Monat: März 2022

aber ich mach doch alles, was Gott will?

Ich hasse, ich verschmähe eure Feste, und eure Festversammlungen mag ich nicht riechen: denn wenn ihr mir Brandopfer und eure Speisopfer opfert, habe ich kein Wohlgefallen daran; und das Friedensopfer von eurem Mastvieh mag ich nicht ansehen. Tue den Lärm deiner Lieder von mir hinweg, und das Spiel deiner Harfen mag ich nicht hören.
Aber das Recht wälze sich einher wie Wasser, und die Gerechtigkeit wie ein immerfließender Bach!
Elberfelder 1871 – Am 5,21–24

Tu mir das Geplärr deiner Lieder hinweg,
dein Lautenspiel will ich nicht hören.
Rauschte nur wie die Wasser Gerechtigkeit auf,
Wahrhaftigkeit wie urständige Bachflut!
Buber Rosenzweig 1976 – Amos 5,23-24

Gott sagt: „Ich hasse eure religiösen Feste, und auf eure Partys hab ich überhaupt keinen Bock. Eure Abfackelopfer gefallen mir nicht, und eure Essensopfer finde ich total öde. Auch das Dankopfer gefällt mir null. Die Kuh, die dort geschlachtet wird, kann ich echt nicht mehr sehen. Eure Lieder kommen mir zu den Ohren raus, und wenn ich noch einmal eine Akustikgitarre höre, wird mir übel.
Was ich mag, ist, wenn es korrekt bei euch zugeht! Das ist wie ein fließender Bach mit kristallklarem Wasser, der sich durch das Land schlängelt.
VolxBibel – Amos 5:21–24

In den Mosebüchern finden wir die Regeln, wann und wie viel geopfert werden sollte – und nun auf einmal will Gott diese Opfer nicht mehr? Was ist passiert? Hatte sich Gott geändert?

Gottes brennender Zorn richtet sich im wesentlichen gegen die religiöse Heuchelei Israels. Er haßt, er verachtet (die Wiederholung macht die Stärke und Vehemenz deutlich) dessen religiösen Feste – die drei Pilgerfeste der ungesäuerten Brote, der Ernte (das Fest der Wochen) und der Einsammlung (Laubhütten), die jährlich im Heiligtum gefeiert wurden ( 2Mo 23,14-17; 34,18-24; 3Mo 23; 5Mo 16,1-17 ). Er kann die Opfer dessen Versammlungen nicht ertragen (wörtl.: „riechen“). Obwohl es ihm ständig Brandopfer ( 3Mo 1 ) und Speiseopfer ( 3Mo 2 ) bringt, wird er diese nicht als wirkliche Opfer annehmen . Obwohl es fette Dankopfer ( 3Mo 3 ) bringt, mag er diese nicht ansehen . Alle Teile dessen religiösen Gottesdienstes sind ihm ein Greuel (vgl. die Anmerkungen zu Am 4,4-5 ).

In Vers 23 – 24 stehen die Verben „Tu weg“ und „laß strömen“ im Singular, während in Vers 21 – 22 die Pronomen „euer“ und „euch“ Plural sind. Dies zeigt einen Übergang von der nationalen Anklage (V. 21 – 22 ) zu der persönlichen Einladung (V. 23 – 24 ) auf.
Gott fordert die Menschen auf, das beschwerliche Geplärr ihrer Loblieder weg zu tun. Er will auf die begleitende Musik ihrer Harfen nicht hören . Er hat seine Nase verschlossen (wie in V. 21 b gesagt), und er wird auch seine Ohren verschließen.

Statt Ritual und Äußerlichkeit möchte Gott eine herzliche Hingabe an Recht und Gerechtigkeit (vgl. die Anmerkungen zu V. 7 ). Er möchte ein barmherziges Bemühen um die Rechte der Armen, ein Bemühen, das wie ein immer fließender Fluß strömt, wie ein nie versiegender Strom , der nicht austrocknet. Gott will ein alltägliches Leben, das vor Lauterkeit und Güte überfließt. Nur solch ein äußerer Beweis innerer Gerechtigkeit könnte den Israeliten die Möglichkeit eröffnen, am Tag des Herrn zu überleben (vgl. V. 6.14 – 15 ).

Walvoord Bibelkommentar

So hatte sich Amos des göttlichen Auftrags erledigt. Er brachte seinem Volke die große Kunde: Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit! Nicht äußerlich gepflegte, religiöse Kulte regeln das Verhältnis zu Gott und zum Nächsten, sondern die sittliche Herzensstellung, in der der Mensch vor Gott wandelt. Nicht das bloße Sichverlassen auf Gottes schützende Macht erhält den Staat, sondern die Pflege der von Gott geoffenbarten Gerechtigkeit. Das war Morgendämmerung! Das war die Ankündigung eines neuen Tages durch den Anbruch einer wahren Gotteserkenntnis.
Damit stand Amos am Anfang jener Stufe des Gottesdienstes und der Gottesverehrung, die Jahrhunderte später Jesus so unvergleichlich tief mit den Worten bezeugte: „Weib, glaube mir, es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, wo diejenigen, die den Vater anbeten, Ihn anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.“ Amos verlegte somit das Schwergewicht des Verhältnisses des Menschen zu Gott in das innerste Heiligtum des Menschen: in dessen Seele und Gesinnung.
Durch seinen prophetischen Dienst durchbrach Amos mithin die nationalen Schranken der israelitischen Volksreligion. Er eröffnete seinen Brüdern nach dem Fleisch den Blick für eine Gottesverehrung, wie sie von Gott herbeigesehnt wurde, und zwar nicht nur für Israel allein, sondern für alle Völker. Nicht die kultische Gesetzesreligion eines Mose, sondern die prophetische Herzensfrömmigkeit eines Amos konnte daher allein auch das Erbe jener Völker werden, die sich nach wahrer Gotteserkenntnis und beseligender Gottesverehrung in den kommenden Jahrhunderten und Jahrtausenden sehnen würden. Amos ist daher eine der größten und bedeutendsten prophetischen Persönlichkeiten auf dem Boden der göttlichen Offenbarungsgeschichte. Durch ihn wurde die Menschheit vom kultischen Gottesdienst auf die innerliche Geistesgemeinschaft geführt, in die Gott unser Leben hineinziehen will. Denn Gott ist es zu tun um den Umgang von Person zu Person, um die Gemeinschaft des Geistes mit denen, die Er liebt, und die Ihn lieben. Ihnen ist Er der Gebende, sie sind Ihm die Empfangenden. So baut sich alsdann im Leben der Glaubenden ein Umgang mit Gott auf, in welchem nicht entscheidend die kultische Handlung vor Gott ist, sondern die Gemeinschaft des Geistes zwischen dem menschlichen Ich und dem göttlichen Du.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Als Nächstes schaute sich Amos in seiner Botschaft um (Amos 5,21-24) und wies auf die Sünden des Volkes hin, die es völlig unvorbereitet auf den Tag des Herrn machten. Er begann mit ihrer heuchlerischen Anbetung (V. 21-22), die er schon früher erwähnt hatte (4,4-5). Sie ehrten besondere Tage im jüdischen Kalender, beriefen heilige Versammlungen ein, brachten Opfer dar, brachten Gaben und sangen Anbetungslieder. Ihre Versammlungen sahen so schön und heilig aus, doch Gott weigerte sich nicht nur, ihre Anbetung anzunehmen, er sagte, er verachte und hasse sie! (Siehe Jes 1,10-20.)
Die zweite Anklage des Propheten richtet sich gegen ihre Sorglosigkeit gegenüber anderen (Amos 5,24). Dies ist ein Schlüsselvers im Buch Amos, denn er offenbart Gottes Anliegen, dass sein Volk in seinem Charakter rechtschaffen und in seinem Verhalten gerecht ist. Wir haben bereits festgestellt, dass Amos in seinen Botschaften die Gerechtigkeit betont und dass die Führer des Landes den reinen Fluss der Gerechtigkeit in einen giftigen Strom verwandelt hatten (5,7; siehe 6,12). Egal, an wie vielen „religiösen Aktivitäten“ wir teilnehmen, wenn wir unseren Bruder und unseren Nächsten nicht lieben, können wir den Herrn nicht aufrichtig anbeten und ihm dienen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Hassen ist die stärkste Form der Ablehnung. Einleuchtend ist, daß Gott die Übeltäter haßt (Ps 5,6), auch die Freunde der Gewalttat (Ps 11,5) und die Verehrer der Götzen (Ps 31,7).
Mit den Festen, die doch Gott versöhnen sollen, haßt Gott auch Israel, d.h. verwirft er sein Volk (Ps 78,59.67; vgl. 1Sam 15,23; Hos 4,6; 2Kön 17,20; 23,27).a Mit den Festen (chagejkim) sind die drei jüdischen Hauptfeste gemeint: das siebentägige Mazzenfest (2Mo 23,14–17; 34,18.22ff), das Ernteoder Wochenfest für die erste Ernte (2Mo 23,16.19; 4Mo 28,26; 5Mo 16,9.16) und das Erntebzw. Leseoder Laubhüttenfest (2Mo 23,16; 5Mo 16,16). Die Zeremonie für den ersten Sichelschnitt (Omer: 3Mo 23,10; 5Mo 16,9) war wohl angehängt an das Passahfest. Die ursprünglichen Heilsfeste, die gm Gottes Taten beim Auszug aus Ägypten erinnerten, verbanden sich später mit den landwirtschaftlichen Festen des Kulturlandes Kanaan, der heidnischen Umwelt.
Das gleiche Urteil fällt auf die Festversammlungen (cetserotheihäm), d.h. auf die spezielle gottesdienstliche Zusammenkunft bei den großen Festen; z.B. am siebten Tag des Mazzenfestes (5Mo 16,8) oder gim achten Tag des Laubhüttenfestes (3Mo 23,36). Dabei fand wahrscheinlich auch ein Umzug mit Weihrauch statt. Ich mag nicht riechen – Gott läßt sich durch keine religiösen Feste mehr »begütigen« (1Sam 26,19); er hat an ihnen kein »Wohlgefgdlen« (Jes 11,2). Das Wort riechen spielt auf den Rauch beim Opfer an,b der Gott versöhnen soll (1Mo 8,21; 3Mo 26,31; 1Sam 26,19).
Gott nennt die Feste sgunt deren Gottesdienst abweisend eure Feste. Denn was haben sie noch mit ihm zu tun?
Wie Amos werden auch die jüngeren Propheten das äußere Feiern ohne Gehorsaun, besser ohne persönliche Hingabe, ohne die innere demütige, sich vor Gott beugende Gesinnung ablehnen (1Sam 15,22; Jes 1,10–16; 29,13f; 58,1–8; Hos 6,6; Mi 6,5–8; Jer 6,20; Joel 2,13; Sach 7,4–6).c Gott erwartet unser Herz. Ohne Liebe will er auch keine Opfer.
[22] In diesem Vers sind die beiden Opferarten genamnt: Dankopfer (colah), Speisopfer (minchab) und (Schluß)-Opfer (schäläm). Erstere wurden täglich zweimad dargebracht, wobei mindestens sieben Tage adte Tiere (Schafe, Ziegen oder Rinder) verbramnt wurden, nachdem ihr Blut aun Altarfuß ausgegossen und ihre Haut zugunsten der Priester abgezogen worden wau. Bei den Speisopfern wurde Hartweizengrieß mit Öl saunt Weihrauch und eine Hamdvoll der Lebensmittel ins Altairfeuer, der Rest den Priestern zum eigenen Verzehr übergeben. Das Opfer wau mit einer Mahlzeit verbunden. Nur ein Teil wurde von den Anwesenden verzehrt, teils vor einem Krieg (1Sam 10,8; 13,9) oder bei der Einweihung eines Heiligtums (2Sam 16,17f) oder beim Bundesschluß (2Mo 24,5) oder bei traurigen Ereignissen (Ri 20,26; 21,4) oder ads Sühnemittel (Hes 45,15.17f). Es sind lauter religiöse Feste, bei denen die Menschen nicht zu kurz kommen: eure Feste! Gott hat nichts davon, wenn nicht aus Liebe zu ihm geopfert wird.
Sie gefallen mir nicht, d.h. Gott anerkennt sie nicht (vgl. 3Mo 19,7; auch V. 5f; 7,18; 22,23.27; beachte: Hes 20,41). Warum erwähnt Amos hier nicht das Schuldopfer (ʽascham)? Wurde das in Bethel und in Gilgal nicht gefeiert? Hielten sie dieses Opfer für nicht so nötig? Hielt man sich in Israel damals für gut und reich wie später in Laodicea (Offb 3,17), wo man nicht einsah, wie »elend und jämmerlich« man war, »arm, blind und bloß«? Es fehlte ihnen an Einsicht in ihre Schuld. Darum staunte auch keiner über die Liebe Gottes, der den Sünder nicht verwirft! Während David ahnt: Gott liebt den Sünder, der Gott um Vergebung bittet: »ein geängstigtes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten« (Ps 51,8); haben die Zeitgenossen des Amos für ihre Schuld kein Verständnis? D.h. nicht, daß sie nicht auch so dahergeredet haben: »Wir sind alle Sünder! Keiner ist so, wie er sein sollte!« Das Opfer eurer Mastkälber sehe ich nicht an, sagt Gott – kein Wunder! Davon bekommt Gott ja nichts zu sehen. Den leckeren Braten essen die Leute selber (vgl. 6,4)!
[23] Weg von mir: Nun wird Israel als ganzes angesprochen, nicht nur die Priester (oder ein verantwortlicher Priesterd), und die anderen, die an den Opfermahlzeiten genüßlich es sich schmecken ließen: Deine (!) Lieder – der Rest des Volkes durfte wenigstens noch mitsingen oder freute sich am Kunstgenuß. Die Lieder sollen Gott loben (Ps 33,2f; 57,8f; 71,22; 98,1; 108,2f; 144,9; 150,3). Das Wort Lärm deutet das Regengeplätscher bzw. -geprassel (1Kön 18,41) an, und das Getümmel der Volksmenge (1Sam 4,14; 14,19) vielleicht auch das Geldgeklimper (Ps 37,16). Der ästhetische Wohlgenuß, an dem sich die Gottesdienstbesucher erfreuen und erheben, wird schärfstens abgelehnt. Die Leute singen und musizieren zu ihrer eigenen Freude. Sie denken dabei nicht an Gott. Seiner wird höchstens am Rande noch gedacht.
Das Saitenspiel gehörte zum Gottesdienst (1Chr 16,40; 23,5; 25). Es war wohl die Musik einer Art Gitarre (Jes 51,3; Ps 18,3; 98,5). Das Wortspiel (s. Zur Übersetzung), daß die auf der »Harfe« Spielenden »betrunken« sind und darum, weil sie Gott übersehen, »Narren« sind, spricht eine deutliche Sprache.
Nicht der »selbstgewählte Weg des Menschen zu Gott« (Weiser), nicht zu wenig oder falsch gefeiertes Opfer, nicht der Übereifer, nicht der Vorrang des Kultes, sondern die Gleichgültigkeit gegen Gott seitens des Menschen, der selbst die Religion noch mißbraucht für seine eigenen Interessen und sich dabei für fromm hält, verwirft Gott. Gott lehnt nicht den Gottesdienst im allgemeinen ab, sondern die religiösen Feiern, wo der Mensch sich abseits von Gott untereinander freut und, während er festet, so tut, als ob er für Gottes Ehre tätig wäre.
Wie wenig Gott bei diesen Festen im Mittelpunkt steht, zeigt sich darin, daß statt Jahwe irgend ein anderer Götze ohne Schwierigkeit eingesetzt werden könnte. Der Gott Israels ist mit anderen Göttern austauschbar (V. 26). Da diese »Frommen« nur ihre (!) Freude und Freunde im Gottesdienst suchen, will Gott rein gar nichts hören von ihrer Musik.
[24] Wer Recht und Gerechtigkeit im Sinne der Ethik mißversteht, den stört V. 24 an dieser Stelle, und der ist zu einer Umstellung genötigt, eventuell mit dem Hinweis, daß der Gedanke zu einem anderen Fest, etwa einem gedachten »Fruchtbarkeitskult für das Gedeihen der Saaten« gehöre, bei dem Wasser erbeten worden wäre. Mit Recht (mischpat s. 5,7) ist hier nicht das von Menschen zu übende Recht gemeint, dazu ist der Mensch zu böse (Jer 13,23; 1Mo 8,21) sondern eher: Gott muß das Recht schaffen und schenkene, wahrscheinlicher das Gericht (vgl. die Septuaginta; sie übersetzt das Wort »Recht« mit krima, dem Strafgee Jes 9,11 rieht, das wie die Sintflut alles dauernd überflutet [Jes 10,22]). Gerechtigkeit (tsedaqah) dagegen umschreibt die helfende Gottesgerechtigkeit, die durch das Gericht neuschafft, aufbaut, zu-recht-bringt (Ps 5,9; 22,32; 89,17), wie es uns am klarsten im Gericht Gottes über Jesus als dem Sündenbüßer am Kreuz vor Augen steht. Diese Heilstat Gottes ist wie ein immerfließender Bach (5Mo 21,4; vgl. auch die Worte Jesu wie das vom »lebendigen Wasser«: Joh 4,10; 7,38).

Wuppertaler Studienbibel


Und wieder einmal kommen wir zu dem Schluß: es kommt nicht darauf an, irgendwelche Rituale einzuhalten, Mitglied in einer bestimmten org zu sein, sondern ein persönliches aufrichtiges Verhältnis mit dem Schöpfer zu haben.

Beziehungsstatus mit JHWH?

Nur ihm, meinem Liebsten, gehör ich
und mir gilt sein ganzes Verlangen!
Gute Nachricht Bibel – Hoheslied 7,11

„Ich gehöre nur ihm, meinem Schatz, und sein Herz sehnt sich auch nach mir.
VolxBibel – Hohelied 7:11

Ich bin meines Geliebten und nach mir ist sein Verlangen.
Elberfelder 1871 – Hld 7,11

Was macht den ein Liebeslied in der Bibel? Geht es hier um die Beziehung in einer Ehe? Oder haben die Ausleger recht, die meinen, dass es sich hier um die Beziehung Gottes mit seinem Volk Israel / seinem Volk der Kirche – geht?
Wie ist mein Verhältnis zu Jehovah? So eng wie zu einem Ehepartner? Oder ist Gott für mich eher wie ein Einkaufsladen oder ein Bestellkatalog? Und wenn ich ein persönliches Verhältnis zu Gott habe – bin ich dann der untergeordnete Part – wie in dem oben genannten Zitat aus Hohelied 7,11 – oder versuche ich „der Chef“ in dieser Beziehung zu sein?

Die Braut ist sich jetzt der besonderen Liebe des Bräutigams bewusst. Sie hat vorher gesagt: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein (Hld 2,16). Das ist am Anfang ihrer Liebesbeziehung. Was sie erhalten hat, steht im Vordergrund. Darin hören wir, was für den Neubekehrten wichtig ist, was er erhalten hat: Vergebung der Sünde, ewiges Leben.
Ein bisschen später sagt die Braut: „Ich bin meines Geliebten; und mein Geliebter ist mein“ (Hld 6,3). Sie ist in ihrer Beziehung zu ihrem Geliebten gewachsen. Hier steht nicht mehr im Vordergrund, dass er ihr gehört, sondern dass sie ihm gehört. Das kann man am Wachstum einer Person sehen, die sich bekehrt hat. Dann ist es nicht mehr die erste Priorität, dass der Herr Jesus ihr gehört, sondern dass sie dem Herrn Jesus gehört, dass sie sein Eigentum ist (Röm 14,7.8). Aber es ist immer noch wichtig, was sie empfangen hat: der Geliebte gehört auch ihr.
In Vers 10, den wir jetzt vor uns haben, sagt sie: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“ Hier geht es darum, wer die Braut für den Bräutigam ist. Beim geistlichen Wachstum des Gläubigen hat er dieses Stadium erreicht, das besonders wichtig ist – wer er für Ihn ist. Das Bewusstsein, dass seine Gedanken und Wünsche zu uns ausgehen, gibt uns die größte Freude. Die geistliche Reife wird dadurch unter Beweis gestellt, dass das Herz nicht mehr auf das eigene Glück fokussiert ist, sondern auf das Glück oder die Freude des Herrn.
Das wird auch auf Jerusalem in der Zukunft zutreffen. Der Herr Jesus rettet die Stadt und nimmt sie sich zur Braut. Sie wird sich dessen bewusst werden, dass sein Verlangen nach ihr ist. Dieses Bewusstsein überwältigt sie und gibt ihr die Gewissheit, dass niemand die neue Beziehung antasten kann. Solange unsere Liebe für Ihn die Grundlage unserer Gefühle ist, gibt es oft Ungewissheit über die Beziehung mit Ihm. Das Bewusstsein, dass Christus uns liebt, macht aller Ungewissheit darüber ein Ende.
Jetzt, da die Braut in ihrer Beziehung mit dem Bräutigam zur Ruhe gekommen ist, möchte sie mit ihm hinausgehen (Vers 12). Jetzt tut sie alles mit ihm zusammen. In den Versen 12.13 sagt sie viermal „lass uns“. Als praktische Anwendung möchte ich die folgende Bemerkung machen. In der Ehe ist es wichtig, daran zu denken, dass Mann und Frau alles zusammen haben und alles zusammen tun. Dies trifft nicht nur dann zu, wenn sie zusammen sind, sondern auch, wenn sie nicht zusammen sind. Wenn der Mann auf der Arbeit ist und über die Kinder redet, hört man ihn von „seinen Kindern“ reden, obwohl sie eigentlich „unsere Kinder“ sind, die Kinder sowohl von seiner Frau als auch von ihm.

Ger de Koning – Das Buch Hohelied – Ausgelegt & angewandt – Das Schönste Liebeslied

So geht es uns auch mit der Liebe zum HErrn Jesu. Wenn die Flitterwochen vorüber, und man hat deß HErrn Weise kennen lernen im Kreuz und in der Anfechtung, hat Seine treue Hand in Seiner scheinbaren Rauheit gefühlt, dann ist die Liebe viel brünstiger als im Anfang, aber auch viel nüchterner und besonnener. Dann sagt man ruhig V. 10, und das ist auch genug. Es ist uns felsenfest gewiß : Er bleibt uns zur Seite. V. 11 ist die Bitte der begnadigten Seele zum HErrn Christus, Er möge sich mit ihr aus dem Getümmel der Welt in die Einsamkeit zurückziehen. Das ist immer die Sprache der ruhig und fest glaubenden Seele: sie sehnt sich, in der Einsamkeit ihren geliebten HErrn zu genießen. Es ist unmöglich, sich Seiner vollständig in der Oeffentlichkeit zu erfreuen, denn selbst kein Gläubiger versteht den andern in seiner eigenthümlichen Liebe; jede Seele liebt den HErrn in ihrer besondern Weise, und einer jeden giebt Er sich ganz besonders. Man ist so gern mit seinem Heiland allein; man hat Ihm so Vieles allein zu sagen, das Kämmerlein ist so viel werth, wo Alles fern ist, was die innige Gemeinschaft der Liebe trüben kann. Dann wenn Niemand zuhört und zusieht, erfährt man erst recht des HErrn Liebesbeweise. Darum geht das Streben eines rechten Christen oft nach der Einsamkeit, gleichsam um recht genau zuzusehn, wie es V. 12 mit den Früchten des Geistes steht.

Theodor Harms – Das Hohelied

Mit einem Jubelruf setzt dieses Lied des Verlangens ein: »Ich gehöre meinem Geliebten« (V. 11). Das »Ich« ist wie so ofta betont. Das also ist ganz sicher: »Ich gehöre ihm« – und so wie »ich« keine andere! Man kann auch formulieren: »Ich«, mit allem, was ich bin und habe, also mein ganzes Ich gehört ihm! Daß hier 2,16 und 6,3 wiederholt wird, macht es nur desto gewisser.
Aber mm kommt ein neuer Satz: »und nach mir steht sein Verlangen« (V. 11). Das ist Jubel: »Sein Verlangen« richtet sich auf mich! Das ist Staunen: Ausgerechnet »nach mir« hat er »Verlangen«! Und das ist Triumph: Ja, gerade »nach mir«! Schon längst haben die Ausleger bemerkt, daß dieser Satz mit 1Mo 3,16 zusammenhängt.465 Dort sagt Gott zur Frau: »dein Verlangen soll nach deinem Manne sein«. Jetzt erleben wir im Hohenlied die umgekehrte Richtung: Das »Verlangen« des geliebten Mannes »steht nach« der geliebten Frau. Das heißt doch: Er will sie ganz, leiblich, seelisch, geistig. Alle Kräfte binden die beiden zusammen.466 Dieser Vorgang erinnert nicht bloß an 1Mo 3,16, sondern auch ein 1Mo 2,24. Es ist allerdings in Hl 7,11 kein Strafcharakter mehr zu spüren wie in 1Mo 3,16, sondern nur noch Freude, Geborgenheit und Gewißheit.

Wuppertaler Studienbibel

In der Pessachwoche ist es üblich, das alte ′′ Liebeslied ′′ von König Salomon namens Shir Ha-Shirim (şǐyr haşi̇̌yriym) oder das ′′ Lied der Lieder ′′ zu lesen, das als Geschichte über Gottes Liebe verstanden werden kann…. Das Evangelium offenbart Gottes Leidenschaft für uns, den Ruf seines Herzens, seinen Wunsch, uns zur Rolle des Geliebten zu erheben, und wir antworten, indem wir Ihn als den großen Liebhaber unserer Seelen akzeptieren, die ′′ ultimative Sorge ′′ unseres Lebens. Die Sünde droht, uns von Gottes Liebe zu verführen, um unsere Beziehung zu beeinflussen, die Gottes ′′ Eifersucht ′′ hervorruft, um die Liebe vor Verlust zu schützen. Es steht geschrieben, dass ′′ vollkommene Liebe Angst auswirft ′′ (1 Johannes 4:18), aber die perfekte Liebe (teleía teleía) muss ′′ perfekt ′′ sein, das ist, gegenseitig, vollständig, vollständig und mit Leidenschaft lebendig. Auf Hebräisch ist perfekte Liebe ′′ Shalem ′′ – das ist ganz, geheilt und vereinheitlicht (ʼahàbáh şĕ̌lémáh). Perfekte Liebe wird gegeben und empfangen… Es ist keine ′′ perfekte Liebe… objektiv zu akzeptieren, dass Gott dich in Jesus liebt. Nein, du musst dies als innere Leidenschaft erhalten, du musst darin leben, es umarmen, es übernehmen und dein Herz in Fülle füllen lassen. Diese Liebe, diese ′′ perfekte Liebe,“ dann wird deine Angst wegwerfen, unerwünscht, abgelehnt und verlassen zu werden. Aber um diese Liebe zu erfahren, musst du dein Herz öffnen und es als dein eigenes akzeptieren; du musst dich als den Geliebten Gottes akzeptieren.

Hebräisch für Christen

einfach Kommunikation

Denn welche große Nation gibt es, die Götter hätte, welche (O. einen Gott, welcher) ihr so nahe wären, wie Jehova, unser Gott, in allem, worin wir zu ihm rufen?
Elberfelder 1871 – Deuteronomius 4,7

Denn wo ist eine Völkerschaft so groß, dem Gott nahe ist, wie Jehovah, unser Gott, so oft wir zu Ihm rufen? 5Mo 33,29; 2Mo 33,16; 2Sam 7,23; Ps 34,19; 145,18; 1Kön 3,7f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 4,7

Hey, es gibt echt kein Volk auf der ganzen Erde, das so einen echten Gott hat, der immer sofort am Start ist, wenn man Hilfe braucht! Egal wann wir zu ihm beten, er ist immer da.
VolxBibel – 5.Mose 4:7

Haben wir nicht einen wundervollen Gott? Eigentlich waren die Götter zu beschwichtigen – man brachte Opfer dar, um den Zorn oder die Wut des Gottes zu mildern, und wenn man „Glück hatte“ war dann am Ende von vielen Opfern der Gott „wohlgesonnen“.
Wie anders der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: dieser besuchte Abraham, dieser wollte Kommunikation und war nicht zu manipulieren! Und so ist es bis heute geblieben! Er will unser Herz, Er will Kommunikation – persönliche Kommunikation und nicht „im Team“!

Ein Ziel des Gesetzes war es, den Israeliten Leben in Fülle zu schenken, wenn sie Gott gehorchten (V. 1-4 ). In Vers 5-8 wird ein anderes Ziel des Gesetzes offenbart, nämlich Israel moralisch und geistlich einzigartig gegenüber allen Völkern zu machen und dadurch andere Völker zu dem Herrn zu führen. Im Gegensatz zu allen anderen Völkern sollte sich Israel nicht durch seine natürlichen Resourcen, seinen Wohlstand oder seine militärische Macht von anderen Völkern unterscheiden, sondern durch seine moralischen Fähigkeiten und seine vertraute Beziehung zu Gott. Beides sollte aus dem Gehorsam gegenüber seiner moralischen Grundlage erwachsen. Wenn Israel dem Gesetz gehorchen würde, würde es den Neid aller Völker erwecken. Die Völker würden es (a) als weise und verständig, (b) mit einem Gott, der ihm nahe ist, und (c) im Besitz der gerechten Verordnungen und Gesetze ansehen.

Walvoord Bibelkommentar

RASHBAM
Wann immer wir Ihn anrufen. „Gott hörte ihr Stöhnen“ (2 Mose 2,24); „Die Israeliten schrien zum HERRN … ‚Warum schreit ihr zu mir?'“ (Exod. 14:10, 15). Und Gott antwortete weiterhin auf ihre Schreie mit Manna, mit Wachteln und mit Wasser.
IBN EZRA
Denn welches große Volk hat schon einen Gott, der so nah ist? Um alles zu beantworten, worum sie bitten – wenn sie weise fragen.
NAHMANIDES
Ein Gott, der so nah ist wie der HERR, unser Gott, wann immer wir ihn anrufen. Auch das ist eine direkte Folge und ein großer Nutzen der Gebote.
ZUSÄTZLICHE KOMMENTARE
Wann immer wir ihn anrufen. Der hebräische Ausdruck kommt an anderer Stelle nur in Psalm 20:10 (Masorah) vor. Nicht „wenn“, sondern „mit allem“, was wir anrufen: wenn wir ihn mit aller Kraft anrufen (Hizkuni). Vielmehr „mit allem, was wir anrufen“, worum wir Ihn bitten (Gersonides)

Deuteronomium – Einführung und Kommentar

Denn welches große Volk ist da, das einen Gott hat, der ihm so nahe ist wie der HERR, unser Gott, wenn wir ihn anrufen? Oder welche große Nation gibt es, die so gerechte Satzungen und Urteile hat wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege? (NASB)
Das mosaische Gesetz diente als Gottes Maßstab der Gerechtigkeit. Wenn ein Jude im Alten Testament wissen wollte, was der gerechte Standard Gottes war, hatte er das mosaische Gesetz, an das er sich wenden konnte, und diese beiden Verse weisen darauf hin, dass es nur für Israel gegeben war.
Daraus können wir zwei Dinge ablesen: (1) Gott hat sich Israel in einer Weise offenbart, wie er sich keiner anderen einzelnen Nation offenbart hat. (2) Gott gab Israel in einzigartiger Weise das Gesetz, das die primäre Heilige Schrift jener Zeit war. Mit der Vollendung des Gesetzes gab Gott die ersten fünf Bücher der Heiligen Schrift, und eine Zeit lang waren dies die einzigen Schriften.

Fragen und Antworten auf ariel.org

Hierin liegt das Geheimnis der Größe jedes Volkes, jeder Familie, ja, jedes Einzelnen. Welches Vorrecht ist es, dem lebendigen Gott so nahe zu sein, in allen Umständen zu ihm rufen zu dürfen, überzeugt zu sein, dass Er in seiner Macht und seiner Gnade unaufhörlich für uns da ist und dass Er mit Wohlgefallen auf uns sieht. Welch ein Vorzug ist es, wenn die gerechten Satzungen und heiligen Gebote unser praktisches Leben verändern und wir erfahren, dass Gott selbst sich uns offenbart und Wohnung bei uns machen will.
Welch eine Quelle von Segnungen ist das! Und doch sind sie in der göttlichen Gnade für jedes Kind Gottes auf der ganzen Erde vorhanden.
Doch nicht jedes Kind Gottes erfreut sich dieser Segnungen. Nur diejenigen kennen sie, die dem göttlichen Wort aufrichtig gehorchen. So war es damals in Israel, und so ist es auch heute noch in der Versammlung. Das Wohlgefallen Gottes ist der Lohn, der einem gehorsamen Kind Gottes in diesem Leben zuteilwird.

Charles Henry Mackintosh – Betrachtungen über das fünfte Buch Mose

kein Hass im Herzen

Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld (Eig Sünde; and. üb.: und sollst Sünde auf ihm nicht ertragen) tragest. Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin Jehova.
Elberfelder 1871 – Levetikus 19,17–18

Wenn du einen Hals hast gegen einen aus der Familie, dann zieh dir das nicht zu lange rein. Quatsch dich mit dem aus; wenn du das nicht machst, bist du nicht korrekt für mich. Rache geht schon mal überhaupt nicht, ich will nicht, dass du so drauf bist. Trage keinem seine Fehler hinterher. Liebe die Leute, die mit dir leben, genauso, wie du dich selber auch liebst! Ich bin Gott!“
VolxBibel – 3.Mose 19:17–18

Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern sollst deinen Nächsten (H. Mitmenschen) rügen (H. rügend rügen), daß du darob keine Sünde tragest. Ps 141,5; Mt 18,15.
18. Du sollst dich nicht rächen und den Söhnen deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Genossen lieben, wie dich selbst. Ich bin Jehovah. 3Mo 19,34; Jes 58,7; 2Mo 20,16.17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 3.Mose 19,17–18

Der erste Satz ist noch ein »nicht«-Satz: »Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen« (V. 17). Der »Bruder« ist hier, nach dem Zusammenhang zu schließen, so viel wie der »Nächste« oder »Volksgenosse«. Wer 3 Mo 19,17 aufmerksam liest, der merkt, daß Jesus in Mt 5,43 ganz im Einklang steht mit dem Alten Testament. Sachlich ist auch in 3 Mo 19,17 klar, daß der Nächste, selbst wenn er sich feindlich benimmt, nicht mit Haß behandelt werden darf. Der von Jesus zitierte Satz: »Du sollst deinen Feind hassen«, steht also nicht im Alten Testament, sondern ist eine Erfindung einzelner jüdischer Ausleger gewesen, wie man z.B. an Qumran nachweisen kann.s
Der zweite Satz ist ein positives Gebot: »Du sollst deinen Nächsten zurechtweisen« (V. 17). »Zurechtweisen«? – steht das wirklich in der Bibel? Allerdings. Wer es nicht tut, »lädt« sogar »Schuld auf sich«. Um dies zu verstehen, muß man zweierlei beachten: erstens den Wortsinn, und zweitens den biblisch-theologischen Zusammenhang. Nach dem Wortsinn ist hier eine erziehende Zurechtweisung gemeint, die wieder auf den rechten Weg bringt. Man soll dem Nächsten also zum Guten helfen. Im biblisch-theologischen Zusammenhang hat dieses gegenseitige Zurechthelfen einen wichtigen Platz. Darauf baut z.B. die Gemeinderegel Jesu in Mt 18,15ff auf. Vielleicht ist das Jesuswort in Lk 17,3 (»Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht«) sogar in direkter Anlehnung an 3 Mo 19,17 gesprochen. Man denke auch an das Pauluswort in Gal 6,1: »Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist.«t Einen Menschen einfach in die falsche Richtung laufen zu lassen, ohne ihn zu warnen, gilt als lieblos, sogar als schwere »Schuld«u.1399 Wie geht der moderne Leser mit diesem Sachverhalt um? Sein Individualismus macht es ihm schwer, sich um andere zu kümmern. Sein Individualismus macht es ihm auch schwierig, Zurechtweisung von anderen anzunehmen. So bleibt in der Praxis 3 Mo 19,17 oft den berufsmäßigen Kritikern und Querköpfen überlassen, die mangels Liebe wenig helfen können.
[18] V. 18 spricht zunächst von dem aufgestauten Haß, der ein Ventil sucht: »Du sollst nicht Rache nehmen und nicht grollen gegen die Kinder deines Volks.« »Rache« ist hier eine Art der Vergeltung, die den anderen demütigen will. Typisch dafür ist das uralte Lamechlied: »Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal« (1 Mo 4,24; vgl. Spr 6,34). Gott verbietet eine solche Haltung. Aber wenn man »nicht Rache nehmen« soll, wer sorgt dann für die Gerechtigkeit und für die notwendige Vergeltung? Zunächst Gott selbst.v Sodann die staatliche Gemeinschaft.w Anarchie würde alle friedwilligen Menschen der Bosheit ausliefern.
Es ist die Aufgabe der allgemeinen Rechtspflege, subjektiven Rachegefühlen und Rachegedanken zu wehren und zu einem ausgewogenen Urteil zu kommen. Aber wenn es sich nicht um einen Prozeß handelt? Dann bleibt dem einzelnen immer noch die Möglichkeit der Vergebung.
Neben das Stichwort »Rache« tritt in V. 18 als zweites Stichwort »grollen«. Statt »grollen« könnte man auch übersetzen »nachtragen«. Nachtragen ist böse! Wir bemerken ausdrücklich, daß die Mitwirkung an der allgemeinen Rechtspflege natürlich noch kein »Rache nehmen« oder »nachtragen« darstellt – selbst wenn ich bei nüchternem Abwägen gegen jemand aussagen muß.
3 Mo 19,18 hat ebenso wie 3 Mo 19,17 die um 150 v.Chr. entstandene Qumran-Gemeinschaft sehr stark beschäftigt. So heißt es z.B. nach dem Zitieren von 3 Mo 19,18a in der Damaskusschrift: »Und jeder Mann von denen, die in den Bund eingetreten sind, der gegen seinen Nächsten eine Sache vorbringt, ohne ihn vor Zeugen zurechtgewiesen zu haben, oder der in grimmigem Zorn sie vorbringt oder sie seinen Ältesten erzählt, um ihn verächtlich zu machen, der ist einer, der sich rächt und Groll bewahrt« (CD 9,2f).
In V. 18 stoßen wir nun auf diejenige Aussage, die von den Auslegern »zum Höchsten, was die atl. (= alttestamentliche) Ethik hat leisten können«, gerechnet wird. Es handelt sich um das Gebot: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Was bedeutet hier das Wort »lieben«? Das hebräische Wort, das dafür benutzt wird, entspricht »in der Weite des Bedeutungsumfangs« dem deutschen Wort »lieben«. Es ist also keine spezielle Liebe gemeint, sondern die umfassende. Allerdings steht nach E. Jenni die Aussage von 3 Mo 19,18 »im AT ganz vereinzelt da«. Sie ist also so etwas wie eine Spitzenaussage. Vom Wortlaut her ist sie zunächst begrenzt auf den »Nächsten« im Sinne des Volksgenossen und des Fremden, der in Israel wohnt (vgl. V. 34). Allerdings heißt es nicht: Du sollst »nur« deinen Volksgenossen und den in Israel Wohnenden lieben! Eine geistliche Ausweitung auf andere ist vielmehr durchaus möglich. »Lieben wie dich selbst«: das setzt einen hohen Maßstab. Denn auf der menschlichen Ebene gibt es keine stärkere Liebe als die zu »sich selbst«. Liebe, die man sich selbst erweisen würde, soll also nach Gottes Gebot auch dem Nächsten erwiesen werden.
Sozusagen weltberühmt wurde 3 Mo 19,18 dadurch, daß Jesus es an entscheidender Stelle zitierte – und zwar mehrfach. Er nannte 3 Mo 19,18 nach dem Gebot der Gottesliebe das größte Gebotx. Er hat es ferner in der Bergpredigt benutzty und auch im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariterz und im Gespräch mit dem reichen Jüngling.a Darüberhinaus scheint 3 Mo 19,18 Anknüpfungspunkt für weitere Aussagen Jesu zu sein, z.B. in Joh 13,34 oder in der Goldenen Regel in Mt 7,12. Jedenfalls haben die Apostel die einzigartig hohe Wertung von 3 Mo 19,18 im Sinne Jesu fortgesetzt.b Was bei Jesus erfolgte, das war die Anwendung des Begriffes »Nächster« auf jeden Menschen, sogar auf den Feind.c Und zwar eine Anwendung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Er selbst starb aus Liebe zu uns, als wir noch seine Feinde waren.d 3 Mo 19,18 erfüllte sich im tiefsten und umfassendsten Sinne am Kreuze.
An dieser Stelle sollten wir aufmerksam den Schluß von V. 18 registrieren. Es sind die in 3 Mo 19 häufigen Worte: »Ich bin Jahwe.« Sie bedeuten hier ein Doppeltes: a) Die Nächstenliebe von 3 Mo 19 ist »nicht Humanität, sondern ein Verhalten, das Gottes Ordnung gebietet«. Sie wurzelt also in der Übereinstimmung mit Gott und in der Kraft, die diese Gottesbeziehung gibt. b) Die Nächstenliebe von 3 Mo 19 hat ihren Maßstab in Gottes Liebe. So wie Gott liebt, sollen auch wir lieben (vgl. wieder Mt 5,43ff). Damit wird jede falsche Liebe ausgeschlossen, z.B. die Verwechslung von Toleranz mit dieser Liebe.
Schließlich steht der nachdenkliche Leser vor der Frage: Wer hat diese Liebe? Im Grunde werden wir hier alle schuldig. Die Lösung dieser Problematik liegt nur in der Erlösung durch Jesus.f
»Tue deinem Nächsten wohl!« – so konnte man V. 17–18 überschreiben. Die nächste Aussagegruppe, die achte in unserer Zählung, umfaßt nur einen Vers – nämlich V. 19.

Wuppertaler Studienbibel

Die Gottlosen sind Zuschauer, die nichts tun, wenn Verbrechen begangen werden. Gott klagt sie an für ihre Passivität, wo Verbrechen begangen werden, und für ihre Aktivität bei Verleumdungen. Sie sehen zu und sehen Diebstahl und Ehebruch und tun nichts, aber sie geben ihren Mund zu Bösem und Betrug. Solche Menschen sind Bundesbrecher und haben keinen Sinn für Gemeinschaft; sie werden ihre eigenen Verwandten verleumden.
Das Wort „Schwätzer“ kommt von einem Wort, das Hausierer bedeutet. Der Schwätzer ist ein Hausierer von Verleumdungen. In 1 Petrus 4,15 heißt es: „Aber keiner von euch soll leiden wie ein Mörder oder wie ein Dieb oder wie ein Übeltäter oder wie ein Wichtigtuer in anderer Leute Angelegenheiten.“ Der Verleumder ist in der Regel ein Wichtigtuer.
Zweimal in diesen drei Versen und vierzehnmal in diesem Kapitel erklärt Gott: „Ich bin der HERR.“ Weil er heilig ist, muss das Bundesvolk heilig sein, und die Heiligkeit manifestiert sich in den Aktivitäten und Beziehungen des täglichen Lebens. Wenn wir das nicht erkennen, führt das zu falschen Lehren über Heiligkeit.
Wir kommen nun zu V. 17, der in der wörtlichen Übersetzung von Robert Young lautet: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; du sollst deinen Nächsten gewiss zurechtweisen und keine Sünde an ihm dulden.“ Die Pointe wird hier wie anderswo von Bibelwissenschaftlern übersehen. Ihre Kenntnisse und Qualifikationen übertreffen die meinen bei weitem, aber ihre gemeinsame Schwäche ist, dass sie solche Texte isoliert von anderen betrachten; deshalb sehen sie diese Aussage als einen Satz, nicht als Teil eines einheitlichen Gesetzeswerkes. In V. 17 haben wir keinen bloßen Ratschlag: Wir haben ein Gesetz, und das Gesetz hat einen Anwendungskontext. Unser Herr bezieht sich sehr deutlich auf dieses Gesetz. In Matthäus 18,11-14 erklärt er, dass sein Kommen dazu da ist, „zu retten, was verloren war.“ Er erzählt uns von dem Hirten mit einer Herde von hundert Schafen, der auf die Jagd nach den verirrten Schafen geht, und schließt: „So ist es auch nicht der Wille eures Vaters im Himmel, dass eines von diesen Kleinen verloren gehe.“ Was dies von uns verlangt, erklärt er dann:
Und wenn sich dein Bruder an dir versündigt, so gehe hin und sage ihm seine Schuld zwischen dir und ihm allein; so er dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.
Will er dich aber nicht hören, so nimm noch einen oder zwei mit dir, auf daß ein jegliches Wort durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde.
Und wenn er sie nicht hören will, so sage es der Gemeinde; wenn er aber die Gemeinde nicht hören will, so soll er dir wie ein Heide und Zöllner sein.
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.
Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch übereinstimmen in einer Sache, die sie erbitten, so wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel erfüllt werden.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18:15-20)
Dies ist eindeutig Gesetz: Der Rechtsweg ist erklärt. Der Hinweis bezieht sich auf die Struktur der Ältesten über zehn Familien, über fünfzig Familien, über Hunderte und weiter bis hin zum großen Rat. Diese war vor der Gesetzgebung eingerichtet worden, um alle Streitigkeiten zu schlichten (2 Mose 18,13-26; 5 Mose 1,9-18). Dieses Erfordernis war in Judäa zur Zeit unseres Herrn vernachlässigt worden, als Gesetzesexperten diese Funktionen übernahmen und das Verfahren legalistisch und lieblos wurde. Dasselbe ist der Fall, seit die kirchlichen Gerichte hart und legalistisch geworden sind; sie sind der Theonomie feindlich gesinnt, widmen sich aber intensiv dem Kirchenrecht. Unser Herr legt die Forderung von Levitikus 19,17 und Exodus 18,13-26 im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf dar. Matthäus 18,15-17 ist ohne seinen Kontext ungültig. Dieser Kontext besteht darin, die Verlorenen zu retten, die erlösende Gnade Christi zu manifestieren und die Extrameile zu gehen, um die Verlorenen zu retten. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, in strikter Treue zu Gottes jedem Wort (Mt 4,4) und als Manifestation von Gottes Gnade und Liebe, gilt Matthäus 18,18-20. Dann und nur dann hat das Urteil des Menschen die bindende Kraft, die im Himmel gebunden ist, weil es in Wort und Geist treu zu Gottes Gesetz ist.
In der christlichen Ära haben die Anforderungen von Exodus 18,13-26, Deuteronomium 1,9-18 und Levitikus 19,17 im Judentum einen neuen Stellenwert erhalten. Auch hier haben Gelehrte meines Wissens den Einfluss des Christentums auf das Judentum nicht untersucht, aber es gibt Grund zu der Annahme, dass die rabbinischen Gelehrten umfassend beeinflusst wurden; sie übernahmen viel vom Christentum, während sie Christus ablehnten. Der Talmud zeigt ein Bewusstsein für Christus und seine Lehren. Es ist jetzt bekannt, dass eine möglicherweise ursprüngliche hebräische Version des Matthäus-Evangeliums, mit einigen Verfälschungen, noch immer in einem hebräischen Traktat des Rabbi Shem-Tob Ben Shaprut aus dem vierzehnten Jahrhundert enthalten ist. Das Traktat wird „Even Bohan“, der Prüfstein, genannt. 4 Wir wissen, dass es über die Jahrhunderte hinweg viele Kontakte zwischen Kirche und Synagoge gab, sowohl feindliche als auch freundschaftliche. Es ist Unsinn anzunehmen, dass es keinen Einfluss des einen auf den anderen gab, oder dass der Einfluss nur in eine Richtung ging.

In Lukas 17,3-4 findet sich auch ein Echo auf Levitikus 19,17, ebenso wie in Jakobus 5,19-20. Nach Lukas 17:3-4,
Gebt Acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sich an dir versündigt, so schelte ihn; und wenn er es bereut, so vergib ihm.
Und wenn er sich siebenmal an einem Tage an dir versündigt und siebenmal an einem Tage sich zu dir bekehrt und spricht: Es reut mich, so sollst du ihm vergeben.

Das Verb tadeln ist das griechische epitimeson, tadeln oder zurechtweisen; es hat einen etwas juristischen Bezug. Seine einzige Substantivform im Neuen Testament ist in 2 Korinther 2,6, epitimia, wo es sich auf die gerichtliche Bestrafung von jemandem bezieht und mit „Strafe“ übersetzt wird. Buße tun in Lukas 17,3 ist metanoese, und „umkehren“ in Lukas 17,4 ist epistreke, sich bekehren. Im Fall von metanoese (metanoia) ist die Bedeutung, umzukehren, den Kurs des eigenen Lebens in Wort, Gedanke und Tat zu ändern. Epistrepho bedeutet Bekehrung, eine grundlegende Veränderung und eine Hinwendung zum Herrn. So sagt uns unser Herr, wenn der Übeltäter durch die Zurechtweisung wirklich bekehrt ist, soll ihm vergeben werden. Wenn er seine Sünde wiederholt, soll er Wiedergutmachung leisten und sich wieder dem Beleidigten zuwenden. Solange er wirklich bereut, was eine Wiedergutmachung erfordert, soll ihm vergeben werden und ihm als Bruder im Herrn geholfen werden.

Paulus bezieht sich auch bei anderen Gelegenheiten auf diese Anforderung des Bundeslebens:
Und werdet erneuert im Geist eures Verstandes; und daß ihr den neuen Menschen anzieht, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit.
Darum legt die Lüge ab und redet ein jeglicher mit seinem Nächsten die Wahrheit; denn wir sind untereinander Glieder.
Seid zornig und sündigt nicht; laßt die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn:
Gebt auch dem Teufel nicht Raum. (Epheser 4:23-27)
Gegen einen Ältesten nimm keine Anklage auf, sondern vor zwei oder drei Zeugen.
Diejenigen, die sündigen, weise vor allen zurecht, damit auch andere sich fürchten.
Ich beschwöre dich vor Gott und dem HERRN Jesus Christus und den auserwählten Engeln, daß du dies alles beachtest, ohne einen vor dem andern zu bevorzugen, und nichts tust aus Parteilichkeit. (1 Timotheus 5:19-21)
Wieder haben wir Hinweise auf das gleiche Verfahren der Konfrontation und Wiederherstellung. Im Epheserbrief stellt Paulus dieses Erfordernis der rechtmäßigen und erlösenden Rechtsprechung in den Kontext unseres Lebens im Heiligen Geist. Wenn wir zu Recht zornig sind, sollen wir unseren Zorn nicht stillen, sondern sofort im Sinne von Matthäus 18,11-20 handeln, anstatt dem Teufel Platz zu machen, indem wir seinem Kurs folgen, statt dem von Gott geforderten Vorgehen. Unter den vielen neutestamentlichen Verweisen auf Levitikus 19:17 sind die folgenden:

Brüder, wenn jemand in einer Schuld überfallen wird, so helft ihm, die ihr geistlich seid, im Geiste der Sanftmut, indem ihr an euch selbst denkt, auf daß ihr nicht auch versucht werdet.
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6:1-2)
Und macht euren Füßen gerade Wege, damit das Lahme nicht vom Weg abkomme, sondern geheilt werde. (Hebräer 12:13)
Brüder, so jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und einer bekehrt ihn;
Er soll wissen, dass derjenige, der den Sünder von seinem Irrtum bekehrt, eine Seele vom Tod errettet und eine Menge von Sünden verbirgt. (Jakobus 5:19-20)

Das Neue Testament ist die Offenbarung des Erlösers, des menschgewordenen Gottes, und ein Kommentar zu seinem Gesetzeswort, dem Alten Testament, durch Gott den Sohn und Gott den Geist.
In V. 18 kommen wir zu den bekannten Worten „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Unser Herr beschäftigt sich in Matthäus 5,43 mit den Perversionen dieses Gesetzes. Die Perversionen waren sehr real, aber es ist ein Fehler, anzunehmen, dass die wahre Bedeutung von Levitikus 19,18 unbekannt war. Ein weiterer Fehler ist die verbreitete Annahme, dass „Nächster“ in diesem Gesetz nur einen Mitisraeliten meinte. In Levitikus 19,33-37 wird deutlich, dass diese Anforderungen für alle gelten. Fremde sollen die gleiche Gerechtigkeit erhalten wie alle Israeliten. Der Talmud erklärt: „Wenn ein Mann sowohl einen Freund als auch einen Feind in Not findet, soll er zuerst seinem Feind helfen, um seine böse Neigung zu unterdrücken. „

Levitikus 19:18 erscheint wiederholt im Neuen Testament, wie in Matthäus 22:39; Lukas 10:27; Römer 13:9; Galater 5:14; Jakobus 2:8; usw.
Dieses Gesetz hat drei Aspekte. Erstens ist es verboten, einen Groll zu hegen. Unser Gedächtnis soll geläutert werden und unsere Sichtweise dadurch verändert werden. Wir betrachten Menschen und Ereignisse in Bezug auf unser Gedächtnis. In dieser Hinsicht ist das Gedächtnis ein unschätzbares und notwendiges Werkzeug zum Lernen, denn unser Wissen über die Vergangenheit gibt uns Unterscheidungsvermögen für die Gegenwart und Zukunft. Wenn also ein Mensch bereut und Wiedergutmachung geleistet hat, verletzen wir uns selbst, indem wir weiterhin einen Groll hegen. Dieser Aspekt von Levitikus 19:18 befasst sich mit unserem Verstand und unserem Gedächtnis.
Zweitens: Bevor wir die Reinigung unseres Geistes fordern, wird unser Handeln befohlen: keine Rache. Die Rache gehört Gott (5 Mose 32,35; Psalm 99,8; Jeremia 50,15; Hesekiel 25,14.17; Nahum 1,2; 2 Thessalonicher 1,8) und wird entweder durch sein Gesetz oder unabhängig von menschlichen Kräften, in Zeit oder Ewigkeit, geübt.
Der dritte Aspekt dieses Gesetzes ist die Forderung, den Nächsten zu lieben, das Gesetz Gottes ihm gegenüber einzuhalten, denn die Liebe ist die Erfüllung oder Inkraftsetzung des Gesetzes (Römer 13,8-10).
Dann wird der Grund genannt, warum wir dieses Gesetz befolgen müssen: „Ich bin der HERR.“ Es ist Sein Vorrecht, uns zu befehlen, weil Er es ist, der uns gemacht hat.
Einen sehr interessanten Einblick in die Bedeutung dieses Verses geben sowohl Porter als auch Knight, die die Schlüsselworte „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ als jemanden interpretieren, der wie du ein Geschöpf Gottes, ein Sünder und genauso gnadenbedürftig ist wie du. 6 Eine solche Auslegung bindet die Bedeutung an den Bund, an das Gliedsein untereinander und an das Erfordernis der Gnade und Barmherzigkeit gegenüber den Unbekehrten.
Ein Kommentar zur Bedeutung von Levitikus 19:18 wird von unserem Herrn gegeben. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist eine Antwort auf die Frage: „Und wer ist mein Nächster?“ Unser Herr definiert die Bedeutung der Liebe in Bezug auf das Handeln und den Nächsten in Bezug auf alle Menschen (Lukas 10,25-37). Calvin bemerkte:
Nicht nur die, mit denen wir in irgendeiner Verbindung stehen, werden unsere Nächsten genannt, sondern alle ohne Ausnahme; denn das ganze Menschengeschlecht bildet einen Leib, von dem alle Glieder sind. Und folglich sollten wir durch gegenseitige Bande miteinander verbunden sein; denn wir müssen bedenken, dass wir auch die, die uns am meisten entfremdet sind, wie unser eigenes Fleisch pflegen und unterstützen sollten; denn wir haben an anderer Stelle gesehen, dass Gastarbeiter und Fremde in dieselbe Kategorie (mit unseren Verwandten) gesetzt werden; und Christus bestätigt dies ausreichend im Fall des Samariters. (Lukas 10:3)
Gottes Absicht durch seine neue Menschheit, das Bundesvolk, wird klar und offen. Die neue Menschheit soll die Völker dieser Welt umfassen, mit all ihrer Herrlichkeit (Offb 21,24-26). Die Anfänge dieser neuen Menschheit liegen in Gottes Bund und dem Bundeserlöser. Indem wir sein Gesetz, seine Regierung durch die Familie und die Ältesten, durch unsere Zugehörigkeit zueinander aufrichten und durch seine Gnade alle Dinge neu ordnen, erweitern wir die neue Menschheit und die neue Schöpfung.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

den Vers 16 hatten wir schon einmal.

„Du sollst deinen Nächsten lieben…“ Malamat (1990) schlägt vor, dass ʾāhab lə (im Alten Testament viermal vorkommend, einschließlich des vorliegenden Verses) im Gegensatz zum allgemeineren ʾāhab ʾet bedeutet, „nützlich zu sein“ , nützlich zu sein, zu helfen oder. “Vielleicht wäre es auf der Grundlage der anderen von Malamat zitierten Texte (1 Kön 5: 1 [5:15], 2 Chr 18: 28–19: 2) besser den Satz in Bezug auf die Bundesbeziehung zu verstehen (Moran 1963).
Mat. 5:43; 19:19; 22:39, 40. Mar. 12:31–34. Lu. 10:27–37. Ro. 13:9. Ga. 5:14. Ja. 2:8.
Benjamin Franklin schrieb einmal: „Wer gut für Ausreden ist, ist selten für etwas anderes gut.“ Während viele Menschen der Meinung sind, dass eine Person, die Ausreden übertreibt, sie falsch reibt, ermutigt uns ein Vers aus der Parascha, Ausreden zu lesen – und alle anderen – im positiven Licht.
  לֹא תִקֹּם וְלֹא תִטֹּר אֶת בְּנֵי עַמעַ וְאָהָבַתָּ לְרְ כָּמוֹךָ אֲנִי יְהֹוֹה׃ (ויקרא יט, יח)
  Du sollst dich nicht rächen und deinen Landsleuten keinen Groll erweisen. Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Ich bin der Herr. (3. Mose 19:18)
Raschi kommentiert die Mizwa (Gebot), Ihren Mitmenschen wie sich selbst zu lieben:
  ואהבת לרעך כמוך׃ אמר רבי עקיבא זה כלל גדול בתורה׃ (רש“י, שם)
  Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Rabbi Akiva sagte: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“ (Raschi, Lev. 19:18)
Bestimmte Gebote im Judentum, wie das Halten des Sabbats und das Einhalten des Kashrut (der Ernährungsgesetze), gelten speziell für Juden. Andere, wie „liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst“, haben universelle Relevanz. Beachten Sie, dass Raschi die Notwendigkeit betont, diesen universellen Befehl, andere zu lieben, wie wir uns selbst lieben, einzuhalten, indem er Rabbi Akivas Kommentar zitiert: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“
Wie kann dieses Ideal angesichts der Komplexität der zwischenmenschlichen Beziehungen möglicherweise in die Praxis umgesetzt werden? Es kann hilfreich sein, zu verstehen, wie Menschen sich selbst entschuldigen. Schließlich sind fast alle von uns Experten geworden, wenn es darum geht, sich zu entschuldigen. Wenn wir zu spät zu einem Termin kommen, beginnen einige von uns mit langen Geschichten, die alle Ereignisse beschreiben, die zu unserer Verspätung geführt haben. So wie es legitime Ausreden für unser unvollkommenes Verhalten gibt, kann es auch legitime Ausreden für das weniger als einwandfreie Verhalten anderer Menschen geben. Anderen Menschen den gleichen Spielraum zu geben, den wir uns auf natürliche Weise geben, kann eine andere Möglichkeit sein, die Liebe zu einem Mitmenschen als uns selbst auszudrücken.

hatten ihren Auftrag ausgeführt

Nach allem, was Jehova dem Mose geboten hatte, also hatten die Kinder Israel die ganze Arbeit gemacht. Und Mose sah das ganze Werk, und siehe, sie hatten es gemacht; so wie Jehova geboten hatte, also hatten sie es gemacht; und Mose segnete sie.
Elberfelder 1871 -Exodus 39,42–43

Nach allem, was Jehovah dem Mose geboten hatte, also taten die Söhne Israels allen Dienst. Und Mose sah all das Werk, und siehe, sie hatten es gemacht, wie Jehovah geboten hatte, also hatten sie es gemacht, und Mose segnete sie.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2.Mose 39,42–43

Ganz so, wie Jehova Mose’n geboten, also machten die Söhne Israels die ganze Arbeit. Und Mose sah das ganze Werk, und siehe, sie hatten es gemacht, so wie Jehova geboten, also hatten sie es gemacht, und Mose segnete sie.
de Wette Bibel 2.Mose 39:42–43

Haben du und ich einen Auftrag? Einen Auftrag von Jesus? Oder vielleicht vom himmlischen Vater? Wenn ja – wie haben wir bis jetzt diesen Auftrag ausgeführt?
Als Gott die Erde erschuf – war immer alles genau nach „seinem Wort“ geschehen – und ER sagte immer, dass es „Gut“ ist!
Hier wiederholt Mose genau das, was bei der Schöpfung passiert: wenn die Arbeit genau nach den Anweisungen Jehovahs getan war, dann wurde Segen ausgesprochen.
Aber wie sieht das bei mir aus? Führe ich den Auftag Gottes genau aus – und werde dann in der Zukunft gesegnet? Oder habe ich andere „eigene Aufgaben“ – wie zum Beispiel für oder gegen eine menschliche Regierung zu sein?

Als alle Bestandteile und die Einrichtungsgegenstände des zentralen Heiligtums und die Kleidung vollendet worden waren, brachte das Volk die Dinge zu Mose, damit er sie betrachte und segne (V. 43 ). Als Mose erkannte, daß die Kunsthandwerker peinlich genau den Anweisungen des Herrn gefolgt waren, billigte er ihre ganze Arbeit. Die Anordnung der Bestandteile der Stiftshütte und seiner Ausstattungsgegenstände ist mit derjenigen in 2Mo 35,10-19 und 2Mo 36,8-39,31 fast völlig identisch. Alles war so ausgeführt worden, wie der HERR es Mose geboten hatte ( 2Mo 39,32.43; vgl. V. 1.5.7.21.26 ).

Walvoord Bibelkommentar

In Vers 43 finden wir die Schlussfolgerung: „Und Mose sah das ganze Werk, und siehe, sie hatten es gemacht; so wie der HERR geboten hatte, so hatten sie es gemacht. Und Mose segnete sie“ (vgl. 1Mo 2,1–3). Mose sieht, dass alles nach dem Muster gemacht worden ist, das ihm auf dem Berg gezeigt worden war (Heb 8,5). Zwar ist die Stiftshütte noch nicht aufgerichtet, wohl aber ist alles dafür bereit. So schaut der Herr Jesus auf alle unsere Werke, die in Verbindung mit der Gemeinde getan werden, wenn sie auch der Welt noch verborgen sind, und segnet uns nach dem Maß unseres Gehorsams gegenüber allem, was Er geboten hat.

Ger de Koning – Das zweite Buch Mose – ausgelegt und angewandt

Das alles hat er [der Heilige Geist] mich aufgrund einer Schrift aus der Hand des HERRN gelehrt, alle Arbeiten des Plans.“ (28,19)  
Gott gab Salomo genaue Pläne für den Bau des Tempels, wie er vorher Mose genaue Pläne für den Bau der Stiftshütte gegeben hatte (2Mose 39,42-43). Gottes souveräner Plan ist immer das Beste – für die Stiftshütte, für den Tempel, für die Gemeinde und auch für unser Leben . . . in geistlicher und in praktischer Hinsicht.

ERF – Bibelkunde Altes Testament

Gott hatte genaueste Anweisungen für die ganze Arbeit an der Stiftshütte gegeben. Jeder Pflock, jede Schleife, jede Klammer, jeder Haken – alles war genau vorgeschrieben. Für den Verstand oder die gewöhnliche Einsicht des Menschen war kein Spielraum gelassen. Gott hatte keinen allgemeinen Umriss gegeben, den der Mensch noch vervollständigen musste. „Siehe zu, dass du sie nach ihrem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“ (Kap. 25,40; 26,30; Heb 8,5). Dieses Gebot ließ dem menschlichen Erfindungsgeist keinen Spielraum. Wenn es dem Menschen überlassen worden wäre, nur einen einzigen Pflock zu machen, so wäre dieser Pflock nach dem Urteil Gottes sicher nicht an die richtige Stelle gekommen. In Kapitel 32 können wir sehen, was der „Meißel“ des Menschen hervorbringt. Gott sei Dank! Er fand keinen Raum in der Stiftshütte. Die Israeliten taten in dieser Sache genau das, was ihnen geboten worden war – nichts mehr und nichts weniger. Das ist eine heilsame Lehre für die bekennende Christenheit! Es gibt viele Dinge in der Geschichte Israels, die wir mit allem Ernst zu vermeiden suchen sollten, so z. B. ihr ungeduldiges Murren, ihre gesetzlichen Gelübde und ihre Abgötterei. Aber in der Widmung für den Herrn und in dem unbedingten Gehorsam bei der Arbeit am Haus Gottes sollten wir ihre Nachahmer sein. Wir dürfen mit voller Gewissheit behaupten, dass, wenn nicht alles nach dem auf dem Berg gezeigten Muster gemacht worden wäre, wir nicht am Ende des Buches lesen würden: „Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung. Und Mose konnte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen; denn die Wolke ruhte darauf, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung“ (Kap. 40,34.35). Die Wohnung entsprach in jeder Beziehung dem göttlichen Muster, und darum konnte die göttliche Herrlichkeit sie erfüllen.

Mackintosh – Die fünf Bücher Mose

Wie sieht es nun mit dem Auftrag aus, den du und ich von Jesus bekommen haben? Sind wir bei der Arbeit an diesem Aufrag???