Schlagwort: Religion

ICH bin dein Gott, der ich dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Dienstbarkeit.

Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft. (W. der Knechte) Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. – (Eig zu meinem Angesicht hinzu)
Elberfelder 1871 – Exodus 20,2–3

„Ich bin Jahwe, dein Gott! Ich habe dich aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit. Du wirst keine anderen Götter vor mich stellen! (Das heißt: „Ich habe dich befreit, deshalb sollte es undenkbar für dich sein, das zu tun.“ Es meint aber auch ein unbedingtes Verbot.)
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – Exodus 20:2–3

„Ich bin Jehova, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben.
neue Welt Übersetzung – 2018 - 2.Mose 20,2–3

Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt hat. [5Mose 5,6, Ps 80,11]
Du sollst keine andern Götter neben mir haben.
( Oder: Gott. – Nicht einmal ihn mir gleichstellend. Da Gott nicht ungerecht sein kann, vermag er die Verehrung eines anderen wahren Gottes nicht zu untersagen, also ist er der einzige Gott.)
Allioli Bibel – 2.Mose 20:2–3

Was für ein Volk war das, durch dessen Geschichte, wie sonst nirgends, bald schwächer bald stärker immer wieder die Majestät Gottes durchbrach? Was für ein Volk war das, dessen empfangene Offenbarung die kommenden Völker und Äonen erleuchtete? Was für ein Volk war das, dessen Glaube die Jahrtausende mit ihren entsetzlichen Völker- und Weltkatastrophen überwand? Was für ein Volk war das, das sich in seinem Familienleben und in seinem Staatsaufbau allein durch seine heilige Thora bestimmt wusste? Was für ein Volk war das, dessen Toten nie starben, obgleich sie längst zu den Vätern gegangen und begraben waren? Was für ein Volk war das, [2] dessen Untergang und Gerichte je und je zu einer neuen Auferstehung führten?

Dies Volk war Israel – ein Wunder der Geschichte! Vor seinem Gott flohen die Götter. Durch seine Thora sprach die Ewigkeit. Auf seinen Altären loderte das Feuer der Hingabe und Anbetung. In seinen Psalmen schluchzten das Weh und die Sehnsucht der Menschheit. In seinem Leben triumphierte die Barmherzigkeit über das Gericht.

Wer dieses Volk in seiner Geschichte verstehen will, muss zuvor Abraham in seinen Glaubensentscheidungen, Isaak in seiner Segensfülle, Jakob in seiner Lebensschule und Joseph in seinem Leidenswege verstanden haben. Das Einmalige im Leben dieser vier Persönlichkeiten, die sich trotz all ihrer Schwachheiten in ihrem Vertrauen und in ihren Handlungen dennoch durch die ihnen gewordene Gottesoffenbarung bestimmen ließen, kehrte in der Geschichte dieses Volkes als Vielheit wieder. Was göttliche Berufung und Leitung im Leben einzelner Väter bewirkt hatte, sollte Israel auch als Volk zu seinem Heile vermittels derselben Gottesoffenbarung erleben. Wer daher dieses historische Wurzelgebiet mit seiner überzeitlich-göttlichen Kraftquelle nicht zu finden und zu sehen vermag, dem bleibt dies Volk ein Geheimnis. Der wird nie verstehen können, wie Israel mit seiner Existenz und seinem Charakter, in seinem Segen und in seinen Gerichten jedem Zeitalter aufs Neue zu einem Rätsel, zu einem Wunder der Geschichte werden konnte. Von den Völkern nie verstanden und gemocht, blieb es dennoch das Volk, das die Jahrtausende überwand, und durch welches sich die anderen Völker am meisten gesegnet sahen.

Jakob Kroeker 1929 - Das lebendige Wort

Wenn Sie schon mal Sozialgesetz- oder Strafrechtsbücher in die Hand nahmen – Vorsicht, Rücken! –, werden Sie die klare Kürze des »Grundgesetzes der Menschheit« bewundern: Es sind nur zehn Gebote! Knapper geht’s nicht. Auf zwei Tafeln: die Gebote des Glaubens und die des guten Lebens. Und noch vor dem ersten begründet Gott, warum er sie überhaupt verordnet: »Ich habe dich aus der Knechtschaft geführt.« Ich, dein Befreier, mache jetzt den Gesetzgeber, weil Regellosigkeit zu Willkür und die zur Unfreiheit führt. Der Sinn der Ge- und Verbote ist der Erhalt deiner Freiheiten und Lebensräume, got it?
Nummer 1: Lass dich nie wieder von »fremden Göttern« versklaven. Von Mammon zum Beispiel, dem Götzen Geld. Materiale »Gottes«-Bilder wie Statuen oder Statussymbole führen zu ängstlichem Aberglauben, selbst erdachte Gottesbilder in verengte Religiosität, Menschen-»Götter« zu Staatsterror. Das hattet ihr ja schon. Von Pharao bis Hitler. Lass es!

Andreas Malessa – 111 Bibeltexte, die man kennen muss

Die Zehn Gebote (in 2Mo 34,28 wörtlich »Zehn Worte«), der Angelpunkt aller religiösen und zivilen Gesetze Israels, bestehen aus zwei Teilen. Die ersten vier Gebote betreffen die Beziehung der Israeliten zu Gott, die anderen sechs behandeln die gesellschaftlichen Beziehungen innerhalb der Bundesgemeinschaft. Vor der Verkündigung der 10 Klauseln sprach Gott in der Einleitung von seiner einzigartigen Beziehung zu seinem Volk ( Ich bin der HERR, dein Gott , 2Mo 20,2 a), in dem historischen Vorspann faßte er in Kürze das zusammen, was er für sie getan hatte ( habe dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt , V. 2 b; vgl. 2Mo 13,3.14; 5Mo 5,6; 6,12; 7,8; 8,14; 13,6.11 ). Jahrhunderte zuvor hatte Gott Abraham aus Ur herausgeführt ( 1Mo 15,7 ); nun führte er die Nachkommen Abrahams aus Ägypten heraus.
Die Zehn Gebote sind eine ausgezeichnete Zusammenfassung der 10 göttlichen Satzungen zur Leitung der Menschen. Die Grundsätze bestimmen 1. Religion, 2. Gottesdienst, 3. Verehrung, 4. Zeit, 5. Autorität, 6. Leben, 7. Reinheit, 8. Besitz, 9. Reden und 10. Zufriedenheit.

Das erste der Zehn Gebote besagt, daß Israel den einen wahren Gott anbeten sollte. Falsche Götter zu verehren bedeutete, neben Gott Rivalen aufzustellen ( neben mir könnte bedeuten »mir zuwider« oder auch »in meiner Gegenwart«) und so seine Einzigartigkeit nicht zu beachten (vgl. V. 22-23 ). Leider gehorchte Israel diesem ersten Gebot häufig nicht und verehrte die Götzen anderer Völker. Das führte schließlich dazu, daß das Volk Israel nach Assyrien und Babylonien ins Exil gehen mußte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Zum Ursprung dieser königlichen, sich selbst identifizierenden Formel, siehe Kommentar zu 3:6. Im vorliegenden Fall unterstreicht ihre Verwendung nicht nur die unanfechtbare souveräne Autorität, die hinter den folgenden Aussagen steht, sondern sie betont auch, dass die Forderungen des Dekalogs ihren Ursprung und ihre Sanktion im göttlichen Willen haben und nicht in menschlicher Weisheit. Daher bleiben sie ewig gültig und werden von zeitlichen Erwägungen nicht berührt.

Wie bereits erwähnt, betrachtete die jüdische Tradition diesen Vers als den ersten der zehn göttlichen Aussprüche und verstand ihn als Aufforderung, an die Existenz Gottes zu glauben, der die Prozesse der Geschichte letztlich steuert.

der dich herausgebracht hat In diesem historischen Rückblick begründet Gott seinen Anspruch auf Israels Gefolgschaft mit seiner Rolle als Befreier Israels, nicht als Schöpfer.

Vers 3 Du sollst nicht haben Im Hebräischen gibt es kein Verb „haben“, sondern es drückt den Besitz durch h-y-h le- aus, wörtlich „zu sein“. Da die Vorstellung von Besitz notwendigerweise eine Beziehung beinhaltet, wird derselbe Begriff für das Eingehen des Ehebundes und für die Errichtung des Bundes zwischen Gott und Israel verwendet. Dieses Gebot warnt also davor, den Bund zu verletzen, indem man in irgendeiner Form anerkennt, was andere Völker als Gottheiten akzeptieren. Israels Gott verlangt kompromisslose und ausschließliche Loyalität.

Der JPS Tora-Kommentar

Das bedeutet, dass in der physischen Sphäre weder Sauberkeit noch Gesundheit ansteckend sind, während Schmutz etwas Sauberes verunreinigen kann und Krankheit das Gesunde befallen kann. In der moralischen Sphäre sind Gerechtigkeit und Moral nicht ansteckend, während das Böse und die Ungerechtigkeit es sind. Der gefallene Mensch kann verunreinigen, aber er kann nicht reinigen; das ist Gottes Vorrecht und in seiner Macht.

So beginnt Gott damit, dass er erklärt, dass das Gute in Israels Leben ganz und gar sein Werk ist: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Land der Knechtschaft, herausgeführt habe“ (V. 2). Die Befreiung war nicht das Werk Israels, sondern das Werk Gottes. Gottes Aussage an Paulus bringt die Sache auf den Punkt: „Meine Gnade genügt dir; denn meine Kraft ist in der Schwachheit mächtig“ (2 Korinther 12,9). Jedes Vertrauen in ein humanistisches Machtsystem führt zu Magie, weil es die Ultimativität menschlichen Handelns voraussetzt.

Als nächstes erklärt Gott als erstes Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir“ (V. 3). Dies kann auch mit „neben mir“, „vor meinem Angesicht“ oder „in meiner Gegenwart“ übersetzt werden. Es kann auch gelesen werden, „keinen anderen Gott“.

Die Formulierung „vor mir“ oder „zu meinem Angesicht“ wurde von Cole als verwandt mit einer ähnlichen Formulierung in Levitikus 18:18 gesehen, die Polygamie verbietet. Er schrieb:
Diese etwas ungewöhnliche Formulierung scheint auch dafür verwendet zu werden, eine zweite Frau zu nehmen, während die erste noch am Leben ist. Ein solcher Gebrauch, oder der Bruch einer exklusiven persönlichen Beziehung, würde helfen, die Bedeutung hier zu erklären. Sie steht dann in Verbindung mit der Beschreibung Gottes als „eifersüchtiger Gott“ in Vers 5.3

Das ist eine aufschlussreiche Beobachtung, denn dieses Gesetz verlangt „eine exklusive persönliche Beziehung“. Es bedeutet, dass keine andere Quelle für Macht, Segen, Hoffnung oder irgendetwas anderes außerhalb des Gottes der Schrift gesucht werden darf. Wir können Gottes Macht und Wirksamkeit nicht auf einen Bereich beschränken, während wir sie von anderen ausschließen.

Die King James Version ist an einem bestimmten Punkt sehr genau. Im Gegensatz zu modernen Versionen lautet sie „Du sollst keine anderen Götter vor mir haben.“ Du ist die Einzahl der zweiten Personalpronomenform, und du ist der Plural. Das moderne Englisch hat die Einzahlform weggelassen, während die wahre Lesart hier die persönliche ist. Obwohl das ganze Bundesvolk angesprochen wird, spricht Gott nicht als Gruppe zu ihnen, sondern als Einzelpersonen. Der Bund war mit Israel als Gruppe und mit jedem einzelnen Menschen im Besonderen.
Ein weiterer Punkt: Nach Martin Buber sind die Gesetze der Zehn Gebote genauer zu übersetzen als „Du sollst nicht haben … du sollst nicht machen. “ Wir haben eine Reihe von Anordnungen. Gott handelt mit Israel keinen Vertrag, keinen Kontrakt, keinen Bund aus: Er gewährt sie in seiner Gnade und Barmherzigkeit, und infolgedessen sind die Gebote einseitig gegeben. Ausgehandelte Gesetze stellen einen Konsens dar, nicht eine ultimative Ordnung der Gerechtigkeit. Humanistisches Recht drückt nicht Gottes Gerechtigkeit aus, sondern entweder einen von Menschen geschaffenen und auferlegten Fiat-Willen oder einen demokratischen Konsens. Als solches hat es von Natur aus nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Es repräsentiert entweder menschliche Logik, wie die älteren Rechtsgelehrten meinten, oder Erfahrung, wie Oliver Wendell Holmes darauf bestand. Die Erfahrung hat nun als Schlüssel zu allen Sphären triumphiert. Der U.S. Supreme Court entscheidet über die ihm vorliegenden Fälle im Sinne der Volks- und Rechtserfahrung. Staatliche Schulen betonen zunehmend „die Lernerfahrung“. Studenten werden jetzt auf Credit-Course-Reisen nach Frankreich zum Beispiel mitgenommen, um Lernen durch Erfahrung zu gewinnen.
Gesetz darf aber nicht Logik oder Erfahrung sein. Seine einzig gültige Grundlage liegt im Wesen und in der Natur Gottes. Jede andere Rechtslehre wird eine Gesellschaft zerstören; sie ist vergleichbar damit, einem Menschen die Knochen aus dem Leib zu reißen und ihm zu befehlen, zu stehen.

Schließlich ist zu beachten, dass das Erste Gebot, indem es jeden anderen Gott oder jede andere Machtquelle verurteilt, auch den Synkretismus verurteilt. Synkretismus ist der Versuch, zwei fremde Dinge oder Konzepte zu vereinen, um die vorhandene Macht zu vergrößern. Synkretisten in der Religion versuchen, ihre Vorstellungen vom Besten in allen Religionen zu vereinen, um ihre Effektivität und Macht zu erhöhen. Im wirtschaftlichen Bereich glauben Synkretisten an eine gemischte Wirtschaft, die u.a. Kapitalismus und Sozialismus vereint. In der Politik glauben Synkretisten, dass eine bessere Welt entstehen wird, wenn gegensätzliche politische Überzeugungen zu einer Ordnung zusammengeführt werden.
In jedem Bereich ist Synkretismus ein Verstoß gegen das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir“ (V. 3). Synkretismus in allen Bereichen entsteht überall dort, wo dieses Gesetz missachtet wird.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

Den einen wahren Gott erkennen (V. 1-3). Die Formulierung „der Herr, dein Gott“ wird in diesem Abschnitt fünfmal wiederholt (Vv. 3, 5, 7, 10, 12), um das Volk an die Autorität zu erinnern, die hinter diesen Geboten steht. Mose berichtet nicht von „zehn Meinungen“, die er von einem freundlichen Ratgeber gehört hat, sondern von zehn Geboten, die der allmächtige Gott gesprochen hat. Die Juden lebten in einer Welt von blinden und abergläubischen Völkern, die viele Götter anbeteten, etwas, das Israel jahrhundertelang in Ägypten erlebt hatte. Israel sollte von dem wahren und lebendigen Gott Zeugnis ablegen (Ps. 115) und seine Nachbarn auffordern, ihm zu vertrauen.
Die Formulierung „vor mir“ kann „im Gegensatz zu mir“ bedeuten. Wenn die Juden einen anderen Gott verehrten, erklärten sie Jehova den Krieg und zogen seinen Zorn auf sich. Jeden Morgen verkündet der gläubige Jude: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einziger Herr“ (Dtn 6:4).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

„Ein eifersüchtiger Gott“
J. C. Choate
Shaffer, Kalifornien.
Vor langer, langer Zeit sagte Gott, als er die zehn Gebote vorstellte: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, und Barmherzigkeit übt an Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (2. Mose 20,36). Derselbe Autor fährt fort: „Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten; denn der Herr, dessen Name Eifer ist, ist ein eifersüchtiger Gott.“ (2. Mose 34,14). Ja, in den alten Tagen war Gott ein eifersüchtiger Gott, und meine Freunde, ich bin hier, um euch zu sagen, dass Gott immer noch ein eifersüchtiger Gott ist. Unter dem alten Bund duldete er nicht, dass sein Volk sich vor Götzen und von Menschen gemachten Göttern beugte. Diejenigen, die sich auf eine solche Torheit einließen, wurden umgehauen und mussten für ihren schrecklichen Fehler bezahlen. Unter dem neutestamentlichen Gesetz möchte der Herr, dass wir verstehen, dass er an erster Stelle stehen muss oder gar nicht. Diejenigen aber, die sich den anderen Dingen dieses Lebens beugen, werden die Konsequenzen dafür tragen müssen, besonders in der kommenden Welt.

Gottes Fürsorge für sein Wort
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um sein Wort geht. Er bedauert den Anblick derer, die seinen Willen für die Handbücher, Disziplinen und Glaubensbekenntnisse der Menschen beiseite schieben wollen. Er verachtet jedes von Menschen gemachte Buch, das einen anderen Heilsplan als seinen eigenen vorschlägt. Er hasst die vielen Meinungen, Vorstellungen, Doktrinen, Gebote, Dogmen usw., die an die Stelle seines Wortes getreten sind. So hat Johannes geschrieben: „Denn ich bezeuge jedem Menschen, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen: Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott sein Teil wegnehmen aus dem Buch des Lebens und aus der heiligen Stadt und von dem, was in diesem Buch geschrieben steht.“ (Offb. 22:18, 19). Hör zu, mein Freund, du kannst nicht mit dem Wort Gottes spielen und damit durchkommen. Natürlich wissen wir alle, dass im Namen der Religion alles Mögliche gelehrt wird, und wenn man sie nach ihrer Autorität fragt, wird die Bibel als Quellenbuch angegeben. Aber hört mir zu: Die Bibel enthält nichts als die Wahrheit – wenn also alle diesem Buch folgen würden, wären wir alle nichts anderes als Christen. Die Bibel ist also nicht der Urheber der vielen Lehren, die propagiert werden; sie sind der Fantasie des Menschen entsprungen und werden durch seine eigene Torheit am Leben erhalten. Viele werden sich eines Tages vor Gott dafür verantworten müssen, wie sie mit dem Wort der Wahrheit umgegangen sind. Gott ist ein eifersüchtiger Gott und möchte daher, dass alle sein Wort anerkennen und ihm von ganzem Herzen glauben. Denn schließlich ist es die Wahrheit und nur die Wahrheit, die frei machen kann. (Johannes 8:32).
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was das Evangelium angeht. Er möchte, dass alle den Plan, der offenbart wurde, annehmen und daran glauben. Aber was ist mit denen, die sich weigern, dem Evangelium zu gehorchen? Der Apostel Paulus beantwortet diese Frage: „Und ihr, die ihr beunruhigt seid, ruht mit uns, wenn der Herr Jesus vom Himmel herab offenbart werden wird mit seinen mächtigen Engeln, in flammendem Feuer, um sich an denen zu rächen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen: Die werden gestraft werden mit ewigem Verderben von dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft.“ (2 Thess. 1:7-9). Diejenigen, die dem Evangelium Gottes gehorchen, werden also gesegnet, aber diejenigen, die es ablehnen, werden dafür bestraft. Der Herr möchte, dass diejenigen, die dem Evangelium gehorchen, die Wahrheit zu den Menschen in ihrer Umgebung bringen. Er möchte, dass sie den Erlösungsplan so lehren, wie er in der Bibel offenbart wird. Oh ja, es werden viele verschiedene Evangelien gepredigt, aber was ist mit ihnen? Sie sind nichts anderes als gefälschte Evangelien, von Menschen gemachte Evangelien, falsche Evangelien oder pervertierte Evangelien. Aber wenn man Gott gefallen will, muss man das Evangelium predigen, das durch den göttlichen Plan offenbart wurde. Paulus erkannte diese Tatsache und schrieb: „Ich wundere mich, dass ihr so schnell von dem, der euch in die Gnade Christi gerufen hat, zu einem anderen Evangelium übergegangen seid: Welches nicht ein anderes ist; sondern es gibt einige, die euch stören und das Evangelium Christi verdrehen wollen. Wenn aber wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen als das, das wir euch gepredigt haben, so sei er verflucht. Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium predigt als das, das ihr empfangen habt, so sei er verflucht.“ (Gal. 1:6-9). Es ist also eine ernste Angelegenheit, sich mit dem Evangelium Christi zu befassen. Paulus sagt, dass das Evangelium Gottes gepredigt werden muss, und wehe dem, der es anders predigt. Hör mir zu, mein Freund: Du kannst daherkommen und alles Mögliche glauben, was dem Evangelium vorzuziehen ist, aber eines Tages wirst du dafür geradestehen müssen. Ja, jemand kann ein falsches Evangelium predigen, wenn er will, aber vergiss nicht, dass er dafür geradestehen muss. Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was das Evangelium angeht. Er will, dass alle der geoffenbarten Wahrheit gehorchen, und er will, dass dieses Wort in seiner Reinheit und Einfachheit gepredigt wird. Noch einmal: Wehe dem, der sich nicht an das Evangelium hält.

Gottes Angst um das Reich Gottes
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um das Reich oder die Kirche geht. Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Kirche zu gründen, und doch gibt es Menschen, die so klug und gelehrt sind, dass sie behaupten, die Kirche sei unwichtig. Woher kommt eine solche Lehre? Nicht von Gott, nicht von Christus, nicht von seinem Wort, sondern vom Teufel. Die Kirche IST wichtig. Allein die Tatsache, dass Christus sie gegründet hat, macht sie wichtig. (Matthäus 16:18; Apostelgeschichte 2). Und weil Christus sein Blut für sie vergossen hat, ist sie wichtig, ja, sie ist für Gott so wertvoll wie das Blut Christi. (Apostelgeschichte 20,28). Darüber hinaus ist sie wichtig, weil Christus der Retter der Kirche ist, weil er das Haupt der Kirche ist und so weiter. (Eph. 6:23). Betrachten wir nun im Lichte all dessen die Aussage des Herrn: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zugerechnet werden.“ (Mt 6,33). Ja, das Reich Gottes oder die Kirche Gottes ist so wichtig und so wesentlich, wenn es um das Heil der Seele geht, dass der Herr erklärt, dass wir es in unserem Leben an die erste Stelle setzen sollen. Meine Freunde, Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Er ist nicht erfreut über die Menschen, die sagen, dass die Kirche nicht wichtig ist, und ich sage euch noch etwas: Er ist nicht erfreut über diese von Menschen gemachte Lehre, dass eine Kirche so gut ist wie die andere oder dass es viele Kirchen gibt und man sich der Kirche seiner Wahl anschließen kann. Nein, Gott ist nicht erfreut darüber. Es gibt nur eine wahre Kirche und man muss ihr angehören, um gerettet zu werden. Lies bitte Epheser 4,4, 1. Korinther 12,13 und Apostelgeschichte 2,47.
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was die Anbetung angeht. Es wird gesagt, dass man in der Kirche seiner Wahl anbeten darf. Außerdem wird propagiert, dass man anbeten darf, was man will, solange man ehrlich und aufrichtig ist, aber gute Nachbarn, betrügt euch nicht selbst und lasst auch nicht zu, dass euch jemand anderes betrügt. Diese Angelegenheit liegt nicht in der Hand des Menschen, sondern der Herr hat etwas zu dieser Sache zu sagen. Wir lesen: „Gott ist ein Geist; und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Johannes 4,24). Jetzt pass auf! Der Herr sagt, dass unsere Anbetung im Geist und in der Wahrheit sein MUSS. Damit der Gottesdienst annehmbar ist, muss er also nach dem Muster des Herrn und nicht nach dem des Menschen erfolgen. Aber was ist mit all den anderen Anbetungsformen? Sie sind vergeblich, wie Matthäus 15,9 sagt. Gott ist eifersüchtig, wenn es um unsere Anbetung geht. Er will, dass wir ihn so verehren, wie er es in seinem Wort gesagt hat. Eine andere Art der Anbetung wird er nicht akzeptieren.

Gottes Eifer für unsere Treue
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um den Namen geht. Er will, dass jede Seele, die ihm gehorcht, den Namen trägt, den er bestimmt hat – den Namen Christ. Der einzige Weg, wie wir ihm gefallen können, ist, diesen Namen zu tragen. Es wird nicht funktionieren, irgendeinen von Menschen geschaffenen Titel vor oder hinter den Namen Christ zu kleben. Er will, dass wir Christen sind und nichts anderes. Das steht im Einklang mit der Aussage von Petrus: „Wer aber als Christ leidet, der schäme sich nicht, sondern rühme Gott dafür.“ (1. Petr. 4:16). Lies auch Apostelgeschichte 26,28 und Apostelgeschichte 11,26 zu diesem Thema. Wenn du willst, kannst du dir einen von Menschen gemachten Namen zulegen, aber so sicher wie du das tust, wirst du dafür bezahlen müssen. Ich erinnere dich noch einmal daran, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist und wenn du zu ihm gehören willst, dann will er, dass du den Namen trägst, den er dir gegeben hat. Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Gemeinde. (Röm. 16:16; Apg. 20:28).
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es darum geht, das christliche Leben zu leben. Paulus erklärt einer Gruppe von Christen: „… bringt eure Leiber als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer dar, das ist euer vernünftiger Dienst.“ (Röm. 12:1). Geliebte, wenn wir Gott dienen sollen, möchte er, dass wir ihm dienen, anstatt an einem Tag das christliche Leben zu leben und am nächsten Tag ein sündiges Leben zu führen. Gott ist eifersüchtig und will nicht, dass sein Volk sich in Sünde ergeht oder auch nur mit der Welt wandelt. Um zu ihm zu gehören, muss man also die Sünde mit seinem ganzen Wesen hassen. Manche Menschen behaupten, Kinder Gottes zu sein, sind aber gleichzeitig genauso sündig und gottlos, wie man es nur sein kann. Aber denk daran, dass alle Menschen ernten müssen, was sie gesät haben. (Galater 6:7, 8).
Ja, Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Freunde, entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt – Gott oder Satan. Aber bedenkt: Wenn ihr euch für Gott entscheidet, verlangt er Treue bis zum Tod. (Offb. 2:10). Man muss bereit sein, diese Art von Dienst für den Herrn zu leisten, um in dieser Welt und in der kommenden Welt gerettet zu werden.

Truth Magazine I:11, S. 7-8, 10-11August 1957

Der letzte Kommentar passt wohl schon eher zu 2.Mose 20:4-5 – Siehe auch hier den alten Beitrag...

Hütet die Herde Gottes

Leitet die Gemeinde, die Herde Gottes, die euch anvertraut ist, als rechte Hirten! Kümmert euch um sie, nicht weil es eure Pflicht ist, sondern aus innerem Antrieb, so wie es Gott gefällt. Tut es nicht, um euch zu bereichern, sondern aus Hingabe.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 5,2

Weidet die Herde Gottes bei euch, nicht gezwungen [beaufsichtigend], sondern freiwillig, nach (der Art) Gottes, und nicht gewinnsüchtig, sondern bereitwillig, auch nicht wie Herrschende über das Zugeteilte, sondern als Vorbilder Werdende für die Herde;
Münchener Neues Testament 1988 – 1.Petrus 5,2–3

Hütet die Herde Gottes, die bei euch (O. unter euch, wie v 1) ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig, nicht als die da herrschen über ihre (W. die) Besitztümer, (O. ihr Erbteil; eig. das durchs Los Zugefallene) sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid.
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 5:2–3

Sorgt für die Gemeinde Gottes … wie ein Hirte für seine Herde Diese Formulierung beschreibt umfassend die Aufgaben eines Ältesten. Das Bild des Hirten legt Sorge, Schutz, Korrektur und Führung nahe (# 2,25). Jesus beschrieb seine eigene Sorge um die Gemeinde (Joh 10,1–18) und Gottes gütige Sorge für die Sünder (Lk 15,3–7) als Tätigkeiten eines Hirten. Der Gebrauch dieses Bildes hier durch Petrus erinnert an seine eigene Wiederherstellung und erneute Sendung als ein Hirte für die Herde Christi (Joh 21,15–17).
Seid nicht darauf aus, euch zu bereichern Petrus verbietet damit keine angemessene Vergütung der Ältesten für ihre Tätigkeit, aber sehr wohl die Liebe am Gewinn und den Missbrauch einer Vertrauensposition (1.Kor 9,14; 1.Tim 5,17f.).

5,3 Spielt euch nicht als Herren der Gemeinden auf … seid ein Vorbild Petrus warnt hier die Ältesten vor einem überheblichen Missbrauch der Macht und fordert seine Zuhörerschaft auf, sich wie Jesus zu verhalten (Mk 10,42–45; Joh 13,1–17; Phil 2,5–11).

Reformations-Studien-Bibel

Älteste (V. 1) sind mit der Verantwortung betraut, die Herde zu hüten (Gk. poimainō, „Schafe hüten; als Hirte handeln“; vgl. Johannes 21,16; Apg. 20,28; Eph. 4,11), wovon das englische Verb und Substantiv „pastor“ abgeleitet ist (lat. pastor bedeutet „Hirte“). Älteste sind auch mit der Ausübung der Aufsicht betraut (Übersetzung von Gk. episkopeō), der Verbform des Substantivs „Aufseher“ (Gk. episkopos), das eine weitere Bezeichnung für diejenigen ist, die als Älteste dienen (vgl. Apostelgeschichte 20,28). Die Begriffe „Hirte“ und „Aufseher“ betonen die Funktion der Ältesten (d.h. sie sollen die „Herde“ weiden und bewachen), während der Titel „Ältester“ das Amt hervorhebt. Petrus gibt den Ältesten nun drei Ermahnungen, wie sie die ihnen anvertrauten Aufgaben wahrnehmen sollen: (1) Die Ältesten sollen die Gemeinde gerne oder bereitwillig „hüten“, in Übereinstimmung mit Gottes Willen, anstatt es aus einem Gefühl des Zwangs heraus zu tun; (2) sie sollen die Arbeit eifrig tun und nicht aus Habgier oder um schändlichen Gewinn zu erzielen (Gk. aischrokerdōs, „in Vorliebe für unehrlichen Gewinn, gierig“); (3) sie sollen der Gemeinde als Vorbild dienen und ihre Führungsposition nicht als Mittel zur Herrschsucht nutzen.

Die ESV Studienbibel

Hüte die Herde Gottes: Ein alter israelitischer Hirte ging vor seinen Schafen her, um sie zu führen; er trieb die Schafe nicht vor sich her. Gemeindeleiter/innen sollten das Volk Gottes auf dieselbe Weise führen: Sie sollen es weiden, beschützen und leiten (siehe Johannes 21,15-17). Christliche Führungspersönlichkeiten sollten sich auch daran erinnern, dass ihnen die Verantwortung übertragen wurde, eine Herde zu hüten, die Gott gehört und nicht ihnen selbst. sie sollen als Aufseher/innen dienen: Gemeindeleiter/innen müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass die Christen unter ihrer Obhut nach Gottes Wort leben. nicht durch Zwang: Die Arbeit des Dienstes soll mit Freude getan werden, nicht nur als Pflicht. nicht für unehrlichen Gewinn: Christliche Führungskräfte müssen sicherstellen, dass ihre Arbeit nicht durch Geld motiviert ist, sondern durch die Leidenschaft für das Wohl der ihnen anvertrauten Gläubigen (siehe 1. Tim. 3:3, 8; Titus 1:11).
5:3 und sich nicht als Herren aufspielen: In Anlehnung an ein Gebot, das Petrus während seines irdischen Dienstes direkt von Jesus hörte, erinnert Petrus alle christlichen Führungskräfte daran, dass sie gegenüber denen, die Gott ihnen anvertraut hat, die Rolle von Dienern und nicht von Herren einnehmen sollen (siehe Mt 20,25-28; Mk 10,42-45). Vorbild sein: Christliche Führungskräfte sollten anderen Gläubigen ein göttliches Vorbild sein (siehe Phil. 3:17; 2 Thess. 3:9; 1 Tim. 4:12). Christus selbst hat uns allen ein Beispiel gegeben (siehe Johannes 13,15).

Die Nelson Studienbibel

Das war der Auftrag, den der auferstandene Herr dem Petrus gegeben hatte: »Weide meine Schafe« (Joh 21,16f). In diesem Auftrag stehen auch die Ältesten der Gemeinden. Gemeindeleitung ist »weiden« (eigentlich »Hirte sein«, von der Wortwurzel »schützen, hüten« inhaltlich gefüllt). »Weiden« ist also »umsorgen«, »schützen«, »leiten« und »versorgen«. Wie dieses geschieht, das hat der Hirte David in Psalm 23 unübertroffen ausgedrückt. »Herde« (eigentlich »die zum Hirten Gehörenden«), so wird die Gemeinde Jesu Christi genannt (vgl. Ps 77,21; 78,52; Jes 40,11; Jer 13,17; Hes 34,17, 31; Lk 12,32; Joh 10,16; Apg 20,28). Es ist die »Herde Gottes«, denn Gott selbst ist der Hirte (vgl. Ps 77,21; 78,52), und sein Messias ist der gute Hirte (vgl. Jes 40,11; Joh 10,11ff; 11,27ff).
Nie ist die christliche Gemeinde Gemeinde eines Menschen, sondern sie ist »anbefohlen« (im Griechischen steht kürzer »bei euch«). Leitungsdienst in der Gemeinde ist Hirtendienst, ist Weidedienst, gilt in allem der Herde und nicht sich selbst. Es ist ein Dienst, der besondere Hingabe einschließt (vgl. bes. Joh 10,11). Dieser Hirtendienst heißt: auf die Herde »achten« (wörtlich, »indem ihr genau hinschaut«). Das griechische Wort episkopeo (»achtgeben«) wurde zur Amtsbezeichnung »Episkopus«. »Aufseher«, wie es gelegentlich übersetzt wird, ist aber mißverständlich. Vielmehr ist der ganze Einsatz des Hirten für die Herde betont. Er sieht ganz genau hin, d. h. er nimmt jeden einzelnen wahr; er sieht, was er bedarf, und der Hirte sieht auch rechtzeitig, wo Gefahren aufziehen.
Solcher Hirtendienst soll »nicht gezwungen« geschehen, nicht als mürrische Pflicht. Das griechische Wort verdeutlicht, daß solches Gezwungen-Werden dadurch geschehen kann, daß jemand »bedrängt« wird, diesen Dienst zu tun. Hirtendienst kann niemandem aufgedrängt werden, und er kann gewiß nicht recht getan werden, wenn sich einer in die Gemeindeleitung stellen läßt, nur weil ihn andere dazu drängen. Das setzt voraus, daß solche Gemeindeleiter wohl gewählt wurden und sie das eben dann auf sich nehmen. Hirtendienst kann nur »freiwillig« recht geschehen. Das Wort meint eine »Willigkeit«, was durch den Zusatz »wie es Gott gefällt« unterstrichen wird. Das ist ein Hirtendienst, der also getan wird, weil ich mich gern und willig Gott zu solchem Dienst zur Verfügung stelle.
Es gibt auch falsche Hirten, die nur ihren eigenen Vorteil suchen, indem sie ihr Leitungsamt zu »schändlichem Gewinn« mißbrauchen. In der christlichen Gemeinde geht es immer auch um Geld, nämlich um die Opfer und Gaben, die die Gemeindeglieder ja oft reichlich geben. Da liegt die eigene Bereicherung versuchlich nahe. Es ist deshalb gut, in einer Gemeinde die Finanzen und die Leitung zu trennen und bei der Geldverwaltung mehrere in die Verantwortung zu nehmen. Der Hirtendienst soll nicht im bösen Sich-selbst-Bereichern geschehen, sondern »von Herzensgrund« (eigentlich »eifrig, leidenschaftlich«), eben mit ganzem Einsatz für die Gemeinde und nicht für mich, aufgrund von Hingabe, nicht zur Ausbeutung.

5,3: »nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.«
Petrus gebraucht mit dem Wort »Herren« ein deutliches Wort, ein Jesuswort (vgl. Mt 20,25) für falschen Hirtendienst, nämlich – wörtlich – »hinunterherrschen« (im Sinn von »beherrschen, zwingen, Gewalt ausüben«). Auf diese Weise wird Leitung, Herrsein in der Welt geübt, oft als Machtausübung sogar mit absolutem Anspruch. So kann es in der Gemeinde Jesu Christi nicht sein, sondern Leitung ist immer Dienst. »Über die Gemeinde« heißt im Griechischen genauer »über das euch Zugeloste, euren Anteil«. Wir kennen das Wort schon als »Erbe« (vgl. zu 1,4). Das meint ein dreifaches:
a) Ihr Leitungsdienst ist ihnen das von Gott Anvertraute und deshalb Kostbare.
b) »Anteil« kann die einzelne Gemeinde bezeichnen.
c) Auch innerhalb einer Einzelgemeinde gab es wohl zugeteilte Leitungsaufgaben.

Die Hirten sollen »Vorbilder« der Herde sein, eigentlich »Typus« für die Herde. Typos meint von seiner Wortwurzel her »das Geschlagene« im Sinn von »behauen«. Es ist also ein Vorgang, bei dem Material gestaltet wird. Die Leiter der Gemeinde, geprüft und gestaltet von der Kraft Gottes, können und sollen so prägend für die einzelnen Glieder der Gemeinde sein. Vorbild bin ich nicht aus mir, sondern insoweit, wie mich Gottes Kraft gestaltet (vgl. Phil 3,17; 1 Thes 1,7; 1 Thes 1,10; 4,2; Jak 5,10; auch Joh 13,15).

Edition C Bibelkommentar

Was soll Jung und Alt, Prediger, Gemeindeleiter und „ganz normale“ Gemeindeglieder verbinden? Richtig: die Demut! Sinngemäß steht im Griechischen in Vers 5: „Alle aber legt in der Beziehung zueinander die Demut an.“ Und anlegen meint wörtlich „den Sklavenschurz umbinden“. Das erinnert uns an Jesus (vgl. Johannes 13,4). Demut hat nichts mit Minderwertigkeitsgefühlen zu tun, sondern ganz praktisch mit Taten zum Wohl des andern. Taten, die vielleicht niemand wahrnimmt, Taten, mit denen ich keine ehrfurchtsvollen Blicke, kein anerkennendes Schulterklopfen ernten kann. Es sind einfach nur Dinge, die ich für andere tue, weil ich sie höher achte als mich selbst (vgl. Philipper 2,3). Meine Selbstachtung ist deswegen aber nicht aufgegeben (Matthäus 19,19b)!
Diese Haltung ist für den Gemeindeleiter … – für jedes Gemeindeglied die ideale Herzenshaltung. Zugegebenermaßen entspricht sie nicht unbedingt dem menschlichen Naturell. Wohl darum erinnert Petrus die Gemeinde ausdrücklich daran und reiht sich bescheiden als Mitältester (1 Petrus 5,1) in die Gemeinde ein.

ERF – 1.Petrus

In der Welt wird jemand, der eine angesehene Stellung innehat, als wichtig betrachtet, aber innerhalb der Organisation Gottes gilt die Regel: „Wer sich unter euch allen als ein Geringerer benimmt, der ist groß“ (Lukas 9:46-48; 22:24-26). Die Bibel rät Ältesten, darauf zu achten, dass sie über diejenigen, die das Erbe Gottes sind, nicht herrschen, sondern Vorbilder für die Herde werden (1 Petrus 5:2, 3). Nicht nur einige wenige Auserwählte, sondern alle Zeugen Jehovas, männlich und weiblich, haben die ehrenvolle Aufgabe, den Souverän des Universums zu vertreten, demütig in seinem Namen zu reden und den Menschen überall sein Königreich zu verkündigen.

Den allein wahren Gott anbeten

nicht nur! Jehovah nutzt ALLE seine Diener! Jeder hat seine Aufgabe – und jeder ist eine Person, die NUR durch den Hirten Jesus Christus geleitet und geführt wird. Die Leiter einer kleinen oder größeren Gemeinde sind eben auch Schafe in Christi Hand.

Eine weitere häufige Quelle von Konflikten ist der Missbrauch von oder die Rebellion gegen die Autorität, die Gott in der Gemeinde, der Regierung, der Familie und am Arbeitsplatz eingesetzt hat. Alle legitime Autorität ist von Gott eingesetzt worden, in erster Linie zum Zweck der Aufrechterhaltung von Frieden und Ordnung (Römer 13,1-7). Er hat denjenigen, die Autorität haben, strikte Anweisungen gegeben, ihre Position nicht auszunutzen, sondern vielmehr fleißig zu dienen und auf das Wohlergehen derer zu achten, die sie zu leiten berufen sind (Markus 10,42-45; vgl. Epheser 5,25-33; 6,4.9; 1 Petrus 3,7; 5,1-3). Wenn Leiter ihre Autorität missbrauchen und sie für ihre eigenen Zwecke einsetzen, wird Gott selbst sie schließlich für diese Sünde zur Rechenschaft ziehen (5. Mose 24,15; Hiob 31,13-14; Jeremia 22,13; Mal 3,5; Kolosser 4,1; Jakobus 5,4).

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Sich zu Herren machen heißt wörtlich: „herunterherrschen“, dann „unterdrücken“, „unterjochen“. Die Ältesten haben die Gemeinde zu leiten und dabei auch Gemeindezucht zu üben. In dieser führenden Stellung liegt eine Gefahr. Sie kann mißbraucht werden im Sinne des menschlichen Machttriebes. Es gibt einen Mißbrauch der Dienstvollmacht, ein falsch verstandenes Amtsbewußtsein. Durch Herunterherrschen (- In Mt 20, 25 und Mk 10, 42 gebraucht Jesus das gleiche Wort im Blick auf die weltlichen Fürsten. -) spielen sich die Diener der Gemeinde als Herren auf, nehmen Gott die ihm gebührende Ehre und Herrscherstellung, und sie entmündigen dadurch die Gemeindeglieder. Freiheit und verantwortliche Mitarbeit, die Freude am Dienst und das Gemeinschaftsbewußtsein gehen auf diese Weise verloren. So können Älteste das ihnen Zugeteilte durch „Herunterherrschen“ geradezu „herunterwirtschaften“. Dem stellt Petrus die rechte Art des Weidens gegenüber: sondern als solche, die Vorbilder der Herde werden. Wie Petrus, so verwendet auch Paulus das Wort Vorbild oder „Muster“ (grie ⟩typos⟨) und mahnt die Gemeindeleiter im gleichen Sinne (1Tim 4, 12; Tit 2, 7; vgl. auch 1Th 1, 7; 2Th 3, 9). In Phil 3, 17 sagt er: „Seid zusammen meine Nachahmer und sehet hin auf die, welche also wandeln wie ihr uns zum Vorbilde habt.“ Nicht Herrschernaturen, sondern Vorbilder braucht die Gemeinde. (- Deshalb liegt ein großer Gewinn im Lesen guter Lebensbilder -) Wer sich zum Herrn macht, verlangt von der Gemeinde Dienste, die er selbst nicht zu tun bereit ist. Wer dagegen Vorbild ist, geht im Dienen voran. Alle „Älteren“ stehen unter dem Auftrag: werdet Vorbilder der Herde. Nicht die Predigtgabe und nicht überragende menschliche Fähigkeiten sind in erster Linie für den Ältestendienst nötig, wohl aber eine Lebenshaltung, die von Jesus und den Aposteln, und das heißt von der Heiligen Schrift her, geprägt ist.

Wuppertaler Studienbibel

Das Volk des Herrn wird hier als „Erbteil“ für Gott gesehen. Die souveräne Wahl Gottes in der Auswahl und Bestellung jener Gläubigen als Aufseher versichert sie ihres großen Wertes in Seinen Augen. Die Ältesten werden gewarnt, nicht über Gottes Erbe zu herrschen; es ist äußerst kostbar für Ihn. Jene Führer sollten „Vorbilder“ der Herde sein. „Vorbilder“ oder „Typen“ spiegeln wohl etwas von der Typologie des AT wider. Typen waren sichtbare Darstellungen, verbunden mit einer geistlichen Bedeutung.
Als Gott wünschte, sich selbst Seinem Volke Israel zu offenbaren, dort in der Wüste, da rief Er Mose zu sich auf den Berg. Gott kannte das Muster „in dem Himmel“, und Er zeigte Mose dieses Muster. Dann befahl Er Mose hinunterzugehen und eine Nachbildung davon im Wüstensand anzufertigen. Während es dem Volk nun nicht gegeben wurde, solche Offenbarung in all ihrer wunderbaren Art zu verstehen, so konnten sie zu dieser Nachbildung gehen, die Mose erbaut hatte, sie berühren und begreifen und somit etwas von Gott lernen.
Dies ist das Bild in dem Wort typos wie es sich auf den Ältesten bezieht, den geistlichen Führer. Führung bedeutet nicht die Fähigkeit, Treffen zu arrangieren, Programme aufzustellen, Kommitees zu organisieren. Leitung bedeutet, „geistlich“ führend zu sein. Es bedeutet vor Gottes Volk in solcher Art voranzugehen, daß die anderen zur Nachfolge ermuntert werden. Sie mögen wohl nicht fähig sein, alle in den Briefen dargestellten großen Lehren zu begreifen, die sich auf das christliche Leben beziehen, aber sie können das Leben beobachten, das die Ältesten vorleben. Sie können zu einem dieser Männer Gottes hingehen und sein Leben „berühren“ und sich an ihm ein Beispiel nehmen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Heute ist es ja „Mode geworden“ sich als „Hirten“ auszugeben – und nicht als führendes Beispiel voran zu gehen, sondern durch Videos „seine eigene Meinung“ den anderen kundzutun. Hat ja auch den Vorteil, dass man über Videos kaum Kosten hat, und durch „Werbeeinnahmen“ und „Spendenaufrufe“ dabei „Geld verdienen“ kann. Ein weiterer Vorteil von Videos ist ja, dass man, sobald die Kamera aus ist, wieder so leben kann, wie man leben will – und dass man von den Zuschauern der Videos nicht um Rat gefragt werden kann. Denken wir besonders bei den großen Organisationen an die Stelle aus Hesekiel: – Hesekiel warf den falschen Hirten vor: „Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt, und meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben“ (Hes 34,4-5).

„Papa, ich hab großen Mist gebaut!“

Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.
Elberfelder 1871 – Lukas 15,21

Aber der Sohn sagte (zu) ihm: Vater, ich-sündigte gegen den Himmel und angesichts (von) dir, ich-bin nicht-mehr würdig, dein Sohn genannt-zu-werden.
Dies ist der Ausdruck echter Buße: „Ich bin völlig unwürdig vor Gott“. Kommt er gar nicht mehr dazu den Rest auszusprechen („…mache mich wie einen deiner Tagelöhner“), den er sich vorgenommen hatte (V.19b), weil der Vater ihm schon vorher ins Wort fällt und seine nicht ausgesprochenen Worte ins Gegenteil umdreht (vgl. 1Joh 4,18)? Nicht wie ein Tagelöhner soll er sein, sondern wie ein Ehrengast (14,130).
Gerhart Kautz – Die Studienübersetzung Neues Testament – Lukas 15:21

Da sagte der Sohn: ›Vater, ich habe gottlos gehandelt gegen Gott und auch gegen dich. Ich bin nicht mehr würdig, als dein Sohn zu gelten!‹
Roland Werner – Das Buch – Lukas 15,21

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Das Thema um den „verlorenen Sohn“ oder „die verlorenen Söhne“ hatten wir hier schon einmal – also die ersten Verse. Heute schauen wir ein paar Verse weiter an.

Godet schrieb zum verlorenen Sohn: »Die Hauptsache ist, dass er, nachdem er den Entschluss einmal gefasst hat, ihn auch ausführt« – zu Recht.
»Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater« (V. 20): Jesus schildert nicht die Mühen des Abschieds, die Mühen des Weges, die Mühen, den Entschluss durchzuhalten. Er legt nur Wert auf das Ergebnis: »machte sich auf – kam«. Der Entschluss ist ausgeführt!

Jetzt schwenkt die Kamera des Gleichnisses um. Sie konzentriert sich im nächsten Bild auf den Vater: »Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und das Erbarmen packte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn« (V. 20). Fünf Zeitwörter schildern das Geschehen: »Er sah« – »er hatte Erbarmen« – »er lief« – »er fiel« – »er küsste«. »Sah ihn der Vater« deshalb schon auf eine weite Distanz, weil er insgeheim auf ihn wartete? Weil der Vater im Gleichnis ein Bild für Gott ist, muss man diese Frage bejahen (vgl. Jes 55,7; Jer 3,12ff.; Hes 18,23.27; 33,11; Röm 2,4; 2 Petrus 3,9). »Ihn packte das «: So wie Jesus mit den armen, verlorenen Menschen (Mt 9,36; 14,14; 18,27; Lk 7,13.42; 10,33; 13,10ff.). Dieses Erbarmen Gottes wird in Israels Glaubensbekenntnissen gepriesen (2 Mo 34,6; 4 Mo 14,18; Ps 103,8; Jon 4,2). Auf dieses Erbarmen bauen die Beter (Dan 9,18). Dieses Erbarmen feiert noch heute die christliche Gemeinde in ihren Liedern (z. B. EKG 269, 2ff.; 277). »Er lief«: das ist gegen die Sitte des Orients. Der Würdigere wartet oder geht langsam. Nur Freude und Liebe können diese Sitte durchbrechen (vgl. 1 Mo 33,4). »Er fiel ihm um den Hals«: wie Esau dem heimkehrenden Jakob, wie Josef seinem Bruder Benjamin und seinem Vater Jakob, wie der Vater dem jungen Tobias (1 Mo 33,4; 45,14; 46,29; Tobias 11,11). Dieses »um den Hals fallen« sagt: Du bist wieder in die Familie aufgenommen. »Und küsste ihn«: Gemeint ist der liebevolle Kuss unter Familienmitgliedern oder eng verbundenen Menschen (1 Mo 33,4; 45,15; Tobias 11,11; Apg 20,37). Dieser Kuss sagt: Wir gehören zusammen (vgl. 2Sam 14,33).

Um das Gleichnis an dieser Stelle ganz zu verstehen, muss man auf das Alte Testament hören. Es beschreibt die Bekehrung und ihre Konsequenzen wie folgt: »Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung« (Jes 55,7), oder: »Kehre zurück, du abtrünniges Israel, spricht der Herr, so will ich nicht zornig auf euch blicken. Denn ich bin gnädig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast« (Jer 3,12ff.), oder: »Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der Herr« (Jer 31,20). Viele wesentliche Begriffe, die wir aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn kennen, begegnen uns schon im Alten Testament (»erbarmen«, »gegen Gott (den Himmel) sündigen«, »sehen / blicken«, »Sohn«). Was Gott schon im Alten Bund wollte, das hat Jesus für den Neuen Bund in der anschaulichen Form eines Gleichnisses übernommen. Wer also wissen will, was Bekehrung ist, der studiert am besten das Gleichnis vom verlorenen Sohn.

In den Armen des Vaters »sagte der Sohn« genau das, was er sich vorgenommen hatte (vgl. V. 18): »Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen« (V. 21). Diese Worte zeigen noch einmal, wie wichtig ein klares Schuldbekenntnis ist. Wir erinnern uns, dass es schon im AT gefordert war (vgl. die Bußpsalmen 6; 32; 38; 51; 102; 130; 143 und Spr 28,13; Jer 3,12ff.; Dan 9,3ff.; Jon 3,6ff.). Der Sohn denkt nicht: »Na, nun ist es schon gut …«. Er will reinen Tisch machen. So soll es auch in der Gemeinde Jesu sein (vgl. 1 Joh 1,9; Jak 5,16).

»Aber der Vater sagte zu seinen Knechten« (V. 22): Viele Ausleger nehmen an, dass der »Vater« den Sohn gar nicht mehr ausreden ließ, so dass die Worte: »Mache mich wie einen deiner Tagelöhner!« ungesagt blieben. Vermutlich haben sie recht. Die Knechte verfolgten wohl das Schauspiel der Heimkehr aus respektvoller Entfernung, aber in Rufweite. »Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße, und bringt das gemästete Kalb, schlachtet es, und lasst uns essen und fröhlich sein!« (V. 22-23) – so lautet der Befehl. »Bringt her!« – »zieht an!« – »gebt!« – »bringt!« – »schlachtet!« – »lasst uns essen!« – »lasst uns fröhlich sein!«: das sind sieben Imperative. Ist dies Zufall? Oder nicht doch ein Hinweis auf die heilige (sieben!) Freude? Eins ist sicher: Hier geht es nicht nur um eine Wiedersehensfreude, um ein Familienfest. Hier geht es um die geistliche Heimkehr zu Gott.

Edition C

Der jüngere Sohn zerriß die Gemeinschaft mit dem Vater. Sein Erbe bekam er und zog mit ihm fort. Dadurch war er für den Vater verloren. Er kam auch nicht wieder, solange sein Erbe reichte. Erst als er am Verhungern war, entschloß er sich zur Rückkehr. Nun aber kam er reuig, mit dem Geständnis, er habe gegen den, der im Himmel wohnt, und gegen den Vater gesündigt, ohne Anspruch auf den Sohnesnamen nur mit der Bitte, daß ihn der Vater als Tagelöhner annehme.
Damit beschrieb Jesus den jüdischen Freisinn, denjenigen Teil des Volks, der sein Leben mit dem Erwerb und Genuß der natürlichen Güter füllte und sich nicht ernsthaft um Gott kümmerte. Jesus mißt seine Sünde mit derselben Norm, unter die er das Verhalten des Menschen immer stellt. Der Mensch rafft an sich, was Gott gehört, und mißbraucht seine Gaben. Jesus sah auch in dem, was uns die Natur darbietet, Gottes Gabe. Das gottlos gewordene Leben nannte Jesus Elend, wobei er keineswegs nur an sichtbaren Zusammenbruch dachte. Im Haus der Zöllner, die sich bei ihm einfanden, war von Mangel keine Rede. Dennoch sind sie Darbende; denn nach dem Urteil Jesu verdorrt das Leben den Menschen, wenn er den Zusammenhang mit Gott verlor. Wird ihm das Leben zur Pein, muß er sich selbst verachten, steht er vor der Schuld ratlos und vor dem Tod mit Angst, so empfängt er dadurch den Antrieb, der ihn zur Umkehr beruft.

Der Vater sah, sobald er wiederkam, nur seinen Sohn in ihm, deckt alles, was geschehen ist, mit vollständigem Vergeben, freut sich, daß er ihn als seinen Sohn wiederhat, schmückt ihn mit allen seinen Ehrenzeichen und läßt sich das beste Tier, das im Stall für die festlichen Gelegenheiten bereitgehalten wird, nicht reuen, um seine Heimkehr mit dem fröhlichen Mahle zu feiern. Dadurch hat Jesus den Murrenden sein Herz vollends erschlossen: mit solcher Freude sieht er die Sünder zu sich kommen, und mit solchem Vergeben nimmt er sie auf und ist darin mit dem Vater eins. Sein Auftrag ist es, die zu Gott zurückzurufen, die von ihm gewichen sind, und er darf denen, die den Sohnesnamen, soviel an ihnen liegt, verloren haben, sagen, daß sie wieder Söhne sind.
Man hat oft gefragt, wo bei dieser Verkündigung der göttlichen Gnade Jesu Blick auf sein Kreuz bleibe; aber nur Unaufmerksamkeit kann dieses übersehen. Zu Jesus kamen die Sünder, deren Heimkehr er in diesem Bild beschreibt. Dadurch, daß sie zu ihm kamen, traten sie ins Vaterhaus zurück. Dadurch, daß er sie annahm, nahm sie der Vater an; dadurch, daß er ihnen seine Liebe gab, bereitete ihnen der Vater das festliche Mahl. Seinen Dienst an den Verlorenen preist er hier, daß er vergeben und Gottes volle Liebe den Gefallenen bringen darf. Gerade deshalb, weil dies sein Amt war, befand er sich auf dem Kreuzesweg, und weil er auf dem Kreuzesweg war, darum hatte er diese Vollmacht und dieses Amt. Die göttliche Tiefe und Kraft seiner Vergebung beruht darauf, daß er sie in der vollen Einheit mit dem Vater spendet als der, der ihm ganz gehorsam ist, sein Leben für die Sünder läßt und sein Heilandsamt vollbringt, obgleich es ihn ins Sterben führt. Lebend und sterbend war dies sein Wille und Werk, daß die wieder Gott gehören, die für ihn verloren sind.

Schlatters Erläuterungen zum NT

Der Schwerpunkt des dritten Gleichnisses liegt auf der Wiederherstellung, die das Werk von Gott, dem Vater, ist. Die Geschichte ist sehr bekannt und handelt von einem Mann, der zwei Söhne hatte. Der eine Sohn verlangte früh sein Erbe, verließ das Haus und verschwendete sein ganzes Geld mit einem ausschweifenden Leben. Als er mittellos war und die Freunde, die er gewonnen hatte, ihn im Stich ließen, musste er ein Arbeiter werden. Ironischerweise für einen Juden wurde er gezwungen, als Schweinemäster zu arbeiten. Schließlich erkannte er seine Sünde gegen seinen Vater und kehrte nach Hause zurück, in der Hoffnung, ein Knecht zu werden. Als sein Vater ihn von weitem sah, lief er auf ihn zu, begrüßte ihn und hieß ihn wieder willkommen. Seitdem der Sohn von zu Hause weggegangen war, hatte er auf seine Rückkehr gewartet: Als er aber noch in der Ferne war, sah ihn sein Vater (Lukas 15:20).Die Betonung im griechischen Text liegt auf der Formulierung noch in der Ferne. Der Vater erwartete immer, dass der Sohn eines Tages nach Hause zurückkehren würde. Er wusste nicht, wann, aber er lebte in der Erwartung, dass sein Sohn zurückkommen würde.

Obwohl der Sohn bereit war, ein Diener im Haus seines Vaters zu werden, ohne die Privilegien eines Erben zu haben, wollte der Vater nichts davon wissen. Als er seinen Sohn wiederherstellte, gab er ihm drei Dinge (Lukas 15:22): das beste Gewand als Zeichen seines Erstgeburtsrechts, einen Ring als Zeichen der Autorität und zur Demonstration seiner wiederhergestellten Stellung als Sohn im Haus und Schuhe als Zeichen seiner Sohnschaft. Er war vollständig wiederhergestellt. Ein großes Fest wurde gegeben, weil der Sohn in das Haus des Vaters zurückgekehrt war.

Doch die Aufregung um den jüngeren Sohn, der sein Erbe vergeudet hatte, beunruhigte den älteren Sohn (Lukas 15:25). Er beschwerte sich bei seinem Vater, dass er, obwohl er treu und gehorsam gewesen war, nie mit solcher Ehre behandelt worden war. Der Vater antwortete, dass das Erbe immer noch ihm gehöre und er nichts verloren habe. Allerdings war der verlorene Sohn zurückgekehrt, um Teil der Familie zu werden, also sollte im Haus Freude und Jubel herrschen.

Dies spiegelt Gottes Haltung gegenüber Sündern und die Freude im Himmel wider, wenn jemand Buße tut. Die Aussage des Vaters: „Alles, was mein ist, ist auch dein“ (Lukas 15:31), zeigt, dass alle Vorrechte, die dem jüngeren Bruder gegeben wurden, auch dem älteren Bruder zur Verfügung standen; der ältere Bruder weigerte sich jedoch, sich das anzueignen, was ihm zur Verfügung stand. Ebenso versäumten es die Pharisäer, sich anzueignen, was ihnen zur Verfügung stand.

Das Folgende ist eine rabbinische Ähnlichkeit:
R. Berekija und R. Abbahu sagten im Namen von R. Jonathan: AUCH HAT ER DIE WELT IN IHR HERZ GESETZT: d.h. eine Liebe zur Welt und eine Liebe zu Kindern hat Er in ihr Herz gesetzt. Womit ist die Sache vergleichbar? Einem König, der zwei Söhne hatte, den einen groß und den anderen klein. Der Ältere behandelte ihn mit Respekt, während der Jüngere sich an ihm gütlich tat; dennoch übertrifft seine Liebe zu dem Jüngeren die des Älteren.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Wie schon 2020 auch heute die Frage: Merkst du WOHIN der Sohn zurück kehrt? Geht er zu den Dienern seines Vaters? Geht er zu seinem Bruder? NEIN! Er geht zum Vater – und entschuldigt sich bei seinem Vater! Und DIESER vergibt!
Warum diese Frage? Nun – jede Religion möchte, dass du dich bei ihr, anstatt beim himmlischen Vater meldest, und dass du dich bei ihr, anstatt beim himmlischen Vater entschuldigst. Aber was soll das bringen?

Wie ehre ich Gott? – II

Das ist eine Medizin, die dich rundum gesund erhält und deinen Körper erfrischt. Ehre den HERRN mit deinen Opfergaben; bringe ihm das Beste vom Ertrag deiner Arbeit.
Gute Nachricht Bibel – Sprichwörter 3,8–9

Ehre den Herrn mit deinem Besitz und schenke ihm das Beste, was dein Land hervorbringt.
Dann werden sich deine Scheunen mit Korn füllen, und deine Fässer von Wein überfließen.
Neues Leben – Bibel 2006 – Sprüche 3,9–10

zusätzlich zu den Gedanken von 2020, hier noch ein paar Kommentare:

Der fünfte Rat für den Sohn lautet, den HERRN zu ehren mit dem, was er besitzt (V. 9). Es geht nicht darum, dem HERRN etwas zu geben, sondern darum, Ihn zu ehren. Es kommt hier nicht auf einen Teil des Vermögens an, sondern darauf, dass er Ihn mit seinem ganzen Vermögen ehrt. Es geht also um alles, was er besitzt: sein gesamtes Kapital, alle Einkünfte durch Arbeit oder Erbschaft. „Ertrag“ ist das, was ihm die Landwirtschaft an Gütern und Geld eingebracht hat.
Das Geben der „Erstlinge“ einer Ernte bedeutet anzuerkennen, dass die ganze Ernte vom HERRN kommt (2Mo 23,19; 4Mo 28,26.27; 5Mo 18,4; 26,1.2). Dem Sohn wird gesagt, er soll bei der Berechnung der Erstlinge von „all“ seinem Ertrag ausgehen. Er darf nichts vergessen oder bei der Berechnung nicht beachten. Gott verlangt, dass wir alles in unsere Bilanzen mit einberechnen, denn Ihm gehört alles.
Der „Erstling“ weist in besonderer Weise auf Christus hin: der „Erstling der Entschlafenen“ (1Kor 15,20). Er hat sich völlig für die Seinen hingegeben. Wenn wir die Erstlinge bringen, wird Gott an Ihn erinnert. Eine Wahrheit verstehen wir nur dann, wenn wir gelernt haben, sie in Verbindung mit Christus zu sehen. Das macht uns auch von Herzen bereit, die Erwartungen Gottes zu erfüllen.
Geben an sich bedeutet nichts. Geben hat nur dann Wert, wenn es dabei um die Verherrlichung Gottes geht. Wenn wir geben, um uns gut zu fühlen, verherrlichen wir dadurch nur uns selbst. Auf diese Weise gaben die Pharisäer. Ziel unseres Gebens kann auch sein, dass wir selbst dadurch besser werden. Dann „investieren“ wir in Gott als „Anlageobjekt“. Es geht aber nicht um uns, sondern um Ihn. Von Ihm haben wir unser Vermögen empfangen, um Ihn damit zu ehren. Auch für unseren irdischen Besitz gilt: Er ist „von Ihm und durch Ihn und für Ihn“ (Röm 11,36).
Wir ehren Gott, indem wir sein Werk mit Freuden tun. Das tun wir, wenn wir von Herzen zu Ihm sagen: „Du bist die Quelle von allem, was ich habe. Ohne Dich hätte ich nichts verdienen können; und dann hätte ich auch nichts, um Dich zu ehren. Indem ich Dir die ersten Früchte, das Beste, gebe, erkenne ich an, dass alles Dir gehört“ (vgl. 1Chr 29,14). Das zeigen wir, indem wir zuerst von allem, was wir empfangen, Ihm einen Anteil geben, bevor wir etwas davon für uns selbst gebrauchen.
Gott mit den Erstlingen zu ehren, macht den Sohn nicht ärmer, sondern sogar faktisch reicher. Er wird gesegnet werden mit einem Überfluss, der die Speicher füllt und die Fässer überfließen lässt (V. 10): „Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermaß ausgießen werde“ (Mal 3,10). Dies verspricht Gott für den Fall, dass wir sein Anrecht auf alle Dinge des Lebens anerkennen. Hier bewahrheitet sich, was schon in der Einleitung zu diesem Kapitel gesagt wurde: Hier geht es um Verheißungen, die ganz bestimmt erfüllt werden – nicht immer im Leben auf der Erde, aber auf jeden Fall in der Zukunft.
Die Behauptung, wir bekämen im Fall einer Geldspende ganz sicher mehr Geld wieder, als wir gegeben haben, ist eine falsche Anwendung dieses Verses. Auf diese Weise missbrauchen ihn manche Fernsehprediger. Sie rufen ihre Zuhörer auf, Geld zu geben, und versprechen ihnen, dass sie viel mehr zurückbekommen, als sie gegeben haben. Sie sagen: „Schick mir 100 Euro für meinen Dienst, und ich garantiere dir, dass Gott deine Gabe mit einer Gabe von 1000 Euro segnen wird!“ Ein solcher Aufruf ist nichts anderes als Manipulation.
Der Sinn dieses Verses besteht auch nicht darin, dass er zu einer Selbstprüfung führt, ob Sünden im eigenen Leben vorhanden sind, die den Segen verhindern, wenn sie Geld für das Werk Gottes geben und mit Überfluss an Geld gesegnet werden. Es ist auch unnötig, es erneut zu versuchen, um zu sehen, ob es dieses Mal funktioniert.
Wenn wir aus dem richtigen Herzenszustand heraus geben, gibt Gott mehr zurück, als wir Ihm gegeben haben. Dies schließt einen Segen mit ein, der größer ist als der von Geld oder irdischen Gütern, was wir in den Versen 13–18 dieses Kapitels sehen. Wenn wir alles aufgeben, um dem Herrn zu folgen, heißt das nicht, dass wir reich an irdischen Gütern werden. Was wir dafür zurückbekommen, ist eine reichliche Gemeinschaft mit Ihm und eine damit verbundene Freude. Das geht über alle irdischen Besitztümer hinaus. Irdischen Besitz können wir verlieren. Was wir in Ihm haben, können wir niemals verlieren; es vermehrt sich nur, das heißt, man genießt es immer mehr.
Was wir durch Geben gewinnen, ist immer viel mehr als das, was wir geben: „Petrus fing an, zu ihm zu sagen: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet- und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben“ (Mk 10,28–30).

Ger de Koning – Die Sprüche – Ausgelegt & angewandt

Die Schlüsselverse in diesem Kapitel sind die Verse 5-6, eine Verheißung, auf die sich das Volk Gottes oft berufen hat, wenn es den Herrn als Wegweiser für sein Leben gesucht hat. Und diese Verheißung hat sie nie im Stich gelassen – wenn sie den Bedingungen gehorcht haben, die Gott in den Versen 1-12 festgelegt hat. Gott hält seine Verheißungen, wenn wir seine Gebote befolgen, denn unser Gehorsam bereitet uns darauf vor, zu empfangen und zu genießen, was er für uns geplant hat.
Zu erfüllende Bedingungen (Vv. 1-12). Die erste Bedingung für den Empfang von Gottes Führung ist, dass wir Gottes Wahrheit lernen (V. 1-4). Der Wille Gottes wird im Wort Gottes offenbart (Kol 1,9-10), und der einzige Weg, seinen Willen zu erkennen, besteht darin, sein Wort zu studieren und ihm zu gehorchen. Wenn wir das Wort in unser Herz aufnehmen, wächst unser gottgefälliger Charakter, so dass Barmherzigkeit und Wahrheit („Liebe und Treue“, NIV) zu einem schönen Schmuck in unserem Leben werden (Spr 3,3; 1,9). Es reicht nicht aus, dass Gläubige die Bibel in der Hand halten; sie müssen sie sich vom Heiligen Geist ins Herz schreiben lassen (3,3; 7,3; 2. Korinther 3,1-3). Der Gehorsam gegenüber dem Wort kann Ihrem Leben Jahre hinzufügen und Ihren Jahren Leben.
Zweitens müssen wir dem Willen Gottes gehorchen (V. 5-8). „Er wird eure Wege leiten“ (V. 6, NKJV) ist die Verheißung, aber die Erfüllung dieser Verheißung hängt von unserem Gehorsam gegenüber dem Herrn ab. Wir müssen ihm von ganzem Herzen vertrauen und ihm auf allen unseren Wegen gehorchen. Das bedeutet völlige Hingabe an ihn (Röm. 12:1-2). Das Wort „Vertrauen“ in Vers 5 bedeutet „hilflos liegen, mit dem Gesicht nach unten“. Es stellt einen Diener dar, der auf den Befehl seines Herrn wartet und bereit ist, zu gehorchen, oder einen besiegten Soldaten, der sich dem siegreichen General ergibt.
Die Gefahr besteht natürlich darin, dass wir uns auf unseren eigenen Verstand verlassen und dadurch Gottes Willen verfehlen. Diese Warnung bedeutet nicht, dass Gottes Kinder ihren Verstand ausschalten und ihre Intelligenz und ihren gesunden Menschenverstand ignorieren sollen. Sie mahnt uns lediglich, uns nicht auf unsere eigene Weisheit und Erfahrung oder die Weisheit und Erfahrung anderer zu verlassen. Abraham tat dies, als er nach Ägypten zog (1. Mose 12,10-20), und Josua tat es auch, als er die kleine Stadt Ai angriff (Jos. 7). Wenn wir „weise in unseren eigenen Augen“ werden (Spr 3,7), dann steuern wir auf Schwierigkeiten zu.
Gottes Segen teilen (V. 9-10) ist die dritte Bedingung, die wir erfüllen müssen, wenn wir wollen, dass Gott unsere Wege lenkt. Im christlichen Leben gibt es so etwas wie „geistlich“ und „materiell“ nicht, denn alles kommt von Gott und gehört Gott. Die Juden des Alten Testaments brachten dem Herrn die Erstlinge ihrer Herden (2. Mose 13,1-2) und die Erstlingsfrüchte ihrer Felder (3. Mose 23,9-14) und erkannten auf diese Weise seine Güte und Souveränität an. Die neutestamentliche Parallele findet sich in Matthäus 6,33.
Wenn wir nicht treu für den Herrn spenden, vertrauen wir ihm nicht wirklich. Natürlich sind unsere Zehnten und Opfergaben keine „Bezahlung“ für seine Segnungen; sie sind vielmehr ein Beweis für unseren Glauben und Gehorsam. Der christliche Industrielle R.G. LeTourneau pflegte zu sagen: „Wenn du gibst, weil es sich auszahlt, wird es sich nicht auszahlen. Geben ist eine Vorbereitung des Herzens auf das, was Gott uns sagen und für uns tun will. „Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Matthäus 6:21, NKJV).
Unsere vierte Aufgabe ist es, uns der Züchtigung Gottes zu unterwerfen (Spr 3,11-12). Züchtigung ist ein Teil von Gottes Plan, seinen Söhnen und Töchtern zu helfen, in einem gottgefälligen Charakter zu reifen (Hebr. 12,1-11). Gott züchtigt uns, nicht wie ein Richter einen Verbrecher bestraft, sondern wie ein Elternteil sein Kind züchtigt. Er handelt in Liebe, und seine Absicht ist, dass wir „seiner Heiligkeit teilhaftig“ werden (Hebr 12,10). Manchmal züchtigt er uns, weil wir rebelliert haben und Buße tun müssen; ein anderes Mal züchtigt er uns, um uns vom Sündigen abzuhalten und uns auf seinen besonderen Segen vorzubereiten. Ganz gleich, wie sehr uns die Erfahrung schmerzt, sie wird uns nie schaden, denn Gott züchtigt immer in Liebe (5. Mose 8,2).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

Das Erste der Erstlinge
Das Erste der Erstlinge des Landes Kanaan sollte Gott gehören (2 Mose 23,19). Darin zeigt sich ein wichtiges Prinzip, das wir wiederholt in Gottes Wort finden. Das Beste ist immer für Gott. Es gibt drei Möglichkeiten, Gott etwas zu geben. Erstens kann man „alles“ geben. Es gibt solche, die diesem Ruf folgen und ihre Zeit oder ihre materiellen Besitztümer ganz dem Herrn übergeben haben. Zweitens kann man Ihm „die Reste“ geben. Und leider gibt es in der Tat manche, die zuerst ihren Vater begraben oder zuerst Abschied nehmen wollen von denen, die in ihrem Haus sind (Lk 9,59-61). Drittens kann man Ihm – wenn man nicht dazu berufen ist, „alles“ zu geben – „die Erstlinge“, d.h. das Beste zur Verfügung stellen. An ein solches Geben sind herrliche Zusagen geknüpft:
• Sprüche 3,9-10: „Ehre den HERRN von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrags; so werden deine Speicher sich füllen mit Überfluss, und deine Fässer werden von Most überfließen.“
• Matthäus 6,33: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“
• 1 Könige 17,13-14: „Bereite mir zuerst einen kleinen Kuchen davon und bring ihn mir heraus; und dir und deinem Sohn bereite danach zu. … Das Mehl im Topf soll nicht ausgehen, und das Öl im Krug nicht abnehmen …“
Geben wir dem Herrn nur den Rest unserer Zeit, der übrig bleibt oder gehört Ihm die beste Zeit des Tages? Gehört die Morgenstunde im Gebet und im Lesen des Wortes Gottes unserem Herrn? Beten wir zuerst, selbst wenn wir wenig Zeit haben, oder tun wir es nur, wenn die tägliche Arbeit uns dazu noch Zeit lässt? Sind wir am Tag des Herrn mit den Dingen des Alltags und des Berufslebens beschäftigt oder mit dem, was wir unserem Herrn bringen wollen? Geben wir Ihm nur noch den Rest unseres Lebens, den die Menschen nicht mehr gebrauchen können oder ist es uns ein Herzensanliegen, unserem Herrn von Jugend an zur Verfügung zu stehen und uns Ihm zu übergeben?
„ … damit er in allem den Vorrang habe“ (Kol 1,18).

Frei aus dem Französischen übersetzt – Georges André – Im Glauben leben 2016

Wann sind die **** Jahre um?

„Aber wenn man genau berechnet ….“
Ich „lese nachts auf Arbeit“ gerade ein Buch über die Kirchengeschichte, und möchte hier ausnahmsweise mal eine etwas größere Abhandlung kopieren.

Im folgenden (ebd. 5,1f) weigert sich Paulus, einen Termin für die Wiederkunft anzugeben. Er mahnt zur Wachsamkeit mit dem auch von den Synoptikern bekannten Bild vom Dieb in der Nacht (Mt 24,43; Lk 12,39). Trotzdem ist schon bald versucht worden, den Tag und die Stunde zu berechnen. Eine besondere Meinung vertraten die Chiliasten152, d.h. Christen, die gestützt auf die Johannesapokalypse ein 1000jähriges Friedensreich vor dem eigentlichen Weltende erwarteten. Offb 20,2f heißt es:
„Christus überwältigte den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel oder der Satan –, und er fesselte ihn für tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund, verschloß diesen und drückte ein Siegel darauf, damit der Drache die Völker nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Danach muß er für kurze Zeit freigelassen werden.“

Die Exegese der Stelle bietet im einzelnen viele Schwierigkeiten; unklar ist vor allem, ob die 1000 Jahre auf einen tatsächlichen Zeitraum oder metaphorisch ausgelegt werden müssen. Unabhängig von der Auslegung steht fest, daß es sich bei den frühchristlichen Chiliasten/Millenaristen um keine Sektierer gehandelt hat; Theologen, die den Chiliasmus vertreten haben, finden sich quer durch alle Richtungen: Papias von Hierapolis (Anfang 2. Jh.), Justin, Meliton, Irenäus und Tertullian rechnen dazu, Hippolyt und Cyprian schwanken, Origenes bestreitet ihn entschieden153. Noch im 3. und 4. Jh. gab es Autoren, die chiliastische Neigungen verraten, und kirchlicherseits ist die Lehre von einem 1000jährigen Friedensreich nie verworfen worden.
Die Unsicherheit bezüglich des Weltendes wird allerdings auch durch den Chiliasmus nicht ausgeräumt. Die Frage, wann die Fesselung des Satans zu erwarten ist, wird ja nicht beantwortet. So bleiben Berechnungen des Weltendes weiterhin akut. Ein erster Hinweis findet sich im Barnabasbrief 15,3/5 (vor 140):
„Vom Sabbat heißt es am Anfang bei der Schöpfung: Und Gott schuf in sechs Tagen die Werke seiner Hände; und er vollendete sie am siebten Tag und ruhte an ihm und heiligte ihn (Gen 2,2). Paßt auf, Kinder, was die Worte bedeuten: Er vollendete sie in sechs Tagen. Das bedeutet, daß der Herr das All in 6000 Jahren vollenden wird. Denn der Tag bezeichnet bei ihm tausend Jahre. Er selbst aber bezeugt es mir mit den Worten: Siehe, ein Tag des Herrn wird wie tausend Jahre sein (Ps 89,4). Also, Kinder, wird das All in sechs Tagen gleich sechstausend Jahren vollendet werden. Und er ruhte am siebten Tag, das bedeutet: Wenn sein Sohn gekommen ist und die Zeit des Gesetzlosen beendet, die Gottlosen richtet und die Sonne, den Mond und die Sterne verwandelt, dann wird er recht ruhen am siebten Tag“ (15,3/4)154.

Nach diesem Text dauert die Weltzeit 6000 Jahre; das entspricht der Länge der Schöpfungstage. Die Gleichung ergibt sich aus der Verbindung von Gen 1 und Ps 89,4. Man konnte sie der jüdischen Apokalyptik entnehmen, in der seit den Weltzeitalterlehren des Buches Daniel solche Spekulationen gepflegt wurden. Betrachtete man nun die Geschlechterfolgen des Alten Testaments, wie sie auch die Evangelien in den Stammbäumen Jesu darboten (Mt 1,1/17; Lk 3,23/38), mochte es gelingen, das Ende der 6000 Jahre zu berechnen. Es hätte nahegelegen, Tod und Auferstehung Jesu, das eschatologische Ereignis schlechthin, mit dem Jahr 6000 gleichzusetzen. Weil die Eschata Jesu jedoch nicht eintraten und die Parusie sich verzögerte, mußte man den Tod Jesu bzw. seine Geburt, die auch als Fixpunkt herangezogen worden ist, zurückdatieren, damit noch eine Frist bis zur Parusie übrig blieb. Das machte keine Schwierigkeiten, wenn man die biblischen Zeitangaben anders ordnete. So hat z.B. Hippolyt die Geburt des Herrn auf das Jahr 5500 berechnet.

„Aber es spricht jemand: Wie willst du mich überzeugen, daß im fünftausend und fünfhundertsten Jahre Christus geboren wurde? Lerne leicht, o Mensch! Denn wie vorlängst durch Moses in der Wüste in Betreff der Hütte ein Gleichnis ward und Bilder waren der geistlichen Geheimnisse, damit, wenn kommt hernach die Wahrheit in Christus, du dieses sich erfüllt habend erkennst. Denn er spricht zu ihm: ‚Mache den Kasten [die Bundeslade] aus nicht faulendem Holz und vergolde ihn mit lauterem Gold von innen und außen, und mache seine Länge zwei Ellen und eine halbe, und seine Breite eine Elle und eine halbe und seine Höhe ebenfalls eine Elle und eine halbe‘. Dies aber zusammengerechnet wird fünf Ellen und eine halbe, damit gezeigt werden fünftausend und fünfhundert Jahre, in welchen der Erlöser gekommen, der von der Jungfrau, wie von der Lade, seinen Leib in die Welt herausführte, vergoldet von innen durch das Wort, aber von außen durch den Heiligen Geist. … Daß aber zur fünften und halben Zeit [d.h. im Jahre 5500] der Erlöser kam in die Welt, habend die unverwesliche Lade, seinen Leib – denn so spricht Johannes: ‚Es war aber die sechste Stunde‘, damit er die Hälfte des Tages zeige, ein Tag aber des Herrn sind ‚tausend Jahre‘; von diesen die Hälfte ist fünfhundert“155.

In einer grandios-kuriosen Verbindung von Ex 25,10f und Joh 19,14 gelangte Hippolyt zu seiner Lösung. Er selbst war gewiß kein penetranter Chiliast und nicht begierig auf das Ende. Er lebte um 200; wenn Christus im Jahre 5500 geboren worden ist, müssen noch 500 Jahre bis zum Weltende im Jahr 6000 vergehen. Also bleiben ihm noch 300 Jahre. Darüber brauchte er sich keine Sorgen zu machen, und er war seine Frager los. Seine Berechnungen zeigen immerhin, was die Gemeinde bewegte.

Weltuntergangsprophezeiungen fielen damals angesichts schwerer Kriegsnöte und grassierender Seuchen unter Kaiser Marc Aurel (vgl. S. 105) auf fruchtbaren Boden. Als warnendes Beispiel hat Hippolyt von einem Bischof in Pontus berichtet, der von Traumgesichten heimgesucht worden war und seiner Gemeinde geweissagt hatte, binnen Jahresfrist werde das Weltgericht hereinbrechen. Woraufhin die Leute ihr Hab und Gut verschleuderten, ihre Äcker nicht mehr bestellten und in Furcht und Zittern unter ständigen Gebeten den Jüngsten Tag erwarteten. Ein anderer Bischof war in Syrien mit seiner ganzen Gemeinde, einschließlich der Kinder, in die Wüste gezogen, dem wiederkommenden Christus entgegen. Der Bischof war nicht nur ein schlechter Prophet, sondern auch kein guter Pfadfinder. Die umherirrenden Leute wurden von einer Polizeistreife aufgegriffen und wären beinahe als Räuber hingerichtet worden (Danielkommentar 4,18f). Man kann verstehen, daß Hippolyt bei solchen Vorkommnissen mit seiner 300-Jahre-Frist für Beruhigung sorgen wollte.

Die Versuche, das Weltende zu berechnen und mit dem Jüngsten Tag zu drohen, haben bis auf den heutigen Tag nicht aufgehört – wenn auch mehr am Rand der Kirche und in christlichen Sondergruppen. Die Kirche selbst ist allen Wiederkunftsspekulationen gegenüber skeptisch geblieben mit dem Ergebnis, daß die Erwartung der Parusie Christi weithin ein theoretischer Glaubenssatz geworden ist, der das christliche Bewußtsein nur wenig prägt. Wirkliche Zukunftsutopien artikulieren sich heute woanders, außer in verschiedenen Sekten in gesellschaftskritischen und ideologischen Gruppen unterschiedlicher Couleur. Erst seit dem 2. Vatikanischen Konzil bemühen sich Theologie und Liturgie verstärkt darum, verlorenes Terrain wieder gutzumachen156.

Kirchengeschichte: Ausbreitung, Leben und Lehre der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten

Wer bis hierher gelesen hat, wird mir sicher zustimmen, dass Russell und Rutherfort nicht die ersten Rechenkünstler waren – und genauso „knapp daneben gelegen“ haben, wie die Rechenkünstler vor ihnen.

„wir nehmen auch kleine Spenden“

Da bekommt man doch tatsächlich in Vortragsform den netten Aufruf, doch zu spenden, damit „das Werk weiter läuft“. Dann gibt es noch die netten Briefe, in denen die Zahlkarte für die Spende gleich beiliegt. Nein, nicht für die 3. oder 4. Welt, sondern für Menschen, die in der 1.Welt leben!
Ich dachte immer, dass mich das nur ärgert – aber heute Nacht hörte ich einen weiteren Koning …und war echt erstaunt, dass dieser Bibellehrer Klartext redet!

Es kann auch sein, dass sie mit der Bruderliebe ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen waren und dass die Bruderliebe mehr der Sucht glich, sich in alles einzumischen. Das könnte erklären, warum er in Vers 11 von der Bruderliebe zum Leben in der Gesellschaft übergeht. Die Sorge füreinander birgt die Gefahr, dass wir anfangen, übereinander zu herrschen und uns gegenseitig vorschreiben, wie der andere zu sein hat. Dafür sollten wir keine Zeit haben. Jeder Christ sollte ein volles Tagesprogramm haben, ohne unruhig zu werden, wie die Dinge bei den Mitgläubigen laufen. (Das trifft natürlich nicht zu, wenn man eindeutig sündige Praktiken bei einem Mitgläubigen feststellt.)
Paulus hatte ihnen dazu klare Befehle gegeben. Es erwies sich als notwendig, sie daran zu erinnern. Es ist auch für dich gut zu wissen, dass du das Werk tust, das der Herr dir aufgetragen hat (Mk 13,34). Manchmal kommt es vor, dass junge Gläubige in ihrer ersten Begeisterung nur noch Bibelstudium machen und das Evangelium weitersagen wollen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht Gottes Wille. Er will, dass du mit deinen eigenen Händen arbeitest.
Es ist ein Missverständnis zu unterstellen, dass Menschen, die sich vollzeitig dem Werk des Herrn widmen können, heiliger sind oder sich auf einem höheren geistlichen Niveau befinden. Dieser Gedanke ist rein heidnisch. In Indien findet man zum Beispiel solche Menschen. Es müssen sehr klare und durch andere geistlich zu beurteilende Gründe vorliegen, wenn du deine Arbeit in der Gesellschaft aufgibst, um dich geistlicher Arbeit zu widmen. Paulus zeigt hier, dass heilige Menschen gewöhnlich mit ihren Händen arbeiten. Darin war er ihnen auch selbst ein Vorbild (2,9).
Einige in Thessalonich arbeiteten nicht mehr. Möglicherweise hatten sie dafür fromme Gründe, dass sie beispielsweise auf die Wiederkunft des Herrn warteten. Konnte Er nicht jeden Augenblick kommen? Warum sollte man sich dann noch mit irdischen Dingen beschäftigen? Die Folge war jedoch, dass sie sich mit den Dingen anderer beschäftigten. Es ist geistlich nicht gesund, passiv auf das Wiederkommen des Herrn zu warten. Das Wiederkommen des Herrn zu erwarten ist prima, zugleich müssen wir allerdings unsere Arbeit tun, da wir sonst Dinge tun, durch die wir anderen Schaden zufügen.
Du musst bedenken, dass die, „die draußen sind“, also die Ungläubigen um dich her, dich beobachten. Sie sehen, wie du dein Leben ausfüllst. Es wäre eine regelrechte Schande für den Namen des Herrn, wenn sie sähen, dass du mit verschränkten Armen dasitzt, ohne etwas zu tun, und inzwischen erwartest, dass andere dafür sorgen, dass es dir nicht an Essen und Trinken fehlt. Das geht natürlich nicht.
Gerade in einer Arbeitsumgebung hast du Gelegenheit zu zeigen, für wen du lebst und wen du erwartest. Der Herr Jesus preist dich dann glücklich: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird“ (Lk 12,43). Du kannst in deiner täglichen Beschäftigung ein schönes Mittel sehen, die Lehre Gottes, deines Heilandes, in allem zu zieren (Tit 2,10).
Bruderliebe ist nur innerhalb der Familie Gottes zu finden. Alle Ungläubigen befinden sich außerhalb. Du brauchst nichts von ihnen. Das meine ich nicht hochmütig, doch du würdest ihnen ein falsches Bild von einem Christen vermitteln, wenn du auf Kosten anderer, der Gesellschaft, leben würdest. Gott hat bestimmt, dass du für dein Essen arbeiten sollst. Diesen Auftrag gab Er bereits Adam. Der musste an die Arbeit, um den Segen, den Gott für ihn hatte, genießen zu können (1Mo 2,15). Nach dem Sündenfall hat Gott es als ein Gebot gegeben (1Mo 3,17).

Neben dem Hinweis auf das Vorbild, das er gegeben hatte, als er bei ihnen war, erinnert er sie auch an einen Befehl, den er erteilt hatte, als er bei ihnen war. Er zitiert das für die Vergesslichen: „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Es geht also um jemanden, der nicht arbeiten will. Jeder, der unfreiwillig arbeitslos ist, muss sich weiterhin einsetzen, dass er Arbeit findet. Der Antrieb dazu kann nach vielen enttäuschenden Versuchen stark schwinden. Es kann auch geschehen, dass jemandem eine Arbeit angeboten wird, die eine Einkommensminderung mit sich bringt. Die Gefahr ist dann groß, dass jemand sich weigert, diese Arbeit anzunehmen.
Wenn feststeht, dass jemand nicht arbeiten will, darf man ihm nichts zu essen geben. Solche Personen missbrauchen leichtfertig die Gutmütigkeit anderer. Sie gehen häufig sogar so weit, dass sie meinen, dass andere verpflichtet seien, ihnen zu essen zu geben. Wer moralisch so abgewichen ist, hat wirklich den Weg verlassen. Seiner eigenen Verantwortung will er nicht nachkommen, doch er weiß genau, was die Verantwortung der anderen ist, und das nur, um selbst einen Vorteil dadurch zu haben.
Das Zitat ist deutlich: Willst du nicht arbeiten? – Dann gilt auch: nicht essen. Das ist kein Befehl für die Unordentlichen. Die stören sich nicht daran und werden alles essen, was man ihnen vorsetzt. Es ist ein Befehl an die Gläubigen, nicht ihr freigiebiges Herz sprechen zu lassen, wenn so jemand zu ihnen kommt und mitessen will. Der möge dann Hunger bekommen und sich an die Arbeit begeben, um seinen Hunger zu stillen (Spr 16,26).

Lies noch einmal 2 Thessalonicher 3,6–11. – Was meinst du, wie deine Umgebung dich kennt: als eifrig oder als jemanden, der eine ruhige Kugel schiebt?

Ger de Koning – Die Briefe an die Thessalonicher – Eine Erklärung der Briefe von Paulus speziell für dich


Ist es also doch nicht unbiblisch, wenn ich alle Spendenaufrufe in den Papierkorb werfe? Ich denke, dass jeder, der aktiv für Jehovah arbeitet, auch seinen Lohn erhalten sollte – aber eben nur derjenige, und nicht der ganze „Wasserkopf“ der sich darum bildet. Denn es scheint immer mehr Menschen zu geben, die sich als „Vollzeitdiener“ bezeichnen, aber eigentlich gar nichts für Jehovah tun, sondern nur ihre eigenen Ideen umsetzen wollen….

Gottes Hausgenoessen

Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, (O. und Beisassen) sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes,
Elberfelder 1871 – Eph 2,19

Ihr Menschen aus den anderen Völkern seid also nicht länger Fremde und Gäste. Ihr habt Bürgerrecht im Himmel zusammen mit den heiligen Engelnb, ihr seid Gottes Hausgenossen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 2,19

 Demnach seid ihr jetzt nicht mehr Fremdlinge und Beisassen-d.h. geduldete Ausländer, o: zugelassene Fremdlinge- , sondern seid Vollbürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen- d.h. Glieder der Gottesfamilie -,
Hermann Menge 1926 – Eph 2,19

Wenn ich nicht mehr ein Fremdling sondern ein Glied der Gottesfamilie bin – dann bin ich aber kein Glied der „Welt“ mehr – oder? Dann sollte ich auch nicht bestrebt sein, große Gebäude zu kaufen/zu verkaufen, und erst Recht nicht in mitten von Natur riesiege Gebäudekomplexe zu bauen? Dann wäre mein einzigstes Bestreben doch, dass was ich als „Botschafter Gottes“ im hier besitze, nur zu erhalten und zu verwalten – aber mein Auge auf meinen Gott zu richten?!?

Obgleich die bestehenden Gewalten, die Obrigkeiten dieser Welt „von Gott verordnet“ oder vorgesehen waren, damit die Menschheit unter ihnen die nötige Erfahrung mache, so soll die Kirche, die Herauswahl, die im kommenden Königreich Gottes eine Stelle erstrebt, weder Ehrenstellen noch Vorteile in den Reichen dieser Welt begehren, noch den Regierungen widerstehen. Sie sind Mitbürger und Erben des himmlischen Reiches (Epheser 2:19), und als solche beanspruchen sie unter den Reichen dieser Welt nur solche Rechte und Freiheiten, wie sie Fremdlingen zugestanden werden. Ihre Aufgabe ist nicht, der Welt beizustehen, ihre jetzige Lage zu verbessern, noch auch mit ihren jetzigen Angelegenheiten irgend etwas zu tun zu haben. Das zu versuchen hieße nur Kraft verschwenden, denn der Welt Lauf und Ziel ist klar und deutlich in der Schrift vorgezeichnet und steht ganz und gar unter der Leitung dessen, der uns zu seiner Zeit das Reich bringen wird. Der Einfluss der wahren Kirche ist gering und ist es immer gewesen; so gering, dass er auf politischem Gebiete wie nichts zu achten ist: aber wie wichtig er uns auch immer erscheinen möchte, so sollten wir doch dem Beispiele und der Lehre unseres Herrn und der Apostel folgen. Da die Kirche weiß, dass Gottes Plan der ist, die Welt ihre eigene Kraft, sich zu regieren, erproben zu lassen, darum sollte sie, wenn auch in der Welt, doch nicht von der Welt sein. Nur durch ihr Getrenntsein von der Welt, und indem sie so ihr Licht leuchten lassen, mögen die Heiligen einen Einfluss auf die Welt ausüben; und so, durch ihren Lebenswandel, straft der Geist der Wahrheit die Welt. Als solche, die Frieden und Ordnung lieben und darum jedes rechtmäßige Gesetz beobachten und willkommen heißen und Gesetzlosigkeit und Sünde rügen und tadeln, als solche ferner, die auf das verheißene Königreich Gottes und die unter ihm zu erwartenden Segnungen hinweisen, nicht nach der gebräuchlichen Methode sich in die Politik mischen und nicht mit der Welt nach Macht streben, wodurch sie in Kriege, Sünden und allgemeines Verderben hineingezogen werden, sollte die voraussichtliche Braut des Fürsten des Friedens sich in herrlicher Keuschheit als eine Macht zum Guten erweisen und so ihres Herrn Vertreterin in der Welt sein.

Die Kirche Gottes sollte ihre ganze Aufmerksamkeit und ganze Kraft der Predigt vom Königreich Gottes und nach dem in der Schrift niedergelegten Plan der Förderung der Interessen dieses Königreiches widmen. Wenn das treulich getan wird, so wird weder Zeit noch Neigung vorhanden sein, sich in die Staatsangelegenheiten der gegenwärtigen Regierungen zu mischen. Jesus hatte keine Zeit dazu; die Apostel hatten keine Zeit dazu, noch hat irgendeiner der Heiligen, die ihrem Beispiele folgen, Zeit dazu.

Gerade dieser Versuchung erlag die erste Kirche kurz nach dem Tode der Apostel. Die Predigt vom kommenden Königreiche Gottes, welches an die Stelle aller irdischen Reiche treten soll, und vom gekreuzigten Christus als dem Erben dieses Königreiches, war unpopulär und trug Verfolgung, Geringschätzung und Verachtung ein. Da kam etlichen der Gedanke, den Plan Gottes verbessern zu können und der Kirche statt des Leidens eine Stellung der Begünstigung vor der Welt zu erobern. Durch Verschmelzung mit der weltlichen Macht gelang es, und daraus entwickelte sich das Papsttum, das, als seine Zeit gekommen war, die Herrin und Königin der Nationen wurde. – Offenbarung 17:3-5; 18:7

Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter



diesen Vers hatten wir schon vor etwa einem Jahr…