Da sprach sein Weib zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sage dich los von Gott und stirb!
Und er sprach zu ihr: Du redest, wie eine der Törinnen (zugl.: Ruchlosen, Tor, gemeiner Mensch, Schlechtigkeit, Gemeinheit) redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen? Bei diesem allem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen.
Elberfelder 1871 – Hiob 2,9–10
Da sprach seine Frau zu ihm: Willst du auch jetzt noch an deiner Untadeligkeit festhalten? Fluche Gott und stirb. Da sprach er zu ihr: Wie eine der Törinnen redet, redest du. Das Gute nehmen wir an von Gott, und das Böse sollten wir nicht annehmen? Bei alldem sündigte Ijjow nicht mit seinen Lippen.
Die Philippson-Bibel – Ijob 2,9–10
Sein Weib sprach zu ihm:
»Noch hältst du an deiner Schlichtheit!
Segne Gott ab und stirb!«
Er sprach zu ihr:
»Gleich dem Reden einer der Nichtigen redest du.
Auch das Gute empfangen wir von Gott –
und wollen das Böse nicht empfangen?«
Bei alledem sündigte Ijob nicht mit seinen Lippen.
Buber & Rosenzweig – Ijob 2:9–10
Da sagte seine Frau zu ihm: „Hältst du immer noch an deiner Gottergebenheit fest? Fluche (- Wörtlich: Segne. Hier wie in Hiob 1,5; 2,5 ein verhüllender Ausdruck. Satan benutzte Hiobs Frau, wie er Eva gebrauchte, um Adam zu versuchen. -) Gott und stirb!“ Doch er sagte zu ihr: „Was redest du für dummes Zeug! Das Gute nehmen wir von Gott an, sollten wir da nicht auch das Böse annehmen?“ Bei alldem kam kein sündiges Wort über seine Lippen.
Neue evangelistische Übersetzung – Hiob 2:9–10
Als Hiobs Frau ihn drängte, seine Frömmigkeit (vgl. „fromm“ in Hi 1,1 ) aufzugeben und zu ihm sagte: Sage Gott ab und (als Ergebnis davon) stirb , warf er ihr vor, töricht zu reden ( nABAl , „unkundig in geistlichen Belangen, ohne Unterscheidungsvermögen“). Sie war sich nicht darüber im klaren, daß der Rat, Hiob solle Gott abschwören, genau das war, was Satan zweimal vorhergesagt hatte ( Hi 1,11;2,5 ). Als Hiob Trost von ihr gebraucht hätte, versetzte sie ihm nur einen neuen Schlag – ein Beweis für ihre Bitterkeit gegen Gott. In ruhigem Vertrauen auf Gottes Wege machte Hiob deutlich, daß das Böse ( rA+ , „Unheil, Elend“) wie auch das Gute von Gott komme (vgl. Pred 7,14; Kl 3,38 ). Diese Aussage steht in krassem Gegensatz zu der Meinung vieler Menschen, die glauben, daß Probleme die Existenz Gottes in Frage stellen! Später versicherte Hiob seinen Freunden, daß er an seiner Rechtschaffenheit bis zum Tod festhalten werde ( Hi 27,5 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die Aussage In diesem allen versündigte sich Hiob nicht beweist eindeutig, daß Satans Vorhersage über Hiobs Absagen an Gott falsch war; sie rechtfertigte somit Gottes Worte (vgl. Hi 1,22 ).
Es steht geschrieben: ′′ Deine Augen haben mich gesehen, als ich im Mutterleib war. Alle Tage, die mir geordnet wurden, wurden in deiner Schriftrolle aufgezeichnet, bevor einer von ihnen entstanden ist (Psalm 139:16). Angesichts Gottes providentialer Anordnung unserer lebt, Blaise Pascal fragte: ′′ Was bleibt uns übrig, als unseren Willen zu dem Gottes selbst zu vereinen, um in ihm, mit ihm und für ihn das, was er ewig in uns und für uns will.“ Mischna sagt es so: ′′ Tu seinen Willen, als wäre es dein Wille, damit er deinen Willen tun kann, als ob es Sein Wille wäre ′′ (Avot 2:4). Mit anderen Worten, was können wir sonst tun, als zu lernen, zu vertrauen, zu akzeptieren und ′′ Ja ′′ zum Leben zu sagen — auch wenn wir uns manchmal wie Waisen fühlen, verloren in einer vaterlosen Welt… Alle unsere Tage sind in Gottes Schriftrolle aufgenommen.
Hebräisch für Christen
Wo es heißt: ′′ Ve ‚ahavta et Adonai sei‘ khol levavkha ′′ – du sollst den HERRN, deinen Gott, von ganzem Herzen lieben ′′ (Deut. 6:5), der sowohl dein ′′ gutes Herz ′′ als auch dein ′′ schlechtes Herz ′′ beinhaltet – das ist, ihr alle, euer ganzes Sein, die ganze Person. Komm, wie du bist – gebrochen, zersplittert, gespalten – und bitte Gott, dein Herz durch das Wunder seiner Gnade zu vereinigen…
Nun verliert Hiob auch die Achtung seiner eigenen Frau und damit ihren Beistand. So wird ihm genommen, was er mehr denn je braucht und was ihm als Ehemann auch zugestanden hätte. Aber er muss es erleben, wie seine Frau ihre eigentliche Berufung verleugnet: Die Frau wurde geschaffen, um dem Mann eine Gehilfin zu sein (1Mo 2,18); und sie wurde geschaffen, um ihn als ihr Haupt zu ehren (1Kor 11,3; Eph 5,33; 1Petr 3,6). Was tut Hiobs Frau aber? Anstatt ihren Mann zu achten, verachtet sie ihn, und anstatt, dass sie ihm zuspricht und hilft, auch jetzt noch Gott zu vertrauen und durch Vertrauen zu ehren, stachelt sie ihn an, sein Vertrauen wegzuwerfen.
Benedikt Peters – Das Buch Hiob
Wir können Hiobs Frau zwar verstehen, denn Hiobs Kinder waren auch ihre Kinder, und Hiobs Besitz war auch ihr Besitz. Als Hiob alles verlor, verlor auch sie alles. Dennoch sind ihre Worte nicht zu entschuldigen. Eine untreue Helferin ist schlimmer als keine Helferin. Wie betrogen, wie hintergangen muss sich Hiob vorgekommen sein! Welche brutale Erfahrung, dass ausgerechnet die Person, die ihn hätte stärken sollen, ihm in den Rücken fällt! Aber auch das gehört zu Gottes Regierung und ist ein Teil von Gottes Erziehungswegen mit Hiob. Wir haben als Sünder Gott getäuscht, haben uns auf die Seite seines Widersachers gestellt und uns mit ihm gegen unseren Wohltäter verbündet. Wie muss das Gott geschmerzt haben (vgl. 1Mo 6,6)! Ist es da nicht recht und auch heilsam, dass Gott uns ähnliche Erfahrungen machen lässt?
9 Da sprach seine Frau zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sag Gott ab und stirb!
10 Und er sprach zu ihr: Du redest, wie eine der Törinnen redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen? Bei diesem allem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen.
Vers 9. Hiobs Frau sagt ihrem Mann buchstäblich das, was Satan mit seinen Versuchungen erreichen will: Hiob soll Gott absagen. Ohne es zu ahnen, ist sie das Sprachrohr des Feindes geworden. Ihre Stimme ist die Stimme des Versuchers.
Vers 10. Hiobs Antwort an seine Frau zeigt, dass er bereit ist, nicht allein das Gute ohne Klage zu verlieren, sondern auch das Böse hinzunehmen.
»Du redest wie eine der Törinnen«: Wir müssen Hiobs Takt bewundern. Er sagte seiner Frau nicht: »Du Törin!«, denn das war sie nicht. Sie war seine Frau, und er liebte sie. Aber er rügte sie, weil sie redete wie eine Törin. Das musste er ihr sagen; er schuldete ihr diese Rüge sogar.
»… und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?«: Wer hat denn das Böse in die Schöpfung eindringen lassen? Wer hat denn die Sünde gewählt? Sollte dann der Mensch es nicht auch zu spüren bekommen, mit wem er sich da eingelassen hat? Gewiss; so ist Gott gerecht, wenn er uns am Bösen leiden und das Böse erleiden lässt, das wir gegen seinen Willen und trotz seiner Warnung eingeladen haben. Wir müssen sogar bekennen, dass Gottes Gnade übergroß ist, da er uns bei Weitem nicht erleiden lässt, was wir verdient hätten.
Paul Gerhardt fragt in der 5. Strophe des bereits zitierten Christlichen Freudenliedes:
Gott hat mich bei guten Tagen
Oft ergötzt;
Sollt ich jetzt
Nicht auch etwas tragen?
Wie wichtig ist diese Wahrheit; sie ist von größerer Bedeutung, als wir zunächst vielleicht ahnen. Sie führt am Ende zur alles entscheidenden Frage, ob Gott ist, der das Recht hat, mit dem Seinen zu verfahren, wie er will, der alles lenkt, in dessen Hand Wohlfahrt und Unglück sind:
»… damit man wisse vom Aufgang der Sonne und von ihrem Niedergang her, dass außer mir gar keiner ist. Ich bin der HERR, und sonst ist keiner! Der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, den Frieden mache und das Unglück schaffe; ich, der HERR, bin es, der dieses alles wirkt« (Jes 45,6–7).
Wir Menschen hätten es lieber, wenn Gott uns jeden Tag nur Willkommenes schickte. Als der Mensch sündigte, da wollte er alles – sein wie Gott, alle Gaben Gottes genießen und auf keinen Fall die Folgen seiner Missetat tragen. Gott verhängt aber über den gefallenen Menschen alle gerechten Folgen der Sünde: Schmerzen, Krankheiten, Mühsal, Enttäuschungen, Unfrieden und am Ende den Tod. Er sendet das Dunkel des Unglücks und des Todes, weil er gerecht ist. Er ist tatsächlich, ob uns das gefällt oder nicht, der Wirker des Bösen:
»Wer ist, der da sprach, und es geschah, ohne dass der Herr es geboten? Das Böse und das Gute, geht es nicht aus dem Mund des Höchsten hervor?« (Kla 3,37–38).
Ist Gott der Schöpfer aller Dinge, dann schuldet er uns keine Rechenschaft, dann darf und dann kann er mit allem, was er geschaffen hat, tun, wie es ihn gut dünkt (Ps 115,3). Das ist für uns Menschenkinder eine gar nicht willkommene Wahrheit, wie bereits C. H. Spurgeon einmal in einer Predigt über Mt 20,15 feststellte:
»Es gibt keine Lehre, die von den Weltmenschen mehr gehasst wird, keine Wahrheit, die so wie ein Fußball herumgetreten wird, wie die großartige, Verwunderung weckende, aber allergewisseste Lehre von der Souveränität des unendlichen HERRN. Die Menschen erlauben es Gott, überall zu sein – nur nicht auf seinem Thron. Sie lassen ihn ruhig in seiner Werkstatt die Sterne und die Welten formen; er mag auch gerne im Armenhaus seine reichen Gaben verteilen. Sie erlauben ihm, die Erde zu tragen und ihre Säulen aufrechtzuhalten oder die Wogen des allzeit bewegten Meeres zu beherrschen. Wenn sich aber Gott auf seinen Thron setzt, knirschen seine Geschöpfe mit den Zähnen; und wenn wir einen auf seinem Thron sitzenden Gott verkündigen, der das Recht hat, mit dem Seinen zu verfahren, wie er will, seinen Geschöpfen zuzuteilen, wie [es] und was ihm wohlgefällt, dann beginnt man, zu zischen und uns zu verwünschen; dann hat man keine Ohren mehr für unsere Botschaft, denn ein Gott auf seinem Thron ist nicht ein Gott nach ihrem [der Menschen] Geschmack.«
Sprechen wir Gott die Macht und das Recht ab, zu tun, wie er will, wenn wir Widerwärtiges erfahren, wie wollen wir dann an Gottes Freundlichkeit glauben, in der er ebenfalls mit dem Seinen verfährt, wie es ihm gefällt (Mt 20,15)?
Noch eine Frage stellt sich uns, wenn wir uns dagegen sträuben, dass Gott auch Widerwärtiges senden darf: Ist das Evangelium von Gott in die Welt gesandt als Leitfaden zum Glücklichsein? Ist die Bibel ein Handbuch, das mich lehren will, wie ich es gut haben kann? Ist Jesus Christus in die Welt gekommen, Sünder glücklich zu machen? Oder noch schärfer gefragt: Ist Gott der Diener unserer Wünsche? An den Glaubensmännern der ganzen Heilsgeschichte lernen wir anderes: an Abraham, an Mose, David, Jeremia, Hesekiel, Paulus und Hiob – und allen voran an dem vollkommenen Menschen Christus Jesus.
»Bei diesem allem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen«: Wir sündigen nicht, wenn wir mit Hiob bekennen, dass Gott auch das Böse, d. h. das Schmerzliche und Widerwärtige, in unser Leben sendet. Er ist es, der Krankheiten über uns verhängt (2Sam 12,15), nicht der Teufel. Es ist der Herr, der tötet und lebendig macht, der zerschlägt und heilt (5Mo 32,39; 1Sam 2,6).
Mit dieser Antwort widerlegt Hiob ein zweites Mal die Lügen, die Satan über ihn ausgesprochen hatte. Hiob diente Gott nicht, weil es ihm gut ging; er diente Gott, weil er Gott fürchtete.
Am Ende seines an Höhen und Tiefen, an Bitterem und Süßem reichen Lebens rief Mose:
»Den Namen des HERRN will ich ausrufen: Schreibt unserem Gott Größe zu! Der Fels: Vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er« (5Mo 32,3–4).
Diese Worte redete Mose, als er an der Grenze des verheißenen Landes stand und selber nicht ins ersehnte Land einziehen durfte. So wollen auch wir anerkennen, dass Gott groß und seine Herrschaft gut ist, indem wir bezeugen, dass seine Wege gerecht sind. Nicht erst das glückliche Ende aller von ihm gesandten Not gibt ihm recht. Das bloße Senden von Leid, das nackte Leiden selbst – ganz ohne Blick auf dessen Ende – ist recht.
»Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse ein Gefäß zur Ehre und ein anderes zur Unehre zu machen?« (Röm 9,21).
Gott ist zu seinem Tun in doppelter Weise gerechtfertigt:
• Er hat als Schöpfer die absolute Freiheit, mit allem von ihm Erschaffenen zu tun, wie es ihm gefällt.
• Wir haben keine Wohltaten Gottes verdient; vielmehr haben wir verdient, dass uns Gott unserer selbst gewählten Sünde und all ihren Folgen überlässt.
Dass nun Gott bei seinem Handeln an uns ein gutes Ende im Auge hat, ist Ausdruck seiner freien, durch nichts geschuldeten Gnade. Schuldet er uns Vergebung unserer Missetaten? Schuldet er uns die Gabe des ewigen Lebens und die Herrlichkeit? Natürlich nicht. Hat er uns aber, ohne es uns zu schulden, nicht nur Gutes, sondern das Beste gegeben, wie sollten wir dann auch nur die geringste Forderung an ihn richten? Es ist Sünde, wenn wir es tun. Wenn wir schon ein »Warum« auf den Lippen haben, dann nicht, weil wir mit seinem Handeln an uns unzufrieden sind, sondern einzig, um zu fragen, warum er solche, wie wir es sind, überhaupt errettet hat. Wir fragen mit Ruth, der Moabitin:
»Warum habe ich doch Gnade gefunden in deinen Augen, dass du mich beachtest, da ich doch eine Fremde bin?« (Rt 2,10).
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