Tag: 8. Februar 2022

„nichts bringt diese zufall“

Große Wohlfahrt (O. Großen Frieden) haben die, die dein Gesetz lieben, und kein Fallen gibt es für sie.
Elberfelder 1871 – Psalm 119,165

Wer dein Gesetz lieb hat, lebt in Frieden und Glück –
ein solcher Mensch wird niemals scheitern.
Hoffnung für Alle 2015 – Psalm 119:165

Wo gibt’s tieferen Frieden als nur bei dir? Nichts haut mich mehr um, du bist mein „big leader“.
VolxBibel – Ps 119,165

Obwohl der Psalmist von Fürsten ohne Ursache gehaßt wurde, empfand er vor dem Wort Gottes Furcht (vgl. V. 120 ). Er freute sich über den Wert des Gesetzes, er liebte es und pries Gott immer wieder dafür (V. 162-164 ). Wer wie er das Wort Gottes liebhat und von ihm Rettung erhofft, findet großen Frieden ( SAlNm , „Wohlergehen“, V. 165-166 ). Der Schreiber des Psalmes hatte aus Liebe das Gesetz eingehalten (V. 167-168 ; vgl. V. 163 ).

Walvoord Bibelkommentar

Auch die in V 165 anklingende Vision, dass denen, die JHWHs Tora lieben, »Frieden und Heil« (שׁלום) zuteil wird, dürfte zunächst durch die Kriegsmetaphorik des vorangehenden Abschnitts angeregt sein. Zugleich entspricht sie der in der Prophetie (vgl. Jes 32,17f.; 54,3), aber auch in der Weisheit (vgl. Spr 3,1f.) formulierten Perspektive, dass »Friede und Heil« eine Frucht der Gerechtigkeit ist (vgl. auch Ps 37,11.37). Wie die Tiere und die Menschen sich sehnsuchtsvoll danach ausstrecken, von JHWH die tägliche Nahrung zu erhalten (שׂבר Piel: vgl. Ps 104,27; 145,15), so sehnte und sehnt sich der Beter nach der ihn rettenden Tora JHWHs (V 166). Die Zeugnisse und Anordnungen JHWHs hat er mit »Liebe aus ganzer Seele« (V 167f.: vgl. Dtn 6,5) befolgt: Alle Wege seines Lebens geht er im Angesichte JHWHs (V 168b: vgl. 139,3).

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben. Unter dem Frieden könnte, wie dies öfter im Hebräischen der Fall ist, ein glücklicher Lebensstand verstanden werden. Dass die Menschen straucheln, wäre dann umgekehrt eine Beschreibung des Unglücks. Noch besser passt aber die andere Deutung, dass die Liebhaber des Gesetzes großen Frieden haben, weil sie wissen, dass sie und ihr Leben dem Herrn gefallen, und dass sie darin den Frieden eines guten Gewissens genießen. Wissen wir doch, dass diese wohlgemute Stimmung mit Recht als das Hauptstück eines glücklichen Lebens geschätzt wird: weil wir einen gnädigen Gott haben, gehen wir ruhig dahin, und seine väterliche Gunst strahlt in unsern Herzen wider. Der Prophet hat nun recht, wenn er behauptet, dass man solchen Frieden infolge der Liebe zum Gesetz erlange: denn wer sich an irgendetwas anderes hängt, wird beim geringsten Lufthauch immer wieder zittern. Nehmen wir diese Auslegung an, so bedeutet das zweite Satzglied, dass Leute, die Gottes Gesetz lieben, nicht straucheln werden, eben dies, dass ihnen alle Gemütserschütterungen fernbleiben, an welchen andere Menschen, die sich nicht auf Gottes stützen oder sich durch ihre Lüste und Menschenurteil bestimmen lassen, so jämmerlich leiden. In jedem Falle will der Prophet sagen, dass Menschen, die sich dem Herrn nicht ergeben, unglücklich sind: mögen sie auch eine Zeitlang mit sich zufrieden sein, so drohen ihnen doch viele Anstöße, die sie plötzlich auf die entgegen gesetzte Seite werfen. Dass man Gottes Gesetz lieben soll, deutet darauf, dass man diesen Frieden nicht durch eine knechtische Beobachtung erwirbt, sondern durch Glauben gewinnt: denn das Gesetz würde keine Süßigkeit haben, die uns locken könnte, wenn es uns nicht Gott als Vater zeigte und durch die Gewissheit ewigen Heils unsere Seele still machte. Unheilige Menschen aber und Gottesverächter erleben mit Recht in ihrem hochfahrenden und bösen Wesen ihre eigene Strafe; jeder von ihnen ist sein eigener Henker, und je trotziger sie sich das letzte Verderben herbeiziehen. Gewiss haben auch fromme Leute ihre inneren Unruhen, aber der Trost des Herzens wischt alle Beschwerde hinweg, richtet sie auf, so dass sie die Anstöße überwinden können, oder schafft eine Linderung, die sie vor dem Unterliegen bewahrt.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar