Und alle Kinder Israel murrten wider Mose und wider Aaron, und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: O wären wir doch im Lande Ägypten gestorben, oder wären wir doch in dieser Wüste gestorben!
Elberfelder 1871 – Numeri 14,2
Alle Gemeinschaft hob an, sie ließen ihre Stimme aus,
sie weinten, das Volk, in jener Nacht,
über Mosche und über Aharon murrten alle Söhne Jissraels,
sie sprachen zu ihnen, alle Gemeinschaft:
Wären wir doch gestorben im Land Ägypten,
oder in dieser Wüste, wären wir doch gestorben!
Buber & Rosenzweig – Numeri 14:1–2
Und alle Israeliten murrten gegen Mose und Aaron, und die ganze Gemeinschaft sagte zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten gestorben, oder wären wir doch in dieser Wüste gestorben!
Septuaginta Deutsch – 4.Mose 14:2

Wenn wir nur gestorben wären … wenn wir nur sterben könnten Beide Sätze werden durch denselben hebräischen Satz, lu matnu, in umgekehrter Reihenfolge ausgedrückt: wörtlich: „Wenn wir nur in Ägypten gestorben wären … wenn wir nur in dieser Wüste sterben könnten“.
Der JPS Tora-Kommentar – Numeri
Soweit also kann die »Gemeinde« Gottes kommen, daß sie diejenigen steinigen will, die Gott gehorchen und ihr das Brot des Lebens geben!
Wuppertaler Studienbibel
Warum »weinte die ganze Gemeinde in jener Nacht«? (V. 1). Weil sie den Verführern glaubte. Seit 1Mo 3 glauben die Menschen den Verführern mehr als den Boten Gottes (vgl. Jos 14,8). »Sie glaubten nicht an Gottes Wunder« lautet der Kommentar von Ps 78,32 (vgl. 5Mo 9,23).
»Alle Israeliten« wurden von dieser Stimmung angesteckt (V. 2). Man darf diesen Ausdruck aber nicht zu eng auslegen. Er meint nur die überwiegende Mehrzahl. Ausnahmen werden wir gleich kennenlernen. Es kommt zu jenem charakteristischen »murren«, das noch in Ps 106,25 eine Rolle spielt, das auch den Exodusbericht prägt (2Mo 15,24; 16,2; 17,3) und das später in 1 Kor 10,10f warnend aufgegriffen wird. Das Murren richtet sich »gegen Mose und gegen Aaron«, ein Zeichen, daß beide wieder einträchtig Zusammenarbeiten (vgl. dagegen 12,11ff). Israel wünscht, es wäre »in Ägypten oder in der Wüste gestorben«. So verzweifelt macht das fehlende Vertrauen! Vgl. 2Mo 14,11f; 16,3.
Die Unfruchtbarkeit einer bestimmten Art von »Warum«-Fragen wird uns in V. 3 drastisch vor Augen geführt. »Warum führt uns Jahwe in dieses Land?« Antwort: Weil er Israel liebt, weil er es erwählt hat (5Mo 7,7f), weil er ihnen Befreiung schenken und ein Land voll Milch und Honig geben will (2Mo 3,7ff). Aber der Unglaube mißtraut ihm. Er läßt sich vom Verführer überzeugen, Gott wolle den Tod: »damit wir durchs Schwert fallen, und unsere Frauen und unsere Kinder zur Beute genommen werden«. »Sie wandten sich in ihrem Herzen wieder Ägypten zu« (Apg 7,39 als Kommentar, vgl. Ps 106,25). Immer wieder kommt diese Sehnsucht »nach Ägypten« (vgl. 2Mo 16,3; 4Mo 11,20) – einem Ägypten, das in Offb 11,8 geistlich mit Sodom auf eine Stufe gestellt wird.
Hier sehen wir, was für Schwierigkeiten die ungläubigen Kundschafter durch ihren pessimistischen Bericht verursachten. Beachten Sie:
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Unter dem Volk entstand ein Aufruhr: „Da erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und schrie“ (Vers 1). Sie glaubten mehr dem Bericht der Kundschafter als dem Wort Gottes. Diejenigen, die schrien, als niemand ihnen etwas zuleide tat, verdienten es, dass man ihnen etwas gab, weshalb sie schreien konnten.
Wie sie sich gegen ihre Führer wandten – sie „murrten gegen Mose und Aaron“ und tadelten durch sie den Herrn (Vers 2). Die Versammlung der Ältesten fing an, unzufrieden zu sein (Vers 1).
2.1 Sie blickten mit völlig grundlosem Zorn zurück. Sie wünschten, sie wären in Ägypten gestorben. Niemals waren so viele Monate so angenehm zugebracht worden wie die, die sie hatten, seit sie Ägypten verlassen hatten. Wie böse und ungläubig waren die Herzen dieser verkehrten Israeliten, die lieber in der Wüste sterben wollten.
2.2 Sie blickten mit grundloser Verzweiflung voraus und vermuteten (Vers 3), dass sie durch das Schwert fallen würden, wenn sie weitergehen würden. Das ist eine böse Lästerung gegen Gott selbst, als hätte er sie absichtlich dorthin gebracht, damit ihre armen, unschuldigen Frauen und Kinder zum Raub des Feindes werden würden.
Die das Land verleumdende Darstellung der zehn Kundschafter hatte auf die ganze Lagergemeinde einen gewaltigen Eindruck gemacht und eine völlig zersetzende Wirkung ausübt. Es erhob sich eine allgemeine, erschütternde Trauer in allen Zelten die ganze Nacht hindurch. Trostlos war die Vergangenheit in Mizrajims Sklavenhause gewesen, noch trostloser hatte sich der Weg zu einer ersehnten Freiheit und Heimat gestaltet, und völlig hoffnungslos war die Zukunft. Hatten die Kundschafter doch bezeugt, dass selbst dann, wenn es gelänge, Kanaan als Erbe zu erobern, der Besitz dieses Landes zum schwersten Unglück für das Volk werden müsse. Denn „es ist ein Land, das seine Bewohner aufreibt. Es ist nicht für Menschen gewöhnlichen Schlages berechnet. Es fordert Riesenkonstitutionen. Gewöhnliche Menschen sterben darin hin. Daher ist auch die Bevölkerung von so ungewöhnlicher Größe. Die Kleinen und Schwachen kamen (in demselben) nicht auf“.Das war das Bild, das die Kundschafter vom Land gezeichnet hatten. Es stand nun vor der Seele des Volkes und schuf jene kritische Stunde, in der über eine kommende vierzigjährige Zukunft entschieden werden musste. Denn alle Söhne Israels murrten wieder Moses und Aron und sprachen Zu ihnen!
Jakob Kroeker – Israel, ein Wunder der Geschichte
„Wären wir doch im Lande Mizrajim gestorben. Warum bringt uns Jahve zu diesem Lande hin, um durchs Schwert zu fallen? Unsere Frauen und unsere Kinder werden zur Beute! Besser, wahrlich, ist es für uns, nach Mizrajim zurückzukehren.“
Das war die böse Frucht einer bösen Saat. Gewiss, Israel wäre im Recht gewesen, wenn das bisher Erlebte und Erreichte nur aus völkischer Begeisterung und trügerischer Selbstberauschung herausgeboren wäre. Aber hinter der bisherigen Geschichte standen Gottes Wort und Gottes Tat. Sie hatten Geschichte gemacht. Nicht etwa Moses oder das Volk, das ihm gefolgt war.
Aber diesen Gott der Geschichte im Leben Abrahams, Isaaks und Jakobs und der eigenen Errettung aus Mizrajims Frondienst sah man in dieser so kritischen Stunde nicht mehr. Das Volk folgte der scheinbar sehr vernünftigen Überlegung seines Herzens und beschloss, einen Führer zu ernennen und geschlossen nach Mizrajim zurückzukehren.
Dies ist ein verheerender Bericht über die Mentalität des „auserwählten Volkes“, sei es in Israel oder in der Gemeinde. Gottes Erwählung oder Auserwählung eines Volkes oder einer Gruppe ist ein Akt souveräner Gnade seinerseits; sich diese Tatsache anzumaßen, bedeutet, das Gericht einzuladen. Undankbare Menschen erfinden die Vergangenheit ständig nach ihren eigenen Vorstellungen um. Israel sagte hier: „Hätten wir doch im Land Ägypten sterben können!“ In Ägypten waren sie Sklaven gewesen; ihre neugeborenen männlichen Söhne waren eine Zeit lang routinemäßig getötet worden, um sie als Volk auszulöschen, so dass nur Mädchen übrig blieben, die zu Haremssklavinnen gemacht wurden. Diese Politik wurde schließlich aus nicht genannten Gründen fallen gelassen, wahrscheinlich, weil die Notwendigkeit von Arbeitsabgaben für massive Bauarbeiten den Bedarf an mehr männlichen Arbeitern betonte. Wiederum sagten einige: „Wären wir doch in dieser Wüste gestorben!“ (v. 2). Sie wären lieber tot gewesen als lebendig, um sich einem Feind zu stellen und ihn zu besiegen. Wie Matthew Henry beobachtete, warfen sie Gott Bosheit und Heuchelei vor, weil er sie an die Grenzen eines scheinbar übermächtigen Feindes geführt hatte.
Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch
Im Lager Israels verbreiteten sich Unglaube und Entmutigung schnell von Herz zu Herz, und bald „erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und weinte; und das Volk weinte in der Nacht“ (V. 1und beachte Vv. 2 und 10). Am nächsten Tag kritisierte die ganze Gemeinde Mose und Aaron und beklagte sich darüber, dass das Volk nicht in Ägypten oder in der Wüste umgekommen war. Wenn man nur auf sich selbst und seine Umstände schaut, verliert man die Perspektive und sagt und tut lächerliche Dinge.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Die Juden haben sich jedoch schon seit langem gegen den Herrn und ihre Führer beschwert und wurden dafür verurteilt. Ihr Murren begann in der Nacht des Exodus, als sie sicher waren, dass die Armee des Pharaos sie töten würde (Ex 14,10-14). Als Israel in die Wüste Schur kam, beklagten sie sich, weil sie kein Wasser zum Trinken hatten (15:22-27), und dann murrten sie, weil sie die köstlichen Mahlzeiten vermissten, die es in Ägypten gab (Ex. 16). „Wären wir doch in Ägypten gestorben“, war ihre Lieblingsklage. In Rephidim war das Volk bereit, Mose zu steinigen, weil sie kein Wasser hatten (17:1-7), und in Tabera beschwerten sich einige der Leute und wurden durch Feuer getötet (Num 11:1-3). Kurz darauf stachelte die gemischte Schar die Juden an, um Fleisch zu essen, und Mose wurde so entmutigt, dass er sterben wollte (V. 4ff).
In den meisten Kirchen gibt es zwei oder drei chronische Nörgler, die die geistlichen Leiter plagen und irgendwann diszipliniert werden müssen; aber hier weinte ein ganzes Volk über eine Notlage, die sie durch ihren eigenen Unglauben verursacht hatten! Sie gaben ihr eigenes Versagen nicht zu, sondern gaben Gott die Schuld und beschlossen, einen neuen Führer zu wählen und nach Ägypten zurückzukehren (14,3-4). Das war Rebellion gegen den Willen Gottes.
Wenn das Kind Gottes im Willen Gottes steht, gibt es keinen Platz für Klagen, auch wenn die Umstände schwierig sind. Der Wille Gottes wird uns niemals dorthin führen, wo die Gnade Gottes uns nicht versorgen oder die Macht Gottes uns nicht beschützen kann. Wenn unser tägliches Gebet lautet: „Dein Wille geschehe“, und wenn wir im Gehorsam gegenüber Gottes Willen leben, was gibt es dann zu beklagen? Ein beschwerender Geist ist ein Beweis für ein undankbares Herz und einen ungehorsamen Willen. Durch unser Murren wagen wir zu behaupten, wir wüssten besser als Gott, was das Beste für sein Volk ist! „Tut alles, ohne zu klagen oder zu streiten“ (Phil. 2:14, NIV; und siehe 1. Kor. 10:10).
Es waren vier gläubige Männer im Lager – Mose, Aaron, Kaleb und Josua – und sie versuchten, die Situation zu ändern. Mose und Aaron fielen auf ihr Gesicht und legten bei Gott Fürbitte ein, was sie in den kommenden Jahren noch oft tun sollten (siehe Num 16,4, 22, 4520,6; 22,31), aber Kaleb und Josua sprachen zu den Menschen und versicherten ihnen, dass die jüdische Armee das Land leicht einnehmen könne, weil Gott mit ihnen sei. Diese beiden Männer sahen die Sünde des Volkes als das, was sie wirklich war: Rebellion gegen Gott.
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