Schlagwort: Frieden

Frieden oder friedlich

Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz (O. die Lehre) ausgehen, und das Wort Jehovas von Jerusalem; und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Elberfelder 1871 – Jes 2,3–4

Und er wird zwischen den Heiden richten und vielen Völkern Recht sprechen, und sie werden ihre Schwerter zu Karsten umschmieden und ihre Spieße zu Winzermessern. Kein Volk wird mehr gegen das andere das Schwert erheben und nicht mehr werden sie den Krieg erlernen.
Textbibel – Jesaja 2,4

Und richten wird Er zwischen den Völkerschaften und strafen viele Völker. Und sie werden ihre Schwerter zu Hacken und ihre Spieße zu Winzermessern schmieden. Nicht wird Völkerschaft wider Völkerschaft das Schwert erheben, nicht wird man fürder streiten lernen. Ps 96,10.13; Mi 4,3; Joel 3,15f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jes 2:4

Gott wird Gerichtsurteile sprechen über die Länder auf der Erde, er wird für alle Völker der Richter sein. Dann werden sie ihre MGs einschmelzen lassen, um aus dem Metall Mähdrescher zu bauen, und ihre Handgranaten werden zu Flaschenöffnern umfunktioniert. Es wird keinen Krieg mehr zwischen den Ländern geben, und die Bundeswehr wird abgeschafft. Es wird keine Armeen mehr geben.
VolxBibel – Jesaja 2:4

Was für eine Hoffnung – kein Krieg mehr! Nein, noch nicht einmal das Lernen von Krieg!

Verschiedene Kennzeichen des Friedensreiches
Nach dem Sündenfall Adams wurde die Erde verflucht. Nun aber wird der Fluch von der Erde weggenommen (Off 22,3) und die Schöpfung von der Knechtschaft des Verderbens frei gemacht (Röm 8,21). «Kuh und Bärin werden miteinander weiden … und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen am Loch der Otter … Man wird weder Böses tun noch Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.» (Jes 11,1-9) – «Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und aufblühen wie eine Narzisse» (Jes 35,1).
Dann ist der Gottlose nicht mehr da, «aber die Sanftmütigen werden das Land besitzen und werden sich ergötzen an Fülle von Frieden» (Ps 37,10.11). – «Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen» (Jes 32,1). «werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen» (Jes 2,4; Micha 4,3). Viele Völker werden hingehen und sagen: «Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort des HERRN von Jerusalem.» (Jes 2,3).
Satan ist tausend Jahre gebunden
Zu Beginn des Friedensreiches wird Satan gebunden und für tausend Jahre im Abgrund eingeschlossen sein, wie auch die Dämonen. Sie können die Menschen nicht mehr verführen (Off 20,2.3; Jes 24,21.22). Aber es wird im Lauf jener Jahrhunderte dennoch ungläubige Menschen geben, die durch ihr eigenes Herz zur Auflehnung verleitet werden. Doch wird jede offenbare Sünde sogleich mit dem Tod bestraft werden. «Jeden Morgen will ich alle Gottlosen des Landes vertilgen, um aus der Stadt des HERRN auszurotten alle, die Frevel tun» (Ps 101,7.8). Von den Kindern und Kindeskindern derer, die im Gericht der Lebendigen verschont wurden, werden sich viele dem Herrn mit Schmeichelei unterwerfen (Ps 66,3) und ihre Knie nur gezwungen vor Ihm beugen (Phil 2,10). …

Halte fest 1967

Nichts offenbart Gottes Sorge um den Frieden anschaulicher als seine Entscheidung, seinen geliebten Sohn zu senden, um „unsere Füße auf den Weg des Friedens zu führen“ (Lk 1,79; vgl. Jes 2,4). Von Anfang bis Ende war die Mission Jesu eine friedensstiftende. Lange vor seiner Geburt wurde ihm der Titel „Friedensfürst“ gegeben (Jes 9,6). Während seines Dienstes war er ständig dabei, Frieden zu predigen und zu geben (Johannes 14,27; Epheser 2,17). Als der oberste Friedensstifter opferte Jesus sein Leben, damit wir jetzt und in Ewigkeit Frieden mit Gott und untereinander erfahren können.

Es gibt drei Dimensionen des Friedens, den Gott uns durch Christus anbietet: Frieden mit Gott, Frieden untereinander und Frieden in uns selbst. Viele Menschen kümmern sich wenig um ihre Beziehungen zu Gott und anderen Menschen, aber sie wollen trotzdem Frieden in sich selbst. Wie Sie sehen werden, ist es unmöglich, echten inneren Frieden zu erfahren, wenn Sie nicht auch nach Frieden mit Gott und anderen streben.

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Zwar war es der Zweck des Kommens des Herrn Jesus, Frieden auf die Erde zu bringen. Aber viele Menschen offenbarten dadurch, wie sie Ihn, den Friedefürsten, behandelten, ihre Feindschaft gegen Ihn und damit gegen Gott, der Ihn gesandt hatte. Auf Golgatha erreichten Haß und Feindschaft der Welt gegen Ihn ihren Höhepunkt. Der Sohn Gottes wurde von Seinen eigenen Geschöpfen getötet (jedenfalls, was ihre Verantwortung betraf). So wurde schon daran, wie Er behandelt wurde, offenbar, daß es noch keinen Frieden unter der Menschheit gab. Unmöglich können Sünder äußeren Frieden von Seiten Gottes erwarten, ehe sie nicht mit Ihm versöhnt sind und dadurch Frieden mit Gott besitzen.
Doch auf Golgatha hat Er durch das Blut Seines Kreuzes Frieden zwischen verlorenen Sündern und dem heiligen Gott gemacht, und dieser Frieden wird seitdem durch das Evangelium in der ganzen Welt verkündigt (Kol 1,20; Eph 2,14-17; Röm 5,1). Jeder Mensch, der diese Botschaft des Heils im Glauben annimmt, empfängt jetzt Frieden mit Gott. Er darf dadurch wissen, daß Gott keine Forderungen mehr an ihn hat, sondern daß er gerechtfertigt und mit Gott versöhnt ist.
Der Friede, den der Herr Jesus bei Seinem ersten Kommen auf die Erde gebracht hat, ist also ganz anderer Natur, als die alttestamentlichen Propheten vorausgesagt hatten. Er hat nicht den äußeren Frieden auf die Erde gebracht, sondern den Frieden mit Gott für die einzelnen Menschen, die an Ihn glauben.
Die Folge davon ist jedoch, daß jeder, der sich als Jünger oder Nachfolger Christi auf Seine Seite stellt, die Erfahrung machen muß, daß die Feindschaft der Welt sich auch gegen ihn richtet. Innerlich besitzt er zwar Frieden, aber äußerlich gibt es Widerstand und Verfolgung. Das ist die Erklärung für die Äußerung des Herrn: „Ich bin nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert“. Das Schwert als Symbol des Streites ist also nicht der Zweck, sondern eine unausweichliche Konsequenz Seines ersten Kommens.
Wir sehen also, daß wir es in den erwähnten Schriftstellen mit zwei verschiedenen Arten von Frieden zu tun haben. Der äußere Frieden unter den Menschen und den Völkern dieser Erde, von dem die Propheten des Alten Testaments so viel gesprochen hatten, ist noch nicht gekommen. Wohl aber besitzt jetzt jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, den inneren Frieden mit Gott.
Wenn der Herr Jesus allerdings zum zweiten Mal auf die Erde kommt, wird Er als Friedenskönig erscheinen. Dann werden die Weissagungen über Ihn in Erfüllung gehen, für die bei Seinem ersten Kommen wegen Seiner Verwerfung die Voraussetzung nicht bestand, auch hinsichtlich des Friedens. Dann werden die Schwerter zu Pflugmessern geschmiedet werden (Jes 2,4; Mich 4,3) und alle Völker in Frieden miteinander leben. Für Feinde Gottes wird es auf der Erde keinen dauerhaften, echten Frieden geben können.

Ermunterung und Ermahnung 1995

Zu DDR-Zeiten war dieses Symbol bekannt – und von der Führung „gehasst“:

die wenigsten wußten, dass das Bild in der Mitte des Stickers ein Bild von einer Bronzeskulptur war, die es wirklich gab! Wer von uns hätte auch jemals nach New-York fliegen können? Dort stand diese Figur – die die Worte der Bibel bildlich darstellten – und was ich erst durch den „Sputnik“ erfuhr: es war ein Geschenk der UdSSR an die UNO! Kann mich noch an die ersten Stunden auf der Abendschule erinnern, als der eine Lehrer sich über „Bibel und Glauben“ und „Friedensbewegung“ lustig machte und wir dann auf das Geschenk an die UNO kamen – und wie groß das Staunen war, dass „unser großer Bruder“ so eine Figur erstellt hatte 😉
Aber wie steht es mit uns? Reden wir auch nur über Frieden, sind aber eigentlich keine Friedensboten? Reden wir nur nach außen von Frieden, aber wenn jemand eine andere Meinung hat, dann „hauen wir ihm den Schädel ein“ – sprich „schließen wir diesen dann aus“??

„Frieden“

Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich Euch. Euer Herz lasse sich nicht in Aufregung versetzen (werde nicht bestürzt, unruhig, verwirrt) und fürchte sich nicht!
offene Bibel – Joh 14,27

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,27

Frieden hinterlasse ich euch -eine Anspielung auf den morgenländischen Abschiedsgruß, worin Friede gewünscht wurde- , meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe euch keinen Frieden, wie die Welt ihn gibt. Euer Herz sei ohne Bangen und ohne Furcht! (1 Sam 1,17; 20,42; Mk 5,34).
Ludwig Albrecht – Johannes 14:27

Ich lass euch auf keinen Fall alleine, ihr bekommt als Geschenk ein Friedensangebot. Dieser Frieden, den ich euch gebe, hat nichts mit dem Frieden zu tun, den ihr in der dieser Welt ohne Gott findet. Darum braucht ihr echt keine Angst mehr zu haben und auch keine Sorgen.
VolxBibel – Joh 14:27

Der Herr wiederholte die gleiche Aufforderung wie in V.1: „Euer Herz werde nicht
bestürzt.“ Die Unterredung im Obersaal näherte sich ihrem Ende und der Herr spendete Seinen Jüngern noch einmal Trost und Stärkung für die Zeit, da sie allein sein würden. In den V.1-3 lag der Trost in der gewissen Hoffnung einer herrlichen Zukunft – Er würde wiederkommen.
Aber in V.27 bestand der Trost im Frieden, der sie während Seiner Abwesenheit erfüllen sollte. Einander Frieden zuzusprechen, entsprach der gewöhnlichen Grußformel unter den Juden, so wie wir jemanden „guten Morgen“ wünschen, ob nun der Morgen gut ist oder nicht. Kurz davor hatte der Herr von Kriegen in der Welt gesprochen (Mt 24,6), aber das sollte sie nicht ängstlich machen. Die meisten Menschen wünschen Frieden, aber die Nationen stürzen sich in Kriege, um Vorteile für sich herauszuholen. Die Menschen sagen „Frieden und Sicherheit“, aber plötzliches Verderben wird über sie kommen (1Thes5,3), denn es kann für die Gottlosen keinen Frieden geben. Der Friede des Herrn ist aber ein anderer; er ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Er ist vielmehr himmlisch und darum nicht von äußeren Umständen abhängig.
Sein Friede übersteigt allen Verstand und kann das Herz bewahren (Phil 4,7); es ist Gott, der den Gläubigen mit Freude und Frieden erfüllt (Röm 15,13). Kennt man diesen Frieden, braucht man sich über die Dinge in der Welt keine Sorgen zu machen, hat Er doch die Welt überwunden.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Mit seinem Wort und durch sein Wort lässt Jesus den Jüngern Frieden zurück, nicht Streit, nicht Entzweiung, sei es mit Gott oder mit den Menschen, nicht die Unsicherheit schwankenden Bangens und angstvoller Furcht. Fest geknüpft ist ihr Band mit Gott, Glaube ist geweckt und das Werk des Teufels, Hass und Streit, in ihren Herzen getilgt; sie sind gegen diese Qual und Not verwahrt. Seinen eigenen Frieden gibt ihnen Jesus. Er hat nichts gegen die Jünger im Herzen, sondern nimmt von ihnen Abschied, indem er sie mit vollem Vergeben und ewiger Treue zu sich zieht. Dadurch, dass er mit ihnen Frieden hält, wird derselbe Friede, den er selbst in sich trägt, auch ihr Besitz. Weil er mit ihnen verbunden ist, gehört ihnen die Gnade Gottes. Weil er sie neben sich vor den Vater stellt, ist er ihr Beschirmer gegen Zorn, Strafe und Gericht; er ist selbst der Grund, auf dem die Liebe des Vaters zu ihnen steht und ihre ewige Kraft gewinnt. So ist es auch seine Liebe, die er ihnen für ihre Gemeinschaft untereinander gibt, mit der sie alle Bitterkeit und Entzweiung in sich überwinden und mitten in dem Unrecht und Unfrieden um sie her im Frieden bleiben. Jesu Geben dürfen die Jünger trauen. Fortwährend war der Friedensgruß auf den Lippen aller; wenn sie einander Willkomm und Gastfreundschaft gewährten, sagten sie: „Wir geben einander Frieden.“ Allein auch dann, wenn dieser Gruß nicht leere Redensart war, sondern echte Liebe in ihm lebte, blieb er doch eine arme Gabe. Gibt Jesus Frieden, so verleiht er damit ein volles Eigentum, ein bleibendes, sicheres Gut, lauter Güte, ohne Falschheit, ohne Stachel, Kränkung und Erniedrigung.

So dürfen die Jünger fest und getrost unter sein Kreuz treten, nicht mit einem verwirrten und zagenden Herzen. Ja, er spricht das wundersame Wort aus, dass sie sich an seinem Weggehen freuen sollten und sich auch daran freuen würden, wenn sie ihn liebten.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Ganz ähnlich wie der Abschnitt V. 1-14 beginnt auch dieser Abschnitt mit einem Trostwort. Die barmherzige, helfende Liebe Jesu begegnet uns seit Joh 13,1 auf Schritt und Tritt.

V. 27 stimmt mit V. 1 teilweise wörtlich überein (»Euer Herz erschrecke nicht«). Und dennoch führt V. 27 inhaltlich über V. 1 hinaus. Das liegt vor allem an der Verheißung des Friedens. Jedem nachdenklichen Leser fällt sofort die Formulierung auf: »Frieden lasse ich euch zurück.« Für »zurücklassen« steht tatsächlich dasselbe griechische Wort wie in V. 18. Während also Jesus geht (V. 28), bleibt »Frieden zurück«. Diesen Frieden bestimmt er souverän (»lasse ich zurück«). Was ist das für ein »Frieden«? Sicher eine trostvolle Geborgenheit gegenüber allen Gefahren (vgl. den Schluss des Verses). Das dürfte aber nicht alles sein. Denn im AT hängt Frieden durchweg von der Gnade Gottes ab. Frieden ist ein Gottesgeschenk (vgl. 1Kön 5,4ff.; Jes 60,17; Hag 2,9). So müssen wir weiterfragen, ob hier nicht ein umfassender Gottesfrieden gemeint ist, d. h. das Versöhntsein mit Gott. Und gerade das ist ja am Kreuz bewirkt worden! Dies hat Jesus tatsächlich beim Weggang von dieser Erde »zurückgelassen«, wie das ganze NT aussagt (vgl. Röm 5,1; Phil 4,7; Kol 3,15; 2 Thess 3,16 mit Joh 14,27; 16,33). Sofort erhalten wir eine Bestätigung durch die folgenden Worte: »meinen Frieden gebe ich euch.« Das »Meinen« ist im Urtext betont. Es soll den Frieden Jesu von jedem anderen unterscheiden. Vermutlich hat Jesus hier die Endzeitverheißung aus Hag 2,9 aufgenommen, wo Gott sagt: »Ich will Frieden geben an dieser Stätte.« Wiederum kommt nur ein umfassender Friede in Frage – ein Friede der Gnade und des Versöhntseins mit Gott, der sich nicht auf äußerliche Friedenszustände begrenzen lässt. Damit erfüllen sich auch die Endzeitverheißungen von Jes 52,7; Hes 37,26 usw. Offenbar liegt Jesus alles daran, »seinen« Frieden von allem anderen abzugrenzen, was sonst noch Frieden genannt wird. Deshalb fügt er hinzu: »Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch, « »Welt« und »ich« sind hier betont.

Beachten wir noch zweierlei. Einmal ist Jesus der Gebende. Es liegt völlig in seiner Macht, was hier geschieht. Das führt uns erneut zum Kreuz, wo er den Frieden der Versöhnung schuf (Eph 2,15ff.). Sodann ist klar, dass die Jünger auf das verzichten müssen, was »die Welt gibt«. Unter Umständen kann das sogar heißen, dass sie äußeren bzw. politischen Frieden entbehren. Verfolgung und äußerer Unfriede wird sie dort anfechten, wo alle anderen Ruhe und Frieden haben (vgl. 2 Thess 2; Offb 13).

Überblicken wir diese Friedens -Verheißung Jesu, dann springt der Unterschied zur gegenwärtigen Friedensdiskussion ins Auge. Nicht den Frieden zwischen Staaten und Rassen, nicht die Abschaffung von Krieg und Waffen stellt Jesus in Aussicht. Sondern einen Frieden, der einzig und allein seine Jünger betrifft, und einen Frieden, der den Tod in der Arena, Terror und feindseliges Waffengeklirr einschließen kann. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Ist einerseits klar, dass Jesus nicht den politischen Frieden meint, so ist andererseits ebenso deutlich, dass Jesus weit mehr bringt: nämlich den Frieden mit Gott durch sein sühnendes Sterben am Kreuz. Wer aber Frieden mit Gott hat, der hat auch teil am kommenden Gottesreich. Dieses Reich wird den ewigen Frieden in allen Dimensionen herstellen (vgl. Jes 11,6ff.; 1 Kor 15,25ff.; Offb 21,25ff.).

Als unmittelbare Folgerung für die niederschmetternde Passion und zugleich als Folgerung für alle Zeiten ergibt sich: »Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!« Jesus weiß, dass seine Jünger Angst haben (Joh 14,1; 16,33). Aber gerade deshalb holt er sie aus dieser Angst immer wieder heraus. Der Ruf »Euer Herz erschrecke nicht usw.« ist a) eine Aufforderung, und b) eine Zusicherung, dass es nicht bei Schrecken und Furcht bleiben muss. In der Kraft des Heiligen Geistes können die Jünger mitten in der Angst Vertrauen fassen und Trost und Frieden finden (vgl. Joh 16,33). In dem griechischen Wort, das wir mit »fürchten« übersetzt haben, steckt auch die Bedeutung: »feige sein«. Dieses Feigesein liegt zwar in unserer Natur. Aber es darf uns keineswegs von der Jüngerschaft und von der Arbeit für den Herrn abhalten (vgl. die Ermahnung in 2 Tim 1,7 !). Sonst würde am Ende das ernste Wort aus Offb 21,8 gelten, wonach die »Feigen« (Luthertext: »feige Verleugner«) vom Gottesreich ausgeschlossen bleiben.

Gerhard Maier – Edition C

Die erste „Abschiedsrede“ endet mit einem ausdrücklichen Abschied. Das letzte Mahl Jesu mit den Seinen ist abgeschlossen. „Steht auf; wir wollen von hier weggehen.“ Es war beim Abschiednehmen in Israel Sitte, sich mit dem Friedenswunsch zu grüßen. Schon 2 Mo 4,18 bei dem Abschied Moses von seinem Schwiegervater Jethro finden wir dieses „Gehe hin mit Frieden“. Jesus aber hat für die Seinen nicht nur einen ohnmächtig bleibenden „Wunsch“; er vermag ihnen den Frieden als Realität zu geben. „Frieden lasse ich euch zurück; meinen Frieden gebe ich euch.“
Aber ist es wirklich so? Bleibt es nicht doch bei einem frommen Wunsch, wenn Jesus selbst hinzufügen muss: „Nicht erschüttert werde euer Herz und auch nicht verzagt.“ Es kommt darauf an, was wir |116| unter „Frieden“ verstehen. Auch die „Welt“ kennt einen „Frieden“ und sucht ihn zu erreichen. Es ist der Zustand äußerer Ruhe und Ungestörtheit, ein Leben ohne Bedrohung und Angst. Ganz gewiss ist auch solcher „Friede“ ein großes Gut. Die „Welt“ aber steht seit dem Losriss von Gott wesenhaft in der Friedlosigkeit und ist darum fort und fort voller Streit und Unruhe. Sie sehnt sich nach „Frieden“ und kann ihn doch weder finden noch geben. Jesus aber betont: „Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.“ Er meint einen „Frieden“ ganz anderer Art. Er weiß, auf ihn selbst und auf seine Jüngerschar wartet alles andere als eine friedliche Zeit. „Frieden“, wie ihn die Welt wünscht und zu geben versucht, kann er seinen Jüngern nicht zusagen. Darum spricht er ausdrücklich von „seinem Frieden“. Und das ist, wie die ganze Passionsgeschichte zeigt, ein völliger Friede mitten in der schlimmsten Bedrängnis von allen Seiten und in der äußersten Dunkelheit der Leiden. Aus dem Munde Jesu kommt während des ganzen Geschehens von der Verhaftung an bis zum letzten Ruf vom Kreuz kein einziges friedloses, bitteres oder verzweifeltes Wort. Auch im Schrei der Gottverlassenheit heißt es dennoch ohne Bitterkeit „Mein Gott, mein Gott“. Judas empfängt die Anrede: „Mein Freund.“ Weder Kajaphas noch Pilatus trifft von Jesus her Drohung oder Empörung. Und Soldaten und Spötter unter dem Kreuz hören nur die Bitte um Vergebung für sie. Jesus hat gerade in dieser Abschiedsstunde das Recht zu sagen: „Mein Friede.“ Es ist Friede mit Gott und den Menschen. Aber diesen Frieden hat nicht nur er selbst als etwas, das nur ihn auszeichnen soll. Er lässt ihn den Seinen zurück als sein Erbe. Und die Geschichte der Gemeinde bis heute zeigt, dass diese Hinterlassenschaft Jesu volle Wirklichkeit ist. Hier wird der ganze Unterschied zwischen dem, was die Welt, und dem, was Jesus gibt, anschaulich. Freilich, es musste erst noch Ostern und Pfingsten kommen, um dieses Friedenserbe Jesu den Jüngern wirklich zu geben.

Wuppertaler Studienbibel