Tag: 2. Juli 2012

Der Schwan als Symbol der Reformation

Quelle: Steilshooper Kalender » 2011 » Dezember » 28 »

Wie aus der tschechischen Gans ein deutscher Schwan wurde

Zoologische Aspekte der Reformation. – Literarische Zoologie. 2. Teil der Vorlesungsreihe

Beschreibung: Als das Konstanzer Konzil Johann Hus 1415 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannte, soll er gesagt haben: „Sie werden jetzt eine Gans braten (Hus heißt auf tschechisch Gans), aber in hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören.“ Die Reformationspropaganda bezog diese Prophezeiung auf Martin Luther, dem deshalb in vielen Darstellungen ein Schwan als Attribut beigegeben wurde.

Der Schwan wurde aber auch seit der Spätantike auf Christus bezogen und allegorisch ausgelegt. Deshalb bediente sich auch der „Linke Flügel“ der Reformation schon vor Luther des Schwanes als Symbol. Am Beispiel des Signets der Nürnberger Druckereibesitzerin Kunigunde Hergot wird dargestellt, wie der Schwan zu einem Symbol der Reformation werden konnte.

Literarische Zoologie. Eine Vorlesungsreihe

Sucht man nach der ältesten erzählerischen Gattung der Literatur in der Geschichte der Menschheit, so wäre sicher die Tierdichtung einer der aussichtsreichsten Kandidaten. Man muss kein Kenner der altsteinzeitlichen Kunst mit ihren eindrucksvollen Darstellungen von Tieren sein, um sich vorstellen zu können, dass das zentrale Element des Lebens unserer Vorfahren, nämlich die Jagdbeute, auch in anthropomorpher Vorstellung in ihre Mythen und Erzählungen eingegangen ist.

Ausweislich des bildlichen Materials müssen die alten Ägypter über einen riesigen Fundus an Tiergeschichten verfügt haben, allerdings sind uns die meisten dahinterstehenden Erzählungen unbekannt.

Erst seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert setzt verbunden mit dem griechischen Fabeldichter Äsop eine nennenswerte literarische Überlieferung ein.

Im antiken Griechenland wird auch das Element entwickelt, das prägend für die mittelalterliche und neuzeitliche Tierdichtung werden sollte: Fuchs und Wolf, Esel und Schaf halten den Menschen einen Spiegel vor, weil auch Leser oder Zuhörer sich in ihrer satirisch überhöhten Bosheit und Dummheit erkennen können.

Tierdichtung war zu allen Zeiten auch die schärfste Gesellschafts- und Staatskritik. Vieles konnte in der Verkleidung eines Fells ausgesprochen werden, wofür ein Mensch seine Haut riskierte.

CICONIA-Horst