Tag: 3. Februar 2023

ER kennt alles?

Jehova! du hast mich erforscht und erkannt. (O. erforscht und kennst mich),
Elberfelder 1871 – Ps 139,1

Ein Psalm Davids. Herr, du hast mein Herz geprüft und weißt alles über mich.
Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 139,1

Ein Lied Davids. Herr, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch.
Hoffnung für alle – 1996 – Ps 139,1

Dieser Reim kommt von David, und auch der Beat kommt dazu: Gott, du beschützt mich, und du lässt mich nicht mehr in Ruh‘
VolxBibel – Psalm 139:1

Der in den Versen 1-6 vorherrschende Gedanke wird im ersten Vers angekündigt: Der Herr kannte David durch und durch. Es war für David, als ob Gott jede Einzelheit aus Davids Leben durchleuchtet hätte und ihn deshalb so genau kannte.

David zählte einige Beispiele dafür auf, wie genau Gott David kannte. Der Herr (die Anrede du ist im Hebr. betont; vgl. V. 13 ) kannte jede Bewegung, die David machte; die gegenteiligen Handlungen des Sitzens und Aufstehens stehen für all sein Tun (dies ist ein ganz bestimmtes Stilmittel im Hebr; vgl. V. 3.8 ). Gott kannte nicht nur das Tun Davids, er kannte auch seine Beweggründe ( Gedanken ; vgl. V. 17 ).
Die alltäglichen Handlungen des Psalmisten waren dem Herrn bis in die Einzelheiten hinein bekannt. Das Gehen am Morgen und das Niederlegen in der Nacht stehen für das ganze Tun während des Tages (vgl. V. 2.8 ).
Das Beispiel, das jedoch in besonderer Weise die Allwissenheit Gottes zum Ausdruck bringt, steht in Vers 4 . Bevor der Psalmist noch ein Wort auf seiner Zunge formen konnte, kannte der Herr das, was er sagen wollte. (Der hebr. Begriff für „Wort“ lautet millCh , und der ähnlich klingende Begriff für vollkommen lautet kVllAh .)

Zuerst war die Reaktion Davids auf dieses überwältigende Wissen Verwirrung. Wie so viele Menschen, die auf die Allwissenheit Gottes reagieren, fühlte er sich beengt davon, daß Gott um ihn war und seine Hand über ihn hielt.
Darüber hinaus hatte David keine Macht über diese Art von Wissen – es war ihm zu wunderbar . Das Wort „wunderbar“ ist durch seine Stellung zu Beginn des Satzes stark betont. Zur Bedeutung von „wunderbar“ als „ungewöhnlich oder außerordentlich“ vgl. den Kommentar zu Ps 9,2 .Mit anderen Worten: Die Allwissenheit Gottes ist zu hoch , als daß der Mensch sie begreifen könnte (vgl. auch den Kommentar zu Ps 139,14 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

David betete: „O Jehova, du hast mich durchforscht, und du kennst mich. Du selbst hast mein Sitzen und mein Aufstehen erkannt. Du hast meine Gedanken von fern bemerkt. Denn da ist kein Wort auf meiner Zunge, doch siehe, o Jehova, du weißt es schon ganz“ (Psalm 139:1, 2, 4). Außerdem weiß Jehova genau, wie wir fühlen, und auch „jede Neigung der Gedanken bemerkt er“ (1 Chronik 28:9; 1 Samuel 16:6, 7). Was verraten uns diese Verse also über Gott?
Unser Schöpfer sieht nicht nur, was wir tun, sondern versteht auch, warum wir es tun, selbst wenn wir mit ihm im Gebet nicht über all unsere Gedanken und Gefühle sprechen. Und er sieht sogar all das Gute, was wir gerne tun würden, auch wenn wir es aufgrund unserer Grenzen nicht schaffen. Gott beobachtet mit größtem Interesse unsere tief empfundene Liebe, denn schließlich war er derjenige, der sie in unser Herz gelegt hat (1 Johannes 4:7-10).

Wachtturm 2018

1 חקר er-, ausforschen, auskundschaften (AK qal 2 m sg + Suff) // ידע I merken, erfahren, (er)kennen, wissen (wPK qal 2 m sg).– 2 רֵעַ I Geschrei; II Freund, Gefährte; III (aram. Lw.) Wollen, Absicht, Gedanke // בין verstehen, einsehen, achtgeben, bedenken (AK qal 2 m sg).– 3 ארח unterwegs sein, wandern (Inf cs qal + Suff) // רבע I daliegen, sich begatten (Inf cs qal + Suff) // זרה I (aus)streuen, pi: zerstreuen, verbreiten; II (hap leg) abmessen (AK pi 2 m sg) // סכן I nützen, hi: sorgfältig umgehen, vertraut sein (AK hi 2 m sg).

Werkbuch Psalmen: Die Psalmen 73 bis 150

Jehova! du hast mich erforscht und erkannt
(Ps 139,1)
Wie erkenne ich mich? Angesichts von Himmel und Erde ist mein Platz. Das All ist vor mir wie ein aufgeschlagenes Buch. Durch die Beschäftigung mit diesem Buche kann ich „die ewige Kraft und die Göttlichkeit“ des Schöpfers wahrnehmen und die Unterweisung, die ich dadurch empfange, ist nicht ohne Bedeutung. Aber dieses Buch kann mich nicht lehren, wer ich bin. Wenn ich mich mit einem Stein vergleiche, oder mit der Sonne, oder mit einem Baum, sehe ich Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten. Ich muß erkennen, daß ich in dieser gewaltigen Schöpfung nur ein Stäubchen bin; aber alles Studium der Natur und ihrer Werke kann mich nicht lehren, wer ich bin.
Erkenne dich selbst!, sagt man mir. Untersuche dein Ich vor deinem Verstand, deinem Gewissen und Herzen, prüfe deine Gedanken, deine Gefühle und Wünsche, deine Befürchtungen und Beweggründe und deine Werke! Alle diese Dinge zusammen geben dir einen Spiegel, in welchem du dich sehen kannst, wie du bist. Ach, ich werde in Wirklichkeit mein Ich sehen, wie es in meinen Augen ist; ich werde mir selbst sagen, wie ich bin. Mein Verstand wird durch meinen Verstand beurteilt, meine Vernunft durch meine Vernunft, meine Gedanken durch meine Gedanken, und wenn ich mich auf diese Weise Teil für Teil geprüft habe, werde ich zu dem Ergebnis kommen, daß ich das bin, was ich zu sein glaube. Aber ist das mein Charakter? Nein, denn es geht für mich darum, zu wissen, was ich vor Gott bin, was Er von mir denkt. Nur das kann Wirklichkeit sein, was ich in den Augen Gottes bin.

Nun, sagt man mir, wenn es dir darum geht und das alles ist, was du wissen willst, so ist das doch einfach. Du hast ein Gewissen, und das Gewissen ist die Stimme Gottes. Frage dein Gewissen, dann wirst du befriedigt sein und so urteilen, wie Gott urteilt. Das Licht der göttlichen Flamme wird dir zeigen, wie du bist. Du wirst dich sehen, wie Gott dich sieht. Untersuche dein Gewissen!
Gut, machen wir den Versuch. Zwei Dinge sind für mich unwidersprechlich. Ich weiß, daß Gott einer ist und daß alle Menschen ein Gewissen haben. Aber Tag für Tag nehme ich wahr, daß das eine Gewissen von dem anderen beurteilt und verurteilt wird. Da sind zwei Menschen. Der eine sagt mir, daß sein Gewissen ihm unwiderruflich befiehlt, dies oder das zu tun, und der andere sagt mir, daß er gegen sein Gewissen handeln würde, wenn er diese Dinge tun würde. Nehmen wir ein Beispiel. Ein Protestant wird dir sagen, daß sein Gewissen es ihm verbietet, zu den sogenannten Heiligen zu beten, während ein Katholik sich in seinem Gewissen gebunden fühlt, dies zu tun. Nimmt man nun an, das Gewissen wäre die Stimme Gottes in diesen beiden, so stößt man auf einen unlösbaren Widerspruch. Was ist hier die Ursache? Sehe ich nicht deutlich, daß mein Gewissen ebenso unvollkommen ist, wie ich es selbst bin? Wie kann ich es da zu meinem Führer wählen?
Das ist wohl richtig, wird man mir sagen, wenn du genau wissen willst, wie du vor Gott bist, mußt du dich an die Religion halten. Sie belehrt dich über Gott. Ich bin ganz bereit, dem Lichte zu folgen, nach welchem ich mich sehne. Aber welche Überraschung erwartet mich! Welch eine Unzahl von Religionen!
Kann mich die Religion zu Gott führen? Zweifellos beschäftigt sie sich mit Gott, aber Gott ist einer, und der Religionen sind viele. Und ich sehe, daß ihre Diener in beständigem Kampf miteinander liegen. Wenn alle Menschen denselben Gott zum Gegenstand hätten, müßten sie alle dieselben Gedanken haben und dieselbe Sprache reden. Wen soll ich nun hören? Wer wird mir die Wahrheit über Gott und über den Menschen sagen? Jeder behauptet, die Wahrheit zu besitzen, aber sie müssen blind sein, denn sie widersprechen sich. Was der eine bestätigt, leugnet der andere, und was der eine aufbaut, reißt der andere nieder. Anstatt Licht, sehe ich Verwirrung. Wo der eine ja sagt, sagt der andere nein. Nein, hier sehe ich kein Licht.
Wohin soll ich mich wenden? Wer gibt mir Licht?
Hier gibt es nur eine Antwort. Es gibt ein wunderbares Buch, welches uns Gott offenbart und uns zeigt, wer Er ist. Der Gott, dessen Offenbarung ich in der Natur sehe, hat gesprochen. Solltest du nicht wissen, welches Buch dies ist? Hast du nie von der Bibel gehört? Weißt du nicht, daß die Bibel das Wort Gottes ist? In diesem Worte findest du keine Verwirrung und keine Widersprüche, wenn Menschen ihr solche auch nachsagen möchten. Die ganze Geschichte des Menschen und die Offenbarung Gottes in dieser Geschichte findest du im Worte Gottes, in der Heiligen Schrift. Sie beweist durch sich selbst, daß Gott der lebendige und wahre Gott ist. Im Worte Gottes siehst du den Menschen stets vor Gott hingestellt, siehst ihn, wie Gott ihn sieht, siehst auch, wie Er dich sieht. Lies es selbst, du wirst sehen, daß dies nicht bestritten werden kann. Gott offenbart Sich in Seinem Wort. Er offenbart darin auch, was der Mensch ist, auch wer du bist.
Hiermit könnte dieser Artikel eigentlich schließen. Der Zweck, dir ein Licht zu zeigen, in dem du dich selbst erkennen kannst, ist erreicht. Dieses Licht ist die Bibel, das Wort Gottes. Aber ich möchte doch noch einige Worte über dieses heilige Buch hinzufügen, über das, was ich in demselben gefunden habe, sei es über Gott oder über den Menschen.
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Ermunterung und Ermahnung 1964