Tag: 27. Februar 2023

Gottes Gesetz versus menschliche Gesetze

In letzter Zeit höre ich öfter, dass durch „helleres Licht“ sich Änderungen in der christlichen Gemeinde auftuen würde. Doch schauen wir uns Gottes Handeln in der Bibel an:
zuerst gibt Er dem Menschen im Garten klare Regeln – und gelten bis heute.
die nächsten großen Regeln kommen nach der Sintflut – und gelten bis heute.
Dann nimmt sich Jehovah das Volk Israel und befreit diese aus Äqypten – und ein „paar Wochen später“ erhalten sie das gesamte Gesetz – mit den „10 Geboten“ – und diese gelten bis zur Zeit Jesu – ohne dass irgendeins der Gebote oder Gesetze von Jehovah geändert werden! Jesus verschärft die Auslegung sogar, indem er sagt, wie die einzelnen Gebote eigentlich gemeint waren.
Daraus folgt, ich müßte annehmen, dass Jehovah seinem Volk einmal etwas sagt, dass dann bis auf lange Zeit genau so gültig bleibt.

Und dann schauen wir uns im Gegensatz mal eine der menschlichen Erfindungen an: die Straßenverkehrsordnung – weil es eine der Gesetze ist, das jeden von uns trifft – (und nein – auch bei allen anderen Gesetzen sieht es nicht besser aus):
die Straßenverkehrsordung wird ständig „durch helleres Licht“ „verbessert“. Du und ich müssen also ständig schauen, was sich so ändert.
Schau dir einmal die Wikipedia-Seite an – und du wirst erstaunt sein, was sich ständig ändert!

Was lernen wir daraus?
Menschliche Gesetze sind unvollkommen – menschliche Organisationen haben immer „Verbesserungen“ und „neue Personen“ in Planung! Jehovah dagegen hat einen vollkommenen Plan und gibt Seinen Nachfolgern „vollkommene Gesetze“. Wer einmal von Jehovah mit heiligen Geist gesalbt wurde, bleibt ein Gesalter (siehe Saul) bis Jehovah für dessen Tod sorgt. In menschlichen Organisationen dagegen werden menschliche Führungskräfte ausgetauscht.

Gott allein kann auf euch aufpassen, dass ihr nicht ins Stolpern kommt.

Dem aber, der in der Lage ist, euch einmal frei von Stolperern zu bewahren und euch mit überschäumender Freude Seinem Herrlichkeitsglanz direkt gegenüber als einwandfrei stehen zu lassen, dem alleinigen Gott, unserem Retter durch unseren Herrn Jesus, den Messias, gehören Ruhm, Erhabenheit, Gewalt und Autorität vor jedem Zeitalter, jetzt und für all die Ewigkeiten, amen!
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Judas 24–25

weitere Gedanken zu einem Bibeltext

In Vers 24 nennt Judas zwei Dinge, die Gott zu tun vermag. Erstens vermag er, euch vor dem Straucheln zu bewahren. Das hier gebrauchte griechische Wort für bewahren bedeutet, »von einer militärischen Wache für sichere Führung bewahrt zu werden«; »sichere Verwahrung«. Gott ist fähig, die Gläubigen sicher zu verwahren. Zwar können sie durchaus in ihrem geistlichen Leben straucheln; doch werden sie nie in dem Maße straucheln, dass sie ihr Heil verlieren. Der Erhalt ihres Heils hängt nämlich nicht von ihnen ab, sondern von der bewahrenden Macht Gottes über ihnen. Zweitens vermag Gott, euch tadellos hinzustellen vor seine Herrlichkeit. Das griechische Wort für tadellos ist ein Opferbegriff; das Passahlamm musste tadellos sein. …. Wenn daher der Gläubige in der Gegenwart seiner Herrlichkeit ist, wird er unaussprechliche Freude haben. Judas weist also darauf hin, was Gott zu tun vermag. Dabei stellt er zwei Dinge fest. Eine Aussage befasst sich mit der Gegenwart, die andere Aussage befasst sich mit der Zukunft. In der Gegenwart vermag Gott, Gläubige vorm Straucheln zu bewahren. Weil er das in der Gegenwart zu tun vermag, kann Gott auch in Zukunft die Gläubigen vor seine Herrlichkeit stellen.

Dann nennt Judas in Vers 25 acht Dinge, die beschreiben, was Gott ist. (1) Er ist der alleinige Gott. Diese Aussage richtet sich gegen die Vielgötterei jener Zeit. Es gibt nicht viele Götter; es gibt nur einen Gott – den Gott der Bibel. (2) Er ist der Heiland. Diese Aussage richtet sich gegen diejenigen, die stellvertretende Sühne ablehnen. Er ist auch der einzige Heiland; und außerhalb von ihm gibt es keine Rettung. Aus der Perspektive des Alten Testamentes ist Gott der einzige Retter (Jes 45,15). Im Neuen Testament wird das Wort Retter bzw. Heiland acht Mal für Gott den Vater und 16 Mal für den Sohn gebraucht. Das weist darauf hin, dass Jesus Gott ist; denn nur Gott kann Retter und Heiland sein. (3) Diese Errettung geschieht durch Jesus Christus. Er ist Inhalt und Mittel des Rettungsglaubens. Rettung kommt durch Jesus Christus. Diese Aussage betont, dass der Messias Jesus das einzige Mittel zur Errettung ist. Sie richtet sich gegen diejenigen, die seine Retterschaft und Messianität leugnen. Die falschen Lehrer verleugnen den Meister, der sie erkauft hat; sie verleugnen sowohl die Person als auch das Werk Jesu des Messias. Diese Aussage richtet sich gegen diese Verleugnung. (4) Gott ist Herrlichkeit; damit wird auf die Schechina-Herrlichkeit Bezug genommen – jene einzigartige Herrlichkeit, die allein Gott gehört. Sie hebt Gott inmitten der Fülle seiner Pracht hervor. (5) Gott ist Majestät. Das betont die Größe Gottes und hebt sein Königtum hervor. Er ist der königliche Gott; er ist König der Könige und Herr der Herren. (6) Gott ist Gewalt. Das betont Herrschaft. Der Begriff Majestät hebt Gott als den König der Könige hervor; das Wort Gewalt jedoch betont ihn als Herrn der Herren. Er herrscht über seine gesamte Schöpfung; alles ist unter seiner Herrschaft. Nichts entzieht sich seiner Kontrolle. Viele Dinge, die geschehen, geschehen durch seinen richtungsweisenden Willen. Viele andere Dinge geschehen einfach mit seiner willentlichen Erlaubnis. Was auch immer sich zuträgt – ob es nun durch seine Anordnung oder mit seiner Erlaubnis geschieht: Alles ist unter seiner Herrschaft. Er verliert niemals die Kontrolle. (7) Gott ist Macht – ein Wort, das soviel bedeutet wie »Autorität«. Er hat die Autorität, seinen richtungsweisenden Willen auszuführen; Gott hat die Macht und Autorität, alles zu tun, was er will. (8) Gott ist Ewigkeit; und Ewigkeit hat drei Facetten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Judas schließt seinen Brief mit der vierzehnten und letzten Dreiergruppe; sie beschreibt die Ewigkeit Gottes. Bezüglich der Vergangenheit – Gott ist vor aller Zeit. Er war immer da, schon vor aller Zeit. Bezüglich der Gegenwart – und jetzt existiert er immer noch. Gott herrscht noch immer. Er ist immer noch. Bezüglich der Zukunft – und in alle Ewigkeiten. Gott ist ewig, er existiert für alle Ewigkeit der Zukunft.

Der Brief schließt mit dem Begriff Amen. Dieses hebräische Wort heißt: »So sei es«.

Arnold Fruchtenbaum – Judas

Dieser Lobpreis ist, obwohl er bestimmte Ähnlichkeiten mit dem am Ende des Römerbriefes aufweist, einzigartig und steht in völliger Übereinstimmung mit dem Brief, den er beendet. Fast jedes Wort davon bildet eine Antwort auf die Übel, die im Hauptteil des Briefes so drastisch verurteilt wurden. Er gliedert sich in drei Teile:
 1. Gottes Macht zu bewahren;
 2. Seine Fähigkeit, die Heiligen tadellos vor Ihm darzustellen;
 3. Er allein muß verherrlicht werden.
Der Schreiber hat viel über den Fall derer gesagt, die in bevorzugter Stellung waren, und die Leser können durchaus davor gezittert haben, auch zu fallen, doch er vertreibt ihre Ängste, indem er sie hinlenkt auf „den, der euch ohne Straucheln zu bewahren vermag“. Ihre Bewahrung wurde in V.1 erwähnt, und dort aufgrund ihrer Beziehung zu Christus; hier ist es die göttliche Macht, die bewahren wird. Ein deutliches Kennzeichen des wahren Heiligen ist sein Gefühl der Schwachheit, er ist damit ein totaler Gegensatz zu den hochnäsigen, unabhängigen und anmaßenden Betrügern. Seine Stärke liegt in Gott, der ihn so bewahren kann, daß er nicht einmal stolpern wird. So konnte auch der Psalmist sagen: „Ich habe auf den HERRN vertraut, ich werde nicht wanken“ (26,1). Diese Bewahrung erfolgt im gegenwärtigen Leben, wenn die Gefahren mannigfaltig sind, und wenn man Beweise für den Erfolg des Feindes ringsumher erleben kann.
  Von der jetzigen Bewahrung verschieden ist der zweite Punkt im Lobpreis – unsere Darstellung vor dem HERRN. Die Seinen werden in die Gegenwart Seiner Herrlichkeit gestellt werden; sie werden dort „untadelig“ (J.N. Darby) sein, und dies wird in Szenen des Frohlockens enden. Die Engel, die sündigten, waren einst in diesem Bereich der Herrlichkeit, wurden aber hinausgeworfen, die Bewahrten jedoch werden ständig dorthin gestellt sein und nie wieder aus ihrer Ehrenstellung abgesetzt werden. Diese Darstellung steht in völligem Einklang mit den Worten des Paulus hinsichtlich der Gemeinde: „auf daß er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel … habe“ (Eph 5,27). Dort ist Christus der Darstellende, aber hier ist es Gott. In besonderer Weise werden die Heiligen mit Freude erfüllt sein, und möglicherweise wird diese Freude mit anderen geschaffenen Wesen geteilt werden, doch Gott selbst und Sein Sohn werden sie in ihrer Fülle kennen.
  Das dritte Merkmal dieses Lobpreises besteht darin, daß Gott die Herrlichkeit zugeschrieben wird, die Ihm gebührt. Wir erfuhren in V.4, daß ein Kennzeichen der Betrüger war, den alleinigen HERRN, Gott, zu verleugnen, doch hier wird dem Einen, den sie verachteten, all das zugeschrieben, was sich der menschliche Geist an vornehmen Eigenschaften und Tugenden nur vorstellen kann. Das Wort „weise“ steht zwar in Röm 16,27 ,wird aber mit Recht in der RV weggelassen (im Bibeltext des engl. Kommentars ist es vorhanden, d. Übers.). Dieser alleinige Gott ist unser Heiland. Der Titel wird oft für Christus gebraucht, besonders im ersten Teil des NT, wird aber in den späteren, besonders den Pastoralbriefen, auf Gott angewandt. Hier ist Er jedoch Heiland „durch Jesum Christum, unseren HERRN“ (RV), so daß Er durch das Werkzeug Seines Sohnes rettet. Von den hier erwähnten Tugenden ist „Herrlichkeit“ die erste, die sich auf Seine Großartigkeit und Vortrefflichkeit bezieht. Das Geschöpf wollte versuchen, Ihm diese einzigartige Würde zu rauben, indem es sie an sich zu reißen suchte wie Satan, doch Er wird sie keinem anderen geben, denn alle, die danach strebten, sie zu erlangen, haben ihren eigenen Sturz herbeigeführt.
  Die zweite Gott hier zugeschriebene Eigenschaft ist Seine „Majestät“. Das Wort, das hier gebraucht ist, wird nur von griechisch-sprachigen christlichen Schreibern verwendet und zeigt „Größe“ an; im Hebräerbrief wird es benutzt, um die Stellung Christi zur Rechten Gottes zu beschreiben (1,3; 8,1). In keinem anderen Lobpreis kommt es vor. Wenn sich die erste Tugend auf Gottes Zustand bezieht, so ist diese ein Hinweis auf Seine erhabene Stellung. Die Stolzen bilden sich viel auf ihre Größe ein, wie es jedenfalls die bösen Arbeiter taten, mit denen sich dieser Brief befaßt, doch sie sind bestenfalls nur Würmchen trotz all ihres Rühmens.
  Der Gedanke an Gottes „Macht“ wird oft in einen Lobpreis eingebracht wie in 1Tim 6,16; 1 Petrus 4,11;5,11 und Offb 1,6.13 .Sie bezieht sich auf Seine „Mächtigkeit“. Er sitzt nicht nur in majestätischer Herrlichkeit, sondern hat unbegrenzte Macht, um Seine Absichten auszuführen. Ein hilfloser Gott wäre ein Widerspruch in sich, doch der Gott, den wir preisen, hat Seine Macht sowohl in der Schöpfung als auch in der Auferstehung demonstriert.
  Die letzte der Gott hier zugeschriebenen Tugenden ist Seine „Gewalt“ oder „Autorität“. Er hat schrankenlose Gewalt und kann tun, was immer Ihm gefällt. Seine Vormachtstellung kann nicht in Frage gestellt werden, noch kann jemand zu Ihm sagen: „Was tust du?“; dieses Recht und diese Freiheit, nach Seinem Belieben zu handeln, unterscheidet Ihn von all Seinen Geschöpfen, denn obwohl einige davon ihre Autorität geltend machen wollten, müssen alle vor Ihm als dem obersten Richter Rechenschaft ablegen. In diesem Wort steht nicht Seine Kraft zum Wirken vor uns, sondern vielmehr Seine Handlungsfreiheit.
  Die letzten Worte des Briefes vermitteln uns einen der deutlichsten Begriffe für Ewigkeit im NT – „vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit“ (RV). Diese Eigenschaften werden auf zeitlose Weise Gottes Teil sein. Der Wechsel der Zeiten kann vieles von dem, was Menschen schätzen, hinwegfegen, und ihr Prunk wird mit dem Wind davongeblasen, um nie wiederzukehren, aber was Gott jetzt ist, ist Er immer gewesen und wird es immer sein. Das „Amen“ am Ende dieser und anderer Doxologien bedeutet anscheinend, daß die Gott zugeschriebenen Tugenden von Anfang an Sein waren, hier aber darum gebetet wird, daß sie Sein Teil seien.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Judas hat das Böse in seiner ganzen Schrecklichkeit dargelegt, er hat die Gläubigen gewarnt, ermutigt und ermahnt. Seine letztendliche Quelle ist Gott selbst und alles, was Gott für Sein Volk ist. Das Ausmaß des Bösen und die Schwachheit der Heiligen verschwindet aus seinem Blick, und Gott allein verbleibt. Daher kann er den ernstesten Brief, der je verfaßt wurde, mit dem höchsten Ausruf von Jubel abschließen. Judas hat auf den Ruin dessen geblickt, das den Namen Christi bekennt. Er hat zurück auf den Beginn des Verderbens geschaut. Mit einem prophetischen Blick hat er sein ernstes Ende betrachtet. Abschließend jedoch schaut er inmitten des Trümmerhaufens und Ruins der verderbten Christenheit nach oben, und plötzlich bricht er trotz dieses dunklen Ausblickes in Lob aus: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit untadelig darzustellen vermag, mit Frohlocken …“
Judas scheint zu sagen: „Ich sehe das Verderben, das gekommen ist, ich sehe die aufkommende Zeit des Bösen, ich sehe, daß die Gläubigen versagen können im ‘Erbauen’, im ‘Gebet’ und im ‘sich selbst Erhalten’. Aber ich sehe Einen in der Herrlichkeit, der in der Lage ist, sie vor dem Straucheln zu bewahren, sie sicher nach Hause zu bringen und sie untadelig vor Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken darzustellen. Ich sehe, daß der Gerichtstag für die ungöttlichen Bekenner kommen wird – ein trauriger und düsterer Tag. Aber ich sehe, daß der Tag der Erscheinung für alle Seine Heiligen kommt – ein Tag der Herrlichkeit und überfließender Freude.“ Auch wir dürfen mit gleichem Glauben die Sprache von Judas annehmen. Wenn wir den unaufhörlichen Strom von Lästerungen sehen, der aus christlichen Bekennern hervorströmt und mit Gleichgültigkeit oder sogar mit Beifall von der großen Masse des christlichen Bekenntnisses aufgenommen wird; wenn wir sehen, daß die Fundamente angegriffen werden, daß die Wahrheit strauchelt auf dem Markt (Jesaja 59,14), und böse Menschen und Betrüger zu immer Schlimmerem fortschreiten, dann mögen wir wohl fragen: „Was wird das Ende sein?“ Aber – Gott sei Dank – zum Trost und zur Ermutigung für Sein Volk hat Er uns nicht in Ungewißheit in bezug auf das Ende gelassen. Judas beschreibt uns das Ende der abtrünnigen Verderber, das Ziel für das Volk Gottes und die Zukunft Gottes selbst. Für die abtrünnigen Verderber wird alles in ihrem gerechten Gericht enden, für die Heiligen Gottes wird alles in der untadeligen Darstellung vor Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken enden, und Gott wird „Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt …jetzt und in alle Ewigkeit“ erhalten. Die vorübergehenden Leiden dieser Zeit werden den überschwenglichen Freuden der Ewigkeit Platz machen (vgl. 2 Korinther 4,17). Unsere Freude wird es sein, dort zu sein, Seine Freude, uns dort zu haben. „Von der Mühsal Seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen“ (Jesaja 53,11). Der Eine, dessen Seele einst übervoll an Leiden bis zum Tod war, wird mit überströmender Freude in Ewigkeit erfüllt sein. So mögen wir wohl mit Judas ausrufen: „Dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“

Hamilton Smith – Der Judasbrief

Es dreht sich alles um den alleinigen Gott, den Israel spätestens seit der Wüstenzeit täglich anbetet (5Mose 6,4). Gott kann man nicht mit den anderen Göttern vergleichen, die rings um Gottes Volk her von anderen angebetet werden. In einer Welt, die alle Götter und Religionen unter ein religiöses Dach bringen und vereinigen will, ist diese Ausschließlichkeit unerträglich. Gott aber teilt seine Ehre mit niemandem. Genauso ausschließlich ist Jesus. Nur er ist der Weg zu Gott. Niemand kommt zum Vater, es sei denn, er habe die Vergebung seiner Sünde durch Jesus (Joh 14,6). Nur im Glauben an ihn empfangen wir das ewige Leben (Joh 17,3).
In dem griech. Testament, das Luther zur Verfügung stand, findet sich das Wörtlein »weise«: »dem allein weisen Gott«. Es fehlt aber in den meisten Handschriften. Wahrscheinlich hat es ein Abschreiber gegen die später auftretenden Gnostiker im Geiste des Judas eingefügt. Denn gerade der von manchen Sektierern abgelehnte Gott, der Schöpfer, hat alle Weisheit und Erkenntnis.
Es geht um das Hauptwerk Gottes. Er ist Retter. Weder in der Gnosis noch im allgemeinen Empfinden unserer Tage fühlt sich der Mensch schuldig, verloren und rettungsbedürftig. Man schiebt alles auf die Verhältnisse, auf das Schicksal. Der sittliche Ernst und die Verantwortung für alles Tun gehen so verloren. Die Bibel offenbart uns, wo der Schaden liegt und von woher wir allein Hilfe empfangen: durch Jesus Christus, vom Kreuz Jesu her (1Kor 1,17ff.). Jesu Lebensaufgabe war weniger ein neues Gesetz (Joh 13,34) als vielmehr die Rettung (Mt 1,21; 1Tim 1,1; 2Petr 3,18).
Manche Ausleger ziehen die Worte durch Jesus Christus zu den folgenden Worten »Herrlichkeit…«; sprachlich ist das möglich, aber gedanklich unwahrscheinlich.
Gott selbst ist sowohl der Gesetzgeber und Richter als auch der Retter. Heiligkeit und Liebe Gottes dürfen von uns nicht auseinander gerissen werden. Gott ist der dreieinige Gott auch in seinen Werken. Darum kann, nein muss Judas vom Ernst des Gerichts und zugleich vom Gnadenangebot Gottes in ein und demselben Brief reden. Er lehrt gleich wie Paulus (vgl. Röm 11,22; Gal 2,7-10).
Gott hat, ihm gebührt, ihm ist die Herrlichkeit zu eigen (vgl. Jes 6,3; Lk 11,4; vgl. Offb 5,13; 7,12). Im Hebräischen kann in absoluter Rede das Zeitwort »sein« wegfallen. Zwar wird Gott noch nicht von allen anerkannt (Phil 2,10f.), darum heißt es in der Liturgie mit einem gewissen Recht: »Ehre sei dem Vater …«. Aber schon jetzt wird Gott in der Gemeinde Jesu geehrt. Gott besitzt Herrlichkeit und Macht.
Zur Herrlichkeit s. 2Petr 1,3. – Das griech. Wort für Majestät ist ein von den Christen neu gebildetes Kunstwort, das die einzigartige Stellung Gottes andeuten soll. Das normale griech. Wort für »Größe« denkt zu sehr an körperliche und geistige Größe. Gottes Größe ist aber mit nichts zu vergleichen. – Die Macht oder Kraft ist die Anwendung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Es ist der Ausdruck der Machtfülle Gottes (1Tim 6,16; 1Petr 4,11; Offb 1,6; 5,13). Davon unterschieden ist die Gewalt, der alles erlaubt und möglich ist. Dies ist ein Lieblingswort für die Offenbarung, Lukas und Paulus im 1Korintherbrief. Es umschreibt die Befehlsgewalt des militärischen Vorgesetzten (Mt 8,9), die alles überwindende Macht Gottes, der über die Geschichte bestimmt (Apg 1,7) und über das ewige Verderben (Lk 12,5; vgl. Offb 6,8; 9,3.10.19). Meist wird von Jesus als dem gesprochen, der im Unterschied zu Mose, dem Gesetzgeber, »Vollmacht« hat auch über das AT (Mt 12,10.12; 7,29; vgl. Jesu Redeweise: »Ich aber sage euch!« Mt 5,21f.). Jesus hat die Gewalt auch über alle teuflischen Mächte (Lk 4,36). Wer die Gewalt hat, braucht nicht zu fragen: »Darf ich das?« Schon die Frage an ihn: »Warum machst du das?« ist unangemessene Arroganz (Röm 9,20-21; vgl. Jes 45,9; Jer 18,1-6; Weish 12,12).
Vor jeder Zeit, jetzt und in alle Ewigkeiten ist Gott ein und derselbe. Er unterliegt nicht der Zeit, macht keine Entwicklung (Evolution) mit, eine Reifung hat er nicht nötig (Heb 13,8). Auffällig ist, wie Judas ganz im Hebräischen denkt. Der Grieche spekuliert über himmlische Sphären, Räume, »Stockwerke«, oben und unten. Wir gebrauchen räumliche Begriffe auch ganz unbefangen: »oben« als Sitz des Guten, Glückhaften, Erfolgreichen, »unten« als Ort des Schlechten (vgl. »es geht abwärts«), psychologisch erklärbar, weil »oben« beim Menschen der Kopf mit den meisten Sinnesorganen und dem Verstand ist, das Wertvollste, wie wir denken. So kann auch die Bibel manchmal reden (vgl. Phil 2,10). Aber Gott steht über Raum und Zeit. Wenn wir schon derlei Begriffe auf Gott anwenden wollen, dann passt der der Zeit (wörtl. »Äon«, d. h. unmessbare Zeit) für Gott viel besser als der des Raumes. Denn Gott ist der Herr der Geschichte. Das griech. Wort »Äon« ist sprachlich mit dem deutschen Wort »ewig« verwandt. Im AT gibt es das hebr. Wort für »ewig« wieder (vgl. »ewiges Königreich«, 2Sam 7), das sowohl in die Zukunft weist (1Mose 13,15; 2Mose 14,13; 5Mose 13,16; Micha 4,7) als auch in die Vorzeit (5Mose 32,7; Am 9,11). Äon umschreibt im NT sowohl die Weltzeit (Mt 13,39; 28,20; auch im Plural im Sinne der Fülle: Heb 9,26; 1Kor 10,11), als auch die Ewigkeit der Gottesherrschaft und Herrlichkeit (Röm 2,7; 6,22f.; Gal 6,8; Mt 25,46; Joh 3,15f.; Joh 5,24; 17,3; 2Petr 1,16).
Eine Handschrift (p 72 um 300 n. Chr.) hat eine interessante andere Überlieferung: »Unserem allein weisen Gott ist Herrlichkeit, Macht, Ehre durch Jesus Christus unserem Herrn. Ihm (d. h. Jesus) ist Herrlichkeit und Majestät.« Offensichtlich war diesem Abschreiber wichtig, dass nicht nur Gott, dem Schöpfer, sondern auch seinem Sohn Jesus, unserem Erlöser, alle Herrlichkeit zusteht. Gott empfängt alle Ehre durch Jesus, der uns Menschen die Vergebung verschafft und uns so durch die Erlösung zur Ehre Gottes berufen hat. Darum empfängt auch Jesus die Ehre.
Amen (s. 2Petr 1,12), etwa mit »ganz gewiss« übersetzbar, unterstreicht die Verlässlichkeit des Herrn, dem wir vertrauen.
Es schließt das Gebet und das Lob Gottes ab. Jesus gebrauchte dieses Wort (Luther übersetzt es mit »wahrlich«), wenn er zunächst in der Stille mit Gott gebetet hatte, dann laut »Amen, Amen« sagte und dann das ihm vom Vater Geoffenbarte weitersagte (Joh 5,19.24.25; 6,26.32; 8,34; 13,20f.; Joh 14,12; 16,20.23; vgl. Mt 5,16; 8,10; 10,15.23.42; 11,11).
So mündet der Brief, der ernst mahnende, in den Lobpreis der Gemeinde, die ihren Herrn anbetet.

Gerhard Maier – Edition C

Kümmert euch um die Leute bei euch, die glaubensmäßig noch schwach auf der Brust sind – II

Ihr dagegen, ihr Lieben, die ihr euch ständig selbst mit dem euch äußerst heiligen Glauben aufbaut und im Heiligen Geist betet, erhaltet euch durch Gottes Liebe, indem ihr das zu dauerhaftem Leben führende Erbarmen von unserem Herrn Jesus, dem Messias, immer wieder begehrt.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Judas 20–21

Diesen Vers hatten wir schon .

Neben der Erinnerung an die Worte der Apostel sollen sich die Leser auch ihrer eigenen Haltung bewußt werden. Dieser Vers bildet das Kernstück der Botschaft des Judasbriefes: Erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben, und betet im heiligen Geist, und erhaltet euch in der Liebe Gottes und wartet auf die Wiederkehr Christi. Der ins Auge springende Gegensatz dieser Handlungsweise zur Handlungsweise der Spötter wird schon von vornherein durch die einleitenden Worte „Ihr aber“ hervorgehoben. Zum dritten Mal redet Judas seine Leser an dieser Stelle mit „meine Lieben“ an (V. 3.17.20 ).
Die persönliche Erbauung („erbaut euch auf“) erwächst aus der fortschreitenden Erkenntnis innerhalb des „allerheiligsten Glaubens“. Dieser Glaube, „der ein für allemal den Heiligen überliefert ist“ (V. 3), wurde von den Aposteln gelehrt und wird nun durch die Schrift übermittelt, aus der die Gläubigen lernen sollen ( Apg 20,32; 2Tim 2,15).
Das Gebet im Heiligen Geist ist nicht mit Zungenreden gleichzusetzen. Vielmehr ist es ein „Beten aus einem vom Heiligen Geist erleuchteten und erfüllten Herzen“ (George Lawrence Lawlor, Translation and Exposition of the Epistle of Jude, S. 127). Es ist ein Gebet in der Vollmacht des Heiligen Geistes (vgl. Eph 6,18).
Sich „in der Liebe Gottes zu erhalten“ (Jud 1,21) bedeutet nicht, daß das Heil von den eigenen Bemühungen der Menschen abhängt, denn das wäre ein klarer Gegensatz zu anderen neutestamentlichen Passagen (z. B. zu V. 24). Der Gläubige ist vielmehr in Gottes Liebe geborgen und lebt in Gemeinschaft mit Gott (vgl. Joh 15,9-10: „bleibt in meiner Liebe“).
Das Warten (prosdechomenoi, „Ausschau halten“) auf die selige Hoffnung, die Rückkehr Christi zu seiner Kirche, ist ein viertes Element der persönlichen Erbauung. Diese Erwartung ist zugleich ein Warten auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus, die in der Entrückung in vollstem Maße erfüllt wird. Judas fügt hinzu, daß sie zum ewigen Leben, d. h. zu einem ewigen Leben in Gottes Gegenwart, führen wird (vgl. 1 Petrus 1,6.9.13).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Noch einmal wendet sich Judas an die Gemeinde und zeigt ihr nun positiv den Weg, den sie in all dieser Verwirrung zu gehen hat. Ihr aber, Geliebte, euch selbst aufbauend auf euren hochheiligen Glauben, im Heiligen Geist betend, bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes, wartend auf das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben. Das ist der klare Gegensatz gegen alles, was die Anhänger der neuen Richtung sagen und in ihrem Leben tun. Die Gemeinde soll nicht „trennen“ und zerreißen, sondern aufbauen. Das im NT viel gebrauchte Bild des „Baues“ ist gerade nicht „erbaulich“, sondern noch ganz im ursprünglichen, schlichten Wortsinn gemeint. Der Bau der Gemeinde soll vorangehen, in dem ein „lebendiger Stein“ zu dem andern gefügt wird88. Der Grund aber, auf dem gebaut wird und allein gebaut werden kann, ist der von den „Modernen“ geringgeschätzte „Glaube“. Wenn Judas ihn hier euren hochheiligen Glauben nennt, dann ist das nicht ein Zeichen von Traditionalismus und „Orthodoxie“, obwohl der objektive Glaubensinhalt im Vordergrund steht. Was die neuen Lehrer verachten und höchstens als „Unterstufe“ gelten lassen, das gerade ist das wahre Fundament, Gottes Gabe durch seine Offenbarung89 und also hochheilig, unantastbar. Mit ganzer Überzeugung und Freude soll die Gemeinde zu diesem Fundament stehen und sich darauf gründen.
Zugleich weist das Bild des „Aufbauens“ darauf hin, daß der Gegensatz zu der neuen Bewegung nicht Stillstand und bloßes „Ausruhen“ auf dem „ein für allemal den Heiligen übergebenen Glauben“ (V. 3) meint. „Bauen“ ist nicht Ruhe und Beschaulichkeit, sondern ist steter Fortschritt in Einsatz und Arbeit. „Die Gemeinde ist kein Schauplatz, sondern ein Bauplatz.“
Worin aber besteht ihr wesentlicher Dienst bei diesem „Bau“? Darin, daß die Gemeindeglieder betend im Heiligen Geist sind, dessen Wirken sich nicht in absonderlichen Dingen und auffallenden Vorgängen zeigt. „Ich will ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets“ hatte Gott durch Sacharja versprochen (12, 10). Beten mag gering aussehen und ist doch das Wichtigste und Größte, was ein Mensch auf dieser Erde tun kann90. Aber wahrhaft gebetet werden kann nur im Heiligen Geist. Gemeinden, Häuser, Werke und auch einzelne Christen, bei denen das Beten im Zentrum des Lebens steht, zeigen damit, daß sie „voll Geistes“ sind.
[21] Bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes. Judas hat die Gemeindeglieder als „von Gott Vater Geliebte“ in V. 1 angeredet. Die neue Richtung dagegen rühmte die „Erkenntnis“ und meinte damit mancherlei neue und kühne Gedankengänge über Gott und die Welt. Judas ermutigt die Gemeindeglieder, die ganz andersartige Größe ihres Besitzes zu bedenken. Sie haben die Liebe Gottes erfahren, wie sie sich einzigartig in dem Opfer des Sohnes Gottes für verlorene Menschen offenbart hat. Diese Erfahrung ist unendlich mehr als alle „Gnosis“. Das muß die Gemeinde festhalten und darf sich nicht von dem stolzen Rühmen der neuen Lehrer beirren lassen. Wie anders sähe deren ganzes Leben und Verhalten aus, wenn sie von Gottes Liebe überwunden wären zu eigenem Lieben! Die Liebe Gottes ist aber nicht eine „Erkenntnis“, die man wie andere Erkenntnisse und Gedanken einfach besitzen kann. Sie ist ein Lebensstrom aus Gottes Herzen, in dem wir „uns selbst bewahren“ müssen. Wer sich auf Spekulationen über Gott einläßt, entfernt sich von diesem Lebensstrom. Die Satzkonstruktion im Grie mit ihren drei Partizipien „aufbauend, betend, erwartend“ weist darauf hin, daß das sich bewahren in der Liebe Gottes, zu dem Judas die Gemeinde aufruft, eben in diesen drei Tätigkeiten geschieht. Judas zeigt dabei, daß er „evangelisch“ und nicht „gesetzlich“ denkt. Die Liebe Gottes, die uns von Gott her zuteil wird, ist das Entscheidende. In ihr zu bleiben, darauf kommt alles an. Wir bleiben aber dadurch in ihr, daß wir uns auf dem heiligen Glaubensgrund aufbauen, wenn wir im Heiligen Geist beten und wenn wir in echter Hoffnung auf die Parusie des Herrn warten.
Judas weiß zugleich, daß das Christenleben jetzt nur ein „Anfang“ ist, „Stückwerk“, wie Paulus in 1Ko 13 sagt. Darum gehört die lebendige Erwartung der Parusie zur Aufgabe der Gemeinde. Auch das steht im Gegensatz zu der neuen Strömung, die leicht im Rühmen erreichter Höhen aufging. Wartend auf das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben. Schon im V. 2 war Erbarmen das erste, was Judas den Hörern seines Briefes zusprach. Nun wird das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus als das genannt, worauf die Gemeinde „wartet“. Aber genau dies ist die Haltung des ganzen NT. Es ist alles schon grundlegend da, und doch liegt es zugleich noch vor uns. Wirklich mit Verlangen auf das Erbarmen „warten“ können wir nur darum, weil wir es schon „geschmeckt haben“. Aber noch in anderer Weise ist die Formulierung dieses Satzes sehr auffallend. Judas hat viel von den Gerichten Gottes gesprochen, müßte er nicht jetzt auch mahnen: „Wartet mit Furcht und Zittern auf den Weltenrichter“? Nein, die Gemeinde, die in so viel Not und Anfechtung steht und für den Glauben zu kämpfen hat, darf in froher Hoffnung warten auf ihren Herrn. Sein „Erbarmen“, am Kreuz erwiesen und durch die erfahrene Errettung der Glaubenden bewährt, wird sein Werk mit dem neuen Kommen Jesu vollenden, und die, die auf ihn warten, zum ewigen Leben führen. Jetzt gehört noch Unfertigkeit, Unvollkommenheit, viel Not und Kampf zum Leben der Gemeinde. Aber gerade darum ist sie mit ganzem Ernst eine wartende Schar, die sich nach der alles vollendenden Gnade ihres Herrn sehnt.

Wuppertaler Studienbibel

Ihr aber, Geliebte, erbaut euch durch euren hochheiligen Glauben; im heiligen Geist betet; bewahret euch selber in Gottes Liebe; erwartet das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus zu ewigem Leben. Vorwärts muß sich die Gemeinde bewegen; sie kann nicht bleiben, was sie ist. Bauarbeit hat sie zu tun, und der Bau ist noch nicht fertig und wird nicht fertig in dieser Zeit. Das Mittel aber, wodurch sie nach innen und nach außen wächst, ist der Glaube. Ohne ihn ist sie nichts; durch ihn hat sie empfangen, was sie ist, und wird sie weiter empfangen, was sie wachsen macht. Denn im Glauben besteht ihr Anschluß an Gott. Er ist das Allerheiligste, was die Gemeinde hat; denn er ist Gottes Werk, entsteht aus dem, was er uns mit der Sendung Jesu gab und was sein Ruf und Wort in uns schafft. Was heilig ist, muß bewahrt sein. Darum tut der keine Bauarbeit, sondern ihr Gegenteil, der in sich und den anderen den Glauben zerstört.
Der Geist ist der Christenheit gegeben, und was sie von ihm empfängt und durch ihn zu tun vermag, das ist das Gebet. Daran, daß sie beten kann, sieht sie, daß in ihr nicht bloß das geschieht, was die Seele schafft. Denn das echte Gebet ist Gabe. In ihm, nicht in Träumereien und angeblichen Erkenntnissen, bewährt die Christenheit, daß mit der Gegenwart Jesu der Geist bei ihr ist.
Gottes Liebe hat sich ihr kundgetan in der Sendung des Christus, an den sie glaubt, und in der Sendung des Geistes, durch den sie betet. Das zeigt ihr ihre Pflicht; sie bleibe in Gottes Liebe und wehre alles von sich ab, was sie von ihr trennt. Darüber hinaus gibt es nicht noch ein höheres Ziel, kein größeres Gut.
Dem, was der Christenheit noch fehlt und sie unfertig macht und unter das Leiden bringt, setzt sie die Hoffnung entgegen. Sie will nicht jetzt schon vollkommen sein, sondern wartet. Was sie vor sich hat, das ist die Erweisung des barmherzigen Sinnes Jesu. Er wird als ihr Retter erscheinen mit großer Gütigkeit. Darum bedrückt sie die nach ihm ausschauende Hoffnung nicht und versetzt sie nicht in Angst. Es ist nicht schwer, auf den zu warten, der barmherzig ist. Mit seiner Offenbarung erscheint ihr dann das ewige Leben.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Während Paulus noch die Gemeinde als Ganzes anschreibt, scheint Judas nur noch die wahre Gemeinde, die Kerngemeinde, anzusprechen: Geliebte. Geht er davon aus, dass die Verführer ihn gar nicht mehr anhören?
Sein Wunsch ist, dass die Gemeinde bewahrt (V. 21) bleibt. Das geschieht:
Wenn die Christen sich auferbauen lassen in ihrem allerheiligsten Glauben.
Auferbauen lassen: Gott baut sein Volk auf, indem er u. a. auch Heiden in die Gemeinschaft des Volkes Gottes einbaut (Jer 12,14ff.). Denkt Judas vor allem an das auserwählte Volk Gottes (Apg 15,16; vgl. Am 9,11; Jer 12,15ff.), das zu der Zeit besonders gefährdet war? – Gott benutzt zum Bauen seiner Gemeinde die Apostel (1Kor 3,10-14; Kol 2,7; 2Kor 10,8; 12,19; 13,10). Das ist möglich, weil sie den Heiligen Geist haben, der letztlich die Gemeinde baut. Dazu gibt er die Gnadengaben, die danach beurteilt werden, ob sie die Gemeinde aufbauen (1Kor 14,3-5; Eph 4,12). An erster Stelle steht die Liebe (1Kor 8,1). Wichtig ist im Bau Gottes der grundlegende Stein: Jesus, auf den die Gemeinde gegründet ist (Eph 4,12.16.19ff.; 1Petr 2,5; vgl. Kol 2,7).
Im Bild des Gebäudes für die Gemeinde betont Judas noch einmal die Einheit.
Der einzelne Baustein ist hier nicht (wie in 1Petr 2,5) der Gläubige, sondern der Glaube. Er allein gibt jedem Einzelnen den Zugang. Darum betont Judas: euer Glaube. Andererseits ist der Glaube nicht das Werk des Menschen, sondern Gottes. Darum nennt ihn Judas den allerheiligsten (s. V. 3).
Wenn die Christen beten im Heiligen Geist. Echtes Gebet ist ein Geschenk, es will erbeten sein (Lk 11,1), und zwar gewirkt durch den Heiligen Geist (Röm 8,15.26; vgl. Gal 4,6; Eph 6,18). Der beste Schutz vor aller Verführung ist das Gebet; vgl. die geistliche Waffenrüstung (Eph 6,13ff.: Wahrheit, Gerechtigkeit, frohe Botschaft des Friedens, Glaube, Rettung, Wort Gottes – und all das gipfelt im Gebet: Eph 6,18).
Jud 1,21:
Wenn die Christen auf die Barmherzigkeit Jesu warten. Im Warten bewahren wir uns vor den Irrlehrern, und zwar im Warten auf die Barmherzigkeit Jesu Christi (vgl. 2Petr 3,7). Offensichtlich lebt Judas noch ganz in der Naherwartung, wie auch Paulus und Petrus (2Petr 2). Aber noch haben wir die Vollendung nicht, weder die der Gemeinde noch die der Schöpfung. Noch beten wir: »Dein Reich komme!« Ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens ist die Hoffnung auf die Zukunft mit Jesus. Erst bei Jesu Wiederkunft erfahren wir seine Barmherzigkeit in Fülle. Aber gerade auf sie sind wir Christen angewiesen. Nicht welt – oder sozialpolitische Ziele hat Jesus gesetzt. Er bringt die Barmherzigkeit (s. Jud 1,2). In ihr ruht das ganze Heilswerk Jesu, und sie ist sein Geschenk. Nur dank seiner Barmherzigkeit, die er im Leiden am Kreuz erwiesen hat, kommt das ewige Leben (vgl. 2Petr 3,7) zu uns. Es ist gefüllt mit der Freude, bei Gott zu sein und bleiben zu dürfen für immer.
Es kommt alles darauf an, dass wir uns bewahren in der Liebe Gottes, indem wir von Gott auferbaut werden zu einem Leib, beten im Heiligen Geist und auf seine Barmherzigkeit warten. Alles ist uns geschenkt von Gott. Aber wir haben seine Gabe anzunehmen oder, wie Judas hier schreibt, zu bewahren. Jesus drückte das mit den Worten aus: »Bleibet in mir!« (Joh 15,4). Die Liebe ist der Kraftstrom, die uns mit Jesus verbindet. Die Vergebung Jesu, die uns den Frieden mit Gott verschafft, ist die beste Hilfe, uns vor aller Verführung zu bewahren. Auch sonst wird die Liebe hoch eingeschätzt (1Kor 13). Wer in dieser Liebe geborgen ist, muss sich nicht vor dem Richter fürchten und erkennt Gott und Jesus. Denn nur dem ihn liebenden Herzen erschließt sich der ewige Gott.

Gerhard Maier – Edition C

Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf euren hochheiligen Glauben, betet im Heiligen Geist, bewahrt euch in der Liebe Gottes und hofft auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben.

Judas beginnt wieder mit dem Wort „geliebt“, was den Beginn eines weiteren großen Abschnitts anzeigt. In Vers 20a gibt Judas die grundlegende Verpflichtung der Gläubigen gegenüber sich selbst an: in Gott zu wachsen. Die Ermahnung lautet: Baut euch auf; sie sollen sich nicht körperlich, wirtschaftlich oder seelisch aufbauen, sondern geistlich aufrichten. Dies geschieht auf eurem heiligsten Glauben. Dieser heiligste Glaube beinhaltet die Gesamtheit der apostolischen Lehre, die jetzt in der Heiligen Schrift enthalten ist. Das Mittel, um sich selbst aufzubauen, ist das Studium der Heiligen Schrift und die Einbeziehung ihrer Forderungen in ihr tägliches Leben; indem sie genau wissen, was das Wort Gottes sagt und was es nicht sagt.

Die Verse 20b-21 enthalten den zwölften Dreiklang, der auf der Trinität basiert. Erstens: Beten im Heiligen Geist. Die Rolle des Heiligen Geistes ist es, den Verstand des Gläubigen zu erleuchten, um die Schrift zu verstehen. Zweitens: Haltet euch in der Liebe Gottes. Das betont das Wirken von Gott, dem Vater. Das griechische Wort für bewahren bedeutet „wachsame Sorge“. Sie müssen wachsame Sorgfalt walten lassen, um sich in der Liebe Gottes zu bewahren. Und drittens, auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben zu hoffen. Das ist die Rolle Gottes des Sohnes, die sich auf seine Wiederkunft konzentriert. Das ist die selige Hoffnung aus Titus 2,13, die die Entrückung für die Gläubigen bedeutet. Durch die Entrückung wird Er sie in Seiner Barmherzigkeit aus den kommenden Tagen der großen Trübsal herausnehmen und sie werden beginnen, das ewige Leben im Himmel zu erfahren. Die Verpflichtungen der Gläubigen gegenüber sich selbst sind also, durch den Glauben in Gott zu wachsen, im Heiligen Geist zu beten, sich in der Liebe Gottes zu halten und auf der Grundlage der seligen Hoffnung zu leben.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Judas