälfte tritt zum ersten Mal in unserem Buch eine Kontrastperson zum Weisen auf: der Unvernünftige (ʾäwil). Daß der hebr. Begriff mit »Unvernünftiger« (statt mit »Narr, Tor, Dummkopf« o.a.), wiedergegeben wird, soll unterstreichen, daß es hier nicht um die Intelligenz geht. Dieser Mensch kann äußerst intelligent sein, aber er schätzt Weisheit und Zucht gering und ist in dieser Hinsicht töricht, unweise, unklug. Vielleicht ist auch auf den Anfang zurückverwiesen: Der Törichte verachtet Ehrfurcht vor Gott. Damit fehlt all seinem Wissen die Grundlage und seinem Handeln das grundlegende Prinzip. Es fällt gerade in unserer Zeit auf, daß fachlich hochgebildete Menschen mit ihrem Leben nicht zurechtkommen: Zeit und Geld reichen nicht, die Ehe zerfällt. Die Arbeitskollegen sind wenig hilfsbereit, die Vorgesetzten würdigen die Leistung nicht, die Untergebenen leisten nichts – alles muß man alleine bewältigen. Die Zusammenarbeit ist problematisch. Die Kinder mißraten. Mit den Nachbarn redet man nicht. …

Wuppertaler Studienbibel

Die Ehrfurcht gegenüber Jehovah – aber nicht gegenüber Menschen, die behaupten, IHN vertreten zu müssen 😉

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), ein deutscher Pastor, der von dem schrecklichen Übel des Nazideutschlands umgeben war und der durch ihre Hände ermordet wurde, betrachtete Dummheit als gefährlicher als völlig böse, da Dummheit eine Art Irrationalität ist, eine gewählte Ignoranz dessen, was ist echt und wahr. Gegen solch gewollte Ignoranz sind wir oft schutzlos, da jede Argumentation, die transzendentale Moral Wahrheit anspricht, keine Traktion findet, kein Gewicht trägt und keine Wirkung hat. Der Teufel versucht also zunächst, Menschen abzustumpfen , d.h. sie zu betäuben oder zu schmeicheln und sie davon zu überzeugen, dass es nicht nötig ist, ernsthaftes Denken zu handeln oder ihre Annahmen demütig zu hinterfragen… Wie William James bemerkte: ′′ Viele Menschen denken, dass sie denken, wenn sie ihre Vorurteile nur neu arrangieren.“ Das Gegenmittel, um die Voreingenommenheit und die inkulzierten Vorurteile der Welt unüberlegt zu akzeptieren, besteht darin, uns zu demütigen, indem wir lernen, die Realität Gottes aufrichtig zu respektieren: ′′ Die Angst vor dem HERRN ist der Anfang des Wissens; aber Narren verachten Weisheit und Korrektur ′′ (Provision. 1:7).

Soren Kierkegaard hatte früher die Dummheit als Kategorie des ′′ Gruppen-Denkens ′′ der Menge definiert. Er schrieb: ′′ Wo auch immer die Menge ist, es ist Unwahrheit, so dass für einen Moment, um die Angelegenheit zu seinem weitaus weit entfernten Schluss zu bringen, auch wenn jeder Einzelne die Wahrheit im Privaten besaß, doch wenn er zu einer Menschenmenge zusammenkäme (so dass ′′ die Menge ′′ hat jede entscheidende, wählende, laute, hörbare Bedeutung erhalten), Unwahrheit würde sofort reingelassen… Tatsächlich ist die Menge unwahr. Es gibt also niemanden, der mehr Verachtung dafür hat, was es ist, ein Mensch zu sein, als diejenigen, die es zu ihrem Beruf machen, die Menge zu führen…. Denn eine Menge zu gewinnen ist nicht so toll ein Trick; man braucht nur etwas Talent, eine gewisse Dosis Unwahrheit und eine kleine Bekanntschaft mit den menschlichen Leidenschaften ′′ (Diskurse aufbauen).

Diejenigen, die ungläubig sind, dass moralische Wahrheit oder Gerechtigkeit existieren, machen selbst einen Wahrheitsanspruch, nämlich die Behauptung, dass es keine objektive Wahrheit gibt (oder dass Wissen der Welt nicht möglich ist Diese selbst zugefügte Inkohärenz ist natürlich ein Zeichen von Irrationalismus, der Verlassenheit der Vernunft, die vielleicht doch der Hintergedanken ist. Die Person, die moralische Wahrheit verleugnet, tut dies, um den Forderungen der Wahrheit zu entkommen – vor der persönlichen Verantwortung vor der moralischen und spirituellen Realität. Es ist eine Form der ′′ Wunscherfüllung zu leugnen, dass Menschen nicht dafür verantwortlich sind, was sie glauben und wie sie ihr Leben leben. Die antike heidnische Welt schätzte zumindest Ehre und glaubte an das Streben nach Tugend und Wahrheit, aber die heutige postchristliche Welt ist nihilistisch, anarchistisch und markiert daher eine Rückkehr zur Barbarei.

Der Boden des richtigen Denkens über die Realität ist ′′ Wunder,“ oder der Sinn, dass das Leben selbst etwas mysteriös Schönes, Erstaunliches und damit von Natur aus heilig ist. Dies wird manchmal Yirat Adonai (yrʼţ yhwh) genannt, ′′ die Angst vor dem HERRN die zu Weisheit führt. Das richtige Denken beginnt daher mit dem Bewusstsein des Guten (haká̇raţ twòbáh), also mit dem Bewusstsein, dass das Leben selbst ein Geschenk, ein Rätsel und eine geheiligte Frage… Wir suchen unseren Ursprung, unsere Essenz und unsere Bestimmung — und wir suchen den HERRN. Wir sehnen uns nach Errettung von dem, was uns von der Heilung, von der Liebe, von der wirklichen Hoffnung Und wie wir suchen, endet das Wunder des HERRN Gott nie. Wie Yeshua sagte: ′′ Frag, und es wird dir gegeben werden; suche, und du wirst finden; klopf an, und es wird dir geöffnet werden ′′ (Matt. 7:7).

Hebräisch für Christen

Bin ich abgestumpft und lese nur „meine Zeitschriften“ die mir meine Bibel erklären? Oder suche ich ernsthaft immer weiter nach neuen, tieferen Erkenntnissen über den Schöpfer?