Tag: 10. Januar 2022

Menschenfischer??

Als er aber am See von Galiläa wandelte, sah er zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer. Und er spricht zu ihnen: Kommet mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 4,18–19

Als Jesus am Ufer des galiläischen Meeres entlangging, fiel sein Blick auf zwei Brüder: Simon, der auch den Namen Petrus trägt, und Andreas, seinen Bruder. Sie waren dabei, ein Wurfnetz in den See zu werfen, weil sie von Beruf Fischer waren. Er sagte zu ihnen: »Auf, folgt mir nach! Dann werde ich aus euch Menschenfischer machen.«
Das Buch – 2009 – Mt 4,18–19

Jesus lachte die beiden von der Seite an: „Hey, ihr zwei! Mir nach! Ich will euch beibringen, wie man Menschen dazu bringt, mit Gott zu leben! Ihr sollt jetzt nicht mehr Fisch-Fischer sondern Menschen-Fischer sein!“
VolxBibel Matthäus 4:19

Aber vielleicht haben wir ja Hemmungen. Vielleicht müsst Ihr auch schlucken und denken: Menschen fangen, Menschenfischer sein – das klingt furchtbar. Völker zu Jüngern machen – das klingt nach Überwältigung. Was ist denn das Schicksal des Fisches, der ins Netz geht? Er stirbt, und wenn es nicht schnell genug geht, hilft der Hammer nach, er wird geschuppt und gehäutet und entgrätet und gesalzen und gepfeffert und gebraten und verspeist. Menschenfischer? Sorry, aber das ist politisch nicht korrekt!

Ist das nicht genau die Art von Mission, vor der uns alle warnen? Die Mission, vor der gerade kirchenferne Menschen sich fürchten? Ist der Menschenfischer nicht der Nachbar vom Rattenfänger und der Rattenfänger der Nachbar vom Fundamentalisten und der wohnt neben dem Taliban und der neben der armen Socke, die immer mit dem Wachturm vor dem Kaufhaus steht? Ist das nicht alles höchst missverständlich – sorry, lieber Jesus, aber ist das vielleicht ein Bild, das ein bisschen unglücklich ist?

Es erinnert an den Elephanten, der einem Klavierspieler in einer rauchigen Bar zuhört und dem beim Zuhören die Tränen in die Augen treten. Hemmungslos fängt er an zu weinen, so dass der Pianist sich unterbricht und fragt: Was ist los? Erkennst Du das Lieder wieder? Hast Du es schon einmal gehört? Nein, schluchzt der Elephant. Ich erkenne die Klaviertasten wieder.

Ist das nicht Mission? Menschen fangen und dann benutzen, verbrauchen, in Listen eintragen, abkassieren, sich gut fühlen, weil die eigene Schar wieder größer wurde. Ja, wir müssen es zugeben: Auch das war zuweilen Mission.

Und zugleich müssen wir sagen: Nichts wäre weiter weg von dem, was Jesus wollte. Und unsere Mission zu unserem Nächsten ist nur dann auch gerechtfertigt, wenn wir an Jesus selbst Maß nehmen. Dabei helfen übrigens in diesem Fall ein paar Griechischkenntnisse. Jesus gebraucht hier ein ungewöhnliches Wort, wenn er davon spricht, dass wir Menschen fangen sollen. Die englische Übersetzung macht es sich leicht: catch, sagt sie, catch men. Im Griechischen aber steht ein Wort, das heißt soviel wie: fang lebendig, bewahre lebendig, belebe, belebe aufs Neue. Und Adolf Schlatter, ein Greifswalder Professor für Neues Testament vor 130 Jahren, sagte: Petrus „wird Jesus bei seiner Arbeit helfen, Menschen zu sammeln, denen dadurch, dass Jesus sie an sich bindet, die höchste Wohltat widerfährt“. Wenn Menschen das bei unserer Mission auch spüren und bezeugen, dann ist es o.k., sonst nicht.

Allerdings steckt im Fangen auch ein ernster Kern: Es geht nicht um nette Kontakte, es ist nicht unser Ziel, nur mit nicht-christlichen Freunden abzuhängen. Es ist nicht genug, dass sie am Ende eine Ahnung von Jesus haben. Jesus ist nicht am Ziel, wenn sie uns cool, einen Glaubenskurs anregend oder eine Meditation anrührend oder ein Theaterstück witzig fanden. Jesus ist am Ziel, wenn Menschen umkehren, die falsche Lebensrichtung aufgeben und zum Vater heimkehren. Darauf müssen wir alles überprüfen: Verfolgt das, was wir tun, dieses Ziel, oder nicht?

Michael Herbst Predigtarchiv

Wir hatten einen ähnlichen Vers schon, an dem man erkennt, das die beiden wirklich von Herzen Fischer waren.

Aus Apg 4,13 ergibt sich ferner, dass Simon keine rabbinische, d. h. weder eine pharisäische noch eine essenische, schon gar keine sadduzäische Schulung genossen hatte. Alle 4 Evangelisten bezeugen, dass Simon von Beruf »Fischer« war. Fischer zu sein bedeutete ein geachtetes Gewerbe: »Mittelschicht« würde man heute sagen. Die Brüder arbeiteten im Familienbetrieb.

Schon beim ersten Kennenlernen am Jordan – also noch vor der in Lk 5 berichteten Bekehrung – hatte Jesus dem Simon in prophetischer Weise den Zunamen »Kephas« gegeben. Dieses hebräische Wort bedeutet Fels. Seine griechische Form lautet »Petros«, die lateinische »Petrus« (Joh 1,42). In der lateinischen Form ist es auch im Deutschen geläufig geworden, da wir vom weströmischen Katholizismus her missioniert wurden. War der Zuname einstweilen eine Art ungedeckter Scheck, so wurde er realisiert beim Petrusbekenntnis in der Nähe von Cäsarea Philippi (Mt 16,13ff.). Damals sagte Jesus: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.« Die Verleugnung Jesu drohte die Verheißung in Frage zu stellen. Doch die Begegnung mit dem Auferstandenen am gleichen »Meer von Galiläa«, an dem die erste Berufung erfolgt war, brachte die Vergebung und erneute Berufung (Joh 21,15ff.). In der ersten Hälfte der Apostelgeschichte ist Petrus die beherrschende Figur. Er war gewissermaßen der erste Bischof der Urgemeinde in Jerusalem. Vor Herodes wunderbar gerettet, muss Petrus mit seiner Familie außer Landes (Apg 12,1ff.). Er wird jetzt Missionar im Westen (1 Kor 9,5), schreibt an die Christen in Kleinasien (1 Petr 1,1), zieht Markus, den späteren Evangelisten, als seinen Begleiter und Dolmetscher heran (1 Petr 5,13) und kommt gegen Ende seines Lebens nach Rom.


Die Worte, die Jesus sprach, klingen im Griechischen ungewöhnlich; das aramäische Original klingt noch durch. Sie finden sich so bei Lukas 5,1ff.) nicht. Das spricht jedoch nicht gegen ihre Ursprünglichkeit. Vielmehr ist Matthäus darin genauer, dass er Andreas mit berücksichtigt, während Lukas sich einseitig auf Petrus konzentriert. Dann aber trifft das von Matthäus überlieferte Jesuswort in einmalig passender Weise mit der Situation zusammen.

Das Wort hat zwei Grundelemente, die sich ebenso im grundlegenden Gotteswort an Abraham in 1 Mose 12,1-3 finden. Das erste Grundelement ist der befehlende Ruf, das zweite die Verheißung. Neben die Aufgabe tritt die Gabe, neben die Forderung die Ausrüstung. Der Vergleich mit dem Ruf an Abraham macht deutlich, dass es auch bei Jesus darum geht, dass Menschen aus dem alten Leben aufbrechen, um ein neues zu beginnen. Wie Gott durch Abraham sich ein Volk des Bundes berief, so Jesus durch die Jünger das Volk des Neuen Bundes.

Der Bezug sowohl auf das Alte Testament als auch auf die Sammlung des neuen Bundesvolkes wird noch klarer, wenn wir die Verheißung: »Ich will euch zu Menschenfischern machen« näher betrachten. Nach Jer 16,16 sendet Gott zu Beginn der Heilszeit »viele Fischer« aus, die das zerstreute Israel »fischen« und ins verheißene Land zurückbringen sollen. Dann kommt also in Jesu Wort zum Ausdruck: Jetzt ist der Beginn der Heilszeit, jetzt sollt ihr Mitarbeiter in Gottes Heilswerk werden.

Demnach ist ein doppelter Vergleich gegeben: der Vergleich mit der alttestamentlichen Prophetie, die sich durch Jesus erfüllt, und der Vergleich mit dem bisherigen Beruf. Simon und Andreas sollen Fischer bleiben und werden. Aber nicht mehr die kleinen Fische dieser Welt, das rasch faulende und wertmäßig begrenzte Gut dieser Welt soll ihre Beute sein, sondern Menschen für Gott, die ewiges Leben haben und zu unaussprechlicher Herrlichkeit bestimmt sind. Von dem Wort: »Ich will euch zu Menschenfischern machen« läuft eine direkte Linie zum Missionsbefehl am Ende des Evangeliums: »Machet zu Jüngern alle Völker« (Mt 28,19). Wir sehen, wie sich das im Leben der Missionare Petrus und Andreas erfüllt hat. Wie weitet sich unser Leben, wenn wir unter die Verheißungen des Herrn treten!
Schon im irdischen Leben geht es nach Ps 18,20: »Er führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.«
Wir kommen noch einmal auf den Vergleich mit der Abrahamsgeschichte zurück. Sie stößt uns auf zwei Überlegungen. Bei Abraham war das verheißene Land die Richtung, die Heil brachte. Bei Andreas und Petrus ist es die Richtung auf die Person Jesu, die Heil bringt. An die Stelle des Landes Israel tritt also im Neuen Bund die Person Jesu. Wir haben als Christen kein Land mehr. Wir haben auch keine geweihten Orte der Anbetung mehr Joh 4,21ff.). Aber wir hängen an Jesus, der jetzt als der Auferstandene und Heiland der Welt überall durch seinen Geist gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,20). Weil man diesen Unterschied von Altem und Neuem Bund nicht beachtet hat, sind viele fehlgeleitete Christen nach Palästina gezogen in der Meinung, dort besonderen Segen zu erhalten oder die Endkatastrophe zu überleben. Ein Beispiel aus unserer württembergischen Heimat ist die Tempelgesellschaft Christoph Hoffmanns und Hardeggs, schlicht die »Templer« genannt.

Noch tiefer führt die zweite Überlegung. Bei Abraham gab Gott die Verheißung. Jetzt sprich Jesus von sich: »Folgt mir nach! Und ich will euch zu Menschenfischern machen!« Er tritt also an die Stelle Gottes, der auch in Jer 16,16 sagte: »Ich will viele Fischer aussenden.« Damit stoßen wir auf die geheime Gottessohnschaft Jesu, die in seinem Prozess offen bekannt wird. Insofern haben die Juden völlig recht, wenn sie vor Pilatus aussagen: »Er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht« Joh 19,7). Nur hat Jesus diese Sohnschaft nicht eigenmächtig beansprucht, sondern von Ewigkeit her innegehabt und auf Erden nicht zur Schau gestellt. Jesus wollte, dass die Juden ihn als Gottessohn an seinen Worten und Taten erkennen sollten. So liegt schon in seinem Wort an Andreas und Simon eine unvergleichliche messianische Würde. Hier spricht der, der in Gottes Namen sprechen darf.

Edition C – NT

Und bin ich ein Menschenfischer? Und wenn ja – für WEN fische ich? Werbe ich für einen Youtube-Kanal? Für eine Website, einen Telegrammkanal, für oder gegen eine Behandlungsmethode? Oder „fische ich für Christus“? Ehrlich! Hand aufs Herz! Wofür fischt du wirklich? Wie stand es oben im Zitat :Jesus ist am Ziel, wenn Menschen umkehren, die falsche Lebensrichtung aufgeben und zum Vater heimkehren.
Und das bedeutet, dass wir die Menschen zu Jehovah führen! Raus aus Kirchenbänken, raus aus Räumen voller Stühle, und einer Bühne von der aus gelehrt wird – HIN ZUM VATER. Das ist unser Job, den Jesus uns gab – und das ist unsere Lebensaufgabe.