„Euch selbst zu lieben“ oder „Einander zu lieben“

Dies gebiete ich euch, daß ihr einander liebet.
Elberfelder 1871 – Johannes 15,17

Einander zu lieben – das ist das Gebot, das ich euch gebe.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Johannes 15:17

Und das ist mein Auftrag an euch: Begegnet einander in wahrer Liebe!
Das Buch – 2009 – Joh 15,17

Das sind Meine Innenzielgebote für euch, auf dass ihr opferfähig liebet einander.
Pfleiderer Übersetzung – Joh 15:17

Die Liebe der Jünger zueinander. Wir müssen seine Gebote halten und es ist eines seiner Gebote, dass wir einander lieben (s. Vers 12.17). Keine Pflicht der Religion wird von unserem Herrn Jesus häufiger eingeprägt und bei keiner werden wir leidenschaftlicher von ihm dazu angespornt als bei der der gegenseitigen Liebe.
4.1 Sie wird hier durch das Beispiel Christi empfohlen: „… gleichwie ich euch geliebt habe“ (Vers 12). Gleichwie: Wir sollten einander sowohl in dieser Weise als auch aus diesem Beweggrund lieben. „So geh du hin und handle ebenso!“ (Lk 10,37).
4.2 Sie wird durch sein Gebot gefordert. Achten Sie darauf, wie unterschiedlich es in Vers 12 und Vers 17 ausgedrückt wird und beides ist nachdrücklich.
„Das ist mein Gebot“ – als wäre dies das nötigste aller Gebote (Vers 12). Christus hat, da er die Neigung der christlichen Gemeinde zur Lieblosigkeit voraussah, dieses Gebot am meisten betont.
„Diese Dinge gebiete ich euch“ (Vers 17; KJV). Er sprach, als wolle er sie bitten, viele Dinge zu tun, doch dann nannte er nur dies eine, „dass ihr einander liebt“.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Auch hier ist das bevollmächtigte und erhörliche Beten entscheidend. Jesus wird nicht müde, den Jüngern die große Gebetsverheißung immer neu einzuprägen. Er erwählt sie zu seinen Freunden, „damit, was immer ihr den Vater bittet in meinem Namen, er es euch gebe“. Wir denken noch einmal an das in 14, 13f und 15, 7 Gehörte. Wenn Jesus gerade jetzt wiederholt: „Das gebiete ich euch, daß ihr einander liebt“, dann ist dieses „Lieben“ hier zugleich zur Bedingung des erhörlichen Betens gemacht. Nur der Liebende betet wahrhaft und erhörlich. Er hat als Liebender den unerschöpflichen Stoff für sein Beten und betet in der rechten, erhörlichen Weise. Zu dem Bitten und Flehen, das aus der Liebe kommt, kann er getrost den Namen Jesu setzen. Solches „Lieben“ quillt aus einem wahrhaft erlösten Herzen und kann nicht einfach von unserm Willen hervorgebracht werden. Von Jüngern Jesu aber, die als seine Freunde in seiner Liebe stehen, für die er seine Seele einsetzte, kann es gefordert werden. Ihnen ist es befohlen, zu lieben. Dreimal hat es Jesus seinen Jüngern gesagt (13, 14; 15, 12; 15, 17).

Wuppertaler Studienbibel

V.17-18 stellen einen Gegensatz dar: Auf der einen Seite lieben sich die Gläubigen gegenseitig, auf der anderen Seite werden sie von der Welt gehaßt. Das ist der gleiche Gegensatz, der viele Jahre später in seinem ersten Brief dargelegt wird: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels […] daß wir einander lieben sollen […] Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch haßt“ (1Jo 3,10-13). Johannes schrieb aus Erfahrung, hatte er doch in der Zeit, seit der Herr diese Worte gesprochen hatte lange Jahre der Verfolgung erlebt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Der Abschnitt hatte mit dem Befehl begonnen: »Bleibt in meiner Liebe!« Er schließt mit dem Befehl, dass wir einander lieben sollen. Weil das Gebot so wichtig ist, wiederholt es der Herr (siehe V. 12); und er fügt im nächsten Abschnitt einen wichtigen Grund an, warum die Liebe unter den Jüngern unerlässlich ist. Nun sollten wir bedenken, dass dieser Befehl am Ende einer besonderen Unterweisung steht: Christus ist der Weinstock; wir sind die Reben; er hat diese erwählt und dazu bestimmt, Frucht zu tragen. Damit sie als Reben in Christus bleiben und Frucht bringen können, müssen sie einander lieben. Das können sie aber nicht aus sich heraus; aber jetzt befiehlt es der Herr, der Schöpfer und Erlöser; was er aber befiehlt, geschieht. Weil wir das glauben, bitten wir darum, dass es geschieht, wie der Apostel Paulus: »Und um dieses bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme« (Phil 1,9).

Benedikt Peters 2015 – Kommentar zum Johannes-Evangelium