Tag: 8. Juni 2023

wie kam / wie kommt Jesus?

Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.
Elberfelder 1871 – 2.Johannes 7

Warum schreibe ich euch das? Nun, in dieser Welt verbreiten jetzt zahlreiche Verführer ihre falschen Lehren (- oder Nun, inzwischen haben zahlreiche Verführer die Gemeinde verlassen und sind in die Welt gegangen. wörtlich Denn zahlreiche Verführer sind in die Welt hinausgegangen. -). Sie bekennen sich nicht zu Jesus Christus als zu dem, der als ein Mensch von Fleisch und Blut zu uns gekommen ist (- wörtlich Sie bekennen nicht Jesus Christus als im Fleisch kommend -), und wer das leugnet, ist der Verführer schlechthin; er ist der Antichrist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2. Johannes 7

denn / viele Irreführer sind hin aus gekommen / gezogen in die Welt, die nicht wollen bekennen Jesus Christus als ehemals und zukünftig Kommen den im Fleisch; dieser ist der Irreführer und der Antichristus. sind -hin ein gekommen iSv. leiblich, leibhaftig, z R2,28; 2K10,3; G4,14; K2,5; 1P4,6. Art. vll. iSv. der typische.
Berd Fischer -Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – 2. Johannes 7

Wie ist dieser Vers zu verstehen?
Schauen wir uns verschiedene Kommentare an!

Die Liebe, die nicht auf Kosten der Wahrheit gehen darf, bleibt weiter das Thema, jetzt unter der Blickrichtung, wie die Christen den Irrlehrern begegnen. Die Verführung greift gerade in der Gründungszeit der christlichen Gemeinden um sich. Der Satan gibt nicht kampflos auf. Er versucht mit aller Macht, die Ausbreitung des Evangeliums und die Sammlung des Leibes Christi zu verhindern, denn dadurch wird seine Herrschaft in ihrer Ohnmacht aufgezeigt. »Viele Verführer sind in die Welt ausgegangen«, schreibt Johannes. »Verführer« sind (wörtlich) solche, »die in die Irre führen«, »Irrleiter«. Sie preisen ihre Wege als Wege zur vollkommenen Gotteserkenntnis – der Satan verstellt sich zum »Engel des Lichts« (vgl. 2. Kor 11,14) – und führen doch in die Finsternis und Verblendung menschlicher, betrügerischer Weisheit. »Sie sind ausgegangen in die Welt.« »Ausgegangen« (vgl. zu 1. Joh 4,1) ist ein gebräuchlicher Begriff der militärischen Sprache: »Sie tragen ihre Angriffe vor in diesem Äon.« Im Herrschaftsbereich des »Herrn dieser Welt« haben solche Verführer Entfaltungsund Handlungsraum für ihre Angriffe, besonders gegen die Christen, die ja »in dieser Welt« noch leben, wenn sie auch Bürger des neuen Gottesreiches sind (vgl. Joh 15,18f.; 17,11ff.).
Das Kennzeichen, an dem die Verführer erkannt werden, ist ihr Bekenntnis, das dem Evangelium direkt widerspricht: Sie »bekennen nicht, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist.« Sie leugnen die Menschwerdung des Sohnes Gottes; sie leugnen die Gottessohnschaft des Jesus von Nazareth. Sie widersprechen also an der zentralsten Stelle dem Evangelium. Ein Christus, Sohn Gottes, der Fleisch und Blut angenommen hat, am Kreuz qualvoll für unsere Sünden stirbt, ist ihnen zu primitiv. Sie bringen einen vergeistigten Christus, der in höhere Erkenntnisse ein weist, die wir dann selber vervollständigen. Einen Erlöser brauchen sie nicht, denn sie sind von sich selbst überzeugt. »Sünde« gibt es für sie gar nicht, höchstens Mangel an Erkenntnis. Daß Gott sich so tief erniedrigt hat, daß er in seinem Sohn Mensch wurde, um uns verdammte und verlorene Sünder zu retten, das verletzt für diese gnostischen Verführer aufs Gröbste ihre Sicht vom Menschen. Mit der Bestreitung der Fleischwerdung des Sohnes Gottes will der Mensch sich immer selbst vergöttlichen.
Dahinter aber steht der Satan selbst, der schon im Paradies der Eva einflüstert: »Ihr werdet sein wie Gott« (1. Mose 3,5). Die »vielen Verführer« sind die vor-geschobenen Hilfstruppen des »Verführers«, des Satans selbst, der in der »letzten Zeit« noch einmal im »Antichristen« (vgl. zu 1. Joh 2,18 und 22) seinen letzten Großangriff vortragen wird. Der wird jetzt schon eingeprobt. Die gnostischen Irrlehrer bestreiten noch mit Worten den Christus; der »Antichrist« wird dann höchstpersönlich sich auf den Thron Christi setzen (vgl. Mt 24,15; Offb 13; Offb 19,17ff.; auch 2. Thess 2,9ff.)

Edition C Bibelkommentar

Der Grund für die vorhergehende Ermahnung des Apostels ist, daß viele Verführer in die Welt ausgegangen (sind), die nicht bekennen, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Wie in seinem ersten Brief gibt Johannes auch in diesem Schreiben seiner Sorge darüber Ausdruck, daß so viele falsche Lehrer auf dem Plan erschienen sind (vgl. 1Joh 2,18;4,1 ). Diese Lehrer sind „Verführer“ (planoi; vgl. planaO, „irreführen“, in 1Joh 2,26;3,7 ). Schon allein ihre Anzahl (ganz zu schweigen von der vermutlichen Bandbreite der falschen Vorstellungen, die sie den Menschen nahezubringen versuchten) machte sie zu einer ernsten Bedrohung der christlichen Gemeinden. Was diese Häretiker untereinander verband, war ihr Unglaube und die Tatsache, daß sie die Menschwerdung Christi ablehnten.
Das Partizip Perfekt „gekommen“ (in der Wendung „in das Fleisch gekommen“) bezieht sich auf die Menschwerdung: Jesus, der menschliche Gestalt annimmt und als Mensch auf der Erde lebt (vgl. 1Joh 4,2). Diese Wahrheit über „Jesus Christus, der in das Fleisch gekommen ist“, wird von den Verführern bestritten. Manche von ihnen lehrten, daß Jesus kein wahrer Mensch war, sondern nur so erschien. Das stand natürlich im Gegensatz zu der Wahrheit der Inkarnation, daß Jesus Christus beides ganz ist: ganz Gott und ganz Mensch (Kol 2,9).
Das – diese Leugnung – kennzeichnet den, der sich zu ihr bekennt, als Verführer und als Antichrist (vgl. den Kommentar zu 1Joh 2,18). Der Artikel „der“ vor „Verführer“ und „Antichrist“ ist vielleicht etwas mißverständlich. So kann der griechische bestimmte Artikel in manchen Fällen, wenn es um eine ungenannte Person geht, durchaus mit dem unbestimmten Artikel wiedergegeben werden. Johannes meinte also nicht, daß jeder dieser Leute die einmalige Gestalt der Endzeit, die als der Antichrist bekannt ist, verkörpert.

Walvoord Bibelkommentar

Wenn es so ist, wie es der vorige Abschnitt darlegte, warum muß es dann von Johannes so ernst unterstrichen werden? Gibt es nun doch Zweifel an dieser apostolischen Haltung? Ja, „denn viele Verführer gingen aus in die Welt, die nicht bekennen (wollen) Jesus Christus als den im Fleisch Kommenden.“ Hier stehen wir wohl bei dem besonderen Anlaß dieses Briefes. Die geistig-religiöse Bewegung, die wir mit dem Sammelnamen „Gnosis“ bezeichnen, dringt offenbar in einem breiten Strom und nicht ohne Wirkung vor. Es gibt dabei eine „christliche Gnosis“, deren Vertreter aus den apostolischen Gemeinden selber kommen (I, 2, 19) und ein „höheres“ Christentum in die Gemeinden hineinbringen wollen. Darin lag ihre Anziehungskraft und ihre Gefahr. Für den „Alten“ sind sie „Verführer“. Sie sind nicht vereinzelte Erscheinungen, die man unbeachtet lassen könnte; ihre Zahl ist groß. Der Apostel spricht von „vielen Verführern“. Sie haben ein ausgesprochenes Sendungsbewußtsein. Das liegt in dem Ausdruck: „sie gingen aus in die Welt“. Ihre eifrige Werbetätigkeit ist nicht auf einen kleinen Raum beschränkt.
Warum kann und warum muß der Apostel sie so schroff abweisen und so ernst vor ihnen warnen? Sollte nicht die „Liebe“, zu der Johannes aufrief, auch ihnen gelten? Aber Johannes verband sofort im Eingang des Briefes die „Liebe“ unlöslich mit der „Wahrheit“. Die „Verführer“ haben nicht einzelne, besondere Ansichten, die man als solche dulden könnte. Ihre Verkündigung greift das Zentrum der apostolischen Botschaft an, verletzt „die Wahrheit“ tödlich. Sie „bekennen nicht Jesus Christus als den im Fleisch Kommenden“. Ihr geistiger Christus“ ist nicht der Retter der Sünder durch den blutigen Tod am Kreuz. Sie meinen einen größeren und vollkommeneren Christus zu bringen und sehen nicht, wie sie die eigentliche und unentbehrliche Sendung des Sohnes Gottes „im Fleisch“ gerade verfehlen. Wir vergleichen, was wir uns schon zu I, 4, 1 ff klar machten. Sie verkennen und verleugnen damit die eigentliche Liebe Gottes, die gerade darin „steht“, daß Gott seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat (I, 4, 10). Dadurch verliert auch das Liebesgebot an uns seine Tiefe und die Kraft zu seiner Erfüllung. Nur als die „zuerst Geliebten“ können wir unserseits lieben (I, 4, 19).
Es fällt auf, daß Johannes hier Jesus Christus nicht als den „im Fleisch Gekommenen“ bezeichnet, sondern das Präsens: „den im Fleisch Kommenden“ wählt. Schlatter meint darum, der Apostel spräche hier von der Wiederkunft Jesu, die für die gnostische Heilslehre unwichtig war oder „vergeistigt“ aufgefaßt wurde. Aber bei seiner Parusie kommt Jesus nicht mehr als der Leidensfähige und zum Leiden Berufene „im Fleisch“, sondern als der Heilsvollender „in Herrlichkeit“. Das Präsens wird gewählt sein, weil es sich bei Jesu „Kommen“ um einen bleibenden und gegenwärtigen wirksamen Tatbestand handelt. Auch mag die im Johannesevangelium häufige Bezeichnung „ho erchomenos = der Kommende“ (Jo 1, 15; 3, 31; 11, 27) hier eingewirkt haben. Jesus ist „der Kommende“, aber gerade der „im Fleisch“ Kommende. Das gehört zu seinem Wesen als „Retter der Welt“ (I, 4, 14).
Johannes kann da, wo dieses „Kommen im Fleisch“ geleugnet wird, nicht einen tragbaren theologischen Irrtum sehen. Nein, „dies ist der Verführer und der Antichrist“. Die „vielen Verführer“ müssen endzeitlich gesehen werden. In ihnen kommt „der Verführer“, also der Teufel, zur Wirkung, genauso wie – auch nach I, 2, 18 – „der Antichrist“ in den vielen „Antichristen“. Johannes will damit nicht die urchristliche Eschatologie entmythologisieren und in bloße gegenwärtige Erscheinungen auflösen. Er sagt nur das gleiche wie der Apostel Paulus in 2 Th 3, 7: „Der Gesetzlose“ kommt erst noch, aber „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ ist bereits wirksam. Darum sind die „Irreführer“ jetzt so ernst zu nehmen.

Wuppertaler Studienbibel

Johannes heißt sie auf die Liebe bedacht sein,
2 Joh 7 …weil viele Verführer in die Welt ausgegangen sind

Wo sie Gehör und Geltung finden, wird die Liebe verdrängt durch den Stolz eines leeren Wissens, und durch den Zank eines fleischlichen Eifers und durch die Versündigungen am Heiligen, die das Gewissen beflecken und den Geist von Gott, dem Grund aller lebendigen Liebe, trennen.

Als das Merkmal der Verführer nennt Johannes wie im ersten Briefe dies, dass sie sich nicht zu Jesus bekennen, und auch hier zeigt er auf Jesu „Fleisch“ hin, auf seine echte, wahre menschliche Natürlichkeit, deren wir uns nicht schämen dürfen, zu der wir uns vielmehr bekennen sollen, weil durch sie Gottes Gnade, Geist und Leben zu uns kommt. Ein solcher bekennt sich nicht zu Jesus Christus, der da kommt im Fleisch (V 7). Im ersten Brief sagte er: der gekommen ist im Fleisch. {1 Johannes 4,2} Dort sah er auf Jesu irdische Lebenszeit zurück; hier sieht er hinaus zu seiner neuen Gegenwart, und auch dann kommt er im Fleisch, freilich nicht mehr als der Sterblichkeit und Schwachheit unterworfen, sondern in Gottes Herrlichkeit und Macht gekleidet, und doch auch dann als der, der an unserer Art teil hat, Mensch war und bleibt wie wir und sich ernst und ganz in die Gemeinsamkeit des Wesens mit uns stellt.

Wem Jesu menschliche Art anstößig ist, wer eine Offenbarung Gottes wünscht und träumt, die nicht im Fleisch ihr Werkzeug haben darf, der will vollends dann, wenn das Himmelreich mit Macht anbricht und die Herrlichkeit Gottes sich offenbart, vom Fleische Christi nichts mehr wissen. Johannes dagegen richtet auch den hoffenden Blick der Gemeinde auf den Menschen Jesus hin, der nicht nur für eine kurze Frist und zum Schein uns gleich geworden ist, sondern in unserer Art die unzerstörbare, ewige Gestalt seines Sohnes hat. Er, der Mensch wie wir ist, und darum wie wir im Fleische sein Leben hat, er, kein anderer ist’s, der uns in Gottes Macht verklären und die Welt mit Gottes Herrlichkeit erfüllen wird.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Vor seiner Verhaftung und Kreuzigung betet Jesus: „Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie auch wir eins sind“ (Joh 17,11). Die Evangelien sind sich darüber im Klaren, dass der Name, der dem Kind der Maria gegeben wurde, Jesus war – und das ist nicht der Name Gottes. Die Idee ist, dass die Essenz des Vaters in Jesus war. Sie waren eins.
Für Johannes bedeutete das Dienen „um des Namens willen“, die Nachricht von Jesus zu verbreiten. Indem er diesen einfachen Satz benutzte, verband er Jesus mit dem Namen des Alten Testaments – der eigentlichen Gegenwart Gottes selbst. Der Name Gottes war „im Fleisch“ gekommen (Johannes 1,1-3.14; 1 Johannes 4,2; 2 Johannes 7). Jetzt wohnt er in uns – den Kindern Gottes in der Gestalt des Geistes (1 Johannes 3,24; 4,4).

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen

So war „Gott in Christus“ (2. Kor. 5, 19), so war er das in die Welt kommende, wahrhaftige Licht (Joh. 1, 9): ἐφανερώθη ἐν σαρκί (1. Tim. 3, 16), ἐρχόμενος ἐν σαρκί (1. Joh. 4, 2; 2. Joh. 7). Wer das leugnet, der ist nach 2. Joh. 7 der Verführer und der Antichrist! Denn was die Bibel Offenbarung nennt, das steht und fällt mit diesem „Kommen im Fleische“. Jeder Vorbehalt: sei es dagegen, daß hier Gottes Wort in Person handelnd gegenwärtig ist — sei es dagegen, daß dieses handelnde Gegenwärtigsein Gottes in Person wirklich hier, im Fleische, in Menschengleichheit stattfindet — jeder solche Vorbehalt macht die Offenbarung und die Versöhnung unverständlich. Und umgekehrt: je bestimmter man beides zusammensieht als eines: das Wort Gottes — Fleisch, Gott selbst in Person — in Menschengleichheit, desto besser versteht man, was die Bibel Offenbarung nennt.
Die Menschheit Christi und nur sie ist die Offenbarung des ewigen Wortes: das Zelt des Logos nach Joh. 1, 14, in welchem seine Herrlichkeit gesehen wird

Karl Barth – Die Kirchliche Dogmatik

Welcher Zusammenhang mit dem Liebesgebot, das von Anfang an und wie immer gilt, und dem christologischen Bekenntnis bestehen soll, das wird hier nicht deutlich. Das holt 1 Joh nach. In dem Gebot soll die Gemeinde leben, »denn«, so beginnt V. 7, »es gibt viele Irrgeister in der Welt«. Im Zentrum des Briefes steht ganz klar die Irrlehrerwarnung von V. 7–8. Auch noch in V. 9–10 geht es um »diese Lehre«. So kann man dem Brief dieses entnehmen: Wer die Plattform der gemeinsamen Lehre verlässt, der gibt das gemeinsame Haus auf und verstößt damit gegen das Zusammenleben in Liebe.
Damit aber sieht der Verfasser zugleich das Verhältnis zu Gott gefährdet. Denn wer falsch über Jesus Christus denkt, wird den entscheidenden Kontakt zum Vater nicht haben können. Hier steht bereits Wesentliches zur johanneischen Gesandtenchristologie: Wer den Sohn ablehnt, lehnt auch den Vater ab. Das Grundschema ist: Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat; wer mich sieht, sieht den Vater usw. – Denn der Gesandte trägt etwas von dem Sendenden in sich; insofern passen Sendungschristologie und Sohn-Gotteschristologie (vgl. dazu die Sendungsformeln 1 Joh 4,9 etc.) gut zusammen.
Die Überlegungen zu 1 Joh ergaben bereits: Die Gegner vertreten wohl eine Auffassung von Jesus, nach welcher dieser nur ein gewöhnlicher Mensch ist. Er ist weder Gottes Sohn (durch den Geist) noch Messias/Christus (durch den Geist).

Berger 2020 – Kommentar zum Neuen Testament

Jesus ist im Himmel immer noch der Spross Davids, der als solcher zurückkehrt. Wie gefährlich es ist, das wahre Menschsein Jesu aus dem Auge zu verlieren, belegt 2. Johannes 7:
«Denn viele Verführer sind in die Welt hineingekommen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist – das ist der Verführer und der Antichrist.»
Diese Bibelstelle wird verschieden übersetzt. Die Zürcher-Bibel schreibt:
«Denn viele Verführer sind hinausgegangen in die Welt, die sich nicht zu dem im Fleisch kommenden Jesus Christus bekennen; das ist der Verführer und der Antichrist.»
Menge übersetzt:
«… die Jesus Christus nicht als den im Fleisch erscheinenden Messias bekennen.»
Und in der unrevidierten Elberfelderübersetzung heisst es:
«… die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen.»

Es geht nicht «nur» darum, zu leugnen, dass Jesus als wahrer und ewiger Gott ganz und gar Mensch geworden ist, sondern auch um die Verleugnung Seines Wiederkommens als Mensch. Kürzlich hörte ich jemanden sagen:
Wer denkt, dass Jesus wirklich wiederkommt, steht nicht im Glauben.
Es ist eine antichristliche Haltung, Jesu leibliche Wiederkunft infrage zu stellen, sie zu vergeistigen oder sogar ganz zu verneinen. Heute geschieht das in manchen theologischen Anstalten und in sektiererischen Vereinigungen, und es wäre nicht verwunderlich, wenn der Antichrist darin den Höhepunkt findet. Es ist möglich, dass er die leibliche Wiederkunft Jesu leugnen und sich selbst anstelle des wiederkommenden Christus stellen wird.
Auch Petrus weist auf die endzeitliche Gefahr hin, die Wiederkunft Jesu zu leugnen:
«Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass am Ende der Tage Spötter kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheissung seiner Wiederkunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an gewesen ist!» (2. Petr 3,3–4)
Der zweite Petrusbrief war, wie bereits der erste, an gläubige Juden gerichtet (1. Petr 1,1; 2. Petr 3,1). Der Ausdruck «die Väter» bezieht sich demnach auf die jüdischen Glaubensväter, die eine buchstäbliche Erscheinung des Messias erwarteten. Diese Wahrheit wird am Ende der Zeit angezweifelt werden und man wird sich sogar darüber lustig machen. Wird sich der Antichrist das zunutze machen, wird er vielleicht sogar der Initiator einer solchen Blasphemie sein, um das jüdische Volk zu verführen und sich dann selbst auf den Thron zu setzen? Wie dem auch sei, wir leben in einer Zeit, in der man immer weniger mit der leiblichen Wiederkunft des Herrn Jesus Christus rechnet. Warum? Weil wir in den letzten Tagen leben!

Norbert Lieth – Leben in der Naherwartung: Biblische Theologie im Licht der Wiederkunft Jesu

7 Mit dem begründenden ὅτι verrät der Verf., daß er auch vorher schon die Irrlehrer im Auge hatte. Jetzt kommt er ausdrücklich auf sie zu sprechen und kennzeichnet sie als solche, die das Christusbekenntnis der rechtgläubigen Gemeinde leugnen. Er nennt sie hier zunächst allgemein „Verführer“ und sagt von ihnen — ähnlich wie von den „Pseudopropheten“ 1 Joh 4, 1 —, daß sie „in die Welt ausgezogen sind“ (s. zu 1 Joh 4, l). Sie sind zahlreich (πολλοί) und entfalten überall (κόσμος) eine rührige Propaganda (ἐξῆλθον). Das Erkennungs- und Unterscheidungszeichen besteht fast in derselben Bekenntnisformel wie 1 Joh 4, 2 (s. dort).
Auffällig ist nur das Part. Präs. im Unterschied zu dem Part. Perf. 1 Joh 4, 2. Auf keinen Fall kann der Parusiechristus gemeint sein; denn dieser kommt nach allgemein urchristlicher Sprachweise nicht ἐν σαρκί, sondern ἐν δόξῃ1. Seine σάρξ-Gestalt ist dann durch das πνεῦμα verklärt (vgl. Joh 6, 63a) und könnte nicht gerade als charakteristisch hervorgehoben werden. Die Formel, die mit der in 1 Joh 4, 2 sachlich gleichbedeutend ist, unterstreicht (wie auch das Part. Perf. in 1 Joh 4, 2, s. dort) die überzeitliche Bedeutung der Inkarnation. Auch Ignatius von Ant. legt gegenüber den Irrlehrern, die er im Brief an die Smyrnäer bekämpft, ganz allgemein auf die Befindlichkeit Jesu ἐν σαρκί Wert, nicht nur für den Zeitpunkt der Kreuzigung (1, 2), sondern auch für die Zeit nach der Auferstehung (3, 1; vgl. 3, 2f). Es kommt ihm darauf an, daß Jesus Christus als σαρκοφόρος bekannt wird (5, 2); den gleichen Sinn dürfte die in 2 Joh 7 stehende Formel haben. Das Part. Präs. ist vielleicht auch durch die Wendungen im Joh-Ev beeinflußt, die Jesus als einen ἐρχόμενος in vielfachen Verbindungen bezeichnen. Es kann sich aber auch einfach um eine „lehrsatzmäßige Formulierung“ (Windisch) handeln.
Der Übergang zum Singular zeigt vielleicht an, daß οὗτος das Prädikat ist; gedeutet wird dann ὁ πλάνος und ὁ ἀντίχριστος. Falls aber die letzten beiden Ausdrücke Prädikat sein sollen, dann verrät der Artikel3, daß es sich um eine oder zwei bekannte Figuren der Endzeit handelt. Den für die letzte Zeit vor der Parusie erwarteten Antichrist sieht der „Alte“ wie 1 Joh 2, 18; 4, 3 (s. zu ds. St.) in diesen Christusleugnern gekommen. Der „Verführer“ könnte unter anderem Namen dieselbe Gestalt sein; er wäre dann zuerst ὁ πλάνος genannt wegen der Bezeichnung der Häretiker als πολλοὶ πλάνοι am Anfang des Verses und danach als „Antichrist“ verdeutlicht — die wahrscheinliche Erklärung. An zwei eschatologische Figuren zu denken, liegt kein Grund vor. Die Tätigkeit des zweiten Tieres (vom Lande) in Apk 13, 11ff würde an sich zu dem πλάνος passen (vgl. πλανᾷ V 14); indessen verführt es nicht durch falsche Lehre, sondern durch zauberische Wunderzeichen. Die „Antichriste“ in 1 Joh 2, 18ff werden am Ende auch als „Verführende“ (πλανῶντες V 26) bezeichnet. Als sichere Tradition für die Endzeit kennt der Verf. wahrscheinlich nur den Antichrist (2, 18; 4, 3), den er auf seine zeitgenössischen Irrlehrer deutet. Die Worte bekommen jetzt wieder eschatologisches Gewicht.

Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament


Johannes kannte die Tatsache, daß es verschiedenartige Wanderprediger gab: solche, die aufrichtig und diejenigen, die falsch waren, wahre Diener Gottes und Knechte Satans, wahre Apostel und falsche Apostel. Damit würde er sie vertraut machen. „Verführer“ ist von einem Verb mit der Bedeutung umherwandern bzw. -ziehen, irreleiten und in die Irre führen abgeleitet. Verführer sind Betrüger und Schwindler. Sie sind „in die Welt ausgezogen“ (Menge; ‚ausgingen‘, Aorist), so wie Schädlinge ausschwärmen, denn falsche Lehrer suchen die Heiligen plötzlich heim. „Die Bedeutung besteht vielleicht darin, daß so, wie die Apostel zur Verkündigung in die Welt hinausgesandt wurden, diese falschen Lehrer ausgezogen waren, um als Abgesandte des Teufels als dem Vater der Lüge Lügen zu lehren“ (Stott). „Diesen Menschen reicht es nicht, selbst verführt zu werden – sie können nicht ruhen, bis sie andere verführt haben … Sie kümmern sich nicht um Heiden, sondern suchen wahre Christen als ihre Beute“ (Lenski). Einige davon mögen zum Haus dieser Herrin gekommen sein (vielleicht war sie im Ort als „gastfrei“ bekannt; vgl. Tit 1,8), indem sie als Diener Gottes Nahrung und Unterkunft suchten. Daher muß sie vor ihnen gewarnt werden. Doch wie sollte sie diese herausfinden? Sie würden sich nicht mit den Worten vorstellen: „Ich bin ein Diener Satans und mit der Aufgabe unterwegs, die Heiligen zu verführen.“ Sie sind Betrüger: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (2Kor 11,13-15). Waren diese Menschen nicht diejenigen, die „sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen“ (2Tim 3,6)? Wie wird sie die wahren unter den falschen ausfindig machen? Der Geist Gottes belehrt sie, in erster Linie nicht darauf zu hören, was sie sagen, sondern darauf, was sie nicht sagen: „die nicht … bekennen“. Hören wir darauf, was diese Verführer nicht bekennen. „Nicht … bekennen“ bedeutet in Wirklichkeit verleugnen (1Jo 2,22).

Eine Glaubensaussage
Beachten wir diese Aussage (Luther ’56): „die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist“ (kommend; Elberf. Konkordante). Sie sollte dem besondere Beachtung schenken, was sie bei diesen entscheidenden Themen nicht sagten:
„Jesus“ Sein Menschsein, Sein Retterdienst: Glaubten sie, daß Er wahrer Mensch war? Glaubten sie, daß er der Sohn Josephs durch natürliche Zeugung war?
„Christus“ Seine Gottheit, Seine Messianität (als der Gesalbte Gottes): Was bekannten sie in Bezug auf Jesus Christus? Cerinth und seine Anhänger lehrten, daß Jesus ein gewöhnlicher Mensch gewesen und seine Herkunft menschlich sei und daß der Christus bei Seiner Taufe aufgrund Seiner Frömmigkeit auf Ihn herabkam und Ihn in Gethsemane verließ. Aber Jesus Christus war nicht der Jesus, dem der Christus übergestülpt wurde (Dualismus), sondern eine Person, absolute Gottheit und vollkommenes Menschsein von Geburt an. „kommend“ beinhaltet zwangsläufig Seine Präexistenz vor und außerhalb dieser unserer Welt: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater“ (Joh 16,28).
Das Präsenspartizip ( erchomenon, „kommend“) kann sich auf Sein zukünftiges Kommen bei der Entrückung der Seinen oder auf Seine Erscheinung beziehen, wenn jedes Auge Ihn sehen wird. Es ist offensichtlich, daß Er bei der Entrückung einen wirklichen Leib haben wird, denn unser Körper wird in Seinen Herrlichkeitsleib umgestaltet werden. Und bei Seiner Erscheinung (nach der Trübsal) werden Seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sach 14,4). Nun besitzt Er einen wirklichen Leib, womit ein wahrer Mensch den reinen Thron Gottes eingenommen hat. In der Gegenwart gilt: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). Er nahm bei der Menschwerdung einen wirklichen Leib an: „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“ (Kol 1,19). Daher umfaßt der Ausdruck die Tatsache Seines Kommens, Erdenlebens und der Wiederkunft. „In den Briefen geht es um die Bekräftigung, daß Er beim ersten Mal im Fleisch kam, wobei hier mit ziemlicher Sicherheit an das zweite (Kommen) gedacht ist. In diesem Fall ist das Präsens (kommend) ‚vollkommen zeitlos'“ (Alford). „Die Menschwerdung ist nicht nur ein Ereignis in der Geschichte, sondern eine bleibende Wahrheit“ (Brooke). Jesus wurde bei Seiner Taufe nicht zum Christus oder Sohn, sondern war der Christus im Fleisch. „Die beiden Naturen, die menschliche und göttliche, verbanden sich bereits bei Seiner Geburt und werden sich nie mehr trennen“ (Stott). „Euch ist heute, in Davids Stadt, ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr“ (Lk 2,11). „Darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ ( Lk 1,35 Luther ’56).
  Diese Menschen waren Diener Satans, Verführer ihrer Mitmenschen und Antichristen in Bezug auf den Heiland.
  Beachten wir die zur Verurteilung der falschen Lehrer benutzten Namen: Lügner (1Jo 2,22); die, welche irreführen (2,26 Menge); falsche Propheten (4,1); Verführer (2Jo 1,7); Antichristen (1Jo 2,18.22; 4,3; 2Jo 1,7). Die Häresie, wovon der 2. Johannesbrief spricht, ist mit dem in 1Jo 4,2.3 widerlegten Irrtum identisch. „Falsche Lehrer wie Cerinth wollten nicht glauben, daß der göttliche Christus tatsächlich in Menschengestalt kam“ (Burdick).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt – Johannesbriefe & Judas

und DU? Glaubst du dass Jesus buchstäblich wiederkommt – oder glaubst du dass Jesus „geistig schon wiedergekommen ist“???