Tag: 14. März 2022

„Du sollst nicht morden“??

Als Totalverweigerer zu DDR-Zeiten, schaue ich natürlich mit einem anderen Blick auf die aktuelle Lage im Osten Europas.
Was ist mit den Christen in diesen Ländern? Wie verhalten sich die Christen???
Interessante Artikel dazu heute in der taz – und vor ein paar Tagen in der Tagesschau

In der Ukraine sind alle Männer zwischen 18 und 27 wehrpflichtig, das Recht zu verweigern haben sie nicht. Doch Witali ist bei den Siebenten-Tags-Adventisten – eine von zehn kleinen religiösen Organisationen im Land, deren Angehörige einen Ersatzdienst machen können. Für Katholiken oder orthodoxe Christen gilt das nicht.

Tagesschau

Selbst ein gerechter Krieg ist immer noch ein Krieg. Und Soldaten sind Mörder. Immer. Auch im Verteidigungsfall. Denn es gibt immer auch einen anderen Weg. Weggehen zum Beispiel. Nein sagen. Desertieren.
Das ist alles andere als verantwortungslos. Jeder, der sich dem Töten verweigert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht noch mehr Leid zugelassen hat. So wie sich jeder Soldat fragen lassen muss, ob er mit seinem Tun tatsächlich Gewalt verhindert hat. Auf dieses moralische Dilemma kann es keine allgemeingültige Antwort geben.

Und deshalb ist Kriegsdienstverweigerung ein Menschenrecht. Keins, das in der 1948 verabschiedeten UN-Charta verankert wurde. So weit wollten die beteiligten Staaten selbst unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nicht gehen. Die größte Sorge eines auf militärische Macht setzenden Regierenden lautet: Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin. Ein Deserteur allein wird die Welt nicht ändern. Aber Tausende? Millionen? Darin liegt die kleine, utopische Chance des Pazifismus – auch wenn er aktuell Lichtjahre davon entfernt scheint, ein Comeback zu feiern.

Denn kein Staat, nicht einmal der theoretisch perfekte, sollte Menschen zwingen dürfen, ihr Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Und erst recht nicht, für ihn zu töten.

taz

nach vorne schauen

Gedenket nicht des Früheren, und über die Dinge der Vorzeit sinnet nicht nach!
Siehe, ich wirke Neues; jetzt sproßt es auf; werdet ihr es nicht erfahren? Ja, ich mache durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde.
Elberfelder 1871- Jes 43,18–19

Doch hängt nicht wehmütig diesen Wundern nach! Bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen!
Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.
Hoffnung für alle – 1996 – Jesaja 43,18–19

Vergesst das, was früher war. Die Sachen, die vor langer Zeit gelaufen sind, könnt ihr abhaken.
Passt auf, ich werde etwas total Neues und Frisches machen! Es fängt jetzt schon langsam an, merkt ihr das nicht? Ich werde durch die Gegend, in der niemand wohnt, fette Straßen bauen. Ich werde dafür sorgen, dass große Flüsse entstehen, wo es vorher überhaupt kein Wasser gab.
VolxBibel – Jesaja 43:18–19

Gott, der beim ersten Exodus Israel aus Ägypten geführt und ein großes ägyptisches Heer ertränkt hat, wird ein noch größeres Wunder tun. Deshalb soll Israel nicht mehr an das Vergangene denken (V. 18 ), sondern erkennen, daß Gott ein Neues schaffen wird. Bei diesem neuen „Exodus“, der Rückkehr aus dem Exil, werden die Juden durch verlassenes, wüstes Land ziehen, wo Gott ihnen Wasser und Ströme in Fülle bereiten wird (vgl. Jes 35,6-7; 41,18; 44,3-4 ). Sein auserwähltes Volk (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8-9 ), das er geschaffen hat ( bereitet ; vgl. Jes 43,21; 44,2.24 ), wird ihn preisen (vgl. Jes 42,10-13 ). Noch ein dritter, noch herrlicherer „Exodus“ wird geschehen, wenn der Messias wiederkommt, um sein Volk zu sammeln (vgl. Jes 43,5-6 ) und seine tausendjährige Herrschaft auf der Erde zu errichten.

Walvoord Bibelkommentar

V. 18. Gedenkt nicht an das Alte und achtet nicht auf das Vorige. Alle Wunder, die Gott früher bei der ersten Erlösung des Volkes schauen ließ, sollen zurücktreten vor herrlicheren, die bald geschehen sollten; ja der Ruhm der zweiten Befreiung sollte den der ersten überstrahlen. Die Meinung des Jesaja ist nicht die, als sollten die Juden der vormaligen Wohltaten vergessen; nein, für alle Zeiten sollten sie Gegenstand rühmenden Preises und immerwährenden Gedenkens sein. Das lehren ja schon die ersten Worte des Gesetzes: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause geführt habe“ (2. Mose 20, 2). Und die Väter sollten es den Kindern, die Kinder den Enkeln einschärfen. Vielmehr redet der Prophet vergleichsweise, wie in demselben Sinn auch Jeremia (23, 7 f.)) spricht: „Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus Ägyptenland geführt hat, sondern: So wahr der Herr lebt, der den Samen des Hauses Israel hat herausgeführt und gebracht aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Landen, dahin ich sie verstoßen hatte, dass sie in ihrem Lande wohnen sollen.“ So ist denn auch der Kern unserer Stelle: die Herrlichkeit der zweiten Erlösung soll größer sein, als die der ersten. Hieraus folgt aber, dass diese Weissagung nicht auf wenige Jahre zu beschränken ist; der Prophet dehnt den Segen der Rückführung aus der Gefangenschaft bis auf Christus aus, der durch sein Kommen erst Priestertum und Königreich wahrhaft aufgerichtet hat.

Jean Calvin

Gott wird also mit den Eigenschaften »von Ägypten her« vorgestellt. Was dort geschah, ist nunmehr Attribut des Gottes Israels geworden. Dieses ist im Auge zu behalten, wenn es sofort danach heißt: Erinnert euch nicht an Früheres. Was meint der Prophet mit diesem seltsam klingenden Satz? Zunächst ist herauszustellen, – im Blick auf die bisher verhandelten Texte –, was Jesaja nicht meinen kann. In den »Gerichtsreden« (z.B. 41,22f) legt Jesaja Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Vergangenheit (Verheißung) und der Gegenwart (Erfüllung) zu beweisen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis des Gottes Israels, ja, des Gottes der Bibel überhaupt: es gibt einen Weg vom Wort zum Handeln. Insofern darf auch das neue Israel Gott als den Treuen, den Herrn der Geschichte erkennen, der die Zeiten umgreift. So war auch die Ankündigung des Züchtigungsgerichtes durch Jesaja (seit 1,24ff) schließlich in Erfüllung gegangen. Und den Ernst des Gerichtes soll auch das neue Israel nicht vergessen.
Was Jesaja nun positiv meint, kann man nur vorsichtig erspüren: In 40,1f klingt die frohe Botschaft des zweiten Buchteils des Propheten Jesaja auf – Gott hat die Strafe für die vergangene Gottlosigkeit als abgegolten betrachtet. Es kommt nun alles darauf an, daß Israel dieser Heilsbotschaft Glauben schenkt und nicht mehr in ständig sich wiederholenden Klagen die Abwesenheit Gottes bejammert (z.B. 40,27). Im Blick auf diese Zusammenhänge wird man deuten müssen: Der Prophet »will also keineswegs sagen: die eilten Traditionen gelten jetzt nicht mehr, es steht ein neues Tun Gottes bevor; er will vielmehr sagen: Laßt ab von dem trauernden, zurückgewandten Sich-Klammern an das Vergangene und öffnet euch dafür, daß eine neue wunderbare Gottestat vor euch liegt!« (Westermann). Angesichts der angebotenen Vergebung – letztlich durch das Leiden und Sterben des Gottesknechtes in Kap. 53 offenbar geworden! – darf es keinen Blick auf die Sünde der Vorzeit, der früheren Zeit also, geben.
Aber noch ein anderes liegt in diesen beiden Versen: Weil Gottes Handeln sich in einer die Zeitepochen übergreifenden Geschichte ereignet, ist das, was früher als Heil erfahren wurde, nunmehr als ein Hinweis auf das Neue zu sehen – es ist eben nicht identisch mit dem Früheren. Die Erlösung aus dem Gerichtsland Babylon ist eine tiefere Erlösung als die aus dem Asylland Ägypten! Man darf also das Alte zwar keineswegs vergessen, aber es darf das Neue nicht verstellen. Denn es könnte in der Tat passieren, daß die Exilsgeneration zwar der Erlösung der Väter aus Ägypten dankbar in ihren Gottesdiensten gedenkt, daß sie aber zugleich sich weigert, dem Prophetenwort heute Glauben zu schenken und sich in die Heimat aufzumachen und dort mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen. Siehe, ich wirke Neuese – das muß gehört werden. Alles Neue, das Gott herbeiführen wird, wird vorbereitet durch das ankündigende Wort des Propheten, aber auch durch Geschichtsereignisse (vgl. V. 14): jetzt sproßt es. Auch Anfänge des Handelns Gottes kann man wahrnehmen: erkennt ihr es nicht? Aber gerade das ist ja das Problem, mit dem der Prophet ringt, daß Israel trotz des Neuen, das Gott schafft, blind und taub ist (vgl. 42,18). Wann kommt der Augenblick, da Israel hören und sehen kann? So wird also Israel durch die Wüste geführt wie einst durch das Meer. Einst wurde das Wasser zurückgedrängt, nun aber wird Wasser wunderbar herangeführt: ich lege … Flüsse in die Einöde. Gott wird sein Volk unterwegs versorgen und mit Wasser tränkenf.

Wuppertaler Studienbibel

Mit den Worten „Gedenkt nicht der ersten Dinge“ regt Jehova nicht etwa seine Diener dazu an, seine früheren Taten der Rettung aus dem Sinn zu verbannen. Schließlich sind viele dieser Taten in dem von Gott inspirierten Geschichtsbericht Israels festgehalten, und Jehova gebot, der Befreiung aus Ägypten alljährlich bei der Passahfeier zu gedenken ( 3 Mose 23:5; 5 Mose 16:1-4). Doch er möchte, dass ihn sein Volk wegen ‘etwas Neuem’ verherrlicht, etwas, was es selbst erleben wird. Dazu zählt nicht nur die Befreiung aus Babylon, sondern auch die spektakuläre Reise in die Heimat, möglicherweise auf dem kürzeren Weg durch die Wüste. In diesem unfruchtbaren Gebiet wird Jehova für sie „einen Weg“ schaffen und Wunderwerke wirken, die an das erinnern, was er zur Zeit Mose für die Israeliten tat. Ja, er wird die Rückkehrer in der Wüste ernähren und ihren Durst durch richtige Ströme stillen. Jehova wird in so reichem Maße für sie sorgen, dass selbst die wilden Tiere Gott verherrlichen und das Volk nicht angreifen werden.

Die Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen

J. Ähnlich: Denkt nicht an das Frühere, und denkt nicht an das Alte (Jes 43:18). Denkt nicht an das Frühere – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus den [verschiedenen] Königreichen; und denkt nicht an das Alte – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus Ägypten.
K. Siehe, ich tue etwas Neues; jetzt geht es hervor (Jes 43,19) – das bezieht sich auf den Krieg zwischen Gott und Magog [am Ende der Zeit].

Jacob Neusner – Die Tosefta – Aus dem Hebräischen übersetzt und mit einer neuen Einleitung

Was denkst du: erleben wir gerade ein weiteres Handeln Jehovahs mit seinem Volk? Ist ER dabei, weitere Glieder „seines Volkes“ in die Heimat zurück zu versammeln? Und werden die Krieger von Magog weiter Richtung Süden ziehen?