Schlagwort: Auferstehung

männlich und weiblich

Wie sieht es bei der Auferstehung aus? Schuf Gott nicht den Menschen „männlich und weiblich“ – um dann bei der Auferstehung, wie viele annehmen, „das Geschlecht aufzuheben“?
Einen interessanten Beitrag möchte ich hier mit euch teilen:

Die »Auferstehung des Fleisches« ist die naturale Seite der personalen Vorstellung von der »Auferstehung der Toten«. Diese gründet ihrerseits in der eschatologischen Auferweckung, durch die Gott alle Dinge neu schafft und vollendet. Ist dieser Begründungszusammenhang im Bereich dieser eschatologischen Vorstellung klar, dann muß er auch umgekehrt gelesen werden können: Die Gott am Ende der Zeit »auferweckt«, müssen von sich aus »aufstehen«. Der Kraft von oben entspricht ihre Kraft unten. Gibt es eine solche immanente Kraft auch im »Fleisch«, die das Fleisch an jenem Tag Gottes aufrichtet? Gibt es in diesem verwundbaren und sterblichen »Fleisch« etwas, das unsterblich ist und Kraft zur Regeneration des Fleisches sein kann? Aus dem Bild vom Weizenkorn, das stirbt und in der Pflanze aufsteht, haben die Kirchenväter nach 1. Kor 15,38 auf ein solches Prinzip im Leib geschlossen, das nicht durch Sünde verdorben ist und aus dem der Leib auferstehen wird. Es liegt in der bleibenden somatischen Identität im Tode, ohne welche eine »Auferweckung der Toten« undenkbar wäre. Die Toten müssen für Gott identifizierbar bleiben, auch wenn sie verwesen. Gott gedenkt ihrer. Er kennt ihre Namen. Diese Gottesbeziehung zerstört der Tod nicht. Sie ist die göttliche Voraussetzung für die personale Auferweckung der Toten. Auf ihrer menschlichen Seite ist sie die immanente Kraft für ihre Auferstehung. Was in den Übergängen vom Leben in den Tod und vom Tod in die Auferstehung bleibt, ist die personale Identität in der wechselseitigen Gottesbeziehung. Ist sie auch eine somatische Identität? Weil jene personale Identität in der Lebensgeschichte einer Person existiert, ist sie ohne somatische Identität nicht vorstellbar. Was also »bleibt«, ist der ganze Mensch nach Leib und Seele in der geschichtlich gewordenen Gestalt seines gelebten Lebens, so wie Gott ihn sieht.

Was wird verändert? Seine Verwundbarkeit, seine Sterblichkeit, seine Sünden, seine Leiden und sein Kummer werden überwunden. »Dies Sterbliche wird anziehen Unsterblichkeit, und dies Verwesliche muß anziehen Unverweslichkeit« (1. Kor 15,53): Geschichtliche Identität und eschatologische Verwandlung schließen sich nicht aus, sondern sind zwei Seiten des einen Übergangs in das ewige Leben. Wenn die Sündenhaftigkeit und die Sterblichkeit überwunden werden, werden dann auch andere Eigenschaften der leiblichen Existenz, in denen Menschen geschaffen sind, überwunden? Wird die menschliche Bedürftigkeit und Abhängigkeit von Nahrung, Luft, Klima usw. abgeschafft? Sollte dies anzunehmen sein, dann muß auch die irdische Schöpfungsgemeinschaft abgeschafft werden, in der Menschen hier leiblich und faktisch leben. Wird auch die menschliche Sexualität abgeschafft, so daß es dann nicht mehr »Mann und Frau« gibt (Gal 3,28), sondern alle Menschen sein werden »wie die Engel« (Lk 20,35)? Sollte dies anzunehmen sein, dann wird nicht diese Schöpfung neu geschaffen, sondern dann tritt an die Stelle des männlich und weiblich geschaffenen Geschöpfes Mensch ein anderes Wesen und die »zweite Schöpfung« verdrängt »die erste Schöpfung«. Die eschatologische Neuschöpfung dieser Schöpfung aber muß doch diese ganze Schöpfung voraussetzen. Es tritt ja nicht am Ende etwas Neues an die Stelle des Alten, sondern dieses Alte wird neugeschaffen (1. Kor 15,39–42). Die Verwandlung in die Herrlichkeit geschieht am Tag des Herrn diachron dieser ganzen wirklichen Schöpfung vom letzten bis zum ersten Tag. Sie ist nicht etwas, das nach dieser Weit geschieht, sondern etwas, das mit dieser Welt geschieht. Das gelebte Leben der Geschöpfe in der Folge ihrer Generationen und Zeiten wird als solches aus Schuld und Kummer erlöst und zur ewigen Freude verwandelt. Davon kann weder die menschliche Abhängigkeit von der Natur noch die menschliche Sexualität ausgeschlossen werden. Die oben in Frage gestellten Vorstellungen scheinen mehr gnostisch als christlich zu sein. Sie passen nicht in den Erwartungshorizont der »Auferstehung des Fleisches«.

Jürgen Moltmann – Der Weg Jesu Christi: Christologie in messianischen Dimensionen


Luther und seine Ansicht zum Tod

heute mal nach langer Zeit wieder ein Fundstück:

Luther hat sich nach anfänglichem Schwanken den Zustand der Toten als einen tiefen, traumlosen, raum- und zeitentrückten »Schlaf« ohne Bewußtsein und ohne Empfindungen vorgestellt. Er hat nicht anthropologisch von hier nach dort gedacht, sondern eschatologisch von dort nach hier: Wenn die Toten am jüngsten Tag von Christus auferweckt werden, wissen sie weder, wo sie waren noch wie lange sie tot waren: »Also werden wir plötzlich auferstehen am jüngsten Tag, daß wir nicht wissen, wie wir in den Tod und durch den Tod hindurchgekommen sind.«

Am jüngsten Tag erweckt Gott den ganzen Menschen, nicht nur seinen entseelten Körper:

»Wir sollen schlafen bis er kommt und klopft an das Gräblein und spricht: Dr. Martinus, stehe auf! Da werde ich in einem Augenblick auferstehen und werde ewig mit ihm fröhlich sein.«

»Sobald die Augen sich schließen, wirst du auferweckt werden; tausend Jahre werden sein, gleich als du ein halbes Stündchen geschlafen hättest. Gleichwie wir, wenn wir nachts den Stundenschlag hören, nicht wissen, wie lange wir geschlafen haben, so sind noch viel mehr im Tod tausend Jahre schnell weg. Ehe sich einer umsieht, ist er schon ein schöner Engel«

»Weil vor Gottes Angesicht keine Rechnung der Zeit ist, so müssen tausend Jahre vor ihm sein als wäre es ein Tag. Darum ist ihm der erste Mensch Adam ebenso nahe als der zum letzten wird geboren werden vor dem jüngsten Tag… Denn Gott sieht die Zeit nicht nach der Länge, sondern nach der Quer… Es ist vor Gott alles auf einmal geschehen.« »Für Gott ist es aber alles auf einem Hauffen…«

Daß der Tod ein »Schlaf« geworden ist, hat für Luther zwei Bedeutungen: einmal hat der Tod seine Macht über den Menschen verloren, zum anderen ist er nicht mehr das Letzte. Beide Bedeutungen setzen die Auferstehung Christi von den Toten voraus. Der Tod hat seine Macht über den Menschen an den auferstandenen Christus abgegeben. Für die Glaubenden hat der Tod zwar noch seine Gestalt, aber nicht mehr seine Gewalt. Er ist nicht mehr das Ende, sondern das Tor zur Auferstehung. Mit Hilfe des Bildes vom Haupt und Leib vergleicht Luther Tod und Auferstehung einem Geburtsvorgang: Das Haupt ist schon hinausgekommen, der Leib folgt, weil er nachgezogen wird. Christus ist schon zum ewigen Leben wiedergeboren, die Seinen folgen ihm nach.

Wie lange dauert es dann vom Zeitpunkt des eigenen, individuellen Todes bis zur eschatologischen Auferweckung der Toten? Welche Gedanken macht mir »die lange Todesnacht« (P. Gerhardt)? Luther antwortet nicht mit einer Projektion der Zeit und des Raumes der Lebendigen auf die Fortexistenz der Seele, wie es in der Purgatoriumslehre geschieht, sondern mit den Ausdrücken für die Zeit Gottes: »Plötzlich, in einem Augenblick« (1Kor 15,52). Der »jüngste Tag« ist der »Tag des Herrn« und die Zeit Gottes ist die Zeit der ewigen Gegenwart. Sind die Toten nicht mehr in der Zeit der Lebendigen, sondern in der Zeit Gottes, dann existieren sie in seiner ewigen Gegenwart. Wie lange ist es dann also von dem Tod eines Menschen in der Zeit bis zur endzeitlichen Auferweckung der Toten? Antwort: Genau einen Augenblick! Und wenn man fragt: Wo sind die Toten »jetzt«, gemessen an unserer Zeit?, so müßte man antworten: Sie sind schon in der neuen Welt der Auferstehung und des ewigen Lebens Gottes. So sagte Christus zu dem mit ihm am Kreuz Sterbenden: »Heute« – nicht in drei Tagen, nicht am jüngsten Tag, sondern: »Heute wirst du mit mir im Paradies sein« (Lk 23,43). Das ist das ewige Heute Gottes.

Jürgen Moltmann – Das Kommen Gottes: Christliche Eschatologie

16.Nisan

ÜBER DIE AUFERSTEHUNG CHRISTI VON DEN TOTEN

DIE Geschichte des Lebens Christi auf Erden schließt mit einem Wunder, das ebenso groß ist wie das seiner Entstehung. Man kann sagen, dass das eine ein Licht auf das andere wirft. Wenn er so war, wie ihn die Evangelien darstellen, muss er von einer reinen Jungfrau ohne Sünde geboren worden sein und von den Toten auferstanden sein. Wenn die Geschichte seiner Geburt wahr ist, können wir auch die seiner Auferstehung glauben; wenn die seiner Auferstehung wahr ist, können wir auch die seiner Geburt glauben. Es liegt in der Natur der Sache, dass letztere nicht streng historisch bewiesen werden konnte; und es liegt in der Natur der Sache, dass Seine Auferstehung den vollständigsten historischen Beweis verlangte und auch liefern konnte. Wenn es einen solchen gibt, ist der Schlussstein des Bogens gegeben; die wundersame Geburt wird fast zu einem notwendigen Postulat, und Jesus ist der Christus im vollen Sinne der Evangelien. Eine weitere Parallele zwischen dem Bericht über die wundersame Geburt und dem über die Auferstehung ist das völlige Fehlen von Einzelheiten über diese Ereignisse selbst. Wenn dieser Umstand als indirekter Beweis dafür gewertet werden kann, dass es sich nicht um Legenden handelt, so erlegt er uns auch die Pflicht auf, das ehrfürchtige Schweigen zu wahren, das in diesem Fall angebracht ist, und nicht über den Weg hinauszugehen, den uns die evangelische Erzählung eröffnet hat.

Dieser Weg ist hinreichend schmal und in mancher Hinsicht schwierig, und zwar nicht in Bezug auf das große Ereignis selbst, auch nicht in Bezug auf seine Hauptmerkmale, sondern in Bezug auf die genaueren Einzelheiten. Und auch hier ergeben sich unsere Schwierigkeiten nicht so sehr aus einer tatsächlichen Unstimmigkeit, sondern aus dem Fehlen einer tatsächlichen Identität. Dies ist zum großen Teil auf die starke Komprimierung in den verschiedenen Erzählungen zurückzuführen, die teils auf den Charakter des erzählten Ereignisses, teils auf die unvollständigen Informationen der Erzähler, von denen nur einer wirklich Augenzeuge war, zurückzuführen ist, vor allem aber darauf, dass für die verschiedenen Erzähler der zentrale Punkt des Interesses in dem einen oder anderen Aspekt der mit der Auferstehung verbundenen Umstände lag. Nicht nur Matthäus,sondern auch Lukas verdichtet die Erzählung so sehr, dass die „Unterscheidung der Zeitpunkte“ fast verschwindet. Lukas scheint in die Osternacht hineinzudrängen, was er selbst vierzig Tage lang erzählt. a Er ist sozusagen der herausragende Jerusalemer Bericht über den Beweis der Auferstehung, Matthäus der herausragende galiläische Bericht darüber. Und doch impliziert und bestätigt jeder die Fakten des anderen. Im Allgemeinen sollten wir bedenken, dass es den Evangelisten und später dem heiligen Paulus nicht so sehr darum geht, die ganze Geschichte der Auferstehung zu erzählen, als vielmehr den Beweis dafür zu liefern. Und hier ist das, was jeden von ihnen auszeichnet, auch charakteristisch für seinen speziellen Blickwinkel. Matthäus schildert den Eindruck, den der volle Beweis jenes Ostermorgens auf Freund und Feind machte, und eilt dann von dem mit Christi Blut befleckten Jerusalem zurück zu dem süßen See und dem gesegneten Berg, wo er zuerst sprach. Es ist, als ob er sich danach sehnte, den auferstandenen Christus in den Szenen zu erkennen, in denen er ihn kennengelernt hatte. Markus, der sich viel kürzer fasst, gibt nicht nur eine bloße , sondern erzählt, wenn man so sagen darf, wie aus dem Schoß der Jerusalemer Familie, aus dem Haus seiner Mutter Maria. Der heilige Lukas scheint alle Tatsachen der Auferstehung gründlichst erforscht zu haben, und seine Erzählung könnte fast so lauten: Ostertag in Jerusalem“. Johannes malt solche Szenen – während der ganzen vierzig Tage, sei es in Jerusalem oder in Galiläa -, die am bedeutsamsten und lehrreichsten für diese dreifache Lektion seines Evangeliums waren: dass Jesus der Christus war, dass er der Sohn Gottes war und dass wir, die wir glauben, in seinem Namen das Leben haben. Schließlich bringt Paulus – als ein zur rechten Zeit Geborener – das Zeugnis der Hauptzeugen für die Tatsache in einer Art aufsteigendem Höhepunkt vor. Und dies umso wirkungsvoller, als er sich offensichtlich der Schwierigkeiten und der Bedeutung der Frage bewusst ist und sich bemüht hat, sich mit allen Tatsachen des Falles vertraut zu machen.

Die Frage ist sowohl für sich selbst als auch für die gesamte Geschichte von so großer Bedeutung, dass eine – wenn auch kurze und unvollständige – im Vorfeld der Betrachtung der evangelischen Erzählungen notwendig erscheint.

Welche Gedanken über den toten Christus beschäftigten Joseph von Arimathäa, Nikodemus und die anderen Jünger Jesu sowie die Apostel und die frommen Frauen? Sie hielten ihn für tot und erwarteten nicht, dass er von den Toten auferstehen würde – zumindest nicht in dem von uns angenommenen Sinn. Dafür gibt es reichlich Beweise, vom Augenblick seines Todes an, in den von Nikodemus mitgebrachten Grabbeigaben, in den von den Frauen vorbereiteten (die beide gegen den Verderb gedacht waren), in der Trauer der Frauen über das leere Grab, in ihrer Vermutung, dass der Leichnam abgenommen worden war, in der Ratlosigkeit und der Haltung der Apostel, in den Zweifeln so vieler und sogar in der ausdrücklichen Aussage: „Denn sie kannten die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsse.Und der Hinweis im Matthäus-Evangelium,b dass die Sanhedristen Vorkehrungen gegen den Diebstahl seines Leichnams getroffen hatten, um den Anschein der Erfüllung seiner Vorhersage zu erwecken, dass er nach drei Tagen auferstehen würde,2 dass sie also von einer solchen Vorhersage wussten und sie wörtlich nahmen, würde die entgegengesetzte Haltung der Jünger und ihre offenkundige Nichterwartung einer wörtlichen Auferstehung nur noch mehr unterstreichen. Was die Jünger erwarteten, vielleicht sogar wünschten, war nicht die Wiederkunft Christi in verherrlichter Gestalt, sondern seine Wiederkunft in Herrlichkeit in sein Reich.

Wenn sie ihn aber als wirklich tot und nicht als auferstanden im wörtlichen Sinne ansahen, hatte das offensichtlich keine praktische Auswirkung, nicht nur auf ihre früheren Gefühle ihm gegenüber, sondern sogar auf ihren Glauben an ihn als den verheißenen Messias. Das geht aus dem Verhalten von Joseph und Nikodemus, aus der Sprache der Frauen und aus dem ganzen Verhalten der Apostel und Jünger hervor. All dies hätte ganz anders aussehen müssen, wenn sie den Tod Christi, selbst am Kreuz, als eine Entkräftung seines messianischen Anspruchs angesehen hätten. 4 Im Gegenteil, wir haben den Eindruck, dass sie zwar tief über den Verlust ihres Meisters und den scheinbaren Triumph seiner Feinde trauerten, aber sein Tod für sie nicht unerwartet kam, sondern als innere Notwendigkeit und als Erfüllung seiner oft wiederholten Vorhersage. Wir können uns darüber auch nicht wundern, denn seit der Verklärung hatte er sich gegen all ihren Widerstand und ihr Widerstreben bemüht, ihnen die Tatsache seines Verrats und seines Todes einzuprägen. Er hatte auch – wenn auch keineswegs so häufig und deutlich – auf seine Auferstehung hingewiesen. Aber davon konnten sie sich nach ihren jüdischen Vorstellungen eine ganz andere Vorstellung machen als von einer buchstäblichen Auferstehung des gekreuzigten Leibes in einem verherrlichten Zustand und doch fähig zu einem solchen irdischen Verkehr, wie ihn der auferstandene Christus mit ihnen hatte. Und wenn man einwendet, dass Christus sie in einem solchen Fall all dies klar hätte lehren müssen, so genügt es zu antworten, dass eine solche klare Belehrung in diesem Punkt zu jener Zeit nicht nötig war; dass das Ereignis selbst sie bald und am besten belehren würde; dass es unmöglich gewesen wäre, es wirklich zu lehren, außer durch das Ereignis; und dass jeder Versuch dazu eine viel umfassendere Mitteilung über dieses geheimnisvolle Thema bedeutet hätte, als es nach dem, was uns in der Schrift gesagt wird, die Absicht Christi war, in unserem gegenwärtigen Zustand des Glaubens und der Erwartung zu vermitteln. Dementsprechend konnte sich die Vorhersage Christi aus ihrer Sicht auf die Fortsetzung seines Werkes, auf seine Rechtfertigung oder auf irgendeine Erscheinung von ihm beziehen, sei es vom Himmel oder auf der Erde – wie die der Heiligen in Jerusalem nach der Auferstehung oder die des Elias im jüdischen Glauben -, aber vor allem auf seine Wiederkunft in Herrlichkeit; sicherlich nicht auf die Auferstehung, wie sie tatsächlich stattgefunden hat. Die Tatsache selbst wäre den jüdischen Vorstellungen völlig fremd, die zwar das Weiterleben der Seele nach dem Tod und die endgültige Auferstehung des Leibes, nicht aber einen Zustand geistiger Körperlichkeit, geschweige denn unter Bedingungen, wie sie in den Evangelien beschrieben werden, umfassten. 1 Elia, der in der jüdischen Überlieferung immer wieder erwähnt wird, wird nie als jemand dargestellt, der an den Mahlzeiten teilnimmt oder seinen Körper zur Berührung anbietet; ja, die Engel, die Abraham besuchten, werden als jemand dargestellt, der nur zum Schein und nicht wirklich isst. Es ist klar, dass die Apostel die Auferstehung Christi weder aus der Heiligen Schrift – was beweist, dass die Erzählung davon nicht als Erfüllung früherer Erwartungen gedacht war – noch aus den diesbezüglichen Voraussagen Christi kannten; obwohl ohne das eine und besonders ohne das andere das leere Grab kaum die sichere Überzeugung von der Auferstehung Christi in ihnen bewirkt hätte.

Dies bringt uns zu der eigentlichen Frage, um die es geht. Da die Apostel und andere ihn offensichtlich für tot hielten und nicht mit seiner Auferstehung rechneten, und da die Tatsache seines Todes für sie keinen oder keinen nennenswerten Einwand gegen seinen messianischen Charakter darstellte, der sie hätte veranlassen können, eine Auferstehung zu erfinden oder sich einzubilden, wie sollen wir dann die Geschichte der Auferstehung mit all ihren Einzelheiten in allen vier Evangelien und bei Paulus erklären? Die Einzelheiten oder „Zeichen“ sind eindeutig als Beweise für die Realität der Auferstehung gedacht, ohne die sie nicht geglaubt worden wäre; und ihre Vervielfältigung und Vielfalt muss daher als Hinweis auf das angesehen werden, was sonst nicht nur zahlreiche, sondern unüberwindliche Schwierigkeiten gewesen wären. In ähnlicher Weise lässt die Sprache des heiligen Paulus auf eine sorgfältige und gründliche Untersuchung seinerseits schließen, die umso vernünftiger ist, als die Einwände gegen die Tatsache, abgesehen von den inneren Schwierigkeiten und den jüdischen Vorurteilen, die dagegen sprechen, ihm so oft und grob aufgedrängt worden sein müssen, sei es in Disputationen oder durch die Sticheleien der griechischen Gelehrten und Studenten, die seine Predigt verspotteten.

Die Frage, die sich stellt, ist also folgende: Wie ist der Sinneswandel der Jünger in Bezug auf die Auferstehung zu erklären, wenn man ihren früheren Geisteszustand und das Fehlen jeglicher Beweggründe berücksichtigt? Es steht zumindest außer Frage, dass sie mit absoluter Gewissheit an die Auferstehung als geschichtliche Tatsache glaubten; auch nicht, dass sie die Grundlage und den Inhalt ihrer gesamten Verkündigung des Reiches Gottes bildete; auch nicht, dass der heilige Paulus, bis zu seiner Bekehrung ein erbitterter Feind Christi, voll und ganz davon überzeugt war; auch nicht – um einen Schritt zurückzugehen – dass Jesus selbst sie erwartete. In der Tat hätte sich die Welt nicht zu einem toten jüdischen Christus bekehrt, wie sehr auch seine engsten Jünger sein Andenken weiterhin geliebt haben mögen. Aber sie predigten überall und zuallererst die Auferstehung von den Toten! In der Sprache des heiligen Paulus: „Ist Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Ja, und wir werden als falsche Zeugen Gottes befunden … ihr seid noch in euren Sünden.’Hier müssen wir das zurückweisen, was wahrscheinlich dem Haupteinwand gegen die Auferstehung zugrunde liegt: ihr wunderbarer Charakter. Der Einwand gegen das Wunder als solches geht von jenem falschen Supranaturalismus aus, der ein Wunder auf den unmittelbaren Willen des Allmächtigen zurückführt, ohne dass es dazwischen liegende Glieder gibt.Und wie bereits gezeigt, beinhaltet er eine bösartige petitio principii. Aber schließlich ist das Wunderbare für uns nur beispiellos und unerkennbar – eine sehr schmale Basis, auf der man die historische Untersuchung ablehnen kann. Und der Historiker muss die unzweifelhafte Tatsache berücksichtigen, dass die Auferstehung die grundlegende persönliche Überzeugung der Apostel und Jünger war, die Grundlage ihrer Predigt und die letzte Stütze ihres Martyriums. Welche Erklärung kann man also dafür anbieten?

Wir können hier zwei Hypothesen beiseite lassen, die heute selbst in Deutschland allgemein verworfen werden und die hierzulande wahrscheinlich nie ernsthaft in Erwägung gezogen wurden. Es handelt sich um den groben Betrug der Jünger, die den Leichnam Jesu gestohlen haben – wozu sogar Strauss bemerkt, dass eine solche Lüge mit ihrem Nachleben, ihrem Heldentum und ihrem Martyrium völlig unvereinbar ist -, und um die, dass Christus nicht wirklich tot war, als er vom Kreuz genommen wurde, und dass er allmählich wieder auferstand. Ganz abgesehen von den vielen Absurditäten, die diese Theorie mit sich bringt,verlagert sie – wenn wir die Jünger von ihrer Mitschuld freisprechen – den Betrug tatsächlich auf Christus selbst.

Die einzige andere Erklärung, die Aufmerksamkeit verdient, ist die so genannte „Visionshypothese“: dass die Apostel wirklich an die Auferstehung glaubten, aber dass bloße Visionen von Christus diesen Glauben in ihnen hervorgerufen hatten. Diese Hypothese wurde auf verschiedene Weise modifiziert. Einigen zufolge waren diese Visionen das Ergebnis einer erregten Phantasie, eines krankhaften Zustands des Nervensystems. Dagegen ist natürlich zunächst einzuwenden, dass solche Visionen eine vorherige Erwartung des Ereignisses voraussetzen, was, wie wir wissen, das Gegenteil der Tatsache ist. Außerdem stimmt eine solche „Visionshypothese“ in keiner Weise mit den vielen Einzelheiten und Umständen überein, die im Zusammenhang mit dem Auferstandenen berichtet werden, der nicht nur dem einen oder anderen in der Zurückgezogenheit der Kammer erschienen ist, sondern vielen, und zwar in einer Weise und unter Umständen, die die Vorstellung einer bloßen Vision unmöglich machen. Außerdem hätten die Visionen einer erregten Phantasie nicht durchgehalten und zu solchen Ergebnissen geführt; wahrscheinlich wären sie bald einer entsprechenden Depression gewichen.

Die „Visionen-Hypothese“ wird nicht viel besser, wenn wir die angeblichen Visionen als das Ergebnis von Überlegungen betrachten – dass die Jünger in der Überzeugung, der Messias könne nicht tot bleiben (was wiederum den Tatsachen widerspricht), sich zuerst die Überzeugung erarbeitet hatten, dass er auferstehen müsse, und dann Visionen des Auferstandenen1 hatten. Es wäre auch nicht sinnvoller, anzunehmen, dass diese Visionen direkt von Gott selbst gesandt wurden,um die Tatsache zu bestätigen, dass Christus lebte. Denn wir haben es hier mit einer Reihe von Tatsachen zu tun, die so nicht erklärt werden können, wie z. B. das Zeigen seiner heiligen Wunden, das Angebot, sie zu berühren, die Aufforderung, ihn anzufassen, um sich von seiner wirklichen Körperlichkeit zu überzeugen, das Essen mit den Jüngern, die Erscheinung am See von Galiläa und andere. Außerdem muss die „Visionshypothese“ die Ereignisse des Ostermorgens erklären, vor allem das leere Grab, von dem der große Stein weggewälzt worden war und in dem diejenigen, die es betraten, die Gerüche1 des Todes sahen. In der Tat scheint eine solche Erzählung, wie sie der heilige Lukas überliefert, geradezu darauf angelegt zu sein, die „Visionshypothese“ unmöglich zu machen. Es wird ausdrücklich gesagt, dass die Erscheinung des auferstandenen Christus, die weit davon entfernt war, ihre Erwartungen zu erfüllen, sie erschreckt hatte und dass sie sie für ein Gespenst hielten, woraufhin Christus sie beruhigte und sie aufforderte, mit ihm umzugehen, denn „ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr mich seht“. Und schließlich: Wer hat den Leib Christi aus dem Grab genommen? Sechs Wochen später verkündete Petrus in Jerusalem die Auferstehung Christi. Hätten die Feinde Christi den Leichnam entfernt, hätten sie Petrus leicht zum Schweigen bringen können; hätten seine Freunde den Leichnam entfernt, hätten sie sich eines solchen Betrugs schuldig gemacht, den nicht einmal Strauss unter diesen Umständen für möglich hält. Da die Theorien der Täuschung, der und der Visionen somit unmöglich sind und der Einwand gegen die Tatsache, dass es sich um ein Wunder handelt, eine petitio principii ist, bleibt dem Geschichtsstudenten nichts anderes übrig, als die Erzählung zu akzeptieren. Die Unvorbereitetheit der Jünger, ihre früheren Meinungen, ihr neues Zeugnis bis zum Martyrium, die Gründung der christlichen Kirche, das Zeugnis so vieler, einzeln und in Gemeinschaft, und die Reihe der aufgezeichneten Erscheinungen während vierzig Tagen und unter so unterschiedlichen Umständen, dass ein Irrtum unmöglich war, hatten bereits mit unfehlbarer Sicherheit auf diese Schlussfolgerung hingewiesen. Und selbst wenn in den Berichten, die nicht von Augenzeugen stammen, geringfügige Abweichungen, ja sogar einige nicht streng historische Einzelheiten nachgewiesen werden könnten, die das Ergebnis frühester Überlieferungen in der apostolischen Kirche gewesen sein könnten, so würde dies die große Tatsache selbst, die ohne Zögern als die am besten belegte in der Geschichte bezeichnet werden kann, gewiss nicht entkräften. Gleichzeitig würden wir uns sorgfältig davor hüten, zuzugeben, dass diese hypothetischen Fehler in den Erzählungen wirklich existieren. Im Gegenteil, wir sind der Meinung, dass sie, sofern sie nicht unter dem Druck der Hyperkritik stehen, zu einer höchst zufriedenstellenden Anordnung fähig sind.

Die Bedeutung all dessen lässt sich nicht angemessen in Worte fassen. Ein toter Christus wäre vielleicht ein Lehrer und ein Wundertäter gewesen und als solcher in Erinnerung geblieben und geliebt worden. Aber nur ein auferstandener und lebendiger Christus konnte der Retter, das Leben und der Lebensspender sein – und als solcher allen Menschen gepredigt werden. Und für diese höchst gesegnete Wahrheit haben wir den umfassendsten und unanfechtbarsten Beweis. Wir können uns daher dem Eindruck dieser Erzählungen und noch mehr der Verwirklichung dieser heiligsten und gesegnetsten Tatsache vorbehaltlos hingeben. Sie ist das Fundament der Kirche, die Inschrift auf der Fahne ihrer Armeen, die Kraft und der Trost eines jeden christlichen Herzens und die große Hoffnung der Menschheit:

Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.‘

Aldred Edersheim – Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten
    https://www.freebibleimages.org/photos/

    (Mt 28,1-10; Mk 16,1-11; Lk 24,1-12; Joh 20,1-18; Mt 28,11-15; Mk 16,12.13; Lk 24,13-35; 1 Kor 15,5; Mk 16,14; Lk 24,36-43; Joh 20,19-25; Joh 20,26-29; Mt 28,16; Joh 21,1-24; Mt 28,17-20; Mk 16,15-18; 1. Johannes 20,19-25; Johannes 20,26-29; Matthäus 28,16; Johannes 21,1-24; Matthäus 28,17-20; Markus 16,15-18; 1. Korinther 15,6; Lukas 24,44-53; Markus 16,19.20; Apostelgeschichte 1,3-12).

    Die GRAUE Morgendämmerung überzog den Himmel, als sie, die ihn so liebevoll zu seinem Begräbnis begleitet hatten, ihren einsamen Weg zu dem in Felsen gehauenen Grab im Garten machten. So beträchtlich die Schwierigkeiten auch sind, die Einzelheiten in den verschiedenen Erzählungen genau aufeinander abzustimmen – wenn man solchen Versuchen überhaupt Bedeutung beimisst -, so sind wir doch dankbar zu wissen, dass sich jegliches Zögern nur auf die Anordnung winziger Einzelheiten bezieht und nicht auf die großen Fakten des Falles. Und selbst diese winzigen Details würden, wie wir noch zeigen werden, harmonisch sein, wenn wir nur alle Umstände kennen würden.

    Der Unterschied in den Namen der Frauen, die am frühen Morgen zum Grab gingen, bedarf kaum einer ausführlichen Diskussion. Es könnte sein, dass es zwei Gruppen waren, die von verschiedenen Orten aus zum Grab aufbrachen, und dass dies auch den leichten Unterschied in den Einzelheiten dessen erklärt, was sie am Grab gesehen und gehört haben. Jedenfalls wird die Erwähnung der beiden Marias und der Johanna bei Lukasa durch die Erwähnung „der anderen Frauen, die bei ihnen waren“ ergänzt, während Johannes, wenn er nur von Maria Magdalena spricht,ihrem Bericht an Petrus und Johannes: „Wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben“, andeutet, dass sie nicht allein zum Grab gegangen war. Es war der erste Tag der Woche3 – nach jüdischer Zählung der dritte Tag nach seinem Tod. 1 Die Erzählung hinterlässt den Eindruck, dass die Sabbatruhe ihren Besuch am Grab verzögert hatte; aber es ist zumindest ein merkwürdiger Zufall, dass die Verwandten und Freunde des Verstorbenen die Gewohnheit hatten, bis zum dritten Tag (an dem vermutlich die Verwesung beginnen sollte) zum Grab zu gehen, um sich zu vergewissern, dass die dort Aufgebahrten auch wirklich tot waren. In ihrem Kommentar dazu, dass Abraham am dritten Tag auf den Berg Morija hinabstieg,b betonen die Rabbiner die Bedeutung des „dritten Tages“ bei verschiedenen Ereignissen im Zusammenhang mit Israel und sprechen besonders im Zusammenhang mit der Auferstehung der Toten davon, wobei sie sich zum Beweis auf Hos. 6,2.An anderer Stelle leiten sie unter Berufung auf dasselbe prophetische Wort aus 1. Mose 42,17 ab, dass Gott den Gerechten niemals länger als drei Tage in der Qual lässt. Auch in der Trauer bildete der dritte Tag eine Art Frist, denn man glaubte, dass die Seele bis zum dritten Tag um den Körper schwebte, wenn sie sich endlich von ihrer irdischen Behausung trennte.

    Obwohl diese Dinge hier erwähnt werden, brauchen wir kaum zu sagen, dass solche Gedanken nicht bei den heiligen Trauernden vorhanden waren, die im Grau jenes zum Grab gingen. Unabhängig davon, ob es zwei Gruppen von Frauen waren, die sich von verschiedenen Orten aus aufmachten, um sich am Grab zu versammeln, war die prominenteste unter ihnen Maria Magdalena – so prominent unter den frommen Frauen, wie Petrus unter den Aposteln war. Sie scheint als Erste das Grab erreicht zu haben, und als sie den großen Stein, der den Eingang des Grabes verdeckte, weggerollt sah, urteilte sie eilig, dass der Leib des Herrn weggenommen worden war. Ohne weitere Nachforschungen abzuwarten, eilte sie zurück, um Petrus und Johannes von dieser Tatsache zu unterrichten. Der Evangelist erklärt hier, dass es ein großes Erdbeben gegeben habe und dass der Engel des Herrn, der den Menschen wie ein Blitz und in einem strahlend weißen Gewand erschien, den Stein weggerollt und sich darauf gesetzt habe, als die Wächter, erschrocken über das, was sie hörten und sahen, und besonders über den Blick und die Haltung der himmlischen Macht des Engels, von tödlicher Ohnmacht ergriffen wurden. Wenn man sich an die Ereignisse im Zusammenhang mit der Kreuzigung erinnert, über die zweifellos unter den Soldaten gesprochen worden war, und wenn man sich vor Augen hält, welchen Eindruck ein solcher Anblick auf solche Gemüter macht, kann man die Wirkung auf die beiden Wachen, die in dieser langen Nacht das einsame Grab bewacht hatten, leicht verstehen. Das Ereignis selbst (wir meinen: das Wegrollen des Steins) soll sich nach der Auferstehung Christi in der frühen Morgendämmerung ereignet haben, als die heiligen Frauen auf dem Weg zum Grab waren. Es kann sich nicht um ein Erdbeben im gewöhnlichen Sinne gehandelt haben, sondern um eine Erschütterung des Ortes, als der Herr des Lebens die Pforten des Hades durchbrach, um seinen verherrlichten Leib wieder zu bewohnen, und der blitzartige Engel vom Himmel herabstieg, um den Stein wegzuwälzen. Ihn dort zu belassen, wo das Grab leer war, hätte bedeutet, was nicht mehr wahr ist. Aber es liegt eine erhabene Ironie in dem Kontrast zwischen den ausgeklügelten Vorsichtsmaßnahmen des Menschen und der Leichtigkeit, mit der die göttliche Hand sie beiseite fegen kann, und die, wie in der gesamten Geschichte Christi und seiner Kirche, an die prophetische Erklärung erinnert: „Der im Himmel sitzt, wird über sie lachen“.

    Während die Magdalena, wahrscheinlich auf einem anderen Weg, zum Aufenthaltsort von Petrus und Johannes eilte, hatten auch die anderen Frauen das Grab erreicht, entweder in einer Gruppe oder, wie es scheint, in zwei Gruppen. Sie hatten sich gefragt und gefürchtet, wie sie ihr frommes Vorhaben verwirklichen könnten – denn wer sollte den Stein für sie wegrollen? Aber wie so oft, bestand die befürchtete Schwierigkeit nicht mehr. Vielleicht dachten sie, dass die jetzt abwesende Maria Magdalena dafür Hilfe bekommen hatte. Jedenfalls betraten sie nun die Vorhalle des Grabes. Hier erfüllte die Erscheinung des Engels sie mit Furcht. Aber der himmlische Bote gebot ihnen, sich nicht zu fürchten; er sagte ihnen, Christus sei nicht dort und auch nicht mehr tot, sondern auferstanden, wie er es seinen Jüngern in Galiläa vorausgesagt hatte; schließlich befahl er ihnen, mit der Ankündigung an die Jünger zu eilen, und zwar mit der Botschaft, dass sie ihn in Galiläa treffen sollten, wie Christus es ihnen zuvor aufgetragen hatte. Nicht nur, dass dies sozusagen die wundersame Gegenwart mit der vertrauten Vergangenheit verband und ihnen zu der Erkenntnis verhalf, dass es sich um ihren eigenen Meister handelte, sondern auch, dass in der Zurückgezogenheit, Ruhe und Sicherheit Galiläas die beste Gelegenheit für eine umfassende Offenbarung an die fünfhundert Menschen und für ein abschließendes Gespräch und eine Belehrung gegeben sein würde. Aber der Hauptgrund und die Erklärung für die ansonsten seltsame, fast ausschließliche Hervorhebung der Anweisung, Ihn in Galiläa zu treffen, zu einem solchen Zeitpunkt wurde bereits in einem früheren Kapitel angegeben. Mit der Zerstreuung der Elf in Gethsemane in der Nacht, in der Christus verraten wurde, war das Apostolische Kollegium vorübergehend aufgelöst. Sie trafen sich zwar weiterhin als einzelne Jünger, aber das Band des Apostolats war für den Augenblick aufgelöst. Der apostolische Kreis sollte sich in Galiläa neu formieren und der apostolische Auftrag erneuert und erweitert werden, und zwar nicht am See, wo nur sieben der Elf anwesend gewesen zu sein scheinen,a sondern auf dem Berg, auf dem er sie angewiesen hatte, ihm zu begegnen. So sollte das Ende wie der Anfang sein. Dort, wo er sie zuerst berufen und für ihr Werk angewiesen hatte, würde er sie erneut berufen, ihnen die umfassendsten Anweisungen geben und neue und umfassende Vollmachten verleihen. Seine Erscheinungen in Jerusalem sollten sie auf all das vorbereiten, sie vollständig und freudig der Tatsache seiner Auferstehung versichern, die in Galiläa vollständig gelehrt werden sollte. Und als die Frauen, verwirrt und kaum bei Bewusstsein, dem Befehl gehorchten, hineinzugehen und die nun leere Grabnische selbst zu untersuchen, sahen sie zwei Engel1 – wahrscheinlich so, wie die Magdalena sie später sah – einen am Kopf, den anderen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Sie warteten nicht länger, sondern eilten, ohne mit jemandem zu sprechen, zu den Jüngern, um ihnen die Nachricht zu überbringen, deren volle Bedeutung sie noch nicht erfassen konnten.

    Doch so sehr die Erzählungen der Synoptiker aufgrund ihrer starken Verdichtung auch von Unklarheiten geprägt sein mögen, so deutlich wird alles, wenn wir den Schritten der Magdalena folgen, wie sie im Vierten Evangelium beschrieben werden. Vom Grab aus eilte sie zur Herberge des Petrus und zu der des Johannes – die Wiederholung der Präposition „zu“ deutet wahrscheinlich darauf hin, dass die beiden verschiedene, wenn auch vielleicht nahe beieinander liegende Quartiere bewohnten. Ihre erschreckende Nachricht veranlasste sie, sofort zu gehen – „und sie gingen zum Grab. Aber sie begannen zu laufen, die beiden zusammen“ – wahrscheinlich, sobald sie außerhalb der Stadt und in der Nähe des „Gartens“ waren. Johannes, der Jüngere, war schneller als Petrus. 3 Als er das Grab zuerst erreichte und sich bückte, „sah“ (βλέπει) er die Leinentücher, aber aufgrund seiner Position nicht die Serviette, die für sich allein lag. Wenn Ehrfurcht und Ehrfurcht Johannes daran hinderten, das Grab zu betreten, so dachte sein impulsiver Begleiter, der unmittelbar nach ihm eintraf, an nichts anderes als an die sofortige und vollständige Klärung des Geheimnisses. Als er das Grab betrat, erblickte er an einer Stelle die Leinentücher, mit denen die heiligen Gliedmaßen umwickelt waren, und an einer anderen die Serviette, die um sein Haupt lag. Es gab kein Anzeichen von Eile, sondern alles war geordnet und hinterließ den Eindruck, als hätte Er sich in aller Ruhe dessen entledigt, was nicht mehr zu Ihm passte. Bald folgte der andere Jünger“ dem Petrus. Die Wirkung dessen, was er sah, war, dass er nun in seinem Herzen glaubte, dass der Meister auferstanden war – bis dahin hatten sie aus der Heiligen Schrift noch nicht die Erkenntnis gewonnen, dass er auferstehen müsse. Und auch das ist sehr lehrreich. Nicht der zuvor aus der Heiligen Schrift abgeleitete Glaube, dass Christus auferstehen würde, führte zur Erwartung dessen, sondern der Beweis, dass er auferstanden war, führte sie zur Erkenntnis dessen, was die Heilige Schrift zu diesem Thema lehrte. Doch welches Licht auch immer im innersten Heiligtum des Herzens von Johannes aufgegangen war, er teilte seine Gedanken der Magdalena nicht mit, ob sie das Grab erreicht hatte, bevor die beiden es verließen, oder ob sie ihnen auf dem Weg begegnete. Die beiden Apostel kehrten nach Hause zurück, weil sie entweder glaubten, am Grab nichts mehr erfahren zu können, oder weil sie auf weitere Belehrung und Führung warten wollten. Vielleicht war es aber auch der Wunsch, nicht unnötig auf das leere Grab aufmerksam zu machen. Aber die Liebe der Magdalena konnte nicht zufriedengestellt werden, solange Zweifel über das Schicksal seines heiligen Leibes schwebten. Es sei daran erinnert, dass sie nur von dem leeren Grab wusste. Eine Zeit lang gab sie sich dem Schmerz ihres Kummers hin; dann, als sie sich die Tränen abwischte, beugte sie sich vor, um noch einmal einen Blick in das Grab zu werfen, das sie für leer hielt, und als sie es „aufmerksam betrachtete“ (θεωρεῖ), schien das Grab nicht mehr leer zu sein. Am Kopf und zu den Füßen, wo der Heilige Leib gelegen hatte, saßen zwei Engel in Weiß. Ihre Frage, die aus ihrem Wissen, dass Christus auferstanden war, so zutiefst zutreffend war: „Frau, warum weinst du?“, scheint die Magdalena mit solch überwältigender Plötzlichkeit getroffen zu haben, dass sie, ohne – vielleicht im Halbdunkel – erkennen zu können, wer es war, der sie gefragt hatte, sprach, nur darauf bedacht, die gesuchte Information zu erhalten: „Weil sie meinen Herrn weggenommen haben, und ich weiß nicht , wo sie ihn hingelegt haben. So ergeht es uns oft, dass wir weinend die Frage des Zweifels oder der Furcht stellen, die, wenn wir sie nur wüssten, niemals über unsere Lippen gekommen wäre; ja, dass das dem Himmel eigene „Warum?“ uns nicht zu beeindrucken vermag, selbst wenn die Stimme seiner Boten uns sanft von dem Irrtum unserer Ungeduld zurückrufen würde.

    Aber schon sollte die Magdalena eine andere Antwort erhalten. Während sie sprach, wurde sie sich einer anderen Gegenwart nahe bei ihr bewusst. Rasch drehte sie sich um und „blickte“ (θεωρεῖ) auf Einen, den sie nicht erkannte, sondern als den Gärtner ansah, aufgrund Seiner Anwesenheit und Seiner Frage: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?‘ Die Hoffnung, dass sie nun erfahren würde, was sie suchte, beflügelte ihre Worte – mit Intensität und Pathos. Wenn der vermeintliche Gärtner den heiligen Leib an einen anderen Ort getragen hätte, würde sie ihn mitnehmen, wenn sie nur wüsste, wo er hingelegt wurde. Diese tiefe und qualvolle Liebe, die die Magdalena sogar die Beschränkungen des Verkehrs einer jüdischen Frau mit einem Fremden vergessen ließ, war der Schlüssel, der die Lippen Jesu öffnete. Ein kurzer Moment des Innehaltens, und Er sprach ihren Namen in jenen wohlbekannten Akzenten aus, die sie zuerst von der siebenfachen dämonischen Macht befreit und sie in ein neues Leben gerufen hatten. Es war wie eine weitere Bindung, ein weiterer Ruf in ein neues Leben. Sie kannte seine Erscheinung nicht, so wie die anderen ihn zuerst nicht kannten, so anders und doch so ähnlich war der verherrlichte Leib dem, den sie gekannt hatten. Aber sie konnte die Stimme nicht verkennen, besonders als sie zu ihr sprach und ihren Namen nannte. So erkennen auch wir den Herrn oft nicht, wenn er in einer anderen Gestalt zu uns kommt, als wir ihn kannten. Aber wir können ihn nicht verkennen, wenn er zu uns spricht und unseren Namen ausspricht.

    Vielleicht dürfen wir hier innehalten und aus dem Nicht-Erkennen des Auferstandenen, bis er sprach, diese Frage stellen: Mit welchem Körper werden wir auferstehen? Gleich oder ungleich der Vergangenheit? Ganz gewiss ähnlich. Unsere Leiber werden dann wahrhaftig sein; denn die Seele wird sich gemäß ihrer vergangenen Geschichte verkörpern – sich nicht nur, wie jetzt, in die Gesichtszüge einprägen, sondern sich ausdrücken, so dass ein Mensch an dem erkannt werden kann, was er ist, und als das, was er ist. So hat auch in dieser Hinsicht die Auferstehung einen moralischen Aspekt und ist die Vollendung der Geschichte der Menschheit und eines jeden Menschen. Und auch der Christus muss in seinem verherrlichten Leib all das getragen haben, was er war, all das, was selbst seine engsten Jünger nicht wussten und nicht verstanden, als er bei ihnen war, was sie jetzt nicht erkannten, aber sofort wussten, als er zu ihnen sprach.

    Genau das war es, was nun die Magdalena zu ihrem Handeln veranlasste – und was auch die Antwort des Herrn erklärt. Als sie in ihrem Namen Seinen Namen erkannte, überkam sie das alte Gefühl, und mit dem vertrauten „Rabboni!“Meister – hätte sie Ihn am liebsten ergriffen. War es der unbewusste Impuls, den kostbaren Schatz zu ergreifen, den sie für immer verloren geglaubt hatte; der unbewusste Versuch, sich zu vergewissern, dass es sich nicht nur um eine Erscheinung Jesu aus dem Himmel handelte, sondern um den wirklichen Christus in Seiner Leiblichkeit auf Erden; oder eine Geste der Verehrung, der Beginn solcher Akte der Anbetung, wie sie ihr Herz verlangte? Wahrscheinlich all das; und doch war sie sich in diesem Augenblick wahrscheinlich keines dieser Gefühle bewusst. Aber auf sie alle gab es eine Antwort, und darin eine höhere Richtung, die durch die Worte des Herrn gegeben wurde: „Rührt mich nicht an, denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren“. Nicht der vom Himmel erscheinende Jesus – er war noch nicht zum Vater aufgefahren; nicht der frühere Verkehr, nicht die frühere Huldigung und Anbetung. Es gab noch eine Zukunft der Vollendung vor ihm in der Himmelfahrt, von der Maria nichts wusste. Zwischen dieser Zukunft der Vollendung und der Vergangenheit der Arbeit war die Gegenwart eine Lücke, die teils der Vergangenheit, teils der Zukunft angehörte. An die Vergangenheit konnte man sich nicht erinnern, die Zukunft konnte man nicht vorhersehen. Die Gegenwart diente der Beruhigung, dem Trost, der Vorbereitung und der Belehrung. Lass die Magdalena gehen und seinen „Brüdern“ von der Himmelfahrt erzählen. So würde sie ihnen am besten und wahrhaftigsten sagen, dass sie Ihn gesehen hatte; so würden sie auch am besten erfahren, wie die Auferstehung die Vergangenheit Seines Liebeswerkes für sie mit der Zukunft verband: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott. So kam die vollste Lehre der Vergangenheit, die klarste Offenbarung der Gegenwart und die hellste Lehre der Zukunft – alles in der Auferstehung zusammengefasst – zu den Aposteln durch den Mund der Liebe derjenigen, aus der er sieben Teufel ausgetrieben hatte.

    Noch eine andere Szene an jenem Ostermorgen schildert Matthäus, um zu erklären, wie die bekannte jüdische Verleumdung aufkam, die Jünger hätten den Leichnam Jesu weggestohlen. Er erzählt, wie der Wächter den Hohenpriestern berichtete, was geschehen war, und wie diese ihrerseits den Wächter bestachen, damit er dieses Gerücht verbreite, und gleichzeitig versprachen, dass sie sich für Pilatus einsetzen würden, falls die erfundene Geschichte, sie hätten geschlafen, während die Jünger das Grab raubten, zu ihm gelangen würde. Was auch immer sonst noch gesagt werden mag, wir wissen, dass dies seit der Zeit von Justin Martyra jüdische Erklärung war. In jüngster Zeit ist sie jedoch bei den nachdenklichen jüdischen Schriftstellern durch die so genannte „Visionshypothese“ ersetzt worden, auf die bereits ausführlich eingegangen wurde.

    Es war am frühen Nachmittag jenes Frühlingstages, vielleicht kurz nach dem Frühmahl, als zwei Männer aus diesem Kreis der Jünger die Stadt verließen. Ihre Erzählung gibt einen höchst interessanten Einblick in den Kreis der Kirche in jenen ersten Tagen. Der Eindruck, der uns vermittelt wird, ist der einer völligen Verwirrung, in der nur einige Dinge unerschüttert und fest standen: die Liebe zur Person Jesu, die Liebe unter den Brüdern, das gegenseitige Vertrauen und die Gemeinschaft, zusammen mit einer schwachen Hoffnung auf etwas, das noch kommen wird – wenn nicht Christus in seinem Reich, so doch irgendeine Manifestation davon oder eine Annäherung an es. Das Apostelkollegium scheint in Einzelteile zerbrochen zu sein; selbst die beiden Hauptapostel Petrus und Johannes sind nur „einige von denen, die mit uns waren“. Und das ist kein Wunder, denn sie sind nicht mehr „Apostel“ – ausgesandt. Wer soll sie denn aussenden? Nicht ein toter Christus! Und was wird ihr Auftrag sein, und zu wem und wohin? Und über allem schwebte eine Wolke völliger Ungewissheit und Verwirrung. Jesus war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Aber ihre Herrscher hatten ihn gekreuzigt. Wie sollte ihre neue Beziehung zu Jesus aussehen, wie zu ihren Herrschern? Und was ist mit der großen Hoffnung auf das Reich Gottes, die sie mit ihm verbunden hatten?

    So waren sie an jenem Ostertag selbst über seine Mission und sein Werk im Unklaren: im Unklaren über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Welch ein Bedürfnis nach der Auferstehung und nach der Lehre, die nur der Auferstandene bringen konnte! Diese beiden Männer hatten sich an jenem Tag mit Petrus und Johannes unterhalten. Und es hinterlässt bei uns den Eindruck, dass inmitten der allgemeinen Verwirrung alle solche Nachrichten gebracht hatten, wie sie sie hatten, oder gekommen waren, um sie zu hören, und versucht hatten, aber gescheitert waren, alles zu ordnen oder ein Licht darum herum zu sehen. Die Frauen“ waren gekommen, um von dem leeren Grab zu berichten und von ihrer Vision von Engeln, die sagten, dass er lebe. Aber die Apostel hatten noch keine Erklärung anzubieten. Petrus und Johannes waren gegangen, um sich selbst ein Bild zu machen. Sie brachten die Bestätigung des Berichts, dass das Grab leer war, zurück, aber sie hatten weder Engel noch den gesehen, den sie für lebendig erklärt haben sollten. Und obwohl die beiden offensichtlich den Kreis der Jünger, wenn nicht sogar Jerusalem, verlassen hatten, bevor die Magdalena kam, wissen wir, dass selbst ihr Bericht nicht zur Überzeugung derer beitrug, die ihn hörten.

    Von den beiden, die an jenem frühen Frühlingsnachmittag die Stadt in Begleitung verließen, wissen wir, dass der eine den Namen Kleopas trug. Der andere, der keinen Namen trägt, wurde aus diesem Grund und weil die Erzählung dieses Werkes in ihrer Lebendigkeit den Charakter einer persönlichen Erinnerung trägt, mit dem heiligen Lukas selbst identifiziert. Wenn dem so wäre, dann würde jedes der Evangelien wie ein Bild in irgendeinem dunklen Winkel den Hinweis auf seinen Autor tragen: das erste, das des „Zöllners“; das des Markus, das des jungen Mannes, der in der Nacht des Verrats vor seinen Entführern floh; das des Lukas, in dem Begleiter des Kleopas; und das des Johannes, in dem Jünger, den Jesus liebte. Die Ungewissheit über die Identifizierung dieses Ortes ist fast genauso groß wie die über den zweiten Emmausreisenden. Aber wenn auch nicht der genaue Ort, so doch die Örtlichkeit oder vielmehr das Tal ist so wahrscheinlich, dass wir in der Vorstellung den beiden Gefährten auf ihrem Weg folgen können.

    Wir verlassen die Stadt durch das Westtor. Nach etwa fünfundzwanzig Minuten zügigen Vorankommens haben wir den Rand des Plateaus erreicht. Die blutbefleckte Stadt und der wolken- und düsterbedeckte Aufenthaltsort der Anhänger Jesu liegen hinter uns, und mit jedem Schritt vorwärts und aufwärts scheint die Luft frischer und freier, als ob wir in ihr den Duft der Berge oder sogar die ferne Brise des Meeres spürten. Weitere fünfundzwanzig oder dreißig Minuten – vielleicht ein wenig mehr, da wir hier und da an Landhäusern vorbeikommen – und wir halten inne, um zurückzublicken, jetzt auf die weite Aussicht bis nach Bethlehem. Wieder setzen wir unseren Weg fort. Wir verlassen nun die trostlose, felsige Gegend und kommen in ein Tal. Zu unserer Rechten befindet sich der angenehme Ort, der das alte Nephtoah an der Grenze zu Juda markiert und heute von dem Dorf Lifta eingenommen wird. Nach einer knappen Viertelstunde haben wir die gut befestigte Römerstraße verlassen und steigen in ein schönes Tal hinauf. Der Weg steigt sanft in nordwestlicher Richtung an, wobei die Höhe, auf der Emmaus steht, deutlich vor uns liegt. Etwa in gleicher Entfernung liegen rechts Lifta und links Kolonieh. Die Straßen von diesen beiden, die fast einen Halbkreis beschreiben (die eine nach Nordwesten, die andere nach Nordosten), treffen sich etwa eine Viertelmeile südlich von Emmaus (Hammoza, Belt Mizza). Was für eine Oase in dieser hügeligen Gegend! Entlang des plätschernden Baches, der tief im Tal von einer Brücke überquert wird, liegen duftende Orangen- und Zitronengärten, Olivenhaine, üppige Obstbäume, angenehme Einfriedungen, schattige Winkel, helle Wohnhäuser und auf der Höhe das liebliche Emmaus. Ein schönes Fleckchen, zu dem man an diesem Frühlingsnachmittag spazieren gehen konnte; ein sehr geeigneter Ort, um eine solche Gemeinschaft zu treffen und eine solche Lehre zu finden, wie an diesem Ostertag.

    Es mag dort gewesen sein, wo sich die beiden Straßen von Lifta und Kolonieh treffen, wo der geheimnisvolle Fremde, den sie nicht kannten, weil sie ihn nicht sahen, zu den beiden Freunden stieß. Doch während der ganzen sechs oder sieben Meilen2 hatten sie sich über ihn unterhalten, und selbst jetzt trugen ihre erröteten Gesichter die Spuren der Traurigkeit3 wegen der Ereignisse, von denen sie gesprochen hatten – enttäuschte Hoffnungen, umso bitterer wegen der verwirrenden Nachricht vom leeren Grab und dem fehlenden Leib Christi. So ist uns Christus oft nahe, wenn wir ihn nicht kennen, und so erfüllen Unwissenheit und Unglaube unsere Herzen oft mit Traurigkeit, selbst wenn uns die wahrhaftigste Freude zuteil würde. Auf die Frage des Fremden nach dem Thema eines Gesprächs, das sie so sichtlich berührt hatte,antworteten sie in einer Sprache, die zeigt, dass sie selbst so sehr davon eingenommen waren, dass sie kaum verstehen konnten, wie selbst ein festlicher Pilger und Fremder in Jerusalem es nicht kennen oder seine höchste Bedeutung nicht wahrnehmen konnte. Doch so seltsam unsympathisch er mit seiner Frage auch erscheinen mochte, in seiner Erscheinung lag etwas, das ihnen das Innerste ihres Herzens öffnete. Sie erzählten ihm, was sie über diesen Jesus dachten, wie er sich als ein in Tat und Wort mächtiger Prophet vor Gott und dem ganzen Volk erwiesen hatte, dann, wie ihre Herrscher ihn gekreuzigt hatten, und schließlich, wie sie durch die Nachricht, die die Frauen gebracht hatten und die Petrus und Johannes zwar bestätigt hatten, aber nicht erklären konnten, in neue Verwirrung geraten waren. Ihre Worte waren fast kindlich in ihrer Einfachheit, zutiefst wahrheitsgetreu und mit einem Pathos und einer ernsthaften Sehnsucht nach Führung und Trost, die direkt ins Herz gehen. Solchen Seelen wollte der auferstandene Heiland seine erste Lehre erteilen. Gerade die Zurechtweisung, mit der Er sie eröffnete, muss ihnen Trost gebracht haben. Auch wir sind in unserer Schwachheit manchmal sehr beunruhigt, wenn wir hören, dass gegen eine der großen Wahrheiten unseres heiligen Glaubens scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten aufgeworfen werden, und fühlen uns in vielleicht gleicher Schwachheit getröstet und gestärkt, wenn ein „Großer“ sie beiseite schiebt oder sich angesichts dieser Schwierigkeiten als gläubiger Jünger Christi bekennt. Als ob die mickrige Größe des Menschen bis zu den Geheimnissen des Himmels reichen könnte oder die Kraft eines großen Kindes nötig wäre, um das Gebäude zu halten, das Gott auf dem großen Eckstein errichtet hat! Aber die Zurechtweisung Christi war nicht von dieser Art. Ihr Kummer rührte von ihrer Torheit her, nur auf das Gesehene zu schauen, und zwar aus ihrer Langsamkeit, dem zu glauben, was die Propheten gesagt hatten. Hätten sie darauf geachtet, anstatt sich vom Äußeren verschlingen zu lassen, hätten sie alles verstanden. Hat die Heilige Schrift nicht mit einer Stimme diese doppelte Wahrheit über den Messias gelehrt, dass er leiden und in seine Herrlichkeit eingehen sollte? Warum sollten sie sich dann wundern – warum sollten sie nicht vielmehr erwarten, dass er gelitten hat und dass die Engel ihn wieder lebendig verkündet haben?

    Er sprach es, und neue Hoffnung keimte in ihren Herzen auf, neue Gedanken stiegen in ihren Köpfen auf. Ihr sehnsüchtiger Blick war auf Ihn gerichtet, als Er nun eine nach der anderen die Heilige Schrift von Mose und allen Propheten aufschlug und ihnen in jedem wohlbekannten Abschnitt die Dinge erklärte, die sich auf Ihn bezogen. Ach, wären wir doch dabei gewesen, um zu hören – wenn auch in der Stille unseres Herzens, wenn wir uns nur danach sehnen, und wenn wir mit Ihm wandeln, erschließt Er manchmal so aus der Schrift – ja, aus der ganzen Schrift, was uns durch kritisches Studium nicht zugänglich wird: ‚die Dinge, die sich selbst betreffen‘. Allzu schnell verflogen die Augenblicke. Die kurze Zeitspanne war vorüber, und der Fremde schien im Begriff zu sein, Emmaus zu verlassen – nicht zum Schein, sondern wirklich; denn Christus bleibt nur bei uns, wenn unsere Sehnsucht und unsere Liebe ihn dazu zwingen. Aber sie konnten sich nicht von ihm trennen. Sie drängten Ihn. Die Liebe machte sie erfinderisch. Es ging auf den Abend zu; der Tag war schon weit fortgeschritten; Er musste noch bei ihnen bleiben. Welch ein Ansturm von Gedanken und Gefühlen kommt in uns auf, wenn wir an all das denken und versuchen, uns Zeiten, Szenen und Umstände in unserer Erfahrung vorzustellen, die dem gesegneterweise ähnlich sind.

    Der Meister ließ sich fesseln. Er ging hinein, um, wie sie dachten, für die Nacht ihr Gast zu sein. Das einfache Abendmahl wurde aufgetragen. Er setzte sich zu ihnen an die schlichte Tafel. Und nun war er nicht mehr der Fremde, sondern der Meister. Keiner fragte oder stellte Fragen, als Er das Brot nahm, die Segensworte sprach und es dann brach und ihnen gab. Aber in diesem Moment war es, als wäre eine Hand von ihren Augenlidern genommen worden, als wäre plötzlich der Film von ihren Augen verschwunden. Und so wie sie Ihn kannten, verschwand Er aus ihrem Blickfeld – denn das, was Er zu tun gekommen war, war getan worden. Sie waren nun unsagbar reich und glücklich. Aber inmitten all dessen drängte sich ihnen eines immer wieder neu auf: Noch während ihre Augen gehalten wurden, brannte ihr Herz in ihnen, während Er zu ihnen sprach und ihnen die Schriften öffnete. So hatten sie also die Auferstehungslektion in vollem Umfang gelernt – nicht nur, dass Er tatsächlich auferstanden war, sondern dass es nicht seiner sichtbaren körperlichen Gegenwart bedurfte, wenn Er ihnen nur alle Schriften über sich selbst in Herz und Verstand eröffnete. Und dies, was die anderen Worte über das „Halten“ und „Berühren“ von Ihm betrifft – über das Gespräch und die Gemeinschaft mit Ihm als dem Auferstandenen – war auch die Lektion, die der Magdalena erteilt wurde, als Er ihre liebevolle, verehrende Berührung nicht dulden wollte und sie auf die Himmelfahrt vor Ihm hinwies. Dies ist die große Lektion über den Auferstandenen, die die Kirche am Pfingsttag vollständig gelernt hat.

    Am selben Nachmittag war der Herr unter uns unbekannten Umständen und auf eine uns unbekannte Weise dem Petrus erschienen. Wir können vielleicht annehmen, dass dies nach seiner Offenbarung in Emmaus geschah. Damit würde sich der Kreislauf der Barmherzigkeit schließen: zuerst dem liebevollen Kummer der Frau, dann der liebevollen Ratlosigkeit der Jünger, dann dem ängstlichen Herzen des erschütterten Petrus – und zuletzt dem Kreis der Apostel, der sich wieder um die sichere Tatsache seiner Auferstehung scharte.

    Die beiden in Emmaus hätten die frohe Botschaft nicht für sich behalten können. Selbst wenn sie sich nicht an den Kummer und die Verwirrung erinnert hätten, in denen sie ihre Mitjünger in Jerusalem an jenem Vormittag zurückgelassen hatten, hätten sie es nicht für sich behalten können, hätten nicht in Emmaus bleiben können, sondern hätten zu ihren Brüdern in der Stadt gehen müssen. So ließen sie das nicht gegessene Mahl stehen und eilten den Weg zurück, den sie mit dem nun bekannten Fremden zurückgelegt hatten – aber, ach, mit welch leichteren Herzen und Schritten!

    Sie kannten den Ort, an dem sie „die Zwölf“ – nein, jetzt nicht mehr die Zwölf, sondern „die Elf“ – antrafen, sehr gut, und auch so war ihr Kreis nicht vollständig, denn, wie schon gesagt, war er zersplittert, und zumindest Thomas war an jenem Osterabend des ersten „Herrentags“ nicht bei den anderen. Aber, wie uns Lukas sorgfältig mitteilt,waren die anderen, die sich damals mit ihnen verbanden, bei ihnen. Das ist äußerst wichtig, denn es zeigt, dass die Worte, die der auferstandene Christus bei dieser Gelegenheit sprach, nicht an die Apostel als solche gerichtet waren – ein Gedanke, den auch die Abwesenheit von Thomas verbietet -, sondern an die Kirche, auch wenn sie durch diejenigen der „Zwölf“ oder besser „Elf“, die bei dieser Gelegenheit anwesend waren, personifiziert und repräsentiert sein mag.

    Als die beiden aus Emmaus ankamen, fanden sie die kleine Gruppe wie Schafe vor, die sich vor dem Sturm in der Herde versteckten. Ob sie nun als Jünger Verfolgung befürchteten oder weil die Nachricht vom leeren Grab, die die Obrigkeit erreicht hatte, die Sanhedristen in Angst und Schrecken versetzen würde, es waren besondere Vorkehrungen getroffen worden. Die äußeren und inneren Türen wurden verschlossen, um die Versammlung zu verbergen und eine Überraschung zu verhindern. Aber die Versammelten waren sich nun zumindest einer Sache sicher. Christus war auferstanden. Und als sie von Emmaus aus ihre wundersame Geschichte erzählten, konnten die anderen antiphonisch antworten, indem sie berichteten, wie er nicht nur der Magdalena, sondern auch Petrus erschienen war. Und doch scheinen sie seine Auferstehung noch nicht verstanden zu haben; sie betrachteten sie eher als eine Himmelfahrt, von der aus er sich offenbart hatte, denn als das Wiedererscheinen seiner wirklichen, wenn auch verherrlichten Körperlichkeit.

    Sie saßen bei Tisch – wenn wir aus der Notiz des Markus und aus dem, was unmittelbar danach geschah, schließen dürfen – und diskutierten, nicht ohne erhebliche Zweifel und Bedenken, über die wahre Bedeutung dieser Erscheinungen Christi. Die Erscheinung bei der Magdalena scheint beiseite gelassen worden zu sein – jedenfalls wird sie nicht erwähnt, und auch bei den anderen scheinen sie, jedenfalls von einigen, eher als das angesehen worden zu sein, was wir als geisterhafte Erscheinungen bezeichnen würden. Doch mit einem Mal stand Er mitten unter ihnen. Der gewöhnliche Gruß – auf Seinen Lippen nicht gewöhnlich, sondern eine Realität – erfüllte ihre Herzen zunächst eher mit Schrecken als mit Freude. Sie hatten von Gespenstererscheinungen gesprochen, und nun glaubten sie, „einen Geist zu sehen“ (θεωρεῖν). Dies berichtigte der Heiland zuerst und ein für allemal, indem er ihnen die verherrlichten Wundmale Seiner Heiligen Wunden zeigte und sie aufforderte, Ihn zu berühren, um sich davon zu überzeugen, dass Sein Leib wirklich war und das, was sie sahen, nicht ein körperloser Geist. Der Unglaube des Zweifels wich nun dem Unglauben, alles zu glauben, was es bedeutete, der Freude und der Frage, ob zwischen diesem auferstandenen Christus und ihnen in ihren Leibern nun noch eine Gemeinschaft oder ein Band bestehen könne. Um auch dies zu beseitigen, was, wenn auch unter einem anderen Gesichtspunkt, ebenfalls Unglaube war, nahm der Heiland nun vor ihnen an ihrem Abendmahl aus gebratenen Fischen2 teil und hielt so mit ihnen wahre menschliche Gemeinschaft wie in alten Zeiten.

    Es war diese Lektion Seiner Kontinuität – im strengsten Sinne – mit der Vergangenheit, die erforderlich war, damit die Kirche jetzt sozusagen im Namen, in der Kraft und im Geist des Auferstandenen, der gelebt hatte und gestorben war, wiederhergestellt werden konnte. Noch einmal sprach Er das „Friede sei mit euch!“, und jetzt war es für sie kein Anlass zum Zweifel oder zur Furcht, sondern der bekannte Gruß ihres alten Herrn und Meisters. Danach wurde die Kirche als die Kirche Jesu Christi, des Auferstandenen, neu versammelt und konstituiert. Die Kirche des Auferstandenen sollte die Botschafterin Christi sein, so wie er der Beauftragte des Vaters gewesen war. Die Apostel hatten den Auftrag, das Werk Christi fortzusetzen und nicht ein neues zu beginnen. „“Wie mich der Vater gesandt hat [in der Vergangenheit, denn seine Sendung war vollendet], so sende2 ich euch [in der ständigen Gegenwart, bis zu seiner Wiederkunft]“. Dies kennzeichnet die dreifache Beziehung der Kirche zum Sohn, zum Vater und zur Welt und ihre Stellung in ihr. In der gleichen Weise, zu dem gleichen Zweck, ja, soweit möglich, mit der gleichen Qualifikation und der gleichen Autorität, wie der Vater Christus gesandt hatte, beauftragt er seine Kirche. Und so machte er es zu einem sehr realen Auftrag, als er sie nicht einzeln, sondern als Gemeinde anhauchte und sagte: „Nehmt den Heiligen Geist“, und dies offensichtlich nicht im absoluten Sinne, da der Heilige Geist noch nicht gegeben war, sondern als Bindeglied und Qualifikation für die der Kirche verliehene Vollmacht. Oder, um einen anderen Aspekt zu verdeutlichen, indem wir die Reihenfolge der Worte etwas umkehren: Sowohl die Sendung der Kirche als auch ihre Vollmacht, Sünden zu vergeben oder zu behalten, sind mit einer persönlichen Qualifikation verbunden: „Nehmt ihr den Heiligen Geist“, wobei das Wort „nehmen“ ebenfalls hervorzuheben ist. Dies ist die Vollmacht, die die Kirche besitzt, nicht ex opere operato, sondern in Verbindung mit dem Nehmen und der Einwohnung des Heiligen Geistes in der Kirche.

    Es bleibt noch, diese beiden Punkte zu erklären, soweit wir es können: worin diese Macht, Sünden zu vergeben und zu behalten, besteht, und in welcher Weise sie der Kirche innewohnt. Was den ersten Punkt betrifft, so müssen wir uns zunächst fragen, welche Vorstellung er denjenigen vermittelt, zu denen Christus die Worte gesprochen hat. Es wurde bereits erklärt,dass sich die Macht des „Lösens“ und „Bindens“ auf die gesetzgebende Gewalt bezog, die vom Rabbinerkollegium beansprucht und ihm zugestanden wurde. In ähnlicher Weise bezog sich die hier erwähnte Macht auf ihre juristische oder richterliche Macht, nach der sie eine Person entweder „Zakkai“, unschuldig oder „frei“, „freigesprochen“, „Patur“, oder aber „schuldig“, „Chayyabh“ (ob zur Strafe oder zum Opfer) erklärten. Im eigentlichen Sinne handelt es sich also eher um eine administrative, disziplinarische Macht, „die Macht der Schlüssel“, wie Paulus sie in der korinthischen Kirche in Kraft gesetzt hätte, die Macht der Aufnahme und des Ausschlusses, der autoritativen Erklärung der Vergebung der Sünden, in deren Ausübung (so scheint es dem Verfasser) auch die Autorität zur Verwaltung der heiligen Sakramente enthalten ist. Und doch ist es nicht, wie manchmal dargestellt wird, die „Absolution von den Sünden“, die allein Gott und Christus als Haupt der Kirche zukommt, sondern die Absolution des Sünders, die er seiner Kirche übertragen hat: „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben. Diese Worte lehren uns auch, dass das, was die Rabbiner aufgrund ihres Amtes beanspruchten, der Herr seiner Kirche aufgrund des Empfangs und der Innewohnung des Heiligen Geistes geschenkt hat.

    Bei der Beantwortung der zweiten vorgeschlagenen Frage müssen wir einen wichtigen Punkt berücksichtigen. Die Macht des „Bindens“ und „Lösens“ war in erster Linie den Aposteln übertragen worden,und wurde von ihnen in Bezug auf die Kirche ausgeübt. c Die Macht der Sündenvergebung und des Behaltens der Sünden hingegen war in erster Linie der Kirche übertragen worden und wurde von ihr durch ihre Vertreter, die Apostel, und diejenigen, denen sie die Herrschaft übertragen hatten, ausgeübt. Obwohl also der Herr in jener Nacht diese Macht seiner Kirche übertragen hat, geschah dies in der Person ihrer Vertreter und Leiter. Die Apostel allein konnten gesetzgebende Funktionen ausüben, aber die Kirche hat bis ans Ende der Zeiten „die Macht der Schlüssel“.

    Einer der Apostel, Thomas, war an jenem Osterabend im Kreis der Jünger abwesend gewesen. Selbst als man ihm von den wunderbaren Ereignissen jener Versammlung erzählte, weigerte er sich zu glauben, es sei denn, er hätte einen persönlichen und sinnlichen Beweis für die Wahrheit des Berichts. Es kann kaum sein, dass Thomas nicht an die Tatsache glaubte, dass der Leib Christi das Grab verlassen hatte, oder dass er wirklich erschienen war. Aber er hielt an dem fest, was wir die Visionshypothese, oder in diesem Fall eher die Gespenstertheorie, nennen können. Solange aber auch dieser Apostel nicht zur Überzeugung von der Auferstehung im einzig wahren Sinne – von der identischen, wenn auch verklärten Leiblichkeit des Herrn und damit von der Kontinuität der Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft – gelangt war, war es unmöglich, den apostolischen Kreis neu zu bilden oder den apostolischen Auftrag zu erneuern, da dessen ursprüngliche Botschaft das Zeugnis über den Auferstandenen war. Dies scheint, wenn man so will, der Grund zu sein, warum die Apostel noch in Jerusalem blieben, anstatt, wie befohlen, dem Meister nach Galiläa zu folgen.

    Eine ruhige Woche war vergangen, in der – und auch das mag für unsere doppelte Lehre sein – die Apostel Thomas nicht ausschlossen,und Thomas sich auch nicht von den Aposteln zurückzog. Wieder einmal war der Tag der Tage gekommen – die Oktav des Festes. Von diesem Ostertag an mußte die Kirche, auch ohne besondere Einsetzung, das wöchentlich wiederkehrende Gedenken an seine Auferstehung feiern, als den Tag, an dem er der Kirche den Hauch eines neuen Lebens einhauchte und sie zu seiner Stellvertreterin weihte. Es war also nicht nur das Gedächtnis seiner Auferstehung, sondern auch der Geburtstag der Kirche, so wie Pfingsten der Tag ihrer Taufe war. In dieser Oktav waren die Jünger also wieder versammelt, und zwar unter ganz ähnlichen Umständen wie an Ostern, aber jetzt war auch Thomas dabei. Erneut – und wieder wird besonders darauf hingewiesen: „die Türen waren verschlossen “ – erschien auferstandene Heiland inmitten der Jünger mit der bekannten Begrüßung. Er bot Thomas nun den geforderten Beweis an; aber er wurde nicht mehr gebraucht oder gesucht. Voller Gefühlsausbruch gab er sich der gesegneten Überzeugung hin, die, einmal gebildet, sofort in einen Akt der Anbetung übergegangen sein muss: „Mein Herr und mein Gott! Dies war das vollste Bekenntnis, das er bis dahin abgelegt hatte, und es umfasste wahrhaftig das ganze Ergebnis der neuen Überzeugung von der Wirklichkeit der Auferstehung Christi. Wir erinnern uns, wie Nathanael unter ähnlichen Umständen als Erster das vollste Bekenntnis ablegte. Wir erinnern uns auch an die analoge Antwort des Erlösers. Wie damals, so wies er auch jetzt auf das Höhere hin: auf einen Glauben, der nicht das Ergebnis des Sehens war und daher durch das Sehen, sei es durch die Sinne oder durch die Erkenntnis des Verstandes, begrenzt und begrenzt wurde. Wie jemand sehr treffend bemerkt hat: „Diese letzte und größte der Seligpreisungen ist das eigentümliche Erbe der späteren Kirche „damit das treffendste Weihegeschenk dieser Kirche.

    Die nächste Szene, die uns präsentiert wird, spielt wieder am See Genezareth. Die Offenbarung an Thomas und damit die Wiederherstellung der Einheit des apostolischen Kreises hatte ursprünglich das Johannesevangelium abgeschlossen. Aber die in der frühen Kirche verbreitete Nachricht, dass der Jünger, den Jesus liebte, nicht sterben würde, veranlasste ihn, seinem Evangelium als Anhang einen Bericht über die Ereignisse hinzuzufügen, mit denen sich diese Erwartung verbunden hatte. Es ist für den Kritiker sehr lehrreich, wenn er auf Schritt und Tritt aufgefordert wird zu erklären, warum diese oder jene Tatsache nicht oder nur in einem Evangelium erwähnt wird, festzustellen, dass das vierte Evangelium ohne die Korrektur eines möglichen Missverständnisses in Bezug auf den greisen Apostel keinen Hinweis auf die Erscheinung Christi in Galiläa, ja nicht einmal auf die Anwesenheit der Jünger dort vor der Himmelfahrt enthalten hätte. Dennoch hatte der heilige Johannes sie im Sinn. Und sollten wir daraus nicht lernen, dass das, was uns als seltsame Auslassungen erscheint, die, wenn man sie mit den anderen Berichten der Evangelien vergleicht, Unstimmigkeiten zu beinhalten scheinen, der befriedigendsten Erklärung fähig sein können, wenn wir nur alle Umstände kennen würden?

    Die Geschichte selbst funkelt wie ein Edelstein in ihrer besonderen Umgebung. Sie handelt vom grünen Galiläa und vom blauen See und erinnert an die ersten Tage und Szenen dieser Geschichte. Nach dem Bericht des Matthäus gingen „die elf Jünger nach Galiläa“ – wahrscheinlich unmittelbar nach der Osteroktav. Es kann kaum bezweifelt werden, dass sie nicht nur die Tatsache der Auferstehung bekannt machten, sondern auch das Stelldichein, das der Auferstandene ihnen gegeben hatte – vielleicht auf jenem Berg, wo er seine erste „Predigt“ gehalten hatte. Und so kam es, dass „einige zweifelten “ und dass er danach den fünfhundert auf einmal erschien. Aber an jenem Morgen waren am See von Tiberias nur sieben der Jünger. Nur fünf von ihnen werden genannt. Es sind diejenigen, die am engsten mit ihm zusammen waren – vielleicht auch diejenigen, die am nächsten am See wohnten

    Die Szene wird durch Peters Vorschlag eingeleitet, angeln zu gehen. Es scheint, als ob die alten Gewohnheiten mit den alten Assoziationen zu ihnen zurückgekehrt wären. Petrus‘ Gefährten schlugen natürlich vor, sich ihm anzuschließen. In jener stillen, klaren Nacht waren sie auf dem See, aber sie fingen nichts. Erinnert sie das nicht an das frühere Ereignis, als Jakobus und Johannes sowie Petrus und Andreas zu Aposteln berufen wurden, und erinnert es Petrus nicht besonders an das Erforschen und Ausloten seines Herzens am darauffolgenden Morgen? a Aber sie waren sich ihrer selbst so wenig bewusst, und, fügen wir hinzu, diese Geschichte ist so weit entfernt von jeder Spur eines legendären Entwurfs,dass nicht der geringste Hinweis darauf zu finden ist. Der frühe Morgen brach an, und unter dem rosigen Schein des Himmels lagen die kühlen Schatten noch auf dem kieseligen „Strand“. Dort stand die Gestalt des Einen, den sie nicht erkannten, ja nicht einmal, als Er sprach. Doch Seine Worte sollten ihnen diese Erkenntnis bringen. Die Anweisung, das Netz auf der rechten Seite des Schiffes auszuwerfen, brachte ihnen, wie Er gesagt hatte, den Fang, für den sie sich die ganze Nacht vergeblich abgemüht hatten. Und mehr als das: eine solche Menge von Fischen, dass sie nicht in der Lage waren, das Netz ins Schiff zu ziehen. Das war genug für den Jünger, den Jesus liebte“, und dessen Herz ihn vielleicht vorher verraten hatte. Er flüsterte Petrus zu: „Es ist der Herr“, und Simon, der nur ehrfürchtig sein Fischerobergewand um sich schlang,2 warf sich ins Meer. Doch auch so scheint Petrus durch seine Eile nichts gewonnen zu haben, außer, dass er früher an der Seite Christi war. Die anderen verließen das Schiff und stiegen in ein kleines Boot um, das an das Schiff angehängt gewesen sein muss; sie folgten ihm, ruderten die kurze Strecke von etwa hundert und zogen das mit Fischen beladene Netz hinter sich her.


    Sie betraten den Strand, der von Seiner Gegenwart geweiht war, schweigend, als ob sie eine Kirche oder einen Tempel betreten hätten. Sie wagten es nicht einmal, das Netz mit den Fischen, das sie ans Ufer gezogen hatten, zu entsorgen, bis Er ihnen sagte, was sie tun sollten. Das einzige, was sie bemerkten, war, dass eine unsichtbare Hand das Morgenmahl zubereitet hatte, von dem sie auf die Frage des Meisters hin zugaben, dass sie es nicht selbst zubereitet hatten. Und nun wies Jesus sie an, die gefangenen Fische zu bringen. Als Petrus das beschwerte Netz heraufzog, fand er es voll mit großen Fischen, nicht weniger als hundertdreiundfünfzig an der Zahl. Es ist nicht nötig, dieser Zahl irgendeine symbolische Bedeutung beizumessen, wie es die Väter und die späteren Autoren getan haben. Wir können durchaus verstehen – ja, es scheint geradezu natürlich, dass sie unter den besonderen Umständen die großen Fische in jenem wundersamen Zug zählten, der das Netz noch unversehrt ließ. Es mag sein, dass ihnen gesagt wurde, sie sollten die Fische zählen – zum Teil auch, um die Realität des Geschehenen zu zeigen. Aber auf dem Kohlenfeuer scheint nur ein einziger Fisch gewesen zu sein, und daneben nur ein einziges Brot. 2 Zu diesem Mahl lud er sie nun ein, denn sie scheinen sich noch immer in ehrfürchtiger Furcht zurückgehalten zu haben und wagten nicht, ihn zu fragen, wer er sei, obwohl sie wussten, dass es der Herr war. Dies war, wie der heilige Johannes bemerkt, die dritte Erscheinung Christi vor den Jüngern als Körper.

    Und doch war dieser Morgen des Segens noch nicht zu Ende. Das genügsame Mahl war vorbei, mit all seiner bedeutsamen Lehre von der gerade ausreichenden Versorgung seiner Diener und dem reichlichen Vorrat in dem ungebrochenen Netz neben ihnen. Aber es bedurfte noch einer besonderen Belehrung, mehr noch als die für Thomas, für den, dessen Werk unter den Aposteln so herausragend sein sollte, dessen Liebe so glühend war und doch in ihrer Glut so voller Gefahren für ihn selbst. Denn unsere Gefahren rühren nicht nur von einem Mangel her, sondern vielleicht auch von einem Übermaß an Gefühl, wenn dieses Gefühl nicht mit der inneren Kraft übereinstimmt. Hatte Petrus nicht aufrichtig, aber, wie sich herausstellte, im Irrtum gestanden, dass seine Liebe zu Christus selbst einer Prüfung standhalten würde, die alle anderen zerstreuen würde? Und hatte er nicht fast unmittelbar danach, obwohl prophetisch davor gewarnt, seinen Herrn dreimal verleugnet? In der Tat war Jesus dem Petrus seitdem besonders als der Auferstandene erschienen. Aber diese dreimalige Verleugnung stand noch immer sozusagen unaufgehoben vor den anderen Jüngern, ja vor Petrus selbst. Darauf bezog sich nun die dreifache Frage nach dem auferstandenen Herrn. Indem er sich an Petrus wandte, wies er ihn auf die Gefahr des Selbstbewusstseins hin – eines Selbstbewusstseins, das nur aus einem Gefühl der persönlichen Zuneigung erwächst, auch wenn es echt ist – und fragte: „Simon, Sohn Jenas“ – sozusagen mit vollem Bezug auf das, was er von Natur aus war – „liebst du mich mehr als diese? Petrus hat das alles verstanden. Nicht mehr im Vertrauen auf sich selbst, die frühere Bezugnahme auf die anderen vermeidend, und sogar mit deutlicher Wahl eines anderen Wortes, um seine Zuneigung auszudrücken4 als das, das der Heiland benutzt hatte, antwortete er, eher an das Bewusstsein seines Herrn als an sein eigenes appellierend: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Und auch hier ist die Antwort Christi charakteristisch. Sie bestand darin, ihm die bescheidenste Arbeit zu übertragen, die die größte Sorgfalt und Geduld erforderte: „Weide Meine Lämmer.

    Doch ein zweites Mal kam dieselbe Frage, wenn auch jetzt ohne den Hinweis auf die anderen, und mit derselben Antwort des Petrus der nun veränderte und erweiterte Auftrag: „Weide (ποίμαινε) Meine Schafe“. Noch ein drittes Mal wiederholte Jesus dieselbe Frage, wobei er nun genau das Wort benutzte, mit dem Petrus seine Zuneigung ausgedrückt hatte. Petrus war betrübt über diese dreimalige Wiederholung. Sie erinnerte ihn nur zu bitter an seine dreimalige Verleugnung. Und doch zweifelte der Herr nicht an der Liebe des Petrus, denn jedes Mal schloss Er seine Frage mit einem neuen apostolischen Auftrag an; aber jetzt, wo Er sie zum dritten Mal stellte, wollte Petrus, dass der Herr den Tonfall ganz in die tiefste Tiefe seines Herzens hinabschickt: „Herr, Du weißt alles – Du erkennst , dass ich Dich liebe! Und nun sprach der Heiland: „Weide Meine Schafe. Seine Lämmer, Seine Schafe, die versorgt werden sollen, die als solche gehütet werden sollen! Und nur die Liebe kann einen solchen Dienst leisten.

    Ja, und Petrus hat den Herrn Jesus geliebt. Er hatte ihn geliebt, als er es sagte, nur zu sicher in der Stärke seiner Gefühle, dass er dem Meister bis in den Tod folgen würde. Und Jesus sah alles – ja, und wie diese Liebe des glühenden Temperaments, die ihn einst in wilder Freiheit umherstreifen ließ, einem geduldigen Werk der Liebe Platz machen und mit jenem Martyrium gekrönt werden würde, das, als der geliebte Jünger schrieb, bereits der Vergangenheit angehörte. Und gerade die Art des Todes, durch den er Gott verherrlichen sollte, wurde in den Worten Jesu angedeutet.

    Als er sie aussprach, verband er die symbolische Handlung mit seinem „Folge mir nach“. Dieser Befehl und die Ermutigung, im Tod buchstäblich wie er gemacht zu werden – ihm zu folgen -, waren Petrus‘ beste Kraft. Er gehorchte; doch als er sich umdrehte, sah er einen anderen folgen. Wie Johannes es selbst ausdrückt, scheint es fast zu vermitteln, dass er sich danach gesehnt hatte, den Ruf des Petrus zu teilen, mit allem, was er mit sich brachte. Denn Johannes spricht von sich selbst als dem Jünger, den Jesus liebte, und er erinnert uns daran, dass er in jener Nacht des Verrats in besonderer Weise mit Petrus geteilt hatte, ja, dass er gesprochen hatte, was der andere im Stillen von ihm verlangt hatte. War es Ungeduld, war es ein Hauch des alten Petrus, oder war es ein einfaches Erkundigen aus brüderlichem Interesse, das ihn zu der Frage veranlasste, als er auf Johannes deutete: „Herr, und dieser Mann, was? Was auch immer das Motiv war, für ihn wie für uns alle, wenn wir, verwirrt über diejenigen, die Christus nachzufolgen scheinen, danach fragen – manchmal in bigotter Engstirnigkeit, manchmal in Unwissenheit, Torheit oder Eifersucht – ist dies die Antwort: „Was geht dich das an? Denn auch Johannes hatte sein Lebenswerk für Christus. Er sollte „ausharren“, während er kam – diese vielen Jahre in geduldiger Arbeit ausharren, während Christus kam.

    Aber was bedeutete das? Unter den Brüdern verbreitete sich das Gerücht, Johannes solle nicht sterben, sondern ausharren, bis Jesus wiederkomme, um zu herrschen, und der Tod in den Sieg verschlungen werde. Aber Jesus hatte das nicht gesagt, sondern nur: „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme“. Was dieses ‚Kommen‘ war, hatte Jesus nicht gesagt, und Johannes wusste es nicht. Es gibt also Dinge, die mit seinem Kommen zusammenhängen, über die Jesus den Schleier belassen hat, der erst durch seine eigene Hand gelüftet werden soll, und von denen er will, dass wir sie nicht kennen, und wir sollten uns damit begnügen, sie so zu lassen, wie er sie gelassen hat.

    Über diese Erzählung hinaus haben wir nur kurze Notizen: vom heiligen Paulus über die Offenbarung Christi an Jakobus, die ihn wahrscheinlich endgültig für Christus entschied, und über seine gleichzeitige Offenbarung an die fünfhundert Jünger; vom heiligen Matthäus über die Begegnung der Elf mit ihm auf dem Berg, wo er sie hingestellt hatte; vom heiligen Lukas über die Belehrung in der Heiligen Schrift während der vierzigtägigen Kommunikation zwischen dem auferstandenen Christus und den Jüngern.

    Aber dieses zweifache Zeugnis kommt uns von Matthäus und Markus, dass die anbetenden Jünger nun wieder zum apostolischen Kreis – nun zu Aposteln des auferstandenen Christus – geformt wurden. Und das war die Begründung für ihren neuen Auftrag: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“. Und das war ihr neuer Auftrag: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Und das war ihre Aufgabe: „Lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe“. Und dies ist seine endgültige und sichere Verheißung: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“.

    Wir befinden uns wieder in Jerusalem, wohin er sie gebeten hatte, auf die Erfüllung der großen Verheißung zu warten. Das Pfingstfest rückte näher. Und an diesem letzten Tag, dem Tag seiner Himmelfahrt, führte er sie in das wohlbekannte Bethanien. Von dort aus, wo Er das letzte Mal vor Seiner Kreuzigung triumphal in Jerusalem eingezogen war, würde Er sichtbar in den Himmel einziehen. Noch einmal hätten sie Ihn nach dem gefragt, was ihnen als die endgültige Vollendung erschien – die Wiederherstellung des Königreichs Israel. Aber solche Fragen wurden ihnen nicht gestellt. Sie sollten arbeiten, nicht ruhen; leiden, nicht triumphieren. Die große Verheißung, die vor ihnen lag, war geistliche, nicht äußere Macht: der Heilige Geist – und ihre Berufung, noch nicht mit ihm zu regieren, sondern für ihn Zeugnis abzulegen. Und während er so sprach, hob er seine Hände segnend über sie, und als er sichtbar emporgehoben wurde, nahm ihn eine Wolke auf. Und noch immer blickten sie mit aufgeworfenen Gesichtern auf die leuchtende Wolke, die ihn aufgenommen hatte, und zwei Engel sprachen zu ihnen diese letzte Botschaft von ihm, dass er so kommen solle, wie sie ihn in den Himmel hatten gehen sehen.

    Und so wurde auch ihre letzte Frage an ihn, bevor er sich von ihnen trennte, beantwortet, und zwar mit seliger Gewissheit. Sie beteten ihn ehrfürchtig an und kehrten dann mit großer Freude nach Jerusalem zurück. Es war also alles wahr, alles echt – und Christus „setzte sich zur Rechten Gottes“. Von nun an, ohne zu zweifeln, ohne sich zu schämen und ohne sich zu fürchten, „waren sie beständig im Tempel und priesen Gott“. „Und sie gingen hinaus und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bestätigte das Wort durch die Zeichen die folgten. Amen.

    Amen! Es ist so. Lasst die Glocken des Himmels läuten, singt den engelhaften Willkommensgruß der Anbetung, tragt ihn bis an die äußersten Grenzen der Erde! Scheine aus Bethanien, du Sonne der Gerechtigkeit, und vertreibe den Nebel und die Finsternis der Erde, denn der goldene Tag des Himmels ist angebrochen!

    Aldred Edersheim – Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten

                    Wenn du nur vertrauen könntest, dann würdest du Gottes große Herrlichkeit sehen

                    Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glauben würdest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?
                    Elberfelder 1871 – Johannes 11,40

                    Sagt ihr Jesus: „Habe ich dir nicht versprochen, dass du den Herrlichkeitsglanz Gottes zu Gesicht bekommen würdest, falls du Vertrauen hättest?“
                    Gottes Agenda – Johannes 11:40

                    Da antwortete Jesus ihr: »Habe ich dir nicht gesagt: ›Wenn du nur vertrauen könntest, dann würdest du Gottes große Herrlichkeit sehen.‹?«
                    Das Buch – Joh 11,40

                    Jesus aber erinnerte Marta an seine zuvor gegebene Verheißung (V. 25 – 26; vgl. V. 4). Wenn sie seinem Wort, daß er die Auferstehung und das Leben sei, glaubte und sich darauf verließ, sollte sie die Herrlichkeit Gottes sehen. Doch wenn die Schwestern Jesus nicht sowieso vertraut hätten, hätten sie ihm wohl kaum die Erlaubnis gegeben, das Grab zu öffnen.

                    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

                    In dem, was Jesus Martha unmittelbar vorher gesagt hatte, sollte sie die Quelle und die Grundlage ihres Vertrauens finden. Es war eine Selbstoffenbarung Jesu, die sie erlebt hatte. Denn alles wirkliche Gottvertrauen wird ja allein aus einer vorangegangenen erlebten Selbstoffenbarung Gottes geboren. Glaube ist daher Wille zum Einswerden mit Gott. Zu diesem Einswerden mit Gott wollte Jesus auch die Martha führen. Daher hatte Jesus ihr gesagt „Dein Bruder soll auferstehen!“ Und da sie glaubte, dass Jesus nur von der zukünftigen allgemeinen Auferstehung der Toten rede, sprach Jesu zu ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit“
                    Das war das Jesuserlebnis, aus dem Martha jenes Licht und jene Kraft schöpfen sollte, um dem Herrn auch auf dem Boden zu vertrauen, auf dem sie die Kräfte und Vollmachten ihres Meisters noch nicht erlebt hatte. Denn Gott zu vertrauen auf einem Boden, auf dem man Gott schon so oft und so mannigfaltig erlebt hat, ist nicht schwer. Das war auch Martha und Maria nicht schwer geworden. Daher hatten sie gleich nach der Erkrankung ihres Bruders ihrem Freund und Meister sagen lassen: „Herr, den du lieb hast, der liegt krank!“ Hier jedoch handelte es sich um ein Vertrauen, das über alle bisherigen Erfahrungen hinausging. Denn alles neue Leben liegt ja zunächst jenseits unserer bisherigen Erfahrungen.
                    In dem mannigfachen Weh und Leid der Menschheit hatten Maria und Martha zwar gesehen, wie sich da die Kraft Gottes in den Vollmachten Jesu zum Heil und Leben der Elenden auswirkte. Dass aber auch das ganze Gebiet des Todes und der Verwesung unter seinen Vollmachten stehe, und alles Leben und Auferstehen an seine Person und an sein Wort gebunden sei, das hatte man bisher nicht erlebt.
                    Am Grabe ihres Bruders sollte jedoch offenbar werden, dass Jesus auch auf dem dunklen Gebiet der Todesherrschaft die unumschränkte Lebensherrschaft besitzt. Daher sprach Jesus auch zu Martha: „Habe ich Dir nicht gesagt, so du glauben würdest, solltest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ Sie sollte am Grabe ihres verstorbenen Bruders erleben, dass Jesu schöpferische Lebenskräfte stärker seien als alle zersetzenden Todesmächte, unter denen die ganze Schöpfung seufzt und leidet, und denen kein Fleisch zu widerstehen vermag. Solange Martha nicht glaubte, widersprach sie. Erst als Jesu Worte der Inhalt ihres Vertrauens wurden, erlebte sie im Handeln ihres Meisters die Herrlichkeit Gottes auch am Grabe ihres verstorbenen Bruders

                    Jakob Kroeker – Er sprach zu mir – Andachten für jeden Tag

                    . Er gab Martha eine sanfte Rüge (man beachte, daß Er sagte „dir“, als ob Maria ihre Empfindungen nicht teilte). In V.4 hatte der Herr den Jüngern gesagt, daß Lazarus Krankheit „um der Herrlichkeit Gottes“ und um Seiner eigenen Herrlichkeit willen als Sohn Gottes war. Er muß Maria etwas Ähnliches im Gespräch der Verse 23-26 gesagt haben. Es ging nicht um Seine persönliche äußerliche Herrlichkeit wie auf dem Berg der Verklärung, sondern um Herrlichkeit, die an und durch das Zeichen gesehen werden sollte. Offensichtlich führt Glauben dazu, daß man sieht. Entsprechend sagt 5Mo 1,32.33 ,daß der Unglaube dazu führte, daß das Volk das Land nicht sehen würde.

                    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

                    Am Grab angekommen, befahl Jeschua, dass der Stein weggerollt werden sollte (Joh 11,39 a). Martha, die auf diese Dinge achtete, erhob Einspruch gegen seine Anweisung, weil ihr Bruder schon vier Tage tot war und der Leichnam zu dieser Zeit stinkt (Joh 11,39 b). Innerhalb des jüdischen Bezugsrahmens ist die Tatsache, dass Lazarus seit vier Tagen tot war, von Bedeutung. Jeschua wartete absichtlich auf seinen Tod und wartete speziell darauf, am vierten Tag zu kommen. Der Grund dafür hängt mit der damals üblichen rabbinischen Lehre zusammen, dass, wenn ein Mensch starb, sein Geist drei Tage lang über dem Körper schwebte; während dieser drei Tage gab es immer eine kleine Möglichkeit der Wiederbelebung. Am Ende des dritten Tages, so wurde gelehrt, stieg der Geist in den Scheol hinab, was eine Wiederbelebung unmöglich machte:
                    R. Berei und R. Pappi, R. Joshua von Sikhnin im Namen von R. Levi: „In den ersten drei Tagen nach dem Tod schwebt die Seele über dem Körper und denkt, dass sie zum Körper zurückkehren wird. Wenn die Seele den Körper sieht, dass sich das Aussehen des Gesichts verändert hat, verlässt sie den Körper und geht ihren Weg.“

                    Nur durch ein Wunder der Auferstehung würde der Mann wieder leben, und die Auferstehung, wie bereits erwähnt, wurde geglaubt, dass sie in den letzten Tagen geschehen würde, wenn der Messias kommt. Weil dies ein Zeichen war, das Jeschua dem Volk zu geben versprochen hatte, legte er die Bühne absichtlich so aus, dass sie es nicht weg erklären konnten, indem sie behaupteten, Lazarus sei wiederbelebt worden. Sie mussten zu dem Verständnis kommen, dass das Wunder Jeschuas Behauptungen, der Messias zu sein, unterstützte, da Lazarus einen Tag zu viel tot gewesen war.

                    Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

                    Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben

                    Da sprach Martha zu Jesu: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben; aber auch jetzt weiß ich, daß, was irgend du von Gott bitten magst, Gott dir geben wird.
                    Elberfelder 1871 – Johannes 11,21–22

                    Martha sagte nun zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben. V. 3 32
                    Und jetzt weiss ich (trotzdem): Alles, um was du Gott bitten wirst, wird Gott dir geben. Joh 9:31.33
                    Zürcher 1931 – Johannes 11:21–22

                    Traurig sagte Martha zu Jesus: «Herr, wärst du hier gewesen, würde mein Bruder noch leben. Aber auch jetzt weiß ich, daß Gott dir alles geben wird, worum du ihn bittest.»
                    Hoffnung für alle – 1996 – Joh 11,21–22

                    Beim Anblick ihres Herrn sprach Martha den Gedanken aus, der sie und Maria tagelang gequält hatte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, so wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Dennoch waren Marthas Glaube und ihre Hoffnung noch lebendig. Sie sagte: „Und doch weiß ich jetzt, dass, so vieles du von Gott erbittest, Gott dir geben wird.“ Jesus sagte sofort etwas, um sie im Glauben zu stärken: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Joh 11:21-23).

                    jW – Ahmt ihren Glauben nach

                    Jesus hätte Lazarus natürlich heilen können, wie Martha im heutigen Tagestext sagte. Aber er hat etwas anderes vor, etwas Großartiges.

                    Der Wachtturm 04-2023

                    Jeschua näherte sich Bethanien, und als Martha hörte, dass Er kam, ging sie hinaus, um Ihm entgegenzugehen, bevor Er am Grab ankam (Johannes 11:17-20). Sie schimpfte mit Jeschua, weil er nicht gehandelt hatte, als sie ihn zuerst riefen: Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben (Joh 11,21). Wenn Jeschua gekommen wäre, als sie Ihn zuerst gerufen hatten, hätte Er Lazarus heilen können. Wäre Er früher gekommen, wäre ihr Bruder noch am Leben. Sie bekräftigte jedoch ihren Glauben an Ihn (Johannes 11:22).

                    Jeschua antwortete auf ihre Zurechtweisung mit den Worten: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Johannes 11:23). Martha nahm an, dass Er von der prophetischen Zukunft und der endgültigen Auferstehung am letzten Tag sprach (Johannes 11:24), ein grundlegender Glaube des Judentums. Sie bekräftigte klar ihren Glauben an seine Messiasschaft, und sie erkannte klar seine Macht vor dem Tod, aber sie erkannte nicht seine Macht über den Tod. Das gab Jeschua die Gelegenheit, seine fünfte „Ich bin“-Aussage zu machen, die von Jochanan aufgezeichnet wurde: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben“ (Johannes 11:25-26). Diejenigen, die an die Messiasschaft Jeschuas glauben, mögen zwar physisch sterben, aber sie werden nie wieder geistlich sterben; und obwohl sie physisch sterben, wird ihr Körper eines Tages auferweckt werden.

                    Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

                    Was den Zeitlauf betrifft, irren sowohl der Wachtturm als auch Arnold Fruchtenbaum! Denn wenn wir uns die Verse anschauen, so wartet Jesus nur 2 Tage, um sich dann auf den Weg zu machen – und nicht 4 Tage 😉

                    Marta, die Tatkräftige, ging Jesus entgegen, während Maria, die kontemplative Schwester, wartete. (Vgl. Lk 10,39-42 ,wo die beiden Schwestern ähnlich charakterisiert werden.) Martas Gruß war so etwas wie ein Glaubensbekenntnis. Sie war überzeugt, daß Jesus ihren Bruder hätte heilen können, wenn er da gewesen wäre. Darin scheint keine Kritik an Jesus zu stecken, denn sie wußte ja, daß ihr Bruder bereits tot war, als die Boten bei Jesus anlangten. Ihre Worte „aber auch jetzt weiß ich: was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben“ könnten zwar als Hinweis auf die Aufweckung ihres Bruders verstanden werden, doch ihr Protest vor dem Grab (Joh 11,39) und ihre Worte in Vers 24 widersprechen dieser Interpretation. Was sie hier sagte, war also wohl nur ganz allgemein ein Ausdruck ihrer Überzeugung, daß Jesus den Segen des Vaters besaß.

                    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

                    Wiederum ist es charakteristisch, dass »Marta« zuerst das Wort ergreift. Zwar redet auch Maria in Vers 32 als Erste, aber ihrem Reden geht das Niederknien voraus; außerdem wird ihr Weinen berichtet (V. 33), während von Martas Tränen nicht gesprochen wird. Mit wenigen Strichen zeichnet der Evangelist ein außerordentlich einprägsames Bild der verschiedenartigen und doch im Glauben verbundenen Schwestern.
                    Offenbar hat sich damals im Jüngerkreis schon die Anrede »Herr« für »Jesus« durchgesetzt (vgl. V. 12 und Joh 6,68; 9,38; 11,3). Das aramäische Wort für »Herr«, Mar, hat sich dann noch lange Zeit in der Gebetssprache der griechischsprechenden Gemeinden erhalten (1Kor 16,22).
                    Was Marta sagt, ist Ausdruck eines ganz großen Vertrauens, das unseren Kleinglauben zutiefst beschämt:
                    »Wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben.« Sie traut also Jesus die Macht zu, jede Krankheit zu stoppen und zu heilen; und offensichtlich geht sie von dem engen Verhältnis aus, das die Betanien -Jünger zu Jesus hatten. Nicht umsonst lautete ja die Botschaft in Vers 3:
                    »Siehe, den du lieb hast, der liegt krank.« Der heutige Leser darf allerdings den Text nicht missverstehen, als wolle er sagen, dass kein Jünger krank werde oder dass jeder kranke Christ von Jesus geheilt werde.
                    Der nächste Satz (V. 22) vertieft dieses Vertrauen noch:
                    »Aber auch jetzt noch weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, was du von Gott erbittest.« Das heißt doch:
                    »Auch jetzt noch« sind deiner Hilfe keine menschlichen Grenzen gezogen! Dabei überlässt sie es ganz und gar Jesus, »was« er tun will – und gerade das ist das Großartige! Vielleicht hat Marta so gesprochen, weil sie sich an das Vaterunser hielt:
                    »Dein Wille geschehe.« Hochinteressant ist die genauere Formulierung. Marta hat begriffen, dass Jesus nicht aus eigener Vollmacht handeln will, sondern ganz aus der Vollmacht des Vaters. Deshalb sieht sie Jesu Wunder als die Erhörung seiner Gebete an – ein Gedanke, der entsprechend der Verse 41ff. sein Recht hat. Dennoch liegt in dieser Ansicht noch etwas Unausgereiftes. Gebetsheilungen vollbrachten ja auch die Rabbinen. Im Talmud heißt es nicht nur:
                    »Größer noch ist das Gebet als gute Taten« (b Berachot 32 b), sondern es gab Rabbinen, die Regen »erbitten« konnten, wann immer es nötig war (z. B. Choni der Kreiszieher und dessen Enkel; b Taanit 23 b). Und es gab Beter, wie Rabbi Chanina ben Dosa, die Schwerkranke durch ihr Gebet vom Tode erretteten (b Berachot 34 b). Der Unterschied zu diesen bevollmächtigten Rabbinen wird noch nicht sichtbar, wenn Marta sagt:
                    »Ich weiß, dass Gott dir alles geben wird, was du von Gott erbittest.« Deshalb führt sie Jesus im folgenden Gespräch weiter, damit sie die Einzigartigkeit des Gottessohnes erkennen und bekennen kann.

                    Gerhard Maier – Edition C

                    Sie redete Ihn mit „Herr“ ( kyrie) an, das hier als göttlicher Titel zu verstehen ist, da Sie Ihn tiefer erkannte, als daß sie in bloß höflich mit „Herr“ angeredet hätte. Als sie sagte: „Wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben“, dachte sie an die vergangenen Tage, an dessen Krankheit und wie der Herr ihn hätte heilen können. Sie dachte nicht mehr an ein gegenwärtiges Wunder. Vielleicht wußte sie nicht um andere Totenauferweckungen durch den Herrn (Mt 11,5). Man beachte, daß sie die gleiche Aussage macht, wie nachher Maria in
                    V.32. Offensichtlich hatten sie miteinander zu Hause darüber geredet und festgestellt, daß ihr Vertrauen und ihre Erkenntnis gleich waren. Übereinstimmung zu Hause führte auch zu Übereinstimmung außer Hause in der Gegenwart des Herrn. Das muß mit dem Geschehen in Apg 5,1-11 verglichen werden, wo Übereinstimmung zu Hause zu Übereinstimmung auch vor den Aposteln führte, freilich diesmal im Belügen des Heiligen Geistes.
                     Sie war dennoch bereit, ihre Gedanken von den eben verstrichenen Tagen zu lösen und in V.22 eine schwache Hoffnung auszudrücken, die sich auf die Gegenwart oder auf die Zukunft bezogen haben mag. Sie erreichte nicht die Höhe eines Bekenntnisses, das die Gottheit Christi anerkannte. Sie dachte, daß Seine Bitte an Gott gerichtet und von Gott beantwortet werden würde, übersah also Seine göttliche Macht und Person. Ihr Glaube machte aber Fortschritte, wie beim Blindgeborenen in Kap. 9.

                    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

                    Er ist nicht ein Gott der Toten

                    Was aber die Toten betrifft, daß sie auferstehen, habt ihr nicht in dem Buche Moses’ gelesen, „in dem Dornbusch“, wie Gott zu ihm redete und sprach: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“? (2Mose 3,6)
                    Er ist nicht der Gott der Toten, (O. Gott ist nicht ein Gott der Toten) sondern der Lebendigen. Ihr irret also sehr.
                    Elberfelder 1871 – Markus 12,26–27

                    Und was sonst die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr nicht im Buch Mose gelesen, wie Gott bei dem Dornbusch zu ihm sagte*: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Gott ist nicht ein Gott von Toten, sondern ein Gott von Lebenden. Ihr irrt euch also völlig.“
                    Bruns 2013 – Markus 12:26–27

                    Betreffs der Gestorbenen aber, dass sie erweckt werden: Laset ihr nicht in dem Buch Mose von dem Dornbusch, wie Gott zu ihm sprach, sagend: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?
                    Er ist nicht der Gott der Gestorbenen, sondern der Lebenden. Ihr irrt viel.
                    Das neue Testament – Grundtextnah übersetzt von W. Einert – Mk 12,26–27

                    Wir hatten den Parallelvers schon, und dort habe ich auch erklärt, dass ich die Erklärung Jesu anders verstehe, wie die meisten Kommentatoren. Aber trotz allem hier ein paar Ergänzungen zu dem alten Beitrag.

                    Auch mit ihrer Behauptung, daß im Pentateuch von der Auferstehung nicht die Rede sei, waren die Sadduzäer im Irrtum. In seiner zweiten Frage, die ebenfalls nur zu bejahen war, berief sich Jesus im Gegenteil auf das Buch des Mose, und zwar auf das Wunder mit dem brennenden Dornbusch (2Mo 3,1-6).
                    Damals hatte Gott selbst sich Mose zu erkennen gegeben und ihm bestätigt, daß er der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs sei (2Mo 3,6). Damit gab er ihm zu verstehen, daß die Patriarchen noch am Leben waren und er als ihr Gott, der seinen Bund mit ihnen hielt, noch immer in Verbindung mit ihnen stand, auch wenn sie schon vor langer Zeit gestorben waren. Das beweist, so schloß Jesus, daß Gott nicht ein Gott der Toten ist, in dem Sinn, wie die Sadduzäer den Tod verstanden, nämlich als ein Auslöschen, sondern ein Gott der Lebenden. Er war noch immer der Gott der Väter Israels, was er nicht sein könnte, wenn sie mit dem Tod aufgehört hätten zu existieren, d. h. wenn mit dem Tod alles enden würde. Seine Bundestreue war letztlich die Garantie für ihre leibliche Auferstehung.

                    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

                    Jesus geht noch weiter. Er führt gegenüber den Sadduzäern den Schriftbeweis exakt aus jenen biblischen Büchern, die sie als einzige voll und ganz anerkennen, nämlich aus den Mosebüchern: »Aber über die Toten, dass sie auferstehen, habt ihr da nicht gelesen im Buch des Mose, beim Dornbusch, wie Gott zu ihm sagte: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?« (Mk 12, 26). Das »Buch des Mose, beim Dornbusch« ist das zweite Mosebuch. Jesus bezieht sich hier auf die Berufung »Moses beim Dornbusch« nach 2 Mo 3,1ff. Man könnte übrigens an dieser Stelle auch übersetzen »zur Zeit des Dornbuschs« (d. h. der Dornbuschberufung). Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Aussage, die »Gott« dabei machte: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs« (2 Mo 3,6.15). Jesus liest also 2 Mo 3 so, dass er es als geschichtlich zuverlässigen Bericht betrachtet. Außerdem setzt er voraus, dass das 2.Mosebuch (mit dem Fremdwort: Exodus) »Mose« selbst zurückgeht. Schließlich führt er »Mose« wie in Joh 5,45 ff. als Zeugen für sich an. Er beurteilt also Mose nicht als seinen Gegner oder als seine Kontrastfigur, sondern als seinen Zeugen und Vorgänger. Man beachte auch die Erscheinung Moses auf dem Verklärungsberg (Mk 9,2ff.). Aber was ergibt sich nun aus der Gottesaussage am Dornbusch? Gott »ist«, erklärt Jesus, »nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden« (Mk 12, 27). Er stellt sich hier ja nicht vor als ein »Gott« längst vergangener Menschen, sondern als ein »Gott« der noch »Lebenden«. Was wäre das auch für ein Gott, dem der Tod die Seinen aus der Hand nehmen könnte! Nein, Gott behält sie in seiner Nähe, auch wenn sie gestorben sind. Sie existieren also nach dem Tode weiter und werden auferstehen (vgl. Mk 9,2ff.; Mt 2,18; 8,11; Lk 16,19ff.; Joh 8,56).

                    »Ihr irrt sehr«: Noch einmal stellt Jesus fest, dass die Sadduzäer in punkto Auferstehungslehre eine Irrlehre vertreten. Er macht unmissverständlich klar, dass es eine Totenauferstehung gibt, die auch die früher lebenden Menschen einbezieht (vgl. 1 Petrus 4,6; Offb 20,11ff.). Darin ist er mit den Pharisäern einer Meinung (vgl. Mk 12, 28; Lk 20,39; Apg 23,6ff.). Sogar in der Art des Schriftbeweises gibt es eine Ähnlichkeit zwischen Jesus und den Pharisäern. So bewiesen z. B. die pharisäischen Rabbinen die Totenauferstehung aus 5 Mo 32,39 (babylonischer Traktat Sanhedrin 91 b).

                    Ergebnis: Jesus betont, dass es eine Totenauferweckung gibt. Er wagt es, den mächtigen Sadduzäern, die sich großenteils aus der Priesterschaft rekrutierten, einen Irrtum nachzuweisen. Im Verlauf seiner Beweisführung wird ein Doppeltes klar: a) Dass er das AT als wörtlich von Gott eingegeben betrachtet, b) dass er den Propheten und den übrigen Teilen der Schrift denselben Rang einräumt wie den Mosebüchern.

                    Gerhard Maier – Edition C

                    Viele, die im Staub der Erde schlafen

                    Und viele von denen, die im Erdenstaub schlafen, werden erwachen, die einen zum immerwährenden Leben und die anderen zur Schmach, zu immerwährendem Abscheu.
                    Die Philippson-Bibel – Daniel 12,2

                    Und viele, die am Boden des Staubes schlafen, erwachen,
                    diese zu Leben in Weltdauer und diese zu Schmach und zu Schauder in Weltdauer.
                    Buber & Rosenzweig – Daniel 12:2

                    Und viele aus den Schlafenden in der ADaMaH des Staubes werden erwachen: diese zu Lebenden des Äons und diese zu Beschmähungen, zur Abschreckung des Äons.
                    Dabhar – Dan 12,2

                    Gedanken und Bibelausgaben auch hier…

                    Auferstehung (Dan. 12:2). Die Lehre von der Auferstehung des menschlichen Körpers wird im Alten Testament angedeutet, aber nicht mit der Klarheit dargestellt, die im Neuen Testament zu finden ist. Als Abraham auf den Berg Morija ging, um Isaak zu opfern, glaubte er, dass Gott seinen Sohn von den Toten auferwecken könnte (1. Mose 22; Hebr. 11,19). Hiob erwartete, Gott in seinem Auferstehungsleib zu sehen (Hiob 19,25-27), und diese Erwartung wurde von den Verfassern der Psalmen geteilt (17,15; 49,15; 71,20). Die Propheten glaubten an eine zukünftige Auferstehung (Jes 25,7; Hosea 13,14). Jesus brachte „Leben und Unsterblichkeit ans Licht“ (2 Tim 1,10) und lehrte deutlich die Tatsache seiner eigenen Auferstehung sowie die Bedeutung der Auferstehung für seine Nachfolger (Johannes 5,19-30; 11,17-44). Korinther 15 ist das große Auferstehungskapitel der Bibel.

                    Auferstehung ist kein „Wiederaufbau“; der Herr setzt nicht den Körper wieder zusammen, der zu Staub geworden ist (Gen 3,19), denn dieser Staub ist ein Teil anderer Körper geworden, da die Menschen Nahrung essen, die auf dem Boden gewachsen ist. Der Auferstehungsleib ist ein neuer und herrlicher Leib. Die Beziehung zwischen dem begrabenen und dem auferweckten Leib ist wie die zwischen dem Samen und der reifen Pflanze (1. Korinther 15,35-53). Es gibt eine Kontinuität (die Pflanze stammt von dem Samen ab), aber keine Identität (die Pflanze ist nicht mit dem Samen identisch). Das Begräbnis eines Leichnams ist wie die Aussaat eines Samens, und die Auferstehung ist die Ernte.

                    Wenn Jesus Christus in der Luft wiederkommt, um seine Gemeinde zu rufen, werden zuerst die Toten in Christus auferweckt, und dann werden die lebenden Gläubigen mit ihnen entrückt, um beim Herrn zu sein (1. Thess. 4:13-18). Wenn Jesus am Ende der Trübsal auf die Erde zurückkehrt, wird er sein Volk mit sich nehmen, um am Sieg und an der Herrlichkeit teilzuhaben. Zu dieser Zeit werden die Heiligen des Alten Testaments und die Märtyrer des Leidens auferweckt werden, um in das Reich Gottes einzugehen. Diejenigen jedoch, die ohne Glauben an Christus gestorben sind, werden erst nach dem Zeitalter des Königreichs auferweckt und gerichtet werden (Offb. 20:4-6, 11-15). Wie Daniel sagt, werden einige erwachen, um das herrliche Leben mit Gott zu genießen, und andere werden (tausend Jahre später) erwachen, um in Schande und ewige Verachtung – und ewiges Gericht – einzugehen. Die Hölle wird „der zweite Tod“ genannt (Offb. 20:14). Wenn man nur einmal geboren wurde, kann man zweimal sterben; aber wenn man zweimal geboren wurde – wiedergeboren durch den Glauben an Christus – kann man nur einmal sterben.

                    Belohnung (Dan. 12:3). Wie wir gelebt und gedient haben, wird den Lohn bestimmen, den der Herr uns am Richterstuhl Christi geben wird (Röm 14,9-12; 2. Kor 5,6-10). Im Himmel wird jeder Becher voll sein, aber einige Becher werden größer sein als andere. Wir werden an der Herrlichkeit Christi teilhaben, und diejenigen, die sich bemüht haben, andere für Christus zu gewinnen, werden wie die Sterne am Himmel leuchten. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die während der Trübsalszeit treu Zeugnis abgelegt haben, wenn es teuer sein wird, sich mit Christus und seinem Volk zu identifizieren (Mt 24,14; Offb 7,9-17).

                    Unser Herr betonte die Wahrheit, dass die Treue zu ihm heute zu Belohnung und Dienst im zukünftigen Reich führen wird (Mt 13,43; 19,27-28; 25,14-30; Lk 19,12-27; Offb 2,26-27; 5,9-10). Während seiner Herrschaft auf Erden werden wir an dem Werk teilhaben, das er für uns vorgesehen hat, je nachdem, wie wir für ihn gelebt und ihm hier auf Erden gedient haben. Gläubige, die in ihrem Dienst für Christus gelitten haben, werden mehr als entschädigt werden, wenn sie an seiner Herrlichkeit teilhaben (Röm. 8:18; 2. Kor. 4:7-18).

                    Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

                    Die Auferstehung – 12:2-3
                    In den Versen 2-3 befasst sich der Engel prophetisch mit der Auferstehung von zwei Gruppen der Menschheit: den Gläubigen der hebräischen Bibel und den Ungläubigen. Der Abschnitt wird in zwei Teilen diskutiert: der Zeitpunkt der Auferstehung (V. 2) und der Zustand der auferstandenen Heiligen (V. 3).

                    Das Timing der Auferstehung – 12:2
                    In Vers 2 geht es um den Zeitpunkt der Auferstehung : Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu Schande und ewiger Verachtung. Die meisten englischen Übersetzungen geben den hebräischen Begriff rabbim als „viele“ wieder. Nur die Tree of Life Version (TLV), die NIV, die Literal Standard Version (LSV) und die Young’s Literal Translation (YLT) verwenden den Begriff „multitudes“ oder „multitude“. Wie Baldwin erklärt, könnte diese Übersetzung genauer sein:
                    Der Gebrauch des Wortes „viele“ im Hebräischen ist nicht ganz parallel zu seinem Gebrauch im Englischen. Hebräisch rabbim, „viele“, neigt dazu, „alle“ zu bedeuten, wie in … Jesaja 2:2 , wo „alle Nationen“ [ kol goyim] zu „viele Völker“ [rabbim ‚ammim] im Parallelvers 3 wird… [D]as hebräische Wort kol, „alle“, bedeutet entweder „Gesamtheit“ oder „Summe“; es gibt kein Wort für „alle“ als Plural. Für dieses rabbim gilt die Pflicht, und so bedeutet es „die große Menge“, „alle“; … Die Betonung liegt nicht auf „viele“ im Gegensatz zu „alle“, sondern eher auf der Zahl.[ 577 ]
                    Rabbi Goldwurm bietet eine Interpretation an, die eher den Kontext als die hebräische Linguistik berücksichtigt: „Er sagt nicht alle…, die schlafen…, denn alle… würde die gesamte Menschheit einschließen, und Er hat diese Verheißung nur Israel gegeben. Deshalb sagt er, viele.“[ 578 ]
                    Der Begriff „Schlaf“ wird in der Heiligen Schrift häufig als Euphemismus für „Tod“ verwendet (z. B. Joh 11,11-14 ; Apg 7,60 ). Die Vorstellung, dass im Staub der Erde schläft, erinnert an den Fluch in 1. Mose 3,19 : Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zur Erde zurückkehrst; denn von ihr bist du genommen; denn Staub bist du, und zum Staub sollst du zurückkehren.
                    Der hebräische Begriff für „erwachen“, kitz, wird verwendet, um die Auferstehung zu beschreiben in Psalm 3:5 ; Jesaja 26:19 ; und Jeremia 51:39 und 57. Nach der Trübsal werden bestimmte Menschen auferweckt werden. Im Kontext bezieht sich dieser besondere Hinweis nicht auf die Heiligen der Kirche sondern auf die Auferstehung Israels. Das jüdische Volk wird eine von zwei Auferstehungen erleben: die eine zum ewigen Leben oder die andere zur Schande und ewigen Verachtung.
                    Die Art und Weise, wie die meisten englischen Übersetzungen Vers 2 formuliert haben, impliziert, dass die Auferstehung der Gerechten und Ungerechten zur gleichen Zeit stattfinden wird. Deshalb glauben Amillennialisten an eine allgemeine Auferstehung und ignorieren, dass Offenbarung 20:5 die Auferstehung der Gerechten von der Auferstehung der Ungerechten durch einen Zeitraum von tausend Jahren deutlich trennt. Doch wenn man den hebräischen Text absolut wörtlich nimmt, deutet er nicht darauf hin, dass die beiden Auferstehungen zur gleichen Zeit stattfinden. Eine wörtlichere Übersetzung von Vers 2 lautet: „Und viele von den Schläfern aus dem Staub der Erde werden erwachen; diese werden zum ewigen Leben sein. Diejenigen aber, d.h. die übrigen Schläfer, die zu dieser Zeit nicht erwachen, werden zu Schande und ewiger Verachtung sein.“ Der Wortlaut des hebräischen Textes deutet an, dass zwischen der Auferstehung der Gerechten und der Auferstehung der Ungerechten eine gewisse Zeitspanne liegen wird, ohne zu verraten, wie viel Zeit. Aus Offenbarung 20:5 geht jedoch hervor, dass es tausend Jahre sein werden. Walvoord erklärt:
                    Was hier dargestellt wird, ist, dass diejenigen, die gestorben sind, von den Toten auferweckt werden, um sich den Lebenden in dieser Zeit der Wiederherstellung anzuschließen. Israeliten, die die Trübsal überleben und die Gegenstand der in Römer 11:26 prophezeiten göttlichen Befreiung sind, werden sich mit den Heiligen des Alten Testaments verbinden, die von den Toten auferweckt werden. Dies wird nach der großen Trübsal geschehen, beim zweiten Kommen Christi… [Es gibt keine Stelle in der Schrift, die lehrt, dass die alttestamentlichen Heiligen zum Zeitpunkt der Entrückung der Kirche auferweckt werden, d.h. vor der letzten Trübsal. Es ist daher vorzuziehen, ihre Auferstehung als gleichzeitig mit der Wiederherstellung des lebendigen Volkes zu betrachten, mit dem Ergebnis, dass das auferstandene Israel und diejenigen, die noch in ihren natürlichen Körpern sind und beim zweiten Kommen Christi befreit werden, ihre Hände und Dienste bei der Errichtung Israels im Land im Tausendjährigen Reich, das auf das zweite Kommen folgt, vereinen werden. Daher ist die Exegese dieses Abschnitts vorzuziehen, die ihn so auslegt, dass er eine tatsächliche Auferstehung zur Zeit des zweiten Kommens Christi offenbart. Gleichzeitig werden auch diejenigen auferweckt, die in der großen Trübsal kurz zuvor gestorben sind, wie es in Offenbarung 20,4-6 heißt…
                    [D]as Hebräische scheint die beiden Klassen der Auferstehung scharf zu trennen . Tregelles, der früheren jüdischen Kommentatoren folgt, übersetzte Vers 2: „Und viele von den Schläfern aus dem Staub der Erde werden erwachen; diese werden zum ewigen Leben sein; die übrigen Schläfer aber, die zu dieser Zeit nicht erwachen, werden zur Schande und zu ewiger Verachtung sein.“ …
                    Es gibt offensichtlich kein Problem mit der Auferstehung der Gerechten bei der Wiederkunft von Jesus Christus… Zu Beginn des Tausendjährigen Reiches sind alle rechtschaffenen Toten bereits auferweckt worden. Prätribulationisten glauben, dass die Kirche , die Heiligen des gegenwärtigen Zeitalters, vor der Trübsal auferweckt werden; und wenn die alttestamentlichen Heiligen nicht vor der Trübsal auferweckt werden, werden sie nach der Trübsal, vor dem Tausendjährigen Reich, auferweckt werden. Daher gibt es keinen Widerspruch zu der Aussage, dass die Gerechten zu dieser Zeit auferweckt werden… Es ist keineswegs ungewöhnlich, dass das Alte Testament in seinen Prophezeiungen Ereignisse einbezieht, die durch eine beträchtliche Zeitspanne voneinander getrennt sind, als ob sie in unmittelbarer Beziehung zueinander stünden… Die Einteilung der vielen, die erwachen, in zwei Klassen setzt voraus, dass es zwei Auferstehungen mit unterschiedlichen Schicksalen geben wird.
                    Einige Rabbiner erkannten auch die Möglichkeit einer zeitlichen Lücke zwischen den beiden Auferstehungen an. Sa’adiah Gaon schrieb zum Beispiel: „Und wenn er sagt: die einen zum ewigen Leben und die anderen zur Schande…, so will er damit nicht sagen, dass unter denen, die auferweckt werden, einige belohnt und einige bestraft werden, denn diejenigen, die Strafe verdienen, werden zur Zeit der Erlösung nicht auferstehen.“
                    Wenn man zusammenfasst, was bisher über die Auferstehung der Gerechten in Daniel 12,2 entwickelt wurde, bezieht sich das auf die Auferstehung nach der Trübsal und vor dem messianischen Königreich . Es wird zwei Gruppen von Heiligen geben, die zu dieser Zeit auferstehen werden. Die erste Gruppe werden die Heiligen der hebräischen Bibel sein, wie in Jesaja 26:19 zu lesen ist: Eure Toten werden leben; meine Toten werden auferstehen. Wacht auf und singt, ihr, die ihr im Staub wohnt; denn euer Tau ist wie der Tau der Kräuter, und die Erde wird die Toten auswerfen. Die zweite Gruppe, die nach dem zweiten Kommen auferstehen wird, sind die Trübsalheiligen, d. h. die Gläubigen, die in der Trübsal getötet wurden. Ihre Auferstehung wird in Offenbarung 20:4-6 erwähnt:
                    4 Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht gegeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jeschuas und um des Wortes Gottes willen, und solche, die das Tier und sein Bild nicht anbeteten und das Malzeichen nicht annahmen an ihre Stirn und auf ihre Hand; und sie lebten und regierten mit dem Messias tausend Jahre. 5Die übrigen Toten lebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung . 6Selig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung teilhat; über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Messias sein und mit ihm regieren tausend Jahre.
                    Auch hier ist der Kontext von Daniel 12:2 Israel. Daher sind diejenigen, die zum Leben erweckt werden, nicht die Heiligen der Kirche , sondern die Heiligen Israels. Die Kirche begann in Apostelgeschichte 2 und wird mit der Verzückung enden. Irgendwann zwischen der Verzückung und dem zweiten Kommen werden die Heiligen der Kirche die Hochzeit des Lammes im Himmel genießen (Offb. 19,6-8 ). Daher spricht die Passage nicht von Kirchenheiligen. Sie bezieht sich auf die Auferstehung der gläubigen Juden, die während der Trübsal gestorben sind und nach dem zweiten Kommen des Messias auferweckt werden. Es wird auch ein Israel geben, das die Trübsal überlebt. Nach Sacharja 13:8-9 entspricht dieser Überrest einem Drittel der jüdischen Bevölkerung zu Beginn der Trübsal. Das lebende Israel wird in das Reich Gottes eingehen, wo es mit dem auferstandenen Israel vereint sein wird. Gemeinsam werden sie im Gelobten Land leben . Die Juden haben nie das ganze verheißene Land besessen, so dass zu diesem Zeitpunkt alle Verheißungen der jüdischen Bündnisse ihre vollständige und totale Erfüllung finden werden.
                    Wenn die Gerechten auferweckt werden, dann zum ewigen Leben. Es ist bemerkenswert, dass Abraham an die Auferstehung der Toten glaubte, als er Isaak opferte (1. Mose 22,5 ; Hebr. 11,19 ). Hiob, der höchstwahrscheinlich vor Mose lebte , drückte seinen Glauben an eine Auferstehung in 19:25-26 aus:
                    25 Ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt und endlich auf der Erde stehen wird. 26 Und wenn meine Haut, dieser Leib, vernichtet ist, dann werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen;
                    Jesaja, der mehr als ein Jahrhundert vor Daniel lebte, prophezeite in 26:19 , dass die Toten auferstehen werden: Eure Toten werden leben; meine Toten werden auferstehen. Wacht auf und singt, ihr, die ihr im Staub wohnt; denn euer Tau ist wie der Tau der Kräuter, und die Erde wird die Toten auswerfen. Hosea, ein Zeitgenosse Jesajas, verheißt in 13,14: Ich will sie erlösen von der Macht des Scheol, ich will sie erlösen vom Tod: O Tod, wo sind deine Plagen? O Scheol, wo ist dein Verderben? Die Buße wird vor meinen Augen verborgen sein. Psalm 16 schließlich bezieht sich auf die Auferstehung des Messias und sagt in den Versen 9-10:
                    9 Darum freut sich mein Herz, und meine Herrlichkeit jubelt: Auch mein Fleisch wird in Sicherheit wohnen. 10Denn du überlässt meine Seele nicht der Hölle, und du lässt nicht zu, dass dein Heiliger das Verderben sieht.
                    In Anbetracht all dieser Passagen enthüllte der Engel in Daniel 12:2 kein völlig neues Konzept. Vielmehr hat er zum ersten Mal das Konzept der Auferstehung zum ewigen Leben klar dargelegt. Dieses Konzept ist als die erste Auferstehung bekannt. Es betrifft nur die Auferstehung der Gläubigen. Sie wird in der bereits zitierten Stelle in Offenbarung 20:5-6 beschrieben. Nach Vers 5 schließt die Auferstehung der Heiligen in der Trübsal die erste Auferstehung ab, und sie ist von der Vollendung der zweiten Auferstehung um tausend Jahre getrennt. Der Punkt in Vers 6 ist, dass die erste Auferstehung nur Gläubige umfasst, weshalb es gesegnet und heilig ist, an der ersten Auferstehung teilzunehmen.
                    Nach 1. Korinther 15,20-23 ist die erste Auferstehung jedoch kein einmaliges Ereignis. Sie vollzieht sich in Etappen, in einer geordneten Abfolge:
                    20 Nun aber ist der Messias auferweckt worden von den Toten, der Erstling der Entschlafenen. 21 Denn da durch den Menschen der Tod gekommen ist, so ist durch den Menschen auch die Auferstehung der Toten gekommen. 22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch im Messias alle lebendig gemacht werden. 23 ein jeder aber in seiner Ordnung: Der Messias ist der Erstling; dann die, die dem Messias gehören, bei seiner Ankunft.
                    Nachdem erklärt wurde, dass eine Auferstehung der Gerechten stattfinden wird (V. 20-22), heißt es, dass jeder Gerechte in seiner eigenen Reihenfolge auferstehen wird (V. 23). Das Wort, das mit „Ordnung“ übersetzt wird, ist ein militärischer Begriff, der für eine Abfolge von Soldaten verwendet wird, die in einer Prozession oder in einer Schlacht marschieren. Es gibt eine Abteilung von Truppen, gefolgt von einer anderen Abteilung von Truppen, und so weiter. Es geht darum, dass die Gerechten nicht alle zur gleichen Zeit auferstehen, sondern in einer bestimmten Reihenfolge. Die erste Auferstehung umfasst die folgenden fünf Stufen. Die erste Stufe war die Auferstehung von Jeschua (V. 23). Er ist die Erstlingsfrucht der ersten Auferstehung . Die zweite Stufe ist die Auferstehung der Heiligen der Gemeinde bei der Entrückung der Gemeinde (I Thess. 4:16-17 ) vor der Trübsal . Die dritte Stufe wird die Auferstehung der zwei Zeugen in der Mitte der Trübsal sein (Offb. 11:11-12). Viertens werden die Heiligen der hebräischen Schriften (Jes. 26:19 ; Dan. 12:2 ) während der fünfundsiebzig Tage nach der Trübsal auferstehen. Die fünfte und letzte Stufe wird die Auferstehung der Heiligen der Trübsal sein (Offb. 20:4 ). Sie wird die erste Auferstehung vervollständigen.
                    Was die Ungerechten betrifft, so heißt es in Daniel 12:2 , dass sie auferstehen werden zu Schande und ewiger Verachtung. Dieses Ereignis wird nach der tausendjährigen Herrschaft des Messias auf Erden eintreten. An drei Stellen wird das Schicksal der Ungerechten erwähnt, die erste davon ist Jesaja 24:21-22 :
                    21 Und es wird geschehen an jenem Tag, daß Jehova das Heer der Hohen in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde strafen wird. 22 Und sie werden versammelt werden, wie Gefangene in der Grube versammelt werden, und werden im Gefängnis eingeschlossen werden; und nach vielen Tagen werden sie besucht werden.
                    Die zweite Stelle ist die bereits erwähnte Offenbarung 20:5 : Die übrigen Toten lebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung .
                    Die dritte Stelle ist Offenbarung 20:12-15 :
                    12 Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch wurde aufgetan, das ist das Buch des Lebens, und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. 13 Und das Meer gab die Toten auf, die darin waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten auf, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken. 14Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen . Das ist der zweite Tod, nämlich der Feuersee. 15Und wer nicht gefunden wurde geschrieben in dem Buch des Lebens, der wurde geworfen in den Feuersee.
                    Vers 13 beschreibt insbesondere die zweite Auferstehung . Während die erste Auferstehung nur aus Gläubigen bestehen wird, wird die zweite Auferstehung nur aus Ungläubigen bestehen. Die beiden Ereignisse werden durch tausend Jahre getrennt sein. So wie die erste Auferstehung in Etappen erfolgen wird, wird auch die zweite Auferstehung in Etappen erfolgen. Die Erstlingsfrucht der zweiten Auferstehung wird der Antichrist sein. Er wird beim zweiten Kommen des Messias getötet und kurz darauf auferstehen, um dann zusammen mit dem falschen Propheten in den Feuersee geworfen zu werden (Offb. 19:20). Tausend Jahre später werden alle anderen Ungläubigen wieder auferweckt. Ihre Seelen/Geister werden aus der Hölle entlassen und mit ihren auferstandenen Körpern wiedervereinigt. Sie werden dann beim Großen Weißen Throngericht auf der Grundlage ihrer Werke gerichtet werden. Dem Urteil dieses Gerichts wird die Vollstreckung folgen. Wie die Verse 14 und 15 zeigen, wird die zweite Auferstehung bald dem zweiten Tod im Feuersee weichen, der der ewige Aufenthaltsort der Verlorenen sein wird.
                    Wenn man Goldwurms Sammlung rabbinischer Ansichten zu Daniel 12:1-2 betrachtet, wird deutlich, dass viele Rabbiner die Verse im Hinblick auf die Ankunft des Messias interpretierten. Ein Rabbiner schrieb: „Diese Generation wird die ‚Pein des Messias‘ erleben – die Drangsal der Generation des Messias, die in Sanhedrin 97b beschrieben wird.“ Es gibt zwei weitere talmudische Passagen, die Daniel 12:2 ebenfalls mit der kommenden Welt in Verbindung bringen. Die erste Passage stammt aus dem Traktat Rosh Hashanah 16b-17a:
                    Das wird in einer Baraita gelehrt: Beit Schammai sagen: Es wird drei Gruppen von Menschen am großen Tag des Gerichts am Ende der Tage geben: Eine Gruppe von ganz Gerechten, eine Gruppe von ganz Bösen und eine Gruppe von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Völlig Gerechte werden sofort aufgeschrieben und für das ewige Leben versiegelt. Ganz und gar böse Menschen werden sofort für die Gehenna aufgeschrieben und versiegelt, wie es heißt: „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu Schande und ewiger Verachtung“ (Daniel 12,2 ). Mittlere Menschen werden in die Gehenna hinabsteigen, um gereinigt zu werden und um Sühne für ihre Sünden zu erlangen, und sie werden in ihrem Schmerz schreien und schließlich von dort aufsteigen…
                    Das zweite talmudische Beispiel stammt aus Sanhedrin 92a:
                    Die Gemara kommt auf das Thema der Quelle für die Auferstehung in der Tora zurück. Rava sagt: Woher leitet sich die Auferstehung der Toten aus der Tora ab? Sie wird aus einem Vers abgeleitet, wie es heißt: „Ruben soll leben und nicht sterben, da seine Männer wenige werden“ (Deuteronomium 33:6 ). Dies wird so interpretiert: „Lass Ruben leben“ in dieser Welt „und nicht sterben“ in der kommenden Welt. Ravina sagt, dass die Auferstehung von hier abgeleitet wird: „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu Schmach und ewiger Schande“ (Daniel 12:2 ). Rav Ashi sagt, der Beweis sei von hier abgeleitet: „Ihr aber geht euren Weg, bis das Ende kommt; und ihr werdet ruhen und aufstehen zu eurem Los am Ende der Tage“ (Daniel 12:13 ).
                    Ein Midrasch aus dem 16. Jahrhundert verwendet die talmudische Auslegung von Daniel 12:2 als Grundlage für die folgende Aussage über das Leben nach dem Tod:
                    Wir werden in einer Baraitha [zu Daniel 12:2] gelehrt: Die Schule von Schammai sagt: „Drei Klassen von Menschen erscheinen am Tag des Gerichts: Juden, die mit ihrem Körper sündigen, und Nicht-Juden, die mit ihrem Körper sündigen, kommen in die Gehenna, und ihre Strafe besteht darin, zwölf Monate lang in der Gehenna zu sein; danach werden ihre Körper zerstört und ihre Seelen verbrannt, und die Winde zerstreuen ihre Asche unter die Fußsohlen der Gerechten…Was aber die Ketzer, die Spitzel, die Epikureer (Ungläubigen) betrifft, die die Thora oder die Auferstehung leugnen , oder die sich von der Gemeinde absondern, oder die (Herrscher), die das Land der Lebenden tyrannisieren, oder die sündigen und andere zur Sünde verleiten, wie es Jerobeam, der Sohn Nebats, und seine Gefährten taten, – sie alle kommen in die Gehenna und werden dort von Generation zu Generation gerichtet.[ 585 ]
                    In einem Kommentar zu Jesaja machte Ibn Esra folgende Beobachtung zu Daniel 12:2 :
                    Und seht um Jerusalem herum, wo Topheth ist; aus diesem Vers entnehmen alle Gelehrten, dass es einen Tag des Gerichts in Jerusalem geben wird. Und ihr Feuer wird nicht verlöschen. Viele entdecken hier eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Seele, wenn sie den Körper verlässt, in der Sphäre des Feuers verbleibt, wenn sie es nicht verdient, sich den Engeln des Herrn anzuschließen. Die Alten sagten, dass dies nach der Auferstehung der Toten geschehen würde, und stützten diese Meinung durch einen Verweis auf Daniel (12:2), der behauptet, dass alle Bösen, wenn sie zum Leben zurückgerufen werden, zu einer ewigen Abscheu werden. All dies ist ganz richtig.
                    Ein letztes Beispiel für die rabbinische Auslegung von Daniel 12:2 stammt aus einem mittelalterlichen Kommentar von Jonah ben Abraham Gerondi (gestorben 1264), auch bekannt als Rabbeinu Yonah:
                    und diejenigen, die tot sind, werden wiederbelebt werden: So wie Gott, gepriesen sei Er, sie in der Zukunft wiederbeleben wird, wie es in Daniel (Daniel 12,2) heißt: „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden erwachen; diese zum ewigen Leben, und diese zu Schmach und ewigem Abscheu.“ Daher sollte ein Mensch so handeln, dass er zu den Lebenden gehört und nicht zu denen, die ewige Abscheu erfahren werden.
                    Von Bedeutung in diesen rabbinischen Texten ist das Konzept der Auferstehung . Es ist klar, dass dieses Konzept den jüdischen Gelehrten nicht fremd war.
                    Abschließend zu Daniel 12:2 zeigt eine sorgfältige Untersuchung der Schrift, dass nicht alle Menschen zur gleichen Zeit auferweckt werden. Die Gerechten unter den Juden sowie die Heiligen der Trübsal werden nach der Trübsal, aber vor der tausendjährigen Herrschaft des Messias auferweckt, während die Ungerechten aller Zeitalter nach dem messianischen Königreich bei einem Ereignis auferweckt werden, das als das Gericht des Großen Weißen Throns bekannt ist (Offb. 20:5, 11-15 ). Obwohl die Auferstehung der Gläubigen und der Ungläubigen in Daniel 12:2 zusammengeschoben wird, werden sie durch tausend Jahre getrennt sein. Die Bedeutung von Daniel 12:2 liegt in der Tatsache, dass er die Realität der Auferstehung zum ersten Mal in der Heiligen Schrift in klaren Worten erklärt, obwohl der Vers bei weitem nicht die einzige Erwähnung dieses Konzepts ist.

                    Arnold G. Fruchtenbaum, – Ariels Bibel Kommentar – Das Buch Daniel