Das Nasiräergelübde schloss ein, sich die Haare nicht zu schneiden. Das war ein Zeichen dafür, dass ein Nasiräer sich dem Willen Jehovas völlig unterwarf.

Alle die Tage des Gelübdes seiner Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage erfüllt sind, die er sich für Jehova absondert, soll er heilig sein; er soll das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen.
Elberfelder 1871 – Numeri 6,5

Die ganze Zeit seines Weihegelübdes soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage voll sind, die er sich dem Ewigen geweiht, soll er heilig sein, frei lasse er wachsen das Haar seines Hauptes.
Die Philippson-Bibel – 4.Mose 6,5

Solange das Gelübde gilt, darf ein Gottgeweihter sich Haare und Bart nicht schneiden. Zum Zeichen, dass er dem HERRN geweiht ist, muss er das Haar ungehindert wachsen lassen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 4.Mose 6:5

Stelle dir vor, die Gebote würden noch angewandt, so wie „die zwei Zeugen-Regel“ 😉 – dann würden Kreisaufseher und Betheliten mit langen Haaren laufen MÜSSEN!
Schauen wir uns deshalb andere Kommentare zu diesem Vers an:

Da dieses Gelübde von dem Mann verlangte, sein Haar während der Dauer des Gelübdes ungeschnitten wachsen zu lassen, müssen wir daraus schließen, dass Männer ihr Haar in der Regel kurz trugen. Langes Haar wurde nur unter diesem besonderen Gelübde bevorzugt. Paulus benutzte dieses Gelübde bei einer Gelegenheit. (Apostelgeschichte 18:18.)

E.M. Zerr – Bücher des Pentateuch

Das Gegenstück zur Reinigung ( 4Mo 5 ) ist die Weihe ( 4Mo 6 ). Der Dienst der Priester und Leviten war das alleinige Vorrecht des Stammes Levi. Doch Gott sorgte durch eine feste Einrichtung dafür, daß jeder Mann und jede Frau in Israel sich durch einen Eid vor dem HERRN für eine bestimmte Zeit dem Dienst Gottes weihen konnte. Gelegentlich konnten auch Eltern diesen Eid für ihre Kinder leisten ( 1Sam 1,11 ).
Wer sich zu einer solchen Weihe entschied, wurde Nasiräer (von , »entscheiden«) genannt. Für die Zeit seiner Weihe mußte er sich des Weins und starken Getränkes enthalten ( 4Mo 6,3-4 ), er durfte seine Kopfhaare nicht schneiden (V. 5 ) und keinen Toten berühren (V. 7 ). Wenn er trotzdem aus Versehen mit einem Toten in Berührung kam, mußte er sich einer langen Reinigungszeremonie unterwerfen, bei der am siebten Tag sein Kopfhaar abgeschnitten wurde und er am achten Tag zwei Tauben oder zwei Turteltauben opferte, eine als Sündopfer und die andere als Brandopfer (V. 9-11 ; vgl. 3Mo 5,7-10 ). Dann konnte er die Zeit seiner Weihe fortsetzen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Nasiräer und ihr Haar. Im Alten Testament wurde das Scheren des Kopfes in Zeiten der Trauer praktiziert (Hiob 1,20; Jes 3,24; 22,12; Jer 7,29; 16,6; Hes 7,18; Amos 8,10; Mich 1,16), allerdings nie bei Priestern (Lev 21,5; Hes 44,20). Dieses priesterliche Verbot ist die Parallele zum Nasiräer-Gelübde, bei dem das Haar überhaupt nicht abgeschnitten werden durfte. Es in der Trauer um die Toten abzuschneiden, hätte bedeutet, etwas, das dem lebendigen Gott geweiht war, als Gedenkstein für die Toten zu verwenden, was eine Profanierung gewesen wäre. Erst am Ende des Gelübdes sollte das Haar abgeschnitten werden; dann wurde es als etwas dem Herrn Geweihtes verbrannt.

Brueggemann, Merrill Baker – Eckstein Biblischer Kommentar

Der zweite Aspekt des Nasiräer-Gelübdes war, das Rasieren (bei Männern) und das Haareschneiden sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu vermeiden. Es ist eine kuriose Tatsache, dass in einigen religiösen Gemeinschaften, und vor allem bei den Buddhisten, sowohl Priester als auch diejenigen mit einem zeitweiligen Gelübde sich völlig rasiert halten.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

Das zweite Kennzeichen des Nasirs war sein frei wachsendes, langes Haar. Das bekannteste Beispiel dafür ist sicher Simson. Von ihm lesen wir, dass er von Mutterleib an ein Nasir Gottes war und dass kein Schermesser auf sein Haupt kommen sollte (Ri 13,5). Auch darin liegt für uns eine symbolische Bedeutung. Langes Haar spricht in der Bibel von Abhängigkeit und Unterordnung. Das lernen wir aus 1 Korinther 11 in Verbindung mit der Stellung der Frau. Durch sein langes Haar gab der Nasir klar zu erkennen, dass er eine untergeordnete Stellung einnahm, dass er unter der Autorität eines anderen stand und sich dem Willen eines anderen unterwarf.
Wir verstehen sofort die Bedeutung für uns: Alle, die ihr Leben dem Herrn Jesus weihen möchten, können dies nur tun, wenn sie sich Ihm unterordnen und seine Herrschaft in ihrem Leben anerkennen. Dann kann nicht Selbstverwirklichung und das Ausleben der eigenen Interessen auf unserem Lebensprogramm stehen. Stattdessen stellen wir unseren Willen ganz bewusst unter den seinen und sind bereit, Ihm die Führung zu überlassen, damit sein Wille in unserem Leben verwirklicht wird. Das betrifft sämtliche Lebensbereiche – die grossen und weitreichenden Fragen unseres Lebens wie die Berufswahl oder die Wahl des Ehepartners, aber auch unsere Freizeitgestaltung. Inwieweit unterstellen wir uns unserem Herrn aus Liebe zu Ihm und aus echter Herzenshingabe an Ihn?

Das grosse Beispiel
Auch in diesem Punkt ist der Herr Jesus unser grösstes Vorbild. Wie vollkommen hat Er diese Bedingung des Nasirs erfüllt – die Bedingung der Abhängigkeit und Unterordnung unter seinen Gott! «Siehe, ich komme, … um deinen Willen, o Gott, zu tun» – das war seine feste Absicht für sein Leben als Mensch auf der Erde. Diesen Willen hat Er in vollkommener Hingabe und Weihe an seinen Gott bis ins Letzte erfüllt. Dafür hat Er alles in Kauf genommen. Der Herr Jesus konnte wahrhaftig sagen, dass Er nicht seinen Willen suchte, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte, und dass Er allezeit das Ihm Wohlgefällige tat (Joh 5,30; 8,29).

Eine Unehre
Das lange Haar hat noch eine weitere symbolische Bedeutung, die in engem Zusammenhang mit dem Gedanken der Unterordnung steht. Paulus erklärt in 1 Korinther 11, dass es für einen Mann eine Unehre ist, langes Haar zu tragen – eine Unehre in den Augen der Menschen, eine Unehre für das natürliche Empfinden (1 Korinther 11,14).
So ist auch ein Leben als Nasir für Christus mit einer gewissen Unehre verbunden – nicht vor dem Herrn, wohl aber für das natürliche Empfinden: Es ist eine Unehre in den Augen der Menschen. In einer Welt, die durch Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung geprägt ist, ruft es nicht den Beifall der Menschen hervor, wenn man ein Leben in Unterordnung unter den Willen eines anderen führt. Wer sich selbst für den Herrn Jesus verleugnet, Nachteile in Kauf nimmt und auf Dinge verzichtet, die an sich nicht verboten sind, gibt seine eigene Ehre auf. Das Gleiche gilt, wenn jemand seine Fähigkeiten, seine Mittel und seine Zeit nicht für sich selbst nutzt, um das Leben maximal zu geniessen, sondern Christus zur Verfügung stellt. Wenn wir uns in einer Welt, wo christliche Werte mehr und mehr schwinden und göttliche Grundsätze ignoriert werden, bewusst dem Herrn unterordnen und seine Autorität anerkennen, werden wir verachtet und ausgelacht. Der Nasir im Sinn des Neuen Testaments ist bereit, die Schmach des Christus auf sich zu nehmen (Heb 11,26). Ist Christus uns das wert?

Kraft und Sieg
Wenn das «lange Haar der Unterordnung» auch eine Unehre für das natürliche Empfinden ist, so liegt darin doch gleichzeitig das Geheimnis unserer geistlichen Kraft verborgen. Das verdeutlicht das Beispiel Simsons sehr anschaulich: Er war stark, weil er langes Haar hatte (Ri 16,17). Derselbe Grundsatz gilt auch für uns: Geistliche Kraft und Energie resultieren aus einem Leben der Abhängigkeit und Unterordnung unter den Willen und die Autorität des Herrn. Das Geheimnis eines siegreichen Christenlebens liegt im Gehorsam und in der Gemeinschaft mit Christus verborgen. Auch dafür gibt es im Alten Testament Beispiele und Vorbilder.

Simson
Simson selbst wurde leider in seinem Leben zu einem tragischen Negativbeispiel. Dieser Mann, der von Mutterleib an ein Nasir Gottes war und das Merkmal der ungeschorenen Haare trug, lebte nur äusserlich als ein Nasir. Er unterwarf sich nicht dem Willen Gottes, sondern handelte eigenwillig und unabhängig. Dadurch verlor er letztlich auch sein langes Haar. Die Folge davon war völlige Kraftlosigkeit. Statt siegreich im Kampf gegen die Philister zu sein, wurde er von ihnen überwältigt.

Halte fest – Heft 5 2021

Also nehmen wir einmal an, Jehovah hat sich NICHT geändert – dann würden alle, die sich IHM ganz hingeben, auch durch ihr Aussehen von der „Allgemeinheit“ unterscheiden – und sich auch nicht von „modischen Entscheidungen“ oder „politischen Entscheidungen“ anpassen. Ich kann mich zum Beispiel noch eine Geschichte erinnern, die mein Papa oft erzählt hat – ein Bruder wollte im „Bethel“ übernachten, und „durfte nur dann dort übernachten“, wenn dieser sich „gemäß den Hausregeln“ den Bart abrasieren würde – und der Bruder tat es natürlich – also stach in diesem Beispiel „die Hausregeln“ die bekannten Gebote der Bibel !?!?