Wem vertrauen?

In deine Hand befehle ich meinen Geist Du hast mich erlöst, Jehova, du Gott (El) der Wahrheit!
Elberfelder 1871 – Psalm 31,6

In deine Hand befehl ich meinen Geist! (Dies war das letzte Wort des gekreuzigten Erlösers (Luk 23:46).) / Du erlösest mich, Jahwe, du treuer Gott.
Ludwig Albrecht – Psalm 31:6

 Deiner Hand vertraue ich meinen Geist an.
Du hast mich erlöst, o Jehova, du Gott der Wahrheit.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Psalm 31,5

Heute abend feiern viele Menschen den Auszug aus Ägypten – denn es beginnt nach jüdischem Kalender der 14.Nisan. An diesem Abend gedenken auch viele Menschen dem letzten Mahl, dass Jesus mit seinen Jüngern gemeinsam eingenommen hat. Deshalb ist der heutige Text ja fast „tagaktuell“ – nur dass Jesus die Worte erst morgen gesprochen hat 😉
Da wir den Vers schon einmal hatten, heute ein paar Ergänzungen, mit besonderem Blick:

Am 6. Juli 1416 wurde der Reformator Johannes Hus anlässlich des Konzils zu Konstanz als Ketzer zum Tod verurteilt. Als er zum Scheiterhaufen schritt, sagte er diesen Vers mehrere Male vor sich her. Im Jahre 1555 wurde der englische Reformator Nicholas Ridley im Stadtgraben gegenüber Balliol College, Oxford, an einen Pfahl gekettet und verbrannt. Als die Flammen zu ihm emporschlugen, rief er mit wundersam lauter Stimme: »In manus tuas, Domine, commendo spiritum meum. Domine, recipe spiritum meum (In deine Hände befehle ich meinen Geist, Herr. Nimm meinen Geist auf.)« Und dann auf Englisch: »Lord, Lord, receive my spirit.«

Benedikt Peters – Die Psalmen

Befreiung von den Schlingen der Fallensteller ist in der Bibel niemals das, was man heute »Emanzipation« (= aus der Hand nehmen) nennt. Der Beter erbittet von Gott Befreiung, um sich Gott in die Hand legen zu können: In deine Hände befehle ich meinen Geist. Damit vollzieht David eine »völlige Enteignung der Existenz« (Kraus), er »deponiert« (Delitzsch und Gunkel) sein Selbst in den Machtbereich Gottes – und wird gerade so und nicht anders er-selbst. Die Fortsetzung: du hast mich erlöst meint nichts anderes, als daß jemand aus den Schlingen der Verfolger nunmehr ganz in der Hand Gottes liegt. Aber Gott möchte, daß Menschen ihm willentlich oder freiwillig ihr Leben in seine Obhut legen.

Wuppertaler Studienbibel

Die Sprache des kommerziellen Leihens und Verleihens. Der Psalmist vertraut Gott seinen Geist an, die belebende Kraft, die ihn am Leben erhält (das ist nicht die Dichotomie von „Körper“ und „Seele“), so wie man einen wertvollen Gegenstand als Pfand geben würde. Er ist sich sicher, dass sein Pfand eingelöst wird, dass es ihm zurückgegeben wird und nicht verfallen ist. Gott wird ihm sein Leben zurückgeben, denn er ist ein treuer Gott, der denen die Treue hält, die auf ihn vertrauen.

Die Jüdische Studienbibel

Es ist fast die neunte Stunde. Die Sonne beginnt wieder durch die Wolken zu lugen. Die Priester auf dem Tempelberg atmen erleichtert auf. Sie werden die Abendopfer doch noch darbringen können. Die Lämmer, bereits geschlachtet und gehäutet, baumeln an hölzernen Gestellen im Hof Israels. Während die Priester sich beeilen, die Kadaver von den Eisenhaken zu lösen, hebt der Hohepriester seine Arme und spricht die Anrufung für das Abendopfer: „In deine Hände lege ich meinen Geist“ (Psalm 31:5). ( – Das Zitat aus Psalm 31,5 war Teil der Liturgie für das Abendopfer, das um die neunte Stunde dargebracht wurde – )

In diesem Moment zitiert ein anderer Mann die gleiche Schriftstelle: „In deine Hände“, betet er, „lege ich meinen Geist.“ Durch dieses Gebet, das in diesem Moment gebetet wird, identifiziert sich Jeschua als das Pessachopfer. Doch was mich an seinem Gebet am meisten erstaunt, ist das Wort, das er dem Zitat hinzufügt: „Vater.“ Gott, unser Vater, hat ihn verflucht, verlassen und ihn zum Wesen der Sünde werden lassen, aber Jeschua gibt die Liebe seines Vaters nicht auf. Er vertraut seinem Vater nicht nur; er vertraut seinem Vater mit dem, was Brennan Manning als „rücksichtsloses Vertrauen“ bezeichnet hat.

Was ist rücksichtsloses Vertrauen? Es ist die Weigerung, Gottes Liebe zur Menschheit aufzugeben, auch wenn Gott im falschen Team zu spielen scheint. Es ist Jakob, der den Boten Gottes in den Schwitzkasten nimmt und keucht: „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“ (1 Mose 32,26). Es ist Hiob, der inmitten seines Schmerzes ausruft: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Es ist Johannes, verlassen auf der Insel Patmos, immer noch auf der Suche nach der Gegenwart des Geistes (Offenbarung 1,1-8). Es ist der Geistliche, der die besten Jahre seines Dienstes in einer Gemeinde leistet, die ihm das Herz gebrochen hat, weil Gott ihn dorthin gestellt hat. Es sind die frischgebackenen Eltern, die über einer rosaroten Krippe stehen und beten: „Heile sie oder nimm sie – wir werden dich trotzdem preisen.“ Es ist Yeshua HaMashiach, der nach sechs Stunden der Agonie keucht: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“
Unbarmherziges Vertrauen inspiriert uns, Gott für die geistige Dunkelheit zu danken, die uns einhüllt, für den Verlust des Einkommens, für die nagende Arthritis, die so schmerzhaft ist, und von Herzen zu beten: „Abba, in deine Hände vertraue ich meinen Körper, meinen Verstand und meinen Geist und diesen ganzen Tag…. Was immer du von mir willst, will ich von mir, indem ich mich in dich fallen lasse und dir inmitten meines Lebens vertraue. Deinem Herzen vertraue ich mein Herz an, kraftlos, zerstreut, unsicher, ungewiss. Abba, dir gebe ich mich hin. „

Der Weg des rücksichtslosen Vertrauens ist ein schwieriger Weg, das ist klar. Doch für diejenigen, die dem Mann folgen, der zwischen zwei Dieben hingerichtet wurde, ist es der einzige Weg.

Timothy P. Jones – Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

nur WANN ?

Als er aber auf dem Ölberge saß, traten seine Jünger zu ihm besonders und sprachen: Sage uns, wann wird dieses sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,3

Als er sich jedoch am Berg der Ölbäume hinsetzte, wandten sich die Schüler für sich allein an ihn mit den Worten: „Erzähl uns! Wann wird sich dies ereignen und was wird das Erkennungszeichen für dein Auftreten und den Abschluss des Zeitalters sein?“
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Matthäus 24:3

Auf dem Ölberg angekommen, setzte er sich, und seine Schüler kamen zu ihm, ohne dass andere Leute da waren. Da fragten sie ihn: »Sage uns, wann das alles geschehen wird. An welchen Vorzeichen können wir erkennen, dass die Weltzeit zu ihrem Ende kommt und dass du vor der Tür stehst?«
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 24,3

Wenn wir gefragt werden, wann etwas geschehen soll – dann erwarten wir eine Zeitangabe und ein Datum. Aber Jesus gab kein Datum – sondern beschrieb anschließend, wie es auf der Erde aussehen würde. Nun haben die Bibelausleger der letzten fast 2000 Jahre mit dieser Aussage Jesu ein Problem: immer wieder wird ein Jahr vermutet – und immer und immer wieder zeigt sich: die Auslegung ist falsch gewesen! Aber laß dich nicht entmutigen: Gottes Königreich wird kommen – Jesus wird wiederkommen !

Nach den Auseinandersetzungen und Debatten mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ging Jesus aus dem Tempel fort und kehrte über den Ölberg nach Betanien (vgl. Mt 26,6) zurück. Seine Worte klangen den Jüngern noch drohend in den Ohren. Er hatte das Volk öffentlich verurteilt und gesagt, das ganze Land solle „wüst“ werden (Mt 23,38). Doch wenn Jerusalem und der Tempel zerstört würden, worüber sollte der Messias dann noch herrschen? Seine Jünger zeigten ihm die Gebäude des Tempels, wie um ihm ihre Großartigkeit vor Augen zu führen. Was konnte solchen beeindruckenden Bauten, was konnte dem Haus Gottesselbst schon geschehen? Jesu Antwort bestürzte sie: „Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Der Tempel sollte zerstört werden und Jerusalem mit ihm. Angesichts dieser Zukunftsvision drängte es die Jünger vor allem zu wissen, wann das geschehen werde. Als Jesus auf seinem Weg nach Betanien den Ölberg erreicht hatte und sich setzte, traten die Jünger deshalb zu ihm. Vier von ihnen – Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas (Mk 13,3) stellten ihm zwei direkte Fragen: 1. „Wann wird das geschehen?“ Mit anderen Worten, wann soll der Tempel zerstört werden und nicht ein Stein auf dem anderen bleiben? 2. „Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“
Diese beiden Fragen beantwortete Jesus in der nun folgenden Rede über die Endzeit (Mt 24-25). Die Fragen bezogen sich auf die Zerstörung des Tempels und Jerusalems und auf das Zeichen für das Kommen des Herrn und das Ende der Welt. Sie haben nichts mit der Kirche zu tun, die Jesus errichten wollte (Mt 16,18). Es geht also in den Kap. 24; 25 nirgends um die Kirche, sondern einzig und allein um Jerusalem, Israel und das zweite Kommen des Herrn in Herrlichkeit zur Errichtung seines Reiches. Matthäus überlieferte allerdings Jesu Antwort auf die erste Frage nicht, wohl aber Lukas (Lk 21,20). Die Jünger wußten, daß die Zerstörung Jerusalems, von der Jesus gesprochen hatte, ein Vorbote für das Kommen des Reichs sein werde. Sie dachten dabei zweifellos an Sach 14,1-2. (Die Zerstörung, von der Jesus in Mt 23,38 spricht, fand jedoch bereits im Jahre 70 n. Chr. statt; sie hatte nichts mit der endgültigen Zerstörung, von der in Sach 14 die Rede ist, zu tun.

Walvoord Bibelkommentar

Der Begriff »Vollendung des Äons« begegnete uns schon in Mt 13,39.40.49. Er bedeutet den Abschluss der irdischen Geschichte. Was wir mit »Wiederkunft« übersetzten, heißt auch »Gegenwart«, »Anwesenheit«, »Erscheinung« oder »Ankunft«. An unserer Stelle ist auf jeden Fall die zweite Ankunft Jesu, seine Wiederkunft in Herrlichkeit und Macht gemeint (vgl. V. 30).

Die Wendung »als er auf dem Ölberg sag« erinnert an den Eingang der Bergpredigt (Mt 5,1). Jesus setzte sich also, um zu lehren. Und wiederum handelt es sich um eine ausgesprochene »Jüngerlehre«. Denn »seine Jünger fragten« ihn, »während sie allein waren« (vgl. Mt 13,10.36; 14,13; 17,1.19; 20,17). Es ist von Bedeutung, dass Jesus seine Endzeitlehre nicht in der breiten Öffentlichkeit entfaltete. Denn sie soll die Jünger vorbereiten, warnen und trösten. Andere würden sie aus Neugierde missbrauchen. Deshalb ist Mt 24,1-25,46 auch in wirklicher Beziehung auf die Jünger zu verstehen.

Die Fragen der Jünger lassen sofort die zwei Perspektiven erkennen, um die es sich hier handelt. Die Frage »wann wird das sein?« bezieht sich natürlich auf die Tempelzerstörung (V. 2). Die nächste Frage greift jedoch welt über Jerusalem hinaus: »Und was ist das Zeichen für deine Wiederkunft und die Vollendung des Äons?« Sie zielt auf das Schicksal des Kosmos, auf das Ende der Geschichte. Und doch besteht ein geheimer Zusammenhang! Denn die Zerstörung des Tempels ist eine Art Fanal für die letzte Epoche der Geschichte. Die zeitlich befristete Verwerfung Israels bedeutet ja den Beginn der Völkermission. Israel und die Völker der Erde hängen noch im Negativen aufs engste zusammen! Das ist dieselbe Sicht wie in den Gerichtsgleichnissen Jesu (Mt 21,33-22,14) , im Römerbrief (Mt 9-11) und in der Johannesoffenbarung (Mt 11-15).

Man beachte noch den Unterschied beider Fragen. »Wann?« ist sehr präzise und rechnet mit erlebbarer Nähe. »Was ist das Zeichen?« rechnet mit größerer Entfernung und mit längeren Entwicklungen. Ferner fällt auf, dass die Jünger schon völlig überzeugt sind von der »Wiederkunft« Jesu am Ende der Geschichte.

Edition C

Jeschuas Prophezeiung über die kommende Zerstörung Jerusalems und besonders der Tempelanlage veranlasste die Apostel, drei Fragen zu stellen, in denen sie Jeschua nach dem Zeichen fragten, das sie vor diesen Dingen, die bald geschehen würden, warnen würde. Um Jeschuas Antwort zu verstehen, müssen sowohl Matthäus als auch Lukas zu Rate gezogen werden. Matthäus beobachtet: Und als er auf dem Ölberg saß (Matthäus 24:3a). Jeschua saß, die Haltung, aus der ein Rabbi lehren würde, und präsentierte die Botschaft, die oft als Ölbergrede bezeichnet wird. Matthäus berichtet, dass die Jünger Jeschua die Frage stellten. Markus gibt ausdrücklich an, dass vier Jünger an ihn herantraten: die Brüder Petrus und Andreas und die Brüder Jakobus und Jochanan.

Matthäus hat die drei Fragen so formuliert: Sage uns, wann wird dies alles geschehen? Und was das Zeichen deines Kommens und des Endes der Welt sein? (Matthäus 24:3b). Lukas hingegen hat die Art der ersten Frage nach den Zeichen genauer beschrieben: Lehrer, wann wird denn dies alles sein? Und was das Zeichen sein, wenn diese Dinge geschehen werden?


Bedenken Sie, dass die Apostel das Programm von Tod und Auferstehung noch nicht verstanden, ebenso wenig wie das Programm der zwei Wiederkünfte. Daher stellten sie die Fragen aus ihrer damaligen Perspektive heraus, die von der jüdischen Eschatologie geprägt war, die vom gegenwärtigen Zeitalter als diesem Zeitalter und dem messianischen Zeitalter als dem kommenden Zeitalter spricht. Sie wollten wissen, wann das gegenwärtige Zeitalter enden und das neue, messianische Zeitalter beginnen würde, in der Erwartung, dass dies an diesem Passahfest geschehen würde. Während die Apostel ihre Fragen auf der Grundlage dessen stellten, was sie verstanden, beantwortete Jeschua sie auf der Grundlage dessen, was tatsächlich geschehen würde.
Es ist auch zu beachten, dass Jeschua die Fragen nicht in der Reihenfolge beantwortete, in der sie gestellt wurden. Er beantwortete die dritte Frage zuerst, die erste Frage als zweites und die zweite Frage zuletzt. Außerdem haben nicht alle drei Evangelienschreiber alle seine Antworten auf alle drei Fragen aufgezeichnet. Markus und Matthäus ignorierten beide Jeschuas Antwort auf die erste Frage, während Lukas sich entschied, sie aufzuzeichnen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Die einfache Antwort des Herrn weckte das Denken der Apostel wieder auf. Es war immer ihr Vorrecht gewesen, Fragen an den Herrn richten zu dürfen, dies im Gegensatz zu den Männern, von denen es in Matthäus 22,46 heißt, daß sie nichts mehr fragen konnten. Der Herr antwortete wie in Matthäus 13,10.18.36.37 stets auf aufrichtige Fragen, während andere leer weggeschickt wurden. Die Apostel fragten den Herrn drei Dinge:
  1. »Wann wird dieses sein?« Was der Herr über den Tempel gesagt hatte, bezog sich auf die bald bevorstehende Zerstörung Jerusalems, wiewohl die Jünger das nicht wußten, und der Herr gab ihnen hierauf auch keine Antwort. Die Tatsache, daß die Gemeinde sich in der Zeit zwischen Seinem Tod und dem Jahre 70 über weite Teile des Reiches verbreiten würde, Rom und Jerusalem eingeschlossen, war etwas, das Er ihnen nicht enthüllen konnte, ansonsten die Hoffnung der Gemeinde auf das Kommen des Herrn gar keine Hoffnung mehr gewesen wäre.
  2. »Was ist das Zeichen deiner Ankunft…«, nämlich Seines zweiten Kommens als König. Sein Kommen, um die Gläubigen zu sich zu nehmen, wie in Joh 14,2-3 verheißen, war noch nicht geoffenbart worden, aber sie hatten bereits Seine Lehre über das Kommen des Menschensohnes gehört (Lk 17,20-36), so daß sie gewiß eine wichtige Frage stellten: Welche Ereignisse würden diesem Kommen vorausgehen? (siehe auch Matthäus 16,28). Nach ihrem Verständnis führte die zuerst gestellte Frage zur zweiten, da für sie die Zerstörung des Tempels in prophetische entlegener Zukunft lag, wie wir in unserer Erklärung zu V.1 sahen. Die Nachricht von der geschlagenen Stadt (Hes 33,21) führte zu Gesichten von ihrer Wiederherstellung (Hes 40-48). Die Weissagung vom zerstörten Heiligtum (Dan 9,26) führte wiederum zu Weissagungen der Wiederherstellung (Dan 12,2-3).
  3. »…und der Vollendung des Zeitalters?« Sie fragten nicht nach dem Ende aller Dinge, sondern nach dem Ende des Zeitalters, auf das sich die Weissagung bezog, nämlich das Zeitalter, das zum Kommen Seines Reiches in Herrlichkeit führt.
  Es war passend, daß der Herr Seine prophetische Rede auf dem Ölberg östlich von Jerusalem hielt. Von ihm aus konnte man auf den Berg Moria blicken, auf dem der Tempel stand. Der in der Sonne funkelnde Tempel sah so imposant und solid aus, daß man ihn für unbeweglich und immerwährend hätte halten können. An jenem kommenden Tag werden die Füße des Herrn auf dem Ölberg stehen, der sich in zwei Hälften spalten wird (Sach 14,4). Der Herr fuhr vom Ölberg in den Himmel (Lk 24,50; Apg 1,12), und dort wird Er in gleicherweise wiederkommen, um dann Israel das Reich wiederherzustellen (Apg 1,6). Und vom Ölberg wird die Herrlichkeit des Herrn zum wieder erbauten Tempel zurückkehren (Hes 43,4), denn dahin war die Herrlichkeit entwichen (Hes 11,23).    

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jehovah läßt sich finden

So spricht Jahwe: ‚Erst wenn siebzig Jahre für das Babylonische Reich vorüber sind, werde ich nach euch sehen und mein gutes Wort erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja, was ich mit euch vorhabe‘, spricht Jahwe. ‚Ich habe Frieden für euch im Sinn und kein Unheil. Ich werde euch Zukunft schenken und Hoffnung geben. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch hören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, werde ich mich von euch finden lassen‘, spricht Jahwe. ‚Dann wende ich euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern und Orten, in die ich euch versprengt habe. Ich bringe euch an den Ort zurück, aus dem ich euch verschleppen ließ.‘
NeÜ bibel.heute – Jeremia 29:10–14

Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören.
Elberfelder 1871 – Jeremia 29,12

Und rufet ihr Mich und wandelt und betet zu Mir, so werde Ich auf euch hören. Jes 58,9; Ps 50,15.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jeremia 29:12

Ihr werdet mich rufen und kommen und zu mir beten, und ich werde euch zuhören.‘
‚Ihr werdet mich suchen und finden, weil ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir suchen werdet.  Und ich werde mich von euch finden lassen‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde eure Gefangenen versammeln und euch zusammenbringen aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch zerstreut habe‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde euch an den Ort zurückführen, von dem ich euch verschleppen ließ.‘
neue Welt Übersetzung – 2018 – Jeremia 29,12–14

Über den Vers 11 hatte ich ja schon einmal gechrieben.
Auch wenn die Israeliten damals von ihrem Gott in die Gefangenschaft nach Babylon geschickt wurden, waren sie nicht wirklich aus Seinem Blick, und nicht wirklich von Ihm verworfen! Im Gegenteil – durch Jeremia sagt Jehovah, dass Er sich nach den 70 Jahren wieder von ihnen finden lassen würde – und sie wieder zurück in das Land zu bringen. Und ja, der Vers ist in erster Linie an Juda gerichtet, und nicht an dich und mich! Aber natürlich hat sich Jehovah nicht verändert, und jeder der IHN ruft, kann sich darauf verlassen, das Jehovah sich finden läßt – und nicht nur finden läßt, sondern dass ER uns antwortet! Jehovah will nicht, dass du dir eine Kirche oder Organisation suchst, sondern IHN suchst, und ein persönliches Verhältnis mit IHM hast – dazu ist ER jederzeit bereit.
Und ja – auch Israel wird noch einmal nach IHN rufen – und auch diesmal wird ER sich finden lassen – und ER wird sogar antworten!

Die Rückführung der Weggeführten nach Juda würde erst erfolgen, wenn Gottes siebzig Jahre des Gerichtes voll waren (vgl. Jer 25,11-12 ). Dann würde Gott sein gnädiges Wort erfüllen und die Weggeführten wieder in ihr Land bringen. Die siebzigjährige Gefangenschaft war ein Teil des Planes Gottes. Juda sollte wieder Zukunft und Hoffnung bekommen. Das Gericht würde die Weggeführten dazu bringen, Gott von ganzem Herzen zu suchen (vgl. Dan 9,2-3.15-19 ). Wenn sie wieder zu ihrem Gott umgekehrt wären, würde er sie aus allen Völkern, wohin sie verstoßen worden waren, wieder sammeln und in ihr Land zurückführen. Der eigentliche Zweck der Gefangenschaft war, Israel wieder zu seinem Gott zurückzubringen (vgl. 5Mo 30,1-10 ).

Walvoord Bibelkommentar

Das Datum für Daniels Prophezeiung ist „das erste Jahr des Darius“, was bedeutet, dass sie sich im Jahr 539 v. Chr. ereignete, etwa 66 oder 67 Jahre, nachdem die Juden zunächst ins Exil nach Babylonien gingen.

Bei dieser Gelegenheit erklärte Daniel, er studiere die Heilige Schrift, und aus diesen Schriften entnahm er, dass die Zahl der Jahre für die Vollendung der Verwüstung Jerusalems fast vorbei war, da die Dauer 70 Jahre betragen sollte. Daniel erwähnte, dass er „Bücher“ studierte, und eines davon waren die Schriften von Jeremia; die Lebenswege von Jeremia und Daniel überschnitten sich in gewissem Maße. Bei zwei Gelegenheiten sagte Jeremia voraus, dass die Gefangenschaft und Verwüstung Jerusalems 70 Jahre dauern würde (Jeremia 25:10-14; 29:10-14). Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welche anderen Bücher Daniel studiert haben könnte. Es ist jedoch gut möglich, dass er auch das Buch Jesaja studierte, denn Jesaja nannte Kyrus als denjenigen, der den Juden die Rückkehr ermöglichen würde (Jesaja 44,28-45,1). Darüber hinaus gibt es weitere Schriften bei Mose und den Propheten, in denen einige spezifische Bedingungen für die Errichtung des messianischen Reiches genannt werden, und Daniel könnte sich auch mit einigen dieser Schriften befasst haben. Es handelt sich um Levitikus 26:40-43, 1 Könige 8:46-53, Jeremia 3:12-18 und Hosea 5:15-6:3. Diese Abschnitte betonen, dass Israel als Nation vor der Errichtung des messianischen Reiches Buße tun und seine Sünde bekennen muss.

Wenn man die 70 Jahre ab dem Jahr 605 v. Chr. rechnet, als die erste von drei Deportationen ins Exil stattfand, wäre das Ende der 70 Jahre 536 v. Chr. Daniel erkannte, dass die Gefangenschaft nur noch etwa drei Jahre andauerte. Die Stadt und der Tempel wurden erst 586 v. Chr. zerstört, und wenn die 70 Jahre zu diesem Zeitpunkt begannen, würde das bedeuten, dass die 70 Jahre erst 515 v. Chr. enden würden. Aber Daniels Berechnung begann mit 605 v. Chr., der ersten Deportation – und nicht 597 v. Chr., der zweiten Deportation, oder 586 v. Chr., der Zerstörung und letzten Deportation.
Daniel rechnete nicht nur mit dem Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren, sondern auch mit der endgültigen Beendigung jeder Möglichkeit künftiger Verwüstungen für Jerusalem; er tat so, als stünde das messianische Königreich unmittelbar bevor. Da das Reich auf der Grundlage des Gebets errichtet werden sollte, betete er; und da er wusste, dass die Voraussetzung das Bekenntnis der nationalen Sünde war, bekannte er die Sünden Israels.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ha-Mashiach – Der Messias der hebräischen Schriften

Erhören. Vier Verben schildern in hoher Dichte die neue, gelingende Begegnung mit Gott. Das Verbpaar ›rufen – hören‹ beschrieb bisher die gestörte Kommunikation (11,14; vgl. außerdem 7,13.27 mit zusätzlichen Verben). Jetzt aber sagt Gott das Achten auf die Hinwendung zu ihm zu (wie z.B. in 1 Kön 8,43.52 erhofft; Smith, Jeremiah 1989, 100, verweist mit S. M. Paul auf die motivlichen Parallelen in Jes 65,22–24).
Die zwei Verben in Mittelposition dazwischen verdeutlichen, daß das erfolgreiche Sich-Wenden an Gott nicht alleine in lautem Rufen bestehen muß. »Und ihr werdet gehen« war früher in religiösem Kontext immer mit Fremdgötterverehrung verbunden (Jos 23,16; 1 Kön 9,6 // 2 Chr 7,19; nach Ehrlich, Randglossen 312, 315, bereitet ›gehen‹ eine folgende Handlung vor), hier aber führt es zu einer echten, tiefen Kontaktnahme mit Gott im “Beten” (auch פלל Hitp, wie in V 7 bei ›bitten‹). Als Ansage für die Zukunft sowie eine Mehrzahl von Menschen stehen die fünf Vorkommen von »(und) sie beten« in Salomos Tempelweihegebet (1 Kön 8,30.33.35.44.48, die letzte Stelle ebenso im Exil situiert, mit Parallelen in 2 Chr 6) sowie Gottes Antwort darauf in 2 Chr 7,14 am nächsten. Insgesamt zeigt V 12 die wiedererstandene innerliche Gemeinschaft zwischen Gott und einem Teil seines früheren Volkes. Sie wächst und ist möglich sogar in der Fremde, nicht nur zuhause oder im Tempel (Weiser 254f.).
Übernahme von Dtn 4,29. V 13 deckt sich fast gänzlich mit Dtn 4,29. Dort sagt Mose: »Und ihr werdet von dort JHWH suchen, und du wirst finden, denn / da du wirst ihn suchen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.« Diese Zusage Moses für das Leben im Exil greift Gott selbst nun auf (zur Diskussion um die Richtung der Abhängigkeit s. Vanoni, Anspielungen 1995, 385–389) und bestätigt sie so mit seiner Autorität erneut und noch stärker als gültig.
An Veränderungen fallen neben der Umsetzung in die Eigenaussage Gottes (in 1. Sg.) die durchgehende Verwendung der ›ihr‹-Anrede (2. Pl., in Übereinstimmung mit dem Kontext hier) und das Weglassen des letzten Ausdrucks auf. Die typisch dtn Langform bei “Herz” (לבב, gegen das bei Jer üblichere לב, s. dazu die unzulängliche Umkehr in 3,10) wurde ebenso beibehalten wie der Wechsel bei den zwei hebr. Verben für ›suchen‹.
Erfüllung menschlicher Sehnsucht. Damit geht Gott in seinem Beziehungsangebot noch weiter, über V 12 und den ähnlichen Text in Jes 55,6 (gleichfalls ›suchen – finden‹, doch als Aufforderung) hinaus. Der Rückgriff auf Dtn 4,29 bedeutet die Erfüllung einer Mose-Verheißung, die bisher ausgeblieben war und deren Einlösung Gott nun garantiert. Inhaltlich bringt sie in höchstem Maße Gottes Eingehen auf die Sehnsucht des Menschen (›suchen‹) nach Nähe mit ihm: Er gibt sich zu ›finden (mit Willi, Pensées 2005, 248, so vor allem V 14 durch das Ni) und damit in eine bleibende Beziehung hinein, in Aufnahme der Absicht bzw. Ankündigung von 10,18.
Bezug zu Mt 7,7f.? Das Verbpaar ›suchen – finden‹ kehrt gleich zweimal in Mt 7,7f. wieder, wo ebenfalls anfangs ›bitten‹ (s. ›beten‹ zuvor in V 12) genannt ist. Doch scheint, daß diese Worte Jesu in der Bergpredigt eher ein allgemeines Prinzip vorstellen; die Beziehung auf Gott hin (hier in V 13 zweimal ›mich‹) wird bei Mt nicht explizit ausgedrückt, auch wenn sie im Kontext präsent ist (Mt 7,9–11). Trotz der Unterschiede ist beiden Stellen die Zuversicht gemeinsam, daß das Suchen gelingt.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Die Heilspläne Gottes werden erst nach Beendigung der festgesetzten Straf-Zeit wirksam. Zukunft und Hoffnung dürfen die noch in diesem Gericht Stehenden haben – heute schon, da sie den Brief Jeremias lesen. Sie haben beides im Glauben festzuhalten, bevor die Erfüllung kommt. Aber Zukunft und Hoffnung werden erst Ereignis, wenn eine innere Umkehr Judas stattfindet. Diese Umkehr aber ist Geschenk Gottes!
Die Zusagen in V. 12 u. 13 wollen sagen:

Zwischen Beten, Rufen und Suchen und Gottes Handeln kann eine lange Zeitstrecke sein. Nicht immer wird die Dauer dieser Zeitstrecke angesagt, wie es hier bei den 70 Jahren geschieht.

Dennoch gibt es vor dem endgültigen Erhören (dem sog. »großen Heil«) Gottes Hören, das immer geschieht.
Nach der inneren Erneuerung, der Bekehrung, folgt als sichtbares Zeichen dafür, daß Gott sich seines Volkes wieder angenommen hat, die Heimkehr in das Land der Väter.

Wuppertaler Studienbibel

DIEJENIGEN, DIE WAHRE HOFFNUNG HABEN (V. 10-14). Wahre Hoffnung gründet sich auf das geoffenbarte Wort Gottes, nicht auf die „Traumbotschaften“ selbsternannter Propheten (V. 10, NIV). Gott gab seinem Volk ein „gnädiges Versprechen“ (V. 10NIV), es zu befreien, und er würde sein Versprechen halten. Gott macht seine Pläne für sein Volk, und es sind gute Pläne, die letztlich Hoffnung und Frieden bringen. Deshalb gibt es keinen Grund, Angst zu haben oder entmutigt zu sein.
In jeder Situation hat das Volk Gottes jedoch die Verantwortung, den Herrn zu suchen, zu beten und ihn zu bitten, seine Verheißungen zu erfüllen, denn das Wort und das Gebet gehören zusammen (Apg 6,4). Der Zweck der Züchtigung ist, dass wir den Herrn suchen, unsere Sünden bekennen und uns ihm nähern (Hebr. 12,3-13). Nach Jeremia 29,14 gelten diese Verheißungen nicht nur für die in Babylon gefangenen Juden, sondern auch für ganz Israel in der ganzen Welt. Jeremia blickte auf das Ende des Zeitalters voraus, wenn Israel wieder versammelt sein wird, um seinem Messias zu begegnen und in sein Reich einzuziehen (Jes 10,20-12,6).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jeremia

Aus den folgenden Versen (4-19), in denen sein Gebet wiedergegeben wird, geht klar hervor, daß er vor allem Vergebung für sein Volk zu erlangen suchte, damit es in sein Heimatland zurückkehren könnte. Er wußte, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ und die Verödung des Landes genau der Fluch waren, der „in dem Gesetz Moses“ vorausgesagt worden war (Daniel 9:13), und zwar in 3. Mose 26 und in 5. Mose 28, weil sie das Gesetz Jehovas gebrochen hatten (Daniel 9:11). In 5. Mose 30:1-6 las er, daß Jehova sie nur in ihr Land zurückbringen würde, wenn sie zu ihm zurückkehren und auf seine Stimme hören würden. Sein Interesse an der Prophezeiung Jeremias kam offensichtlich von der aufregenden Entdeckung, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ vor ihrem Ende standen, da die 70 Jahre „für Babel“ jetzt vollendet waren.

Carl Olof Jonsson – Die Zeiten der Nationen näher betrachtet

Jehova hat deutlich gezeigt, dass er den „übergeordneten Autoritäten“ überlegen ist

Peres (Peres, statt der Mehrzahl pharsin, klingt an den Namen „Perser“ an) -dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben.
Elberfelder 1871 – Daniel 5,28

Phares: Geteilt ward dein Reich und den Medern und Persern gegeben.
Joseph Franz von Allioli von Augustin Arndt überarbeitet – Daniel 5:28

Peres (zerteilt), zerteilt wird dein Königreich und den Medern und Persern gegeben. Dan 6,8.28; 8,20.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Daniel 5,28

Wie wahr die Aussage ist: Jehovah hat alles in Seiner Hand!
Deswegen braucht man auch keinen Anwalt um „sein Recht“ gegen Gottes Willen durchzusetzen!

Peres Dieses Wort perēs, der Singular von parsīn, klingt wie das aramäische Wort für Persien und heißt „geteilt“. Wenn die Anwesenden bei dem Fest die drei Begriffe als Nomen verstehen, die abnehmende Geldeinheiten bedeuten – Mine, oder 60 Schekel, tekel, ein Schekel, peres, ein halber (d.h. „geteilter“) Schekel –, überrascht es nicht, dass sie die Inschrift nicht verstehen können.

Medern und Persern (Einleitung: Datierung und Anlass).

Reformations-Studien-Bibel

Bei der Deutung des dritten Wortes veränderte Daniel den Plural parsIn (V. 25 ) in den Singular Peres ( p+rEs ). Belsazars Königreich würde zerbrochen ( zerteilt , p+rIsaT ) und den Medern und Persern gegeben werden . Offenbar wollte Daniel ein Wortspiel machen, denn durch eine einfache Vokalveränderung des Wortes p+rEs erhält man das Wort „Persien“ (P Aras ). Die Botschaft lautete also, daß Gott wegen dem moralischen und geistlichen Zerfall des Königs und seines Reiches das babylonische Weltreich beenden und es den Medern und Persern geben werde.

Walvoord Bibelkommentar

»Peres« ist die Einzahl zu »parsin« in V.25 und heißt »Hälfte«. Zugleich hängt es mit dem aramäischen und hebräischen Wort für »abreißen« bzw. »teilen« zusammen. Wiederum knüpft Daniel an beide Bedeutungen an, wenn er so auslegt: »zerteilt ist dein Reich«. Da »teilen« die Zerstörung eines bisherigen Ganzen zur Folge hat, hat das Wort auch einen zerstörerischen Sinn. Deshalb haben wir wie der gewohnte Luthertext mit »zerteilen« übersetzt. Denn der Sinn ist doch, daß das babylonische Reich zerstört wird. Aber nun tritt eine dritte Bedeutung hervor. Denn dieselbe Wortwurzel, die für »abreißen« oder »teilen« benutzt wird, bezeichnet auch »Persien«. Ja, unser deutsches Wort »Persien« stammt selbst von ihr ab! Der Heilige Geist macht jetzt durch die Auslegung Daniels klar, daß Gott mit dem »peres« nicht nur das Ende der Babylonier zum Ausdruck bringt, sondern auch den Übergang der Herrschaft auf die Perser. Aber die Auslegung ist noch präziser. Denn Daniel spricht ja davon, daß Belsazers Reich »den Medern und Persern gegeben« werde (wörtlich »Medien und Persien«). Damit ist genau das medisch-persische Doppelreich bezeichnet, das der Sieger Kyrus damals regierte. Fassen wir zusammen: Die persischen Truppen, die schon in Babel stehen, werden den Sieg erlangen. Vorbei ist’s mit dem babylonischen Reich.
Vielleicht sollten wir noch eine Einzelheit festhalten. An der Deutung von »peres« ist klar geworden, daß biblische Deutung und Prophetie durchaus doppelsinnig sein kann. In »peres« steckte ja beides: das »zerteilt« und der Hinweis auf »Persien«. Von da aus verstehen wir es besser, weshalb biblische Prophetie sich mehrfach erfüllen kann.

Wuppertaler Studienbibel

פְּרֵ֑ס פְּרִיסַת
Wortwitz
„Peres – dein Königreich wird zerteilt“ (Dan 5,28, ELB)

Das Wortspiel basiert auf der Ähnlichkeit im Klang und der Schreibweise des Substantivs „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) – ein Begriff, dessen Bedeutung unbekannt ist, und dem Verb „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst). Das Wortspiel findet sich in der Verbindung zwischen dem Inhalt des Traums „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) und der Interpretation des Traums „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst). Das Wortspiel wird durch die Ähnlichkeit in Klang und Schreibweise zwischen dem Wort „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) und Verb „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst) erzeugt.

Wortspiel in der Bibel

Ge – wissen

Darum übe ich mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen.
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 24,16

Darin übe ich mich, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017 – Apg 24,16

Darum übe auch ich mich darin, allezeit ein unangefochtenes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.
Zürcher Bibel 2007 – Apostelgeschichte 24:16

Darum bin auch ich selbst bestrebt, stets ein einwandfreies Gewissen gegenüber Gott und den Menschen zu haben.
Leonberger Bibel – Apg 24:16

Unterdessen übe ich auch selbst immer wieder, ein unanstößiges Gewissen im Verhältnis zu Gott und den Menschen durchgängig aufrechtzuerhalten.
Gottes Agenda – Apostelgeschichte 24,16

Was wollte Paulus über sein Gewissen aussagen? War er überzeugt, immer alles richtig zu machen? Ordnete er sich einer geistlichen Elite unter? Das hatte Paulus früher getan – und hatte deshalb geglaubt, er müsse die Nachfolger Jesu verfolgen. Doch nun ließ er sich ausschließlich von Gottes Geist und Gottes Wort leiten!

»Darin bemühe ich mich auch selbst, in allem ein unverletztes Gewissen vor Gott und den Menschen zu haben« (V. 16).
Paulus verstand sich als ein Jude, der den Messias Israels gefunden hat. Er wollte nicht aus seinem Volk ausbrechen, es vielmehr zu Jesus führen. Guten Gewissens konnte er dies feierlich feststellen (V. 14: »Ich versichere dir…«).

Edition C Bibelkommentar

So kann denn jemand zu der Auffassung kommen, eine gewisse böse Handlungsweise sei richtig. Wenn er sich dauernd durch ein beflecktes oder verhärtetes Gewissen leiten läßt, wird es mit ihm immer schlimmer werden. Es besteht für ihn weniger Hoffnung als für einen Übeltäter. Es wird immer schwieriger, ihn zurechtzubringen und ihm zu zeigen, was recht ist. Er wird seine böse Handlungsweise wahrscheinlich bewußt weiterverfolgen. Ja, so kann ein Mensch leicht dem Feinde Gottes, dem Gegner aller Gerechtigkeit, Satan, dem Teufel, dienen, und dies sogar mit gutem Gewissen! Obwohl ihn aber sein Gewissen entschuldigen mag, steht er nicht gerechtfertigt da. Der Apostel Christi erklärt unzweideutig: „Ich bin mir keiner Sache bewußt, die gegen mich spricht. Dadurch aber stehe ich nicht gerechtfertigt da, sondern Jehova ist es, der mich prüft.“ — 1 Korinther 4:4, NW.
Wann können wir uns denn der Stimme unseres Gewissens ruhig unterordnen? Erst nachdem sich unser Sinn und unser Gewissen der Gerechtigkeit Gottes untergeordnet haben. Gewissenhaftigkeit oder Aufrichtigkeit genügen nicht. „Ich lege für sie das Zeugnis ab, daß sie Eifer für Gott haben, doch nicht gemäß genauer Erkenntnis; denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten, sondern ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes.“ — Römer 10:2, 3, NW.
Um unser Gewissen in der Gerechtigkeit Gottes schulen zu können, benötigen wir eine genaue Erkenntnis. Diese Art der Erkenntnis finden wir nur in Gottes geschriebenem Wort, der Bibel. „Alle Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Überführen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Zucht in der Gerechtigkeit.“ „Denn das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als irgendein zweischneidiges Schwert; es dringt hindurch bis zur Scheidung von Seele und Geist und der Gelenke und ihres Markes und ist imstande, die Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen.“ — 2 Timotheus 3:16; Heb. 4:12, NW.
Gottes Wort vermag also unser Gewissen in der Gerechtigkeit zu erziehen, wir müssen nur bereit sein, die genaue Erkenntnis über Gottes Maßstab der Gerechtigkeit in uns aufzunehmen. Wenn wir Gottes Gesetze und Gebote kennenlernen und ihnen dann gehorchen, werden wir in die Lage versetzt, der biblischen Aufforderung nachzukommen: „Behaltet ein gutes Gewissen.“ Wie kostbar ist ein gutes Gewissen, ein Gewissen, das uns nicht eines Unrechts beschuldigt, das wir Gott oder einem Menschen zugefügt hätten! Ein Apostel, dessen Gewissen durch Gottes Wort geschult war, erklärte: „In dieser Hinsicht übe ich mich in der Tat, fortgesetzt das Bewußtsein zu haben, keinen Verstoß wider Gott und Menschen zu begehen.“ — 1. Pet. 3:16; Apostelgeschichte 24:16, NW.
Möchtest auch du ein so gutes Gewissen haben? Möchtest du dich auf dein Gewissen verlassen können? Dann mußt du folgende zwei Dinge tun: 1. Belehre oder schule dein Gewissen, damit es zwischen Recht und Unrecht unterscheiden lernt, indem du Gottes Wort als Mittel zur Erziehung benutzt, und 2. gehorche den Befehlen deines belehrten Gewissens, ungeachtet der Folgen.
Ohne die erste dieser Voraussetzungen, ohne ein klares Verständnis dessen, was Gott als Recht und Unrecht betrachtet, kann das Gewissen niemals ein sicherer Führer sein. Weshalb nicht? Weil es uns dann lediglich veranlaßt, das zu tun, was wir für recht halten, und wenn unsere Ansichten über Recht und Unrecht verkehrt sind, können wir zu einer Handlung veranlaßt werden, die dem Gesetz Gottes direkt widerspricht. Ja wir können sogar soweit kommen, daß wir gegen Gott kämpfen.

Wachtturm 15.November1957

Dabei aber übe ich mich usw. Wie wir aus mehreren Stellen der Schrift entnehmen können, gibt es keinen schärferen Stachel und Antrieb zu einem rechten und heiligen Leben als die Hoffnung auf die letzte Auferstehung. An sie erinnert Paulus die Gläubigen auch sonst mehrfach, wenn er sie besonders wirksam ermahnen will (Phil. 3, 20). Darum hat auch hier seine Behauptung guten Grund, dass er eben auf der Unterlage dieses Glaubens sich bemühe, rein vor Gott zu leben und den Menschen gegenüber Gerechtigkeit zu pflegen. Sein Gewissen bezeichnet er als unverletzt, buchstäblich „nicht gestoßen“; denn Knechte Gottes sind bestrebt, Anstöße aus dem Wege zu wälzen, die ihren Lauf hindern würden. Der Apostel setzt aber eine doppelte Beziehung des Gewissens: gegen Gott und die Menschen. Die innerste Empfindung des Herzens schaut allein auf Gott; daraus erwächst dann Treue und Rechtschaffenheit, die wir gegen die Menschen beweisen. Indem Paulus beides für sich in Anspruch nimmt, die Frömmigkeit im Verkehr mit Gott und die Gerechtigkeit im Umgang mit den Menschen, gibt er zu verstehen, dass nur der in Wahrheit auf die letzte Auferstehung hofft, der im Gutestun niemals müde wird. Denn dass er sich allenthalben um ein gutes Gewissen bemüht, besagt eben, dass er stets in dieser unveränderten Richtung ausharrt.

Jean Calvin – Apostelgeschichte

In Vers 16 stellt Paulus fest, dass sein eigenes Gewissen rein ist: „Darin übe ich mich auch, um ein Gewissen zu haben, das vor Gott und den Menschen allezeit untadelig ist. Das griechische Wort für „üben“, askō, bedeutet „sich bemühen“, „arbeiten“, „sich anstrengen“. Paulus gab sich große Mühe und bemühte sich, sein Gewissen gegenüber Gott und den Menschen rein zu halten. Er war nicht schuldig, jemanden zu beleidigen; er brachte niemanden zum Straucheln. Dies war eine Bestätigung der Behauptungen, die er in Apostelgeschichte 23,1 aufgestellt hatte.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

Sein Verhalten stimmte mit seiner Frömmigkeit überein (Vers 16): „Daher übe ich mich darin, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben gegenüber Gott und den Menschen.“ Dieser Satz von Paulus hatte den gleichen Inhalt wie das, was er vorher vor dem Hohepriester dargelegt hat (Apg 23,1): „Ich habe mein Leben mit allem guten Gewissen vor Gott geführt.“ Beachten Sie:
Was das Ziel und der Wunsch von Paulus war: „ein unverletztes Gewissen zu haben“. Entweder:
„Ein Gewissen, das nicht verletzt, das mir nichts Falsches sagt oder mich in irgendeiner Sache irreführt.“ Oder:
Ein Gewissen, das nicht verletzt ist. „Danach strebe ich, es zu haben, mit meinem eigenen Gewissen eine gute Beziehung zu behalten. Ich bin genauso vorsichtig darin, mein Gewissen nicht zu verletzen, wie ich es bin, einen Freund nicht zu verletzen, mit dem ich täglich zusammen bin.“
Wie er darum bemüht war, sich dabei im Griff zu haben, wenn er dem nachgeht: „Ich übe mich darin; ich mache es zu meiner stetigen Beschäftigung.“ Diejenigen, die dies taten, wurden von dem hier benutzten Wort her, asko, Asketen genannt: „Ich ringe darum, ich ringe darum, mein Gewissen rein zu halten.“ Der Umfang dieses Zieles:
Zu aller Zeit: „allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben“. Paulus war sich bewusst, dass er die Vollendung noch nicht erlangt hatte (Phil 3,12), und dass er das Böse doch tat, was er nicht tun wollte (Röm 7,19). Sünden aus Schwäche machen das Gewissen unruhig, doch sie verwunden es nicht, wie es vermessene Sünden tun; obwohl das Gewissen verletzt werden kann, muss man dafür Sorge tragen, dass es keine bleibende Verletzung ist. Das erfordert jedoch, dass wir uns immer im Glauben und in der Buße üben.
In allen Dingen: „gegenüber Gott und den Menschen“. Die Sorge, die er für sein Gewissen trug, dehnte sich auf seine gesamte Pflicht aus, und er fürchtete sich davor, entweder gegenüber Gott oder gegenüber seinem Nächsten das Gesetz der Liebe zu brechen. Wir müssen uns davor hüten, etwas Unrechtes entweder gegenüber Gott oder gegenüber anderen Menschen zu denken, zu sagen oder zu tun (2.Kor 8,21).
Der Beweggrund dafür, es zu tun: „Darin ‚übe ich mich‘; darin: en touto. „Aus diesem Grund“, wie man es lesen kann. „Weil ich die Auferstehung der Toten und das zukünftige Leben in der Welt erwarte, übe ich mich.“

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Weil die Hoffnung der Auferstehung durch seinen Sohn zur wahrhaft „lebendigen Hoffnung“ (1 Pt 1, 3) geworden ist, wird nun die „Eschatologie“ unmittelbar wirksam für die „Ethik“. Weil Paulus auf die tatsächliche „Auferstehung der Gerechten und Ungerechten“ zulebt, „deswegen übt er sich auch selbst, ein unverletztes Gewissen zu haben gegen Gott und die Menschen beständig“. Das „Gewissen“ hat Paulus stets sehr ernst genommen, auch gerade bei dem noch nicht Glaubenden (vgl. Rö 2, 15; 2 Ko 4, 2). Es ist nicht einfach „die Stimme Gottes“ in uns, wohl aber das Organ, mit dem wir den Anspruch Gottes an uns vernehmen. Je näher wir Gott stehen, umso feiner und richtiger reagiert unser Gewissen. Nun ist es leicht „verletzt“. Darum setzt der Christ Paulus eine beharrliche „Übung“ daran, so zu denken, zu reden und zu tun, daß sein Gewissen „unverletzt“ blieb und zwar sowohl Gott wie auch den Menschen gegenüber. Schon von da aus ist es völlig unmöglich, daß Paulus der gewissenlose Verbrecher ist, als den ihn die jüdische Anklage hinstellt.

Wuppertaler Studienbibel

„aber ich hab doch nur gemacht, was man mir gesagt hatte …“

Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen (Eig ihren) Werken.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 20,13

Das Meer gab seine Toten heraus, und auch der Tod und das Totenreich gaben ihre Toten heraus. Bei jedem Einzelnen entsprach das Urteil dem, was er getan hatte.
Neue Genfer Übersetzung_2013 – Offenbarung 20:13

Auch das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren. Und auch der Tod und die Unterwelt gaben die Toten heraus, die in ihnen waren, und es wurde jeder Einzelne aufgrund seiner Taten beurteilt.
Roland Werner – Das Buch – Offenbarung 20,13

Es gibt ja Menschen, die sagen: „wenn ich mal vor Gott stehe, dann werd ich erst mal fragen, warum mein Hamster sterben musste“ – oder ähnliche Aussagen! Aber Nein! Nicht ich werde Gott etwas fragen dürfen, sondern ER wird mir Fragen stellen, nämlich nach meinem Leben! Und ich werde mich nicht dahinter verstecken können, dass die Leitung meiner Gemeinde oder die Leitung meiner Kirche dies oder jenes gesagt oder gefordert haben! Wir werden uns für unsere Taten von IHM messen lassen, von IHM gerichtet werden – entweder heute im Leben oder später vor dem Richterstuhl! Gut ergeht es nur den Menschen, die heute in ein persönliches Verhältnis zu IHM eingegangen sind, und sich deshalb aus Liebe zu IHM an Seine Maßstäbe gehalten haben!

Nun gibt es zu dem obrigen Vers verschiende Auslegungen, und ich werde sie unkommentiert einfach aufzählen. Welche von diesen verschiedenen Auslegungen richtig sind, wird die Zukunft zeigen!


Es ist klar, dass dieses Gericht oder diese Herrschaft nicht eher beginnen kann, als bis Christus, den Jehova zum Richter oder Beherrscher der Welt bestimmt hat, wiedergekommen ist; nicht abermals in Niedrigkeit, sondern in großer Macht und Herrlichkeit; nicht um die Welt wieder zu erkaufen, sondern die Welt zu richten (zu beherrschen) in Gerechtigkeit. Eine gerichtliche Verhandlung oder ein Rechtsverfahren kann in keinem Falle vor sich gehen, bis der Richter auf seinem Richterstuhl sitzt und die Gerichtssitzung zur bestimmten Zeit begonnen hat, wenn auch vorher ein großes Vorbereitungswerk stattgefunden hat. Dann wird der König auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen, und vor ihm werden alle Völker versammelt werden, und sie sollen während dieses Zeitalters nach ihren Werken gerichtet werden, indem ihnen die Bücher der Schrift geöffnet werden und die Erde mit der Erkenntnis des Herrn erfüllt wird. Und nach ihrem Verhalten bei aller Gnade und allem Beistand wird es entschieden, wer von ihnen während der folgenden Zeitalter der Herrlichkeit und Freude des ewigen Lebens wert ist. ( Matthäus 25:31; Offenbarung 20:11-13)

Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter

Die Auferstehung der verstorbenen Menschen unter der himmlischen Herrschaft des Lammes Gottes und seiner 144 000 verherrlichten Nachfolger wird es all diesen auferstandenen Toten der Menschen ermöglichen, aus Gottes Vorkehrungen für sie durch sein Lamm vollen Nutzen zu ziehen. Die Auferstandenen, die es sich schließlich erwählen, Gott und seinem Lamm nicht für immer Segen, Ehre, Herrlichkeit und Macht zuzuschreiben, werden mit Satan dem Teufel, und seinen Dämonenengeln vernichtet werden. (Offenbarung 20:7-15) Sie werden somit beweisen, daß sie aus ihrer Auferstehung nicht den rechten Nutzen gezogen und keine rechte Wertschätzung dafür bekundet haben. Sie haben die herrliche Gelegenheit, die ihnen diese Auferstehung unter Gottes Königreich bot, falsch gebraucht. Das haben sie dadurch getan, daß sie schließlich wieder dazu übergegangen sind, Schlechtes zu verüben, und wegen dieses Laufes, den sie eingeschlagen haben, hat Jehova Gott ein ungünstiges Gericht an ihnen vollstreckt, was zu ihrer ewigen Vernichtung geführt hat.
Die Entfernung aller Bösen, sowohl Geistpersonen als auch Menschen, aus dem gesamten Reich des Lebens und des Daseins kommt gewiß. Dadurch werden der ganze Himmel und die ganze Erde für immer von aller Bosheit völlig rein werden. Gott, der Allmächtige, Jehova, kann diesen höchst wünschenswerten Zustand in der ganzen sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung herbeiführen und hat dies auch verheißen. Er wird es zu seiner bestimmten Zeit tun und dadurch sein Wort der Verheißung und seine Macht und Gewalt rechtfertigen. Alle lebenden Cherubgeschöpfe um Gottes Thron herum werden treu zustimmen, wenn schließlich Jehova Gott, der auf dem Thron sitzt, und seinem Lamm auf diese Weise Segen, Ehre, Herrlichkeit und Macht zugeschrieben werden; sie werden Amen dazu sagen.
30 Die 144 000 verherrlichten Christen, die von den vierundzwanzig älteren Personen dargestellt werden und die zu dieser siegreichen Stunde leben werden, werden der universellen Souveränität Jehovas Gottes ebenfalls treu sein. Sie werden vor dem Thron Jehovas Gottes niederfallen und Anbetung verrichten. Sie werden sein Lamm, den ‘Löwen, der vom Stamme Juda ist’, als den Geliebten anerkennen, den Gott, der Allmächtige, dazu gebraucht hat, dieses großartige, universelle Ergebnis herbeizuführen, das immerdar andauern soll.

Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet

Damit die schlechten Menschen gerichtet werden können, (gab) das Meer die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus. Diejenigen, die zum Zeitpunkt ihres Todes unerlöst sind, kommen unverzüglich, bei vollem Bewußtsein, an einen Ort, an dem sie bestraft werden und der im Alten Testament als „Scheol“ und im Neuen Testament als „Hades“ bezeichnet wird. Weder Scheol noch Hades sind ewig und dürfen daher nicht mit der Hölle gleichgesetzt werden, dem Ort der ewigen Strafe. Der Feuersee (V. 14 – 15) dagegen, der „Pfuhl von Feuer und Schwefel“ (Offb 19,20), ist identisch mit der Hölle (vgl. Mt 5,22.29-30; Mt 10,28; Mt 18,9; Mt 23,15.33; Mk 9,43.45.47; Lk 12,5; Jak 3,6). Diese „Gehenna“, wie es im Urtext heißt, war ursprünglich eine brennende Müllhalde im Hinnomtal, südlich von Jerusalem. Der Bedeutungshorizont des Begriffes geht jedoch weit über die geographische Bezeichnung hinaus und bezieht sich in der Bibel auf die ewige Strafe.
Die Aussage „der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus“ bedeutet, daß die Leiber der Unerlösten wieder mit ihrem Geist, der im Hades weilte, vereinigt wurden. Daß auch „das Meer“ seine Toten herausgab macht deutlich, daß jeder Leib, gleichgültig, wie verwest er ist, zum Gericht auferweckt wird.

Walvoord Bibelkommentar

Die Vision schreitet fort zum Gericht über die Ungerechten, wobei auch hier zu beachten wäre, dass es nur um die bösen Menschen geht, die während des Krieges starben. Es werden hier Tote gerichtet, nicht noch Lebende. Die bösen werden zerstört und in den feurigen Pfuhl geworfen, was hier nun als „der zweite Tod“ bezeichnet wird und permanente Zerstörung bedeutet.

Wolfgang Schneider – Buch der Offenbarung

Als Gläubige werden wir auferweckt werden, um in das Bild Christi verwandelt zu werden, und um niemals ins Gericht zu kommen. Andererseits wird der Ungläubige, der in seinen Sünden stirbt, auch in seinen Sünden auferweckt werden und Rechenschaft zu geben haben von allem, was er gesagt und getan hat, selbst von jedem unnützen Wort. So werden die Toten gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Niemand wird entfliehen können, denn selbst das Meer wird seine Toten hergeben müssen, die es so lange umschlungen gehalten hat. Auch der Tod und der Hades werden ihre Toten geben müssen. Der Tod scheidet die Seele von dem Leibe; der Leib sinkt ins Grab, während die Seele in den Hades geht, den Ort der abgeschiedenen Geister; aber in der Auferstehung wird die Seele wieder mit dem Leibe vereinigt. Tod und Hades finden ihr Ende vor dem großen weißen Thron, denn der erste Tod ist zunichte geworden dadurch, dass alle auferweckt worden sind. Dies führt den zweiten Tod ein, den Feuersee.

H.G. Moss -Das Buch der Offenbarung

Nach der Beschreibung des Gerichts folgt der Bericht über die zweite Auferstehung. Während die erste Auferstehung nur aus Gläubigen bestehen wird, wird die zweite Auferstehung nur aus Ungläubigen bestehen. Die beiden Auferstehungen werden durch eintausend Jahre getrennt sein. Genauso wie die erste Auferstehung in Stufen erfolgen soll (Jesus als Erstling, die Heiligen der Kirche, die Heiligen des Alten Testaments und dann die Heiligen des Trübsals), so wird auch die zweite Auferstehung in Stufen erfolgen. Die Erstlingsfrucht der zweiten Auferstehung wird der Antichrist sein, und sein Tod und seine Auferstehung wurden bereits beschrieben. Tausend Jahre nach der Auferstehung des Antichristen wird es die Auferstehung aller anderen Ungläubigen geben. Die toten Körper aller Ungläubigen werden auferweckt werden, um mit allen Seelen, die von der Hölle aufgegeben wurden, wieder vereint zu werden. Sie werden dann am Großen Weißen Thron auf der Grundlage ihrer Werke gerichtet werden.

Arnold Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias

Keiner kann hoffen (und keiner muss befürchten), dass er dieser Stunde entgehe, ob er nun einst auf den Meeresgrund gesunken oder von der sengenden Glut des Feuers verzehrt worden ist, ob er im Urwald, im Eis oder in der Wüste verschollen ist oder sonst irgendwo umgekommen: Alle sind sie nun wieder da. Keiner muss in »Abwesenheit verhandelt« werden. Keiner kann den großen Termin im Tod verschlafen. Keiner kann durch den Tod oder die Totenwelt zurück -, und dem Gericht Gottes vorenthalten werden.

Edition C

Depression drückt auf die Stimmung, Lob und Ermutigung bauen einen wieder auf.

Kummer im Herzen des Mannes beugt es nieder, aber ein gutes Wort erfreut es.
Elberfelder 1871 – Sprüche 12,25

Besorgnis im Mannesherzen, man dränge sie nieder,
eine gute Anrede überfreut sie schon wieder.
Buber & Rosenzweig – Sprüche 12:25

Ein erschreckendes Wort erschüttert das Herz eines gerechten Mannes,
gute Kunde aber erfreut ihn.
Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung – Sprüche 12,25

Den Vers 26 wurde ja schon einmal angesprochen

Wie heute auf dem Gebiet der Medizin und Psychologie wohlbekannt ist, kann Kummer einen Menschen niederdrücken (wörtl.: „einen Menschen niederbeugen“ oder ihn entmutigen). Ein freundliches Wort kann einen niedergedrückten, bekümmerten Menschen jedoch wieder aufrichten und ihn erfreuen (vgl. V. 18 ).

Walvoord Bibelkommentar

Ein von Kummer und Sorge niedergebeugtes Herz ist kraftlos. Denn ihm fehlt die Freude an dem Herrn, die unsere Stärke ist (Neh 8,10). Aber Gott ruft uns zu: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“ (Phil 4,6). Das ist ein „gutes Wort“, das ein kummervolles Herz „erfreut“.
Die Bibel ist voll von derart ermunternden Worten. Und es ist gut, wenn wir solche Verse immer wieder lesen, um sie uns einzuprägen. Dann können wir uns in trüben Tagen an ihnen erfreuen. Dann können wir aber auch anderen eine Hilfe sein, die unter depressiven Gedanken leiden. „Ein Wort zu seiner Zeit, wie gut!“ (Spr 15,23). Ein Sprichwort sagt: „Gib mir einen Kameraden, der mit mir weinen will. Einen, der mit mir lachen will, finde ich leicht.“
► Vielleicht kennst du jemand, dessen Herz niedergebeugt ist, weil er in Sündennot ist. Das ist eine Gelegenheit, ihm das Evangelium, die „gute Botschaft“, zu sagen. Das wird nicht nur in seinem Herzen, sondern auch im Himmel Freude hervorrufen.

Leben in Weisheit: Das Buch der Sprüche Vers für Vers praxisnah erklärt

Die Ursache und die Folge von Niedergeschlagenheit ist Kummer, der das Herz niederdrückt. Sie ist eine Last von Sorge, Furcht und Kummer für den Geist. Sie beugt ihn nieder. Sie macht ihn leer und lässt ihn sinken. Die Heilung für Niedergeschlagenheit ist ein gutes Wort von Gott, das, wenn man es im Glauben anwendet, das Herz erfreut. „Wirf dein Anliegen auf den HERRN, und er wird für dich sorgen“ (Ps 55,23). Das gute Wort von Gott, insbesondere das Evangelium, soll die Herzen derer erfreuen, die mühselig und beladen sind (Mt 11,28).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

»Kummer«, dǝᵓâgâh (nur noch belegt in Jos 22,24; Jer 49,23; Hes 4,16; 12,18.19) das zugrunde liegende Verb dâᵓag kommt in 1Sam 9,5; 10,2; Ps 38,19; Jes 57,11; Jer 17,8; 38,19; 42,16 vor), befällt alle Adamskinder, die Gerechten wie die Gottlosen, und Kummer im Herzen »drückt es nieder«. Wie kann es aufgerichtet werden? Oder eigentlich: Wer kann es aufrichten? David hat gelernt: »Jahwe richtet auf die Niedergebeugten« (Ps 146,8). Wie tut er es? Er tut es durch »ein gutes Wort« (siehe auch 15,23; 25,11), durch das Wort der Wahrheit, durch die heiligen Schriften der Propheten und der Apostel und durch die Söhne der Weisheit, welche diese Worte gehört und aufgenommen haben, im Herzen verwahren und sie zur rechten Zeit dem Gebeugten zum Trost sagen können (vgl. Jes 50,4).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Der Dienst der Ermutigung ist mehr als nur ein oberflächliches Wort weiterzugeben (Jak 2,15f.), sondern das gesprochene Wort ist immer noch ein wichtiger Aspekt der gegenseitigen Fürsorge. Gott handelt uns gegenüber durch Taten, die durch sein Wort ausgelegt werden.

Reformations-Studien-Bibel

Die Angst im Herzen des Menschen verursacht Depressionen, aber ein gutes Wort macht es froh.
Wir sollten Experten darin werden, Ermutigung zu geben. Die Welt hat mehr als genug von Neinsagern, Kritikern, Spöttern, Spöttern und Verleumdern. Ein „gutes Wort“ ist schwer zu finden; warum gibst du ihm nicht ein Zuhause in deinem Mund?

Die Charles F. Stanley Lebensprinzipien Bibel

Dieses Wort, statt av, rv’s heaviness, gibt den normalen Sinn des Heb. wieder; vgl. Josua 22,24. Ein gutes Wort ist weiter gefasst als die gute Nachricht, die die Ursache der Angst beseitigen würde, aber nicht immer möglich ist; ein gutes Wort gibt Mut, sich ihr zu stellen. Vgl. 18:14.

Proverbs: An Introduction and Commentary

Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Wert von Ermutigung und Führung. Ein rechtzeitiges und unterstützendes Wort kann den Geist von jemandem aufrichten, der von Sorgen oder ängstlichen Gedanken belastet ist (V. 25). Auf einer Ebene ist Vers 25 einfach eine Beschreibung der Auswirkungen von Angst auf eine Person, aber das positive Ergebnis eines ermutigenden Wortes ist eine implizite Aufforderung, eine solche Initiative zu ergreifen (auch der Kontrast zwischen den Verben „bedrücken“ und „aufmuntern/freuen“). Ein Gerechter kümmert sich auch um seinen Nächsten, indem er ihm einen gottgefälligen Lebensstil vorlebt und so Orientierung gibt (V. 26a, wörtlich: „ein Gerechter wird von seinem Nächsten aufgesucht“). Dies steht im Gegensatz zu den Bösen, deren Beispiel sie nur auf den falschen Weg führt (V. 26). Waltke (2004: 541) kommentiert: „Ein gutes Wort kommt von einem guten Menschen.

Tyndale Old Testament Commentaries

Die erste Zeile von Sprüche 12,25a braucht keine Erklärung. Die medizinische Wissenschaft und unsere eigene Erfahrung bestätigen die belastenden Auswirkungen der Angst. Das hebräische Wort für „ängstlich“ kann eine breite Palette von Gefühlen beschreiben, von der Sorge, die Vorsichtsmaßnahmen trifft (siehe Josua 22:24), bis zur Verzweiflung, die die Hoffnung aufgibt (siehe Hesekiel 4:16; 12:18-19). Ein freundliches Wort (ein „gutes Wort“; Spr 12,25) ist gut in seiner Qualität (dem Anlass angemessen und moralisch richtig) und gut in seiner Wirkung (es hebt die Last auf). „Ein gutes Wort ist weiter als die gute Nachricht, die die Ursache der Angst beseitigen würde, aber nicht immer möglich ist; ein gutes Wort gibt Mut, sich ihr zu stellen.“ Um den Kontrast zwischen beschwert … nieder und muntert … auf zu verstärken, wählt der Autor zwei ähnlich klingende Wörter. Unsere Worte sollten genauso sorgfältig gewählt werden, um jemandes ängstliches Herz zu beruhigen.

Sprüche: ein Bibelkommentar in der wesleyanischen Tradition

Die Angst im Herzen eines Menschen drückt ihn nieder, aber ein freundliches Wort muntert ihn auf.
(Mishlei 12:25)
Ängste – jedes Leben hat seinen Anteil. Mütter sorgen sich um ihre Kinder. Väter machen sich Sorgen, ob sie über die Runden kommen. Arbeiter haben Angst, ihren Job zu verlieren. Schulkinder sorgen sich um ihre Noten und darum, vor ihren Mitschülern gut dazustehen. Senioren sorgen sich um ihr festes Einkommen und um den Verfall ihrer Gesundheit. In vielen Teilen der Welt sorgen sich die Menschen um Nahrung und Unterkunft für sich und ihre Familien.
Kohelet, der weise Mann in Prediger, drückt mit ergreifender Schönheit aus, wie deprimierend das Leben ist: „Alles ist ermüdend, mehr als man ausdrücken kann; das Auge wird nicht satt vom Sehen, das Ohr nicht satt vom Hören“ (Prediger 1,8). Er sagt auch: „Denn in viel Weisheit ist viel Kummer; je mehr Wissen, desto mehr Leid“ (Prediger 1:18). Nichts in diesem Leben befriedigt letztendlich. Sogar Gottes Diener haben mit Schmerz und Kummer zu kämpfen. Wie Jeschua zu seinen Jüngern sagte: „In der Welt habt ihr tsuris [Schwierigkeiten]“ (Johannes 16:33).
Weil das Leben so anstrengend ist, brauchen wir alle von Zeit zu Zeit etwas Ermutigung. Angst, sagt Salomo, drückt uns nieder. Das hebräische Wort für Angst ist de’agah, von der Wurzel d’ag, die sich als Verb auf Furcht oder Sorge bezieht. Ein gutes Schlagwort aus unserer Kultur wäre vielleicht Stress.
Angst (Stress) belastet die Menschen (yashchenah) oder lässt sie unter dem Druck zusammenbrechen. Im Volksmund sagen wir, dass Sorgen uns beschweren, dass sie eine schwere Last sind oder dass sie eine Last auf unserem Rücken oder auf unseren Schultern sind. Lasten verlangsamen uns und beeinträchtigen unsere Bewegungs- und Funktionsfähigkeit. Depressionen, Ängste, Enttäuschungen und Verzweiflung beeinträchtigen uns auf ähnliche Weise.
Wenn du einen Freund oder eine Freundin mit einer schweren Last auf dem Rücken gehen siehst und merkst, dass es ihm oder ihr nicht gut geht, würdest du wahrscheinlich versuchen zu helfen. Genauso lehrt uns die Weisheit, dass wir denen helfen sollten, die im Geiste beschwert sind.
Das geht am besten mit einem freundlichen Wort, einem davar tov (wörtlich: ein „gutes Wort“). Eine einfache Aussage wie „Du bist mir wichtig“ kann Wunder bewirken. Ein einfaches „Schön, dich zu sehen, ich hoffe, es geht dir gut“ oder sogar die Frage „Geht es dir gut?“ kann jemandem eine Last von den Schultern nehmen.
Oft hilft es uns, wenn wir eine große oder kleine Prüfung durchmachen, zu wissen, dass andere uns verstehen und sich um uns sorgen. Kohelet sagt, dass eine „dreifache Schnur nicht leicht zu zerreißen ist“ (Prediger 4,12), und es ist wahr, dass wir unsere Probleme lieber mit anderen als allein bewältigen.
Manchmal machen wir den Fehler, dass wir versuchen, genau die richtigen Worte zu finden, um jemanden zu trösten, der trauert. Oftmals, wie zum Beispiel nach dem Tod eines geliebten Menschen, wirken Worte, die nach einer kleinen Prüfung tröstlich klangen, jetzt wie abgedroschene Plattitüden, leer und unaufrichtig. „Mit Gottes Hilfe wirst du es schaffen“, ist kein guter Spruch für einen kürzlich Verstorbenen. Gott hat es nicht leicht gemacht, den Tod zu ertragen. Als Jeschua hier war, hasste er den Tod noch mehr als wir, wie seine Reaktion auf den Tod von Lazarus beweist (siehe Johannes 11). Es ist viel besser, einer trauernden Person zu sagen: „Es tut mir so leid, ich werde an dich denken und für dich beten“, oder auch nur: „Er war ein besonderer Mensch, und wir werden ihn alle vermissen.“
Zu anderen Zeiten, wenn die Menschen einfach nur niedergeschlagen sind, brauchen sie eine einfache Ermutigung. „Du leistest wirklich großartige Arbeit, und ohne dich würden wir es hier schwer haben“, kann jemanden für ein paar Stunden aufrichten.
Das gute Wort, der davar tov, ist in verschiedenen Situationen unterschiedlich. In erster Linie geht es darum, den Niedergeschlagenen Mut zu machen, die Hinterbliebenen mit Fürsorge und Mitgefühl zu trösten und andere wissen zu lassen, dass wir in den Schwierigkeiten des Lebens bei ihnen sind. In dieser gefallenen Welt können wir kleine Hoffnungsschimmer für andere sein. Was für ein Privileg und was für eine Freude ist es, einem anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

A Messianic Commentary on Proverbs: Sprichwörtliche Weisheit und gesunder Menschenverstand