nicht länger für mich?

Und er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden.
Elberfelder 1871 – 2.Korinther 5,15

Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben ( oder die ´durch ihn ein neues` Leben haben. ), nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Korinther 5:15

Und Christus ist deshalb für alle gestorben, damit alle, die durch seinen Tod das Leben geschenkt bekamen, nicht länger für sich selbst leben. Ihr Leben soll jetzt Christus gehören, der für sie gestorben und auferstanden ist.
Hoffnung für alle – 1996 – 2.Korinther 5,15

Wenn du jemanden wirklich von ganzen Herzen liebst, dann wirst du „automatisch“ über diese Person reden und du wirst viele Dinge tun, um deinem „Herzen“ deine Liebe zu zeigen.
Den Vers 14 hatten wir schon: Das Urteil ist aufgehoben!

Stell dir vor: Jesus hat alles für uns getan! Wenn ich das wirklich verstanden habe, dass mein Urteil von IHM getragen worden ist, dann verstehe ich, dass ich nichts mehr tun MUSS – sondern nur noch aus GegenLiebe auf Seine Liebe reagiere! Jeder Schritt, den ich aus „du musst aber“ gehe, ist eigentlich ein falscher Schritt – denn die Liebe ist das einzige Argument, was mein Handeln bewegen sollte. Wenn jemand sagt: „du musst aber, um Gott zu gefallen“ – ist es entweder ein Irrlehrer oder aber er folgt einem anderen Gott nach – denn der Gott der Bibel möchte, dass wir IHM aus „reinem Herzen“ dienen , also aus LIEBE!


Warum aber lebt Paulus so (V. 13)? Weil Christus so gelebt hat (vgl. Mk 3,21). Obwohl Christus göttliche Vorrechte besaß, wurde er freiwillig ein Mensch und folgte dem Weg des Gehorsams bis ans Kreuz ( Phil 2,6-8 ), wo er für alle starb (nicht nur für die Erwählten, wie manche annehmen; vgl. 1Tim 2,6; 1Joh 2,2; Hebräer 2,9). Durch den Glauben ist Paulus Jesus in seinem Tod und seiner Auferstehung gleich geworden ( Röm 6,3-4; Gal 2,20) und übt in seinem Leben nun jene Selbstlosigkeit, die auch der Herr gelebt hat. Die Liebe Christi, die ihn bekehrt hat, nötigt ihn dazu (vgl. 1Joh 3,16).
Später, in der Erörterung des „Amtes der Versöhnung“ ( 2Kor 5,18-19 ), entwickelt Paulus die historischen und sachlichen Implikationen der Versöhnung, die Christus erwirkt hat, weiter. In den vorliegenden Versen geht es ihm zunächst um die subjektive Erfahrung der objektiven Heilstat Christi. Alle, die durch den Glauben an den Segnungen des Opfertodes Christi teilhaben (und nun geistlich leben), sollen auf diese Gnade durch ein selbstloses Leben und die Mitwirkung am „Amt der Versöhnung“ antworten. Sie sollen hinfort nicht sich selbst leben, sondern Christus. Daß Paulus so lebt, sollte den Korinthern ein Anlaß sein, sich seiner zu rühmen (V. 12).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dürfen wir demnach nicht mehr für uns leben, so laßt euch, ermahnt der Apostel, nicht in Unruhe und Verwirrung setzen, wenn Gefahren und Tod an euch herantreten. Und er gebraucht einen unwiderleglichen Schluß, um zu zeigen, daß es sich hier um eine Schuldigkeit handle. Wenn wir nämlich durch Den leben, der für uns gestorben ist, so sind wir auch schuldig, für Den zu leben, dem wir das Leben verdanken. Anscheinend nun liegt in dem Gesagten nur ein Gedanke; betrachtet man aber die Sache näher, so treten uns zwei Umstände entgegen, einmal daß wir Christus das Leben verdanken, und dann, daß er selbst unsertwegen gestorben ist. Davon wäre Jedes für sich schon hinreichend genug, uns zu Schuldnern zu machen; wenn aber erst Beides zusammentrifft, wie groß muß dann nicht unsere Verpflichtung sein! Ja noch ein Drittes kommt hinzu. Denn auch den Erstling hat Gott deinetwegen auferweckt und zum Himmel erhoben. Darum heißt es: „Der für uns gestorben und auferweckt worden.“

Chrysostomus – 2. Korintherbrief

»Die Liebe Christi drängt uns«: Damit benennt der Apostel sein innerstes Motiv, das, was sein Leben und Dienen bewegt. Das Griechische (»drängt uns«, wörtlich »umfaßt uns, hält uns zusammen, hält uns zu etwas an, treibt uns an«), betont die enge Liebesverbindung mit Christus, die dem Zeugen unabweisbar Anlaß zum Zeugnis dieser Liebe wird (vgl. Apg 18,5 »richtete sich ganz darauf« = »drängte«). Vollmächtiger Dienst kann nur aus solcher drängenden Liebe heraus getan werden. Alle anderen Antriebe versanden bald. Die Liebe von Christus und die dadurch geschenkte Gegenliebe und Bruderliebe ist innerster Antrieb des Zeugen (vgl. Jes 56,6; Mi 6,8; Joh 5,42; 12,25; 15,13; 21,15 ff.; Röm 5,5; 1 Kor 13; Gal 5,6.13; Eph 5,25 ff.; Phil 1,17: 1 Thes 5,8; 2 Tim 1,7; 1 Jo 3,18; 3 Jo 6; Offb 2,19; 12,11). Diese Christusliebe ist nicht auf das Gefühl gegründet, sondern auf ein persönliches, gewisses »Urteil« des Apostels. Es geht um mehr als ein bloßes »überzeugt sein« – die deutsche Übersetzung ist zu blaß –; hinter der Liebe steht ein begründetes, sich auf das Heilshandeln Gottes berufendes Urteil, eine Erkenntnis von Tatsachen: »Einer ist für alle gestorben.« Das Heilsgeschehen am Kreuz ist der Grund für dieses Urteil, für die Liebe. Dort starb der Eine, der Sohn Gottes »für alle«. Dieser Tod ist Gottes Gerichtsurteil über die Sünde – aber nicht an uns allen, die wir Sünder sind, vollzogen, sondern an dem »einen«, an Christus. Die Liebe Christi erweist sich in seinem stellvertretendem Leiden und Sterben (vgl. Jes 53,4 f.; Mk 14,22–24; Joh 3,16; 11,50 f.; Röm 5,6 ff.18; 8,34; 1 Kor 15,3; 1 Thes 4,14; 5,10). Das ist die grundlegende Heilstatsache: Der Tod Jesu Christi für uns alle. Daraus folgt: »… so sind sie alle gestorben.« Das Urteil, das über Jesus vollzogen wurde, hätte alle Menschen, die Sünder, treffen müssen. Wer dies im Glauben über sich gelten läßt, der ist mit Christus der Sünde gestorben, weil Christus für unsere Sünde starb. Das »alle« bezeichnet zunächst die Gemeinde, die Schar der Glaubenden, die den Tod Christi an sich erleben (vgl. Röm 5,12–21; 6,3 ff.; 2 Kor 4,10 ff.). Sicher gilt Jesu Kreuz universal, aber wirksam entfaltet sich das an den Glaubenden. Sie finden beim Herrn das Leben.
Das ist die Folge des Sühnetodes Jesu Christi, des Heilsgeschehens am Kreuz, wo er »für alle gestorben ist, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben«. Eigentlich ist menschliches Leben keine Möglichkeit; wir müßten alle in unseren Sünden sterben. Aber Christus ist gestorben. Damit ist Zeit der Gnade, Lebensmöglichkeit da. Wir leben aber, um das neue Leben in ihm zu ergreifen. Das alte Leben ist: »sich selbst leben«. Das ist ja die Sünde, ihre Urwurzel: für sich alles haben zu wollen, nach der Einflüsterung des Satans »ihr werdet (könnt) sein wie Gott« (1 Mo 3,5). »Sich selbst leben« ist unser Verderben, denn wir lassen uns durch das eigensüchtige Begehren zur Sünde verleiten. Christus befreit uns durch sein Sterben zu dem neuen Leben in seiner Nachfolge. Er ruft uns aus dem »Leben zum Tode« in das »Leben zur Ewigkeit«. Wir dürfen nun »dem leben, der für sie (uns) gestorben und auferstanden ist« (vgl. Röm 14,7ff.; Gal 2,20). Für uns ist Christus gestorben – hat unser Urteil, unseren Tod, unsere Strafe auf sich genommen; für uns ist Christus auferweckt worden – der Vater bestätigt die Heilstat des Sohnes. Christus kommt als der Lebendige und gibt uns teil an seinem Leben und Sieg: Wir leben nicht mehr uns selbst, sondern entschlossen für Jesus Christus, in seinem Dienst, in seiner Liebe, aus seiner Kraft, bewegt von seinem Geist, und das ist wahres Leben. Dieses neue, durch Christus geschenkte Leben befreit uns von der »Fleischesart«, von dem »alten« Wesen (V. 17), unserem eigensüchtigen, sündigen Denken, Streben und Tun und befreit uns zur »Geistesart«, zur Christusart (vgl. zu 3,5 ff.; 4,6 ff.).

Edition C Bibelkommentar

In welchem Sinne sind sie es? Wie wirkt sich das „Urteil“ nun in ihrem Leben aus? Paulus sagt: „Und für alle starb er, damit die Lebenden nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“ Wenn Paulus hier von „den Lebenden“ spricht, denkt er zunächst an die einfache Tatsache, daß sie, die „alle gestorben sind“, dennoch faktisch alle leben. Das auf Golgatha stellvertretend durchlittene Gericht wirkt sich darin aus, daß jetzt für alle Welt Gnadenzeit ist, daß wir noch am Leben gelassen sind und darum als „die Lebenden“ die Botschaft hören und annehmen können. Aber wer die Botschaft annimmt, der wird ein „Lebender“ in einem ganz neuen Sinne. Er erfaßt, daß er den ewigen Tod verdiente und nur durch die stellvertretende Tat Jesu das Leben hat, das ein ewiges Leben ist. Darin tut sich ihm sofort eine ganz neue Lebensrichtung auf. Ein Leben, das sich einzig dem Sterben eines andern verdankt, kann nicht mehr sich selbst gehören, sondern nur noch dem, der es durch sein Sterben überhaupt ermöglichte. Weil hier grundsätzlich „Gestorbene“ leben, können sie nicht mehr sich selbst behaupten und nicht mehr Ansprüche stellen oder angebliche Rechte geltend machen. Das ist für „Gestorbene“ vorbei. Aber als „Lebende“ brauchen sie einen Inhalt und ein Ziel ihres ganzen Seins und Wirkens. Worin könnte dieses Ziel liegen als allein in dem, „der für sie starb und auferstand“? Seinem „für sie“ antwortet ihr „für ihn“. Weil er „auferweckt wurde“, ist er als der Lebendige ihnen so gegenwärtig, daß sie für ihn, in der Hingabe an ihn, im Dienst für ihn leben können. Und dieses neue, selbst-lose, an Jesus hingegebene Leben ist das eigentliche Ziel der Liebe des Christus. Errettung aus dem gerechten Gericht Gottes ist freilich die gewaltige Voraussetzung, die mit einem solchen Einsatz geschaffen werden mußte. Aber der Apostel bleibt dabei nicht stehen. Die Beseitigung der Verlorenheit, ist ihm nicht das Letzte und Eigentliche. Er sieht auf das neue Dasein, das die eigentliche Frucht des Wirkens Christi ist. Die Liebe des Christus in seinem rettenden Sterben für uns weckt und entzündet im Herzen der Erretteten die Gegenliebe und schenkt ihnen damit eine neue Existenz (V. 17!),

Wuppertaler Studienbibel

Die Formulierung „die, welche leben“ wurde auch auf zwei verschiedene Weisen verstanden. Viele glauben, daß es sich hier um solche handelt, die Leben im Herrn Jesus haben und mit Ihm auch Sein Auferstehungsleben teilen. Andere sehen in ihnen zurecht alle physisch Lebendigen; dieser Gedanke wird durch den nächsten Ausdruck unterstützt „… die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, …“. Dies beinhaltet auch, daß ein Teil ihres Lebens bereits gelebt war. Deshalb bedeutet auch ein rechtes Verständnis aller Auswirkungen des Kreuzes das Ende eines selbstsüchtigen Lebens, und man wird befähigt, mit dem Apostel zu sagen: „Das Leben ist für mich Christus“ (Phil 1,21).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Gottes Gerechtigkeit – IICSB StudienbibelGottes Gerechtigkeit – II

Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Matthäus 6:33

Sucht in erster Linie nach der Königsherrschaft Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das alles dazugegeben werden.
Bruns 2013 – Matthäus 6,33

Macht es zu eurem obersten Ziel, dass sich Gottes gute Herrschaft in eurem Leben und überall ausbreitet! Setzt euch dafür ein, dass endlich die Gerechtigkeit Gottes diese Welt bestimmen kann und dass ihr selbst auch so lebt, wie es gut und richtig ist. Dann wird Gott euch alles andere schenken.
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 6,33

Heute nur Ergänzungen zu diesem Vers … einige andere Gedanken hatten wir schon….

Nach Gottes Interessen fragen
In Zeiten von Krise, Weichenstellung und Neuorientierung bekommen Worte aus dem reichen Schatz der Bibel für mich besonderes Gewicht. Als wir vor Jahrzehnten vor einer wichtigen Entscheidung standen, geriet ein Satz von Jesus in unseren Blick und unser Herz: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere zufallen“ (aus der Bergpredigt, Matthäus 6,33).
Wir fragten uns: Was genau könnte das in der jetzigen Situation bedeuten – nach Gottes Reich trachten? Vielleicht ihn und seine Maßstäbe als wichtigstes Kriterium bei Entscheidungen nehmen? Seinem Wort und seiner Weisheit mehr Gewicht beimessen als meinem „Bauchgefühl“? Nicht in erster Linie nach Verdienst- und Karrieremöglichkeiten schielen, sondern überlegen: Wie könnte ich mich wo am sinnvollsten einsetzen für Gott, seine Welt und seine geliebten Geschöpfe?
Einfache Antworten haben wir nie gefunden. Vermutlich jede Menge Fehlentscheidungen getroffen. Und doch beständig eingeübt: Nicht ich bin der wichtigste aller Maßstäbe. Und das ist auch gut so.
In einem Liedtext, den ich zu diesem Satz von Jesus geschrieben habe, formuliere ich ganz schlicht: „Setzt euch zuerst für Gottes Sache ein – er gibt euch, was ihr braucht!“ Und in einem anderen Lied zur gleichen Bibelstelle: „Wer das neue Leben wagt, zuerst nach Gottes Zielen fragt, sich für Gott einsetzt, zu ihm steht, sich nicht nur um sich selber dreht, der wird viel mehr, als er es denkt, von Gott beschenkt.“

Faszination Bibel 1/2021

Bei der Bitte um Gottes Reich werden wir uns all dessen erinnern, was wir früher über das Wort »Reich Gottes« bedacht haben. Mit dieser Bitte anerkennen wir zuallererst den Primat Gottes: Wo er nicht ist, kann nichts gut sein. Wo Gott nicht gesehen wird, verfällt der Mensch und verfällt die Welt. In diesem Sinn sagt der Herr zu uns: »Sucht zuerst das Reich (Gottes) und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben« (Mt 6, 33). Mit diesem Wort ist eine Ordnung der Prioritäten für das menschliche Tun, für unsere Haltung im Alltag gesetzt.
Keineswegs wird uns ein Schlaraffenland verheißen für den Fall, dass wir fromm sind oder das Reich Gottes irgendwie möchten. Es wird kein Automatismus einer funktionierenden Welt vorgegeben, wie ihn die Utopie der klassenlosen Gesellschaft vorstellte, in der alles von selber gutgehen würde, nur weil es kein Privateigentum gibt. So einfache Rezepte liefert uns Jesus nicht. Aber er setzt – wie gesagt – eine alles entscheidende Priorität: »Reich Gottes« heißt »Herrschaft Gottes«, und das bedeutet: Die Maßstäblichkeit seines Willens wird angenommen. Dieser Wille schafft Gerechtigkeit, zu der es gehört, dass wir Gott sein Recht geben und darin den Maßstab für das Recht unter den Menschen finden.
Die Ordnung der Prioritäten, die Jesus uns hier angibt, mag uns an den alttestamentlichen Bericht von Salomos erstem Gebet nach seinem Regierungsantritt erinnern. Da wird erzählt, der Herr sei nächtens dem jungen König im Traum erschienen und habe ihm eine Bitte freigestellt, für die der Herr Erhörung zusagte. Ein klassisches Traummotiv der Menschheit! Was bittet Salomo? »Verleihe deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht« (1 Kön 3, 9). Gott lobt ihn, weil er nicht – wie es so naheläge – um Reichtum, Vermögen, Ehre oder um den Tod seiner Feinde, auch nicht um langes Leben gebetet hatte (2 Chr 1, 11), sondern um das wahrhaft Wesentliche: das hörende Herz, die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse. Und darum erhält Salomo dann auch das andere hinzu.
Mit der Bitte: »Dein Reich komme« (nicht unseres!), will uns der Herr genau auf diese Art des Betens und der Ordnung unseres Handelns hinführen. Das Erste und Wesentliche ist das hörende Herz, damit Gott herrsche und nicht wir. Das Reich Gottes kommt über das hörende Herz. Das ist sein Weg. Und darum müssen wir immer wieder bitten.
Von der Begegnung mit Christus her vertieft sich diese Bitte noch, wird noch konkreter. Wir haben gesehen, dass Jesus das Reich Gottes in Person ist; wo er ist, da ist »Reich Gottes«. So ist die Bitte um das hörende Herz zur Bitte um die Gemeinschaft mit Jesus Christus geworden, die Bitte darum, dass wir immer mehr »ein Einziger« werden mit ihm (Gal 3, 28). Es ist die Bitte um die wahre Nachfolge, die Gemeinschaft wird und uns zu einem Leib mit ihm macht. Reinhold Schneider hat das eindringlich ausgedrückt: »Das Leben dieses Reiches ist das Fortleben Christi in den Seinen; in dem Herzen, das nicht mehr gespeist wird von der Lebenskraft Christi, endet das Reich; in dem Herzen, das von ihr berührt und verwandelt wird, beginnt es […] die Wurzeln des unvertilgbaren Baumes suchen in ein jedes Herz zu dringen. Das Reich ist eins; es besteht allein durch den Herrn, der sein Leben, seine Kraft, seine Mitte ist […]«. Um das Reich Gottes zu bitten heißt, zu Jesus zu sagen: Lass uns dein sein, Herr! Durchdringe du uns, lebe in uns; versammle die zerstreute Menschheit in deinem Leib, damit in dir alles Gott untergeordnet werde und du dann das All dem Vater übergeben kannst, auf dass »Gott alles in allem sei« (1 Kor 15, 26–28).

Jesus von Nazareth: Beiträge zur Christologie

Jesus fasst diesen Zuspruch so zusammen: „Kümmert euch nur um das Reich Gottes, dann wird Gott dafür sorgen, dass ihr alles bekommt, was ihr braucht“ (Matthäusevangelium 6,33). Das kam einer Revolution gleich: Wer sich nur um sein eigenes Wohl kümmert, dem wird es nie wirklich gut gehen, wer sich nur um Gott kümmert, der wird erleben, dass ihm alles andere zufällt: „Du musst den Sinn des Lebens nicht selber finden, und du kannst dich selbst annehmen, weil du angenommen bist. Du kannst aufhören, dich um alles und jedes zu sorgen. Das ist die Folge von Gottes Liebe.“ Die Urnöte der menschlichen Existenz werden auf Gott übertragen. Er hat das alles in der Hand. Vom Menschen wird nicht mehr erwartet, als dass er dieser Verheißung vertraut.
Jede Form von „christlicher“ Religiosität, die doch wieder Erwartungen an den Menschen stellt, hat dieses befreiende Kernbekenntnis des Neuen Testamentes nicht ergriffen. Gott erwartet nicht, dass der Mensch sich das Heil verdient. Aber ein Mensch, dem diese Bedrängnis abgenommen ist, wird sich nichts sehnlicher wünschen, als sein Leben für Gott einzusetzen. Weil er befreit wurde, ist er frei, sich hinzugeben.

Vogt 2014 – Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

suche zuerst sein Reich: Christen müssen dem Streben nach Heiligkeit in ihrem Leben Vorrang einräumen. Das ist keine Ausrede für Faulheit in praktischen Dingen (2 Thess 3,6-13), sondern ein Aufruf zum Vertrauen in die Fürsorge des Vaters

Die Ignatius Catholic Study Bible

V. 33: Nach dem Reich, d.h. der Herrschaft Gottes trachten heißt, auf Gottes Ankunft, auf das volle Erscheinen seiner Herrschaft zuleben und das gegenwärtige Leben ganz im Licht dieser Zukunft gestalten. Das Trachten nach dem Reich Gottes muss sich konkretisieren im Trachten nach seiner (= Gottes) Gerechtigkeit (s. dazu 3:15; 5:6, 10; 6:10 und die Erklärungen).

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Jüngerinnen und Jünger, denen die Herrschaft Gottes über ihr Leben wichtig ist und die fleißig nach einem rechtschaffenen Leben streben, können darauf vertrauen, dass Gott ihre Bedürfnisse befriedigt.

CSB Study Bible

Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen Wir sollen Gottes erlösender Regel (3,2) und einer richtigen Beziehung mit ihm die höchste Priorität im Leben geben (# 3,15); Sorgen steht im Widerspruch zu dieser Priorität, denn ihre Zweifel führen uns weg von diesem höchsten Ziel. Gott wird bei denen, die alles für ihn wagen, alle Bedürfnisse erfüllen.

Reformations-Studien-Bibel

Woher weißt du, ob du Gottes Reich an die erste Stelle setzt? Stelle dir diese Frage: Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, wohin gehe ich dann zuerst? Für viele Christen ist Gott wie ein Ersatzreifen. Er ist derjenige, zu dem sie rennen, wenn alles andere versagt. Suchst du also zuerst Gottes Perspektive (durch sein Wort und göttlichen Rat) oder suchst du die Perspektive der Welt? Königreichschristen berufen sich zuerst auf Gottes Sichtweise und seine gerechten Maßstäbe. Wenn du das tust, wirst du mit all diesen Dingen versorgt werden. Richte dich nach seiner Agenda und dein Daddy wird die Verantwortung für deine Bedürfnisse übernehmen.

Die Tony Evans Studienbibel

Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt, verkündet ihr immer wieder den Tod des Herrn, bis er kommt.

Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 11,26

Jedes Mal also, wenn ihr dieses Brot esst und von diesem Becher trinkt, verkündet ihr damit die Rettung, die durch den Tod des Herrn geschehen ist, bis er wiederkommt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Korinther 11:26

Seid euch also darüber im Klaren: Jedes Mal, wenn ihr von dem Brot esst und aus dem Becher trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn – bis der Herr wiederkommt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 11,26

Wie ist das in deiner Gemeinde? Dürfen die „normalen Gottesdienstbesucher“ nur von dem Brot essen – aber der Wein wird nur für den Klerus reserviert? Oder „nur eine kleine Herde“ darf von Brot und Wein nehmen, die allermeinsten werden aber zu Beobachtern degradiert? Wie kann man diese „Vorgaben“ mit dem obrigen Vers in Einklang bringen? Fordert Paulus nicht die Korinther dazu auf, BEIDES zu sich zu nehmen – und zwar nicht, um damit in eine „besondere Klasse“ aufgenommen zu werden – sondern den Blick auf Jesus zu richten! Wenn aber der Wein nur für den Klerus ist – dann schauen wir auf diesen Klerus, anstatt auf das Opfer Christi! Wenn aber die meisten „nur Beobachter“ sein dürfen – dann schauen wir auf „die kleine Herde“ anstatt auf Jesus und sein Werk!


ZIELE DES ABENDMAHLS
… Es ist möglich, vier Zwecke aus den Passagen abzuleiten, die sich mit dieser Verordnung befassen. Erstens, in Lukas 22,19, ist es ein Gedächtnis und eine Erinnerung an das Leben und den Tod Jesu. Der zweite Zweck, in 1. Korinther 11,26, ist, dass es die grundlegenden Tatsachen des Evangeliums verkündet, indem es den Tod des Herrn verkündigt.
Der dritte Zweck, ebenfalls in 1. Korinther 11,26, ist, dass es die Vorfreude auf die Wiederkunft des Messias beflügelt, denn wir sollen diesen Dienst verrichten, bis er wiederkommt.
Und viertens, in 1. Korinther 10,17, hat es den Zweck, uns an unser Einssein mit allen anderen Gläubigen zu erinnern.

Arnold Fruchtenbaum – Das Abendmahl

Im Herrenmahl »verkündigt« die Gemeinde »des Herrn Tod«. »Verkündigen« meint mehr als reden; es hat die Bedeutung von »proklamieren, ausrufen, öffentlich bekanntmachen«. Im Herrenmahl proklamiert die Gemeinde Jesu das zentrale Heilsgeschehen: »des Herrn Tod«. Der, der der »Kyrios« ist, der Herr aller Herren, hat den Tod erlitten. Das Herrenmahl ruft das »Wort vom Kreuz« aus; in dieser Zusammenstellung »Herr« und »Tod« ist damit auch die »Torheit des Wortes vom Kreuz« (vgl. 1 Kor 1,18) festgehalten. Die Gemeinde dieses Herrn bekennt seinen Tod als »für uns« geschehen, als das Heilsgeschehen, als den Weg Gottes in die Selbsthingabe, der unsere Rettung geworden ist. Wie kann unter diesem überwältigenden Zeugnis der Selbsthingabe aus Liebe die Selbstsucht – wie in Korinth – regieren?! Die ganze Unmöglichkeit solchen Verhaltens wird jetzt klar. »Bis daß er kommt«: das Heilshandeln Gottes für die Zeit der Gnade bis zur Wiederkunft Jesu Christi ist festgemacht am Kreuz Jesu Christi. Für diese noch vor uns liegende Weltzeit ist Gott im Sohn zu greifen und zu ergreifen, als der nämlich, der sich hingibt, der unsere Strafe auf sich nimmt und so uns Frieden schafft, uns versöhnt mit Gott. Und so sollen und dürfen auch seine Kinder in seiner Gemeinde leben: in hingebender, den andern an- und aufnehmender Liebe. Was die Korinther proklamieren, wenn sie Herrenmahl feiern, dem widersprechen sie mit ihrem Tun beim Herrenmahl geradewegs. Das Wort zeugt gegen sie.

Edition C Bibelkommentar

An dieser Stelle entsteht die Frage, ob das Verb katangẹllete (Präsens von katangẹllō „verkünden“) als Indikativ („ihr verkündigt“, nämlich durch die Feier des Mahles) oder als Imperativ („ihr sollt verkünden“, nämlich als Begleitumstand zur Feier) zu verstehen ist. Die Einführung mit „denn sooft“ zeigt, dass diese Äußerung eine Begründung der vorangehenden Ausführungen darstellt, und infolgedessen ist das Verb nicht als Imperativ, sondern als Indikativ zu verstehen. Also ist der Vers folgendermaßen zu übersetzen: „Denn sooft ihr … verkündigt ihr den Tod des Herrn …“, nämlich durch die Feier des Mahles, d.h. die Feier stellt eine Art der Verkündigung des Todes Jesu Christi dar.

„… bis dass er kommt.“ Jesus hatte seinen Jüngern gesagt, dass er nicht mehr vom „Gewächs des Weinstocks“ trinken würde, bis das Reich Gottes kommen und er es mit ihnen im Reich Gottes trinken würde (Mt 26,29; Mk 14,25; Lk 22,18; interessant ist, dass der Ausdruck „bis dass er/es kommt“ neben unserem Vers in diesem Zusammenhang nur in Lk 22,18 erscheint). Die Feier des Abendmahls ist also nicht nur eine Erinnerung an den Erlösungstod Jesu, sondern gleichzeitig ein Hinweis auf die Wiederkunft Jesu, wo das Mahl in der persönlichen Gegenwart Jesu gefeiert werden wird, ebenso wie das Passahfest nicht nur an den Auszug aus Ägypten erinnerte, sondern gleichzeitig auf das kommende Passahlamm Jesus Christus hinwies (vgl. z.B. Jes 53,4ff.).

Thiessen – Der 1. Korintherbrief: Eine Auslegung für die Gemeinde

Eine einfache Lektüre der synoptischen Evangelien deutet darauf hin, dass das letzte Abendmahl im Abendmahlssaal in Jerusalem ein traditionelles jüdisches Passahmahl zum Gedenken an den Exodus war (siehe Matthäus 26,17-30; Markus 14,12-26; Lukas 22,7-23). Jesus ging jedoch über das allgemein verbreitete jüdische Verständnis dieser Feier hinaus. Er wies seine Jünger darauf hin, wie dieses Mahl sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod darstellte. Es ist von mehr als nur beiläufigem Interesse, dass sowohl das Judentum als auch das Christentum heute als zwei getrennte Religionsgemeinschaften existieren, die sich beide um den Auftrag drehen, sich immer wieder an das Thema der Erlösung zu erinnern. Beim ersten Passahfest sagte der Herr zu Israel: „Dies ist ein Tag, dessen ihr gedenken sollt; von Geschlecht zu Geschlecht sollt ihr ihn feiern als ein Fest des HERRN – EINE ewige Ordnung“ (Exod 12,14; vgl. V. 17). Beim letzten Abendmahl sagte Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Was die Feier des Abendmahls anbelangt, so sagte Paulus: „Wenn ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Kor 11,26).

Für die christliche Gemeinschaft ist das Abendmahl – auch Eucharistie oder Heiliges Abendmahl genannt – eine der zentralen Institutionen des Neuen Testaments, die den Einfluss des hebräischen Denkens auf die Kirche verdeutlicht. Das Abendmahl wurde von Jesus im Beisein seiner jüdischen Jünger in Verbindung mit dem Passahmahl eingeführt, das symbolisch die Befreiung Israels aus der ägyptischen Sklaverei darstellte. Ohne eine sorgfältige exegetische, theologische und historische Untersuchung dieses Ereignisses würde der reiche hebräische Hintergrund des christlichen Erlösungskonzepts verloren gehen.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Pessach heute

Nur die Samariter, eine kleine Gemeinschaft von mehreren Hundert Menschen in der Nähe von Sichem (dem heutigen Nablus), feiern noch jährlich das Blutopfer des Passahlamms. Unveränderlich nur dem Gesetz des Mose verpflichtet (d. h. keinem anderen Teil der Heiligen Schrift) und unter der Leitung eines Hohepriesters versammelt sich die gesamte samaritanische Gemeinschaft an den Hängen des „auserwählten Ortes“ (vgl. Dtn 16,2.6-7), der in ihrer Tradition der Berg Gerizim ist, wo sie während des gesamten Festes lebt.

Seit der Zerstörung des Berges Zion und des Tempels durch Rom gibt es für die jüdische Gemeinschaft jedoch keine Opfer mehr. Diese Zerstörung bedeutete jedoch nicht das Ende des jüdischen religiösen Lebens. Die Rabbiner begannen zu lehren, dass jeder Mensch sich selbst als Tempel betrachten sollte; das Gebet, das Opfer der Lippen, sollte anstelle des Tieropfers dargebracht werden. Tephillah („Gebet“), tzedaqah („Rechtschaffenheit“ im Sinne von Nächstenliebe) und teshubah („Reue“) wurden zu den neuen Mitteln, mit denen Sühne gesucht wurde.

Der Hausseder
Als das Passahfest aufhörte, ein Opferritual zu sein, das im Tempel stattfand, kehrte es in die Häuser zurück. Gott, der Israel aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hatte, sollte durch das Lob und die Feier jeder Familie als Erlöser in Erinnerung gerufen werden. Beim heutigen zeremoniellen Pessach-Mahl (Seder genannt) werden ein Schafsknochen und ein gebratenes Ei auf den Seder-Teller gelegt, um an die Tage des Tempels zu erinnern. Diese symbolisieren das gebratene Osteropfer und das Festopfer, das gebracht wurde, als der Tempel noch stand.

Beim modernen Pessach-Seder wird ein schriftlicher Erläuterungstext, die Haggada, verwendet. In vielen jüdischen Gemeinden ist es Tradition, am ersten Abend des Pessachfestes einen Familienseder zu Hause und am nächsten Abend einen Gemeinschaftsseder in der Synagoge abzuhalten. Auf den Seder-Tisch wird der „Becher des Elias“ gestellt, ein Kelch mit Wein, der eingeschenkt, aber nicht getrunken wird. Nach der biblischen Überlieferung wird Elia, der in einem feurigen Wagen in den Himmel auffuhr (2. Könige 2,11-12), als Herold und Bote des kommenden Messias zurückkehren (Mal 4,5). So wird im jüdischen Glauben die messianische Hoffnung während des Pessachfestes stärker entfacht als zu jeder anderen Jahreszeit, denn es ist die „Zeit der Erlösung“. Nach dem Midrasch Rabba (der wichtigsten Sammlung haggadischer Midraschim [d. h. homiletischer Kommentare, die zur Inspiration und Ermahnung geschrieben wurden] zum Pentateuch) ist Nisan in Israels Geschichte der Monat der Erlösung: „Als er [Gott] Jakob und seine Söhne erwählte, setzte er für sie einen Neumond [d.h. Monat] der Erlösung fest, in dem Israel aus Ägypten erlöst wurde und in dem sie dazu bestimmt sind, wieder erlöst zu werden“ (Exodus Rabba 15,11; Kursivschrift von mir). Daher wurde der „Kelch des Elias“ in den jüdischen Häusern erwartungsvoll und treu gefüllt, um den Propheten zu begrüßen, wenn er in der Pessach-Nacht zu Besuch kam.
Es entstand der Brauch, den Propheten zu begrüßen, indem man zu einem bestimmten Zeitpunkt des Seder zur Tür geht und sie öffnet. Diese Handlung hat jedoch mehr als eine Interpretation erfahren. Einige sind der Meinung, dass die offene Tür ihren Ursprung im Mittelalter hat, als behauptet wurde, dass Juden christliche Kinder abschlachteten, um Blut für das Backen von Mazzot (ungesäuertem Brot) zu gewinnen, eine Behauptung, die als „Blutverleumdung“ bekannt wurde. Eine offene Tür beim Seder sollte den Verdacht der Nichtjuden auf der Straße zerstreuen, dass drinnen geheime rituelle Folterungen stattfanden. Die Gewohnheit, die Tür zu öffnen, könnte jedoch aus einer früheren Zeit stammen, als das Familienoberhaupt auf die Straße trat, um die Armen und Hungrigen zum Festmahl einzuladen.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Hoffnung auf zukünftige Erlösung

Das moderne Judentum betrachtet das Pessachfest als ein Fest der Freiheit und begnügt sich nicht damit, sich auf die Befreiung in der Vergangenheit zu konzentrieren. Bei vielen modernen Sedern wird ein fünfter Becher Wein gereicht, um an die versklavten Juden in der Sowjetunion und andere unterdrückte Menschen in anderen Teilen der Welt zu erinnern. Der Seder weist über die Gegenwart hinaus in die Zukunft, wenn das Lied „Addir Hu“ („Er [Gott] ist mächtig“) gesungen wird. „Addir Hu“ schließt mit einem Aufruf zum Wiederaufbau des Tempels: „Schnell, schnell, in unseren Tagen, bald, o Gott, baue wieder auf, o Gott baue wieder auf, baue deinen Tempel bald wieder auf.“

Wie der jüdische Seder auf einen zukünftigen Tag hinweist, an dem Gottes Erlösungswerk vollendet sein wird, so ist für den Christen die Wiederholung des Abendmahls eine ständige Erinnerung an den kommenden Tag, der den Höhepunkt der Erlösung darstellen wird (1 Kor 11,26). Schließlich endet jeder Seder mit einem Hauch von Hoffnung; das Ritual endet mit dem nostalgischen und denkwürdigen Gebet: „Leshanah ha-ba’ah birushalayim! “ – „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ So bleibt Jerusalem für Juden und Christen gleichermaßen die Schlüsselstadt, wenn die Geschichte der Erlösung erzählt wird. Jeder Jude blickt am Pessachfest in Erwartung des letzten Tages der Erlösung nach Jerusalem, und jeder Christ blickt auf diese Stadt zurück, um sich auf den Tod, die Auferstehung und die Himmelfahrt Jesu in Erwartung seiner zukünftigen Wiederkehr zu konzentrieren.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Namen auf der Stirn

Und ich sah: und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm 144000, welche seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. (Eig hatten)
Elberfelder 1871 – Offenbarung 14,1

UND ich schaute auf, und siehe da, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben trugen. ( Off 7:3.4 )
Zürcher 1931 – Offenbarung 14:1

Dann sah ich das Lamm ( Bild, das Christus mit einem Opfertier vergleicht. Es nimmt die Sünde weg, die trennend zwischen Gott und Mensch steht. ) : Es stand auf dem Berg Zion ( Tempelberg von Jerusalem, aber auch Bezeichnung für die ganze Stadt ).
Bei ihm waren 144.000 Menschen.
Auf ihrer Stirn war sein Name geschrieben
und der Name seines Vaters ( Vertrauensvolle Anrede oder Bezeichnung für Gott. ).
BasisBibel – Offenbarung 14,1

Die Frage, wer die 144000 seinkönnten, hatten wir ja schon bei Vers 2 angeschnitten.
Auch hier geht die Auslegung sehr sehr weit auseinander. Um so weiter weg wir von dem Verfasser kommen – um so „ungläubiger“ werden die Leser der Offenbarung. In den letzten 150 Jahren gibt es immer mehr „Christen“ die nicht glauben können, dass der allmächtige Gott alles tun kann, was ER verheißen hat. Gehören wir auch dazu?

Hier ein paar der unterschiedlichsten Ansichten:

Da es demnach 144 001 königliche Herrscher über die Erde geben wird, erhebt sich die Frage, ob die Erde dann in 144 000 Gebiete aufgeteilt sein wird, die je einem dieser 144 000 Herrscher unterstellt sein werden, und ob die Bewohner der einzelnen Gebiete dem betreffenden König unter Jesus Christus, dem Hauptkönig, verantwortlich sein werden. Würden durch eine solche Aufteilung der Erdbevölkerung nicht Grenzen — wenn auch unsichtbare — geschaffen, was zur Folge hätte, daß gewisse Unterschiede zwischen den Bewohnern diesseits und jenseits dieser Grenzen entstehen würden? Und würde dann ein Königreichserbe, der früher chinesisch sprach, über ein Gebiet mit chinesisch sprechender Bevölkerung eingesetzt werden, ein russisch sprechender Königreichserbe über eine russisch sprechende Bevölkerung, ein englisch sprechender über eine englisch sprechende Bevölkerung usw.? Werden Sprachenschranken weiterhin ein Hindernis für die gegenseitige Verständigung sein?
Diese Fragen sind verständlich und angebracht. Doch ist hierzu zu sagen, daß aus der Bibel nicht hervorgeht, welche königlichen Aufgaben Jesus Christus, der Hauptkönig, jedem einzelnen seiner 144 000 Miterben übertragen wird. Diese 144 000 Miterben Christi sind in den vergangenen neunzehn Jahrhunderten, seit der Gründung der Christenversammlung im Jahre 33 u. Z. aus verschiedensprachigen Nationen, Völkern und Stämmen herausgenommen worden. Der auferstandene Jesus Christus sagte zu seinen Jüngern, die einige Tage vor seiner Rückkehr in den Himmel in Galiläa zusammengekommen waren: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie.“ (Matthäus 28:19) Könnten wir uns vorstellen, daß unter den 144 000 Mitkönigen Jesu Christi im Himmel, in königlicher Herrlichkeit, Unterschiede bestehen würden, weil sie verschiedene Sprachen sprächen, und daß sie Dolmetscher benötigten? Der Apostel Paulus sprach von „Menschen- und Engelszungen“. — 1. Korinther 13:1.
Ohne Zweifel werden die auferstandenen, verherrlichten 144 000 nur die eine himmlische Sprache sprechen. Die Gabe dieser Sprache wird ihnen verliehen werden, wenn sie mit einem neuen, geistigen Leib von den Toten auferstehen. Das bedeutet nicht, daß die Sprache, die sie früher auf der Erde sprachen, dann aus ihrem Gedächtnis ausgelöscht würde. Nein, denn gerade ihre frühere, menschliche Sprache wird ihnen helfen, sich als die Person wiederzuerkennen, die sie waren. Doch nach ihrer himmlischen Auferstehung werden sie die Sprache des Herrn Jesus Christus sprechen, und er wird die Sprache Jehovas, seines himmlischen Vaters, sprechen.

Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht

Mit dem Lamm, Jesus Christus, bilden diese seine Nachfolger, die aus der Menschheit als Erstlingsfrucht für Gott und für das Lamm erkauft worden sind, eine Gruppe von 144 001. Wo sieht man sie zusammen stehen? „Auf dem Berge Zion.“ Nicht auf dem irdischen Berg Zion im Nahen Osten, denn jener kleine Berg und die Berge in der Nähe wären ein zu kleines Gebiet für „die heilige Stadt, das Neue Jerusalem“, in die diese zwölf Stämme des geistigen Israel und ihr Führer, das Lamm Gottes, durch die zwölf perlenartigen Tore eingehen. Gemäß der Beschreibung ist die quadratische Grundfläche dieser heiligen Stadt an jeder Seite dreitausend Stadien (600 Kilometer) lang und hat somit einen Umfang von zwölftausend Stadien oder 2 400 Kilometern. Der irdische Berg Zion, auf dem ein Teil des alten Jerusalem stand, sähe recht winzig aus im Vergleich zu einer so großen Fläche von 600 Kilometern im Quadrat. (Offenbarung 21:2, 10-17) Logischerweise ist daher der Berg Zion, auf dem die 144 000 geistigen Israeliten mit dem Lamm Gottes stehen, der himmlische Berg Zion, auf dem das himmlische Jerusalem steht.
An die hebräischen Christen wurde, etwa neun Jahre bevor das irdische Jerusalem im Jahre 70 u. Z. von den römischen Heeren zerstört wurde, folgendes geschrieben: „Ihr habt euch nicht dem genaht, was betastet werden kann und was durch Feuer entzündet worden ist . . . Sondern ihr habt euch Zion, einem Berge, genaht und einer Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und Myriaden von Engeln.“ (Hebräer 12:18-22) Auf diesem himmlischen Berg Zion stehen die 144 000 versiegelten geistigen Israeliten mit dem Lamm. In bezug auf ein Siegel des lebendigen Gottes an ihrer Stirn heißt es, daß sie den Namen des Lammes, Jesu Christi, und den Namen seines himmlischen Vaters, Jehovas Gottes, an ihrer Stirn geschrieben tragen. Wie ein Siegel kennzeichnen diese zwei Namen die 144 000 als solche, die Gott gehören, da er sie durch das Opfer des Lammes, Jesu Christi, seines Sohnes, erkauft hat.
Da die ‘Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem’, auf dem himmlischen Berg Zion liegt, zeigt die Tatsache, daß die 144 000 dort mit dem Lamm Gottes stehen, an, daß sie sich am himmlischen Regierungssitz befinden. Es zeigt an, daß sie dort als „Könige der Erde“ herrschen, und „sie werden für immer und ewiglich als Könige herrschen“. (Offenbarung 21:24; 22:5) So wird noch einmal Gottes mit dem Versiegeln der zwölf Stämme von je zwölftausend geistigen Israeliten verbundenes Vorhaben in der dem Apostel Johannes gegebenen Offenbarung deutlich gemacht. Angesichts

Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet

Und ich sah und sieh! das Lämmlein stand auf dem Berg Zion und bei ihm hundertvierundvierzigtausend mit seinem Namen und dem Namen seines Vaters, der auf ihren Stirnen geschrieben war. Wo wird die Gemeinde sein, wenn sie der Widersacher verfolgt und alle sie bekämpfen? Beim Christus, antwortet Johannes. Ihn sieht er jetzt wieder wie im ersten Gesicht bei seiner Gemeinde gegenwärtig, und er ist ihr Schutz. Dadurch bewahrt er das Wort, mit dem Jesus in der Nacht vor seinem Tode von seinen erschütterten Jüngern Abschied nahm. Was machte er damals zu ihrem Trost? Er bleibt bei ihnen, sie sind bei ihm und in ihm, und das ist ihr Sieg über die Welt. Als Johannes davon sprach, daß die Gemeinde dem Angriff des Satans ausgesetzt sei und von ihrem zu Gott erhöhten Herrn getrennt in der irdischen Bedrängnis lebe, sagte er, sie sei „in der Wüste“, 12.6. Jetzt, da er die Gegenwart des Christus bei seiner Gemeinde bezeugt und ihr verheißt, daß die Erhebung Jesu zu Gott ihn nicht mehr von ihr trenne, sondern ihm die Macht gebe, immer und überall bei ihr zu sein, nennt er als den Ort, an dem er ihre ganze Zahl, ohne daß ihm ein einziger fehlt, bei sich versammelt, den Berg Zion. Er holt also den Namen für das, was die neutestamentliche Gemeinde besitzt, wieder aus dem Alten Testament und spricht damit wieder aus, daß Jesus den ganzen Schatz der göttlichen Verheißung und der Israel gewährten Gnadengabe zum Eigentum seiner Gemeinde macht. Auf dem Berge Zion schuf Gott der alttestamentlichen Gemeinde ihre Heimat, weil er ihr dort den Tempel gab, der ihr seine gnädige Gegenwart verbürgte. Nun ist Jesus der, in dem sich uns Gottes gnadenvolle Gegenwart schenkt, und darum ist die Gemeinde deshalb, weil Jesus bei ihr ist und ihr die Gemeinschaft mit ihm gegeben ist, die keine fremde Gewalt auflösen kann, auf den Zion versetzt. Johannes dachte dabei nicht an das irdische Jerusalem, wo der Widerchrist ebenso allmächtig regiert wie sonst auf der Erde, sondern sagt, dieser Berg Zion, auf dem das Lamm bei den Seinen ist, sei im Himmel, nicht da, wo der Widerchrist und der Satan herrschen, sondern da, wo Jesus ist und Gott seine Gnade und Herrlichkeit offenbart. Johannes zeigt der Christenheit nicht einen irdischen Zufluchtsort, bezeugt ihr aber, daß ihr alle Verheißungen und Rechte der geheiligten Gemeinde gehören, für die Gott eine Heimat bei seinem Heiligtum erbaut, wo sie vor jedem Angriff sicher ist. Deshalb gebraucht er auch hier die schon in Kapitel 7 genannte Zahl 144 000, die Jesus als den Vollender Israels beschreibt, der das Volk Gottes zur Vollkommenheit gebracht hat. Er hat aber hier das Gleichnis nicht mehr weiter ausgedeutet und die Gemeinde nicht mehr aus den zwölf Stämmen im vollständigen Gleichmaß zusammengesetzt. Aber auch jetzt erinnert er die von der Welt überwältigte Christenheit daran, daß Gott die Seinen gezählt hat und ihnen sein Siegel gab, und sie wird erfahren, daß sich die Kraft seines Siegels auch im letzten Sturm bewährt, der die Menschheit erschüttern wird. Gottes Zahl bleibt unverletzt, auch wenn ihm der Widerchrist die Seinen rauben will. Denn auch sie tragen auf der Stirn einen Namen, nicht den des Weltbeherrschers, den anzunehmen sie sich geweigert haben, dafür aber den Namen Gottes und Jesu. Denn auch sie sind das Eigentum eines anderen, leben nicht für sich selbst und tun nicht ihren eigenen Willen, sondern sind Gottes Eigentum und Jesus untertan. Diese Abhängigkeit macht sie aber im Gegensatz zu denen, die den Namen des Widerchristen tragen, frei. Absichtlich setzte Johannes über den Namen Jesu denjenigen Gottes, weil dadurch ausgesprochen ist, von welcher Art die Herrschaft Jesu über die Menschen ist, daß sie durch ihn in Gottes Reich gestellt und an Gottes Willen gebunden sind. Daß sie ihm gehören und ihm gehorchen, das ist ihre Ehre, ihre Seligkeit und Sicherheit.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

»Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion« (V. 1):
a) »Auf dem Berg Zion«: Hier ist nicht an die Anhöhe im Ostteil Jerusalems zu denken, auf der einst die Königsburg Davids stand und auch der Tempel Salomos errichtet war. Und doch ist diese Stätte, von wo aus regiert und wo der Gottesdienst gefeiert wurde, ein kleines Abbild dessen, was hier aus der ewigen Welt Gottes sichtbar wird: die Stätte, wo Gott wohnt und thront, von wo aus er alle Welt in aller Ewigkeit regiert und wo der ewige Gottesdienst gefeiert wird. Der Hebräerbrief sagt den Glaubenden von damals und dieser Weltzeit überhaupt: »Ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem« (Heb 12,22); im Glauben sind sie schon jetzt da. Nun aber ist der Tag des Schauens ganz nah.
b) Unser Herr Jesus Christus heißt hier das »Lamm«: Als der zum Lamm Gewordene, als der, der sich geopfert hat, als der, der zum Kreuz gegangen ist, hat er den unermesslich schweren Zwischenfall der menschlichen Sünde in der großen Gottesgeschichte mit dieser Welt, die unausdenklich folgenschwere Katastrophe der menschlichen Rebellion gegen Gott mit allen ihren Folgen überwunden. Allein so hat er dem Feind Recht und Macht genommen. Allein so ist ihm nun »alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben« (Mt 28,18), nicht nur als dem, durch den alle Dinge geschaffen sind (Joh 1,3; Kol 1,16; Heb 1,2), sondern auch als dem, der alle Welt erlöst hat. So hat er den großen Geschichtsplan Gottes zur völligen Überwindung der Sünde und ihrer Folgen anvertraut bekommen (Offb 5,7). Und so kann es nun heißen, trotz aller menschlichen Sünde und trotz allem Recht und aller Macht, die dadurch für den Satan erwuchsen: »Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig.«
(2) Die Gemeinde Jesu ist mit dem Lamm am Ziel.
»… und mit ihm hundertvierundvierzigtausend«:
a) »und mit ihm«: Hier wird speziell die Endzeitgeneration der Christen (vgl. Offb 7,14 und das dazu Gesagte) am Ziel sichtbar. Aber es ist zugleich der gesamte Ertrag des Opfers Jesu aus der Zeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft bzw. Entrückung der Gemeinde mit gemeint. Unser Herr ist als Überwinder nicht allein beim Vater, sondern eine so große Schar ist »mit ihm«, bei ihm und um ihn. Jesu so notvolle Saat hat nun eine so große Ernte ergeben (Joh 12,24). Sie kann er nun dem Vater vorstellen als Ergebnis des Sohnesgehorsams und des Vater-Erbarmens mit seinen in Sünde und Elend geratenen Menschenkindern. Der Sohn wird sich vor dem Vater zu seinen oft so fehlsamen, so schwachen und angefochtenen und dennoch von ihm mit großer Geduld hindurchgebrachten Nachfolgern, die sich in Einfalt zu ihm bekannt haben, bekennen. »Wer nun mich bekennet vor den Menschen den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater« (Mt 10,32).
b) »Hundertvierundvierzigtausend«:
aa) Das ist dieselbe Schar, die wir bereits in Offb 7,4 gesehen haben, zunächst noch auf Erden, aber versiegelt, vor der großen Trübsal (V. 3.4); nachher »als unzählbar große Schar aus allen Völkern« (V. 9) im Himmel nach der großen Trübsal. Es ist also auch hier die Schar der an Jesus Glaubenden, die die antichristliche Anfechtungszeit durchlebt und durchlitten haben, die letzte Generation der Glaubenden aus Israel und den Völkern (vgl. das zu Offb 7,4ff.Gesagte) gemeint.
Doch was in Offb 14,1-5 steht, gilt auch für alle Nachfolger Jesu aus allen Generationen, für alle, die je bereit waren, mit Jesus in Dienst und Leiden zu gehen. Es gilt allen, zumal der Hebräerbrief schon für die damalige frühe Generation der Christen sagt: »Ihr seid gekommen zum Berge Zion, und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem« (Heb 12,22). Und wenn wir jetzt schon im Glauben dahin gekommen sind, dann dürfen wir gewiss auch in Herrlichkeit dahin kommen.
bb) Doch unmittelbar wird hier von der letzten Generation der Glaubenden gesagt, wie das der Zusammenhang mit Offb 13 zeigt. Ihr Leiden ist besonders schwer gewesen, was wir vor allem in Offb 13 gesehen haben; und das Bild hier und die Lage der Christen jetzt steht in einem besonders starken Kontrast zu dem, was wir in der antichristlichen Zeit von der Gemeinde gesehen haben. Vorher war die Gemeinde Jesu bedrängt, verfolgt, zerstreut und weitgehend verborgen. Aber sie war »verborgen mit Christus in Gott« (Kol 3,3), also in der besten Gesellschaft: »mit Christus«. Und ihre Verborgenheit war nicht Verborgenheit im Winkel, sondern Verborgenheit in Gott; damit hing auch ihre Vollmacht zusammen. Doch nun ist die Gemeinde Jesu offenkundig »mit ihm«, ihrem Herrn Jesus Christus, um ihn versammelt und nicht mehr zerstreut. Es ist erfüllt, was in Kol 3,4 in Fortsetzung des eben erwähnten Wortes steht: »Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.«
cc) Die Zahl »hundertvierundvierzigtausend« ist Ausdruck für die Vollzähligkeit dieser Schar. Alle Verlockung, Verführung, List und Gewalt des Feindes und seiner dämonischen und menschlichen Hilfstruppen, auch die des Antichrists und des falschen Propheten, waren im Blick auf die mit Gottes Geist versiegelte Gemeinde Jesu (Offb 7,3; Eph 1,13) ein totaler Fehlschlag. Der Erfolg des Feindes ist gleich Null; nicht einer konnte aus der Schar der Jesus bedingungslos Folgenden herausgebrochen werden. In welchen machtvollen Demonstrationen, etwa durch Annahme des Malzeichens (Offb 13,16 und das dazu Gesagte), sind zuvor die vielen verführten Menschen der ganzen Erde zu dem Antichrist und dem falschen Propheten und damit zum Feind getreten! Und wie sicher hat es die Menschen in der Rebellion gegen Gott gemacht, so viele zu sein, sicher vor allem gegenüber den scheinbar so wenigen Christen, die nichts zu sein schienen als die eben vollends absterbenden Überreste einer längst vergangenen und nun endgültig überholten Zeit.
 Offb 7,9 meint die Vielzahl, Offb 14,1 die Vollzahl derselben einen Gemeinde Jesu (vgl. das zu Offb 7,4.9 Gesagte).
(3) Die Gemeinde Jesu trägt Namen und Wesen Gottes und des Lammes.
»Die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn«:
Das steht in betontem Gegensatz zu dem »Malzeichen des Tieres«, das zuvor die antichristlichen Massen trugen. Auch dort war das Malzeichen, das Abzeichen, das Menschen angenommen haben, Eigentumszeichen und Wesensmerkmal, es blieb nicht nur Etikette. Mit dem Malzeichen des Tieres traten die Menschen ja auf die Seite des Tieres und damit auf die Seite seines Auftrag – und Vollmachtgebers, des Drachen (Offb 13,2), also des Antichrists und des Satans. Sie waren offen für ihn, für seinen Einfluss und seinen Geist.
b) Im größten Kontrast dazu ist an der Stirn der Überwinder auf dem Berg Zion der Name Gottes und der Name unseres Herrn Jesus Christus. Dieser Name ist erst recht Eigentumszeichen und Wesensmerkmal. Sie dürfen Gottes Kinder sein, nicht nur dem Namen, sondern dem Wesen nach, nun sogar in Herrlichkeit. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: »Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder. Noch ist es nicht erschienen, was wir sein werden. Aber wir wissen, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist« (1 Joh 3,2).
c) Auch die Beschreibung des gewaltigen Schlussbildes der Welt – und Heilsgeschichte Gottes am Ende der Offenbarung (vor dem Schlusswort der Offenbarung) mit einer ähnlichen Aussage über die Knechte Jesu: Und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht, und sein Name wird an ihren Stirnen sein« (Offb 22,3.4). Darin gipfelt offenkundig ihre Seligkeit.
d) Lasst uns jetzt schon in Lauterkeit ihm dienen, zu ihm aufblicken, weg von allem Eigenen und weg von dem, was in der Welt so verlockt und bedrängt (Heb 12,2), und so im Widerschein seines Lichts stehen, ja offen sein für dieses Licht, so dass wir, für andere tröstlich und hilfreich, wahrhaft etwas von ihm widerstrahlen können (2 Kor 4,6).

Edition C

In der Vision sieht Johannes den Messias Jesus auf dem Berg Zion stehen, begleitet von 144.000 der Juden, die seiner Lehre folgten und ihn als Gottes Erlöser erkannt haben. Der Hinweis auf die Namen auf der Stirn symbolisiert Zugehörigkeit und Eigentum an. Diese 144.000 waren „unbefleckt“, d.h. sie hatten sich nicht falscher Religion und Götzen hingegeben („Frauen“ als Symbol für Götzendienst, wobei eine bestimmte Frau als Hure später noch auftauchen wird). Diese Jünger sind Teil des neuen und geistlichen Jerusalem, und sie singen ein neues Lied, so wie nach dem Krieg alles anders und neu sein wird.

Wolfgang Schneider – Buch der Offenbarung

In mehr als einer Hinsicht steht in den apokalyptischen Visionen des Johannes Israel im Mittelpunkt. Jerusalem ist immer noch die Bühne. In Offenbarung 12 erfahren wir, welches große Motiv des Bösen hinter so viel Leid steht: sein Wunsch, Israel zu vernichten. In Offenbarung 7 und 14 erfahren wir von einer Vorhut Israels, 12.000 aus jedem Stamm, die bei den klimatischen Ereignissen eine wichtige Rolle spielen. Auch wenn manche es versuchen, ist es schwierig, diese 144 000 als etwas anderes als Juden zu interpretieren, da ihre Stammeszugehörigkeit ausdrücklich genannt wird. Aber noch wichtiger ist, dass es in Offenbarung 11 ein Drama gibt, das wirklich zeigt, wie Israels Geschichte die Geschichte der Welt beeinflusst.
Ist der Same Abrahams wirklich ein so zentraler Bestandteil der kommenden Welt? Manche würden einfach annehmen, dass Gott weitergemacht hat, weil der Großteil Israels den Messias abgelehnt hat. Doch die Wiederherstellung Israels ist der Wendepunkt in der Wiederherstellung der Welt. Jeschua sagte einmal zu Jerusalem: „Denn ich sage dir: Von nun an wirst du mich nicht wiedersehen, bis du sagst: ‚Gesegnet ist der, der im Namen ADONAIS kommt.‘ “ Jerusalems Umkehr ist der Kern der Geschichte. Jerusalems Umkehr ist das, worauf Jeschua wartet.

Derek Leman – Die kommende Welt – Ein Portal zum Himmel auf Erden

Mit dem neuen Und ich sah wendet sich Johannes einer ganz anderen Sphäre zu778, als er sie in 13,1ff und 13,11ff sah. Das Zentrum der neuen Schau bildet das Lamm (τὸ ἀρνίον [to arnion]), V. 1. Der Artikel ohne weitere Apposition macht klar, dass es sich um das Lamm von Offb 5,6ff; 6,1ff; 7,9ff; 8,1ff; 12,11; 13,8ff handelt, also um Jesus Christus.
In der Schau von Offb 14,1–5 steht das Lamm. Der griechische Text enthält nur das Partizip ἑστός [hestos] ohne ein „ist“ (ἐστίν [estin]) oder „war“ (ἦν [en]).779 Durch diese Ausdrucksweise wird das Bild völliger Ruhe und Überlegenheit noch verstärkt. Welch ein Gegensatz zum nimmer ruhenden, aktionistischen „machen“ (ποιεῖν [poiein]) der beiden Tiere von Kapitel 13!
Der Seher gibt uns den Ort des Lammes an: auf dem Berg Zion. Das weckt eine lange Kette von Erinnerungen. Zunächst an die Berge, die Jesus so oft aufsuchte, auf denen er lehrte und wo er betete (z.B. Mt 5,1; 14,23; Joh 6,15). Dann an die Berge der Offenbarung Gottes im Alten Bund, an den Sinai, Garizim, Ebal, Nebo, Tabor und andere (Ex 19,1ff; Dtn 27,11ff; 34,1ff; Ri 4,6ff). Dann auch die Erinnerung daran, dass Zion im Laufe der Zeit zur Bezeichnung für Jerusalem oder ganz Israel wurde.780 Ursprünglich war „Zion“, hebr. צִיּוֹן [zijon], wohl die „topographische Bezeichnung … für den Südosthügel des späteren Stadtgebietes“ Jerusalems.781 Prägend aber wird der Name „Zion“ durch seine Verwendung in der prophetischen Verkündigung. Hier ist es in erster Linie „die Stadt der eschatologischen Heilszeit“.782 Man denke an Jes 2,3; 4,5; 40,9; 49,14; 52,8; 60,14; 62,1ff; Joel 3,5; Ob 17; Sach 9,9ff und andere Stellen. Ähnliches gilt für das Neue Testament, wobei dort freilich der Name „Zion“ hinter dem Namen „Jerusalem“ zurücktritt.783
Ist nun in Offb 14,1 das irdische oder das himmlische Zion gemeint? Für das irdische hat sich vor allem R.H. Charles ausgesprochen. Er nimmt an, dass Offb 14,1–5 das Tausendjährige Reich („Millenial Kingdom“) zum Gegenstand hat. Die vollendeten Gläubigen, die in Offb 7,4ff schon im Himmel waren, seien in 14,1ff auf die Erde zurückgekehrt, um am Millenium teilzunehmen, dessen irdisches Zentrum der Berg Zion sei.784 Bousset lässt eine solche Deutung zu.785 Doch stößt eine solche Ortsveränderung – vorausgesetzt, die 144 000 sind in 7,4ff und 14,1ff dieselben – auf Bedenken. Auch spielen sich die übrigen Ereignisse von Offb 14 überwiegend im Himmel ab. Außerdem haben wir in der Offenbarung bisher noch nichts davon gelesen, dass ein Tausendjähriges Reich errichtet wurde. Deshalb liegt die Deutung auf ein himmlisches „Zion“ oder Jerusalem näher.786 Insofern bildet Offb 14,1 eine Parallele zu Hebr 12,22 und Offb 21–22. Etwas weniger präzise auch zu Gal 4,26; Eph 2,6; Phil 3,20.787
Noch einmal wird uns die Spannung zwischen Offb 12–13 und 14 bewusst. Die satanische Trinität ist irdisch bestimmt und tobt sich auf Erden aus. Die Gläubigen aber, die mit dem Lamm verbunden sind, sind himmlisch bestimmt und am Ende auch sichtbar im Himmel beheimatet. Hier berühren sich Paulus und Johannes sehr eng (vgl. Eph 2,6; Phil 3,14ff; Kol 3,1f).788 Swete hat darauf aufmerksam gemacht, dass ἑστός hestos in Offb 14,1 wie eine Antwort auf das ἐστάθη estathe klingt: „The Beast is on the sand, the Lamb on the rock.“789
Und mit ihm hundertvierundvierzigtausend: Der Gleichklang der Zahl bei 7,4 und 14,1 kann kein Zufall sein. Dennoch wird in der Literatur stellenweise die Meinung vertreten, die 144 000 von Offb 14,1 seien andere als die in Offb 7,4.790 Man stützt dies vor allem auf das Fehlen des Artikels: Es heißt ja nur hundertvierundvierzigtausend und nicht: „die hundertvierundvierzigtausend“. Charles hat demgegenüber mit Recht darauf hingewiesen, dass auch in den vergleichbaren Fällen von 14,9 und 15,2 der Artikel fehlt.791 Die Bezeichnung ἀπαρχή aparche für die 144 000 in V. 4 steht einer Identifizierung mit 7,4 nicht im Wege.792 Denn ἀπαρχή [aparche] muss nicht in jedem Fall eine zeitliche Einteilung zum Ausdruck bringen, sondern kann auch den Charakter eines Opfers bezeichnen.793 Sprachlich steht Offb 14,4 insofern Jak 1,18 nahe. Wir gehen also mit Charles, Swete, Lohmeyer u.a. davon aus, dass die 144 000 von Offb 14,1 dieselben sind wie die von Offb 7,4.794
Dann aber handelt es sich wie in Offb 7,4ff um die Vollzahl aller geretteten Christen, um die gesamte wahre und erlöste Kirche Jesu Christi. Sie ist überdies identisch mit den vollendeten Gläubigen von Offb 7,9ff.
Eine Einschränkung auf die Märtyrer, wie sie bei Charles oder Lohmeyer erfolgt, können wir jedoch nicht vornehmen. Die Offenbarung ist für die Gemeinden schlechthin bestimmt (1,11; 2,7ff) und nicht nur für eine hervorgehobene Gruppe von Christen. Man kann höchstens mit Charles sagen, dass Offb 14,1–5 alle Gläubigen auf das bevorstehende „universale Martyrium“ vorbereiten will. Dieses universale Martyrium verdichtet sich in der Antichrist-Zeit, durchzieht aber zugleich die gesamte Geschichte der Christenheit: Kein Jahrhundert ist ohne Märtyrer. Keinesfalls aber werden alle Gläubigen unterschiedslos in allen Zeiten zu Märtyrern im engeren Sinne. Deshalb sollte auch bei Offb 14,1 keine Einschränkung auf die Märtyrer im Sinne von Blutzeugen erfolgen.
Das Merkmal, das alle 144 000 auszeichnet, ist eine zweifache Namensaufschrift: die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben hatten. Sofort werden wir an Offb 3,12 und 22,4 erinnert. Im Sendschreiben nach Philadelphia finden wir die Verheißung an die Überwinder, dass Jesus den Namen Gottes des Vaters und den Namen des neuen Jerusalem und seinen eigenen Namen auf sie schreiben werde (3,12). Hier handelt es sich um einen dreifachen Namen, in Offb 14,1 dagegen nur um einen doppelten. In Offb 22,4 erscheint sogar nur ein Name (Einzahl), der allerdings sowohl auf Gott den Vater als auch auf das Lamm bezogen ist. Die Wendung auf ihren Stirnen (ἐπὶ τῶν μετώπων αὐτῶν [epi ton metopon auton]) ist in Offb 22,4 und 14,1 wörtlich dieselbe. Man muss also die Namensaufschriften in Offb 3,12; 14,1 und 22,4 in einer Linie sehen. Entscheidend ist, dass es sich an allen Stellen um Erlöste handelt, die schon allen irdischen Kämpfen entnommen sind. Also um das, was die alten Dogmatiker die ecclesia triumphans nannten. Nach den furchtbaren Kämpfen der Kapitel 12 und 13 sieht also Johannes die Schar der treu gebliebenen und erlösten Gläubigen bei dem Lamm. Welche Ermutigung! Und es ist eine überraschend große Zahl, die da aus allen irdischen und antichristlichen Kämpfen hervorgegangen ist: hundertvierundvierzigtausend. Der eigentliche Sieger aber ist Gott der Vater und das Lamm, deren Namen auf den Stirnen der Erlösten geschrieben sind.
Blicken wir noch einmal zurück auf Offb 14,1. Zuerst bemerken wir, dass Offb 14,1 eine Erfüllung von Joel 3,5 darstellt, wo es heißt: „Auf dem Berg Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein.“ Darüber hinaus bedeutet Offb 14,1 auch eine Erfüllung aller Verheißungen von der künftigen Herrlichkeit Zions (z.B. Jes 4,5; 51,3; 52,1; 59,20; 60,1ff; 62,1ff; Sach 8,3). Sodann beobachten wir, dass die Aufschrift auf ihren Stirnen ja auch bei den Versiegelten in Offb 7,3 begegnet. Das heißt nichts anderes als: Die Schar auf dem Zion in Offb 14,1 ist versiegelt worden und aufgrund der göttlichen Bewahrung ans Ziel gekommen. Damit hat sich auch Ez 9,4ff endzeitlich erfüllt. Im Übrigen befinden wir uns in Offb 14,2 auf einem himmlischen „Zion“, und deshalb stehen die „Namen“ vermutlich nicht in einem fleischlich-äußerlichen Sinn auf den Stirnen, sondern in einem geistlichen. Schließlich ist noch festzuhalten, dass Offb 14,1 ein starkes Zeugnis für die Trinität (Dreieinigkeit Gottes) bedeutet. Denn wenn a) der Name des Lammes (sein Name) und der Name Gottes des Vaters so eng miteinander verbunden sind (vgl. 22,4) und b) Gott als sein Vater (= des Lammes, also Jesu Christi) bezeichnet wird, dann bleibt nur der Schluss übrig, dass beide als göttlich im Sinne der Trinität aufgefasst sind.
Fazit: Es bleibt entscheidend, ob wir den Namen des satanischen Tieres (13,17) oder den der göttlichen Dreieinigkeit tragen (14,1).

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Gott versprach Abraham ein Volk, das Land und eine Quelle des Segens für alle Familien der Erde zu sein, wie bereits weiter oben in diesem Kapitel erwähnt wurde.

Ein Volk. In der Offenbarung wird mehrfach und auf verschiedene Weise beschrieben, wie Gott seine Verheißungen an Abraham erfüllen wird. Abrahams Nachkommen kommen in dem Buch mehrmals vor. Die auffälligsten Beispiele finden sich vielleicht in 7,1-8 und 14,1-5, wo die 144 000 Nachkommen der zwölf Söhne von Abrams Enkel Jakob erwähnt werden. Dabei handelt es sich nicht um die Gesamtzahl der Nachkommen Abrahams, sondern um eine ausgewählte Gruppe aus dieser Zahl, die in späteren Zeiten eine besondere Aufgabe erfüllen wird.

Natürlich akzeptieren Covenantalisten nicht die wörtliche Bedeutung der 144.000. Im Einklang mit seiner eklektischen Hermeneutik kommt Beale zu dem Schluss, dass „die Gruppe von 7,4-8 einen Überrest der sichtbaren Kirche darstellt, die sich zum wahren Israel bekennt“ oder „die Gesamtheit von Gottes Volk durch die Jahrhunderte hindurch, das als wahre Israeliten betrachtet wird.“ Er beschreibt seinen Eklektizismus als eine Kombination aus idealistischem und futuristischem Zugang zum Buch. Die eklektische Hermeneutik erlaubt es einer Person, in einer Passage vom Wörtlichen zum Allegorischen und umgekehrt zu wechseln, um eine bevorzugte theologische Überzeugung zu bestätigen. In der Offenbarung geschieht dies meist in der Annahme, dass die apokalyptische Gattung des Buches ein solches Schwanken zulässt. Der Eklektizismus erlaubt es Beale, an einigen Stellen idealistisch zu interpretieren, wie in den Kapiteln 7 und 14, und an anderen, wie in Kapitel 19, futuristisch.

Im Gegensatz zu Beale sieht Aune die 144.000 als zukünftige Christen, nicht als Gläubige aller Zeiten. Er unterscheidet sich auch von Beale, wenn er die 144 000 von der unzähligen Schar in 7,9-17 unterscheidet. Ein Vergleich dieser beiden Allegoristen in ihren Kommentaren zu diesem Abschnitt zeigt, wie unterschiedliche Auslegungen der Offenbarung unkontrolliert sind, wenn Exegeten die Anwendung grammatikalisch-historischer Prinzipien aufgeben. Aune kommt zu seinen Schlussfolgerungen, nachdem er mühsam eine einheitliche Definition der apokalyptischen Gattung gefunden hat. Schließlich muss er seine eigenen Definitionen von „Gattung“ und „Apokalypse“ aufstellen und gleichzeitig zugeben, dass einige Autoritäten mit seinen Definitionen nicht einverstanden sind.

Hermeneutisch fällt Osborne in das eklektische Lager mit Beale, aber anstatt nur idealistische und futuristische Ansätze zu kombinieren, kombiniert er futuristische mit präteristischen und idealistischen. Auch er kann schwanken, um seinen eigenen theologischen Neigungen zu entsprechen. Dennoch plädiert er für „hermeneutische Demut“ und Vorsicht, ganz gleich, welche Auslegungsgrundsätze man anwendet.

Er versteht die 144.000 als die Gemeinde, weil die Gemeinde in der gesamten Offenbarung hervorgehoben wird. findet „keine Erwähnung von jüdischen Gläubigen neben der heidnischen Gemeinde an anderer Stelle in der Offenbarung“, eine Aussage, die sich im Folgenden als falsch erweisen wird. Osbornes andere Belege für seine Schlussfolgerung stützen sich auf andere Stellen des NT, wie z. B. Gal 6,16, in denen er fälschlicherweise behauptet, dass die Gemeinde Israel genannt wird.

Wie ich an anderer Stelle ausführlicher erörtert habe, gibt es keine stichhaltigen exegetischen Argumente dafür, die Bezeichnungen in Offb 7,4-8 in einer anderen als ihrer wörtlichen Bedeutung zu verstehen. Die einzigen Argumente für ein anderes Verständnis sind theologisch, nicht hermeneutisch motiviert. Es genügt zu sagen, dass es bis 160 n. Chr. kein eindeutiges Beispiel dafür gibt, dass die Kirche „Israel“ genannt wird, weder im Neuen Testament noch in den Schriften der Alten Kirche. Auch John Walvoord weist nachdrücklich darauf hin: „Es wäre ziemlich lächerlich, die Typologie Israels, die die Kirche repräsentiert, so weit zu treiben, dass man sie in zwölf Stämme aufteilt, wie es hier geschehen ist, wenn es die Absicht des Schreibers war, die Kirche zu beschreiben.“ Hinzu kommt der Unterschied in Zahl und Nationalität zwischen den 144.000 und der unzähligen Schar in Offb 7,9-17, und die Identifizierung der 144.000 als Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs wird offensichtlich.

Ein weiterer Hinweis auf die Nachkommenschaft Abrahams findet sich in Offenbarung 12, wo von einem großen Zeichen am Himmel berichtet wird, das eine schwangere Frau betrifft. Der Begriff semeion (12:1) ist das kontextuelle Signal zum Verständnis einer bildlichen Interpretation der Frau. Die Verbindung der Beschreibung der Frau mit Gen 37,9 identifiziert sie als das nationale Israel. Gott wird dem Volk in der Zukunft einen Zufluchtsort vor der Feindseligkeit des Drachens bieten.

Im Rahmen einer langwierigen Bestätigung, dass die Frau Israel repräsentiert, macht Beale die folgenden exegetisch nicht begründeten Aussagen: „Dies ist also ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kirche mit den zwölf Stämmen Israels gleichgesetzt wird (siehe 7,4-8). In Kapitel 12 wird die Frau als das Volk Gottes dargestellt, das sowohl vor als auch nach dem Kommen Christi lebt.“ Er sieht zwar Hinweise auf die alttestamentliche Glaubensgemeinschaft, die den Messias hervorgebracht hat. Dennoch stellt er fest: „Es ist zu einschränkend, die Frau nur als Repräsentantin eines Restes von Israeliten zu sehen, die in der letzten Phase der Geschichte in der Prüfung leben“, und fügt die Schlussfolgerung hinzu, dass „die Frau in 12,1-2 die Gemeinschaft des Glaubens sowohl im Alten als auch im Neuen Testament repräsentiert.“ Durch einen unerklärlichen interpretatorischen Übergang geht er von der Erkenntnis, dass die Frau ein Symbol für Israel ist, dazu über, sie zu einem Symbol sowohl für das gläubige Israel als auch für die gläubige Kirche zu machen.

Aune analysiert die Worte über die Frau als wahrscheinlich aus dem griechischen Leto-Apollo-Python-Mythos abgeleitet. Mit nur einer beiläufigen Erwähnung von Gen 37,9-11, , lässt er zu, dass der Mythos über die Frau aus christlicher Sicht als Hinweis auf Maria und ihr Kind oder aus jüdischer Sicht als Hinweis auf Israel, das verfolgte Volk Gottes, gelesen werden kann. Aune scheint in diesem Fall eine Art Leser-Antwort-Hermeneutik zu verfolgen.

Osborne identifiziert die Frau korrekt als Israel, indem er sich auf Gen 37,1-9 bezieht, wobei die Sonne und der Mond Josephs Eltern und die Sterne seine Brüder bezeichnen, aber unerklärlicherweise sagt er, dass sie die Kirche in Offb 12,17 darstellt. Er erklärt nicht, wie Jakob und Lea die Eltern der Kirche sind, so wie sie es bei Josef sind. In Offb 12,6 entscheidet er sich für eine futuristische Erklärung und bezeichnet die Verfolgten der „letzten schrecklichen Verfolgung“ als die Kirche. Wie Israel, das Volk Gottes, plötzlich zur Kirche, dem Volk Gottes, wird, erklärt er nicht. Der Übergang scheint recht willkürlich zu sein. Auch hier veranschaulicht die radikale Uneinigkeit der Allegoristen bei der Behandlung von Offenbarung 12 die subjektive Natur der Auslegung, sobald der Ausleger grammatikalisch-historische Prinzipien aufgegeben hat.

Es gibt stichhaltige Gründe dafür, die Frau als den treuen Überrest Israels in der Zukunft und den Drachen als den Teufel zu identifizieren, der versucht, sie zu vernichten. Die Sonne und der Mond in Gen 37,9-10 beziehen sich eindeutig auf Jakob und Rahel, die Eltern von Joseph. Das nationale Israel ist die Mutter, die den Messias gezeugt hat, eine Leistung, die man der Kirche nicht mit Recht zuschreiben kann. Die Behauptung, die Offenbarung mache keinen Unterschied zwischen dem alttestamentlichen Volk Gottes und einem anderen erlösten Volk, ist unberechtigt. Eine solche Unterscheidung wurde bereits beim Vergleich von 7,1-8 mit 7,9-17 festgestellt. Wie auch immer die unzählige Schar in 7,9-17 zusammengesetzt ist, sie unterscheidet sich ausdrücklich von den 144.000 in 7,1-8. Dieser Bericht in Offenbarung 12 liefert ein weiteres Beispiel für Gottes Treue bei der Erfüllung seiner Verheißung an Abraham, indem er aus ihm ein Volk erweckt und bewahrt, das zu einer Nation wird.

Beale, Aune und Osborne stimmen darin überein, dass sich Offb 2,9 und 3,9 auf das nationale Israel beziehen, lehnen aber jede Lehre von zukünftiger nationaler Buße ab und sagen, dass sich die Verse einfach auf die Rechtfertigung der Gläubigen aus Philadelphia beziehen. Die Unterwerfung und Huldigung der Juden in 3,9 kann jedoch kaum von jemandem geleistet werden, der nicht umkehrt und ein Nachfolger Christi wird.77

Das Land. Gott versprach Abraham auch den Besitz des Landes, in das er ihn führen sollte, das Land, das später als Israel bekannt wurde, „das verheißene Land“. In Offb 11,1-13 wird von der Vermessung des Tempels und von zwei Zeugen berichtet, die in Jerusalem tätig sind, einer Stadt im Herzen des verheißenen Landes.

Perspektiven auf Israel und die Kirche – 4 Ansichten

einzigartigen Sohn

Hierin ist die Liebe Gottes zu (O. an, in Bezug auf) uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß wir durch ihn leben möchten.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 4,9

Und Gottes Liebe zu uns ist daran sichtbar geworden ( Und Gottes Liebe hat sich – für uns alle sichtbar – daran gezeigt. ), dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns durch ihn das Leben zu geben.
Neue Genfer Übersetzung – 1.Johannes 4:9

Darin hat sich die Liebe Gottes in (unter) uns gezeigt (ist klar/sichtbar geworden), dass Gott seinen einzigen (einzigartigen) ( einzigen (einzigartigen) So die neueren Wörterbücher (LN 58.52: „unique“, übersetzt diese Stelle aber mit „only“). Früher hat man aus den verwendeten Wurzeln noch die Bedeutung „eingeboren“ i.S.v. „der einzige [seinen Eltern] geborene“ herleiten wollen (so noch Büchsel, μονογενής (TWNT), der „einzigartig“ jedoch als Nebenbedeutung anerkennt). ) Sohn in die Welt gesandt hat, damit (sodass) wir leben können (leben)
offene Bibel – 1.Johannes 4:9

Diese Worte benutzt Johannes auch in Johannes 3:16
Aus diesem Kapitel (1.Johannes 4) haben wir schon einige Verse betrachtet: Vers 8 , Vers 10 , Vers 19 sogar zweimal

Leser von Psalm 82 stellen oft eine spezielle Frage zu Jesus. Wenn es noch andere göttliche Söhne Gottes gibt, was ist dann von der Beschreibung Jesu als dem „eingeborenen“ Sohn Gottes zu halten (Joh 1,14.18; 3,16.18; 1 Joh 4,9)? Wie konnte Jesus der einzige göttliche Sohn sein, wenn es noch andere gab?

Einzig gezeugt“ ist eine leider verwirrende Übersetzung, besonders für moderne Ohren. Nicht nur, dass die Übersetzung „einzig gezeugt“ den offensichtlichen Aussagen im Alten Testament über andere Söhne Gottes zu widersprechen scheint, sie impliziert, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte – dass er einen Anfang hatte.

Das griechische Wort, das mit diesem Satz übersetzt wird, ist monogenes. Es bedeutet nicht „einzig gezeugt“ in einer Art von „gebären“. Die Verwirrung rührt von einem alten Missverständnis über die Wurzel des griechischen Wortes her. Jahrelang dachte man, dass monogenes von zwei griechischen Begriffen abgeleitet sei, monos („nur“) und gennao („zeugen, gebären“). Griechische Gelehrte entdeckten später, dass der zweite Teil des Wortes monogenes nicht von dem griechischen Verb gennao stammt, sondern von dem Substantiv genos („Klasse, Art“). Der Begriff bedeutet wörtlich „einmalig“ oder „einzigartig“, ohne die Konnotation eines geschaffenen Ursprungs. Da Jesus also in der Tat mit Jahwe identifiziert wird und daher mit Jahwe einzigartig unter den Elohim ist, die Gott dienen, widerspricht der Begriff monogenes nicht der alttestamentlichen Sprache.

Die Gültigkeit dieses Verständnisses wird durch das Neue Testament selbst bestätigt. In Hebräer 11,17 wird Isaak als Abrahams „monogenes“ bezeichnet. Wenn Sie Ihr Altes Testament kennen, wissen Sie, dass Isaak nicht der „einzige gezeugte“ Sohn Abrahams war. Abraham hatte zuvor Ismael gezeugt (vgl. Gen 16,15; 21,3). Der Begriff muss bedeuten, dass Isaak der einzige Sohn Abrahams war, denn er war der Sohn der Bundesverheißungen. Die genealogische Linie Isaaks würde diejenige sein, durch die der Messias kommen würde. So wie Jahwe ein Elohim ist, und kein anderer Elohim ist Jahwe, so ist Jesus der einzigartige Sohn, und keine anderen Söhne Gottes sind wie er.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Daran ist erschienen die Liebe Gottes usw. Außer durch die Sendung seines Sohnes hat Gott noch auf vielerlei Weise seine Liebe gegen uns bezeugt. Wenn man fragt, warum die Welt geschaffen, warum wir auf sie gesetzt wurden, um die Erde uns untertänig zu machen, warum wir in diesem Leben bewahrt werden, so dass wir unzählige Güter genießen, warum wir zur Hoffnung eines besseren Lebens geschaffen, warum wir mit Licht und Verstand begabt sind, so wird man für das alles keinen anderen Grund anführen können als die freie Liebe Gottes gegen uns. Aber der Apostel verweist hier auf ein besonderes Beispiel, das die andern alle weit überragt. Die Liebe Gottes, dass er seines eigenen Sohnes nicht schonte, um uns durch seinen Tod wieder zum Leben zu bringen, ist nicht nur unermesslich, nein, sie ist eine mehr als wunderbare Güte, die uns zum Staunen und Bewundern hinreißen muss. Christus ist also ein so herrlicher und einzigartiger Beweis der göttlichen Liebe zu uns, dass er uns, so oft wir ihn anschauen, diese Lehre, dass Gott Liebe ist, vollauf bekräftigt. Dass der Apostel ihn den „eingeborenen“ Sohn nennt, dient zur Verstärkung. Dadurch zeigt Gott noch klarer, wie einzig er uns liebt, dass er seinen einzigen Sohn um unsertwillen dem Tode preisgab. Indessen, der von Natur der einzige Sohn ist, macht viele aus Gnade und durch Annahme an Kindesstatt zu Kindern, nämlich alle, die er durch den Glauben seinem Leibe einfügt. Auch der Zweck wird angegeben, um dessentwillen Christus vom Vater gesandt ward: „dass wir durch ihn leben sollen“.Außer ihm sind wir alle tot; durch sein Kommen aber hat er uns das Leben gebracht, und wenn unser Unglaube nicht widerstrebt, so fühlen wir diese Wirkung seiner Gnade in uns.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

Die Gottesliebe ist »erschienen«, ist offenbar geworden »unter uns.« Die Liebe ist das Wesen und tiefste Sein Gottes, aber das Wesen Gottes wird eben immer zum Tun. Das Sein Gottes wird biblisch immer als das Handeln Gottes bezeugt. »Gott ist Liebe« – das wird an der Sendung des Sohnes als Retter ersehen. Gott kommt in unsere Welt und Geschichte. In dem geschichtlichen Menschen Jesus von Nazareth ist Gott ganz da, ganz in seiner Liebe. Gott hat den Sohn »gesandt«, eigentlich: Er hat ihn »weggeschickt«. Der Vater hat sich den Sohn vom Herzen losgerissen. Etwas von dem Schmerz Gottes klingt in diesem Wort mit. Das ist seine Liebe, die sich das Liebste vom Herzen reißt und uns Verlorenen gibt. Es ist sein »eingeborener« Sohn (griechisch genauer: der »Einzigerzeugte«), nicht geschaffen, wie sonst alle Geschöpfe, sondern vom Vater gezeugt: Art von Art, Gott von Gott. Das Wort beschreibt also dreierlei von Jesus Christus: a) Er ist der einzige Sohn (vgl. 1Mose 22,2ff.; Ri 11,34; Lk 8,42; 9,38; Heb 11,17); b) er ist der geliebte und dennoch geopferte Sohn, und c) er kommt nicht von einem Schöpfungsakt her, sondern durch eine geheimnisvolle »Erzeugung« vom Vater. Dabei ist er nicht ein zweiter Gott, sondern in der Dreieinheit mit dem Vater und dem Geist der eine Gott.
Der Sohn ist in die »Welt« weggeschickt, und Johannes meint hier die gottferne, böse Welt unter ihrem satanischen Zwingherrn. Gott lässt seine Schöpfung und Geschöpfe nicht im Stich. Die Liebe Gottes gibt nicht auf, auch und gerade dort und dann nicht, wo der Tod regiert, wo die Menschen lebende Tote in ihren Sünden sind (vgl. zu 1Joh 3,14). Der Christus bringt das Leben. Das ist Ziel und Zweck der Sendung des Sohnes, »damit wir durch ihn das Leben haben« – das wirkliche Leben schon vor dem Tod und dann das ewige Leben. Erst, da wo ein Mensch mit dem Herrn des Lebens lebt, hat er »volle Genüge«, Leben, das sich wirklich lohnt (vgl. 1Mose 3,22; 8,21; 3Mose 18,5; Ps 69,33; 118,17; Jes 26,19; 53,10; Hes 18,21.32; 37,14; Dan 4,31; 12,7; Mt 4,4; 7,14; 10,39; 25,46; Mk 1,4; 3,15.16; 4,14; 5,24.25; 6,31.35; 8,12; 10,11ff.; Joh 11,25.26; 14,6.19; 17,26; 20,31; Röm 6,8; 14,7ff.; 2Kor 5,15; 6,9; 7,3; Gal 2,20; 1Petr 2,24; 4,6; Offb 3,1; 4,9)

Gerhard Maier – Edition C

„Darin ist die Liebe Gottes zu uns offenbar geworden, dass er seinen Sohn gesandt hat, um uns für unsere Sünden zu versöhnen. 1 Johannes 4,9-10. Dies ist die höchste Liebe. Unser Gott hätte in seiner unbegreiflichen Allmacht auch ein anderes Mittel finden können, um uns zu erlösen; so wie der Herr Jesus Christus selbst in seinem Todeskampf darum gebetet hat und sagte: „Abba, Vater, alle Dinge sind dir möglich; nimm diesen Kelch von mir.“ Markus 14:36. Aber dann wäre es nicht die höchste Liebe gewesen, die uns entgegengebracht wurde. Damit Gott uns die höchste Liebe erweist und wir nicht sagen können: „Gott hat etwas, das er zu sehr liebt, um es uns zu geben“, hat er uns seinen lieben Sohn gegeben, und nicht nur gegeben, sondern auch gegeben, um für unsere Sünden zu sühnen. Deshalb hätte er uns keine größere Liebe erweisen können. Darin gebietet Gott seine Liebe zu uns. Röm. 5:8. „Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ Röm. 8:32. Wenn er uns das Größte gegeben hat, wird er uns sicher auch das Geringste geben. Im ewigen Leben wird alles, was Gott gehört, auch uns gehören. „Wer überwindet, wird alles erben.“ Offb. 21:7.

Johann Arndt – Das wahre Christentum

Gottes Liebe ist kein abstraktes Prinzip oder Gefühl, sondern hat sich darin gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die sündige Menschheit leben, d.h. das ewige Leben erhalten kann.

Die ESV Studienbibel

Die Liebe Gottes zu seinen Kindern wurde durch das Werk Jesu am Kreuz für uns sichtbar demonstriert. Der Begriff „eingeborener Sohn“ drückt die Einzigartigkeit aus, nicht die buchstäbliche Geburt (siehe Hebr. 11:17). Johannes ist der einzige Autor des Neuen Testaments, der Jesus so nennt (siehe Johannes 1:18; 3:16, 18). Mit anderen Worten: Jesus ist der einzigartige Sohn Gottes; kein anderer Mensch ist Gottes Sohn, so wie er es ist.

Die Nelson Studienbibel

einzigen Sohn Dieser Ausdruck wird am besten mit „einziggeborenen Sohn“ übersetzt, was bedeutet, dass Jesus der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist, die zweite Person der Dreieinigkeit.

Reformations-Studien-Bibel

die Liebe Gottes – Gott hat seine Liebe zur Menschheit und zur Schöpfung bewiesen, indem er seinen einzigen Sohn in den Tod schickte, um die Sünde zu sühnen (siehe 1. Johannes 4,9; vgl. Johannes 3,16). Da die Inkarnation Gottes ultimativen Ausdruck der Liebe darstellt, weisen diejenigen, die leugnen, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, Gottes Liebe zu ihnen zurück.

Faithlife Studienbibel

Jesus ist an mehr interessiert als an unserer zukünftigen Belohnung im Himmel. Er ist gekommen, um uns die Lebensqualität Gottes zu geben. Wir können voll und ganz leben, weil Gott uns liebt.

CSB Jüngerstudienbibel

Sie setzen sich alle über die Verordnungen des Kaisers hinweg, indem (oder weil) sie behaupten, ein anderer sei der wahre Herrscher, nämlich Jesus

Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen, welche Jason beherbergt hat; und diese alle handeln wider die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, daß ein anderer König sei – Jesus.
Elberfelder 1871 – Apg 17,6b–7

Jason hat sie bei sich aufgenommen, und diese Leute verstoßen alle gegen die Verordnungen des Kaisers, denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus.«
Menge – Apostelgeschichte 17,7

Diese, die den Erdkreis in Aufruhr versetzt haben, sind auch hierher gekommen; ( Apg 16:20 ) die hat Jason aufgenommen. Und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein andrer sei König, (nämlich) Jesus. ( Lu 23:2; Joh 19:12 )
Zürcher 1931 – Apostelgeschichte 17:6b–7

„Und jetzt sind sie auch noch bei uns und pennen bei Jason. Alles, was der oberste Präsident sagt, ist ihnen total egal, und sie behaupten, ein anderer hätte jetzt das Sagen, und der heißt Jesus.“
VolxBibel – Apostegeschichte 17:7

Was wird Paulus als Nachfolger Jesu vorgeworfen? War er bei „rot“ über die Ampel gefahren? War er zu schnell mit dem Auto unterwegs? Hatte er die Fahrkarte oder die Steuern unterschlagen? Hatte er jemanden betrogen, gelogen? Hatte er Familien auseinandergebracht? Oder hatte er von Straftaten gewusst, und dann aber verheimlicht, weil ihm der zweite oder dritte Zeuge fehlte?
NEIN! Nichts von dem! Sondern ihm wird vorgeworfen: Jesus ist der aktive König, um Jesus ist die Treue zu halten! Also Jesus ist nach den Aussagen von Paulus wohl schon 1.Jahrhundert der „andere König“ dem die alleinige Treue zu halten ist!

Das war nichts Neues. Ähnliches hatten die religiösen Führer bereits Jesus zur Last gelegt und zu Pilatus gesagt: „Wir fanden, dass dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt . . . und sagt, er selbst sei Christus, ein König“ (Luk 23:2). Weil ihm das vom Kaiser als Hochverrat hätte ausgelegt werden können, bekam Pilatus womöglich kalte Füße und ließ Jesus hinrichten. Die Anklagen in Thessalonich hätten die Christen also durchaus Kopf und Kragen kosten können. In einem Kommentar zur Apostelgeschichte wird gesagt: „Die Gefahr, in die sie diese Anklage brachte, ist nur schwer zu übertreiben, denn ‚allein der Hinweis auf Verrat gegen den Kaiser erwies sich oft als fatal für die Angeklagten‘.“

Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich – Ausgabe 2018

Dass sie Feinde der bestehenden Regierung waren (Vers 7): „Sie handeln ‚alle gegen die Verordnungen des Kaisers‘, denn sie sagen, ‚ein anderer sei König, nämlich Jesus!‘ “ Es stimmt, dass die römische Regierung sehr misstrauisch war, dass nicht ein Statthalter unter ihrer Gewalt sich den Titel König zulegte, und es stimmt, dass die Nachfolger Jesu sagten, „Jesus ist ein König“, doch er war kein irdischer König. In der Botschaft Christi gab es nichts, das zur Entthronung von Herrschern führte. Die Juden wussten dies sehr gut. Es ziemte sich aus allen Völkern nicht für die Juden, eine solche Anklage vorzubringen, da sie den Kaiser und seine Herrschaft so hassten. Sie erwarteten einen Messias, der ein weltlicher Herrscher sein würde, der die Throne und Reiche stürzen würde, und widersetzten sich deshalb unserem Herrn Jesus, weil er nicht als diese Art von Herrscher auftrat.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ein anderer König! Sie haben die Botschaft also tatsächlich verstanden. Jesus ist Herr und der Kaiser ist es nicht – das grundlegende „Gesetz“ oder „Dogma“ des Kaisers lautet, dass er und er allein der Herrscher ist. Nordgriechenland war ein Jahrhundert zuvor der Ort der schrecklichen Bürgerkriege gewesen, in denen Brutus und Cassius nach dem Tod von Julius Cäsar gegen Antonius und Octavian gekämpft hatten, und dann hatten Antonius und Octavian (Augustus) gegeneinander um die Alleinherrschaft gekämpft. Ein Ausdruck wie „ein anderer König“ klang sehr danach, als wollten die betreffenden Leute einen weiteren Bürgerkrieg anfangen mit dem Ziel, Kaiser Claudius zu vertreiben und einen anderen Kandidaten einzusetzen. Wenn all dies um das Jahr 50 n. Chr. stattfand (was recht wahrscheinlich ist), sollten wir uns daran erinnern, dass weniger als zwei Jahrzehnte später nicht weniger als drei Herrscher in weit verstreuten Teilen des Reichs als „ein anderer König“ bejubelt und schnell nacheinander eingesetzt wurden, wodurch sie das Jahr 69 n. Chr. zum „Vierkaiserjahr“ machten. So etwas war also sehr gut möglich und die Anklage daher sehr glaubwürdig.
War Paulus also ein treuer, römischer Bürger, oder war er es nicht? Es hängt alles von unserer Antwort auf die Frage ab, welche Art von „König“ Paulus im Blick auf Jesus wirklich vor Augen hatte. Es ist einfach, Jesu berühmten Spruch zu zitieren: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Johannes schrieb allerdings: „Mein Reich stammt nicht aus dieser Welt“ (Johannes 18,36). Er implizierte damit ganz klar: Obwohl Jesu Reich natürlich von anderswo herkommt, ist es doch eindeutig für diese Welt. Und es lässt sich leicht erweisen, dass die Anklage gegen Jesus, er hätte behauptet, ein König zu sein (Lukas berichtet davon in Kapitel 23,2 seines Evangeliums), bestenfalls höchst irreführend war – was auch für die anderen Anschuldigungen gilt, die zu jener Zeit im Umlauf waren.

Apostelgeschichte für heute

Und wir? Halten wir uns an ALLE Gesetze in dem Land in dem wir momentan leben? Und ist es der einzigste Anklagepunkt, dass wir einen „anderen König“ über uns haben – einen König, der seit seiner Auferstehung im Himmel herrscht, und sehr bald die Herrschaft über die gesamte Erde übernehmen wird?

Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung

Wir aber, die von dem Tage sind, laßt uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit. (O. Errettung)
Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicger 5,8

wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit der Hoffnung des Heils als (wie mit einem) Helm. (a) Eph 6:14-17; Jes 59:17
Zürcher 1931 – 1.Thessalonicher 5:8

Lasst uns dagegen als zum Tag Gehörende nüchtern sein, da wir uns einmal einen Panzer von Glauben und Liebe und Heilserwartung als Kopfschutz angelegt haben!
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Thessalonich 5,8

Aber wir gehören auf die Seite des Tages! Deshalb wollen wir mit ungetrübtem Bewusstsein unser Leben führen. Wie Soldaten, die sich für den Einsatz vorbereiten, wollen wir unsere Ausrüstung anlegen: den Brustpanzer, der unseren Glauben an Jesus und unsere Liebe darstellt, und den Helm, mit dem unsere feste Hoffnung auf die vollständige Rettung gemeint ist.
Roland Werner – Das Buch – 1.Thessalonich 5:8

Paulus vergleicht den Christen ja oft mit einem Soldaten oder mit einem Athleten – Personengruppen, die damals jedem bekannt waren. Und so, wie es keinen Soldaten im Kampf ohne Helm gab, so erwartete Paulus auch bestimmte Punkte bei uns Christen. Aber was Paulus nie beschrieb, ist die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Organisation – denn damals hatten sich „Hausgemeinden“ durchgesetzt….

Wir sollen vor dem Einfluss der Welt fliehen, der dazu beiträgt, uns innerlich abzustumpfen. Dazu benötigen wir den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und den Helm der Errettung. Um der Welt des Sichtbaren zu entfliehen, benötigen wir Glauben und dieser Glaube wird nicht durch das Sichtbare beherrscht, sondern lebt in der Welt des Unsichtbaren. Wenn wir der Lust der Welt entfliehen wollen, müssen wir durch Liebe regiert werden. Um den sinnlosen Bemühungen der Welt mit ihren törichten Anstrengungen und leeren Hoffnungen entfliehen zu können, benötigen wir „die Hoffnung der Errettung“. Es ist nicht die Hoffnung, den Zustand der Welt verbessern oder das Böse der Welt reformieren zu können. Die Erfüllung der Hoffnung des Heils wird uns dagegen vollständig von der Welt und ihrem Gericht befreien und lässt uns gleichzeitig an der zukünftigen Herrlichkeit teilhaben.

Hamilton Smith – Auslegung über die Briefe an die Thessalonicher

An diese Darlegungen über die herrliche Stellung der Erlösten knüpft der Apostel einige Ermahnungen. Sind wir Kinder des Lichtes und des Tages, dann müssen wir auch als solche wandeln. Obschon alles um uns her Finsternis ist, leben wir am Tag. Ein Christ als ein Kind des Tages muss deshalb nüchtern und wachsam sein. Glaube, Liebe und Hoffnung bilden die Waffenrüstung, die den Gläubigen nach allen Seiten hin deckt. Diese drei verkörpern die Grundlage des christlichen Lebens. Der Gläubige trägt den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe, wodurch er freimütig dem Feind entgegengehen kann; kein Pfeil des Bösewichts kann ihn treffen. Und er hat als Helm die Hoffnung des Heils, wodurch er von allen Leiden, aller Verfolgung und Anfechtung erlöst werden wird, so dass er inmitten aller Gefahren sein Haupt mit Freimütigkeit erheben kann.

Hermanus Cornelis Voorhoeve – Der erste Brief an die Thessalonicher

Was es mit der »Nüchternheit« des Christen weiterhin auf sich hat, wird hier näher beschrieben. Dabei wechselt das Bild vom Wachen zum Wachposten, der zur Erfüllung seiner Aufgabe die entsprechende Ausrüstung benötigt.
Dabei erlaubt das Partizip »angezogen« eine doppelte Deutung. Es kann entweder im Sinne einer Voraussetzung verstanden werden, auf der die damit verbundene Aufforderung beruht: »Wir wollen nüchtern sein, da wir ja ausgerüstet sind mit…« Die andere Möglichkeit wäre, es mit der Mahnung zu verbinden und zu übersetzen: »Wir wollen nüchtern sein und … anziehen«.
Für die zweite Deutung spricht Röm 13,12.14, wo der mehrfache Gebrauch der Befehlsform den Akzent ausschließlich auf die Ermahnung legt. Andererseits haben gerade die vorhergehenden Verse dreimal hervorgehoben, daß die Christen Kinder des Tages sind (V. 4.5 und hier in V. 8), und damit werden sie zugleich durch Glaube, Liebe und Hoffnung bestimmt (vgl. bes. 1,3). Aus diesem Grund empfiehlt es sich, beide Aspekte bei der Auslegung zu berücksichtigen: Die Tatsache, daß die Glaubenden Christus in der Taufe angezogen haben (Gal 3,27), mit der Waffenrüstung Gottes versehen sind, bildet überhaupt erst die Grundlage dafür, daß nun gemahnt wird und gemahnt werden muß: »Ziehet an!« (Röm 13,12.14; Eph 4,24; 6,11; Kol 3,12).
»Anziehen des Panzers« und »Helm des Heils« ist Zitat aus Jes 59,17 (dort ist die Rede von Gottes »Panzer der Gerechtigkeit«). Paulus verbindet den »Brustpanzer« mit »Glaube« und »Liebe« und deutet den »Helm« als »Hoffnung auf das Heil«. Damit zeichnet er nicht nur die Trias »Glaube, Liebe, Hoffnung« in die Jesajastelle ein, sondern präzisiert zugleich, wie »Gerechtigkeit« und »Heil« im Neuen Bund zu deuten sind: Die Gerechtigkeit Gottes wird dem Menschen im Glauben zugeeignet und konkretisiert sich im »Dienst der Gerechtigkeit«, d.h. in der Liebe (Röm 6,19). Gleichzeitig ist der Glaube ausgerichtet auf das umfassende Offenbarwerden der Gerechtigkeit Gottes am Tag Jesu Christi, und daher ist der Glaubende geprägt von dieser »Hoffnung auf das Heil«. Wie in Eph 6,13–17 besteht die Ausrüstung des Christen nicht aus Angriffs –, sondern aus Schutzwaffen (zum Angriff dient in Eph 6,17 allein das Wort Gottes als »Schwert des Geistes«).
Der Zusammenhang, in dem Paulus an unserer Stelle das Bild von der Rüstung einsetzt, macht deutlich, daß der Apostel den Christen nicht als kämpfenden Soldaten (so in Eph 6,11ff; 2. Tim 2,4f.), sondern als gerüsteten und einsatzbereiten Wachmann darstellen will (vgl. V. 6). Dieser wird sich nicht schlafen legen oder dem Trunk ergeben. Dieselbe Situation wird in Offb 16,15 angesprochen: »Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.«
Festzuhalten ist, daß die Wachsamkeit eng mit der »Hoffnung auf das Heil« verbunden ist. Wo die »Geduld in der Hoffnung« (1,3) schwindet, dort gerät auch die Bedeutung der Wachsamkeit aus dem Blick. Umgekehrt richtet die lebendige und gewisse Hoffnung auf die Vollendung des von Gott begonnenen Werkes das gesamte Leben des Glaubenden auf den Tag Jesu Christi aus, macht ihn nüchtern und schützt ihn wie mit einem Helm.

Edition C Bibelkommentar

Beachten wir den deutlich militärischen Unterton des Kapitels: Die Wachen in Alarmbereitschaft (V. 6); die Ausrüstung des Soldaten (V. 8), die Führer und Vorgesetzten (V. 12); die aus dem Marschtritt geratenen (V. 14), und dann, in einer Reihe kurzer stakkatoartiger Kommandos, der Marschbefehl (V. 16-22).
Paulus war als römischer Bürger wohlvertraut mit der Erscheinung und Uniform des römischen Soldaten. Später in seinem Leben war er während seiner Gefangenschaft in Rom an einen Soldaten gekettet, wahrscheinlich einen von der Prätorianergarde (2.Tim 1,16), und hatte reichlich Zeit, jeden Teil seiner Ausrüstung zu beobachten. In seinem ganzen schriftlichen Dienst verwendet er das Bild des christlichen Soldaten und seines Kampfes gegen die satanischen Feinde. Die Metapher hier ist zweifelsohne von Jes 59,17 übernommen, wo vom Messias in Seinem arg angefeindeten Dienst gesagt wird: »Und er zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm des Heils auf sein Haupt, und er zog Rachegewänder an als Kleidung und hüllte sich in Eifer wie in einen Mantel«. Der Christ wird als Soldat betrachtet, aber nicht auf dem Paradeplatz, sondern in aktivem Dienst im Krieg (2.Tim 2,3.4). Er wird ausgerüstet und besoldet von der Regierung, die ihn angeworben hat (1.Kor 9,7). Er wird auf Unternehmungen geschickt, die sein Leben aufs Spiel setzen können (Phil 2,25-27). Es gibt drei Stellen, die seine Ausrüstung erwähnen: Sie wird als »Waffen des Lichts« bezeichnet in Röm 13,12; am detailliertesten beschrieben ist sie in Eph 6,13-18, wo sie die »ganze Waffenrüstung (eigentlich .Ganzrüstung‘ oder , Vollrüstung‘, so MNT) Gottes« genannt wird. In unserer Stelle ist es die Rüstung des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung. Nur zwei Teile der Vollrüstung werden erwähnt, der Brustharnisch und der Helm. Der eine schützt Herz und lebenswichtige Organe, der andere den Kopf, den Sitz des Denkens und der Einsicht. »Die Soldaten des Heils werden durch Glaube, Hoffnung und Liebe geschützt. Ihre Rüstung ist nicht unbewährt, denn ihr Herr hat sie bereits getragen (Jes 59,17). Die äußere Oberfläche ihres Brustharnischs glänzt mit dem Glauben; das innere Futter glüht mit Liebe, und so wird das Herz sowohl geschützt als auch gewärmt. Der Helm des Heils schützt die Gedanken, denn unsere Stärke und unsere Sicherheit ist die Hoffnung auf Sein Kommen« (H. St. John).
Die Passage schließt mit einer Ermahnung zur Nüchternheit, d.h. sie betont die Notwendigkeit der Ausgewogenheit, charakterisiert durch geistliche Standfestigkeit. Nüchternheit ist die konstante Haltung derer, die ihre Geistesgegenwart auch dann bewahren, wenn sie feindlichen Angriffen ausgesetzt sind. In Eph 6 kämpft der Soldat nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Fürstentümer, gegen Gewalten, gegen geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. In diesem Fall steht der christliche Soldat in der Offensive und benötigt jede ihm zur Verfügung stehende Waffe seiner Vollrüstung. In 1.Thess ist er in der Defensive. Sein Feind ist die unterwandernde Macht der moralischen Umstände der letzten Tage. Sein Herz und sein Haupt brauchen Schutz. Die griechischen Zeitformen sprechen eine deutliche Sprache. »Nüchtern sein« steht im Präsenes, meint also eine ununterbrochene Haltung. Für »angetan« verwendet Paulus das Partizip des Aorists, was auf den ein für allemal geschehenen Akt hinweist. Wenn »angetan« im Präsens stünde, könnte es bedeuten, daß die Rüstung auch gelegentlich abgelegt werden könnte, was aber katastrophale Folgen hätte. Der Aorist macht deutlich, daß sie einmal angezogen und dann für immer anbehalten werden muß. An keiner Stelle wird ein Rückenschutz erwähnt. Der wahre Soldat zieht sich nicht zurück, sondern steht mit ununterbrochener Aufmerksamkeit dem Feind gegenüber und ist in der Lage, jeden Hieb vorauszusehen und zu parieren.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt