Schlagwort: Ungerechtigkeit

Jehovah sieht das Herz

Hast du nicht gesehen, wie Achab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich also meinetwillen verdemütigt hat, will ich das Unglück nicht in seinen Tagen hereinbrechen lassen, sondern in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus kommen lassen. [2Könige 9,26] – Das ganze Unheil soll nicht über Achab kommen, sondern nur ein Teil. Der Herr weist auf die Drohung hin, das Unrecht der Väter an den Kindern bis ins 3. und 4. Glied zu strafen. Die Milderung der Strafe hob das Lecken des Blutes durch die Hunde bei Jezrahel auf; dass sie es bei Samaria taten, war Zeichen des [1Könige 20,42] angedrohten gewaltsamen Todes.
Joseph Franz von Allioli – 1. Könige 21,29

Hast du gesehen, daß Ahab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich vor mir gedemütigt hat, will ich das Unglück in seinen Tagen nicht bringen; in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus bringen.
Elberfelder 1871 – 1. Könige 21:29

Hast du gesehen, wie sich Achab vor Meinem Angesicht niedergebeugt hat? Darum, daß er sich niederbeugte vor Meinem Angesichte, werde Ich das Böse nicht bringen in seinen Tagen. In seines Sohnes Tagen werde Ich das Böse über sein Haus bringen. 2Kön 9,20; 2Chr 12,7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Könige 21,29

Muß nicht jemand, der einen Fehler gegenüber Jehovah gemacht hat, seinen Fehler wieder gut machen und Reue zeigen? Oder wie sieht Jehovah dies?

Hast du gesehen, wie Ahab sich vor mir gedemütigt hat? In anderen Zusammenhängen bezieht sich das hebräische Verb „hat sich gedemütigt“ auf die politische Unterwerfung unter eine überlegene militärische Macht, aber hier (und in 2. Könige 22,19) geht es um geistige Unterwerfung. In einigen Sprachen wird es mit „hat sich erniedrigt“ oder „hat sich selbst erniedrigt“ übersetzt.

Vor mir kann mit „in meiner Gegenwart“ oder „vor meinen Augen“ übersetzt werden. Dies sollte jedoch nicht so verstanden werden, dass Ahab sich nur vor Gott demütigte. Die Bedeutung ist vielmehr: „Siehst du, wie sehr Ahab bereut, was er getan hat?“ (CEV).

Weil er sich vor mir gedemütigt hat: Anstatt das Wort „weil“ an den Anfang des zweiten Satzes zu setzen, wird es in einigen Sprachen natürlicher sein, einfach zu sagen: „Ahab hat sich wahrhaftig vor mir gedemütigt“ und dann in einem neuen Satz mit dem Verbindungswort „deshalb“ oder der Formulierung „aus diesem Grund“ zu beginnen, gefolgt von der Verheißung der aufgeschobenen Strafe.

In seinen Tagen … in den Tagen seines Sohnes: Diese wörtliche Wiedergabe bezieht sich auf die Zeit, in der Ahab lebte und sein Sohn lebte.

Sein Haus bezieht sich wiederum auf die Familie Ahabs.

Die Erfüllung dieses Versprechens, Ahabs Familie zu bestrafen, findet sich in 2. Könige 9,26 und 10,6-10.

Handbuch zu Könige – Roger L.Omanson

Elias Voraussage des Gerichts schmetterte Ahab nieder. In aufrichtiger Reue demütigte er sich selbst vor dem Herrn. Sich die Kleidungsstücke zu zerreißen ( Est 4,1; Hi 1,20 ), Sackleinen zu tragen ( 1Mo 37,34; 1Kö 20,31-32; Est 4,1; Neh 9,1; Dan 9,3 ) und zu fasten ( Neh 9,1; Dan 9,3 ) beweist alles einen Geist des Kummers und der Zerknirschtheit. Gott bemerkte Ahabs Sinneswandlung und Verhaltensänderung. Ahabs Leben war tief in Sünde versunken, aber als Antwort auf seine Selbstdemütigung erwies ihm Gott Gnade. Die Zerstörung, die über Ahabs Haus kommen sollte, würde nicht zu seinen Lebzeiten, sondern in den Tagen seines Sohnes Joram vollstreckt werden ( 2Kö 9,24-26;10,17 ). Isebel kehrte allerdings nicht um. Sie erlitt ohne Gnade alles, was Gott ihr angekündigt hatte ( 2Kö 9,30-37 ).

Walvoord Bibelkommentar

Aufgrund der Veränderung bei Ahab geschah das Wort Jahwes erneut zu Elia (vgl. V. 17). Gott reagierte auf Ahabs Buße. Es ist unsicher, ob Ahab noch während Elias Anwesenheit die Bußhandlung vollzog. Da die Begegnung Elias mit Ahab auf Nabots Weinberg geschah (V. 18), ist höchstens davon auszugehen, dass Ahab die Kleider zerriss. Gottes Frage an Elia, »hast du gesehen, dass sich Ahab vor mir gedemütigt hat?«, spricht eher dafür, dass Elia nicht mehr anwesend war.
Mit einer anderen Redewendung teilt Gott Elia Ahabs Buße mit: »Er hat sich vor mir gedemütigt.« Ahab hat Gottes Wort angenommen und seine Schuld eingesehen. Diese Wendung wird bevorzugt für Könige verwendet. So haben sich wie Ahab auch Rehabeam, Hiskia, Josia und Manasse vor Gott gedemütigt, während von Amon und Zedekia gesagt wird, dass sie es nicht taten. Auch für Israel als Ganzes kann diese Wendung verwendet werden.
Die Demütigung vor Gott hat an allen Stellen einen Aufschub oder eine Minderung der Strafe oder einen Neuanfang mit Gott zur Folge. Auf jeden Fall aber vergibt Gott die Schuld dem, der sich vor ihm demütigt. So war es auch bei Ahab. Das Böse wurde aufgeschoben. Es kommt nicht in seinen Tagen, sondern erst in den Tagen seines Sohnes. Damit war nicht aufgehoben, dass Ahab im Kampf fallen wird und das Wort in V. 19 zum Teil in Erfüllung geht. Aber der Aufstand gegen Ahabs Haus fiel erst in die Zeit seines Sohnes Joram.

Wuppertaler Studienbibel

Wenn es eines Beweises für die Wahrheit dieser Erzählung – und, was damit zusammenhängt, für die ganze Geschichte – bedürfte, würde ihn das liefern, was zum Schluss erzählt wird. Denn eine legendäre Geschichte hätte Ahab nicht so dargestellt, dass er bereut und doch nicht von seinem früheren Tun ablässt. Aber auch das entspricht der Wirklichkeit. Wie früher das, was er auf dem Karmel erlebte, so gingen auch jetzt die Worte Elia’s direkt in Ahab’s Herz. Er verbarg die Wahrheit nicht mehr vor sich selbst und versuchte auch nicht, sich durch Gedanken an eine persönliche Feindschaft des Propheten abzulenken. Er hatte sich gegen Jehova versündigt, und vor Jehova demütigte er sich. Wie ein Trauernder zerriss er seine Kleider; wie ein Büßer trug er Sackleinen; wie ein Schuldiger fastete er; und wie einer, der unter einer schweren Last von Kummer und Sünde wankt, ging er leise. (- Das Wort „leise“ könnte den sanften, geräuschlosen Schritt der Trauer oder Demütigung bezeichnen; es wurde aber auch mit „barfüßig“ wiedergegeben, wie bei der Trauer. -) Und das alles öffentlich – vor den Augen aller Menschen. Es war angemessen, wenn wir den Ausdruck wagen dürfen, und in Übereinstimmung mit Gottes vorheriger Gerichtserklärung, dass der lebendige Gott, der das im Verborgenen begangene Verbrechen gesehen und gerächt hatte, auch die in der Öffentlichkeit gezeigte Reue anerkennen sollte. Dementsprechend kam das Wort Jehovas noch einmal zu Elia, um zu erklären, dass die persönliche Reue über die persönliche Sünde den Erlass der persönlichen Strafe gebracht hatte, nicht aber derjenigen, die über das Geschlecht verhängt worden war. Das sichtbare Gericht, an dem alle die Vergeltung der Gerechtigkeit Gottes erkennen sollten, wurde bis zur Zeit seines Sohnes aufgeschoben und wäre noch weiter hinausgezögert worden, wenn er die gleiche Reue gezeigt hätte. Aber nur aufgeschoben – die Vergeltung muss auf eine solche offene Sünde folgen. Und so wurde die Erinnerung daran wachgehalten, und zwar als barmherzige Warnung an Ahabs Sohn. Aber als die Hunde das Blut Ahabs aufleckten, als sie den mit seinem Blut befleckten Wagen wuschen, erinnerten sie an das noch nicht vollzogene Urteil, das wie eine dunkle Wolke über dem Haus Ahabs hing (1. Könige 22,38). Aber dies geschah in Samaria, nicht in Jesreel und auch nicht in dem Teil Naboths, denn wie der Prophet vorausgesagt hatte, brachte Gott in den Tagen Ahabs nicht „das Böse“ selbst, sondern nur die warnende Erinnerung daran. Aber auf Isebel würde es mit der schrecklichen Realität einer buchstäblichen Erfüllung herabkommen.

Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel

Wie ganz anders, „manche Ausleger“ die Fehler innerhalb ihrer eigenen Reihen maßregeln:

Bei der Beurteilung von Reue geht es nicht einfach darum festzustellen, ob der Missetäter schwach oder böse ist. Schwäche ist nicht gleichbedeutend mit Reue. Auch wird die Entscheidung des Rechtskomitees nicht davon bestimmt, wie bekannt das Fehlverhalten geworden ist. Das Komitee sucht nach eindeutigen Werken der Reue, die dem Fehlverhalten entsprechen (2. Kor. 7:10, 11). Das Komitee muss von Folgendem überzeugt sein: Der Sünder hat sich im Herzen geändert; er strengt sich sehr an, das Unrecht wiedergutzumachen; er ist fest entschlossen, das Fehlverhalten nicht zu wiederholen. Er kann nur dann in der Versammlung bleiben, wenn echte Reue eindeutig erkennbar ist. Das trifft auch zu, wenn sich jemand erstmalig vor einem Rechtskomitee verantworten muss.
Die Abweichung von Jehovas Gerechtigkeit kann unterschiedlich stark sein; daher muss logischerweise das Bedauern (die Reue) dem Grad der Abweichung entsprechen. Wurde der Betreffende von einer Situation überrascht und erlag deshalb einer momentanen Versuchung? Oder hatte er sein Fehlverhalten geplant? War ihm die Schwere der Sünde nicht bewußt? Missachtete er bewußt Rat oder warnende Hinweise? Beging er das Fehlverhalten nur einmal oder gewohnheitsmäßig? Je häufiger jemand eine schwere Sünde begeht, umso deutlicher zeigt er natürlich, dass er bösen Menschen gleicht, „die Schädliches treiben“ (Ps. 28:3).
…..
Es folgen einige Anzeichen für Reue. Allerdings darf nicht nur eines davon berücksichtigt werden, um die Reue des Sünders festzustellen:

(1) Legte er von sich aus ein Geständnis ab oder musste er von anderen beschuldigt werden? Einige zögern zu reden, weil sie sich sehr schämen oder es ihnen schwerfallt, sich auszudrucken.
(2) Ist der Betreffende ehrlich? (Apg. 5:1-10). Beantwortet er Fragen offen? Arbeitet er gut mit dem Rechtskomitee zusammen? Das Rechtskomitee muss besonders vorsichtig sein, wenn er sich der Heuchelei schuldig gemacht, gelogen oder bewußt getauscht hat.
(3) Hat er sich an Jehova gewandt und ihn um Vergebung gebeten? Dabei muss bedacht werden, dass es einigen Sundern schwerfallt zu beten, obwohl sie reumütig sind (Jak. 5:14).
(4) Was hat er unternommen, um sein Verhältnis zu Jehova und zu anderen wiederherzustellen, die er durch seine Handlungsweise verletzt hat? Hat er Wiedergutmachung geleistet oder erklärt, dazu bereit zu sein? Hat er sich bei denen entschuldigt, die durch seine Sunde geschädigt wurden, und sie um Vergebung gebeten?
(5) …
(6) Bedauert er von Herzen, sein Verhältnis zu Jehova beeinträchtigt zu haben, und zeigt er dies? (Ps. 32:3-5; 51:1-4).
(7) Ist er im Sinn Gottes traurig oder zeigt er die Traurigkeit der Welt? (2. Kor. 7:8-11). Ist er vor allem darüber traurig, Jehova verletzt und ihm Schmach bereitet zu haben? Oder bedauert er vor allem, dass er Angehörige und Freunde enttäuscht hat und er selbst in einem schlechten Licht dasteht? (Esra 10:1; Luk. 22:59-62). Jeder Mensch empfindet anders und geht mit seinen Gefühlen anders um. Tranen weisen nicht unbedingt auf echte Reue hin; ebenso weist das Fehlen starker Gefühlsäußerungen nicht unbedingt auf mangelnde Reue hin (1. Mo. 25:29-34; 27:34).
(8) übernimmt er Verantwortung für seine Fehler? Oder verharmlost oder rechtfertigt er seine schlechte Handlungsweise? (1. Sam. 15:24; 2. Sam. 12:13).
(9) Erkennt er, dass kleinere Sünden vielleicht zu dem Fehlverhalten geführt haben, und ist er entschlossen, bereits solche zu meiden? Hütet die Herde 2023

Ob Ahab nach diesen Regeln eine Chance gehabt hätte? Vermutlich eher nicht!
Doch schauen wir in unsere eigene Bibel und lesen noch einmal den ganzen Zusammenhang – und vergleichen dann noch einmal den Maßstab, den Jehovah an Ahab angewandt hat, mit dem was menschliche Gemeinden von ihren Mitgliedern erwarten. Und dann laßt uns Jehovah nachahmen, anstatt der Maßstäbe von Menschen, die „Bibelmikado spielen“.

Jehovah im Vergleich mit „den Göttern“

Wer ist dir gleich unter den Starken, o Herr? Wer dir gleich, so herrlich in Heiligkeit, so furchtbar und preiswürdig, Wunder verrichtend?
Allioli Bibel – Exodus 15,11

Wer ist dir gleich unter den Göttern, Jehova! Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit, furchtbar an Ruhm, Wunder!
Elberfelder 1871 – Exodus 15:11

Wer gleicht Dir bei den Göttern, Herr? / Wer gleicht Dir, Du Erhabener im Heiligtum, / Furchtbarer, Schrecklicher, Du Wunderwirker
Grünewald – übersetzt von Paul Riessler – 2.Mose 15:11

Vor ein paar Wochen hatten wir die Frage: wie beschreibt Jehovah sich selbst – und heute, wie Mose und Mirijam Jehovah in einem Lied beschreiben.

Die Erkenntnis der mächtigen Werke Gottes führte Mose dazu, die Einzigartigkeit des Herrn zu preisen: Wer ist dir gleich? (vgl. Ps 35,10; 71,19; 77,14; 89,7; 113,5; Mi 7,18 ). Keiner ist in bezug auf Heiligkeit und Herrlichkeit wie er.

Walvoord Bibelkommentar

Wir dürfen nicht übersehen, dass der Exodus als ein Sieg über die Götter Ägyptens angesehen wird – böse Geister, die sich gegen Jahwe auflehnen, nachdem Babel die Götter über die Nationen verteilt hat. Nach der Befreiung am Schilfmeer ruft Mose aus: „Wer ist dir gleich, HERR, unter den Göttern?“ (2 Mose 15,11). Gott selbst beschreibt den Tod der Erstgeborenen, die letzte Plage, als einen Sieg über seine übernatürlichen Feinde:

Michael S.Heiser – Dämonen – Was die Bibel wirklich über ie Mächte der Finsternis sagt

Wir können durch die 10 Plagen vorspulen, die speziell auf die Vorräte der ägyptischen Götter abzielten, und stehen mit den erlösten Israeliten auf der anderen Seite des Schilfmeers. Was ist gerade passiert? müssen sie gedacht haben. Moses‘ Auslegung offenbarte die größere Geschichte: „Am Tag nach dem Passahfest zogen die Kinder Israel kühn aus vor den Augen aller Ägypter. Denn die Ägypter waren dabei, alle ihre Erstgeborenen zu begraben, die der HERR unter ihnen getötet hatte. Auch über ihre Götter hatte der HERR Gericht gehalten“ (Num 33,3-4 NKJV). Kein Wunder, dass Mose ausrufen konnte: „Wer ist wie Du, HERR, unter den Göttern? Wer ist dir gleich, herrlich in der Heiligkeit, furchterregend im Lobpreis, Wunder tuend?“ (Exod 15:11 NKJV). Die Nachricht von Israels Gott verbreitete sich bis in die dunkelsten Ecken. Vierzig Jahre später erzählte eine Prostituierte, die in Jericho lebte, zwei israelitischen Spionen: „Wir haben gehört, wie der HERR DAS Wasser des Roten Meeres für euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten gezogen seid. Als wir das hörten, schmolz unser Herz…. Der HERR, euer Elohim, er ist Elohim im Himmel oben und auf Erden unten!“ (Josua 2,10-11). Abrahams Geschichte war also doch ein Erfolg.

Michael S.Heiser – Überirdisch – Was die Bibel wirklich über Gottes himmlishe Herrscharen sagt

Betrachtet man zudem den Höhepunkt von Gottes Befreiungsaktion, bei der die ägyptischen Heerscharen vernichtet und im Meer versenkt wurden, so scheint es, als ob Gottes Gericht als eine Art Entschöpfung Ägyptens verstanden werden kann. Ohne zu versuchen, jede der Plagen als eine Umkehrung eines Schöpfungsaktes Gottes zu betrachten, kann man feststellen, dass jedes der Zeichen und Wunder mit Gottes Macht über die Natur zusammenhängt, aber anstatt sich um des Lebens willen weiterzuentwickeln, führen Gottes Taten zu einer stetigen Zerstörung Ägyptens. Letztendlich wird der Kosmos der ägyptischen Heerscharen von den Wassern des Chaos überflutet (2. Mose 14,26-28), ähnlich wie der ursprüngliche Zustand der Erde vor Gottes lebensspendendem Schöpfungsakt (1 Mose 1,2) und ähnlich wie die Erde mit Noahs Generation nach Gottes Sintflut (1 Mose 7,18-24). Die Welt Ägyptens geht unter und wird vom Kosmos zum Chaos, während die Wasser in einem neuen Schöpfungsakt geteilt werden, damit die Israeliten trockenen Fußes gehen können.

Zweitens haben viele die Zeichen und Wunder Gottes in Bezug auf das ägyptische Pantheon auch als eine Niederlage der ägyptischen Götter verstanden. Dieser Gedanke ist fast unausweichlich, da so viele ägyptische Götter mit der Natur verbunden sind. Die Verwandlung des Nilwassers in Blut könnte zum Beispiel Auswirkungen auf den Gott Khnum, den Schöpfer des Wassers und des Lebens, oder auf Hapi, den Gott des Nils, haben. Auch die Froschplage könnte sich gegen Heket richten, die Göttin der Geburt, die als Frosch dargestellt wurde. Hathor, die Muttergöttin des Himmels, die als Kuh dargestellt wurde, wurde vielleicht durch die Pest gedemütigt. In diesem Sinne kann die Finsternis als Verderben für die mit der Sonne verbundenen Gottheiten verstanden werden: Amon-Re, Aten, Atum und Horus. Möglicherweise richtete sich der Tod der Erstgeborenen auch gegen Osiris, den Richter der Toten und Schutzgott des Pharaos. Auch wenn der Text des Buches Exodus diese Zusammenhänge nicht explizit macht, ist es dennoch denkbar, dass die ursprüngliche Zuhörerschaft Israels solche Assoziationen angenommen hat, ganz zu schweigen von den Ägyptern selbst, die die mächtige Hand Jahwes ertragen mussten. Zumindest im Allgemeinen macht der Text jedoch deutlich, dass Gottes Gerichte seine Überlegenheit über die Götter Ägyptens demonstrieren. In Exodus 12,12 sagt Jahwe mit Blick auf das Passahfest: „Ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten ziehen und alle Erstgeborenen im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Tier, und über alle Götter Ägyptens werde ich Gericht halten – ich bin Jahwe.“

In Numeri 33,4 heißt es im Pentateuch, dass Jahwe „über ihre Götter (die Götter der Ägypter) Gericht gehalten hat“, so dass die Befreiung durch den Exodus – insbesondere die Tötung der Erstgeborenen an Passah – als Demonstration von Jahwes Vorherrschaft über das ägyptische Pantheon und als göttliches Gericht über dieses verstanden werden muss. Indem er die Schöpfung für seine Zwecke nutzte, demonstrierte Jahwe seine Vormachtstellung über die Objekte der ägyptischen Anbetung, die gar keine Götter waren. Der Exodus erklärt Jahwe sowohl zum Herrn der Schöpfung als auch zum König über alle Götter. Israel hat gesungen: „Wer ist wie du, Jahwe, unter den Göttern?“ (Exodus 15,11; vgl. Psalm 135,5). Als Jethro, der midianitische Schwiegervater von Mose, von der mächtigen Befreiung Israels aus Ägypten hört, freut er sich und sagt: „Jetzt weiß ich, dass Jahwe größer ist als alle Götter“, und er betet Gott mit Opfern an (2 Mose 18,11-12). Eine solche Offenbarung Jahwes, diese Wahrheit, ist das Hauptziel und das höchste Wunder des Exodus, und auch diese Erkenntnis ist für die Völker bestimmt. Es gibt keine wahre Hoffnung und keinen aufrichtigen Trost ohne diese grundlegende Realität – Leben im Überfluss, Hilfe und Wiederherstellung beginnen hier: Jahwe, und nur er, ist Gott.
In Numeri 33,4 heißt es im Pentateuch, dass Jahwe „über ihre Götter (die Götter der Ägypter) Gericht gehalten hat“, so dass die Befreiung durch den Exodus – insbesondere die Tötung der Erstgeborenen an Passah – als Demonstration von Jahwes Vorherrschaft über das ägyptische Pantheon und als göttliches Gericht über dieses verstanden werden muss. Indem er die Schöpfung für seine Zwecke nutzte, demonstrierte Jahwe seine Vormachtstellung über die Objekte der ägyptischen Anbetung, die gar keine Götter waren. Der Exodus erklärt Jahwe sowohl zum Herrn der Schöpfung als auch zum König über alle Götter. Israel hat gesungen: „Wer ist wie du, Jahwe, unter den Göttern?“ (Exodus 15,11; vgl. Psalm 135,5). Als Jethro, der midianitische Schwiegervater von Mose, von der mächtigen Befreiung Israels aus Ägypten hört, freut er sich und sagt: „Jetzt weiß ich, dass Jahwe größer ist als alle Götter“, und er betet Gott mit Opfern an (2 Mose 18,11-12). Eine solche Offenbarung Jahwes, diese Wahrheit, ist das Hauptziel und das höchste Wunder des Exodus, und auch diese Erkenntnis ist für die Völker bestimmt. Es gibt keine wahre Hoffnung und keinen aufrichtigen Trost ohne diese grundlegende Realität – Leben im Überfluss, Hilfe und Wiederherstellung beginnen hier: Jahwe, und nur er, ist Gott.

L.Michael Morales – Exodus alt und neu – eine biblische Theologie der Erlösung

Unter den Mächtigen, den Starken, wie (Jech. 17, 13), die Starken des Landes nahm er mit; (Ps. 22, 20) Du, meine Stärke, zu meiner Hilfe eile herbei. Ehrfurchtbar an Ruhm, Du bist gefürchtet, (und man wagt nicht) Deine Ruhmestaten zu verkünden, weil sie dadurch verringert werden könnten, wie es heisst (Ps. 65, 2), vor Dir ist Schweigen Ruhmesverkündung.

Raschi – Kommentar zur Tora

in einer „christlichen Zeitschrift“ hieß es zu dem Vers:

Nachdem Moses die Israeliten durch das Rote Meer geführt hatte, hob er hervor, dass ihr Gott Jehova heilig ist. (Lies 2. Mose 15:1, 11.) Die Anbeter ägyptischer Götter waren alles andere als heilig. Das Gleiche galt für die Anbeter der Götter Kanaans. Zu ihrem Götzenkult gehörten Kinderopfer und abstoßende Sexualpraktiken (3. Mo. 18:3, 4, 21-24; 5. Mo. 18:9, 10). Jehova dagegen würde von seinen Anbetern nie etwas Entwürdigendes verlangen. Er ist der Inbegriff der Heiligkeit.

Ausgabe 12 2021

Nein, Jehovah würde nicht nur so etwas Entwürdigendes verlangen – sondern ER akzeptiert es auch in den Reihen SEINES Volkes nicht! Jeder, der andere Menschen oder Götter anbetet, jeder der Kindesmißbrauch oder andere „abstoßene Sexualprakiken“ in den eigenen Reihen duldet, indem er „zwei oder mehr Augen-Zeugen“ erwartet, wird von Jehovah gehasst und verworfen!

Aber Gott passt auf euch auf. Kein Haar wird man euch ausreißen, wenn er es nicht zulässt. Werdet nicht weich, zieht euer Ding durch, dann werdet ihr es packen und für immer leben!

Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden etliche von euch zum Tode bringen; (d. h. ihre Hinrichtung bewirken) und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen. Gewinnet (O. Besitzet) eure Seelen (O. Leben) durch euer Ausharren.
Elberfelder 1871 – Lukas 21,16–19

Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehasst sein. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verlorengehen. (a) Lu 12:7; Mt 10:30 Durch eure Standhaftigkeit gewinnet euer (künftiges) Leben!
Zürcher 1931 – Lukas 21,16–19

Selbst eure nächsten Angehörigen, eure Eltern, Brüder und Freunde werden euch verraten und verhaften lassen. Einige von euch wird man töten. Alle Welt wird euch hassen, weil ihr zu mir gehört. Aber Gott wird euch nie verlassen. Ohne seinen Willen wird euch kein Haar gekrümmt werden. Bleibt fest und haltet durch, dann gewinnt ihr das ewige Leben.»
Hoffnung für alle – 1996 – Lukas 21:16–19

Schreckliche Erdbeben und in deren Gefolge verheerende Hungersnöte (loimoi) und Seuchen (limoi; V. 11) würden auftreten. Da diese Schrecknisse und großen Zeichen vom Himmel her nicht in die Zeit zwischen Jesu Tod und der Zerstörung Jerusalems passen, beziehen sie sich wahrscheinlich auf die Zeit der großen Trübsal, die der Rückkehr des Herrn auf die Erde vorausgeht. Und schließlich sollten die Gläubigen überall auf der Welt unter schlimmen Verfolgungen leiden. Das wurde zwar schon bald Wirklichkeit (vgl. Apg 4,1-21), doch die Voraussagen in 21,9-11 deuten darauf hin, daß auch die Worte in Vers 12 – 17 sich nicht nur auf die Situation der Jünger vor der Zerstörung Jerusalems bezogen, sondern auch auf das, was sie in der Zeit der großen Trübsal erleiden sollten (vgl. V. 25 – 36). Die Verfolgungen würden sich gleichen: Gefangennahme (V. 12 – 15), Verrat (V. 16) und Haß (V. 17). Die Nachstellungen, unter denen die ersten Jünger litten, waren damit Vorläufer der letzten Verfolgung, die die Jünger der Endzeit erleiden werden.
Die beiden nächsten Aussagen (kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen und seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen; V. 18 – 19) haben viel Verwirrung gestiftet. Manche Forscher sind der Ansicht, daß sie sich auf die spirituelle Wirklichkeit im Leben eines Gläubigen bezogen, der auch im Tod unter Gottes Schutz steht. Plausibler scheint jedoch, daß Jesus hier von der Rettung derer, die in der Zeit der großen Trübsal noch am Leben sind und ins Gottesreich eingehen werden, sprach (vgl. Mt 24,9-13). Sie werden gerettet, d. h. durch die Macht Gottes bewahrt werden (vgl. Mt 24,22), weil sie sich zu Jesus bekennen – im Gegensatz zu denen, die in der Zeit der Verfolgung vom Glauben abfallen (Mt 24,10).

Walvoord Bibelkommentar

Zu den vielen Überraschungen unseres Abschnitts gehört auch der 18. Vers: »Aber kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen«. Wie kann Jesus so etwas sagen, wenn er im selben Atemzug von Hass, Verrat und Märtyrertod spricht (V. 16ff.)? Jedenfalls kann der Sinn von Vers 18 nicht sein: »Es wird nie einem Jünger ein Haar gekrümmt werden«. Vergleicht man Bibel mit Bibel, dann ist der Sinn klar: »Ohne Gottes Willen soll kein Haar von eurem Haupt verloren gehen«. Gott behält die Kontrolle. Das soll auch der Trost der Märtyrer sein: Gegen Gottes Willen gibt es keine Märtyrer und: Gott gibt uns die Kraft, wenn wir leiden müssen. Wir nehmen als Christen alles aus Gottes Hand (vgl. Mt 10,30; Lk 12,7; Apg 27,34 und 1 Sam 14,45; 2Sam 14,11; 1Kön 1,52).
Gerade weil uns das Vertrauen auf Gottes Willen »standhaft« macht, schließt Jesus diesen Abschnitt mit einer Verheißung in dieser Richtung: »Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr euer Leben gewinnen« (V. 19). Andere Übersetzungsmöglichkeit: »Durch eure Geduld werdet ihr euer Leben (oder: eure Seelen) gewinnen«. Noch einmal sei es betont: Geduld und Standhaftigkeit sind nur möglich durch Vertrauen. Dann schenkt Gott die Durchhaltekraft. Die Aussage, die Jesus in Lk 21,19 macht, ist im Grunde dieselbe wie diejenige, die Paulus in Röm 5,3ff formuliert: »Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung«. Die Notwendigkeit der Geduld wird von Jesus und den Aposteln immer wieder unterstrichen (Lk 8,15; Röm 2,7; Heb 10,36-39; 12,1; Offb 3,10; 13,10; 14,12; vgl. aber auch schon Jer 39,18; Dan 12,12). Ohne Geduld wird also niemand in Gottes Reich kommen. Bengel hat das sehr schön erfasst, wenn er schreibt: »Mit der Geduld kommt man am besten durch. Wer sich sträubt und wehrt, büßt ein«. Halten wir noch einmal fest: Es geht darum, dass wir das »Leben gewinnen«, d. h. das ewige »Leben«. Das geht aber nur dann, wenn wir in der Verfolgung standhaft bleiben: also nicht durch Nachgiebigkeit, Freundschaft mit der Welt (Jak 4,4), Anpassung, Versteckspiel, oder gar Abfall.

Edition C

Der Herr beschreibt einen Überrest einer kommenden Zeit, der an den Stirnen versiegelt sein wird, als Zeichen für ihre Bewahrung inmitten von Haß und Grausamkeit (Offb 7,3). Diese Versiegelten werden durch die Zeit furchtbarer Drangsal hindurch bewahrt, und am Ende dieser Zeit stehen sie mit dem Lamm auf dem Berg Zion (Offb 14,1). Obwohl eine große Menge von aus den Nationen erlösten Heiligen den Märtyrertod sterben werden (Offb 7,9-17), werden alle, die zu den 144.000 zählen, auf wunderbare Weise während der ganzen Zeit der Verfolgung bewahrt bleiben und werden „ausharren bis ans Ende“ (Mt 24,13).
 Wir haben die auf die Zukunft bezogene Auslegung zuerst geboten, um zu zeigen, daß keinerlei Widerspruch besteht zwischen den beiden Aussagen „und sie werden etliche von euch zum Tode bringen“ und „nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen“. Aber wiederum hatten die Worte des Herrn auch eine unmittelbare Anwendung. Nicht einmal das Haar auf unserem Haupt entgeht der liebenden Fürsorge Gottes, denn „an euch … sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt“ (Mt 10,30). Was Gläubige um Christi willen auch erleiden mögen, nichts vermag je der Kontrolle unseres himmlischen Vaters zu entgleiten.

Dieser schwierige Vers ist teilweise sehr unbefriedigend behandelt worden. Er lehrt nicht, daß die Errettung von treuem Ausharren im Angesicht von Verfolgung abhängig ist. Wir haben eben gesehen, wie das Ausharren des Überrests inmitten von Versuchungen auf ihre Feinde wirkt. Dieser Vers nun sagt, wie dieses Ausharren auf sie selbst wirken wird. Der Herr wird als ihr Befreier erscheinen. Es ist diese Gewißheit, die sie befähigt, auszuharren und so die Echtheit ihrer Errettung unter Beweis zu stellen. Sie sind sich dessen gewiß, daß sie ihre Seelen in einer herrlichen Auferstehung „gewinnen“, oder „besitzen“ (Fußn. Elberf) werden, wenn sie auch durch den Märtyrertod müssen. Der Herr hatte sie bereits gelehrt, jene nicht zu fürchten, die nur den Leib zu töten vermögen (12,4).

Bendikt Peters – Was die Bibel lehrt

Siebtens: Alle Menschen würden sie hassen. Markus erklärte: Und ihr werdet von allen Menschen gehasst werden um meines Namens willen (Markus 13:13a). Lukas berichtet: Und von euch werden sie zum Tode verurteilen. Und ihr werdet von allen Menschen gehaßt werden um meines Namens willen (Lukas 21:16-17). Die Apostel würden so sehr gehasst werden, dass einige als Märtyrer sterben würden. Tatsächlich wurden zehn von Jeschuas elf treuen Aposteln für ihren Glauben getötet. Nur Jochanan starb an Altersschwäche. So wurde ihnen gesagt, dass einige von ihnen vor dem Beginn der Geburtswehen sterben würden, bevor die letzten Tage überhaupt gekommen sind.

Achtens: Jeschua hat versprochen: Und nicht ein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen (Lukas 21:18). Einige haben diese Verheißung aus dem Zusammenhang gerissen, um eine falsche Anwendung der physischen Sicherheit zu lehren. Aus dem Kontext heraus ist diese Interpretation unmöglich, denn zuvor sagte Jeschua, dass von euch werden sie zum Tode verurteilen (Lukas 21,16). Die Lösung dieses angeblichen Widerspruchs ist, dass sich Jeschuas Verheißung auf geistliche, nicht auf körperliche Sicherheit bezieht. Zwar war das Leben der Apostel tatsächlich bedroht, nicht aber ihre Errettung.

Neuntens: Trotz aller Widerstände der jüdischen und heidnischen Gemeinden und ihrer eigenen Familien würden die Apostel Seelen gewinnen. Jeschua sagte: In eurer Geduld werdet ihr die Seelen gewinnen (Lukas 21,19). Als der letzte Apostel starb, waren überall auf der Welt Gemeinden gegründet worden, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Römischen Reiches.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Die Jünger werden nicht allein von den Feinden Christi verfolgt, sondern auch die nächsten leiblichen Verwandten werden sie den Gerichten überliefern und etliche von ihnen töten. Was Jesus hier sagt, gilt nicht allein für die Apostel, sondern für die Gläubigen aller Zeiten. Es sollten auch nicht alle den Märtyrertod sterben. Unter den Zuhörern des Herrn, die diese Voraussage vernahmen, sollten nur die Erstlinge einer unübersehbaren Schar von Märtyrern sein, die im Laufe der Jahrhunderte für des Herrn Sache sterben würden.
Der Hinweis, daß die Jünger von jedermann gehaßt werden um des Namens Jesu willen, wird durch manche Beweise in den apostolischen Briefen bestätigt (vgl. Rö 8, 35–37; 1 Ko 4, 9. 10; 2 Ko 11, 23–29; Hbr 10, 32–34). Die genaue Erfüllung dieses Wortes war schon in der ersten Zeit der Gemeinde wahrzunehmen. Alle drei Synoptiker und auch Johannes (Jo 15, 20f) haben sich den Gedanken an den allgemeinen Haß tief eingeprägt. Man kann hier auch an die Gefahren denken, welche die ersten Christen veranlaßte, nach Pella zu fliehen. Es darf nicht übersehen werden, wie dieser Haß immer höher steigt, je schneller die Entwicklungsgeschichte des Reiches Gottes dem Ende entgegeneilt.
Die Zusage, daß kein einziges Haar von ihrem Haupte verderben soll, wird in diesem Zusammenhang verschieden aufgefaßt. Weil vorher gesagt wird, daß etliche von den Jüngern getötet werden, kann diese Versicherung nicht den Sinn haben: „… ihr werdet unversehrt an Leib und Leben bleiben“.(- Die Worte im messianischen Sinne zu fassen, daß kein Haar dem ewigen Verderben anheimfällt, daß dem Heile in Christus nicht der geringste Schade zugefügt wird, ist nicht der Sinn der Worte Jesu. -) An einen unversehrten Fortbestand der Gemeinde ist nicht zu denken. Der sprichwörtliche Ausdruck will vielmehr sagen, daß ihrem wahren und ewigen Leben nicht das kleinste Verderben zustoßen wird. Wenn Jesus auch keine Versicherung ausspricht, daß die Jünger in keinem Falle getötet werden sollen (vgl. Lk 12, 7; Mt 10, 30), so bleiben sie doch so lange auf Erden, wie es für den Dienst des Herrn nötig ist. Selbst ihr Tod gereicht zum Heil und zur Verherrlichung Christi (vgl. Phil 1, 19).
Die bisherige Zusage wird durch den folgenden Satz erläutert: „In eurem Ausharren werdet ihr eure Seelen erwerben!“, d. h. euer ewiges Leben erhalten. Diese Worte sind die Kehrseite der Verheißung, daß ihnen kein Haar verdorben werden soll (vgl. Apg 27, 34). Es wird nichts von dem verloren gehen, was zum Bestand des ewigen Lebens gehört. Die Jünger sollen durch Ausharren unter allen Verfolgungen ihre Seelen (oder ihr ewiges Leben) erhalten.(- Der griechische Ausdruck: „hypomone = Geduld“ (Luther) bedeutet nicht nur Geduld, sondern wie in Rö 5, 4; Jak 1, 3. -) Es ist die gleiche Zusage wie in Mt 24, 13 und Offb 2, 10, während die Ansicht nach der gebräuchlichen Übersetzung, die Seelen mit Geduld zu fassen (vgl. Hbr 10, 36) nicht ganz dem Wortlaut des Verses entspricht.

Wuppertaler Studienbibel

… werden die Monatsbetrage eines Jahres zusammengezahlt und am Ende des Kalenderjahres dem Konto gutgeschrieben. Ab dann kann man über das Geld verfugen.

Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken (O. übervorteilen) und sollst ihn nicht berauben; der Lohn des Tagelöhners soll nicht bei dir über Nacht bleiben bis an den Morgen.
Elberfelder 1871 – Leviticus 19,13

Ihr sollt niemanden erpressen oder berauben. Ihr sollt Arbeiter, die ihr für einen Tag beschäftigt, noch am selben Abend bezahlen.
Neues Leben Bibel 2014 – 3.Mose 19,13

Leute erpressen und beklauen soll es bei euch nicht geben. Wenn ihr Angestellte habt, dann zahlt denen auch pünktlich ihre Kohle aus.
VolxBibel – 3.Mose 19:13

Der Lohn eines Arbeiters soll nicht bis zum Morgen bei dir bleiben. Hebräisch peʿullah, „Lohn“, bezeichnet eigentlich sowohl die Anstrengung als auch ihren Lohn, sowohl die Arbeit als auch den Lohn für die Arbeit. Hebräisch sakhir, „gedungener Arbeiter“, ist normalerweise jemand, der für eine bestimmte Arbeit oder für seine Zeit bezahlt wird.

Der JPS Tora-Kommentar

Bedrücke nicht, das ist, wer den Lohn des Arbeiters zurückhält (Tor. koh.). Dass nicht übernachte, ist weibliche Form und bezieht sich auf פעולה den Lohn. Bis zum Morgen, der Vers spricht vom Tagarbeiter, der nach Sonnenuntergang weggeht; darum ist die ganze Nacht hindurch die Zeit, in der er seinen Lohn erhebt; an anderer Stelle sagt er (Deut. 24, 15), die Sonne gehe nicht darüber unter, das spricht vom Nachtarbeiter, dessen Lohn nach Tagesanbruch gezahlt wird; darum ist die Zeit, in der er seinen Lohn erhebt, während des ganzen Tages; weil die Thora dem Arbeitgeber eine Ona (einen Tag oder eine Nacht) Zeit gegeben hat, Geld zu beschaffen (Bab. mez. 110b).

Raschi – Kommentar zur Tora

Die biblischen Grundlagen für dieses Gesetz sind Dt. 24,14-15 und Lev. 19,13. In Ant. 20.220 erwähnt Josephus, dass Arbeiter bei öffentlichen Bauvorhaben in Jerusalem sofort für die geleistete Arbeit bezahlt wurden. Auch Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,8) deutet auf eine unverzügliche Bezahlung am Ende des Tages hin.

Außerhalb der Bibel – Antike jüd. Schriften mit Bezug zur Schrift

» Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben« ist gewissermaßen die vorangestellte Grundregel dieses kleinen Abschnitts (V. 13). »Bedrücken« hat im Hebräischen einen Doppelcharakter. Es bedeutet a) die gewalttätige Durchsetzung eigener Ansprüche, b) das Übervorteilen des Nächsten. (- 3 Mo 25,17, Spr 22,22 -) In »berauben« oder »an sich reißen« wird dieses Vorgehen zur offenen Gewalt gesteigert. Diese Ausdrücke schließen auch das ein, was wir Erpressung oder rechtswidrige Ansichnahme nennen. Aus dem Zusammenhang ergibt sich ferner, daß 3 Mo 19,13 außerdem die rechtswidrige Verweigerung von Zahlungen u.ä. betrifft. Das wird jetzt konkret mit dem Satz: »Es soll der Lohn des Tagelöhners nicht bei dir bleiben bis zum Morgen.« Der »Tagelöhner« soll – wie das Wort im Deutschen sagt – seinen »Lohn« am Abend des Arbeitstages bekommen. (- Mt 20,1ff Jak 5,4 -) Wenn ihm der Grundstücksbesitzer aber diesen Lohn »bis zum« nächsten »Morgen« vorenthält, dann ist der sozial weit schwächere Tagelöhner hilflos. Es fehlt ihm das Geld, um für sich und die Seinen Nahrung zu kaufen. (- Hi 7,2 -) Deshalb befiehlt das Gesetz ausdrücklich: »du sollst ihm seinen Lohn am selben Tag geben, daß die Sonne nicht darüber untergehe – denn er ist bedürftig und verlangt danach« (5 Mo 24,14f). Propheten und Apostel haben sich für die Tagelöhner eingesetzt. (- Jer 22,13 Hes 22,29 -)
Was bedeutet 3 Mo 19,13 für die Moderne? a) Vereinbarter, zustehender Lohn muß ohne Wenn und Aber gezahlt werden. b) Schliche, die aus dem Geld des andern noch eigene Vorteile ziehen wollen, sind unstatthaft. c) Überhöhte Lohnansprüche dürfen von gläubigen Menschen nicht gestellt werden.

Wuppertaler Studienbibel

Nicht an meinen Brüdern bereichern? Nicht von Spenden leben? Den Armen durch Gaben und durch schnelle Bezahlung über den Tag helfen? In welcher Verfassung werden solche Grundsätze aufgenommen? Nur in der Verfassung von Jehovah Gott an Sein Volk!
Er wußte, dass es „immer Arme geben wird“ – und sorgte deshalb durch Gesetze!
Und wenn wir dann schauen : Jesus Christus wird in sehr ärmlichen Verhältnissen geboren – und Seine Predigten richteten sich in erster Linie an diejenigen, die sich selber zu den Armen gezählt haben werden. Aber Er grenzte niemanden aus. Seinen auch wir offenherzig! – und denken auch an die „Tagelöhner“ und „Armen“.

Leuten was zu geben, macht mehr Spaß, als nur zu bekommen.

Ich habe niemandes Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. Ihr selbst wisset, daß meinen Bedürfnissen und denen, die bei mir waren, diese Hände gedient haben. Ich habe euch alles (O. in allen Stücken) gezeigt, daß man, also arbeitend, sich der Schwachen annehmen und eingedenk sein müsse der Worte des Herrn Jesus, der (Eig daß er) selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen.
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 20,33–35

Noch etwas: Ihr wisst, dass ich nie Unterstützung angenommen habe. Weder Geld noch Kleider habe ich je von jemand erbeten. Mit diesen meinen Händen habe ich erarbeitet, was ich und meine Begleiter zum Leben brauchten. Überhaupt habe ich euch mit meiner Lebensführung gezeigt, dass wir hart arbeiten müssen, um auch den Bedürftigen etwas abgeben zu können. Wir sollen uns immer an das erinnern, was Jesus, der Herr, darüber gesagt hat. Von ihm stammt das Wort: ›Auf dem Geben liegt mehr Segen als auf dem Nehmen.‹ «
Gute Nachricht Bibel 2018 – Apostgeschichte 20,33–35

Nie habe ich von jemandem Geld oder Kleider verlangt. Ihr wisst, dass ich mit meinen eigenen Händen gearbeitet habe, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch meine Begleiter zu versorgen. Stets war ich euch ein Vorbild, wie ihr durch harte Arbeit den Armen helfen könnt. Behaltet die Worte von Jesus, dem Herrn, in Erinnerung: `Es ist segensreicher zu geben als zu nehmen.´«
Neues Leben – Bibel 2006 – Apostelgeschichte 20,33–35

Den Männern, die als Aufseher in einer Versammlung der Tempelklasse Gottes eingesetzt worden sind, obliegt eine besondere Verantwortung, nämlich die Pflicht, vor der Entwicklung irgendwelcher schlechten oder verkehrten Zustände auf der Hut zu sein. Da nun schon neunzehnhundert Jahre verflossen sind, seitdem der Apostel Paulus folgende Worte an die Aufseher richtete, ist es um so wichtiger, sie zu beherzigen: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern ernannt hat, damit ihr die Versammlung Gottes hütet, die er mit dem Blute seines eigenen [Sohnes] erkaufte. Ich weiß, daß nach meinem Weggang tyrannische Wölfe in eure Mitte eindringen und die Herde nicht schonend behandeln werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Daher bleibt wach und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen . . . indem ihr euch so abmüht, sollt ihr den Schwachen beistehen und sollt die Worte des Herrn Jesus im Sinn behalten, der selbst sagte: ‚Mehr Glück liegt im Geben als im Empfangen.‘ “ (Apostelgeschichte 20:28-35, NW) Heute besteht eine große Notwendigkeit, ja eine noch größere denn je, wach zu bleiben und darüber zu wachen, daß keine Wölfe eindringen, die die Schafe verschlingen würden, und daß keine ehrsüchtigen religiösen Führer aufstehen, welche Jünger hinter sich herziehen, so daß sie nicht mehr dem Rechten Hirten folgen, der sagte: „Auch laßt euch nicht ‚Führer‘ nennen, denn einer ist euer Führer, der Christus. Aber der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ — Matthäus 23:10, 11, NW.

Wachtturm – 15.Dezember 1958

Eine wichtige Eigenschaft lautete: „nicht geldliebend“, oder: „nicht schändlichem Gewinn nachgehend“ (Tit 1, 7). Petrus ermahnt die Ältesten: „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig“ (1.Pet 5, 2). Den Ältesten wird empfohlen, mit eigenen Händen zu arbeiten und sich der Schwachen anzunehmen, eingedenk der Worte des Herr Jesu: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apg 20, 35).

Rudolf Brockhaus – Älteste und Diener

Auch in den äußerlichen Dingen sieht sich Paulus veranlaßt, Rechenschaft über sein Verhalten abzulegen. Weder materielle Werte (»Silber oder Gold«) noch Dinge des täglichen Bedarfs (»Bekleidung«) hat er für sich oder seine Mitarbeiter verlangt. Durch eigene Handarbeit (vgl. 18,3!) sorgte er für den Lebensunterhalt. Es hat etwas für sich, wenn der Prediger nicht von der Gemeinde bezahlt wird. Es verleiht ihm äußere und innere Unabhängigkeit. Das Beispiel der französischen Arbeiterpriester, die inmitten der Arbeiter lebten und ihre Arbeit teilten und nur in ihrer Freizeit Gemeinde bauten, hat nichts von seiner Beachtlichkeit verloren. Unsere heutigen Verhältnisse sind anders, aber es könnte die Zeit kommen, wo der Seelsorger wieder im normalen Berufsleben stehen muß, und es bleibt abzuwarten, ob das seine Wirkungsmöglichkeit verringert oder steigert!
»In allem habe ich euch gezeigt, daß es nötig ist, sich so abzumühen, um sich der Leidenden anzunehmen eingedenk der Worte des Herrn Jesus, weil er selbst gesagt hat: ›Geben ist seliger als Nehmen‹« (V. 35f.).
Der Rechenschaftsbericht des Apostels endet mit dem Hinweis auf die Verantwortung für »die Leidenden«, zu deren Gunsten man sich »abmühen« muß. Dabei dachte er wohl an die körperlich Schwachen und Kranken in der Gemeinde (denn über diese hinaus konnte man damals noch nicht versuchen, die Nöte der Allgemeinheit zu lindern!), die selbst nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten – und das werden nicht wenige gewesen sein (vgl. auch 2 Thes 3,7–12). Das in den Ev.n so nicht vorhandene Jesuswort vom »Geben«, das »seliger als Nehmen« ist, findet sich auch in der alten griech. Literatur (Thukydides führt es auf die Perser zurück!). Diese Parallele ist aber noch kein Grund, es Jesus abzusprechen, gibt es doch auch sonst etliche Beispiele solcher Worte im NT selbst (vgl. 1 Thes 4,16) und bei frühen christlichen Schriftstellern, insgesamt zwischen 200 und 300. Sie stellen jedoch keine wesentliche Bereicherung dessen dar, was uns im NT schon über Jesus berichtet wird. Die alte Meinung, daß in der Heiligen Schrift alles, was zu wissen für uns nötig ist, enthalten sei (also die sufficientia sacrae scripturae, von der die alten Dogmatiker sprachen), wird dadurch nur bestätigt. Immerhin wirft unser Wort ein bezeichnendes Licht auf unser Denken, das vornehmlich am Zuwachs des Eigentums, am Wachstum orientiert ist.

Edition C Bibelkommentar

Gerade in der grie Welt mit ihrer Geringschätzung der körperlichen Arbeit lag es Paulus ernst daran, daß die Glieder der Gemeinde Jesu ihr eigenes Brot essen und daß die helfende Liebe wirklich auf die „Schwachen“ beschränkt blieb. Auch hier war wichtiger als alle Lehren und Mahnungen das eigene Beispiel. Und es war ein mächtiges Beispiel, wenn der Leiter der großen, arbeitsreichen Mission keinen Unterhalt von der Gemeinde annahm, sondern mit seinen Gefährten durch Handarbeit selbst das Nötigste erwarb. Wer konnte dann noch die christliche Wohltätigkeit mißbrauchen, ohne sich schämen zu müssen (- Paulus hat dabei immer anerkannt, daß grundsätzlich der fleißige Verkünder des Evangeliums seinen Unterhalt von der Gemeinde empfangen darf. „So hat auch der Herr befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren“ (1 Ko 9, 14). Es ist ein besonderer „Ruhm“, wenn er es anders macht. Es mußte freilich vor seinem Beispiel jeder Verkünder, jeder Älteste von Ephesus sich prüfen, ob er nicht an diesem „Ruhm“ selber Anteil haben sollte. Die Lage für den heutigen Boten Jesu unter den modernen Arbeits- und Lebensbedingungen ist eine andere; sie ändert sich vollends, wenn der Bote für eine ganze Familie zu sorgen hat. Und doch kann auch für uns die Zeit kommen, in der das Vorbild des Paulus wieder maßgebend und hilfreich sein wird. -) ? Wir wollen es vor uns sehen, wie ein Paulus hier seine Hände hochhebt – „diese meine Hände“ – und sie allen als harte Arbeitshände zeigt.
„Mit allem habe ich euch gezeigt, daß man so arbeitend sich der Schwachen annehmen muß.“ Paulus fügt dabei ein Wort des Herrn dazu, das uns sonst nicht überliefert ist (- Auch 1 Th 4, 15 zeigt uns, daß Paulus Worte Jesu kannte, die wir in unserem Evangelium nicht finden. Wenn gerade Lukas ein solches Wort hier bringt, sehen wir, wie wenig er meinte in seinem Evangelium alles aufgezeichnet zu haben. -) : „Selig ist mehr das Geben als das Nehmen.“ Es wird mit diesem Wort nicht geleugnet, daß auch das Nehmen eine selige Sache sein kann. Der Schwache darf sich fröhlich helfen lassen und die Kunst des dankbaren Nehmens üben. Ist doch das Nehmen die Grundhaltung, die wir alle Gott gegenüber einnehmen müssen. Aber der angstvolle Egoist in uns darf es sehen, daß das „Geben“ nicht eine abgerungene Pflicht, sondern eine „selige“ Sache ist, noch „seliger als das Empfangen“. Hier dürfen wir „Nachahmer“ des gebenden Gottes sein.

Wuppertaler Studienbibel

Selbst als er arbeitete, um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen, erübrigte er immer noch etwas von dem, was er verdiente, um anderen zu helfen und sie zu unterstützen, wie er sie hier verpflichtet zu tun (Vers 35): „In allem habe ich euch gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen soll.“ Manche verstehen dies so, dass es sich darauf bezieht, den Glauben von schwachen Gläubigen zu stützen, indem man ihre Vorurteile gegen das Christentum ausräumt. Ich verstehe es jedoch so, dass es sich auf die Hilfe der Ältesten zur Unterstützung für die Kranken und Armen und diejenigen bezieht, die nicht arbeiten konnten, denn das stimmt mit dem Aufruf von Paulus an anderer Stelle überein: „sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe“ (Eph 4,28). Wir müssen nicht nur in einer ehrlichen Arbeit arbeiten, um zu leben, sondern auch, um zu geben. Das könnte als hartes Wort erscheinen und deshalb unterstützte es Paulus mit einem Ausspruch unseres Meisters. Es ist ein vorzüglicher Ausspruch, der etwas paradox ist: „Geben ist glückseliger als Nehmen!“ Es ist glückseliger, anderen zu geben, als von anderen zu bekommen, nicht nur glückseliger, reich und damit auf der Seite des Gebenden zu sein, als arm und damit auf der empfangenden Seite zu sein – das gesteht jeder ein –, sondern auch glückseliger, mit dem Gutes zu tun, was wir haben, ob es viel oder wenig ist, als es zu vergrößern und zu mehren. Die Haltung der Kinder dieser Welt ist das Gegenteil davon; sie haben Angst zu geben. Sie leben in der Hoffnung zu bekommen. Für sie ist es der größtmögliche Segen, einen deutlichen Gewinn zu machen. Doch Christus sagt: „Geben ist glückseliger als Nehmen!“ Es macht uns Gott ähnlicher, der jedem gibt und von niemandem nimmt, und mehr wie den Herrn Jesus, der „umherzog und Gutes tat“ (Apg 10,38). Es ist glückseliger, sich anzustrengen, als den Lohn dafür zu bekommen. Es ist wohltuender, denen Gutes zu tun, die dankbar sind, doch es ist ehrenwerter, denen Gutes zu tun, die undankbar sind, denn dann ist Gott unser Zahlmeister.

Der neue Matthew Henry Kommentar

Ach, warum sollte ich arbeiten, wenn ich auch von Spenden leben kann? Weil es Jehovah so verlangt!
Und ehrlich: als noch Bücher und Zeitschriften gedruckt wurden, entstanden ja auch wirkliche Kosten – da mußte das Papier, die Druckfarbe und der Strom bezahlt werden. Aber wer heute über einen Server Videos oder pdfs verteilt – der hat in relation gesehen, doch „keine Kosten“ – schau auf einer guten Seite, was heute Server kosten – das hält sich echt in Grenzen! Also warum das ständige „Spende jetzt! – morgen könnte zu spät sein“ ??
Warum Paulus das so sah – Siehe auch meinen alten Beitrag hier: geistige Arbeit?

„Aus loyaler Liebe lassen wir andere in ihrem Kummer nicht allein.“

(Dem Vorsänger. Ein Psalm von David ) Glückselig, wer achthat auf den Armen! am Tage des Übels wird Jehova ihn erretten. Jehova wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten; er wird glücklich sein auf Erden, (O. im Lande) und nicht wirst du ihn preisgeben der Gier seiner Feinde. Jehova wird ihn stützen auf dem Siechbett, all sein Lager wandelst du um in seiner Krankheit.
Elberfelder 1871 – Psalm 41,2–4

Ein Gotteslied von David.
Wahres Glück findet, wer dem Hilflosen zur Seite steht!
Wenn er dann selbst Unglück erfährt, wird ADONAI ihm helfen.
Ja, ADONAI wird ihn schützen und ihn am Leben halten.
Im ganzen Land wird man ihn beglückwünschen.
Nein, niemals wirst du ihn seinen Feinden ausliefern!
ADONAI wird ihn stärken, wenn eine Krankheit ihn ans Bett fesselt.
Ja, du bringst seine Zeit im Krankenbett zum Ende!
Roland Werner – Das Buch – Psalm 41:1–4

Wer für die Schwachen sorgt, der kommt gut drauf. Wenn er in Not gerät, holt Gott ihn raus.
Er wird ihn beschützen und am Leben erhalten. Er rettet ihn vor seinen gierigen Feinden.
Es wird ihm gutgehen, weil Gott es schaukeltund ihm mit Kraft aus Krankheit aufhilft.
VolxBibel – Psalm 41,2–4

Der treulose Freund
Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. (Franz Delitzsch setzt Ps. 41 unmittelbar vor die Empörung Absaloms. Absalom benutzte vielleicht eine längere Krankheit seines Vaters dazu, sich in Israel beliebt zu machen und das Ansehen Davids zu untergraben (2Sam 15:1ff.). Dabei half ihm Ahitofel, Davids treuloser Freund (Ps 41:10; 2Sam 16:23). Wenn nun auch David die drohende Gefahr heraufziehen sah, so fand er doch nicht den Mut und die Kraft, die Empörung im Keim zu ersticken. Daran hinderten ihn wohl vor allem seine Liebe zu Absalom und sein böses Gewissen wegen der Bluttat an Uria, die jedenfalls im Volk ruchbar geworden war (Ps 41:5), so daß er nun in seinem Handeln gelähmt wurde.)
Heil dem, der des Armen sich annimmt, (In V.2-4 wird das Los dessen gepriesen, der sich des Armen und Leidenden annimmt. Dann klagt aber der Psalmist von V.5 ab, daß man sich gegen ihn in seiner äußeren und inneren Not ganz anders benimmt.) / Am Tage des Unglücks wird Jahwe ihn retten.
Jahwe schirmt ihn, erhält ihn am Leben, / Daß man im Lande ihn glücklich preist. / Nicht gibst du ihn hin seiner Feinde Wut.
Jahwe wird ihn auf dem Siechbett stützen; / Seine Krankheit wandelst du zur Genesung. (Wörtlich: „Sein ganzes Lager wandelst du bei seiner Krankheit.“)

Ludwig Albrecht – Psalm 41:1–4

In Psalm 41:1, 2 heißt es: „Glückselig, wer achthat auf den Armen [der des Schwachen sich annimmt, Me]! am Tage des Übels wird Jehova ihn erretten. Jehova wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten; er wird glücklich sein auf Erden.“ Wahres Glück liegt im Suchen nach Wegen, auf denen wir unseren Nächsten Liebe und Hilfe darreichen, ohne daß wir über ihr Mißgeschick oder ihre Schwächen klagen, sondern sie mit der Wahrheit stärken, die sie tröstet und auferbaut.
Indem uns Christus Jesus das zweite der beiden großen Gebote gibt, scheidet er die überkritische Haltung von Christen, die sich über ihre Nächsten beklagen, aus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wir dich selbst.“ (Mark. 12:31, NW) Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, geben wir unsere eigenen Fehler und Mängel zu. Spotten und spötteln wir über uns selbst, wenn wir irren? Weil wir uns selbst lieben, suchen wir uns ehrlich zu verbessern und für unsere Füße gerade Bahn zu machen. Das gibt uns Herzensfrieden und Glück. Indem wir Seite an Seite mit unseren Nächsten, unseren Brüdern, dienen, handeln wir nach demselben Grundsatz. Wir werden glücklich sein, wenn wir Wege suchen, auf denen wir ihnen gegenüber liebevoll und hilfreich sein können.

Wachtturm 15.Mai 1955

Krankheit (vv. 8, 10) und Sünde (V. 4) vereinen sich erneut, um David in Bedrängnis und Gefahr zu bringen, während seine Feinde gegen ihn intrigieren und auf seinen Tod warten. Diese Faktoren scheinen diesen Psalm in die Zeit der Rebellion Absaloms zu stellen. Davids Krankheit hinderte ihn daran, das Volk so zu führen, wie er es wollte (2 Sam 15,1-6), und Absalom nutzte dies aus, um sich selbst zum König zu machen. Wenn der „liebe Freund“ in Vers 9 Davids Ratgeber Ahithophel ist, dann ist die Frage des historischen Rahmens geklärt (2. Sam. 16:15ff). Jesus zitierte den Vers 9 im Obergemach, als er sich auf Judas bezog (Johannes 13,38), also hat der Psalm messianische Untertöne. Wenn wir uns in Schwierigkeiten befinden, können wir diesen Psalm nutzen, um eine Bestandsaufnahme unseres geistlichen Zustands zu machen, indem wir vier Fragen stellen und beantworten.

Integrität: Wie behandeln wir andere (V. 1-4)?

Bevor wir Gottes Verheißungen in Anspruch nehmen können, müssen wir unser eigenes Herz prüfen, um festzustellen, ob wir die Bedingungen, die der Herr festgelegt hat, aufrichtig erfüllt haben. David stützte sein Gebet zweifellos auf die Bestimmungen des Bundes (Lev 26,1-13; Dtn 7,13-16; 28,1-14). Er wusste, dass er kein Recht hatte, vom Herrn Barmherzigkeit zu fordern, wenn er selbst anderen keine Barmherzigkeit erwiesen hatte. Aber David hatte die Regeln des Herrn vollständig befolgt und König Saul, Sauls Enkel Mephiboschet und den Bedürftigen im Lande Barmherzigkeit erwiesen. (Siehe Matthäus 5,7 und Lukas 6,37-38.) „Arme“ bezieht sich auf die Hilflosen, die Elenden, deren Los schwer war und die auf die Hilfe anderer angewiesen waren. Auf diese bedauernswerten Menschen „Rücksicht zu nehmen“ bedeutete, auf ihre Bedürfnisse zu achten und ihnen zu helfen. Es bedeutete auch, sie nicht zu verurteilen und zu beschuldigen, wie Hiobs Freunde ihn beschuldigten und die Jünger den Blinden beschuldigten (Johannes 9,1-4). Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass David sich um die Armen und Bedürftigen in seinem Reich kümmerte und deshalb mit Integrität betete. In Vers 1spricht er von sich selbst in der dritten Person, was ein echtes Zeichen seiner Demut vor dem Herrn ist.

In den Versen 2-3 zählte er die Segnungen auf, die Gott ihm schicken würde, weil er seine Sünden bekannte und Gott bat, ihm gnädig zu sein (V. 4). Gott würde ihn vor seinen Feinden beschützen und sein Leben im Lande verlängern. Das allein würde schon seinen Feinden bezeugen, dass David ein von Gott bevorzugter Mann war. Gott würde ihn auch von seiner Krankheit heilen und ihn von seinem Krankenbett auferwecken. „Machet alle sein Bett“ (v. 3, KJV) bedeutet einfach „ihn heilen und aufrichten“. Dies wäre eine gnädige und barmherzige Tat des Herrn, die David nicht verdient hätte, die aber von Jehova liebevoll gewährt wurde. „Wenn ich Böses in meinem Herzen sehe, wird der Herr mich nicht erhören“ (66:18, NASB), deshalb ist es wichtig, dass wir dem Herrn unsere Sünden bekennen. Wenn wir nicht barmherzig zu anderen gewesen sind, wie kann unser Herz dann richtig sein, um ihn um Gnade zu bitten?

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

In den ersten drei Versen wird die Belehrung des dankbaren Psalmisten wiedergegeben. Sie beginnen mit der Erklärung der Maxime, dass diejenigen, die auf die Bedürftigen achten, Hilfe vom Herrn erhalten werden. In gewisser Weise sagt die Zeile: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7). Der Psalm beginnt mit der Erklärung der Seligpreisung: „O die Seligen von“ (אַשְׁרֵי, wie in Psalm 1,1). Das Wort findet sich normalerweise in didaktischen Passagen, so auch hier. Wegen dieses Ausrufs sind die folgenden Verben keine Gebete, sondern Belehrungen. Die Gesegneten sind in diesem Fall Menschen, die Rücksicht auf die Schwachen oder Bedürftigen nehmen (דָּל). Die verwendete Verbform (מַשְׂכִּיל; s.v. Ps. 36:4) ist ungewöhnlich; es ist eines der Wörter für Weisheit, d.h. kluges oder umsichtiges Handeln mit Unterscheidungsvermögen. In diesem Zusammenhang beschreibt es praktische Weisheit, d. h., dass man an die Bedürftigen denkt und nicht nur an sich selbst; aber es geht darüber hinaus, dass man an sie denkt – es bedeutet, dass man in ihrem Namen handelt. Wie der Psalmist deutlich machen wird, haben die Menschen in seiner eigenen bitteren Erfahrung dies nicht getan – selbst sein enger Freund sündigte gegen ihn, als er in Not war.
Die Lektion ist, dass Menschen, die sich auf diese Weise richtig verhalten, in der Tiefe ihres Unglücks nicht im Stich gelassen werden. Der Text sagt: „Der HERR rettet ihn (יְמַלְּטֵהוּ) in der bösen Zeit“. Negativ ausgedrückt könnte man fragen: Wenn Menschen anderen in Not nie helfen, welches Recht haben sie dann, um Hilfe zu bitten? Oder positiv ausgedrückt: Menschen, die göttliche Erlösung aus ihren Schwierigkeiten suchen, müssen Menschen sein, die sich aktiv um die Schwachen und Armen kümmern.

Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89

Glücklich wird sonst derjenige gepriesen, dessen ausschließliche Hoffnung Gott ist und dessen Herz sich Gott zuneigt. Der Glückwunsch hier aber preist den, der sorgfältig auf den Geringen achtet. Es geht hierbei nicht um eine heroische Tat, sondern um »teilnehmende Achtsamkeit« (Delitzsch). Aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß David selbst gemeint ist: Er hat den Mut, andere auf sich aufmerksam zu machen und ihnen von Gott her Gutes zuzusprechen. Man kann dieses Selbstbewußtsein nur aus dem Bewußtsein eines höheren Beauftragtseins erklären. Der Erwählte Gottes bedarf der Achtsamkeit durch andere. Erstaunlich ist, daß, obwohl Gott es ist, der rettet, Menschen bei dieser Rettung beteiligt sein müssen. Dieses aber hat, weil Gott ja der eigentlich Handelnde ist, mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen zu geschehen, was gerade dann nicht mehr der Fall ist, wenn eine »gute Tat« nur als das gilt, was in der Öffentlichkeit entsprechend gefeiert wird. Es bleibt dabei, daß Gott allein David retten kann: am Tag des Unheils rettet ihn Jahwe. Wer sich so an Gottes Retten anlehnt und aus einem selbstvergessenen Herzen heraus so barmherzig ist, dem wird Barmherzigkeit zuteil; denn er ist ja mit Gott gleichen Sinnes. Gott gibt ihn nicht preis der Gier seiner Feinde. Wenn also Gott und Mensch auf diese besondere Weise »Zusammenwirken«, wenn also Menschen sich aufmachen und dem verachteten David Gutes tun, geschieht eine wunderbare Verwandlung: sein ganzes Lager wandelst du um in seiner Krankheit. Gesundheit kann so ein Zeichen für Gottes Zuwendung werden.

Wuppertaler Studienbibel

Der über den Elenden klüglich urteilt. Gewöhnlich übersetzt man: „der sich des Dürftigen annimmt.“ Doch glaube ich nicht, dass hier die Wohltätigkeit gelobt werden soll. Der Ausdruck „klüglich handeln“ oder „weise urteilen“ deutet vielmehr darauf, dass David ein gerechtes, besonnenes und maßvolles Urteil über Leute empfehlen will, die in Unglück geraten sind. Aber was führt ihn darauf, diejenigen glücklich zu preisen, die sich in betreff der Strafen, mit denen Gott seine Knechte züchtigt, eines weisen und gesunden Urteils befleißigen? Wir sagten, dass David wider eine verkehrte Beurteilung seiner Person zu kämpfen hatte: als schwere Heimsuchungen auf ihm lasteten, erklärte man ihn einfach für verloren und seine Lage für verzweifelt. Ohne Zweifel erging es ihm ebenso wie dem heiligen Hiob, den die Feinde, als sie sahen, dass er von Gott so hart behandelt wurde, für den größten Verbrecher hielten. Und fürwahr! Dieser Fehler ist sehr gewöhnlich; denn die meisten Menschen verurteilen die Elenden zum Untergange, der große Haufe klatscht den Reichen und anderen, denen das Glück hold lächelt, Beifall, da sie Gottes Gunst nach dem hinfälligen Glück schätzen, und ebenso kränken sie die Elenden, weil sie sich voreilig einbilden, dass sie dem Herrn verhasst sein müssten, da er nicht so sanft mit ihnen umgeht wie mit den Verworfenen. Das Übel dieses boshaften und verkehrten Richtens hat zu allen Zeiten geherrscht. Gott aber erklärt an mehreren Stellen deutlich genug, dass er um verschiedener Ursachen willen die Gläubigen durch Unglück prüfe, bald um sie zur Geduld zu erziehen, bald um verkehrte Neigungen ihres Fleisches zu unterdrücken oder die überflüssigen Begierden des Fleisches auszubrennen und auszuläutern, bald um sie zu demütigen, bald um sie andern zum Vorbilde hinzustellen, bald um sie zur Betrachtung des himmlischen Lebens anzutreiben. Aber wir lassen uns fast immer durch Vorurteile bestimmen und stoßen Leute, die unter dem Kreuze seufzen, in die unterste Hölle, wie man zu sagen pflegt. Um diesem voreiligen Urteilen entgegen zu treten, sagt David, dass diejenigen glücklich seien, die nicht so grausam mit verkehrten Urteilen wüten, sondern klug zwischen Plage und Plage unterscheiden und die boshafte Härte, die dem Fleische angeboren ist, durch die Klugheit des Geistes mäßigen. Wir erinnerten soeben schon an das Beispiel Hiobs, den seine Freunde, weil sie ihn im tiefsten Unglück sahen, unbedenklich für verworfen und endgültig für verstoßen erklärten. Wenn aber einem billigen und barmherzigen Beurteiler derartiges entgegentritt, so wird er die Weisheit gebrauchen, die David hier lobt. Auch wir wollen uns durch dieses Zeugnis des heiligen Geistes warnen lassen und ein gar zu vorschnelles Urteil mäßigen lernen. Über unglückliche Brüder sollen wir mit kluger Besonnenheit urteilen und bezüglich ihres Heils das Beste hoffen. Denn wir sie unbarmherzig vor der Zeit verdammen, so kann diese ungerechte Härte leicht auf unser Haupt zurückfallen. Vor allem wollen wir aber auf das achten, was ich zuvor schon sagte: wider die böswilligen und grausamen Urteile, die ihn erdrücken wollten, wappnete sich David mit dieser Tröstung und hielt sich dadurch in der Versuchung aufrecht. So wollen auch wir lernen, wenn Satan einmal durch das stolze Richten der Menschen unseren Glauben zu erschüttern sucht, an diese Klugheit zu denken, damit wir nicht in Verzweiflung geraten. Dann machen wir den rechten Gebrauch von dieser Lehre.
Am Tage des Unglücks wird ihn der Herr erretten. Viele Ausleger beziehen dies auf den Mann, der um seines gerechten Urteils willen glücklich gepriesen wird: er solle, wenn ihn einmal Unglück treffe, den entsprechenden Lohn für seinen barmherzigen Sinn empfangen. Ich glaube aber, dass nur der Grund angegeben wird, weshalb man über einen Unglücklichen milde urteilen und seinen Spruch nicht einfach auf den gegenwärtigen Anschein gründen soll: mag Gott sich im Augenblick feindlich gegen ihn zeigen, so kann endlich doch ein fröhlicher Ausgang kommen, der zum Beweis seiner Gnade dienen muss. Wir sehen jetzt, weil ein reicher Trost in diesen Worten liegt, wenn wir sie so fassen, dass auch in bösen Tagen Heil von Gott zu erhoffen ist. Wenn das nicht wäre, so könnte keiner sich aus seinem Schmerze aufrichten. Der heilige Geist ermahnt die Gläubigen nicht nur zur Milde, wenn sie ihre Brüder leiden sehen, sondern er zeigt uns auch das Heilmittel, durch das wir unseren Schmerz lindern können, so oft unser Glaube durch Unglück erschüttert wird.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wenn unser Leben vom heiligen Geist geleitet wird, dann werden wir wie David handen – und können uns dann auf Jehovahs Hilfe & Schutz verlassen. Wir tun dies also nicht „berechnend“ sondern weil es zu „unserer Natur“ geworden ist.

Wir wollen nicht egoistisch werden, nicht miteinander wetteifern oder uns gegenseitig beneiden.

Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden.
Elberfelder 1871 – Galater 5,26

Wir wollen nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen voreinander großtun, uns damit gegenseitig herausfordern oder einander beneiden.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Galater 5,26

Dass wir uns auf unsere tollen Taten sonst was einbilden und uns dabei immer mit den anderen vergleichen, also, Leute, das haben wir doch echt nicht mehr nötig!
VolxBibel – Galater 5:26

Die Frucht des Geistes – und das alles NUR aus dem heiligen Geist heraus hervorgebracht werden kann, hatten wir ja schon.
Doch wie ist es, wenn man „den Versammlungsschnitt erreichen möchte“, oder andere „Ziele anstrebt“?

Es besteht kein Grund, unseren Dienst mit dem eines anderen zu vergleichen (Galater 5:26; 6:4). Bei jedem sind die Umstände anders. Viel besser ist es, wenn man sich persönlich realistische Ziele setzt und daran seinen Fortschritt im Dienst misst. Erreicht man diese Ziele, wird man Zufriedenheit verspüren.

Organisiert, Jehovas Willen zu tun – 2019

Natürlich haben auch Freizeit und Entspannung ihren Platz in unserem Leben. Allerdings verletzen sich Betheldiener manchmal eher beim Sport als bei der Tätigkeit im Bethel. Sei also nicht so ehrgeizig, dass du um jeden Preis gewinnen willst (Galater 5:26).

In Einheit beisammenwohnen

O ja, es gibt verschiedene Felder, auf denen wir uns schnell vergleichen, ja sogar wetteifern können. Bei dem einen ist es die sportliche Leistung, beim anderen die „gezeigten Videos“, bei anderen „der leckerste Kuchen“ 😉
Doch was meinte Paulus??

Man beachte die Wiederholung von »einander«. Durch die Kraft des Heiligen Geistes können wir in Harmonie miteinander leben. Miteinander zusammenzuleben war schon immer ein Problem des Gemeindelebens, und Paulus sieht hier Gefahren. Man kann eingebildet, anmaßend werden, kenòdoxos, hier mit »eitler Ehre geizig« übersetzt. Wenn man von sich und von seinen Fähigkeiten eine zu hohe Meinung hat, dann fordert das schnell andere heraus, oder es verleitet einen zu Neid. Prokalèo wird sinngemäß ganz korrekt mit »herausfordern« übersetzt. Einbildung verführt dazu, andere herauszufordern, um die vermeintliche Überlegenheit demonstrieren zu können. Phthònein, »beneiden«, bezeichnet die Mißgunst der Reichtümer anderer wegen. Eingebildete Menschen beneiden andere ihrer geistlichen Gaben oder Errungenschaften wegen. Wir wollen diese Dinge meiden und danach trachten, einander in Liebe zu dienen. Laßt uns »in Frieden untereinander« sein (1 Thessalonicher 5,13). Einige Ausleger finden, dieser Vers gehöre bereits zum nächsten Abschnitt im Kapitel 6

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nochmals erinnert Paulus seine Leser daran, daß Gott nicht nur das Fleisch gerichtet hat, sondern dem Menschen in der Person des Heiligen Geistes auch eine göttliche Kraft zur Seite gegeben hat. Durch die Wiedergeburt erweckt er die Gläubigen zu einem neuen Leben (vgl. Joh 3,5-6), daher ermahnt Paulus nun jeden, auch im Geist zu wandeln (stoichOmen, in Gal 6,16 mit „sich nach etwas richten“ übersetzt). Schritt für Schritt sollte der Lebensweg eines Christen der Führung des Heiligen Geistes entsprechen, damit die Gläubigen nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. Ehrgeiz und Neid kennzeichnen ein Leben im Fleisch (vgl. Gal 5,19-21 ). Möglicherweise steckt darin ein Hinweis auf die Spaltungen in den galatischen Gemeinden, die durch die Irrlehre der Judaisten herbeigeführt worden waren (vgl. V. 15).

Walvoord Bibelkommentar

Das ist die Haltung unter dem Gesetz, »voll eitler Ehre zu sein«. Wo nach Leistung gemessen wird, da will der eine den andern übertreffen und seine Ehre herausstellen. Auch für den Menschen »im Geist Gottes« bleibt diese Versuchung. Der »natürliche Mensch« wehrt sich mit allen Mitteln der Selbstbehauptung gegen das Gekreuzigtwerden und Sterben, auch mit dem Mittel, seine Leistung und Ehre zu betonen. Wo ein Mensch aber in den Entfaltungen des Geistes Gottes lebt, da bedarf es dessen nicht mehr, da wird die Leere und Nutzlosigkeit des Selbstruhms deutlich. »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn« (1 Kor 1,31). Wenn solcher Selbstruhm und Geltungsdrang in die Gemeinde eindringt, dann ist die ganze Gemeinde gefährdet. Es kommt zum »einander reizen« und zum »einander neiden«. Der Ruhmsüchtige »fordert den andern heraus«. Der wird dadurch verführt, seine eigenen Verdienste und Leistungen herauszukehren, und wenn er solche nicht aufzuweisen hat, entsteht der Neid. Dann aber lebt eine Gemeinde in demütiger Eintracht, wenn sie begreift, dass sie alle vom Ansehen Gottes leben und deshalb kein eigenes Ansehen brauchen, wenn alle um ihre Bedürftigkeit wissen.

Edition C

HUNGRIG NACH EHRE

Paulus hat seine Mitchristen gerade dazu ermutigt, ihr Leben vom Heiligen Geist bestimmen zu lassen (vgl. Gal 5, 25). Das bedeutet, wie wir im letzten Kapitel sahen, die tägliche innere »Kreuzigung« unserer sündigen übermäßigen Begierden und die täglich neue Ausrichtung des Herzens auf Christus, damit die Frucht des Geistes in uns wachsen kann.
Jetzt will Paulus zeigen, wie das Leben im Geist unsere Beziehungen verwandelt, und das große Leitprinzip lautet hier: »Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten« (V. 26). Das mit »eitle Ehre« übersetzte griechische Wort bedeutet wörtlich »dünkelhaft« oder »leer an Ehre«. Es handelt sich um eine tiefsitzende Unsicherheit: Ich weiß, dass es mir an Ehre mangelt, und jetzt muss ich mir selbst und den anderen beweisen, dass ich doch etwas tauge. Was mich unweigerlich dazu bringt, mich mit den anderen zu vergleichen. Scheine ich in irgendeinem Punkt »besser« zu sein als meine Mitmenschen, bläst mich mein »Ehr-Hunger« auf; bin ich »schlechter«, verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Sucht nach Ehre kann mich auch sehr konkurrenzbetont machen. Das beschreibt den natürlichen Zustand unseres Herzens ohne das Evangelium.
Ehrsucht führt unweigerlich dazu, dass wir »einander … herausfordern und beneiden« (V. 26). »Herausfordern« ist die Übersetzung des griechischen prokaleo, das wörtlich bedeutet, jemandem zu einem Wettkampf aufzufordern. Und »beneiden« bedeutet, etwas haben zu wollen, das rechtmäßig einem anderen gehört, bzw. zu wünschen, dass diese Person diese Sache nicht haben möge.
Es ist möglich, dass Paulus hier einfach an Leute denkt, die die Menschen, die sie beneiden, feindselig (herausfordernd) behandeln. Wahrscheinlicher ist jedoch (so John Stott), dass er zwei verschiedene Arten, sich zu seinen Mitmenschen zu verhalten, meint. »Herausfordern« ist die Einstellung dessen, der sich überlegen fühlt und jetzt auf die vermeintlich Schwächeren herabsieht, während »beneiden« typisch für jemanden ist, der sich unterlegen fühlt und missmutig zu dem Stärkeren hochschaut.
Für Paulus sind also sowohl Überheblichkeit als auch Minderwertigkeitsgefühle ein Fall von »eitler Ehre«. Das ist bemerkenswert und tiefgründig. Der Überlegene und der sich minderwertig Fühlende kreisen beide um sich selbst. Sie schauen nicht darauf, wie sie auf den anderen wirken, sondern wie der andere auf sie wirkt.
Wir können das Ganze auch als einen Fall von Werkgerechtigkeit beschreiben, was Vers 26 mit dem Grundthema des ganzen Briefes verknüpft – dem Aufruf, in Einklang mit dem Evangelium zu leben und nicht in die Werkgerechtigkeit zurückzufallen. Sowohl der »Überlegene« als auch der »Minderwertige« versuchen, ihren Wert durch einen Konkurrenzkampf zu gewinnen, auf Kosten ihrer Mitmenschen. Beide suchen ihre Identität darin, dass sie »besser« sind als andere. Beide wollen stolz auf sich sein können. Der einzige Unterschied ist, dass der »Minderwertige« dieses Spiel verloren hat und im Loch der Verzweiflung an sich selbst und des Neides auf die »Sieger« steckt, während der »Überlegene« sich (jedenfalls für den Augenblick) als Sieger fühlt und ständig mit anderen vergleicht, um auch ganz sicher zu sein, dass ihm der Sieg nicht entgleitet. Oft ist es natürlich so, dass wir in dem einen Gebiet unseres Lebens die Herausfordernden und in einem anderen die Neider sind.
Obwohl sie einander genau entgegengesetzt zu sein scheinen, sind »herausfordern« und »beneiden« also im Grunde nur zwei Varianten der »eitlen Ehre«. C. S. Lewis hat darauf hingewiesen, dass Demut nicht heißt, dass ich mich selbst verachte, sondern dass ich weniger über mich nachdenke. Die Demut des Evangeliums äußert sich nicht in Selbstgeißelung und Minderwertigkeitsgefühlen; diese Dinge sind genauso ein »Nein« zum Evangelium wie Stolz und Überheblichkeit!
Sowohl Minderwertigkeitskomplexe als auch Überlegenheitskomplexe entspringen also derselben Wurzel: einer tiefen inneren Verunsicherung. Sie sind nur zwei verschiedene Varianten des Wunsches, Ehre zu bekommen, sich vollwertig zu fühlen. Man kann Vers 26 auch so formulieren: Lasst euren Hunger nach Ehre nicht dazu führen, dass ihr die Menschen verachtet oder beneidet.

Timothy Keller- Die Bibel erklärt

Herausfordern und beneiden
„Lasst uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden“ (Gal 5,26).
Der Ruhm von Menschen ist wertlos. Und doch streben wir viel zu oft danach, weil wir uns selbst zu wichtig nehmen. Auf welche Weise wir uns nach Ehre ausstrecken, hängt davon ab, wie wir unsere Mitmenschen und Mitgeschwister einschätzen.
Wenn wir uns überlegen fühlen, fordern wir andere heraus. Wir diskutieren mit ihnen über Wissensgebiete, in denen sie sich wahrscheinlich schnell verlaufen, damit unsere vermeintliche Erkenntnis nur umso deutlicher hervorsticht. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele registrieren, was wir wissen, was wir besitzen oder was wir erreicht haben. Wir machen uns selbst groß, um Ehre und Anerkennung einstreichen zu können.
Wenn wir uns unterlegen fühlen, beneiden wir andere. Argwöhnisch beäugen wir das, was sie haben und können. Um Ehre von ihnen abzuziehen, machen wir sie klein, indem wir das relativieren, was sie auszeichnet. Wir scheuen vielleicht nicht einmal davor zurück, ihren Ruf durch Halbwahrheiten zu schädigen. Dahinter steckt der Wunsch, möglichst selbst viel Ruhm und Anerkennung zu bekommen.
In so einer Atmosphäre des törichten Imponiergehabes und kindischen Neids gedeiht Streit. Man beißt und frisst einander und zerstört damit ein wirksames Zeugnis für Christus (Gal 5,15).
Der Geist Gottes möchte uns zu einem völlig anderen Verhalten führen! Er will, dass wir Christen einander in Liebe dienen und die Lasten anderer tragen und so das „Gesetz des Christus“ zu seiner Ehre erfüllen (Gal 5,13; 6,2

Im Glauben leben 2022

Wenn ich verstanden habe, dass Jehovah mich so liebt, wie ich bin – dann brauche ich mich nicht mehr verbiegen und erst Recht nicht mit dem „Mitgeliebten“ wetteifern!