Frau Torheit (d. i. die verkörperte Torheit) ist leidenschaftlich; sie ist lauter Einfältigkeit und weiß gar nichts.
Elberfelder 1871 – Sprüche 9,13
Frau Torheit ist leidenschaftlich, verlockend, und sonst versteht sie sich auf nichts.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 9:13
Eine törichte und freche Frau leidet Mangel an einem Bissen,
welche nichts von Scham versteht.
Septuaginta Deutsch – Spr 9,13
Frau Dummheit, die Leichtfertige,
gebärdet sich lärmend ‹und unbändig› und hat nicht erkannt, [um] was [es geht],
und sitzt beim Eingang ihres Hauses
auf einem Sessel an den hohen [Plätzen] der Stadt,
um einzuladen, die des Weges vorübergehen,
die geradeaus ihre Pfade gehen:
Jantzen & Jettel – Spr 9:13–15

T | ἐνδεὴς ψωμοῦ γίνεται G (via פתות) | plenaque inlecebris V (S) (via √פתהI) ●
Biblia Hebraica Quinta
פְּ֜תַיּ֗וּת G, with its rendering ἐνδεὴς ψωμοῦ γίνεται, has interpreted his Vorlage via פְּתוֹת or via a non-attested feminine plural פִּתּוֹת. V, plenaque inlecebris (full of enticements), as well as S, ܡܫܕܠܢܝܐ (enticing), have been guided by the piel of the root פתהI, with the meaning “seduce.”
מָּֽה׃ V | αἰσχύνην G S (exeg) | טבתא T (exeg) ●
מָּֽה׃ Since Jäger, Observationes, 72, it has frequently been defended that G had read כְּלִמׇּה in his Hebrew parent text. This view had already been contested by Schleusner, Thesaurus, 1:96. Although the conjecture is not impossible, the interpretation in two different directions of a text like M by G and S on the one hand, and T on the other, seems more plausible (Pinkuss, “Syrische Uebersetzung,” 162).
Das Fest der Torheit wird nun dem Fest der Weisheit gegenübergestellt. In ähnlicher Weise bot Madam Torheit (die fem. Form von k+sIl ; vgl. den Kommentar zu Sprüche 1,7 ), die hier als Hure dargestellt wird, ihre Dienste an. Sie ist wild (vgl. Sprüche 7,11 ), zügellos (wörtl.: „unwissend oder leichtsinnig“ wie ihre Gäste; vgl. Sprüche 9,16 ) und unwissend. Sie ist anziehend, aber ungestüm. Hier bietet die Torheit wie auch an anderen Stellen sofortige Befriedigung an, während die Weisheit häufig Zufriedenheit auf lange Sicht schenkt.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Nun wird ein Gegenbild zu V. 1ff gemalt. Wie »Weisheit« dort ist Torheit hier eine Pluralbildung. Sie ist leidenschaftlich wie die Ehebrecherin (7,11). Für etwas hat LXX »Scham«. Aber der MT arbeitet einen Gegensatz zur Weisheit heraus. Sie erkennt nichts, weiß nichts, kümmert sich um nichts.
Wuppertaler Studienbibel
»Die Frau der Torheit«, kǝsîlût, die Verkörperung der Torheit, entspricht der »fremden Frau« (2,16), und sie ist »laut« oder »lärmend«, hômijjâh, wie in 7,11 von der Ehebrecherin gesagt wird.
Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche
Und die Torheit hat wie die fremde Frau »ihr Haus« (2,18; 7,8), ein fest gefügtes System der falschen Lehre, erfüllt mit unrecht erworbenen Gütern (»gestohlene Wasser« und »heimliches Brot«, V. 17). Sie sitzt »am Eingang« ihres Hauses und lockt die Menschen in ihr Haus.
»Die Unvernunft oder Gottlosigkeit, das Widerspiel der himmlischen Weisheit, wird hier mit deutlicher Beziehung auf die in Kap. 7 geschilderte Ehebrecherin ebenfalls als Weib personifiziert, in welchem gleichsam alle widergöttlichen Kräfte und Bestrebungen vereinigt sind. Wie auch sonst in der heiligen Schrift der Abfall von Gott als Ehebruch bezeichnet wird (Hos 1,2 …), so wird hier dies Weib der vollendeten Bosheit auch als eine unruhig hin und her laufende, stets auf Beute lauernde, mit Schmeichelreden verlockende Ehebrecherin geschildert. Jakobus nennt sie in Kap. 3,15 die Weisheit von unten, die irdisch, menschlich, teuflisch sei« (Dächsel zur Stelle).
In den Straßen von Savannah, Georgia, stehen zwei Häuser (eigentlich Büros) direkt nebeneinander. In das eine gehen Menschen, um etwas über die jüdischen Wurzeln des Glaubens an Jeschua zu erfahren und ihn im Geist und in der Wahrheit anzubeten. In das andere gehen Menschen, um zu planen, zu organisieren und eine Botschaft des Todes zu verbreiten. In die eine gehen Menschen, die wissen, dass sie Sünder sind und auf die Gnade Gottes angewiesen sind. In die andere gehen Menschen, die glauben, dass es keine Sünde gibt und die auf sich selbst angewiesen sind. Das eine ist ein messianisch-jüdischer Dienst der Lehre und Evangelisation. Das andere ist ein Büro von Planned Parenthood, einer Organisation, die sich dafür einsetzt, dass Abtreibung für jede Frau auf der Welt möglich wird. Welch ein Kontrast zwischen diesen beiden Häusern!
Rabbi Derek Leman – Ein messinaischer Kommentar der Sprichwörter – Sprichwörtliche Weisheit und gesunder Menschenverstand
In Mischlei (Sprüche) 9 werden auch zwei Häuser gegenübergestellt. Das eine ist das Haus des Lernens: „Bleibe nicht unsicher in dir selbst, sondern lebe! Wandle auf dem Weg der Einsicht!“ (9:6). Das andere ist ein Tempel der Prostitution: „Gestohlenes Wasser ist süß, heimlich gegessene Speisen sind angenehm“ (9,17). Die Frau Weisheit wartet in ihrem Haus, in das sie „ihre sieben Säulen geschnitzt hat“ (9,1). Gedanken zu den sieben Säulen könnten die sieben Tage der Schöpfung, die Vollständigkeit von sieben, die Summe von Sonne, Mond und den fünf bekannten Planeten oder einfach nur architektonische Schönheit sein (Kidner, Introduction and Commentary, S. 82). Worauf auch immer die Anspielung ursprünglich gedeutet haben mag, sie bedeutet auf jeden Fall, dass Lady Wisdom ein gut gebautes Haus errichtet hat. Was das Haus von Lady Folly betrifft, so sollen wir es uns wahrscheinlich als heidnischen Fruchtbarkeitstempel vorstellen. In der antiken Welt gab es viele Fruchtbarkeitsgöttinnen, und in ihren Tempeln gab es Tempelprostituierte. Der Geschlechtsverkehr mit den Tempelprostituierten war eine Form des „Gebets“ für die Fruchtbarkeit der Ernten. Lady Folly winkt von ihrer Veranda und von den Höhen der Stadt aus törichten Männern zu, um „gestohlenes Wasser“ zu holen.
Zwischen der Beschreibung der beiden Häuser liegt der eigentliche Kern des Kapitels. Eine Reihe von Sprichwörtern wird zu einem Diskurs über zwei Personen zusammengefügt. Die eine ist der Spötter (leytz) und die andere der Weise (chakham). Der Spötter hält Wissen nicht für erstrebenswert und ärgert sich über Korrekturen (siehe 9,7). Der Weise aber liebt den, der ihn korrigiert (siehe 9,8) und wird durch die Lehre klüger (siehe 9,9). Hier liegt der Schlüssel zum ganzen Kapitel: Diejenigen, die Korrektur und Lehre nicht schätzen, sind auf dem Weg in das Haus der Torheit, aber diejenigen, die Korrektur und Lehre schätzen, sind auf dem Weg in das Haus der Weisheit.
Zu dieser Lehre wird dann noch ein weiterer Punkt angeführt, den es zu schätzen gilt: Sie muss mit dem Lernen von ADONAI beginnen (siehe 9,10). Die gesamte Weisheit des Buches Mischlei wird in den Kontext der Furcht vor ADONAI gestellt. Die Formulierung „Wissen der Heiligen“ (da’at kedoshim) könnte sich auf das Wissen der Heiligen, das Wissen der Engel oder auf Gott im Plural (wie Elohim) beziehen. Ein Argument für Letzteres wäre die Parallele zwischen ADONAI und Kedoschim, die so verstanden werden könnte, dass sie dasselbe sind. Jede dieser drei Interpretationen würde jedoch zum gleichen Ergebnis führen: Wir sollten Wissen über Gott haben, genau wie die Heiligen und die Engel. Die Weisheit, die im Haus der Frau Weisheit gelehrt wird, ist in der Anbetung ADONAIS verwurzelt.
In diesen zwölf Reden über Weisheit wurden uns Weisheit und Torheit als zwei Wege und nun als zwei Häuser vorgestellt. Salomo hat uns einen starken Appell, eine Art Altarruf, gegeben. Er lädt uns in das Haus des Lernens ein. In dieses Haus einzutreten, so hat uns Salomo gezeigt, bedeutet, die Worte der Weisen hier in Mischlei zu studieren, Weisheitsgrundsätze auswendig zu lernen, sich an die elterliche Weisheit zu erinnern, ADONAI zu fürchten und von der Korrektur und Lehre anderer zu lernen. Nur ein Narr würde nicht auf diesen Altarruf reagieren!
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