Deshalb nun laßt auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns (Eig uns umlagernd) haben, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, (Eig abgelegt haben) mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf,
Elberfelder 1871 – Hebräer 12,1
Wir sind also von einer großen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den Glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt,
Deshalb wollen auch wir, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, alles Beschwerliche und (od und zwar; od und vor allem) die leicht umschlingende Sünde ablegen und mit Ausdauer den uns auferlegten (od den vor uns liegenden) Kampf durchlaufen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 12:1
Wie Zuschauer im Stadion die Wettkämpfer anfeuern, so sind diese Zeugen des Glaubens Vorbilder für unseren Kampf.a Darum wollen wir alles ablegen, was uns in diesem Kampf behindert, vor allem die Sünde, die uns immer wieder fesseln will. Mit zäher Ausdauer wollen wir auch noch das letzte Stück bis zum Ziel durchhalten.
[a] Wörtlich: Darum wollen auch wir, die wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben
Hoffnung für alle – 1996 – Hebr 12,1
Eine Wolke von Zeugen aus dem Alten Testament steht für das engagierte Glaubensleben, von dem im Hebräerbrief die Rede ist. (Das heißt nicht, daß diese Zeugen die heutigen Christen beobachten.) Daher sollen die Gläubigen laufen mit Geduld (hypomonEs; vgl. Hebräer 10,32.36;12,2-3.7 ) in dem Kampf, in dem sie sich als Christen bewähren müssen, und ablegen alles, was sie beschwert, und die Sünde, die sie ständig umstrickt (euperistaton). Ihr höchstes Vorbild dabei ist immer noch Jesus, wie bewundernswert die alttestamentlichen Gestalten auch sein mögen. Er ist sowohl beides, der Anfänger und Vollender des Glaubens. Der Begriff „Anfänger des Heils“ (archEgon) tauchte schon in Hebräer 2,10 auf (vgl. den Kommentar dort) und ist ein Ausdruck dafür, daß Jesus den Christen auf dem Pfad des Glaubens, auf dem sie ihm nun folgen sollen, „voranging“. Zugleich „vollendete“ er den Glaubensweg auch, indem er ihn erfolgreich bis ans Ende ging. Er behielt das Ziel seines Auftrags im Auge, die Freude, von der in Hebräer 1,9 die Rede ist, wo ihm der ewige Thron zugewiesen wird. Auch die Gläubigen werden Anteil an dieser Freude haben und sollen immer an sie denken. Nachdem er das Kreuz erduldete (hypemeinen, das Verb ist verwandt mit dem Substantiv hypomonE in Hebräer 12,1; vgl. V. 3.7) und die Schande gering achtete, nahm Jesus den Ehrenplatz zur Rechten des Thrones Gottes ein (vgl. Hebräer 1,3;8,1;10,12 ), der schon jetzt auf seinen endgültigen Sieg und den der Gläubigen hindeutet (vgl. Hebräer 1,13-14 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die Szene stammt direkt aus einem sportlichen Wettkampf. Zuschauer drängen sich auf der Tribüne. Sie wollen sehen, wie die Athleten um die Medaillen kämpfen. Unten auf der Aschenbahn lockern die Läufer ihre Muskeln und bereiten sich auf den Startschuss vor. Zwei Jahrtausende haben die in Hebräer 12,1.2 anklingende Erregung bei solchen Ereignissen nicht geschmälert.
William G. Johnsson – Studienreihe zur Bibel
Doch es gibt Unterschiede. Damals trainierten Athleten für die antiken Wettkämpfe mit Gewichten, die an ihrem Körper befestigt waren. Am Tag des Rennens legten sie diese Gewichte ab (tatsächlich liefen sie nackt). Ihre Körper fühlten sich dann federleicht an. Auf diesem Hintergrund rät Paulus in Vers 1: „Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert.“
Wichtiger aber ist, dass damals wie heute nur einer Sieger werden konnte. Im Rennen des Lebens gewinnt dagegen jeder, der das Ziel erreicht. Als Christen treten wir auch nicht gegeneinander an, sondern helfen uns vielmehr gegenseitig auf dem Weg zum Ziel. Wir können höchstens mit uns selbst kämpfen und uns durch Gottes Gnade bemühen, das höchste Leistungsniveau zu erreichen, zu dem wir imstande sind.
Mit der „Wolke von Zeugen“ (V. 1) sind wahrscheinlich die Glaubenshelden aus Kapitel 11 gemeint. Sie sind allerdings nicht in dem Sinne Zuschauer, dass sie vom Himmel aus unseren Lauf beobachten, denn in Kapitel 11,39 heißt es ausdrücklich, dass sie noch „nicht erlangt [haben], was verheißen war“. Aber das stille Zeugnis ihrer Glaubenstreue ist beispielhaft und spornt uns an. Wir alle leben nur einmal, haben nur diese eine Chance, einen vortrefflichen Charakter zu entwickeln und unsere Gaben zu entfalten. Sie hatten ihren Wettkampftag und liefen erfolgreich; nun sind wir an der Reihe.
Aber es gibt genügend andere himmlische Zuschauer, die an unserem Lauf interessiert sind. Und an der Ziellinie erwartet uns Jesus. Seine Augen verfolgen, welche Fortschritte wir machen. Er feuert uns an. Er selbst hat diesen Lauf absolviert und ist als Sieger angekommen. Nun unterstützt er uns in unserem Rennen. So ist er nicht nur der Anfänger des Glaubens, sondern auch der Vollender (V. 2). Wir fangen mit ihm an und hören mit ihm auf. Unsere ganze Erlösung stammt allein von ihm und ist allein sein Werk.
Wir können niemals schaffen, was er geleistet hat. Er kommt in diesen Tagen zu uns und ruft uns zu: „Folget mir nach!“ Genau diesen Ruf hörten damals auch die Fischer am See. Jesus ruft uns zur Jüngerschaft auf. Wir sollen in seinen Fußtapfen gehen und sein Werk des Heilens, Lehrens und Predigens weiterführen. Wir gehen ihm nach und folgen den Spuren seines Lebenslaufes.
Dennoch können wir niemals genau das tun, was er tat – und müssen es auch nicht. Zwischen ihm und uns wird und muss stets eine qualitative Lücke klaffen. Er ist unser Retter und Hoherpriester. Wir sind seine Anbeter. Er ist das Opfer, wir sind Sünder, die seine Hilfe benötigen.
Es wird betont, dass »auch wir« berufen sind, denselben Glaubensweg wie »die Alten« (Heb 11,2) zu beschreiten. Die Gemeinde Jesu steht aber nicht einsam da. Die Erinnerung an die Glaubenszeugen vergangener Zeiten ist gegenwärtig und lebendig; sie bestärkt die Christen in der Überzeugung, vertrauensvoll den Glaubenslauf vollenden zu können.
Gerhard Maier – Edition C
»Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben«, darf der Christ nicht verzagen. Zwar hat es den Anschein, dass er in dieser Welt sich selbst überlassen sei, aber über ihm erstreckt sich »eine so große Wolke von Zeugen«, deren Vorbild neuen Mut zuspricht (vgl. Heb 11,4-40). Während er noch danach strebt, zum Ziel zu gelangen, haben jene schon den Lauf vollendet und dadurch die Kraft des Glaubens bezeugt.
In dieser Ermahnung benutzt der Verfasser ein Bild, das der Sportwelt entnommen ist. Der Lebenslauf, den die Gläubigen zurückzulegen berufen sind, lässt sich einem Wettkampf vergleichen. Dieses Bild kommt im NT öfter vor (vgl. 1Kor 9,24f.; Phil 3,13f.; 2Tim 4,7). Im Gotteswort beschlossen winkt uns das himmlische Ziel. Dann wird auch der Siegeskranz denen dargereicht, die sich als treu erwiesen haben (vgl. Offb 2,10; 3,11). Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, frei und unbeschwert zu sein. Wie dei Wettläufer jede Last abwirft, die sein Leistungsvermögen beeinträchtigen könnte, so müssen die Gläubigen sich auch für den Kampf freimachen. »Was uns beschwert«, sind nicht nur äußere Umstände. Vielmehr ist es vor allem »die Sünde, die uns ständig umstrickt«, d. h. sich an uns hängt, so dass sie uns zur Gewohnheit wird (vgl. Röm 7,21). Hierher gehört die ständige Versuchung, in Ungehorsam vom Weg abzubiegen. Umso wichtiger ist es, alle diese Hindernisse entschlossen beiseite zu schieben und »mit Geduld« (vgl. Heb 10,36) unseren Wettlauf zu vollenden, indem wir das Ziel nie aus den Augen verlieren. Es versteht sich von selbst, dass jede Sünde, die nicht konsequent aufgegeben wird, im Stande ist, die Aufmerksamkeit vom Ziel abzulenken. Deshalb ist das Christenleben ein ständiger Kampf, in dem wir als Christen immer hilfsbedürftig bleiben.
Die Konjunktion „deshalb“ oder „daher“, womit dieses Kapitel jetzt die Abhandlung weiterführt, veranlaßt uns, innezuhalten und den Inhalt des gerade beendeten Kapitels zu betrachten. Dieses lange Kapitel hatte die Tugenden des einfältigen, unerschütterlich en Glaubens an den HERRN gerühmt und diesen tätigen Glauben im Leben sowie Dienst der Patriarchen, Richter, Könige und Propheten wie auch in der unzählbaren Schar der Ungenannten erkannt, die Gott durch Glauben redlich gedient und so oft dafür gelitten hatten. Doch man darf nicht annehmen, daß solcher Glaube nur in Berichten über die Vergangenheit zu finden ist. Es geht um etwas Gegenwärtiges, Fortwährendes, das sich über alle Zeitalter erstreckt und keine Grenzen kennt, und der Schreiber ist jetzt darauf bedacht, seine hebräischen Leser zu ermuntern, dem Glauben der Alten nachzueifern und wie sie für Gott zu leben.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt – Hebräerbrief
Deshalb, so sagt er, haben wir eine so große Wolke von Zeugen um uns. Die Zeugen sind zweifellos die Glaubenden der Vergangenheit, über die er gerade geschrieben hat. Aufgrund des Wortes „Zeugen“ hat sich aber eine Schwierigkeit ergeben, so daß es bestimmte Meinungsverschiedenheiten darüber gibt, was der Schreiber sagen will. Das Wort (martys) kann zwei Bedeutungen haben, die gleichermaßen ohne weiteres in den Kontext passen. Es kann eine Person bezeichnen, die etwas sieht, die Zuschauer bzw. Zeuge dessen ist. Es kann auch eine Person meinen, die von etwas Zeugnis ablegt. Doch in welcher Bedeutung soll man es hier verstehen? Die Exegeten sind sich nicht einig. J.N. Darby sagt: „‚Zeugen‘ hat zwei Bedeutungen: ’sehen, um bezeugen zu können‘ und ‚eine Zeugenaussage machen‘. Nur um die letztgenannte geht es nach meinem Verständnis hier im Griechischen“. William Kelly macht sich mit charakteristischer Offenheit J.N. Darbys Ansicht zu eigen und schreibt: „Die Zeugen … sind nicht unsere Zuschauer, wie einige in ihrem Unverständnis angenommen haben, sondern Menschen, die von Gott aufgrund des Glaubens ein Zeugnis erlangten“. F.F. Bruce schreibt viel verhaltener: „Doch in welchem Sinne sind sie ‚Zeugen‘? Wahrscheinlich nicht im Sinne von Zuschauern, welche die Nachgeborenen beobachten, die ihrerseits den Wettlauf verfolgen, zu dem sie angetreten sind, sondern vielmehr in dem Sinne, daß sie durch ihre Treue und ihr Durchhaltevermögen über die Möglichkeiten des Glaubenslebens Zeugnis abgelegt haben“. W.E.Vine sieht das jedoch anders und schreibt: „Was die in Kap.11 erwähnten Personen betrifft, wird von ihrem Glaubensleben in den alttestamentlichen Erzählungen so berichtet, als seien sie heute lebende Zuschauer, die uns anfeuern, so wie sie zu laufen“. F.F. Bruce räumt ein, daß das Wort diese auch an anderen Stellen vorkommende Bedeutung haben kann, wobei er als Beispiel 1Tim 6,12 zitiert.
Vielleicht ist es lohnenswert, Dr. John Brown aus Edinburgh ausführlich zu zitieren. Er schreibt: „Hier wird … auf jene öffentlichen Spiele der Athleten oder Turner hingedeutet, die unter Griechen weniger den Charakter eines frivolen Vergnügens als den einer feierlichen bürgerlichen Gepflogenheit hatten … In der imposantesten Form präsentierte sich dieser einzigartige Brauch vielleicht in Olympia, einer Stadt in Elis, wo zu Ehren Jupiters einmal alle fünf Jahre feierlich Spiele ausgetragen wurden. Eine fast unglaublich große Menge aus all den Stadtstaaten Griechenlands und aus den umliegenden Ländern war bei diesen Spielen als Zuschauer zugegen. Die Edelsten der Jugend Griechenlands traten als Wettkämpfer auf … Die Sieger der morgendlichen Wettkämpfe erhielten ihre Preise erst am Abend, doch nach ihren Übungen mischten sie sich unter die Schar der Zuschauer und schauten zu, wie sich andere den gleichen großen Anstrengungen unterzogen, die sie ehrenvoll hinter sich gebracht hatten … Die alten Glaubenshelden, deren Taten in der Schrift aufgezeichnet sind, werden als Zuschauer dargestellt. Ihre in der Schrift festgehaltenen Taten, Leiden und Triumphe sind dazu angetan, den gleichen Einfluß auf die Gesinnung der gläubigen Hebräer auszuüben, wie das beim Mitgehen und den anfeuernden Ovationen der Menge ringsum auf die Einstellung der griechischen Kämpfer der Fall war … Das Leuchten auf zahllosen ehrwürdigen Gesichtern sollte ermuntern, und zehntausend mal zehntausend freundliche Stimmen schienen laut zu verkünden: ‚Lauft so, daß ihr den Preis erlangt: Einst haben wir gekämpft, jetzt kämpft ihr, und ihr werdet siegen, wie wir gesiegt haben. Vorwärts! Vorwärts!'“
Beachten wir, daß sich der Schreiber selbst mit zu denen zählt, die am Wettlauf teilnehmen: „wir (haben) … um uns“; „laßt auch uns … jede Bürde … ablegen“. Und nehmen wir auch das Wort „nun“ zur Kenntnis. Die Glaubensgrößen früherer Tage hatten Zeug en ihrer Zeit um sich, und so auch wir: Uns zur Ermunterung umgeben uns Scharen. Der Schreiber sieht diese Scharen als Wolke, ein allgemein bekanntes Bild, das die unermeßliche Größe dieser Gemeinschaft beschreibt (siehe Jes 60,8; Hes 38,9 in bezug auf das gleiche Bild). In 1 Thessalonicher 4 werden wir beim Kommen des Heilandes gemeinsam in Wolken Ihm entgegen in die Luft entrückt werden. „Siehe, er kommt mit den Wolken“ (Offb 1,7) kann sich durchaus auf diejenigen Wolken der Heiligen beziehen, die zuvor Ihm entgegengerückt worden sind (1 Thessalonicher 4).
Laßt uns angesichts all dieser Überlegungen jede Last ablegen. Wer ernsthaft kämpft, wird nicht das Handicap einer überflüssigen Last auf sich nehmen. Der Wettlauf ist im Gang, und wir müssen uns jedes Hindernisses entledigen, selbst wenn jener Sachverhalt anderen völlig legitim erscheinen mag. Wie viele Heilige werden oft durch Lasten behindert, hinsichtlich derer sie fragen: „Gibt es daran etwas auszusetzen?“ Natürlich gibt es wahrscheinlich keine Gesetze dagegen, daß ein Athlet unförmige Schuhe oder dicke Winterkleidung trägt, während er bei den Spielen läuft, doch man stelle sich das vor! Wie viele Gläubige haben sich durch Geschäft, Hobbies, Sport oder dadurch Lasten aufgeladen, daß sie unnötige zusätzliche Studien an weltlichen Einrichtungen aufgenommen oder sich Beschäftigungen gewidmet haben, die so viel Zeit, Interesse und Energie beanspruchen, daß der Wettlauf vernachlässigt wird! Wir müssen uns in Zucht halten sowie jedes Hindernis ablegen und unsere Zeit sowie Kräfte ernsthaft dem vor uns liegend en Wettlauf widmen.
Doch zuallererst müssen wir uns vor der Sünde hüten. Der Wortlaut der AV läßt an eine bestimmte Sünde denken, von der ein Mensch sagen kann: „Dies ist meine schwache Stelle“. Daran ist hier nicht gedacht. Es geht um Sünde in jeder Gestalt und Form, die uns so leicht, zu jeder Zeit, umstricken kann. Das Wort „bestricken“ (euperistatos) kommt nur hier im Neuen Testament vor. Es vermittelt den Gedanken des Einkreisens oder Umgebens bis hin zum Haften am betreffenden Objekt. Die Neigung zur Sünde ist ständig in uns. Wir müssen sie ablegen. Sie wird uns beim Wettlauf raffiniert verstricken und behindern, so wie ein Läufer gehandicapt ist, wenn er ein langes, weites Gewand trägt, wodurch er sich beim Laufen verheddern kann.
Weil uns so viel behindern kann, ist es demnach nicht überraschend, daß wir fortwährend standhaftes Ausharren nötig haben. Daher auch die Ermahnung des Schreibers: „Laßt uns mit Ausharren laufen“. Laufen wir den vor uns liegenden Wettlauf mit Ausdauer und mit Ausharren, stets entschlossen, nichts unseren Bemühungen Hinderliches zuzulassen, sei es legitim oder sündhaft.
Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
Der Schreiber liefert zwei Anreize für praktiziertes geduldiges Ausharren. Der erste wird in Vers 1 genannt und kommt von der Liste der Glaubenshelden in Kapitel 11: Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben… Auf Grund dessen, was er in Kapitel 11 gesagt hat – deshalb – werden die Gläubigen nun als Wettkämpfer gesehen, die danach streben, einen Preis zu gewinnen. Während die Gläubigen in der Arena (im Stadion) sind, sitzen diese alttestamentlichen Heiligen auf der Tribüne in den Zuschauerreihen. Nicht, dass sie die Gläubigen beobachten, um zu sehen, wie gut sie sind, sondern in dem Sinne, dass sie Zeugen ihres Glaubenslebens sind. Sie bezeugen, dass durch gelebten Glauben und geduldiges Ausharren das Rennen gewonnen werden kann. Es ist nicht das Publikum, das hier zuschaut, sondern die Wettkämpfer schauen zu. Diese Verse lehren nicht, dass diejenigen, die im Himmel sind, sehen können, was hier auf der Erde geschieht. Wenn der Schreiber sagt um uns haben, meint er, dass die Glaubenshelden aus Kapitel 11 in den Gedanken der Wettkämpfer sein sollen. Die Wettkämpfer sollen sich dessen bewusst sein, was diese Helden durch den Glauben vollbracht haben, und geduldiges Ausharren praktizieren. Von den beiden griechischen Begriffen für Wolke bedeutet das, was hier verwendet wird, nicht eine einzelne Wolke, sondern eine Masse, eine dichte Wolkengruppe. Deshalb steht im Text auch so große Wolke. Damit wird gesagt, dass die Leser eine große Masse, eine gewaltige Gruppe von Menschen im Gedächtnis behalten sollen, die als Zeugen dienen sollen, damit das Rennen durch Glauben und geduldiges Ausharren gewonnen werden kann.
Der Schreiber fährt fort, indem er durch drei Partizipien (im Griechischen) zeigt, wie man sich auf das Rennen vorbereiten soll. Diese drei Partizipien betonen, dass man alles ablegen soll, was einem daran hindert, beim Rennen gut abzuschneiden. Das erste Partizip heißt habend oder sehend. Dazu gehört, dass man den Glauben, den die Heiligen von Kapitel 11 hatten, sieht, und dass man erkennt, dass dieser Glaube nachgeahmt werden muss. Das zweite Partizip heißt ablegend. Dieses griechische Wort bezieht sich auf alles, was jemanden davon abhalten kann, ungehindert am Wettlauf teilzunehmen. Alles, was die Aufmerksamkeit von der ungehinderten Teilnahme am Rennen abzieht, muss abgelegt werden. Im Kontext dieses Schreibens, wie schon in 6,1-3 gesagt, ist nun der Judaismus das überschüssige Gewicht, das abgelegt werden muss. Das heißt, sie sollen das Rennen bestreiten mit Glauben und geduldigem Ausharren. Das dritte Partizip steht in Vers 2 und heißt hinschauend. Auf diese Weise müssen sie am Wettlauf teilnehmen, und das wird weiter unten besprochen.
Der Ausdruck die uns leicht umstrickende Sünde gibt einen Einblick in das, was diese Leser ablegen sollten, denn die Sünde, wenn sie begangen wird, wird die Ursache ihres Misserfolgs sein. Dieser Ausdruck hat einen bestimmten Artikel. Es ist nicht nur irgendeine Sünde, sondern die Sünde schlechthin. Es ist eine spezielle Sünde. Bei ihnen ist es die Sünde des Abweichens. Die Sünde ist das Zurückgehen in den Judaismus (10,38.39). Bei anderen mag es eine andere Sünde sein, die sie aus der geistlichen Bahn wirft. Die Verpflichtung besteht darin, die Sünde abzulegen und mit dem Lauf fortzufahren. Der Wettlauf ist lang und sie müssen mit Ausdauer laufen. Wie lang ist er? Er beginnt am Tag der Errettung und dauert bis zum Tod. Es ist ein lebenslanger Marathon. Das griechische Wort für „Wettlauf“ ist der Ursprung unseres Lehnwortes Agonie. Der Wettlauf ist eine Agonie. Die Art und Weise, wie dieses Rennen bestritten werden muss, ist geduldiges Ausharren. Das Wort Geduld bedeutet „eine stetige Entschlossenheit, weiterzumachen“. Sie müssen weitermachen, auch wenn sie das Verlangen haben, langsamer zu werden oder aufzuhören. Und sie müssen bis zum Ende ihres Lebens laufen.
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