Monat: Mai 2022

Wann sind die **** Jahre um?

„Aber wenn man genau berechnet ….“
Ich „lese nachts auf Arbeit“ gerade ein Buch über die Kirchengeschichte, und möchte hier ausnahmsweise mal eine etwas größere Abhandlung kopieren.

Im folgenden (ebd. 5,1f) weigert sich Paulus, einen Termin für die Wiederkunft anzugeben. Er mahnt zur Wachsamkeit mit dem auch von den Synoptikern bekannten Bild vom Dieb in der Nacht (Mt 24,43; Lk 12,39). Trotzdem ist schon bald versucht worden, den Tag und die Stunde zu berechnen. Eine besondere Meinung vertraten die Chiliasten152, d.h. Christen, die gestützt auf die Johannesapokalypse ein 1000jähriges Friedensreich vor dem eigentlichen Weltende erwarteten. Offb 20,2f heißt es:
„Christus überwältigte den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel oder der Satan –, und er fesselte ihn für tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund, verschloß diesen und drückte ein Siegel darauf, damit der Drache die Völker nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Danach muß er für kurze Zeit freigelassen werden.“

Die Exegese der Stelle bietet im einzelnen viele Schwierigkeiten; unklar ist vor allem, ob die 1000 Jahre auf einen tatsächlichen Zeitraum oder metaphorisch ausgelegt werden müssen. Unabhängig von der Auslegung steht fest, daß es sich bei den frühchristlichen Chiliasten/Millenaristen um keine Sektierer gehandelt hat; Theologen, die den Chiliasmus vertreten haben, finden sich quer durch alle Richtungen: Papias von Hierapolis (Anfang 2. Jh.), Justin, Meliton, Irenäus und Tertullian rechnen dazu, Hippolyt und Cyprian schwanken, Origenes bestreitet ihn entschieden153. Noch im 3. und 4. Jh. gab es Autoren, die chiliastische Neigungen verraten, und kirchlicherseits ist die Lehre von einem 1000jährigen Friedensreich nie verworfen worden.
Die Unsicherheit bezüglich des Weltendes wird allerdings auch durch den Chiliasmus nicht ausgeräumt. Die Frage, wann die Fesselung des Satans zu erwarten ist, wird ja nicht beantwortet. So bleiben Berechnungen des Weltendes weiterhin akut. Ein erster Hinweis findet sich im Barnabasbrief 15,3/5 (vor 140):
„Vom Sabbat heißt es am Anfang bei der Schöpfung: Und Gott schuf in sechs Tagen die Werke seiner Hände; und er vollendete sie am siebten Tag und ruhte an ihm und heiligte ihn (Gen 2,2). Paßt auf, Kinder, was die Worte bedeuten: Er vollendete sie in sechs Tagen. Das bedeutet, daß der Herr das All in 6000 Jahren vollenden wird. Denn der Tag bezeichnet bei ihm tausend Jahre. Er selbst aber bezeugt es mir mit den Worten: Siehe, ein Tag des Herrn wird wie tausend Jahre sein (Ps 89,4). Also, Kinder, wird das All in sechs Tagen gleich sechstausend Jahren vollendet werden. Und er ruhte am siebten Tag, das bedeutet: Wenn sein Sohn gekommen ist und die Zeit des Gesetzlosen beendet, die Gottlosen richtet und die Sonne, den Mond und die Sterne verwandelt, dann wird er recht ruhen am siebten Tag“ (15,3/4)154.

Nach diesem Text dauert die Weltzeit 6000 Jahre; das entspricht der Länge der Schöpfungstage. Die Gleichung ergibt sich aus der Verbindung von Gen 1 und Ps 89,4. Man konnte sie der jüdischen Apokalyptik entnehmen, in der seit den Weltzeitalterlehren des Buches Daniel solche Spekulationen gepflegt wurden. Betrachtete man nun die Geschlechterfolgen des Alten Testaments, wie sie auch die Evangelien in den Stammbäumen Jesu darboten (Mt 1,1/17; Lk 3,23/38), mochte es gelingen, das Ende der 6000 Jahre zu berechnen. Es hätte nahegelegen, Tod und Auferstehung Jesu, das eschatologische Ereignis schlechthin, mit dem Jahr 6000 gleichzusetzen. Weil die Eschata Jesu jedoch nicht eintraten und die Parusie sich verzögerte, mußte man den Tod Jesu bzw. seine Geburt, die auch als Fixpunkt herangezogen worden ist, zurückdatieren, damit noch eine Frist bis zur Parusie übrig blieb. Das machte keine Schwierigkeiten, wenn man die biblischen Zeitangaben anders ordnete. So hat z.B. Hippolyt die Geburt des Herrn auf das Jahr 5500 berechnet.

„Aber es spricht jemand: Wie willst du mich überzeugen, daß im fünftausend und fünfhundertsten Jahre Christus geboren wurde? Lerne leicht, o Mensch! Denn wie vorlängst durch Moses in der Wüste in Betreff der Hütte ein Gleichnis ward und Bilder waren der geistlichen Geheimnisse, damit, wenn kommt hernach die Wahrheit in Christus, du dieses sich erfüllt habend erkennst. Denn er spricht zu ihm: ‚Mache den Kasten [die Bundeslade] aus nicht faulendem Holz und vergolde ihn mit lauterem Gold von innen und außen, und mache seine Länge zwei Ellen und eine halbe, und seine Breite eine Elle und eine halbe und seine Höhe ebenfalls eine Elle und eine halbe‘. Dies aber zusammengerechnet wird fünf Ellen und eine halbe, damit gezeigt werden fünftausend und fünfhundert Jahre, in welchen der Erlöser gekommen, der von der Jungfrau, wie von der Lade, seinen Leib in die Welt herausführte, vergoldet von innen durch das Wort, aber von außen durch den Heiligen Geist. … Daß aber zur fünften und halben Zeit [d.h. im Jahre 5500] der Erlöser kam in die Welt, habend die unverwesliche Lade, seinen Leib – denn so spricht Johannes: ‚Es war aber die sechste Stunde‘, damit er die Hälfte des Tages zeige, ein Tag aber des Herrn sind ‚tausend Jahre‘; von diesen die Hälfte ist fünfhundert“155.

In einer grandios-kuriosen Verbindung von Ex 25,10f und Joh 19,14 gelangte Hippolyt zu seiner Lösung. Er selbst war gewiß kein penetranter Chiliast und nicht begierig auf das Ende. Er lebte um 200; wenn Christus im Jahre 5500 geboren worden ist, müssen noch 500 Jahre bis zum Weltende im Jahr 6000 vergehen. Also bleiben ihm noch 300 Jahre. Darüber brauchte er sich keine Sorgen zu machen, und er war seine Frager los. Seine Berechnungen zeigen immerhin, was die Gemeinde bewegte.

Weltuntergangsprophezeiungen fielen damals angesichts schwerer Kriegsnöte und grassierender Seuchen unter Kaiser Marc Aurel (vgl. S. 105) auf fruchtbaren Boden. Als warnendes Beispiel hat Hippolyt von einem Bischof in Pontus berichtet, der von Traumgesichten heimgesucht worden war und seiner Gemeinde geweissagt hatte, binnen Jahresfrist werde das Weltgericht hereinbrechen. Woraufhin die Leute ihr Hab und Gut verschleuderten, ihre Äcker nicht mehr bestellten und in Furcht und Zittern unter ständigen Gebeten den Jüngsten Tag erwarteten. Ein anderer Bischof war in Syrien mit seiner ganzen Gemeinde, einschließlich der Kinder, in die Wüste gezogen, dem wiederkommenden Christus entgegen. Der Bischof war nicht nur ein schlechter Prophet, sondern auch kein guter Pfadfinder. Die umherirrenden Leute wurden von einer Polizeistreife aufgegriffen und wären beinahe als Räuber hingerichtet worden (Danielkommentar 4,18f). Man kann verstehen, daß Hippolyt bei solchen Vorkommnissen mit seiner 300-Jahre-Frist für Beruhigung sorgen wollte.

Die Versuche, das Weltende zu berechnen und mit dem Jüngsten Tag zu drohen, haben bis auf den heutigen Tag nicht aufgehört – wenn auch mehr am Rand der Kirche und in christlichen Sondergruppen. Die Kirche selbst ist allen Wiederkunftsspekulationen gegenüber skeptisch geblieben mit dem Ergebnis, daß die Erwartung der Parusie Christi weithin ein theoretischer Glaubenssatz geworden ist, der das christliche Bewußtsein nur wenig prägt. Wirkliche Zukunftsutopien artikulieren sich heute woanders, außer in verschiedenen Sekten in gesellschaftskritischen und ideologischen Gruppen unterschiedlicher Couleur. Erst seit dem 2. Vatikanischen Konzil bemühen sich Theologie und Liturgie verstärkt darum, verlorenes Terrain wieder gutzumachen156.

Kirchengeschichte: Ausbreitung, Leben und Lehre der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten

Wer bis hierher gelesen hat, wird mir sicher zustimmen, dass Russell und Rutherfort nicht die ersten Rechenkünstler waren – und genauso „knapp daneben gelegen“ haben, wie die Rechenkünstler vor ihnen.

„bêṯ hā ʾělō·hîmʹ“

Haus
3 בֵּית5 אֱלֹהִ֖ים4 הָ
bêṯʾělō·hîmʹ
1 Chr 9,27

Und sie übernachteten rings um das Haus Gottes her; denn ihnen lag die Wache ob, und sie waren über das Öffnen bestellt, und zwar Morgen für Morgen.
Elberfelder 1871 – 1 Chronik 9,27

Nur die vier obersten Wächter, auch sie Leviten, waren ständig im Dienst. Zu ihren Aufgaben gehörte die Aufsicht über die Vorratsräume und die Schatzkammern des Tempels.  Sie blieben auch über Nacht im Tempelbereich, denn sie mussten Wache halten und jeden Morgen die Tore aufschließen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Chronik 9,26–27

Denn die vier obersten Türhüter – es waren Leviten – versahen ständig den Dienst. Sie hatten auch die Aufsicht über die Kammern und Schätze des Tempels Gottes. Die Nacht über blieben sie in der Umgebung des Tempels Gottes; denn ihnen oblag die Wache und sie mußten allmorgendlich aufschließen.
Paderborner Bibel – 1 Chronik 9:26–27

Und weiter geht es um die Frage – „Wohnungen in der Nähe der Stiftshütte??“

In diesem 9. Kapitel werden weitere Leviten erwähnt. Es sind die Torhüter. Ihre Aufgaben sind sehr wichtig. Sie lassen sich in einen kurzen und bestimmten Befehl zusammenfassen, den der Herrin einem kleinen Gleichnis wiederholt: „Ein Mensch (der Meister), der… dem Türhüter einschärfte, dass er wache“ (Markus 13,34).
Wachen über die Gefäße und die Geräte, über die Opfer, über die Nahrung, über den Zugang zum Haus! Diesem Dienst entspricht im Neuen Testament der Dienst der Aufseher, Hirten oder Ältesten. Sie sind es besonders, die in den Versammlungen früher – und heute noch – für die Seelen Sorge tragen und die gesunde Lehre aufrechthalten müssen. Das ist eine Aufgabe des Vertrauens und der Ehre, über die sie dem Herrn bei seinem Kommen Rechenschaft abzulegen haben!

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament

In der vorhergehenden Liste (V. 14-16 ) wurden die Aufgaben der Leviten nicht näher genannt. Es wird sich vermutlich um Leviten gehandelt haben, die irgendwie mit dem Opferdienst zu tun hatten. In diesem Abschnitt (V. 17-27 ) ist von solchen Leviten die Rede, die Verantwortung dafür hatten, die Tore des Tempels bzw. Tempelbezirkes zur richtigen Zeit zu öffnen und zu schließen und darüber zu wachen, daß keine Eindringlinge unberechtigterweise hineinkamen. …
Die Gesamtzahl der levitischen Torhüter , die in Jerusalem und in den umherliegenden Dörfern wohnten, gibt der Verfasser von 1.Chronik mit 212 an. In Neh 11,19 werden 172 genannt, doch der Vers macht deutlich, daß nur die Familien Akkubs und Talmons gezählt wurden, während 1Chr 9,17 die Familien Schallums und Ahimans dazuzählt. Diese 212 Leviten waren wohl nur die Gruppe, aus der die Torhüter jeweils ausgewählt wurden, denn es wurden täglich nur 24 Torhüter benötigt ( 1Chr 26,17-18 ). Jeder Torhüter diente sieben Tage ( 1Chr 9,25 ) und wurde dann für eine bestimmte Zeit bis zum nächsten Dienst freigestellt.

Walvoord Bibelkommentar

Immer noch steht das Amt des Torhüters an erster Stelle. Vier Männer waren über die Torhüter gesetzt, und Schallum war ihr Haupt (V. 17.18). Sie hatten nach allen Windrichtungen hin über die Tore zu wachen (V. 24). 212 «Hüter der Schwelle» waren ihnen unterstellt, die zwar in ihren Dörfern lebten, aber «von sieben zu sieben Tagen, von einer Zeit zur anderen, mit jenen kommen mussten» (V. 25). «Sie und Ihre Söhne standen an den Toren des Hauses des HERRN, des Zelthauses, als Wachen» (V. 23). Die Vorsteher «übernachteten rings um das Haus Gottes her; denn ihnen oblag die Wache, und sie waren über das Öffnen bestellt, und zwar Morgen für Morgen» (V. 27).
Wir werden dem Gegenstand der Bewachung der Tore des Hauses Gottes nie genug Aufmerksamkeit entgegenbringen können, und zwar Tag und Nacht. Wie viel Unordnung und Verunreinigung wurden durch Leute und Dinge hereingebracht, die unsere Nachlässigkeit und unsere Duldsamkeit ungehindert eintreten liessen! Und umgekehrt, wie viele sind draussen gelassen worden, die doch der Herr aufgenommen hatte!

Halte fest 1972

Das Haus Gottes, der Tempel in Jerusalem, war wohl bewacht. Zur Ordnung des Dienstes, der darin getan wurde, gehörten auch die Abteilungen der Torhüter. Sie hatten sowohl über die Sicherheit des Hauses zu wachen als auch alles Unreine von ihm fernzuhalten. Ihr Dienst währte Tag und Nacht und erstreckte sich nach allen vier Himmelsrichtungen. Vielleicht waren diese Leviten weniger beliebt als ihre Brüder, die zu den Abteilungen der Sänger gehörten, denen der Dienst des Lobes oblag. Doch wäre dieser Dienst ohne den Dienst der Torhüter undenkbar gewesen.

Halte fest 1985

Der Verf. wendet sich wieder seiner Gegenwart zu und beschreibt den Dienst im Heiligtum, wie er ihn als Augenzeuge erlebt hat. Vier Tore im Bezirk des neuen Tempels gab es. Die Obersten der Torhüter waren für die Einteilung der Wachen zuständig. Sie lebten immer in der Nähe des Tempels. Die Leviten, die in den Orten um Jerusalem herum wohnten, kamen mit den Abteilungen, denen sie zugeteilt waren, jeweils sieben Tage nach Jerusalem. Einige von ihnen wurden als Torhüter eingesetzt. Andere trugen Verantwortung für die Zellen, die seitlichen Kammern am Tempel, in denen die Opfergaben und Zehnten von Getreide, Wein und Öl, aber auch die Schätze des Hauses Gottes aufbewahrt wurden. Die Leviten schliefen auch während der sieben Tage in unmittelbarer Nähe des Tempels, während die Tore unter der Aufsicht der Obersten der Torhüter abends verschlossen und morgens wieder geöffnet wurden. – Es ist beeindruckend, wie ausführlich und mit welch liebevoller Aufmerksamkeit der Verf. der Chr den Dienst der Leviten und besonders das Amt der Torhüter beschreibt. Aus unserer Sicht handelt es sich um eine geringe, nachgeordnete Tätigkeit. In biblischer Sicht hat diese Aufgabe jedoch eine ihr eigene Würde, die aus den Worten Ps 84,11 spricht: »Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten.«

Wuppertaler Studienbibel

Die Tempelpolizei
Der Tempel hatte eine eigene Polizei, deren Beamte größtenteils aus Leviten bestanden. Dies waren die Torwächter („sho’arim“; 1. Chron. 9:17, 24-27; 26:12-18), die Wächter, die den Eingang zum Tempelberg bewachten, und diejenigen, die für die Reinigung der Vorhöfe zuständig waren (Philo, ed. Cohn, iii. 210). Leviten waren an einundzwanzig Stellen im Tempelhof stationiert; an drei von ihnen hielten Priester nachts Wache. Ein Hauptmann patrouillierte mit einer Laterne, um zu sehen, dass die Wächter auf ihren Posten waren; und wenn einer schlafend angetroffen wurde, hatte der Hauptmann das Recht, ihn zu schlagen und seine Kleider in Brand zu stecken (Mid. i. 1, 2). Das Öffnen und Schließen der Tore, das als eine sehr schwierige Aufgabe angesehen wurde und nach Josephus („B. J.“ vi. 5, § 3; „Contra Ap.“ ii. 10) die Dienste von mindestens zwanzig Männern erforderte, gehörte ebenfalls zu den Aufgaben der Wächter; und ein spezieller Offizier wurde ernannt, um diese Arbeit zu beaufsichtigen (Sheḳ. v. 1; comp. Schürer, „Gesch.“ Eng. ed., Abteilung ii., i. 264-268; siehe TEMPEL).

The Jewish Encyclopedia

Für die polizeilichen Aufgaben, die einen sehr großen Beamtenstab erforderten, wurden meist Leviten eingesetzt. Die „Torwächter“ (שֹׁעֲרִים) gehörten in der Frühzeit, ja bis in die Zeit Esras und Nehemias hinein, noch nicht zur Ordnung der Leviten, sondern waren von etwas geringerem Rang; erst der Verfasser der Chronik rechnete auch diese Beamten zu den Leviten. Im Innenhof wurde die Aufgabe der Wache von den Priestern selbst wahrgenommen. Der Verfasser der Chronik und später Philo und die Mischna haben uns mehrere Einzelheiten über die Organisation der Abteilung, um die es hier geht, geliefert. Aus der erstgenannten Autorität erfahren wir, dass es insgesamt vierundzwanzig Wachen gab, die vier Oberhäuptern oder Hauptleuten unterstellt waren, und dass sie an der Ost-, West-, Nord- und Südseite des Tempels postiert waren (1. Chronik 26:12-18, auch 9:17, 24-27). Die Aussagen dieses Schriftstellers sind so zu verstehen, dass sie sich auf den Tempel Serubbabels beziehen. Die Fläche der Tempelvorhalle oder des so genannten äußeren Vorhofs wurde aber später, vor allem durch Herodes, sehr vergrößert, so dass sie nun ein großes Viereck bildete, dessen längere Seite diejenige war, die von Norden nach Süden verlief. Innerhalb dieses großen Vierecks befand sich wiederum ein länglicher viereckiger Raum, der von starken Mauern umschlossen war, wobei die längere Seite in diesem Fall von Westen nach Osten verlief; dies war der so genannte Innenhof oder „der Hof“ im eigentlichen Sinne des Wortes. Zu diesem Hof führte eine Treppe, und am Fuß dieser Treppe befand sich ein Geländer, das kein Nichtjude betreten durfte. Jeder Heide, der es wagte, diese Grenze zu überschreiten und den inneren Hof zu betreten, wurde mit dem Tod bestraft; und die römischen Behörden respektierten die Skrupel der Juden in dieser Angelegenheit so sehr, dass sie die Vollstreckung dieses Urteils sogar in den Fällen billigten, in denen römische Bürger die Täter waren. An diesem Geländer waren in bestimmten Abständen Tafeln angebracht, auf denen in griechischer und lateinischer Sprache das Verbot und die Strafe für dessen Übertretung vermerkt waren. Philo zufolge gab es zu seiner Zeit nicht nur an den Eingängen des inneren, sondern auch an den Toren des äußeren Hofes Wächter, zu deren Hauptaufgaben es gehörte, auf die strikte Einhaltung des betreffenden Verbots zu achten. Darüber hinaus gab es Wächter, die bei Tag und Nacht rundherum patrouillierten, um sicherzustellen, dass nirgendwo etwas Unschickliches geschah. Nach der Mischna gab es einundzwanzig Punkte, an denen die Leviten (nachts) Wache hielten, und drei, an denen die Priester dies taten. Die levitischen Wächter waren teils an den Toren und Ecken des äußeren Vorhofs (innerhalb desselben), teils an den Toren und Ecken des inneren Vorhofs (außerhalb desselben) stationiert, während die priesterlichen Wächter wiederum für den inneren Vorhof zuständig waren. Es war üblich, dass ein Hauptmann des Tempels nachts herumging, um zu sehen, dass die Wachen nicht auf ihren Posten schliefen. Dieser Hauptmann war unter der Bezeichnung אִישׁ הַר הַבַּיִת bekannt. Neben diesem Beamten wird auch gelegentlich ein אִישׁ הַבִּירָה erwähnt. Da nun die Mischna keine andere Bezeichnung für den gesamten Raum um den Tempel kennt – auch nicht in den Fällen, in denen er vom Innenhof zu unterscheiden ist – als den Ausdruck הַר הַבַּיִת, ist demnach unter dem איש הר הבית ein Hauptmann zu verstehen, der für den äußeren Vorhof zuständig war, und unter dem איש הבירה dagegen derjenige, der die Aufsicht über den Tempel selbst hatte. Denn das בִּירָה kann sich unmöglich auf das Kastell Antonia beziehen, da dieses einem römischen φρούραρχος unterstellt war, sondern nur auf den Tempel selbst. Die beiden jetzt erwähnten Arten von Beamten wären also identisch mit den סגנים oder στρατηγοί, auf die wir bereits Bezug genommen haben.

Schürer – A history of the Jewish people in the time of Jesus Christ, second division

Bett im Heiligtum?

und die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel lag im Tempel Jehovas, woselbst die Lade Gottes war, da rief Jehova den Samuel. Und er sprach: Hier bin ich!
Elberfelder 1871 – 1.Samuel 3,3–4

Der alte Eli war inzwischen fast erblindet. Eines Nachts war er wie gewohnt zu Bett gegangen. Auch Samuel hatte sich hingelegt. Er schlief im Heiligtum in der Nähe der Bundeslade. Die Lampe im Heiligtum brannte noch.
Hoffnung für alle – 1996 – 1 Sam 3,2–3

Samuel schlief im Heiligtum, wo sich auch die Bundeslade befand. Die Lampe Gottes brannte noch,
Neue evangelistische Übersetzung 2019 – 1 Samuel 3:3

Ein weiterer Post – mit dem Thema, was am Heiligtum passierte. Die Frage, die wir beim lesen von 1.Samuel 3 sehen: wo war Eli und Samuel in jener Nacht? Scheinbar sehr sehr nahe am Heiligtum – denn das brennen der Kerzen im Heiligtum wird erwähnt. Ja – das Allerheiligste war „das Zimmer Jehovahs“.

Da Eli schon sehr alt war und sogar sein Augenlicht verloren hatte, beschloss der Herr, dass es an der Zeit war, den nächsten inspirierten Propheten einzuführen. Der Zeitpunkt für die Offenbarung wurde gewählt, als Eli in seinem Bett lag, aber gegen Ende der Nacht. Darauf deuten die Worte „ehe die Lampe Gottes erlosch“ hin. Dies lässt sich besser verstehen, wenn man Ex. 27:20, 21 und Lev. 24:2, 3 zu Rate zieht. Dort heißt es, dass der Leuchter in der Stiftshütte nur in der Nacht brennen durfte und am Morgen, wenn er ausgebrannt war, abgeschnitten werden musste. Die Offenbarung, die Samuel erhalten sollte, kam also, während die Lichter noch brannten, aber kurz vor dem Erlöschen. Warum der Herr gerade diese Stunde gewählt hat, ist nicht bekannt.

E.M. Zerr

Obwohl Samuel zum levitischen Dienst in Silo bestimmt worden war und eine Ausbildung in den Angelegenheiten des Herrn gemacht hatte, war er noch nicht durch die direkte Offenbarung Gottes angesprochen worden (V. 7 ). Schließlich kam für den Herrn die Zeit, sein Versprechen, Elis Priesterschaft zu beenden und einen anderen einzusetzen, zu erfüllen, so daß die göttliche Stille unterbrochen wurde. Während Samuel sich in der Stiftshütte niedergelegt hatte (die Bedeutung des hebräischen hLkAl , Tempel , V. 3 ) und die brennende Lampe beobachtete, hörte er die Stimme des HERRN , die er fälschlicherweise für die Elis hielt. Eli erkannte schließlich, daß der Junge vom Herrn angesprochen worden war. Deshalb wies er ihn an, sich allem zu unterwerfen, was auch immer der Herr ihm auftragen würde.

Walvoord Bibelkommentar

Zu der von Ihm bestimmten Zeit offenbart sich der HERR Samuel. Das passiert in der Nacht. Eli und Samuel sind zu Bett gegangen. Es gibt jedoch einen kleinen Unterschied in der Weise, in der das von jedem von ihnen gesagt wird. Wir lesen von Eli, dass er „an seinem Ort lag“, während wir von Samuel lesen, dass er im Tempel „lag“. Bei dem, was wir von Eli wissen, ist es denkbar, dass er sein Bett liebt und dort viel Zeit verbringt. In ihm, dem schlafenden Hohenpriester, sehen wir ein Bild vom geistlichen Zustand des Volkes in diesen Tagen. Dieser Gedanke wird verstärkt durch die Erwähnung, dass er nicht mehr sehen kann. Eli ist nicht nur körperlich, sondern auch geistlich blind.
Von Samuel lesen wir, dass er sich schlafen gelegt hat. Dies ist ein Hinweis auf eine Aktivität nach einem Arbeitstag. Er brauchte es. Wenn er ins Bett geht, muss die Lampe Gottes bald ausgemacht werden. Die Lampe Gottes ist der Leuchter in der Stiftshütte. Es ist Nacht und die Lampe brennt noch schwach. Aber gerade, wenn die Nacht am dunkelsten ist, gibt es Hoffnung auf den Anbruch des Tages. Ein neuer Tag steht kurz davor anzubrechen, um neues und helles Licht zu geben durch diesen jungen Samuel, der fast erwachsen ist und in der Nähe der Bundeslade schläft.
Wenn die Menschen schlafen, schläft und schlummert der Heilige Israels nicht.

Ger de Koning

Ein aufmerksames Ohr (1 Sam. 3:1-9). Samuel war wahrscheinlich zwölf Jahre alt, als der Herr eines Nachts zu ihm sprach, als er im „Anbau“ der Stiftshütte lag, wo auch Eli schlief. Die „Lampe Gottes“ war der siebenarmige goldene Leuchter, der im Heiligtum vor dem Vorhang links neben dem goldenen Räucheraltar stand (Ex 25,31-40; 27,20-21; 37,17-24). Sie war die einzige Lichtquelle im Heiligtum, und die Priester waren angewiesen, sie immer brennen zu lassen (27,20) und die Dochte zu trimmen, wenn sie morgens und abends das Räucherwerk darbrachten (30,7-8). Die Lampe war ein Symbol für das Licht der Wahrheit Gottes, das der Welt durch sein Volk Israel geschenkt wurde. Leider brannte das Licht des Wortes Gottes in jenen Tagen nur schwach, und der Hohepriester Gottes konnte kaum sehen! Die Lade war da und enthielt das Gesetz Gottes (25,10-22; 37,1-9; Hebr. 9,1-5), aber das Volk Gottes hielt das Gesetz nicht in Ehren.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

„Und Samuel lag (schlief) im Tempel Jabve’s, woselbst die Lade Gottes war.“ הֵיכָל bed. hier nicht das Heilige der Stiftshütte im Unterschiede vom Allerheiligsten, wie 1 Kg. 6,5. 7,501, sondern die ganze Stiftshütte, das Zelt mit seinem Vorhofe als Palast des Gottkönigs, wie 1,9. Ps. 11,4. Samuel schlief weder im Heiligen neben dem Leuchter und Schaubrottische, noch im Allerheiligsten vor der Bundeslade, sondern im Vorhofe, wo Zellen für den Aufenthalt der diensttuenden Priester und Leviten erbaut waren, s. zu v. 15. Die Lade Gottes d.h. die Bundeslade ist erwähnt als der Thron der göttlichen Gegenwart, von wo der Ruf Gottes an Samuel herkam.

Keil – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Wo schlief also Samuel und Eli? Im Heiligtum? In der Nähe des Heiligtums? Oder außerhalb der „Stiftshütte“?? Was sagt DEINE Bibel? Wo waren also zur Zeit Samuels „die Wohnungen“ der Priester?
Wir werden in den nächsten Tagen weitere Verse anschauen….