Eine Geschichte von zwei Söhnen

Hier finden wir auch eine 5-teilige Ansprache von John Angelina zu dem Thema: „Eine Geschichte von zwei Söhnen“

 

hier die Notizen davon, die auf seiner Seite ebenfalls zu jedem Vortrag zur Verfügung stehen:

 

Eine Geschichte von zwei Söhnen

Die meisten Menschen heutzutage kennen auszugsweise die Geschichte des “verlorenen Sohnes. Shakespeare übernahm einige Teile der Handlung dieses Gleichnisses und adaptierte sie in „Der Kaufmann von Venedig“. Opern und Ballettaufführungen wurden geschrieben basierend auf dieser Handlung und die größten Museen der Welt stellen viele Gemälde von Rembrandt, Rubens, Dürer und vielen anderen großen Künstlern aus, die von dieser Geschichte inspiriert wurden.  Charles Dickens nannte die Geschichte des verlorenen Sohnes die großartigste Kurzgeschichte, die jemals erzählt wurde.

 

Was macht die Wahrheit dieser Geschichte so attraktiv und was ist die Botschaft für uns heute?

 

Obwohl diese Geschichte nur 3 Hauptpersonen hat, ist dieses Gleichnis ein Spiegel für jedes menschliche Herz und Gewissen. Wir alle können uns darin wiederfinden.

 

  • Für den Gläubigen – Der Verlorene Sohn ist eine Erinnerung daran, wer wir sind und wie sehr wir die Gnade Gottes benötigen.
  • Für solche, die sich ihrer eigenen Schuld bewusst sind, aber noch nicht zum Glauben gekommen sind, ist der Verlorene Sohn eine Warnung dafür, welchen Lohn wir empfangen werden, wenn wir unsere eigenen Wege gehen.
  • Durch den älteren Bruder werden wir daran erinnert, dass weder religiöses Verhalten noch anständiges Benehmen die persönliche Buße und den Glauben an Gott ersetzen kann.
  • Durch die Liebe und die Vergebung des Vaters sehen wir die unerschöpfliche Gnade und Güte Gottes.
  • Das Gleichnis

 

Lukas 15:11-32 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere sprach zum Vater: Gib mir, Vater, den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange darnach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit liederlichem Leben.

Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine zu hüten. Und er begehrte, sich zu sättigen mit den Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.

Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater.

Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen, lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen!  Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringet eilends das beste Feierkleid her und ziehet es ihm an, und gebet ihm einen Ring an die Hand und Schuhe an die Füße; und bringet das gemästete Kalb her und schlachtet es; lasset uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. –

Aber sein älterer Sohn war auf dem Felde; und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Tanz. Und er rief einen der Knechte herbei und erkundigte sich, was das sei. Der sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Dirnen verschlungen hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet! Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Man musste aber fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden!

 

Ein Gleichnis ist eine Geschichte, die uns geistliche Einsicht durch ein natürliches Beispiel gibt. In der Bibel steht, dass das „Volk oder der gewöhnliche Mensch“ ihn gerne hörte

(Mk 12,37). Er redete ihre Sprache und reflektierte ihre Kultur.

 

Wir werden erst dann die ganze Bedeutung dieses Gleichnisses für uns begreifen können, wenn wir die Ideale und Einstellungen verstehen, die diese Kultur geformt haben.

 

Es ist der „kulturelle Zusammenhang“, der uns hilft, uns mit der Geschichte zu identifizieren und in der Fülle dieser Wahrheiten zu leben.

 

  • Der Hintergrund und das Szenario

 

Zu diesem Zeitpunkt war Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Er wusste, dass es dort sein würde, wo die religiösen Leiter jener Zeit ihn in die Hände der Römer geben würden um ihn zu töten. Seit fast drei Jahren hatte Jesus Konflikte mit den Schriftgelehrten und Pharisäern.

 

Schriftgelehrte:  Professionelle Kopierer, Verfasser und Ausleger des Gesetzes.   Pharisäer:  Sehr gesetzliche religiöse Leiter. Sie glaubten, der Weg Gottes Gunst zu erlangen, war durch Verdienst. Sie waren bekannt für ihre Selbstgerechtigkeit und sie verachteten jeden, der nicht ihren Standard erfüllte.

Sie waren auch sehr heuchlerisch und ihnen war die öffentliche Zurschaustellung ihrer religiösen Aufgaben wichtiger als ihre private Hingabe.

 

Matt 23:27-28 Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr seid wie die gepflegten Grabstätten: von außen sauber und geschmückt, so dass man gern hinsieht; aber innen ist alles voll stinkender Verwesung. Ihr wollt vor den Leuten als die Gerechten dastehen, aber in Wirklichkeit seid ihr voller Bosheit und Heuchelei.

 

 

  • Jesus – Freund der Sünder

 

Was die Schriftgelehrten und Pharisäer vermutlich am meisten an Jesus hassten, war, dass er mit Menschen wie Steuereintreibern und Sündern Gemeinschaft hatte.

Er lud alle ein, die gerne kommen wollten und sie kamen!!!

 

Lk 15,1-2 …es pflegten ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören.

Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen!

 

In der damaligen Kultur war es ein Ausdruck der gegenseitigen Annahme, wenn man zusammen saß, um gemeinsam zu essen. In den Augen der religiösen Führer durften anständige Leute mit Sündern keine Tischgemeinschaft haben.

 

Ihre Empörung über diese Situation war der Anlass für Jesus „Die drei Gleichnisse“ zu erzählen. Der Inhalt jedes dieser drei Gleichnisse ist es, die Liebe Gottes für alle Menschen aufzuzeigen und zugleich die Heuchlerei der Schriftgelehrten und Pharisäer aufzudecken.

 

Lukas 15:3  Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:..

 

In den Augen von jemandem, der mit der jüdischen Kultur des ersten Jahrhunderts vertraut war, war die Vorstellung, dass Gott Sünder mit offenen Armen annehmen und ihnen vergeben würde, schockierend und revolutionär. Die meisten dachten, dass Gott einen Sünder mit strenger Missbilligung betrachten würde und deshalb ein Sünder hart arbeiten müsse, um sich selbst zu erlösen.

 

Stell dir mal die Erschütterung vor, die durch die Menge ging, als Jesus in diesen drei Gleichnissen erklärte, dass Gott nicht nur diejenigen annimmt, die verloren waren, sondern vielmehr ihnen sogar nachgeht und sich darum bemüht, sie zu finden. Und dann lässt er eine Bombe platzen, indem er sagt, dass „Freude im Himmel ist über einen Sünder, der Buße tut“.

 

  • Das verlorene Schaf

 

Luke 15:3-7 Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und eins von ihnen verliert, der nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und dem verlornen nachgeht, bis er es findet? Und  wenn er es gefunden hat, nimmt er es auf seine Schulter mit Freuden; und wenn  er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war! Ich sage euch, also wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

 

Für die Menschen dieser Zeit, die wussten, dass Gott Sünde hasst, war die Botschaft, dass Gott nach dem verlorenen Schaf Ausschau hält, es findet und nach Hause bringt, ein radikal neues Bild von Gott. Das Bild hier ist nicht so, dass das Schaf aus seiner eigenen Kraft nach Hause kehren muss, sondern dass es von einem Hirten aufgehoben und getragen wird, der voller Freude und Glück ist anstatt voller Ärger und Enttäuschung.

 

 

Eines der ersten christlichen Symbole, noch vor dem des Kreuzes, war das Symbol eines Hirten, der ein Schaf auf seinen Schultern trägt.

 

  • Die verlorene Münze

 

Lukas 15:8-10 Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, wenn sie eine Drachme verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und spricht: Freuet euch mit mir; denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte! Also, sage ich euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.

 

Bevor sich die Menge vom Schock des ersten Gleichnisses erholen konnte, erzählt Jesus das zweite, ein ähnliches Gleichnis, aber dieses Mal ist es eine Frau, die nach etwas Verlorenem sucht. Jeder kann sich die Freude vorstellen, die man empfindet, wenn man etwas wirklich Wertvolles wiedergefunden hat.

 

Aber zum großen Erstaunen sagte Jesus, dass jeder wertvoll für Gott ist.

 

Diese beiden Gleichnisse offenbaren Christus als denjenigen, der das sucht, was verloren ist und beide zeigen die Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut.

Aber in der dritten Geschichte lernen wir, was wahre Buße ist.

 

In der dritten Geschichte haben wir nicht nur den verlorenen Sohn (der das repräsentiert, was verloren ist) und die Freude im Haus des Vaters (die Freude über einen, der Buße tut), sondern wir haben noch einen dritten, neuen Gedanken: den älteren Bruder, der gekränkt und kritisch ist und nur auf sich selbst und seine Errungenschaften fokussiert ist.

 

An diesem Punkt der Geschichte enthüllt Jesus schließlich, was er aufzeigen wollte; die richtende, heuchlerische und selbstgerechte Einstellung der religiösen Leiter.

 

 

Eine Geschichte von zwei Söhnen  – Teil 2

 

  • Der Verlorene

 

Lk 15,12   Und der jüngere sprach zum Vater: Gib mir, Vater, den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen das Gut.

 

Dieser Sohn repräsentiert einen Lebensstil der Verschwendung und der Genusssucht. Wenn ein Sohn in dieser Kultur das Erbe vorzeitig ausbezahlt haben wollte, sagte er damit:

„Vater, ich wünschte, du wärst tot“. Das ist der erste große Schock in dieser Geschichte.

Das fünfte Gebot verlangte seine Eltern zu ehren – das war ein herrschendes Gesetz. Indem er so eine Forderung stellte, machte er gleichzeitig die Aussage: „Ich möchte aus dieser Familie heraus“.

 

So wie das ländliche Leben in diesen Tagen war, war es ganz normal, dass jeder im Dorf über die Dinge den anderen Bescheid wusste. Es wurde erwartet, dass er in Ungnade beim Vater fallen würde oder er seinen Sohn sogar als tot für die Familie erklären würde. Anstatt das zu tun, gibt ihm der Vater seinen Anteil. Das ist der zweite Schock in dieser Geschichte.

 

Durch die damaligen Wertvorstellungen wurde das Verhalten des Vaters als schwach und beschämend angesehen. Für die Pharisäer war das Verhalten des Vaters vermutlich noch beschämender als das des Sohnes.

Die Reaktion des Vaters beschreibt die Liebe unseres himmlischen Vaters. In der gleichen Art und Weise wie der Vater seinem jüngeren Sohn seinen Anteil gab, wissend, dass er ihn verschwenden würde, so ist es auch mit Gott; obwohl Er weiß, wie egoistisch wir sind, gibt er uns die Freiheit zu wählen – selbst dann, wenn es bedeutet, dass wir uns nicht für Ihn entscheiden.

 

In der gleichen Weise erträgt dieser Vater die Scham und erwartet die Freude, dass sein Sohn vielleicht wieder zurückkehrt. Genauso ging es Jesus:

 

Hebr 12,2 …im Aufblick auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete, die Schande nicht achtete und sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat.

 

  • Ein verschwendetes Leben

 

Lk 15,13     Und nicht lange darnach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit liederlichem Leben.

 

Die Aussage “und nicht lange darnach” vermittelt, dass der jüngere Sohn es gar nicht abwarten konnte, soweit wie möglich von zu Hause weg zu sein. Egal, was es kostet, läuft er davon und ist endlich frei. Hier wiederum malt Jesus ein Bild, das alle verstehen konnten. Als die,  die um ihn herum waren, die Aussage „in ein fernes Land“ hörten, begriffen sie, was das be- deutete. Es war undenkbar in dieser Kultur für einen jungen jüdischen Mann, freiwillig in ein heidnisches Land zu ziehen, um dort zu leben. Für die Zuhörer war dieser junge Sohn der Böse in dieser Geschichte. Noch weiter konnte man sich nicht mehr von dem entfernen, was in ihrer Kultur Ehre und Anstand ausmachte. Für das Denken der  Pharisäer war jetzt eine Vergebung nicht mehr möglich.

 

Während die ganze Aufmerksamkeit auf den verlorenen Sohn gerichtet ist, stellt sich nun die Frage: “wo ist der ältere Bruder in all dem”? Die Tatsache, dass er gar nicht erwähnt wird, offenbart viel über seinen Charakter.

 

  • Warum versuchte er nicht,  die Ehre seines Vaters zu verteidigen?
  • Warum versuchte er nicht, seinen jüngeren Bruder zur Vernunft zu bringen?
  • Warum protestierte er nicht, als der Vater das Erbe so früh verteilte?

 

Die Antwort ist klar: Die Beziehung des älteren Bruders mit seinem Vater war genauso schlecht wie die des jüngeren, aber er freute sich, dass er sich nehmen konnte, was ihm zu- stand, er zu Hause bleiben konnte und die Rolle des treuen Sohnes spielen konnte, obwohl die ganze Zeit in seinem Herzen Hass gegenüber seinem Vater war.

 

Beide Söhne kümmerten sich mehr um den Reichtum des Vaters als um den Vater selbst.

  • Das Vergnügen der Sünde für eine gewisse Zeit

 

Die Bibel redet über den Genuss der Sünde (Hebr 11,24-25), aber er ist immer nur für eine bestimmte Zeit. Das Endresultat der Sünde ist immer Verlust und Schmerz, und das ist genau das, was hier gleich geschehen wird. Nicht nur das Erbe ist schnell ausgegeben, sondern das Unerwartete kommt – die Hungersnot.

 

  • Die hohen Kosten des niedrigen Lebens –  Die Party ist vorbei

 

Spr.  20,21 Ein Erbe, das man zuerst kaum erwarten mag, wird schließlich nicht gesegnet sein.

 

Lk 15,14-16 Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine zu hüten. Und er begehrte, sich zu sättigen mit den Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.

 

Der Weg, den dieser junge Mann wählte, wurde nun zu einer Autobahn der Zerstörung, aber anstatt das Richtige zu tun und nach Hause zu gehen, macht er einen neuen Plan. Dadurch konnte er vermeiden zuzugeben, dass er falsch gehandelt hatte und musste sich nicht dem Schmerz seines Vaters stellen, den er verursacht hatte. Nach Hause zu gehen bedeutete: Verantwortung zu übernehmen,  Rechenschaft abzulegen, unter Autorität zu leben – all’ das, vor dem er geflüchtet war.

 

Die Aussage “hängte sich an die Bürger jenes Landes”, war der nächste Schock für die Zuhörer. Sie verstanden, was mit „ein Bürger“ gemeint war – das ist der Hinweis auf einen Heiden, von dem der verlorene Sohn betteln musste und die Vorstellung, dass ein jüdischer Sohn die Schweine füttern musste, war undenkbar. Es ist ganz eindeutig, dass dies eine Beleidigung und eine Schande für diesen jungen Mann war, diesen Job anzunehmen, aber er sah keinen anderen Ausweg.

 

 

Gerade dann, wenn du denkst, die Geschichte kann nicht noch schlimmer werden, wird sie es. Erinnere dich daran, wie alles begann: die Schriftgelehrten und Pharisäer waren aufgebracht, weil Jesus die Sünder annahm und mit ihnen aß. Nun, dieser verlorene Sohn war jetzt so tief gesunken, dass er wahrscheinlich mit den Schweinen aß. In den Augen derer, denen Jesus diese Geschichte erzählte, war der einzige Ort, der noch schlimmer war, die Hölle selbst und in ihren Augen gehörte er jetzt genau dahin.

 

Bevor wir auf den verlorenen Sohn herabsehen, müssen wir uns selbst anschauen. Zu sündigen bedeutet, Gott nicht nur als unseren Schöpfer zu verleugnen, sondern Ihm auch den Platz als liebenden und fürsorglichen Vater zu verweigern. Sünde zwingt uns Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun würden.

 

Wir sind alle verlorene Söhne und Töchter

 

Wir sind alle schuldig der Zügellosigkeit und der unbeherrschten Lust            Eph 2,1-3

 

 

 

  • Die Heimkehr des verlorenen Sohnes

 

Lk 15,17-20 Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen, lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

 

Die Aussage “er kam zu sich selbst” vermittelt das Bild, dass er sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht unter Kontrolle hatte. Was für ein Bild für eine Gesellschaft, die hemmungslos lebt und in der jeder das tut, was in seinen Augen richtig ist. Klingt wie unsere Generation!

 

Zu diesem Zeitpunkt waren die Zuhörer wieder kurz davor geschockt zu werden. Wir müssen die Geschichte mit ihren Augen sehen:

 

  • Sie waren Menschen, die sich selbst vertrauten.

 

Lk 18,9       Er sagte aber auch zu etlichen, die sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten,

 

In ihren Augen war Hass auf jemanden wie den verlorenen Sohn gerechtfertigt. Sie waren der Überzeugung, dass es keine Rettung mehr für ihn gab und sie würden sich darüber freuen, dass er für sein Verhalten leiden müsste. An diesem Punkt der Geschichte fordert Jesus ihr religiöses System plötzlich heraus.

 

  • Wahre Buße

 

Der erste Schritt der Rückkehr des verlorenen Sohns beginnt damit, dass er einen ehrlichen Blick auf seine Situation wirft, die Realität dessen, was aus ihm geworden ist anschaut, die Verantwortung dafür übernimmt und demütig genug ist zurück zu gehen, zu jemandem, der ihm helfen kann.

 

Zügelloses Leben (die Sünde des verlorenen Sohn’s) verheißt immer Freiheit von Verantwortung und moralischer Einschränkung, aber die Wahrheit ist, es bringt immer eine schlimmere Art von Sklaverei mit sich.

 

Seine einzige Hoffnung: “Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger”!

 

Das griechische Wort, das hier für Tagelöhner benutzt wird bedeutet gemietete Diener, – die niedrigsten Arbeiter auf einer Wirtschaftsskala – sogar niedriger als Sklaven. Die Erinnerung an die Freundlichkeit des Vaters zu diesen Arbeitern gibt ihm Hoffnung in sein Herz. Die Offenbarung dieser Realität und das Licht der Wahrheit, dass sein Vater tatsächlich anders ist als er ihn bisher gesehen hat, bringt ihn zur Buße.

 

Das griechische Wort für Buße im N.T. ist “metanoia” und bedeutet buchstäblich eine Veränderung des Sinnes – eine Umkehr des Denkens. Es beinhaltet, eine ganz neue Sicht Dinge zu sehen.

 

An diesem Punkt der Geschichte sind sich die Zuhörer einig: wenn der verlorene Sohn überhaupt noch eine Chance zur Vergebung hat, dann nur wenn er lebenslang dafür schuftet.

 

Wegen der Familienehre konnte dieser Sohn nur erwarten wie ein toter Mann behandelt zu werden – total abgelehnt und vergessen.

 

Buße ist mehr als ein einfaches Bedauern etwas zu verlieren oder nur ein intellektuelles Zu- stimmen; wahre Buße ist ein demütiger Geist.

 

Hebr 12,17 Denn ihr wisset, dass er (Esau) nachher, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obschon er den Segen mit Tränen suchte.

 

Judas – nachdem er realisiert hat, was er getan hat, gab das Geld mit Tränen zurück, aber er tat nie Buße. Stattdessen brachte er sich um. David auf der anderen Seite ist ein Beispiel für wahre Buße.

 

Ps 51,12-14 Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott; erneuere mich und gib mir Beständigkeit! Stoße mich nicht von dir und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! Schenk mir Freude über deine Rettung und mach mich bereit, dir zu gehorchen! Dann will ich den Gottlosen deine Wege zeigen, damit sie zu dir zurückfinden.

 

An diesem Punkt der Geschichte haben die Zuhörer keine Vorstellung von Barmherzigkeit, die so groß ist, dass vollkommene Vergebung und sofortige Wiederherstellung beinhaltet, sogar bevor der Sünder irgendeine Arbeit getan hat.

 

 

Eine Geschichte von zwei Söhnen – Teil 3
Oder – Die zwei verlorenen Söhne

 

Ein Gleichnis ist eine Geschichte, die uns geistliche Einsicht durch ein natürliches Beispiel gibt.

 

Es ist der „kulturelle Zusammenhang“, der uns hilft, uns mit der Geschichte zu identifizieren und in der Fülle dieser Wahrheiten zu leben.

 

  • Der Hintergrund und das Szenario

 

Zu diesem Zeitpunkt war Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Er wusste, dass es dort sein würde, wo die religiösen Leiter jener Zeit ihn in die Hände der Römer geben würden, um ihn zu töten. Seit fast drei Jahren hatte Jesus Konflikte mit den Schriftgelehrten und Pharisäern.

 

  • Jesus – Freund der Sünder

 

Lk 15,1-2 Viele Zollbeamte und andere verrufene Leute kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hören. Empört zischten die Pharisäer und Schriftgelehrten: «Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Und nicht genug, dass er mit ihnen redet: Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!»

 

In der damaligen Kultur war es ein Ausdruck der gegenseitigen Annahme, wenn man zusammen saß, um gemeinsam zu essen.

 

Ihre Empörung über diese Situation war der Anlass für Jesus  „Die drei Gleichnisse“ zu er- zählen.

 

Lk 15,3      Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:

 

  • Das verlorene Schaf  Lk 15,3-7

 

Eines der ersten christlichen Symbole, noch vor dem des Kreuzes, war das Symbol eines Hirten, der ein Schaf auf seinen Schultern trägt.

 

  • Die verlorene Münze  Lk 15,8-10

 

Aber zum großen Erstaunen sagte Jesus, dass jeder wertvoll für Gott ist.

 

Diese beiden Gleichnisse offenbaren Christus als denjenigen, der das sucht, was verloren ist und beide zeigen die Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut.

 

  • Der jüngere Sohn

 

Lk 15,11-12  Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere sprach zum Vater: Gib mir, Vater, den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen das Gut.

 

 

Dieser Sohn repräsentiert einen Lebensstil der Verschwendung und der Genusssucht. Wenn ein Sohn in dieser Kultur das Erbe vorzeitig ausbezahlt haben wollte, sagte er damit:

„Vater, ich wünschte, du wärst tot“. Das ist der erste große Schock in dieser Geschichte.

 

Durch die damaligen Wertvorstellungen wurde das Verhalten des Vaters als schwach und beschämend angesehen.

 

Für die Pharisäer war das Verhalten des Vaters vermutlich noch beschämender als das des Sohnes.

 

  • Ein verschwendetes Leben

 

Lk 15,13     Und nicht lange darnach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit liederlichem Leben.

 

Die Aussage “und nicht lange darnach” vermittelt, dass der jüngere Sohn es gar nicht ab- warten konnte, soweit wie möglich von zu Hause weg zu sein.

 

Während die ganze Aufmerksamkeit auf den jüngeren Sohn gerichtet ist, stellt sich nun die Frage: “wo ist der ältere Bruder in all dem”? Die Tatsache, dass er gar nicht erwähnt wird, offenbart viel über seinen Charakter.

 

  • Warum versuchte er nicht,  die Ehre seines Vaters zu verteidigen?
  • Warum versuchte er nicht, seinen jüngeren Bruder zur Vernunft zu bringen?
  • Warum protestierte er nicht, als der Vater das Erbe so früh verteilte?

 

Beide Söhne kümmerten sich mehr um den Reichtum des Vaters als um den Vater selbst.

 

  • Das Vergnügen der Sünde für eine gewisse Zeit

 

Die Bibel redet über den Genuss der Sünde (Hebr 11,24-25), aber er ist immer nur für eine bestimmte Zeit. Das Endresultat der Sünde ist immer Verlust und Schmerz, und das ist genau das, was hier gleich geschehen wird. Nicht nur das Erbe ist schnell ausgegeben, sondern das Unerwartete kommt – die Hungersnot.

 

  • Die hohen Kosten des niedrigen Lebens –  Die Party ist vorbei

 

Spr.  20,21 Ein Erbe, das man übereilt an sich reißt, wird am Ende nicht gesegnet sein.

 

 

 

Lk 15,14-16 Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine zu hüten. Und er begehrte, sich zu sättigen mit den Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.

 

 

Der Weg, den dieser junge Mann wählte, wurde nun zu einer Autobahn der Zerstörung, an- statt das Richtige zu tun und nach Hause zu gehen. Nach Hause zu gehen bedeutete: Verantwortung zu übernehmen,  Rechenschaft abzulegen, unter Autorität zu leben – all‘ das, vor dem er geflüchtet war.

 

Zu sündigen bedeutet, Gott nicht nur als unseren Schöpfer zu verleugnen, sondern Ihm auch den Platz als liebenden und fürsorglichen Vater zu verweigern.

Sünde zwingt uns Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun würden.

 

Wir sind alle verlorene Söhne und Töchter.

 

Wir sind alle schuldig der Zügellosigkeit und der unbeherrschten Lust.             Eph 2,1-3

 

Teil 3 – Was ist wahre Buße?

 

  • Die Heimkehr des verlorenen Sohnes

 

Lk 15,17-20 Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater.

 

Die Aussage “er kam zu sich selbst” vermittelt das Bild, dass er sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht unter Kontrolle hatte. Was für ein Bild für eine Gesellschaft, die hemmungslos lebt und   in der jeder das tut, was in seinen Augen richtig ist. Klingt wie unsere Generation!

 

Wir müssen die Geschichte mit ihren Augen sehen: Sie waren Menschen, die sich selbst vertrauten.

 

Lk 18,9       Er sagte aber auch zu etlichen, die sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten,

 

In ihren Augen war Hass auf jemanden wie den verlorenen Sohn gerechtfertigt. Sie waren der Überzeugung, dass es keine Rettung mehr für ihn gab und sie würden sich darüber freuen, dass er für sein Verhalten leiden müsste. An diesem Punkt der Geschichte fordert Jesus ihr religiöses System plötzlich heraus.

 

  • Wahre Buße

 

Der erste Schritt der Rückkehr des verlorenen Sohns beginnt damit, dass er einen ehrlichen Blick auf seine Situation wirft, die Realität dessen, was aus ihm geworden ist anschaut, die Verantwortung für sein Handeln übernimmt und demütig genug ist, sich an jemanden zu wenden, der ihm helfen kann.

 

Zügelloses Leben (die Sünde des verlorenen Sohns) verheißt immer Freiheit von Verantwortung und moralischer Einschränkung, aber die Wahrheit ist, es bringt immer eine schlimmere Art von Sklaverei mit sich.

 

 

Seine einzige Hoffnung: “Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger”!

 

Tagelöhner waren die niedrigsten Art von Arbeitern – sogar noch niedriger als Sklaven. Die Erinnerung an die Freundlichkeit des Vaters zu diesen geringsten Arbeitern gibt seinem Herzen einen Hoffnungsschimmer. Das Erkennen seines wahren Zustandes und das Licht der Wahrheit, dass sein Vater tatsächlich anders ist als er ihn bisher gesehen hat, bringt ihn zur Buße.

 

Das griechische Wort für Buße im N.T. ist “metanoia” und bedeutet buchstäblich eine Veränderung des Sinnes – eine Umkehr des Denkens. Es beinhaltet eine ganz neue Sicht Dinge zu sehen.

 

An diesem Punkt der Geschichte sind sich die Zuhörer einig: wenn der verlorene Sohn überhaupt noch eine Chance zur Vergebung hat, dann nur wenn er lebenslang dafür schuftet, um seine Schuld zu sühnen.

 

Wegen der Familienehre konnte dieser Sohn nur erwarten wie ein toter Mann behandelt zu werden – total verstoßen und vergessen.

 

Buße ist mehr als das einfache Bedauern des Schadens oder ihn nur intellektuell anzuerkennen; wahre Buße bedeutet, sich zu demütigen.

 

Hebr 12,17 Denn ihr wisset, dass er (Esau) nachher, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obschon er den Segen mit Tränen suchte.

 

Judas – nachdem er erkannt hatte, was er getan hatte, gab er das Geld mit Tränen zurück, aber er tat nie Buße, stattdessen nahm er sich das Leben.

 

David auf der anderen Seite ist ein Beispiel für wahre Buße.

 

Ps 51,12-14 Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott; erneuere mich und gib mir Beständigkeit! Stoße mich nicht von dir und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! Schenk mir Freude über deine Rettung und mach mich bereit, dir zu gehorchen!

Dann will ich den Gottlosen deine Wege zeigen, damit sie zu dir zurückfinden. An diesem Punkt der Geschichte haben die Zuhörer keine Vorstellung von Barmherzigkeit,  die so groß ist, dass vollkommene Vergebung und sofortige Wiederherstellung beinhaltet ist, sogar bevor der Sünder irgendetwas dafür getan hat.

 

  • Was jeder erwartete

 

An diesem Punkt der Geschichte erwarten die Pharisäer, dass dieser Sohn das bekommt, was er verdient hat. Ihre einzige Frage ist: wie hart würde der Vater seinen Sohn bestrafen? In einer Kultur, in der Ehre sehr hoch geachtet wurde, wäre es nicht ungewöhnlich gewesen, dass der Vater sich sogar weigert seinen Sohn zu sehen.

 

 

Lk 15,20   Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

 

Es ist offensichtlich, dass der Vater immer wieder Ausschau nach seinem Sohn hielt. Das Mitgefühl des Vaters kommt zum Ausdruck, indem er ihm, noch bevor er ins Dorf kommt, entgegenläuft. Er schützt ihn vor der Verachtung der Menschen.

 

Zu laufen war unerhört für einen Adeligen. Kinder und Diener laufen, aber nicht Männer, die Ansehen haben. Diese Handlung des Vaters war ein Skandal. Sie war so schockierend, dass sie sogar anstößiger war als die Sünde des Sohnes.

 

Lk 15,21-22 Doch der Sohn bekannte: `Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir.

Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.‘

Sein Vater aber befahl den Knechten: `Beeilt euch! Holt den schönsten Anzug, den wir im Hause haben, und gebt ihn meinem Sohn. Bringt auch einen kostbaren Ring und Schuhe für ihn!

 

Der Sohn war bereit die Füße des Vaters zu küssen, stattdessen küsst der Vater das Haupt seines Sohnes, das nach Schweinen riecht. Was für ein wunderbares Bild für Vergebung, das uns hier durch das Evangelium gegeben wird.

 

  • Einer muss zahlen

 

Der Junge hatte nichts getan, was Sühne für seine Sünden gewesen wäre und doch war sein Vater voller Vergebung und hielt nichts zurück. Noch bevor er sein Schuldbekenntnis zu Ende bringen konnte, hatte der Vater ihm schon vergeben und wiederhergestellt. Das war eine direkte Aussage zur falschen Vorstellung, die die Zuhörer über Gott hatten.

 

Es ist nicht so, dass Gott einfach wegschaut, wenn wir sündigen und so tut, als ob alles OK wäre. Die Wahrheit ist, so wie der Vater hier zahlte Er den Preis für unsere Sünden und erlangte Sühne für uns und ertrug sogar die Schande dafür.

 

1 Petr 3,18 Vergesst nicht, wie viel Christus für unsere Sünden erlitten hat! Er, der frei von jeder Schuld war, starb für uns schuldige Menschen, und zwar ein für allemal. So hat er uns zu Gott geführt…

 

  • Wiederherstellung des Status, den sein Sohn hatte

 

Jesus erwähnte drei Geschenke, die dem Sohn gegeben wurden, ein Gewand (Anzug), ein Ring und Schuhe.

 

Die Schuhe: Was uns als das geringste Geschenk erscheint war in Wahrheit sehr wichtig. Tagelöhner und Sklaven gingen barfuss. Nur Herren und ihre Söhne trugen Schuhe.

 

Ein Gewand: Der griechische Text hier bedeutet “das Gewand des obersten Ranges” oder ein Gewand der Ehre. Der Vater bedeckt den Schmutz des Sohnes und erzählte jedem, dass er seinen Sohn anerkennt, so wie er ist.

 

Der Ring: Das war das Siegel mit dem Familiennamen. Mit diesem Ring wurde die Autorität seines Sohnes in der Familie wiederhergestellt.

 

Diese drei Dinge sollten dem ältesten Sohn zu seiner Hochzeit gegeben werden. Aber nun wurden sie dem gegeben, von dem man dachte, man würde ihn nie wieder sehen. Nichts von all dem ergab Sinn in einer Kultur, in der Ehre so hoch angesehen wurde.

 

  • Gottes erstaunliche Gnade

 

Lk 15,23-24 Schlachtet das Kalb“, das wir gemästet haben! Wir wollen feiern! Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden.‘ Und sie begannen ein fröhliches Fest.

 

So ein Kalb bekam besonderes Fressen und wurde nur bei sehr wichtigen Ereignissen geschlachtet. Die Hochzeit des älteren Bruders wäre ein angemessenes Fest für so ein gemästetes Kalb gewesen, aber niemand konnte sich vorstellen, dass das Kalb für die Rückkehr des verlorenen Sohnes geschlachtet werden würde.

 

Was genau wurde bei diesem Fest gefeiert? Es geht um die überwältigende Freude der Errettung. Man könnte sagen, dass diese Feier gefeiert wurde, um die Güte des Vaters zu ehren, die Er seinem Sohn gewährt hat.

 

Gottes Freude ist jedes Mal wenn ein Sünder zurückkommt überfließend.

 

Der ganze Himmel freut sich und es scheint so, als ob die Feier niemals aufhört.

 

In unserer Geschichte sieht es nun so aus, als ob ein glückliches Ende bevorsteht, aber plötzlich kommt der ältere Sohn ins Bild.

 

 

Eine Geschichte von zwei Söhnen – Teil 4
Oder – Die zwei verlorenen Söhne

 

(Die Gemeindekultur verändern)

 

Es ist der „kulturelle Zusammenhang“, der uns hilft, uns mit der Geschichte zu identifizieren und in der Fülle dieser Wahrheiten zu leben.

 

  • Jesus – Freund der Sünder

 

Lk 15,1-2 Viele Zollbeamte und andere verrufene Leute kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hören. Empört zischten die Pharisäer und Schriftgelehrten: «Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Und nicht genug, dass er mit ihnen redet: Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!»

 

In der damaligen Kultur war es ein Ausdruck der gegenseitigen Annahme, wenn man zusammen saß, um gemeinsam zu essen.

 

Ihre Empörung über diese Situation war der Anlass für Jesus  „Die drei Gleichnisse“ zu er- zählen.

 

Lk 15,3      Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:

 

  • Das verlorene Schaf  Lk 15,3-7

 

Eines der ersten christlichen Symbole, noch vor dem des Kreuzes, war das Symbol eines Hirten, der ein Schaf auf seinen Schultern trägt.

 

  • Die verlorene Münze  Lk 15,8-10

 

Aber zum großen Erstaunen sagte Jesus, dass jeder wertvoll für Gott ist.

 

Diese beiden Gleichnisse offenbaren Christus als denjenigen, der das sucht, was verloren ist und beide zeigen die Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut.

 

  • Der jüngere Sohn

 

Lk 15,11-12  Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere sprach zum Vater: Gib mir, Vater, den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen das Gut.

 

Dieser Sohn repräsentiert einen Lebensstil der Verschwendung und der Genusssucht. Wenn ein Sohn in dieser Kultur das Erbe vorzeitig ausbezahlt haben wollte, sagte er damit:

„Vater, ich wünschte, du wärst tot“.

 

Für die Pharisäer war das Verhalten des Vaters vermutlich noch beschämender als das des Sohnes.

 

 

  • Ein verschwendetes Leben

 

Lk 15,13     Und nicht lange darnach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit liederlichem Leben.

 

  • Die hohen Kosten des niedrigen Lebens –  Die Party ist vorbei

 

Lk 15,14-16 Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine zu hüten. Und er begehrte, sich zu sättigen mit den Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.

 

Der Weg, den dieser junge Mann wählte, wurde nun zu einer Autobahn der Zerstörung, an- statt das Richtige zu tun und nach Hause zu gehen.

 

Zu sündigen bedeutet, Gott nicht nur als unseren Schöpfer zu verleugnen, sondern Ihm auch den Platz als liebenden und fürsorglichen Vater zu verweigern.

Sünde zwingt uns Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun würden.

 

Wir sind alle verlorene Söhne und Töchter.

 

Teil 4

 

  • Die Heimkehr des verlorenen Sohnes

 

Lk 15,17-20 Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater.

 

Die Aussage “er kam zu sich selbst” vermittelt das Bild, dass er zu diesem Zeitpunkt außer sich war. Was für ein Bild für eine Gesellschaft, die hemmungslos lebt und in der jeder das tut, was in seinen Augen richtig ist. Klingt wie unsere Generation!

 

  • Was jeder erwartete

 

An diesem Punkt der Geschichte erwarten die Pharisäer, dass dieser Sohn das bekommt, was er verdient hat. Ihre einzige Frage ist: wie hart würde der Vater seinen Sohn bestrafen? In einer Kultur, in der Ehre sehr hoch geachtet wurde, wäre es nicht ungewöhnlich gewesen, dass der Vater sich sogar weigert seinen Sohn zu sehen.

 

Lk 15,20   Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

 

 

Es ist offensichtlich, dass der Vater immer wieder Ausschau nach seinem Sohn hielt. Das Mitgefühl des Vaters kommt zum Ausdruck, indem er ihm, noch bevor er ins Dorf kommt, entgegenläuft. Er schützt ihn vor der Verachtung der Menschen.

 

Zu laufen war unerhört für einen Adeligen. Kinder und Diener laufen, aber nicht Männer, die Ansehen haben. Diese Handlung des Vaters war ein Skandal. Sie war so schockierend, dass sie sogar anstößiger war als die Sünde des Sohnes.

 

Lk 15,21-22 Doch der Sohn bekannte: `Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir.

Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert.‘

Sein Vater aber befahl den Knechten: `Beeilt euch! Holt den schönsten Anzug, den wir im Hause haben, und gebt ihn meinem Sohn. Bringt auch einen kostbaren Ring und Schuhe für ihn!

 

Der Sohn war bereit die Füße des Vaters zu küssen, stattdessen küsst der Vater das Haupt seines Sohnes, das nach Schweinen riecht. Was für ein wunderbares Bild für Vergebung, das uns hier durch das Evangelium gegeben wird.

 

  • Einer muss zahlen

 

Der Junge hatte nichts getan, was Sühne für seine Sünden gewesen wäre und doch war sein Vater voller Vergebung und hielt nichts zurück. Noch bevor er sein Schuldbekenntnis zu Ende bringen konnte, hatte der Vater ihm schon vergeben und wiederhergestellt. Das war eine direkte Aussage zur falschen Vorstellung, die die Zuhörer über Gott hatten.

 

Es ist nicht so, dass Gott einfach wegschaut, wenn wir sündigen und so tut, als ob alles OK wäre. Die Wahrheit ist, so wie der Vater hier zahlte Er den Preis für unsere Sünden und erlangte Sühne für uns und ertrug sogar die Schande dafür.

 

1   Petr 3,18 Vergesst nicht, wie viel Christus für unsere Sünden erlitten hat! Er, der frei von jeder Schuld war, starb für uns schuldige Menschen, und zwar ein für allemal. So hat er uns zu Gott geführt…

 

  • Wiederherstellung des Status, den sein Sohn hatte

 

Jesus erwähnte drei Geschenke, die dem Sohn gegeben wurden, ein Gewand (Anzug), ein Ring und Schuhe.

 

Die Schuhe: Was uns als das geringste Geschenk erscheint war in Wahrheit sehr wichtig. Tagelöhner und Sklaven gingen barfuss. Nur Herren und ihre Söhne trugen Schuhe.

 

Ein Gewand: Der griechische Text hier bedeutet “das Gewand des obersten Ranges” oder ein Gewand der Ehre. Der Vater bedeckt den Schmutz des Sohnes und erzählte jedem, dass er seinen Sohn anerkennt, so wie er ist.

 

Der Ring: Das war das Siegel mit dem Familiennamen. Mit diesem Ring wurde die Autorität seines Sohnes in der Familie wiederhergestellt.

 

 

Diese drei Dinge sollten dem ältesten Sohn zu seiner Hochzeit gegeben werden. Aber nun wurden sie dem gegeben, von dem man dachte, man würde ihn nie wieder sehen. Nichts von all dem ergab Sinn in einer Kultur, in der Ehre so hoch angesehen wurde.

 

  • Gottes erstaunliche Gnade

 

Lk 15,23-24 Schlachtet das Kalb“, das wir gemästet haben! Wir wollen feiern! Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden.‘ Und sie begannen ein fröhliches Fest.

 

So ein Kalb bekam besonderes Fressen und wurde nur bei sehr wichtigen Ereignissen geschlachtet. Die Hochzeit des älteren Bruders wäre ein angemessenes Fest für so ein gemästetes Kalb gewesen, aber niemand konnte sich vorstellen, dass das Kalb für die Rückkehr des verlorenen Sohnes geschlachtet werden würde.

 

Was genau wurde bei diesem Fest gefeiert? Es geht um die überwältigende Freude der Errettung. Man könnte sagen, dass diese Feier gefeiert wurde, um die Güte des Vaters zu ehren, die Er seinem Sohn gewährt hat.

 

Gottes Freude ist jedes Mal überfließend wenn ein Sünder zurückkommt.

 

Der ganze Himmel freut sich und es scheint so, als ob die Feier niemals aufhört.

 

  • Ein Ort, der „Zuhause“ genannt wird

 

Jesus spricht in diesem Gleichnis nicht nur zu denen, die um ihn herum sind. Man kann auch heute die Geschichte der Menschheit in diesem Gleichnis sehen.

Der jüngere Sohn erinnert sich an etwas, was es zu Hause gibt: Essen.

 

„Heimat oder Zuhause“ hat eine starke Auswirkung in unserem Leben. Kinder, die keinen Ort finden, an dem sie sich zu Hause fühlen sind meistens bis ins Erwachsenenalter unfähig sich zu binden. Dieses starke Verlangen für „Zugehörigkeit“ zeigt diesen tiefen Wunsch in uns.

 

Die Erinnerung an zu Hause kann plötzlich da sein, wenn wir ein bestimmtes Bild sehen oder etwas hören oder sogar dann, wenn wir etwas Bestimmtes riechen.

 

Die Beatles hatten das Lied; She’s leaving home“, “Sie hat Zuhause verlassen nachdem sie so lange allein gelebt hat”. Der Wunsch für „Zuhause“ ist ein Teil unseres Seins.

 

  • Seit Beginn… oder von Anfang an…

 

Beginnend mit 1. Mose sehen wir Adam und Eva genauso wie in dem Gleichnis raus aus dem Garten ins Exil gehen. Gott ist der Vater und wir gingen weg, um unsere eigenen Wege zu gehen und tun das seitdem immer noch.

 

Nachdem Kain seinen Bruder ermordete, wurde er ins Exil geschickt. Jakob musste fliehen, nachdem er seinen Vater und Bruder  betrogen hatte. Jakobs Sohn, Joseph, wurde von seinen Brüdern rausgeworfen und hatte später wegen der Hungersnot eine Möglichkeit für seine

 

 

Familie geschaffen ins Exil nach Ägypten zu gehen. Bevor David König wurde, musste er wegen Saul fliehen und im Exil leben.

 

Die Botschaft der Bibel ist, dass die menschliche Rasse eine Gruppe von Menschen ist, die im Exil leben. Wie der jüngere Sohn wissen auch wir, dass etwas in uns nicht richtig ist.

Es gibt dieses innere Wissen, dass es mehr im Leben geben muss.

 

Tatsache ist: Jesus kam, um einen Weg für uns zu schaffen, damit wir nach Hause kommen können. Er kam und erlebte unser Exil, damit wir durch Ihn nach Hause kommen können.

 

2   Kor 5,21 Denn Gott hat Christus, der ohne jede Sünde war, mit all unserer Schuld beladen und verurteilt, damit wir von dieser Schuld frei sind und Menschen werden, die Gott gefallen.

 

Wörtlich: Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in ihm würden

 

Wie in der Geschichte sind wir dazu bestimmt sobald wir nach Hause kommen, ein Teil der größten Feier zu sein: Das Hochzeitsmahl des Lammes (Off. 19). Unsere Zukunft ist nicht eine himmlische, unpersönliche Form eines Bewusstseins. Wir werden nicht durch die Luft schweben, sondern wir werden essen, einander umarmen, singen, lachen und tanzen im Königreich unseres Gottes.

 

Jes 35,4-6 Gott selbst kommt, um euch zu helfen (retten) und euch zu befreien. Dann be- kommen die Blinden ihr Augenlicht wieder, und die Tauben können hören. Gelähmte springen wie ein Hirsch, und Stumme singen aus voller Kehle.

 

Jes 35,10 Alle, die der Herr befreit hat, kehren jubelnd aus der Gefangenschaft zum Berg Zion zurück. Von Freude ergriffen, jubelnd vor Glück, kommen sie heim. Trauer und Sorge sind für immer vorbei.

 

  • Die Feier hat schon begonnen

 

Hebr 12,22-24 Ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln,

zur Festversammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes…

 

 

Eine Geschichte von zwei Söhnen – Teil 5
Oder – Die zwei verlorenen Söhne

 

Es ist der „kulturelle Zusammenhang“, der uns hilft, uns mit der Geschichte zu identifizieren und in der Fülle dieser Wahrheiten zu leben.

 

  • Jesus – Freund der Sünder

 

Lk 15,1-2 Viele Zollbeamte und andere verrufene Leute kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hören. Empört zischten die Pharisäer und Schriftgelehrten: «Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Und nicht genug, dass er mit ihnen redet: Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!»

 

In der damaligen Kultur war es ein Ausdruck der gegenseitigen Annahme, wenn man zusammen saß, um gemeinsam zu essen. Ihre Empörung über diese Situation war der Anlass für Jesus  „Die drei Gleichnisse“ zu erzählen.

 

Lk 15,3      Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:

 

  • Das verlorene Schaf  Lk 15,3-7

 

Eines der ersten christlichen Symbole, noch vor dem des Kreuzes, war das Symbol eines Hirten, der ein Schaf auf seinen Schultern trägt.

 

  • ·
Die verlorene Münze  – jeder ist wertvoll für Gott Lk 15,8-10
 

  • ·
 

Die Geschichte

 

 

Lk 15,11-12  Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere sprach zum Vater: Gib mir, Vater, den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen das Gut.

 

  • Der ältere Sohn

 

Lk 15,25-32  Aber sein älterer Sohn war auf dem Felde; und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Tanz. Und er rief einen der Knechte herbei und erkundigte sich, was das sei. Der sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Dirnen verschlungen hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet! Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Man musste aber fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden!

 

 

Der ältere Bruder ist die dritte Person in dieser Geschichte und wie wir sehen ist er der Hauptgrund für diese Geschichte. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen die Zuhörer von einem Schock zum nächsten. Als erstes kommt die Forderung nach dem Erbe, dann gibt es der Vater beiden, dann geht der Jüngere vom jüdischen Kulturkreis weg und verschwendet alles. Als er den Job zum Schweine hüten annahm, schnappte jeder vor Schreck nach Luft. Jetzt sehen wir den Vater, wie er den Jüngeren wieder aufnimmt und ihm seinen Platz in der Familie gibt ohne jegliche Art von Bestrafung.

 

Es scheint so als ob die einzige Hoffnung, dass jemand diese Geschichte zu einem guten Ende führen könnte, der ältere Bruder wäre.

 

„Aber sein älterer Sohn war auf dem Felde“. Normalerweise wäre es die Verantwortung des älteren Sohnes gewesen so ein Fest vorzubereiten. Aber allein die Tatsache, dass der Sohn weg war und die Feier ohne ihn begann, vermittelt das Bild, dass die Beziehung mit dem Vater genau so distanziert war wie die des jüngeren Bruders.

 

Wenn wir diese drei Gleichnisse studieren, sehen wir viele ähnliche Punkte in den einzelnen Geschichten.

 

Etwas ging verloren  – Ein Schaf, eine Münze, ein Sohn.

Als es wieder gefunden wurde (zurückkam) war große Freude.

 

Aber anders als in den ersten zwei Geschichten, sehen wir einen großen Unterschied in der dritten. Der Hirte ging, um das verlorene Schaf zu suchen, die Frau suchte überall nach der verlorenen Münze, aber niemand ging, um den eigensinnigen jüngeren Bruder zu suchen.

 

  • Meines Bruders Hüter

 

Jeder der Anwesenden kannte eine andere Geschichte mit zwei Brüdern: Kain und Abel. Kain war der ältere Bruder, der eifersüchtig auf seinen jüngeren Bruder Abel war. Als Gott fragte, wo Abel sei, antwortete Kain:

 

1 Mo 4,9   Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel?

Er sprach: Ich weiß es nicht! Soll ich meines Bruders Hüter sein?  (Sch.)

 

1 Mo 4,9   Da fragte der Herr: «Wo ist dein Bruder Abel?» «Woher soll ich das wissen», wich Kain aus. «Ist es etwa meine Aufgabe, ständig auf ihn aufzupassen?» (H.f.A.)

 

Die angedeutete Antwort ist: JA!  Wir sind die Hüter unserer Brüder. Das neue Testament fordert uns dazu auf, für einander zu sorgen, auf einander zu achten und wenn nötig einander wieder herzustellen.

 

Röm 12,10  In herzlicher Liebe sollt ihr miteinander verbunden sein, und gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen.

 

Jud 1,11 warnt uns vor der Sünde Kains. Eifersucht wird uns heute genauso vom Vater trennen wie damals.

 

 

“…und als er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Tanz …”

Hier lernen wir, dass beide Söhne zum Vater zurückkamen, allerdings mit unterschiedlichen Einstellungen.

 

An diesem Punkte fangen wir an zu sehen, was im Herzen des älteren Sohnes ist. Ein wahrer Sohn würde dem eigensinnigen jüngeren Bruder nachgehen, zumindest allein wegen der Liebe zu seinem Vater und um die Ehre des Vaters zu schützen.

 

“Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe…”

 

Nur zu hören, wie der Sohn mit seinem Vater redet, zeigt seine Einstellung. Einfach zu sagen: “Siehe…” ist eine Aussage großer Missachtung. Es wird ganz klar, dass auch dieser seinen Vater ablehnt und hasst.

 

“… so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre…”

 

“du hast mir nie“ war eine glatte Lüge. Die Geschichte beginnt damit, dass der Vater das Erbe unter beiden aufteilt.

 

Lk 15,12 Und er teilte ihnen das Gut.

 

Als Ältester bekam er doppelt so viel. Wir hören keinen Widerspruch des Ältesten, dass er sein Erbe so früh bekommt. Das einzige, was sozusagen noch fehlt ist der Tod des Vaters, dann hätte er alles übernehmen können.

 

 

 

  • Das Herz eines Pharisäers wird offenbar

 

„…so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten“

 

 

 

Jesus warnt uns vor der Sünde der Pharisäer; nämlich Heuchelei

Lk 12,1 … hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt, vor der Heuchelei!  Als Jesus von den Pharisäer herausgefordert wurde zu sagen, wer ihm Autorität gegeben hätte, antwortete er mit dieser Geschichte von zwei Söhnen.

 

Mt 21,28-31 Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und er ging zu dem ersten und sprach: Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg! Der aber antwortete und sprach: Ich will nicht! Hernach aber reute es ihn, und er ging. Als aber der Vater zu dem andern dasselbe sagte, antwortete dieser und sprach: Ja, Herr! – und ging nicht. Welcher von diesen beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Da spricht Jesus zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, die Zöllner und die Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr!

 

 

  • Kein Happy End

 

“Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Man musste aber fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden!”.

 

Der jüngere Sohn, der zuerst rebellierte, später aber dann Buße tat und zurückkam, repräsentiert die Sünder und Zöllner, die sich versammelt hatten, um Jesus zu hören.

 

Der ältere Sohn, der sagte, dass er immer gehorchte, aber nie den Vater wirklich kannte oder liebte repräsentiert die religiöse Elite, die hier vertreten war und jeden beurteilte.

 

Lk 18,10   Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst also: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe. Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, eher als jener; denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

 

 

 

  • Welche Art von Gemeinde bauen wir?

 

Die Geschichte endet ohne Abschluss; tat der Ältere Sohn Buße und feierte mit ihnen gemeinsam? Es wird uns nie gesagt.

 

Die gleiche Frage stellt sich uns heute: Sind wir nur hier um all’ das von Gott zu bekommen, was geht? Sind wir wirklich besorgt über unsere Geschwister? Sind wir wirklich die Hüter unserer Brüder? Feiern wir mit oder stehen wir auf der Seite und beobachten alles und geben unsere Beurteilung ab, über alles was wir beobachten.

 

Jeder schreibt seinen eigenen Schluss der Geschichte.