Tag: 24. Juni 2021

„Wie ist das denn mit einem guten Abteilungsleiter?“

Wer ist denn der zuverlässige und besonnene Sklave, den der Hausherr einmal über seine Dienerschaft einsetzt, um ihnen zur rechten Zeit Nahrung zu gewähren?
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Mt 24,45

„Wie ist das denn mit einem guten Abteilungsleiter?“, fragte Jesus seine Leute. „Er hat von seinem Chef den Auftrag bekommen, seine Mitarbeiter anständig zu beschäftigen und dafür zu sorgen, dass sie alles haben, was sie so brauchen.
VolxBibel – Mt 24,45

Wer von euch ist nun der treue und kluge Diener, dem sein Herr den Auftrag gegeben hat, die übrige Dienerschaft zu beaufsichtigen und jedem pünktlich seine Tagesration auszuteilen?
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 24,45

Wer ist wohl der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde setzte, um ihnen zur rechten Zeit die Nahrung zu geben? Lk 12,42f; Heb 3,5.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matth 24,45

Das ist die Frage, die Jesus jetzt an seine Jünger stellt und die sie selbst durch ihr Verhalten nach seiner Trennung von ihnen zu beantworten haben. Solange der Knecht unter den Augen des Herrn diente, wurde seine Treue noch nicht auf die Probe gestellt; denn die Gegenwart des Herrn ließ keinen Ungehorsam zu und nahm ihm die Gelegenheit, seinen eigenen Willen zu tun. Dadurch aber, dass der Herr abwesend ist, ist alles auf die Treue der Knechte gestellt; nun muss sich zeigen, ob sie ihm von Herzen zugetan und aufrichtig ergeben sind. Ebenso muss es sich jetzt bewähren, wer von ihnen klug und verständig ist und mit klarem Blick ermisst, was ihm obliegt und wie er seinen Dienst für sich zum guten Ende bringt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Weshalb kommt Jesus auf den »treuen und klugen Knecht« zu sprechen? Weil er eben erst mahnte: »Seid auch ihr bereit!« Die Jünger sind es also, die mit dem »Knecht« verglichen werden (vgl. Mt 10,24ff.; Mt 13,27ff.; Mt 18,23ff.; Mt 20,27; 21,34ff.; Mt 22,3ff.; Off 21,9).
Aber nun handelt es sich speziell um den Knecht, den der Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, um ihnen zur rechten Zeit die Speise zu geben«. D. h., es handelt sich um die leitenden und verantwortlichen Glieder der Gemeinde. Ihnen ist die »Dienerschaft«, d. h. die übrige Gemeinde, anvertraut. Wenn Jesus formuliert: »um ihnen zur rechten Zeit die Speise zu geben«, dann erinnert das an Gottes Handeln nach Ps 104,27; 145,15. Als Haushalter Gottes stehen diese Leute in der Gemeinde, ganz an den Auftrag des »Herrn« gebunden. Die »Speise« könnte auf die Diakonie bezogen wörtlich verstanden werden. Gemeint ist aber die »geistliche Speise« wie in Joh 4,32ff.; Joh 6,27.55; 1 Kor 3,2; 10,3; 1 Petrus 2,2; Hebr 5,12ff. Jetzt zeichnet sich der Kreis der Angesprochenen deutlicher ab: Es sind die Apostel, Propheten, Lehrer, alle Wortausleger in der Kirche – die Pfarrer und Prediger, Stundenhalter und CVJMer, Missionare, Evangelisten und Jugendmitarbeiter, Hauskreis -, Bibelkreis – und Gebetskreisleiter (vgl. noch Amos 8,11). Sie müssen ja das Wort austeilen, durch das die Gemeinde wächst (Apg 6,2.7; 12,24; 13,46; Röm 10,17; 2 Kor 2,17; Eph 6,17; 1 Tim 4,13; 2 Tim 2,15; 4,2; 1 Petrus 4,10ff.; Hebr 13,7). Die Speise soll »zur rechten Zeit« gegeben werden (vgl. Jes 50,4). Wann ist das? 2 Tim 4,2 sagt ohne Umschweife: Gepredigt werden muss »zur Zeit oder zur Unzeit«, d. h. immer (vgl. 2 Kor 4,13). Zur Seelsorge und Verteidigung des Glaubens jedoch braucht man Weisheit und den gottgeschenkten Augenblick (Eph 4,29; 5,15ff.; Kol 4,6).
Eine riesengroße Verantwortung! Was ist hier nötig? Große Begabung? Große seelische oder körperliche Kraft? Daran hängt es nicht! Vgl. 2 Kor 12,9. Sondern »der treue und kluge Knecht« ist gesucht. »Treu« ist, wer seine kleine – vielleicht auch größere – Gabe ganz einsetzt und wer seinen Dienst nicht vorzeitig aufgibt. Die »Treue« ist bei Gott viel kostbarer als die hervorstechende Leistung (vgl. Lk 16,10; 1 Kor 4,2; 2 Tim 2,2; Hebr 3,5; Off 19,11). Der »treue Knecht« hängt ganz am Wort seines Herrn; das schließt natürlich den Gehorsam ein. »Klug« ist, wer nach Gott fragt. »Klug« ist nicht derjenige mit dem höchsten Intelligenzquotienten, sondern derjenige, der weiß: Ich bin Gott verantwortlich (vgl. Ps 14,2; 90,12; 94,8; 11 Ps 119,104; Spr 1,7; 3,5ff.; Jes 5,21; Mt 7,24; 10,16; 11,25; Röm 11,25; 12,16; 1 Kor 1,17). Jesus hat auf diese Klugheit besonderen Wert gelegt (vgl. Mt 7,24). Sie kommt nicht durch die natürliche Geburt, sondern durch das Werk des Heiligen Geistes. Um sie dürfen wir beten. Deshalb kann jeder, der will, ein »treuer und kluger Knecht« sein!
Solche Knechte rückt Jesus unter die Seligpreisungen: »Glücklich zu preisen ist jener Knecht, den sein Herr aufftragsgemäß handelnd vorfindet, wenn er kommt« (vgl. Lk 12,37). Wörtlich heißt es: »… so tuend vorfindet«. Aber das »so« meint das auftragsgemäße Handeln. Die Wendung »wenn er kommt« deutet auf Jesu Wiederkunft. Feierlich bekräftigt Jesus: »Amen, ich sage euch: Er wird ihn über seinen gesamten Besitz setzen.« Was ist Jesu »gesamter Besitz«? Die ganze Erde mit all ihren Völkern! Vgl. Ps 2,8; Dan 7,14; 1 Kor 15,24ff.; Off 19,15ff. Aber wie sollen Jesu Knechte »über seinen gesamten Besitz gesetzt« werden? Indem sie mit ihm regieren und auf seinem Thron sitzen (1 Kor 6,2ff.; 1 Thess 4,17; Off 3,21; 20,4ff.). Eine der größten Verheißungen der Bibel!

Edition C

Ein unermeßlich großes Opfer wurde für die Menschheit dargebracht. Für jede Seele, die die Erlösung nicht annimmt, wurde es jedoch vergeblich dargebracht. Wie wichtig ist es dann, daß derjenige, der die Wahrheit verkündigt, sie in der vollen Erkenntnis der auf ihm ruhenden Verantwortung verkündigt. Besorgt, mitfühlend und zuvorkommend sollte sein Verhalten gegenüber anderen Menschen sein, denn der Heiland der Welt hat zu erkennen gegeben, daß er ihnen solch hohen Wert beimißt. Die von Christus gestellte Frage lautete: “Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde?” Matthäus 24,45. Jesus fragt: “Welcher ist es?” Für jeden Diener des Evangeliums ist es notwendig, diese Frage seinem eigenen Herzen vorzulegen. Wenn er die ernsten Wahrheiten betrachtet und sein Geist das von dem treuen und klugen Knecht entworfene Bild schaut, sollte seine Seele bis in ihre letzten Tiefen aufgerüttelt werden.

Ellen Gould White – Aus der Schatzkammer der Zeugnisse

Charles Taze Russell, von 1884 bis 1916 Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society, versuchte nicht, unter den Mitgliedern der Gesellschaft und den Mitgliedern der verwandten Organisation, der International Bible Students Association, eine religiöse Sekte zu gründen. Vielmehr erwartete er die himmlische Verherrlichung der wahren Christenversammlung um das Ende der „Zeiten der Heiden“ im Jahre 1914. (Lukas 21:24, Me) Dennoch bestand nach seinem Tode am 31. Oktober 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, die Neigung, um seine Lehren und um das organisatorische Gefüge eine religiöse Sekte zu bilden, obwohl dies nicht beabsichtigt war. Im Juli 1917 wurde in Englisch das Buch „Das vollendete Geheimnis“, der siebente Band der Schriftstudien, veröffentlicht, und es wurde auf Seite 2, der Impressumseite, als „hinterlassenes Werk von Pastor Russell“ bezeichnet. Dieses Buch behandelte C. T. Russell so, als wäre er der in Matthäus 24:45-47 (EB) vorhergesagte „treue und kluge Knecht“ gewesen. Der Kommentar dieses Buches über das Buch der Offenbarung stellte C. T. Russell als den ‘siebenten Sendboten’ dar, das heißt als den „Engel der Versammlung in Laodicäa“, der siebenten und letzten in dem Verzeichnis erwähnten Versammlung. (Offenbarung 3:14, EB) In seinem Kommentar über die Prophezeiung Hesekiels stellte das Buch C. T. Russell so dar, als sei er der vorhergesagte „in Linnen gekleidete Mann, welcher das Schreibzeug an seiner Hüfte hatte“, gewesen. (Hesekiel 9:4-11; 10:1-7) Natürlicherweise verspürten diejenigen, die solche Auslegungen anerkannten, ein Gefühl der Loyalität gegenüber einem auf erstaunliche Weise gebrauchten Diener Jehovas Gottes. Sie empfanden es als verbindlich für sich, sich an ihn als an ein irdisches Werkzeug Gottes, des Höchsten, in der sogenannten „Laodicäischen Periode“ zu halten.

Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet

Im Jahre 1927 wurde in der Ausgabe der Zeitschrift Der Wacht-Turm vom 1. April der Hauptartikel „Der Knecht — gut und böse“ veröffentlicht, der sich auf den Leittext aus Matthäus 24:45, 46 (EB) stützte. Treu und mutig wurde erklärt, daß der dort erwähnte „treue und kluge Knecht“ nicht irgendeine Einzelperson sei, sondern eine Klasse, eine dienende Körperschaft, die ganze Versammlung der gerade lebenden treuen geistigen Nachfolger Christi. Es war so wie im Fall der Nation des alten Israel, die als Jehovas Knecht bezeichnet wurde und zu der gesagt wurde: „Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe.“ (Jesaja 43:10) E i n „Knecht“, aber viele „Zeugen“. Ebenso in Matthäus 24:45-47: e i n „Knecht“ (oder Sklave) und viele Einzelglieder, die alle zusammen eine einzige Knechts- oder Sklavenkörperschaft bilden, die mit der Sorge für die Habe oder das Eigentum des Herrn betraut ist. Dies schwächte jede Grundlage für die Bildung einer Sekte um Russell.

Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet

Der kluge und der böse Knecht
Matthäus 24,45-51
Drei Gleichnisse über die jetzige Zeit
Die Endzeitrede des Herrn Jesus in Matthäus 24 und 25 gehört zu den Bibelstellen, die immer wieder das Interesse der Bibelleser wecken. Der Anfang der Rede (Mt 24,1-44) bezieht sich auf die Drangsal des jüdischen Überrestes, der Schluß (Mt 25,31-46) hat das Gericht der Nationen auf der Erde zum Gegenstand, der mittlere Abschnitt dagegen, der aus den drei Gleichnissen vom klugen und bösen Knecht, von den klugen und törichten Jungfrauen und von den Talenten besteht, hat eine andere Zielrichtung. Das ist an folgenden Einzelheiten zu erkennen:Es fehlen alle Bezugnahmen auf das jüdische Volk, denen wir im ersten Teil mehrmals begegnen (vgl. Vers 15: „heiliger Ort“; Vers 16: „Judäa“; Vers 20: „Sabbat“; Vers 30: „alle Stämme des Landes“).
Der Herr Jesus nennt sich nicht Sohn des Menschen, sondern Herr und Bräutigam.
Die Zeit, die Er vor sich sieht, ist nicht die Drangsalszeit oder Seine Erscheinung, sondern eine nicht näher bezeichnete Zeitspanne Seiner Abwesenheit.
Seine Belehrungen beschränken sich nicht auf die kommenden Ereignisse, sondern stellen verschiedene Herzenszustände heraus.
Er redet nicht in direkter Weise, sondern in Gleichnissen über diese Zeit und Sein Kommen.
In diesem Abschnitt wendet der Herr sich daher nicht an die jüdischen Jünger, sondern an einen größeren Kreis. Dieser Bereich wird allerdings nur im zweiten Gleichnis erwähnt: „Dann wird das Reich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden …“ Die beiden anderen Gleichnisse sind allgemeiner gehalten und haben diese Einleitung nicht. Das gemeinsame Thema aller drei Gleichnisse ist das Verhalten von Menschen, die bekennen, auf ihren Herrn zu warten.
Der Herr und Sein Haus
Der Herr Jesus beginnt das erste dieser drei Gleichnisse mit der Frage: „Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, ihnen die Nahrung zu geben zur rechten Zeit?“ (Vers 45). Niemand anders als Er selbst ist mit diesem Hausherrn gemeint, der einen Knecht über seine gesamte Dienerschaft setzt und ihm die Aufgabe überträgt, während der Zeit seiner Abwesenheit jedem zur rechten Zeit die notwendige Nahrung zu geben.
Diese Frage am Anfang des Gleichnisses ist aufschlußreich. Der Herr hat demnach in der Zeit Seiner Abwesenheit ein Haus auf der Erde, das aus Seiner Dienerschaft besteht. Damit kann in der jetzigen Zeit nicht das Judentum gemeint sein, sondern nur die christliche Haushaltung. Wenn es in Hebräer 3,6 heißt: „.., dessen Haus wir sind …“, dann kommt darin ein ähnlicher Gedanke zum Ausdruck.
Zwar sind nicht nur einige wenige, sondern all die Seinen dazu berufen, Christus als ihrem Herrn zu dienen (Kol 3,24). Hier wird jedoch nur ein einziger Knecht dazu ernannt, den übrigen die Nahrung auszuteilen, und derselbe Knecht empfängt auch bei der Rückkehr seines Herrn den Lohn für seine Treue. Der Herr Jesus betrachtet also den gesamten geistlichen Dienst an den Seinen und alle Seine Diener während Seiner Abwesenheit als eine Einheit. Trotzdem darf und muß jeder Diener des Herrn diesen Auftrag persönlich auf sich beziehen. Außerdem können wir aus diesen Worten entnehmen, daß Er keine lange Zeit der Abwesenheit ankündigt. Wenn nun auch schon fast 2000 Jahre daraus geworden sind, so behalten Seine Worte doch ihre Gültigkeit: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist“ (Off 22,12).
Speise zur rechten Zeit
In der Frage des Herrn: „Wer ist nun der treue und kluge Knecht…?“ kommt auch Sein Suchen nach Dienern zum Ausdruck, die nicht nur fähig, sondern auch willig sind, Seinen Willen zu tun. Er sucht nicht nur begabte Diener, sondern in erster Linie solche, die ihren Dienst in Treue und mit Einsicht erfüllen. Der Apostel Paulus war solch ein treuer und kluger Knecht, der die geistliche Nahrung zur rechten Zeit gab. Er teilte den Ephesern den ganzen Ratschluß Gottes mit, er wies die Kolosser auf Christus, das Haupt, hin, aber er warnte auch die Korinther bei seinen Belehrungen vor fleischlicher Haltung und mußte die Galater sehr ernst zurechtweisen. Über allem stand jedoch die Liebe, die wir in allen seinen Briefen verspüren.
Das richtige Austeilen der geistlichen Nahrung ist die wichtigste Aufgabe in der Haushaltung des Herrn. Diese Nahrung ist das inspirierte Wort Gottes. Es ist die „Milch“ für die „neugeborenen Kinder“ und die „Unmündigen“, aber auch die „feste Speise“ für die „Erwachsenen“ (1 Korinther 3,2; Heb 5,12-14; 1 Petrus 2,2). Es enthält also alles, was der innere Mensch zu seiner Erhaltung und zu seinem Wachstum benötigt, und es ist die Aufgabe des Knechtes, das Wort der Wahrheit recht zu teilen, als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat (2 Timotheus 2,15).

Ermunterung und Ermahnung 1998 Seite 76 ff

Wachsame Knechte
Ein wohlhabender Hausherr hatte meist einen Sklaven, der sein Anwesen verwaltete. Diesem hochrangigen Knecht unterstanden die übrigen Sklaven des Haushalts, und wenn der Hausherr verreist war, konnte es vorkommen, dass er seine ihm anvertraute Macht missbrauchte. (Die Großgrundbesitzer und Hausherren waren oft unterwegs, vor allem wenn ihre Güter weit auseinander lagen. In den Geschichten der Antike taucht häufig das Motiv des abwesenden Königs, Großgrundbesitzers oder Ehemanns auf, dessen Abwesenheit zur Versuchung für die Zurückgebliebenen wird.) Manchen Gesetzen zufolge waren Sklaven Personen, nach anderen galten sie als Besitz (in ökonomischer Hinsicht). Die Herren hatten zwar das Recht, ihre Sklaven zu schlagen, doch es lag in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse, dies nicht zu oft und zu hart zu tun. Ein Sklave, der andere Sklaven misshandelte, misshandelte damit das »Eigentum« seines Herrn, dem das Wohlergehen auch dieser Knechte oft ganz persönlich am Herzen lag. Trunksucht galt als verachtenswertes Laster, vor allem bei Sklaven, die auf Kosten ihres Herrn und ohne sein Wissen tafelten und zechten.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das Gleichnis beginnt mit der Frage: Wer ist der treue und kluge Knecht? Dies Wort vom treuen und klugen Sklaven bezieht sich in ganz besonderer Weise auf die Jünger und dann auf die Glieder der Gemeinde. Das griechische Wort für »klug« heißt »pistos« und bedeutet »zuverlässig, treu«. Das griechische Wort für »verständig« kommt von phronein. Dieses Verbum heißt zunächst »denken« und dann »auf etwas bedacht sein«. Der Sklave, den der Herr als Vorbild hinstellt, ist also ein zuverlässiger Mensch, ein Mensch, auf den man sich unbedingt verlassen kann. Der Sklave ist aber auch ein Mensch, der immer »auf etwas bedacht ist«. Er ist fort und fort bedacht auf das, was dem Herrn recht ist. – Für die Glieder der Gemeinde gilt es, zuverlässig und stets darauf bedacht sein, den Dienst, der einem jeden aufgetragen ist, in der unmittelbaren Verantwortung vor dem Herrn auszuführen. »Glückselig« der Knecht, den der Herr bei seinem Kommen in diesen Eigenschaften antrifft.

Der andere Knecht des Gleichnisses ist ein böser Knecht. Die Abwesenheit seines Herrn und dazu noch die Verzögerung seiner Rückkehr erfüllen das Herz dieses bösen Knechtes mit böser Lust. Diese böse Lust äußert sich einerseits im Schwelgen und Genießen, also in einem ganz bewußten »Ich-Leben«, andererseits auch in einem Leben voller Lieblosigkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber den ihm unterstellten Mitknechten. Je weniger er selbst tut, desto größere Genauigkeit und härtere Arbeit verlangt er von den anderen und verfährt gegen sie grausam mit Schlägen und anderen Schikanen.

Wuppertaler Studienbibel

Die Betonung des dritten Gleichnisses liegt auf der Arbeit. Um sicherzugehen, dass die Gläubigen die vorherige Betonung des Zuschauens nicht missverstehen, indem sie meinen, „nur da zu sitzen und den Himmel anzuschauen“, betont das dritte Gleichnis die Notwendigkeit zu arbeiten, während man wartet. Wenn der Messias wiederkommt, wird es sein, während die Gläubigen mit ihrer Arbeit beschäftigt sind. Der Gläubige wird arbeitend gefunden werden, aber der Ungläubige wird nicht arbeitend gefunden werden. Was dieses „Arbeiten“ mit sich bringt, wird in der Anwendung der Gleichnisse besprochen.

Auch hier bezieht sich das Gleichnis auf Gläubige und Ungläubige und auf die Wiederkunft. Die Formulierung, ein Tag, an dem er es nicht erwartet, bezieht sich auf den Ungläubigen, der die Wiederkunft nicht erwartet. Die nächsten beiden Gleichnisse bieten eine ausführlichere Behandlung des Schwerpunkts der ersten drei Gleichnisse.

Arnold Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias : eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse

Was ist, wenn die meisten Ausleger im Recht sind, und jeder von uns, also du und ich, vor der Frage stehen werden, was wir für ein Verwalter waren? Wenn es NICHT eine Gruppe von Menschen insgesamt, sondern jeden von uns betrifft?

Größste oder Kleinste ?

Wahrlich, ich sage euch, unter den von Frauen Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im Reich der Himmel ist größer als er.
Elberfelder Bibel 2016 – Mt 11,11

Ich sage euch die Wahrheit: Unter den von Frauen zur Welt gebrachten, ist kein Bedeutenderer als der Täufer Johannes, erweckt worden. Jedoch ist der im Königreich der Himmelswelten Geringere bedeutender als er.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Matthäus 11,11

Ich versichere euch: Der Täufer Johannes ist der Bedeutendste unter allen, die je von einer Frau geboren wurden. Aber der Geringste, der zu Gottes neuer Weltd gehört, ist größer als er.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Mt 11,11

Wahrlich, Ich sage euch: Es ist unter denen, die von Weibern geboren sind, kein Größerer erweckt worden, denn Johannes der Täufer; aber wer im Reiche der Himmel kleiner ist, ist größer denn er. Mt 13,17; Lk 7,28.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 11,11

Hier macht Jesus die höchste Aussage über den Täufer. In Gottes Augen ist weder ein Alexander noch ein Napoleon, weder ein Dschingis Khan noch ein Cäsar, weder ein Homer noch ein Plato, weder ein Sokrates noch ein Archimedes, weder ein Goethe noch ein Praxiteles, weder ein Tizian noch ein Dante ein »Großer« oder gar der »Größte«. Nein, wer Gott liebt und ihm dient, der ist in seinen Augen groß! Nun spricht Jesus aber davon, dass »kein Größerer erweckt worden ist als Johannes der Täufer«. Es gibt also »Größere« und Kleinere und folglich Unterschiede unter den Leuten Gottes. Dasselbe besagt Mt 18,1ff.); Lk 1,15 und auch Mt 25,14ff.) Doch hüten wir uns, als Menschen das Urteil zu fällen, wer hier größer oder kleiner ist! Das kann nur Jesus als Richter über alle Menschen tun. Wir wollen auch nicht in geistlichem Ehrgeiz nach Größe schielen (vgl. Mt 18,1ff.). Es ist nur not, dass wir mit dem Anvertrauten treu umgehen (Mt 25,14ff.); 1 Kor 4,1ff.). Dennoch bleibt die Tatsache des Unterschieds bestehen. Wenn es keinen Größeren gibt als Johannes, dann wird er also mit Mose und Elia (vgl. Mt 17,1ff.) auf eine Stufe gestellt.
Und nun kommt ein Rätselspruch Jesu: »Aber der Kleinste in der Gottesherrschaft ist größer als er.«
Wie sollen wir dieses Wort verstehen? Der Schlüssel liegt in dem vorhergehenden Ausdruck »unter denen, die von Frauen geboren wurden«. Wir erinnern uns an Johannes 1,13 , wo die von Gott Gezeugten denen gegenübergestellt werden, die vom Willen des Fleisches bzw. dem Willen eines Mannes gezeugt wurden. Mit dem Anbruch der Gottesherrschaft, der mit Jesus geschieht, ist es möglich, durch Gottes Geist wiedergeboren zu werden. Ein Wiedergeborener wird ein Teil des Leibes Jesu (vgl. noch 1 Kor 6,15ff.). Gottes Geist wohnt ständig in ihm und lässt den neuen Menschen wachsen (2 Kor 4,16). Eine solche Wiedergeburt konnte Johannes noch nicht empfangen. Darum ist der Kleinste unter den Wiedergeborenen, d. h. unter Jesu echten Jüngern, größer als er. Vgl. noch Mt 13,17; Joh 3,1ff.); 1 Kor 15,50 .

Edition C

Der Größte war Johannes, weil keiner einen höheren Beruf als er hatte. Denn er stand dicht vor der Erweisung der höchsten Gnade Gottes und zeigte den Weg, wie man sie erlangt. Er hatte unmittelbar vor Christus seine Stelle; diesen zu offenbaren war sein Auftrag. Darum stritt er so mächtig gegen die Sünde wie keiner vor ihm, mit einer so wirksamen Bezeugung der göttlichen Gnade, wie sie niemand je übte. Zwar kam auch er noch nicht über die Schwachheit der menschlichen Natur hinaus; absichtlich erinnert hier Jesus daran, dass er wie alle Menschen durch eine menschliche Mutter zum Leben kam; damit hält er uns vor, dass das natürliche Gesetz unserer Existenz uns Menschen überall umfasst und unserem Vermögen die Grenzen setzt. Auch der Täufer stand auf diesem natürlichen Boden. Aber er hat so das Größte getan, was je einem Menschen aufgetragen war.
So kommt denn noch Größeres nach: die Offenbarung der göttlichen Herrschaft. Jesus erhebt seine Jünger noch über den Täufer, denn sie sind die Empfänger des göttlichen Reiches. Wahrscheinlich hat aber Jesus mit diesem kurzen Rätselspruch noch Größeres gesagt und zugleich den Weg bezeichnet, auf dem man auch den größten aller Menschen noch überragen kann, dadurch nämlich, dass man noch tiefer als er zu denen hinabsteigt, die die Hilfe brauchen. Jesus hat oft ausgesprochen, dass, wer groß werden will, klein werden muss, dass man nicht durch Herrschen, sondern durch Dienen groß wird und Gottes Lob nicht durch Selbsterhöhung gewinnt, sondern dadurch, dass man andere emporhebt. {Matthäus 20,25-28; 23,6-12} Johannes hat sich zu den verlorenen Gliedern des Volks tief hinabgelassen. Er hörte das Geständnis der Reuigen, trug mit ihnen über ihre Sünde Leid und bat mit ihnen um die Vergebung Gottes. Jesus wird noch kleiner werden; die menschliche Schuld liegt auf ihm noch schwerer, und er erniedrigt sich noch tiefer zur Gemeinschaft mit den Sündern — bis zum Kreuz. Darum hat ihn Gott auch zum Herrn über alle erhöht, und der Thron im Himmelreich ist sein. Diesen Weg hat jeder zu gehen, der im Himmelreich groß werden will. Er diene nicht sich selbst, sondern der göttlichen Gnade an den Armen und Geringen; das macht ihn groß.
Weil Gottes größte Gabe, sein ewiges Reich, zuerst durch den Dienst des Täufers und hernach durch Jesu eigene Arbeit Israel angeboten ist, sollte man denken, es nehme sie dankbar an. Allein das Gegenteil geschah.

Erläuterungen zum Neuen Testament – Mt 11,11

Johannes der Täufer war der letzte in der langen Reihe der Propheten, die Jehova zu seinem Bundesvolk, den Juden, sandte. Er wird seines großen Werkes wegen, das er als Prediger in Verbindung mit einer kleinen Schar von Jüngern ein Jahr lang in der Öffentlichkeit und dann etwa zwei Jahre lang im Gefängnis durchführte, zu den größten vorchristlichen Propheten gerechnet, die von Gott gesandt wurden. (Matthäus 11:11) So wie Jehova die Sache lenkte, war dieser große Prophet Jesu Vetter zweiten Grades und war nur etwa sechs Monate älter als dieser.
Maria, die Mutter Jesu, und Elisabeth, die Mutter des Johannes, waren Kusinen ersten Grades. Außerdem waren sie schon vor der Geburt Jesu durch eine innige Freundschaft miteinander verbunden, die durch die ähnlichen Vorrechte, die sie von Jehova empfangen hatten, bedingt war. (Lukas 1:39-45) Es scheint, daß Marias Mutter (nach der Überlieferung soll sie Anna geheißen haben, und die Katholiken nennen sie die heilige Anna) und Elisabeths Mutter leibliche Schwestern waren und aus dem Stamme Levi stammten. Marias Mutter heiratete Heli aus dem Stamme Juda, wodurch ihre Kinder Judäer wurden, Elisabeths Mutter dagegen heiratete in die Priesterfamilie Aarons, wodurch ihre Kinder nicht nur Leviten, sondern auch Kinder Aarons und somit Nachkommen des höchsten levitischen Hauses wurden. So kam es, daß Elisabeth, eine Tochter aus dem Hause Aarons, Zacharias heiratete, der ebenfalls aus der Priesterfamilie Aarons stammte. (Lukas 1:5) Ihr Sohn, Johannes der Täufer, stammte deshalb in doppelter Hinsicht, nämlich väterlicherseits und mütterlicherseits, aus dem aaronischen Priesterhause.
Wie dramatisch wirkte sich das alles doch auf das historische Geschehen aus! Salomo vom Hause Davids war von dem aaronischen Priester Zadok zum König über Israel gesalbt worden. (1. Kön. 1:39) Auch alle späteren Könige Judas wurden von dem jeweils lebenden aaronischen Hohenpriester gesalbt. Bei der Salbung des größten Königs aller Zeiten hier auf Erden wurde dieses Bild gewissermaßen nachgeahmt. Jehova hatte für diesen hohen Anlaß seinen eigenen treuen aaronischen Vertreter erweckt. Er war nicht auf Jerusalems verderbten aaronischen Hohenpriester angewiesen, auf dessen Veranlassung Jesus später hingerichtet wurde. Als diese Salbung fällig war, kam Jesus aus dem Stamme Juda und dem königlichen Hause Davids zu Johannes dem Täufer, seinem Vetter zweiten Grades, der aus dem Stamme Levi und dem aaronischen Priesterhause stammte, um sich von ihm taufen zu lassen. Bei jener Gelegenheit wurde Jesus vom Himmel her durch heiligen Geist gesetzmäßig zum König über das geistige Volk Israel gesalbt.

Wachtturm 1958