wer Gott liebt, auch

Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 4,21

Denkt an das Gebot, das Gottt uns gegeben hat: Wer Gott liebt, ist verpflichtet, auch die Geschwister zu lieben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Johannes 4:21

Gott selbst hat uns geboten, nicht nur ihn, sondern auch unseren Nächsten zu lieben.
Neues Leben Bibel 2014 – 1.Joh 4,21

Ok -ich soll meine Brüder lieben. Aber dann stellt sich natürlich die Frage, „wer ist mein Bruder“? Meint Johannes etwa, dass ich alle Menschen lieben soll, die sich als Christen ausgeben, oder nur die, die ich auch als Christen sehe? Und wie ist dass, wenn eine Gemeinde einen Christen „ausgeschlossen“ hat?
Vielleicht kann man es einfach machen: jeder, der vom himmlischen Vater geliebt wird, und von IHM als Sein Kind angesehen wird, sind wir unserer Liebe verpflichtet! Also unabhängig, ob „ausgeschlossen“ oder „Mitglied einer anderen Konfession“!

Wie gut fasst dieser Vers das Kapitel zusammen! Liebe ist der unfälschbare Beweis für einen wahren Gläubigen. Hass ist der untrügliche Beweis für ein Kind des Bösen. Falsche Lehrer spalteten die Herde und führten zu Konflikten.

„Bruder“ – zugegebenermaßen ist der Begriff „Bruder“ zweideutig. Er könnte christliche Kollegen oder menschliche Gefährten bedeuten. Johannes‘ wiederkehrende Verwendung von „Bruder“ für Gläubige impliziert jedoch die ursprüngliche Bedeutung.

Kommentar zu 1., 2. und 3.Johannes

Jemand, der von sich sagt, ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, behauptet etwas von sich, das nicht zutrifft: der ist ein Lügner. An verschiedenen Stellen bezeichnet Johannes ein solches Verhalten mit dem Oberbegriff „Lügner“ ( 1Joh 1,10;2,4.22;4,20;5,10; vgl. „lügen“ in 1Joh 1,6). Die Liebe zu dem unsichtbaren Gott (vgl. 1Joh 4,12) kann ihren konkreten Ausdruck nur in der Liebe zum sichtbaren Bruder finden. Außerdem hat Gott in seinem Gebot (V. 21; vgl. 1Joh 2,3;3,23-24;5,3 ) die beiden Formen der Liebe – die Liebe zu Gott und die Liebe zum Bruder – zusammengefaßt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wo die Bruderliebe verweigert wird, lebt der Mensch bei allem frommen Reden in der Lüge. Die geübte brüderliche Liebe erweist, dass wir in der Wahrheit, in der Wirklichkeit Gottes leben. Das sind eindeutige Sätze. Wer aber den Bruder nicht liebt, lebt nicht in der Lüge, sondern im offenen Ungehorsam, im Widerspruch zum Herrn. Denn Gott hat ausdrücklich ein Gebot gegeben. Jesus zeigt die Gottes – und Nächstenliebe (hier in der speziellen Form der Bruderliebe) in engster Verknüpfung als die Wurzel und Zusammenfassung aller Gebote Gottes (vgl. Mt 22,37ff.), und er gibt den Seinen das ausdrückliche Gebot der Bruderliebe (vgl. Joh 13,34). Wer die Liebe nicht lebt, lebt also ausdrücklich gegen das Gebot, gegen den Willen des Herrn.

Der Geist Gottes wirkt gewiss die Liebe in uns, aber es soll ganz deutlich sein, dass Jesus die Liebe auch will und fordert. »Gebot« für den Jünger Jesu heißt also (und das entkräftet alle Rede vom Zwang): »Was der Herr fordert, das gibt er zuvor.« Der Imperativ beruht immer auf dem Indikativ. Aber Jesus spricht auch ein »Gebot« aus für die Grundbewegung des neuen Lebens, weil wir auch und gerade als Geist erfüllte nicht Gehandelte, sondern Handelnde bleiben. Wir sind mit unserem Wollen und Willen gerufen, Gottes Willen zu tun. Der Geist vergewaltigt nicht. Ich kann ihn auch dämpfen. Deshalb gibt der Herr unserem Willen eine klare Weisung.

Gerhard Maier – Edition C

In Vers 21 wird uns eindrücklich gezeigt, daß die Liebe zu unseren Brüdern nicht nur dem Wesen der neuen Natur entspricht, sondern von Gott als ein Akt des Gehorsams Ihm gegenüber verlangt wird. Was ist wichtiger für uns, aber was auch demütigender, als der Gehorsam? Gibt es etwas Geziemenderes, etwas, was dem Wesen Christi ähnlicher ist, als den Gehorsam? Es ist der Platz, den Christus in Vollkommenheit eingenommen hat, bis zur Hingabe Seines Lebens in völliger Liebe zu uns. »Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen« (Joh. 10, 18). War es Ihm deswegen lästig, weil es als ein Gebot vom Vater kam? Nein, für unseren Herrn Jesus bedeutete es eine zusätzliche und unermeßliche Wonne, den Willen Gottes zu tun, koste es was es wolle. Seine vollkommene Liebe und das Gebot Seines Vaters vereinten sich in diesem Begehren. Und eine ähnliche Aufforderung ergeht nun an uns, die Kinder Gottes zu lieben: »Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.« Nicht nur sollten unsere Herzen zu dieser Liebe angetrieben werden, sondern wir wissen auch, daß wir Gott damit wohlgefallen und Seinen Willen ausführen. Und »wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit«, wie der Apostel vorher sagte (Kap. 2, 17). Laßt uns nie vergessen, daß Gott die Liebe zu Ihm mit der Liebe zu Seinen Kindern verknüpft; Er will das eine nicht ohne das andere haben. Seine Liebe sei unsere Liebe, Seine Verherrlichung unsere Verpflichtung, denn Er liebt jeden einzelnen von uns und alle zusammen mit derselben vollkommenen Liebe!

William Kelly – Was von Anfang war: Eine Auslegung der Johannesbriefe

Fünf der neutestamentlichen Briefe schließen mit der Aufforderung an die Gläubigen, einander mit einem heiligen Kuss zu grüßen oder zu begrüßen. Warum? Die Brüder grüßten die Brüder mit einem Kuss, als Beweis für eine reine, brennende Liebe, und die Schwestern grüßten die Schwestern mit einem Kuss als Beweis dafür, dass sie aus reinem Herzen inbrünstig liebten. Es reichte nicht aus, zu einem Menschen zu sagen: „Ich liebe dich“. Diese Liebe musste zum Ausdruck kommen, sie musste ausgedrückt werden. Oft versäumen es Christen, ihre Zuneigung zueinander in Christus auszudrücken. Und sie sind vielleicht zurückhaltend, wenn es darum geht, ihre Zuneigung zu Gott auszudrücken, der sie mit einer ewigen Liebe geliebt hat. Irgendwie gilt es heute als unmännlich, Gefühle zu zeigen. Aber Gott hat dem Kind Gottes eine neue Fähigkeit zur Liebe gegeben, damit diese Fähigkeit Gott und den Brüdern gegenüber zum Ausdruck kommen kann. Das Wort Gottes geht davon aus, dass das Kind Gottes Gott „zuerst“ lieben wird (1. Johannes 4,19), und es gibt auch ein Gebot, „dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebt.“

Aber da wir jeden Moment eines jeden Tages in einen Krieg verwickelt sind, versucht das alte Herz alles zu zeigen, wozu es fähig ist. Das alte Herz will seine Zuneigung auf das richten, was Gott hasst. Aber der Heilige Geist ist uns gegeben worden, um uns als neue Geschöpfe in Christus mit Energie zu versorgen und seine Frucht der Liebe hervorzubringen, damit Gottes Absicht, uns die Fähigkeit der Zuneigung zu geben, verwirklicht wird, wenn wir in die Gemeinschaft mit dem Herzen Gottes eintreten und dann diese Liebe zueinander manifestieren.

J. Dwight Pentecost – Entworfen, um wie er zu sein – Gottes Plan für Gemeinschaft, Verhalten, Konflikte und Reife verstehen