„so könnte dich der Geist des HERRN hinwegnehmen“

Und es wird geschehen, wenn ich von dir weggehe, so wird der Geist Jehovas dich tragen, ich weiß nicht wohin; und komme ich, es Ahab zu berichten, und er findet dich nicht, so wird er mich töten. Und dein Knecht fürchtet doch Jehova von meiner Jugend an.
Elberfelder 1871 – 1.Könige 18,12

Und es wird geschehen: Ich gehe von dir, und der Geist des Ewigen trägt dich ich weiß nicht wohin, und ich komme, Achʾaw zu berichten, so wird er dich nicht finden und mich umbringen, und dein Knecht fürchtete den Ewigen von meiner Jugend an.
Die Philippson-Bibel – 1.Könige 18:12

 Wenn ich nun hinginge von dir, so könnte dich der Geist des HERRN hinwegnehmen, und ich wüsste nicht wohin; und wenn ich dann käme und sagte es Ahab an und er fände dich nicht, so tötete er mich. Und doch fürchtet dein Knecht den HERRN von seiner Jugend auf
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017 – 1.Kön 18,12

„Entrückung“ – im AT ein Thema, dass gern überlesen wird! Aber für Jehovah ist alles möglich – auch Seine Diener dahin zu setzen, wo Er sie benötigt!

Obadja erkannte Elia, als sie sich irgendwo außerhalb von Samaria trafen; Elia war ein „gesuchter“ Mann in Israel. Aus Respekt vor dem Propheten warf sich Obadja auf den Boden. Er konnte kaum glauben, daß er Elia getroffen hatte. Elia, der mit Ahab sprechen wollte (V. 1-2 ), bat Obadja, ihn bei seinem Herrn zu melden. Obadja fürchtete jedoch, daß Elia wieder verschwinden könnte. Er erklärte dem Propheten, daß Ahab ihn ohne Erfolg im In- und Ausland (V. 10 ) gesucht habe. Er bekräftigte diese Tatsache mit den vertrauten Worten: So wahr der HERR, dein Gott, lebt (vgl. 1Kö 17,1.12 ). Wenn er dem König berichte, daß er Elia gefunden habe, und er ihn dann nicht vorführen könne ( der Geist des HERRN könnte dich hinwegheben; vgl. 2Kö 2,16 ), würde Ahab Obadjas Worte als einen üblen Trick auffassen und ihn wahrscheinlich hinrichten.

Um Elia zu überzeugen, daß seine Rede aufrichtig war, trat Obadja den Beweis an, daß er seit seiner Jugend ein treuer Verehrer des Herrn (vgl. V. 3 ) war. Obadja schien zu denken, daß Elia davon gehört habe, wie er die Propheten des Herrn versteckt und versorgt hatte. Vielleicht war dies unter vielen Frommen in Israel, besonders unter den Propheten, bekannt, natürlich nicht bei Isebel und ihren Sympathisanten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der König und Obadja suchten das Land nach Gras und anderem Laub ab, das als Futter für die Pferde und Maultiere des Heeres verwendet werden konnte. Ahab machte sich keine besonderen Sorgen um die Menschen im Land, aber er wollte, dass seine Armee im Falle einer Invasion stark war. Es ist bemerkenswert, dass der König bereit war, die Sicherheit und den Komfort des Palastes zu verlassen, um das Land nach Futter für die Tiere zu durchsuchen. Es scheint, dass Ahab, wenn er von Isebel getrennt war, ein viel besserer Mensch war.

Der Herr führte Elia zu der Straße, die Obadja benutzte, und die beiden Männer trafen sich. Obadja hatte solche Ehrfurcht vor Elia und seinem Dienst, dass er auf die Erde fiel und ihn „Mein Herr, Elia“ nannte. Aber Elia wollte dem bösen König Ahab entgegentreten, und er hatte nicht vor, ihn zu suchen; deshalb beauftragte er Obadja, dem König zu sagen, wo er war. Wir können Obadjas Sorge verstehen, dass der König zurückkommen und den Propheten nicht finden würde. In den drei Jahren, in denen Ahab nach Elia gesucht hatte, war er zweifellos vielen falschen Hinweisen nachgegangen, und Ahab war nicht daran interessiert, an einem so kritischen Punkt in der Geschichte des Landes Zeit und Energie zu verschwenden. Außerdem könnte Ahab Obadja bestrafen oder ihn sogar verdächtigen, ein Anhänger von Elia’s Gott zu sein. Aber als Elia dem Offizier versicherte, dass er dort bleiben und auf den König warten würde, ging Obadja los, um Ahab die Nachricht zu überbringen.

Nicht alle Diener Gottes sollen in der Öffentlichkeit stehen wie Elia und die anderen Propheten. Gott hat seine Diener an vielen Orten, wo sie die Arbeit tun, zu der er sie berufen hat. Nikodemus und Josef von Arimathäa machten kein großes Aufheben um ihren Glauben an Christus, und doch benutzte Gott sie, um den Leichnam Jesu angemessen zu bestatten (Johannes 19,38-42). Esther verschwieg ihr jüdisches Erbe, bis es absolut notwendig war, es einzusetzen, um das Leben des Volkes zu retten. Im Laufe der Jahrhunderte gab es zahlreiche Gläubige, die sich im Hintergrund hielten und dennoch einen großen Beitrag zur Sache Christi und zum Fortschritt seines Reiches leisteten.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Obadja befürchtet, dass Elia wieder verschwinden könnte, er sagt: »Der Geist Jahwes trägt dich, ich weiß nicht wohin.« Offensichtlich konnte die Tatsache, dass Elia trotz der intensiven Suche verborgen blieb, nur als Folge von Gottes Wirken erklärt werden. Obadja schließt nicht aus, dass dies erneut geschehen könnte. Obadja hatte nicht ganz Unrecht. Gott selbst hatte für Elias Verborgenheit gesorgt, allerdings nicht in dem Sinn, dass er einfach entrückt worden wäre. Freilich ist es Gottes Geist möglich, Menschen zu entrücken. Elia steht dem mächtigen Ahab nicht schutzlos gegenüber, Gottes Macht schützt ihnp.
Der Geist Jahwes wird im AT mit besonderen Taten in Verbindung gebracht. Er hat Anführer für kriegerische Auseinandersetzungen berufen und bevollmächtigtq, besondere Körperkraft verliehen, aber auch die Ekstase der frühen Prophetengruppen wird ihm zugeschriebens. Auf dem zukünftigen König soll Gottes Geist bleibend ruhent.
Nochmals formuliert Obadja die Sorge um sein Leben: »Findet Ahab dich nicht, dann tötet er mich.« Obadja war offensichtlich innerlich in einem Konflikt. Elia könnte den Eindruck gewinnen, als wollte er seinen Auftrag nicht ausführen, weil er die Gefahr so stark betont. Deshalb beteuert er: »Dein Knecht fürchtet Jahwe von seiner Jugend an.« Er unterstreicht nochmals seine Beziehung zu Elia und nennt sich »dein Knecht« (V. 9). Obadjas Leben ist im Blick auf den Glauben seit seiner Jugend eindeutig. Vermutlich hat er auch kein Geheimnis daraus gemacht und konnte dennoch unter Ahab eine führende Position bekleiden. Soll dies jetzt alles auf dem Spiel stehen? Wie bei der Witwe von Zarpat mit dem Tod ihres Sohnes geht es auch bei Obadja um alles.

Wuppertaler Studienbibel