Monat: Februar 2011

Haubentaucher angekommen

Wie gestern schon kurz erwähnt – der erste Haubentaucher hat sich auf dem Weißensee eingefunden 🙂

Die Enten auf dem See haben sich schon „ganz dem Frühling“ hingegeben 😀
Die beiden Schwäne waren fleißig beim Naschen vom Gras…
So nutzen alle die Sonnenstrahlen und das schöne Wetter – obwohl noch ein Teil des Sees mit Eisschollen bedeckt ist..

ungerechtes Urteil

Häufig wird in den Tagen um den 14. Nisan an Jesu Tod gedacht. Vor einigen Wochen erhielt ich die Hördatei von einem sehr interessanten Vortrag. Diese Vortrag wurde gehalten von Arnold Fruchtenbaum – einem Christen, der (wie ich es verstanden habe) im jüdischen Glauben unterrichtet wurde. Er hielt diesen Vortrag irgendwann im Jahre 2009. Seine Quelle war wohl ein Jude aus Budapest, ein Herr Edersheim . Hier nun ein Teil seiner Ansprache die in ihrer Gesamtheit den gesamten Lebensweg Jesu beschreibt.

Die Verurteilung Jesu aus jüdischer Sicht

  1. Das erste Gesetz sagt, eine Gefangennahme konnte nicht durch eine religiöse Autorität veranlasst werden, die durch eine Bestechung beeinflusst war. Dieses Gesetz hatte sich aus 2. Mose 23, 8 entwickelt.
  2. konnten auch keine gerichtlichen Schritte nach Sonnenuntergang unternommen werden. Der Sinn dieses Gesetzes bestand darin, jeglichen Verdacht einer Verschwörung zu vermeiden und Dinge im Schutz der Dunkelheit zu tun. Also wenn die Sonne einmal untergegangen war, im jüdischen Denken ist das, wenn man drei Sterne sieht, konnte man keine gerichtlichen Schritte mehr unternehmen.
  3. durften Richter und Mitglieder des Sanhedrins sich nicht an der Verhaftung beteiligen. Das hatte den Sinn, sie grundsätzlich neutral zu halten. Denn wenn sie sich an der Verhaftung beteiligen, bedeutet dies ja, dass sie schon für eine Seite Partei ergriffen haben.
  4. durfte es keine Gerichtsverhandlung vor dem Morgenopfer geben. All die gewöhnlichen rituellen Dinge im Tempel mussten beendet sein, bevor mit irgendeiner Verhandlung begonnen werden konnte.
  5. durften Gerichtsverhandlungen niemals im geheimen abgehalten werden, sondern sie mussten immer öffentlich sein.
  6. durften Gerichtsverhandlungen des Hohen Rates ausschließlich im Gerichtssaal des Tempels abgehalten werden. Weil alle Gerichtsverhandlungen öffentlich sein mussten, war es für das Volk wichtig zu wissen, wo der Prozess stattfinden würde. Und da dies ein Prozess des Hohen Rates war, war der Gerichtssaal des Tempels der einzige Raum, wo sie ihn abhalten konnten.
  7. erfolgte in einem Prozess zuerst die Verteidigung und danach die Anklage. Das ist das Gegenteil des westlichen Systems. Aber in diesem System begann ein Prozess, indem viele Gründe vorgelegt wurden, warum der Beschuldigte in keiner Weise schuldig sein konnte. Erst danach wurde die Anklage dargelegt.
  8. durften zwar alle für einen Freispruch, aber nicht alle einstimmig für einen Schuldspruch plädieren. Es durften alle für den Angeklagten sein, aber es war nicht gestattet, dass alle gegen ihn redeten.
  9. musste es zwei oder drei Zeugen der Anklage geben und ihre Zeugnisse mussten in jedem Punkt übereinstimmen. Das war entwickelt worden aus der hier vorliegenden Bibelstelle, nämlich 5. Mose 19, 15.
  10. war es dem Angeklagten nicht erlaubt, gegen sich selbst auszusagen. Das war vorgeschrieben um die folgenden zwei Möglichkeiten auszuschließen: Ein Mensch konnte selbstmordgefährdet sein und hat dann vielleicht eine Tat zugegeben, die er niemals begangen hat, oder er wollte mit seiner Aussage jemand anderen schützten. Deswegen war es notwendig, zwei oder drei unabhängige Zeugen zu haben.
  11. war es dem Hohepriester verboten seine Kleidung zu zerreißen. Unter den Juden ist das Zerreißen der Kleidung ein Ausdruck einer Gefühlsregung. Wenn ein Familienmitglied starb, zerrissen Familienangehörige ihre Kleidung. Oder wenn ein Jude einen nichtjüdischen Partner heiratete, zerrissen manchmal die Familienmitglieder ihre Kleidung. Oder wenn ein Jude zum Glauben an Jesus kam, zerrissen andere Juden manchmal ihre Kleidung. Aber ein jüdischer Gerichtsfall musste auf der Basis von Tatsachen entschieden werden und nicht auf der Basis von Gefühlen. Deshalb war es dem Hohepriester verboten während der Gerichtsverhandlung seine Kleidung zu zerreißen.
  12. durften Richter keine Anklagen vorbringen, sondern nur die von anderen Personen vorgebrachten Anklagen untersuchen. Dies geschah ebenfalls um die Richter neutral zu halten, denn wenn durch sie eine Anklage erhoben würde, hätten sie schon Partei für eine Seite ergriffen.
  13. Die Anklage einer Gotteslästerung war nur zulässig, wenn der Angeklagte den Namen Gottes selbst ausgesprochen hatte. Der Name Gottes besteht aus vier hebräischen Buchstaben. Bevor man nicht diesen Vier-Buchstaben-Namen Gottes benutzte, konnte man rechtlich nicht der Gotteslästerung angeklagt werden.
  14. Eine Person konnte nicht allein aufgrund eigener Aussagen verurteilt werden. Wiederum benötigte man diese zwei oder drei Zeugen.
  15. Ein Schuldspruch konnte niemals in der Nacht erklärt werden, sondern immer nur bei Tage. Damit vermied man eine zu rasche Entscheidung. Vielleicht ist es ein langer Tag gewesen, sie hatten alle möglichen Zeugen befragt, die Richter waren müde und selbst wenn sie wussten, wie das Urteil ausfallen würde, mussten sie aufhören, sobald die drei Sterne am Himmel erschienen, und bis zum nächsten Tag warten.
  16. Gerichtsverhandlung und Schuldspruch durften im Falle eines Todesurteils nicht an ein und demselben Tag stattfinden. Es mussten mindestens 24 Stunden dazwischen liegen. Diese Zeit war eingeplant, damit noch mehr Informationen zugunsten des Angeklagten gesammelt und vorgebracht werden konnten.
  17. Bei einem Todesurteil musste jeder seine Stimme persönlich abgeben, angefangen bei dem Jüngsten, damit er durch die Älteren nicht beeinflusst werden konnte.
  18. Von all den 21 Gesetzen hier ist die Nummer 18 mein bevorzugtes: Ein einstimmiger Schuldspruch zeigte die Schuldlosigkeit des Angeklagten, weil es unmöglich ist, dass 23 bis 71 Männer ohne Verschwörung eine Einstimmigkeit erreichen. Die Zahl 71 ist die gesamte Mitgliederzahl des Sanhedrins. Es war nicht erforderlich, dass alle 71 Mitglieder dort anwesend waren, aber man benötigte die Mindestanzahl von 23. Für die Juden war es undenkbar, dass auch nur 23 von ihnen in einer Sache übereinstimmen könnten. Wenn also diese 23 Männer einen einstimmigen Beschluss fassen würden, dann musste das eine Verschwörung sein. Da gibt es einen jüdischen Witz, der dieses Gesetz widerspiegelt. Wenn zwei Juden zusammen sind, wird es drei Meinungen geben. Und dieses Gesetz reflektiert dieses Denken.
  19. Das Schuldmass konnte erst drei Tage nach der Verurteilung verkündigt werden. Nun, Verhandlung und Schuldspruch mussten 24 Stunden auseinander liegen, aber weitere drei Tage mussten vergehen, bevor das Todesurteil ausgesprochen werden konnte. Das war noch einmal dazu gedacht, mehr Zeit für die Beschaffung von weiteren Informationen zugunsten des Angeklagten zur Verfügung zu haben.
  20. Die Richter mussten menschlich und gütig sein.
  21. Die zum Tode verurteilte Person durfte vorher nicht gegeißelt oder geschlagen werden.

Das sind nicht alle Gesetze des Sanhedrins, aber diese 21, so habe ich herausgefunden, wurden in der Verhandlung gebrochen.

Während wir durch die Verhaftung und Gerichtsverhandlung gehen, werde ich genau herausstellen, wo und wie diese Gesetze gebrochen wurden und werde dabei die Nummern aus der Liste benutzen. Bis jetzt sind wir in der Regel immer mit einem Evangelium für jeden einzelnen Punkt ausgekommen. Für die Verhandlung Jesu wird dies jedoch nicht möglich sein, aber wir werden zumindest versuchen uns auf zwei Evangelien für jeden einzelnen Punkt zu beschränken.

Wir beginnen also mit der Verhaftung Jesu. Die zwei Evangelien, denen wir uns zuwenden wollen, sind Lukas 22 und Johannes 18. Wir schauen uns zuerst Johannes 18, 2 an. Dort lesen wir, dass Judas die Leute anführt, die Jesus verhaften wollen. Wir wissen aus einer anderen Textstelle der Schrift, dass Judas dafür mit 30 Silberlingen bestochen wurde. Hier haben wir den Bruch des ersten Gesetzes, wo die religiösen Amtsträger keine Verhaftung veranlassen konnten, wenn eine Bestechung stattgefunden hatte. Im Johannesevangelium steht am Ende von Vers 3, dass sie mit Lampen und Fackeln dorthin kamen. Das zeigt uns, dass es Nacht war. Und das bricht das zweite Gesetz, wo steht, dass keine strafgerichtlichen Maßnahmen nach Sonnenuntergang stattfinden durften. Nun zu Lukas 22: 52. Unter denen, die kamen, um ihn zu verhaften, waren auch die obersten Priester und die Ältesten, und diese sind Mitglieder des Hohen Rates. Ihre Anwesenheit bei der Verhaftung bricht das dritte Gesetz, demzufolge diese Leute an der Verhaftung nicht beteiligt sein durften.
Alles in allem war Judas aus drei Gründen notwendig. Der erste Grund war, ihnen zu zeigen, wie man Jesus fernab der Volksmenge verhaften konnte. Dies erfüllt er gerade in diesem Abschnitt. In Johannes 18: 2 wird uns gesagt, dass Jesus sich oft dort mit seinen Jüngern versammelte. Es war also seine Gewohnheit, wenn er in Jerusalem war, sich dort aufzuhalten und zu beten. Judas kannte diese Gewohnheit und war deshalb in der Lage, diese Leute an einen Ort zu führen, wo sich Jesus abseits der Masse aufhalten würde. Der zweite Grund, warum Judas benötigt wurde, hatte mit einem Punkt des römischen Gesetzes zu tun. Bevor die römische Kohorte zu einer Verhaftung ausgeschickt werden konnte, musste jemand vor dem römischen Statthalter erscheinen, was zu dieser Zeit Pontius Pilatus war, und das Opfer einer Tat bezichtigen, die nach römischem Gesetz strafwürdig war. Also musste in diesem Fall Judas vor Pontius Pilatus erscheinen und Jesus einer Tat beschuldigen, die vor dem römischen Gesetz strafwürdig war. Denn in Johannes 18: 3 wird uns gesagt, dass Judas die Kohorte bekommen hatte. Das ist eine römische Kohorte. Judas konnte keine römische Kohorte bekommen, ohne dass er zuvor jemanden verklagt hätte.
Normalerweise lebte der römische Stadthalter in Cäsarea, aber während des Passahfestes kam er gewöhnlich nach Jerusalem, um den Frieden aufrecht zu erhalten. Ein Teil der ursprünglichen Verschwörung zwischen Judas und den obersten Priestern war es, dass sie nichts während des Passahfestes tun wollten. Sie würden auf eine Zeit nach dem Passahfest warten. Das ist das satanische Element dieser Verschwörung. Wenn Jesus nicht am Passahfest, sondern zu irgendeiner anderen Zeit gestorben wäre, oder in einer anderen Weise als der Kreuzigung, hätte es keine Sühnung gegeben. Es war nicht nur sein Tod notwendig, anderenfalls hätte er ja schon als Zweijähriger in Bethlehem durch Herodes sterben können und es wäre genug gewesen. Aber das hätte eben nicht ausgereicht. Er musste zur richtigen Zeit und auf die richtige Art sterben. Wir haben bisher schon viele Stellen gelesen, an denen sie versucht haben, Jesus zu töten, aber entweder war es zur falschen Zeit oder in der falschen Art und Weise, wie durch das Schwert oder durch Steinigung. Alle diese Versuche schlugen fehl und die Begründung dafür lautet jedes Mal, dass seine Stunde noch nicht gekommen war.
Nun ist seine Stunde gekommen und Teil der satanischen Verschwörung ist es, zu verhindern, dass Jesus zur Zeit des Passahs stirbt. Also bestand die Verschwörung darin, dass Judas ihn zwar verraten sollte, aber nicht während des Passahs. Denn wenn ihnen das gelänge, würde Jesus zur falschen Zeit sterben. Während des Passahmahls wies Jesus Judas zweimal als den Verräter aus. Und indem er das tat, erzwang er die weitere Begebenheit. Also verließ Judas das Passahmahl bevor es beendet war, ging zu den obersten Priestern, erzählte ihnen, dass Jesus von der Verschwörung wusste, und zwang sie somit geradezu, genau in der Nacht etwas zu unternehmen, in der sie es unbedingt vermeiden wollten. Das ist also der Grund, warum, wenn wir durch die Verhandlung selbst gehen, am Anfang alle Dinge durcheinander laufen: sie hatten ihre Zeugen nicht, sie waren nicht organisiert, sie hatten einfach nicht erwartet, dies in dieser Nacht zu tun. Da Pilatus in Jerusalem war, hatten sie Judas vor Pilatus gebracht, Judas hatte Jesus eines Verbrechens angeklagt, das nach dem römischen Gesetz strafbar war und die römische Kohorte wurde ausgesandt. So erfüllte er die ersten beiden Funktionen, die er hatte. Aber da gibt es einen dritten Grund, warum er benötigt wurde, und diesen würde er nicht erfüllen. Für den jüdischen Prozess wurde Judas nicht gebraucht, aber er würde benötigt werden für die römische Gerichtsverhandlung, denn der dritte Grund, warum er gebraucht wurde, ist, dass er als Zeuge der Anklage dienen sollte, gegen Jesus. Und wie wir sehen werden, wird er hierin versagen.
Alles in allem ist eine ansehnliche Gruppe von Menschen bei der Verhaftung anwesend, nur um eine einzige Person zu festzunehmen. Es gibt hier vier verschiedene Menschengruppen. Zuerst einmal die römische Kohorte; und die Größe einer römischen Kohorte lag irgendwo zwischen 400 und 600 Mann. Also waren mindestens 400 römische Soldaten dort. Eine zweite Gruppe, in Lukas 22: 50 erwähnt, war ein Knecht des Hohenpriesters. Das alles fand ja in der Zeit vom ersten Abend bis zum ersten Tag des Passahs statt. Während dieser Zeit konnte aber der Hohenpriester sein Gelände nicht verlassen. Denn am ersten Tag des Passahs musste er ein bestimmtes Passahopfer darbringen. Aber wenn er rituell unrein wurde, konnte er mit dem Opferdienst nicht fortfahren. Also stellten sie sicher, dass er rituell nicht unrein werden konnte, indem er sich die ganze Zeit über im Bereich des Tempels aufhalten musste. Er selbst konnte also nicht außerhalb des Gebietes an der Verhaftung teilnehmen. Deshalb sandte er seinen Knecht, um sicher zu gehen, dass alles in rechter Weise ablief. Die dritte Gruppe, in Vers 52 erwähnt, sind die obersten Priester und die Ältesten und diese waren Mitglieder des Sanhedrin. Also nahmen Mitglieder des Hohen Rates als dritte Gruppe an der Verhaftung teil. Die vierte Gruppe, ebenfalls in Vers 52 erwähnt, wird als die Hauptleute des Tempels bezeichnet. Das war die jüdische Tempelpolizei. Heiden durften sich nur im Vorhof des Tempels aufhalten, aber sie durften nicht in den Innenhof gehen. Also gab es eine Gruppe jüdischer Tempelpolizisten, um den Frieden im Innenhof aufrecht zu erhalten. Diese wurden die Hauptleute des Tempels genannt. Das war die vierte Gruppe, die an der Verhaftung beteiligt war. So kommen durchaus einige Leute in den Garten, nur um einen einzigen Mann gefangen zu nehmen.
Nur einen Punkt aus dem Markusevangelium, Markus 14: 43. Dort wird uns berichtet, dass diese Schwerter trugen, als sie kamen. Das griechische Wort für Schwert, das bei Markus benutzt wird, bezieht sich auf ein Yard-langes Kampfschwert, ungefähr einen Meter lang. Es war lang und sehr breit. Es wurde nicht dazu benutzt jemanden zu erschlagen, sondern es war dazu gedacht, den Kopf des Feindes abzuschlagen (oder zu spalten?). Wegen seines enormen Gewichtes durchbrach es Helm und Schädel. Also behaltet im Hinterkopf, dass hier mindestens 400 Soldaten sind und andere, die dieses große, breite, schwere Schwert tragen. Wir werden in Kürze darauf zurückkommen.
Wir gehen jetzt zum Bericht des Johannes. Als diese große Gruppe in den Garten kommt, ergreift Jesus die Initiative.  Am Ende von Vers 4 fragt er sie: „Wen sucht ihr?“ In Vers 5 antworten sie: „Jesus, den Nazarener.“ Er sagt darauf: „Ich bin (es).“ …. Und er zeigt, wer wirklich die Kontrolle hat. Sie könnten ihn nicht verhaften, bevor er dies zulässt. Er hat die volle Kontrolle. Wir haben hier auch einen kleinen Hinweis auf die Zukunft; denn wenn die Mächtigen Roms auf ihre Knie niederfallen werden, dann werden sie dies vor den Füßen des Königs der Juden tun. Und was jetzt in dieser geringfügigen Weise geschieht, wird dann bei seinem Zweiten Kommen vollumfänglich geschehen. Nachdem er deutlich gezeigt hatte, wer wirklich das Geschehen kontrolliert, fragt er sie in Vers 7 noch einmal: „Wen sucht ihr?“ Wieder antworten sie: „Jesus von Nazareth.“ In Vers 8 antwortet Jesus zum zweiten Mal: „Ich bin (es).“ Dieses Mal meint er das einfache „Ich bin“, also „ich bin der, den ihr sucht“. Er sagt ihnen: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen!“ Damit meinte er seine Jünger. So hat sich Jesus zu diesem Zeitpunkt ihnen klar zu erkennen gegeben. Die Römer wussten nun, dass dies der Mann ist, den sie verhaften wollten.
Ein anderer Punkt aus dem Markusbericht. In Markus 14: 44 hatte Judas bereits die Vereinbarung mit den jüdischen Wachen getroffen, dass sie niemanden verhaften sollten, bevor er nicht den Betreffenden durch einen Kuss identifizieren würde. Nur durch den Kuss würden sie wissen, wen sie zu verhaften hatten. Aber Jesus hatte sich selbst schon zweimal zu erkennen gegeben. Es war nicht mehr nötig diesen Kuss zu geben. Aber in Lukas 22: 47 wird uns berichtet, dass Judas herankam, denn er wollte sich noch immer das Geld verdienen. Also fährt er damit fort, zu Jesus zu gehen, um ihn zu küssen. In Vers 48, bevor er Jesus den Kuss gibt, will Jesus ihn davon abhalten das zu tun. Aber Judas beharrte weiter darauf. Und in der Version von Markus wird uns gesagt, dass er ihn ‚Rabbi’ nannte und ihn dann küsste. Die griechische Bedeutung dieses Wortes sagt aus, dass er ihn mehrmals küsste. Hier entheiligt Judas etwas, das zu dieser Zeit unter den Juden als heilig betrachtet wurde. Einen Rabbi zu küssen war ein Zeichen der Jüngerschaft. Das war die Art, wie Jünger zum Ausdruck brachten, dass sie sich unter die Autorität des Rabbis stellten. Somit war das Küssen eines Rabbi etwas Heiliges. Und Judas benutzt selbst diesen Ausdruck ‚Rabbi’. Aber das war nicht ein Kuss der Ehrerbietung oder der Jüngerschaft, sondern ein Kuss des Verrates.
Wenn wir im Johannesevangelium weiterschauen, wird uns nun berichtet, dass Petrus ein Schwert zog, Vers 10. Das griechische Wort für das Schwert von Petrus ist ein anderes als das, welches für die heraufgezogene Menge benutzt wurde. Sie hatten dieses lange, breite Schwert. Das Wort, das nun hier benutzt wird, bezieht sich auf ein langes Zeremonialmesser. Es war die Art von Messer, die benutzt wurde, um das Passahopfer zu schlachten. Und Petrus war zusammen mit Johannes mit dieser Sache betraut worden. Stellt euch im Geiste diese Szene vor: Auf der einen Seite sind dort unter anderem diese 400 bis 600 römischen Soldaten mit ihren langen Schwertern und auf der anderen Seite zieht Petrus ein einziges langes Messer heraus und glaubt, er könne einen jüdischen Rambo spielen. Und er glaubt, er könne all diese römischen Soldaten mit diesem einen langen Messer bekämpfen und er beweist sehr schnell, dass er kein Soldat, sondern ein Fischer ist. Er schwingt sein Messer auf jemandes Kopf zu, verfehlt ihn aber und haut stattdessen das rechte Ohr des Mannes ab. Er zeigt hier einige Weisheit, denn er greift keinen römischen Soldaten, sondern den Knecht des Hohenpriesters an, der ein Schwert gehabt haben mochte, oder auch nicht. Jesus hält sofort den Petrus von weiteren Aktionen ab und heilt das Ohr des Mannes und indem er dies tut, rettet er Petrus das Leben. Alle vier Evangelien berichten davon, dass Petrus das Ohr des Mannes abschlug, aber nur Lukas berichtet auch von der Heilung, seinem Beruf des Arztes entsprechend. Alle anderen waren ganz aus dem Häuschen darüber, dass er das Ohr abgeschlagen hatte. Aber weil Lukas Arzt war, hat ihn die Heilung weit mehr beeindruckt und deshalb erwähnt er sie auch in seinem Bericht
An diesem Punkt lehrt Jesus Petrus drei Lektionen. Sie finden sich alle in Matthäus 26. Erste Lektion, in Vers 52: „Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“ Das Schwert kann nicht zur Verteidigung des Glaubens benutzt werden. Es gibt geeignete Momente, um ein Schwert zu gebrauchen, aber nicht um den Glauben zu verteidigen. Dafür müssen wir die andere Wange hinhalten und gewillt sein, Märtyrer zu werden. Zweite Lektion, in Vers 53: Dies ist wirklich ein geistlicher Kampf. Solche geistlichen Kämpfe müssen auch mit geistlichen Mitteln geführt werden. Er erzählt Petrus, dass er 12 Legionen Engel hätte, die er rufen könnte. Er brauchte das eine lange Messer von Petrus nicht. Drittens, Verse 54-56: Dies alles ist notwendig, um die Schrift zu erfüllen. Die Jünger realisieren nun, dass er nichts weiter zu seiner Verteidigung unternehmen wird, und so fliehen sie alle auseinander. Und Jesus lässt seine Gefangennahme zu.

Wir wenden uns nun den zwei Gerichtsprozessen von Jesus zu, denn er musste sich zwei unterschiedlichen Gerichtsverfahren aussetzen. Zuerst fand das jüdische Gerichtsverfahren, also das religiöse Gerichtsverfahren, statt. Das zweite Verfahren war das römisch-heidnische und war das zivile Strafverfahren. Beide Verfahren haben drei Etappen. Der Anklagepunkt in dem religiösen Verfahren wird der der Gotteslästerung sein. Das wird nicht der Anklagepunkt im römischen Verfahren sein, aber eben im jüdischen. Die erste Phase im jüdischen Prozess ist das Verhör vor Hannas. Hier haben wir nur eine Textstelle, die darüber berichtet, die in Johannes 18, in den Versen 12-23. Hannas fungierte als Hohepriester in den Jahren 7 bis 14 nach Christus. Im Jahre 14 nach Christus wurde er vom römischen Statthalter abgesetzt und konnte das Amt des Hohenpriesters nicht länger ausüben. Aber er behielt die Kontrolle über das Hohenpriesteramt, denn es folgten ihm in seinem Dienst nacheinander seine eigenen vier Söhne, danach sein Schwiegersohn und am Ende seines Lebens einer seiner Enkel. Er selbst war ein Mitglied der Sadduzäer und er benutzte den Bereich des Tempels für seine privaten Geschäftsunternehmungen. Dazu gehörten all diese Dinge, wie der Verkauf von Opfertieren oder der Geldwechsel. Die Pharisäer mochten dies auch nicht und sprachen sich oft dagegen aus, was Hannas tat. Zweimal stieß Jesus diese Geschäfte um, und zwar während des ersten und des letzten Passahfestes in der Zeit seines öffentlichen Dienstes. Somit hatte Hannas einen besonderen Groll gegen Jesus. Der Zweck dieser ersten Phase des jüdischen Prozesses war es, zu versuchen, den Nachweis für ein besonderes religiöses Vergehen zu erbringen. Und wiederum liegt der Grund, warum hier am Anfang alles so durcheinanderlief, darin, dass sie die Verhandlung in dieser Nacht nicht erwartet hatten.
In den Versen 12 bis 14 bringen sie Jesus unverzüglich zur Verhandlung vor Hannas. Damit brachen sie das vierte Gebot auf der Liste, nämlich dies, dass kein Prozess vor dem Morgenopfer stattfinden durfte. In den Versen 19-23 stellt er heraus, dass dies eine geheime Gerichtsverhandlung ist. Dies brach das fünfte Gesetz unserer Liste. In Vers 19 wird Jesus über zwei Dinge ausgefragt, über seine Lehre und über seine Jünger. Über seine Lehre, um ihn zu belasten und über seine Jünger, um diese anklagen zu können. Aber nun haben sich die Dinge gewendet. Jesus erinnert sie daran, dass er nach jüdischem Gesetz nicht verpflichtet ist, ihre Fragen zu beantworten. Sie müssen ihre Zeugen beibringen. Weil er ja die Menschen öffentlich lehrte, hätten sie doch keine Schwierigkeit, die zwei oder drei benötigten Zeugen aufzutreiben, falls er wirklich falsche Dinge lehrte. Hier beharrt Jesus also auf seine jüdischen Bürgerrechte. Und für diese Äußerung wurde er das erste von vielen Malen geschlagen. Allerdings endet diese erste Phase des jüdischen Prozesses, ohne dass man eine bestimmte Anklage gegen ihn vorbringen konnte.
Nun wollen wir zur zweiten Phase übergehen, der Verhandlung vor Kaiphas. Unsere zwei Textstellen werden Matthäus 26 und Markus 14 sein. Kaiphas war der Schwiegersohn des Hannas, er diente als Hohepriester in den Jahren 25 bis 36 nach Christus und diese Verhandlung fand im Jahr 30 nach Christus statt, in der Mitte seines Hohenpriesterdienstes. Der Sanhedrin versammelte sich im Hause des Kaiphas (Lukas 22: 54) und das bricht das Gesetz Nummer 6 unserer Liste, denn eine Gerichtsverhandlung des Hohen Rates durfte nur in einem Raum des Tempelbereichs stattfinden. Noch einmal, der Sanhedrin bestand aus 71 Mitgliedern. Die 71 Plätze waren sorgfältig aufgeteilt, 24 gingen an die Hohenpriester und diese waren Sadduzäer, 24 andere gingen an die Ältesten und das waren Pharisäer, 22 weitere gingen an die Schriftgelehrten und das waren ebenso Pharisäer und der letzte Sitz ging an den amtierenden Hohenpriester und dieser war ein Sadduzäer. Also wurde eine Verhandlung durch einen Sadduzäer geleitet, die Stimmenmehrheit aber besaßen die Pharisäer. Noch einmal: Nicht alle 71 Mitglieder mussten dort anwesend sein, aber die Mindestanzahl von 23 Mitgliedern wurde benötigt. Wir wissen nicht, wir viele dieser Mitglieder anwesend waren, aber wir wissen, dass nicht alle 71 dort waren. Mindestens zwei davon fehlten, Nikodemus und Joseph von Arimathia.
Nun, in Markus 14: 55 wird uns mitgeteilt, dass sie falsche Zeugnisse gegen Jesus zu bekommen suchten. Und so beginnt der Prozess mit falschen Zeugen. Dies bricht Gesetz Nummer 7, denn eine Gerichtsverhandlung musste mit der Verteidigung beginnen. Markus sagt ausserdem, dass jeder der Anwesenden das Gleiche zu tun begehrte, alle wollten gegen Jesus aussagen. Das bricht das achte Gesetz. Alle dürfen sich zugunsten der Verteidigung aussprechen, aber nicht alle für einen Schuldspruch plädieren. Sie bringen einen Zeugen nach dem anderen herein, aber es gibt zu viele Unstimmigkeiten in ihren Aussagen. So wurde einer nach dem anderen fortgeschickt. Auch dies spiegelt die anfängliche Verwirrung wider. Sie hatten die Zeugen nicht beisammen, die die gleiche Geschichte erzählen würden, weil sie nicht erwarteten, diesen Prozess an diesem Abend zu führen. Nach vielen Versuchen fanden sie zwei Zeugen, die scheinbar die gleiche Geschichte erzählten. Und diese zwei wurden als offizielle Zeugen vor den Sanhedrin gebracht. Beide brachten ihren Fall vor. Aber als sie geendet hatten, so wird in Markus 14: 59 gesagt, stimmten auch so ihre Aussagen nicht überein. Also obwohl sie übereinstimmend auszusagen schienen, gab es doch einen entscheidenden Unterschied in ihren Aussagen. Und deshalb wurden sie für untauglich erklärt. Wir können sehen worin dieser Unterschied bestand, indem wir die Aussagen in Matthäus und Markus miteinander vergleichen. In Markus 14: 58 wird ein Zeuge erwähnt, der aussagt: ‚Jesus sagte, er werde diesen Tempel zerstören.’ Aber in Matthäus 26: 61 zitiert der andere Zeuge Jesus wie folgt: ‚Ich bin fähig, den Tempel zu zerstören.’ Also sagte Jesus nun ‚ich will’ oder ‚ich kann’ diesen Tempel zerstören? Und dies ist ein zu großer Unterschied und schließt sie somit als Zeugen aus.
Nun haben sie keine weiteren Zeugen mehr. Und nach jüdischem Gesetz hätte Jesus nun freigelassen werden müssen. Die nicht erfolgte Freilassung Jesu bricht das neunte Gesetz. Aber es mussten zwei oder drei Zeugen beigebracht werden, und deren Zeugnis musste in jedem einzelnen Punkt übereinstimmen. All dies gibt Kaiphas einen Anlass zur Frustration. Also fordert er Jesus in Matthäus 26: 62 auf, sich zu verteidigen und zu reden. Dies bricht das Gesetz Nummer 10, in dem steht, dass es einem Angeklagten nicht erlaubt ist, gegen sich selbst zu zeugen. In Vers 63 sagt Jesus, in Übereinstimmung mit dem jüdischen Bürgerrecht, gar nichts. Das verursachte bei Kaiphas eine noch größere Frustration. Darum stellt er in Vers 36 Jesus unter Eid. Er sagt: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes!“ Nun, aufgrund dessen, was Kaiphas gerade zu Jesus gesagt hatte, ist es offensichtlich, dass er zwei Dinge wusste: Er wusste, wer Jesus beanspruchte zu sein, nämlich der jüdische Messias. Zweitens wusste er auch, wer der Messias vermutlich sein würde, nämlich der Sohn Gottes.
Nun ist es im jüdischen Gesetz so, dass man antworten muss, wenn man unter Eid steht. Und Jesus gibt eine Antwort in Markus 14: 62: Ich bin (es). Ich bin der Messias, der Sohn Gottes. Dann fügt er hinzu, dass sie eines Tages die Wahrheit seines Anspruches auf zweifache Weise erkennen würden: Sie werden ihn zur rechten Seite Gottes sitzen und in den Wolken des Himmels wiederkommen sehen. Denn das zweite Kommen wird selbst noch in der Hölle sichtbar sein. In Matthäus 26: 65 wird uns berichtet, dass der Hohenpriester sein Gewand zerreißt und damit das Gesetz Nr. 11 bricht, denn dies verbietet ihm so etwas zu tun. Ebenso ist in Vers 65 zu lesen, dass Kaiphas Jesus der Gotteslästerung anklagt. Dies wiederum bricht das Gesetz Nr. 12, denn diese Anklage kommt vom Richter, Kaiphas, und ein Richter kann selbst keine Anklage erheben. Er sagt auch, wir brauchen keine weiteren Zeugen. Und somit wird Jesus allein aufgrund seiner eigenen Aussage angeklagt. Dies bricht das Gesetz Nr. 13, laut dem die Anklage einer Blasphemie nur erhoben werden kann, wenn der Name Gottes ausgesprochen wurde. Außerdem bricht es das Gesetz Nr. 14, denn es konnte niemand allein aufgrund seiner eigenen Aussage verurteilt werden. Das jüdische Gesetz sagt, dass man zwei oder drei Zeugen haben muss. Kaiphas aber sagt, wir brauchen keine weiteren Zeugen. Das widerspricht dem jüdischen Gesetz.
Darüber hinaus ist es immer noch Nacht. Das bricht das Gesetz Nr. 15, kein Schuldspruch bei Nacht, nur während des Tages. Wir haben hier den Prozess und den Schuldspruch am gleichen Tag. Das bricht das Gesetz Nr. 16, wo im Falle einer Verhandlung, die mit der Todesstrafe enden konnte, zwischen Prozess und Schuldspruch mindestens 24 Stunden liegen mussten. Als Kaiphas zu einem Urteil aufruft, erfolgt die Abstimmung lediglich durch mündlichen Zuruf. Das bricht das Gesetz Nr. 17, das aussagt, dass die Abstimmung durch persönliche Stimmabgabe zu erfolgen hat, angefangen mit dem Jüngsten. In Markus 14: 64 wird außerdem gesagt, dass ihn alle zum Tode verurteilten. Niemand stimmte dagegen. Es war also ein einstimmiger Schuldspruch. Nach jüdischem Gesetz hätte Jesus freigelassen werden müssen. Weil er aber nicht freigelassen wurde, haben sie Gesetz Nr. 18 gebrochen, wo ein einstimmiges Urteil die Unschuld des Angeklagten erweist.
Sie hatten die Verhandlung an diesem Tag, den Schuldspruch am gleichen Tag, und sie haben auch das Todesurteil an eben jenem Tag ausgesprochen. Das bricht das Gesetz Nr. 19. Das Strafmaß darf erst drei Tage nach dem Schuldspruch bekanntgegeben werden. In Markus 14: 65 und in Matthäus 26: 67 wird uns berichtet, dass einige Leute Jesus mit der Faust schlugen, und einige mit der flachen Hand und ihm auch ins Gesicht spuckten. Damit haben sie die beiden letzten Gesetze auf der Liste gebrochen. Nach jüdischem Gesetz musste man, wenn man jemanden mit der Faust geschlagen hatte, eine Geldstrafe von 4 Denaren zahlen. Ein Denar war gleichbedeutend mit einem Tageslohn. Das war also ein Viertagesverdienst. Eine größere Beleidigung war es, wenn man jemanden mit der flachen Hand schlug. Das wurde nach jüdischem Recht mit einer Zahlung von 200 Denaren bestraft. Das sind zweihundert Tagesverdienste. Noch beleidigender war das Spucken in das Angesicht eines Menschen. Nach jüdischem Recht wurde das mit 400 Denaren bestraft. Das ist mehr als ein Jahresverdienst. Aber niemand wurde für das bestraft, was sie ihm in dieser Nacht antaten.

Nun kommen wir zur dritten Phase dieses religiösen Prozesses, beschrieben in Lukas 22: 66-71. Es gibt nur einen einzigen Grund für diese dritte Phase, und zwar ist es der Versuch, diesem Verfahren eine rechtliche Grundlage zu geben. Wie wir sahen, hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt schon 21 jüdische Gesetze gebrochen. Und vielleicht hatten einige erkannt, dass die ersten beiden Phasen höchst ungesetzlich waren. So ist der Zweck dieser dritten Phase der Versuch, die Verurteilung auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen. Und so sagt Vers 66: Sobald es Tag geworden war. Sie warteten also auf den Anbruch des Tages. Auch Matthäus und Markus berichten diesen Punkt. Uns wird berichtet, dass sie auf das erste Tageslicht warteten, um sich wieder zu versammeln, in der Hoffnung, diesem Urteil eine Rechtsgültigkeit verschaffen zu können. In dieser dritten Phase stellten sie Jesus zwei Fragen. Die erste Frage steht in Vers 67: Wenn du der Messias bist, dann sage es uns. Jesus antwortet zuerst, dass es sinnlos wäre, diese Frage zu beantworten, weil sie nicht bereit wären, es zu glauben. Aber zweitens sagt er auch: Eines Tages werdet ihr die Wahrheit erkennen, wenn ihr mich sitzen sehen werdet zur Rechten Gottes. In Vers 70 kommt dann die zweite Frage: Bist du der Sohn Gottes? Er antwortete: Ja. Und wiederum wurde er der Gotteslästerung für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Und so endet der religiöse Prozess.
Aber nun hatte die Leiterschaft ein Problem. Während der Sanhedrin soweit gehen konnte, ein Todesurteil auszusprechen, so konnten sie es doch nicht ausführen, weil der römische Senat dem Sanhedrin das Recht auf Hinrichtung abgesprochen hatte. Wenn Jesus also sterben sollte, so konnte dies nur durch die römische Gerichtsbarkeit und nicht durch die jüdische geschehen. Das erzeugte ein anderes Problem. Gotteslästerung unter jüdischem Recht führte zur Todesstrafe. Aber unter dem römischen Recht wurde das nicht mit dem Tode bestraft. Also würden sie im Rahmen des römischen Rechtes mit einer anderen Anklage kommen müssen. Und hier sollte Judas ins Spiel kommen. Wir hatten schon gesagt, dass Judas für drei Dinge benötigt wurde. Zwei davon hat er schon erfüllt. Der dritte Anlass war, dass man ihn bei der römischen Gerichtsverhandlung benötigte, um als Zeuge der Anklage zu dienen. Aber zwischen dem religiösen und dem zivilen Gerichtsverfahren wird Judas sterben.
So kommen wir nun zu einem anderen Thema, dem Tod des Judas. Wir werden uns wieder zwei Textstellen dazu anschauen, Matthäus 27 und Apostelgeschichte 1. In Matthäus 27, 3 steht, dass es Judas reute als er feststellte, dass Jesus vom Hohen Rat verurteilt wurde.
… Im Griechischen gibt es zwei unterschiedliche Wörter für Buße/Reue. Eines davon meint die Buße zur Errettung, aber das andere meint lediglich erfüllt zu sein mit Bedauern oder einem schlechten Gewissen. Es ist das zweite Wort, das in dieser Textstelle benutzt wird. …Er hatte lediglich ein Problem mit seinem Gewissen. Er versuchte dann den Hohenpriestern das Geld zurückzugeben, sie haben es aber nicht angenommen, so warf er es einfach auf den Boden und in Matthäus 27: 5 wird gesagt, dass er hinging und sich erhängte. Matthäus zufolge starb Judas also durch Erhängen. Aber Apostelgeschichte 1: 18 spricht davon, dass er kopfüber hinunterfiel und seine Eingeweide heraustraten. Und Leute haben gesagt, dass es hier einen Widerspruch gibt. Aber hier gibt es keinen Widerspruch, wenn wir die jüdischen Gesetze dieser Zeit verstehen. Das war die Zeit zwischen dem ersten Abend und dem ersten Tag des Passahs. Es ist wichtig uns zu erinnern, dass der jüdische Tag bei Sonnenuntergang beginnt. Deshalb beginnt der jüdische Sabbat bei Sonnenuntergang am Freitag und endet mit dem Sonnenuntergang am Samstag. Sobald die Sonne am Samstagabend untergegangen war, galt das Sabbatgebot nicht mehr. Wegen ihres Systems kommt die erste Nacht von etwas immer vor dem ersten Tag von etwas.
Somit liegt der erste Abend des Passahs vor dem ersten Tag des Passahs. Am ersten Abend des Passahs halten die jüdischen Familien ihr Passahmahl. Am ersten Tag des Passahs, um 9.00 Uhr am Morgen, gibt es ein besonderes Passahopfer. Und von diesem Opfer durften nur die Priester essen. Nun, nach dem jüdischen Gesetz wurde die Stadt als unrein erklärt, wenn zwischen dem ersten Abend des Passah und dem ersten Tag dieses Festes ein toter Körper innerhalb der Mauern Jerusalems war und sie wären dann nicht in der Lage mit den Passah-Opferungen fortzufahren. Nun, wenn es ein Gesetz gab, dass ein Problem verursachte, dann hatten sie ein zweites Gesetz, das das erste aufhob. Das zweite Gesetz sagte: Wenn du diesen Körper nimmst und wirfst ihn über die Mauer Jerusalems, die Mauer, die am Tal-Hinnom liegt, dann wird die Stadt als gereinigt erachtet und man kann mit dem Morgenopfer fortfahren. Als Judas sich erhängte, gab es eben einen toten Körper innerhalb der Mauern Jerusalems und auf diese Weise verunreinigte er die Stadt. Solange der Körper innerhalb der Stadt war, konnte man mit dem Morgenopfer nicht fortfahren. Um also das zweite Gesetz zu halten, wurde sein Körper über die Mauer in das Tal Hinnom geworfen. Die Stadt war nun gereinigt und sie konnten mit der Opferung weitermachen. Aber durch das Hinunterwerfen traten seine Eingeweide heraus. Also von der jüdischen Perspektive aus gesehen, sind beide Aussagen wahr.
Aber es gibt noch ein zweites Problem in den beiden Textstellen, so dass Ungläubige gesagt haben, hier haben wir einen Widerspruch. Der Kritikpunkt hier ist: Wer kaufte das Feld? In Matthäus27: 7-9 wird uns erzählt, dass es die obersten Priester waren, die das Feld erworben haben. Aber Apostelgeschichte 1: 18 sagt, dass Judas das Feld kaufte. Wer hat es also gekauft? Aus Sicht des jüdischen Gesetzes sind wieder beide Aussagen wahr. Nach dem jüdischen Gesetz konnte unrechtmäßig erworbenes Geld nicht dem Tempelschatz hinzugefügt werden. Und als Judas versuchte, das Geld zurückzugeben, haben sie es nicht angenommen. Er warf es dann einfach hin, ging weg und erhängte sich. Aber sie konnten das Geld noch immer nicht in den Tempelschatz zurücklegen. In Matthäus 27: 6 steht, dass es nicht rechtsgemäß ist, das Geld in den Schatz zu legen, weil es Blutgeld ist. Das spiegelt genau das jüdische Gesetz wider, dass diese Art von Geld nicht in den Tempelschatz gelegt werden durfte. So musste nach jüdischem Gesetz dieses Geld dem Eigentümer zurückgegeben werden. Aber was macht man, wenn der Eigentümer stirbt, bevor man es ihm zurückgeben kann? Dafür gab es auch ein jüdisches Gesetz. Es ist noch immer ungesetzlich, das Geld in den Tempelschatz zu legen, aber man konnte das Geld dazu benutzen, etwas dafür zu kaufen, was der Allgemeinheit zugute kam. Genau das tun sie, als sie mit dem Geld diesen Acker als Begräbnisstätte für die Fremdlinge kaufen. Sie kauften damit also etwas für die Allgemeinheit. Aber nach jüdischem Recht mussten sie das Feld im Namen dessen kaufen, dem das Geld rechtlich gehörte, selbst wenn er tot war. Also wurde auf der Erwerbsurkunde dieses Feldes Judas als Eigentümer eingetragen. Also kaufte nach jüdischem Recht Judas wirklich dieses Stück Land und die obersten Priester fungierten lediglich als die Ausführenden dieses Kaufes. So gibt es auch hier keinen Widerspruch und beide Aussagen sind aus der Sicht des jüdischen Rechts durchaus wahrheitsgemäß.
Nun noch ein weiterer Punkt die 30 Silberlinge betreffend. Nach dem Gesetz Mose musste man, wenn man einen Ochsen hatte und dieser den Sklaven des Nachbarn tötete, an diesen Nachbarn 30 Silberlinge zahlen. Das war der geschätzte Wert eines toten Sklaven. Im weiteren Verlauf der Geschichte des Alten Testaments wurde dies zu einem Sinnbild der Verachtung. Wenn du jemandem deine Verachtung zeigen wolltest, so hast du ihm einfach 30 Silberlinge geschickt. Damit sagst du ihm, dein Wert ist so groß wie der eines toten Sklaven.
In Sacharja 11 fordert Gott Sacharja auf, eine Rolle des Messias zu spielen, die Rolle des guten Hirten. Er musste eine bestimmte Herde weiden, die zur Schlachtung ausersehen war. Eine Herde, die bereits für ein besonderes Opfer vorgesehen war. Nachdem er die Herde eine Zeit geweidet und gehütet hatte, kam er vor die jüdischen Führer und sagte ihnen: Wir kamen nicht um einen Preis überein, also zahlt mir soviel, wie ich in euren Augen wert bin. Wenn ihr glaubt, dass meine Arbeit nennenswert ist, so zahlt mir einen nennenswerten Preis. Wenn ihr nicht glaubt, dass meine Arbeit einen Wert hatte, so zahlt mir nichts. Es wäre eine geringere Verunglimpfung gewesen, Sacharja gar nichts zu zahlen. Aber sie gaben ihm dreißig Silberstücke – nicht 29 und nicht 31 – und sie beleidigten Sacharja damit. Es bedeutete, dass seine Arbeit unter ihnen so viel Wert hatte wie ein toter Sklave. Dann gebot Gott Sacharja, dass Geld in den Tempel zu werfen. Genauso wie es Judas eines Tages tun würde. Aber dann sagt Gott Sacharja auch noch, dass ein Tag kommen würde, wo Gott selbst um den Preis eines toten Sklaven verkauft wird. Und als die Hohenpriester Judas die dreißig Silberlinge gaben, taten sie genau dies.
Noch eine Sache über die unreinen Silberstücke. Sie kamen von den Hohenpriestern und stammten aus dem Tempelschatz. Der Zweck des Tempelschatzes bestand darin, Opfertiere zu erwerben. Nun, das war es nicht, was sie beabsichtigten. Allerdings taten sie genau dies, denn sie kauften damit das endgültige Opfer für die Sünde, aber das begriffen sie nicht.
Nun gehen wir weiter zum Zivilprozess. Unsere zwei Textstellen werden Lukas 23 und Johannes 18 sein. Der Anklagepunkt im jüdischen Prozess war die Gotteslästerung. Aber das hätte unter dem römischen Gesetz nicht die Todesstrafe zur Folge gehabt. Also ändert sich nun der Anklagepunkt. Jetzt wird es der Verrat an Rom sein. Nun, wir sprachen über die 21 jüdischen Gesetze, die den jüdischen Prozess betrafen. Lasst mich euch nun zwei römische Gesetze nennen, die den römischen Prozess bestimmen werden. Erstens mussten alle Gerichtsverhandlungen öffentlich sein. Dieser war sehr öffentlich, was Pilatus große Schwierigkeiten bereitet hat. Das zweite Gesetz lautete, dass ein römischer Gerichtsprozess mit einem Zeugen der Anklage beginnen musste. Dieser Zeuge musste jemanden einer Tat bezichtigen, die nach römischem Recht strafbar war. Für diesen Zweck wurde Judas benötigt. Der war aber jetzt tot. Das ist der Grund dafür, dass auch am Anfang dieses Prozesses die Dinge völlig durcheinander liefen. Die erste Phase dieses Zivilprozesses ist die erste Verhandlung vor Pilatus. Pilatus war ein in Spanien geborener römischer Bürger. Er diente als Bevollmächtigter oder Statthalter des Landes von ca. 25 bis 36 nach Christus. Diese Verhandlung fand also um die Mitte seiner Herrschaft statt. In anderen jüdischen Schriften wird er als sehr grausam dargestellt. Aber man hält ihn auch für einen korrekten Römer, der sich genau an die römische Dienstanweisung hielt.
Es ist jetzt gerade sehr früh am Morgen, aber er ist angezogen und bereit den Prozess zu beginnen. Er erwartete diesen Prozess, weil Judas vorher zu ihm kam, um Jesus eines Verbrechens zu beschuldigen. Das war, als Judas die römische Kohorte mitgeben wurde. So wusste er also, dass diese Verhandlung stattfinden würde. In Johannes 18: 28 bringen die Hohenpriester Jesus zu Pilatus, gehen aber nicht in den Palast hinein. Als Grund wird angegeben, damit sie das Passah essen könnten. Nun, die Menschen haben nicht verstanden, welches Passah das war. Noch einmal, am ersten Abend des Passahs aßen die jüdischen Familien ihr Passahmahl. Und das war, als Jesus mit seinen Jüngern das Passah ass. Amos nächsten Morgen gab es um 9.00 Uhr eine besondere Passahopferung und von diesem Opfer werden nachher nur die Priester essen. Aber wenn die Priester unrein wurden, konnten sie nicht davon essen. Ein Weg unrein zu werden ist das Betre-ten eines heidnischen Hauses. Deshalb gingen sie nur so weit wie sie gehen konnten, um sich nicht zu verunreinigen. So würden sie das Passah später essen können. In Vers 29 fragt Pilatus in Übereinstimmung mit dem römischen Gesetz:„Wie lautet die Anklage gegen diesen Mann?“ Nun sollte Judas vorkommen und die Anklage präsentieren. Aber er ist nun tot und sie haben nun keinen Zeugen mehr. Also antworten sie in Vers 30: „Wäre er kein Übeltäter, so hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert.“ Sie wollen, dass Pilatus einfach ein Urteil fällt, ohne Anklage und ohne Verhandlung. Aber Pilatus, der für gewöhnlich ein korrekter Römer ist, will damit nichts zu tun haben. Also sagt er in Vers 31: „So nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz.“ Wenn es keine Anklage gibt, wird es auch keinen Prozess geben. Und wenn es keinen Prozess gibt, wird es keine Verurteilung geben. Die Führer antworten in Vers 31: „Es ist uns nicht erlaubt jemanden zu töten.“ Sie meinten, nicht länger erlaubt durch das römische Gesetz, denn der römische Senat hatte dem Sanhedrin das Recht auf Hinrichtung entzogen.
In Vers 32 macht Johannes die Bemerkung, dass dies geschah, damit die Worte Jesu erfüllt würden, als er voraussagte, auf welche Art er sterben sollte. Nun, Jesus sagte mehrmals voraus, dass er durch Kreuzigung sterben würde. Aber die Kreuzigung war keine jüdische Art der Hinrichtung. Die jüdische Methode war die Steinigung. Nun, wenn Jesus zu Tode gesteinigt würde, dann wäre er ein falscher Prophet. Wir wissen aus dem Talmud ganz genau, wann der römische Senat dem Sanhedrin das Recht auf Hinrichtung entzogen hatte. Der Talmud sagt, das geschah 40 Jahre vor der Zerstörung des Tempels. Der Tempel wurde im Jahr 70 nach Christus zerstört. Wenn wir nun hiervon 40 Jahre abziehen, dann kommen wir auf das Jahr 30 nach Christus, dem Jahr dieses Gerichtsverfahrens. Wenn dieser Prozess nur sechs Monate früher stattgefunden hätte, wäre Jesus zu Tode gesteinigt worden und hätte sich als falscher Prophet erwiesen. Genau zur richtigen Zeit hat Gott in seiner Fürsorge dem Sanhedrin das Recht zur Hinrichtung durch den römischen Senat entziehen lassen, damit, wenn Jesus nun stirbt, er dies auf Grundlage des römischen und nicht des jüdischen Rechtes tun wird. Er wird also durch Kreuzigung und nicht durch Steinigung sterben.
Nun, als die Führerschaft erkannte, dass Pilatus mit dem Prozess nicht weitermachen wird, bis er eine Anklage hat, bringen sie schließlich eine vor. Das findet man in Lukas 23: 2. Sie beschuldigen ihn des Hochverrats gegen Rom auf dreifache Weise: Zunächst einmal verursacht er einen Aufstand, zweitens verbietet er, dem Kaiser Steuern zu zahlen und drittens erhebt er selbst Anspruch darauf ein König zu sein und ist deshalb ein Gegner des Kaisers. Endlich hat Pilatus eine Anklage; nun kann er mit dem Prozess fortfahren. Die Einzelheiten finden wir wieder im Johannesevangelium. Am Ende von Vers 33 fragt er ihn: „Bist du der König der Juden?“ Pilatus fragt ihn nicht, ob er der Messias ist. Als Römer ist das nicht seine Sorge. Seine Frage kommt aus einer römischen Sicht und bedeutet: Bist du ein Gegner des Kaisers? In Vers 34 beantwortet Jesus diese Frage, indem er ihm wiederum eine Frage stellt: Auf welcher Grundlage fragst du mich das? „Redest du das von dir selbst aus oder haben dir es andere von mir gesagt?“ In anderen Worten: Aus Sicht eines Juden oder aus der Sicht eines Römers? In Vers 35 fragt ihn Pilatus daraufhin: „Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die obersten Priester haben dich mir ausgeliefert! Was hast du getan?“ Mit anderen Worten: Ich muss diese Frage als Römer stellen aufgrund der Anklage die die jüdische Obrigkeit gegen dich vorbringt: Bist du ein Feind des Caesar?
Die Frage ist nun sehr deutlich. Also beantwortet Jesus diese Frage in Vers 36 und sagt: Nein, ich bin aus zwei Gründen kein Gegner des Caesar. Erstens ist mein Königreich nicht von dieser Welt. Während sein Königreich zwar eines Tages in der Welt aufgerichtet sein wird, ist es doch nicht von der Welt. Es ist nicht von der Art dieser Welt. Er wird nicht zurückkommen, um den Kaiser von seinem Thron zu stürzen und sich dann selbst auf diesen Thron setzen. Wenn er z-rück kommt, so kommt er mit seinem eigenen Reich, dem messianischen Reich, und mit seinem eigenen Thron, dem Thron Davids. Aus diesem Grund ist er kein Feind des Kaisers.
Aber es gibt noch einen anderen Grund. Sein Königreich, sagt er, ist nicht für das Hier und Jetzt. Wie wir vorher in unserem Studium von Matthäus 12 gesehen haben, ist es so, dass, als Jesus auf der Grundlage einer Dämonenbesessenheit allgemein abgelehnt und die unvergebbare Sünde damit begangen war, das Angebot des Königreiches von ihnen genommen oder aufgehoben wurde. Es würde in dieser Generation nicht aufgerichtet werden, sondern nur für eine spätere jüdische Generation. Und so wird sein Königreich zu diesem Zeitpunkt nicht aufgerichtet werden und das ist der zweite Grund, warum er kein Gegner des Kaisers ist.

In Vers 37 stellt Pilatus eine andere Frage: „Bist du also ein König?“ Er meint damit: Bist du in irgendeiner Hinsicht ein König? Jesus antwortet: „Ja, in gewisser Hinsicht bin ich schon jetzt ein König, ein König der Wahrheit und die, die aus der Wahrheit sind, werden mich erkennen.“ Das Verhör endet in Vers 38, wo Pilatus sarkastisch fragt: „Was ist Wahrheit?“ Und was genau in diesem Augenblick zu Pilatus gesagt wurde ist, dass er gerade auf die Wahrheit blickte und die Wahrheit nicht erkannte, wo sie doch vor ihm stand. Pilatus kommt dann in die Öffentlichkeit und gibt eine Unschuldserklärung heraus. Soweit es Pilatus betrifft ist Jesus kein Feind Roms. Und dies ist lediglich die erste von vielen weiteren Unschuldserklärungen die er herausgeben wird. Aber nach dieser ersten Unschuldserklärung wurden viele weitere Vorwürfe herausgeschrien. Jesus weigerte sich jedoch irgendeine davon zu beantworten. Selbst als Pilatus ihn bat etwas zu erwidern, ist die Reaktion Jesu nur Schweigen. In Lukas 23, 5 erwähnt jemand, als diese Anschuldigungen herausgebrüllt werden, dass Jesus aus Galiläa ist. Und als Pilatus hörte, dass Jesus ein Galiläer ist, gab es ihm eine offene Tür für den Versuch, aus dieser Sache herauszukommen. Beide, Judäa und Samaria, waren unter seiner Gerichtsbarkeit, Galiläa aber war es nicht. Galiläa war unter der Gerichtsbarkeit von Herodes Antipas, der während des Passahs auch in Jerusalem weilte. Und so entscheidet sich Pilatus ihn zu Antipas bringen zu lassen.
Also werden wir jetzt zu einer kurzen Phase übergehen, dem zweiten Teil des zivilen Gerichtsverfahrens, Lukas 23: 6-12. Diese zweite Phase findet vor Herodes Antipas statt. Dieser Herodes war der Sohn von Herodes dem Großen. Und Herodes der Große war derjenige, der in Bethlehem Jesus zu töten versuchte. Dieser Herodes Antipas hatte Johannes den Täufer köpfen lassen. Erst nachdem er ihn getötet hatte, begann er etwas über die Wunder Jesu zu hören, und für eine Weile glaubte er, dass Jesus der auferstandene Johannes der Täufer sei. Weil er über so viele Wunder gehört hatte, hatte er den Wunsch Jesus für eine Zeit zu sehen. Einmal lud er ihn sogar zu sich ein, aber Jesus wies diese Einladung ab und nannte Antipas nichts anderes als einen Fuchs. Auf einmal steht dann Jesus vor ihm. Herodes wünscht sich von Jesus, dass er einige seiner Wunder tut, von denen er gehört hatte. Er ist nicht so sehr daran interessiert an ihn zu glauben, er möchte einfach nur unterhalten werden. Aber Jesus weigert sich auch nur ein Wunder zu tun, weil Wunder nicht zur Unterhaltung gedacht sind. Und so verspottet er Jesus lediglich. Aber das Ergebnis ist eine zweite Unschuldserklärung. Soweit es die Angelegenheit von Antipas betrifft, ist Jesus kein Feind Roms. Und so sendet er Jesus zurück zu Pilatus.
Vers 12 sagt: „Herodes und Pilatus schlossen an demselben Tag Freundschaft miteinander, denn zuvor waren sie einander feind gewesen.“ Der Grund für ihre Feindschaft lag in einer Begebenheit, die sich ereignete, als Pilatus Statthalter wurde. Er zog mit seinen Legionen in Jerusalem ein und an der Außenmauer des Tempelbereichs hing er römische Schilde auf, die Abbildungen von Menschen und Tieren zeigten, die dem jüdischen Empfinden zuwider waren. Und so brach eine große Revolte in Jerusalem aus und Pilatus ließ seine Legionen ausziehen und viele Juden wurden in diesem Zuge getötet. Aber noch immer weigerte er sich die Schilde abzunehmen. Das war also ein beständiger Spannungspunkt in Jerusalem. Antipas war dem Namen nach zum Judentum übergetreten und er wusste über diese jüdische Empfindlichkeit durchaus Bescheid. Er wusste, so lange diese Schilde an diesen Mauern umher waren, gab es das Risiko damit eine Revolte zu fördern. Er bat Pilatus die Schilde abzunehmen. Pilatus lehnte das ab, indem er Antipas daran erinnerte, dass er die Verantwortung für Judäa und Samaria trug und Antipas nur für Galiläa. Also solle er sich nicht einmischen. Daraufhin schrieb Antipas einen Brief nach Rom und beschwerte sich bei der römischen Obrigkeit und schließlich befahl der römische Senat Pilatus diese Schilde abzunehmen. Ein Ergebnis hieraus war die Feindschaft dieser beiden Männer. Man fühlte, dass jeweils der andere seinen Rang der Autorität nicht anerkannte. Aber im Zuge von Jesu Prozess wurden sie nun Freunde, denn als Pilatus den Galiläer zu Antipas sandte, zeigte sich damit eine gegenseitige Anerkennung der Autorität. Neun Jahre später, im Jahr 39 nach Christus, drängte seine Frau Herodias, die diejenige war, die die Enthauptung von Johannes dem Täufer angestiftet hatte, Antipas jetzt mit ihr nach Rom zu gehen, um vom römischen Senat den Titel eines Königs zu bekommen. Das ist der Titel, den der Senat seinem Vater, Herodes dem Großen, gegeben hatte. Nun wollte sie, dass ihr Ehemann den gleichen Titel hat. Also gingen die beiden nach Rom, um diesen Titel zu erbitten. Der römische Kaiser zu dieser Zeit war ein Mann, der Caligula genannt wurde. Caligula war ein geisteskranker Imperator. Er herrschte eine sehr kurze Zeit. Auf den Straßen Roms floss das Blut während seiner Herrschaft. Die Dinge wurden so schlimm, dass seine eigene Prätorianergarde, die zu seinem Schutz da war, ihn erstach. Er war so verrückt, dass er sein eigenes Pferd zu einem Mitglied des römischen Senats machte. Wie sich herausstellte, stimmte das Pferd immer so ab, wie Caligula dies wünschte. Nun, als diese zwei Leute zu Caligula kamen, um ihn um den Königstitel zu bitten, verbannte er sie einfach in ein Gebiet, das heute Frankreich ist und die beiden starben dort in Armut. Und sie zahlten damit den Preis für die Tötung von Johannes und das Verspotten Jesu.
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Nun kommen wir zu einer dritten Phase des Zivilprozesses, der zweiten Verhandlung vor Pilatus. Wieder werden wir uns zwei Textstellen dazu anschauen müssen, diesmal Matthäus 27 und Johannes 18. Und das sind die beiden einzigen Evangelien die wir vor Augen haben müssen. Ab und zu werde ich auch auf Markus und Lukas Bezug nehmen, aber ihr braucht diese Textstellen dann nicht nachschlagen. Ich werde euch einfach den Inhalt der Verse mitteilen. Was in dieser dritten Phase geschieht ist, dass Pilatus nun etliche Male versucht Jesus freizubekommen. Der erste Versuch ist die Ausstellung einer dritten Unschuldserklärung. Diese dritte Erklärung finden wir in Lukas 23: 13-15. Aber das befriedigt die Menge nicht. Pilatus unternimmt dann einen weiteren Versuch Jesus freizubekommen. Das steht in Johannes 18: 39, wo er den Leuten die Wahl lässt zwischen Jesus und Barabbas. Er nimmt offensichtlich an, dass sie bestimmt Jesus freigelassen haben wollen und nicht Barabbas. In Markus 15: 7 wird uns erzählt, dass Barabbas genau jenes Verbrechens schuldig ist, dessen Jesus angeklagt ist. Er führte kürzlich eine misslungene Revolte gegen Rom an, Menschen wurden getötet, er wurde gefangen genommen und ihn erwartete nun die Todesstrafe. So haben wir hier also zwei Männer, die beide desselben Verbrechens angeklagt sind. Einer davon ist schuldig, der andere nicht. Aber es gibt noch mehr zu diesem Bild. Die Bezeichnung Barabbas war nicht sein eigentlicher Name, weil Barabbas nur ein Titel ist und kein Name. Es ist die Art wie Griechen zwei aramäische Wörter verbinden. Die beiden aramäischen Wörter sind bar und abba, und Barabbas bedeutet wörtlich der Sohn des Vaters. Abba lautete der Name des Vaters, aber es bedeutet eben wörtlich auch der Vater, (somit war der Name des Vaters Vater). Die Evangelien geben uns nicht seinen tatsächlichen Namen, möglicherweise um eine Verwirrung zu vermeiden. Aus anderen Quellen kennen wir seinen wirklichen Namen, sein Name war auch Jeschua oder Jesus. Also, wir haben zwei Männer, die des gleichen Verbrechens beschuldigt werden, und beide haben den gleichen Namen. Einer davon wird auch Jesus Barabbas genannt, Jesus der Sohn des Vaters. Allerdings ist er es nur dem Namen nach und nicht in der Realität, während wir auch den anderen Jesus haben, den wahren Sohn des wahren Vaters, der dieses Verbrechens nicht schuldig ist. So gibt es hier diese kleinen gegenseitigen Anspielungen und Vermischungen.
Pilatus bringt diese beiden Männer hinaus. In Matthäus 27: 19 wird der Prozess durch eine Nachricht von seiner Frau unterbrochen. Sie ließ ihm eine Warnung mitteilen, sich nicht zu sehr mit dieser Sache zu befassen, da sie bezüglich Jesus einen Traum hatte. Diese Unterbrechung des Handlungsverlaufes bereitet den Weg für die Ereignisse in Vers 20. Die obersten Priester und die Ältesten mischen sich rasch unter das Volk, um die Leute davon zu überzeugen, den Barabbas zu erbitten und nicht Jesus, was sie auch tun. Und so schlägt der zweite Versuch von Pilatus, Jesus freizugeben, fehl. Pilatus startet dann einen dritten Versuch. Das findet man in Johannes 19: 1: „Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.“ Nun, das Evangelium teilt uns keine Einzelheiten über die Geißelung mit, weil die Menschen damals wussten, wie eine römische Geißel aussah. Viele von uns heute machen sich nicht wirklich klar, welche Folgen das mit sich brachte und wissen deshalb diese Art von Leiden nicht zu schätzen, die er noch vor seiner Kreuzigung erlitt. Hebräer 12 sagt uns, dass wir uns oft die Einzelheiten von Christi Leiden anschauen müssen, damit wir erkennen und schätzen, wie viel er für unsere Sünden gelitten hat, so dass wir wahrnehmen können, dass unsere Leiden, wie lang oder schwer sie auch sein mögen, noch gering sind im Vergleich zu dem, was Jesus gelitten hat. Und für ihn war es sogar noch schlimmer, denn er war sündlos.
Es gab zwei Arten der Geißelung im Land, die jüdische und die römische Geißelung. Die jüdische Geißelung bestand aus vierzig Schlägen weniger einem. Und warum vierzig weniger einem? Weil nach dem jüdischen Gesetz niemand häufiger als vierzig Mal gepeitscht werden durfte. Wie wir schon gesehen haben, fürchteten die Pharisäer stets, dass sie ein Gesetz brechen könnten und so sagten sie: Angenommen jemand soll vierzig Mal geschlagen werden, aber die auspeitschende Person verzählt sich und gibt ihm stattdessen 41, dann hat sie das Gesetz gebrochen. Um dies zu vermeiden, hörten sie stets nach 39 Schlägen auf, also 40 weniger einem. Die jüdische Peitsche hatte einen Handgriff mit kurzen Lederriemen. Der einzige Körperteil, der geschlagen wurde, war der Rücken. Das war sehr schmerzhaft, aber es war nicht tödlich; niemand ist je an einer jüdischen Geißelung gestorben. Paulus erzählt uns, dass er die jüdische Geißelung fünfmal über sich ergehen lassen musste.
Aber Jesus erlitt die römische Geißelung, die wesentlich härter ist. Diese hat einen Griff mit sehr langen Lederriemen und am Ende eines jeden Riemens waren Metallstücke, Nägel, Glas oder Knochen befestigt, so dass die Haut des Geschlagenen dabei auf- und abgerissen wurde. Nach einigen wenigen Schlägen waren die Muskeln sichtbar und nach einigen Schlägen mehr oftmals auch die Knochen. Weil die Riemen lang waren, reichten sie um den gesamten Körper herum. Das beinhaltete den Rücken, die Brust und die Seitenflächen, aber auch das Gesicht. Das Gesicht des Menschen wurde dabei vollkommen zerfetzt, zerfleischt, und zwar so sehr, dass ihn selbst seine eigene Familie oft nicht mehr erkannte. Obwohl es viele Bilder über die Leiden Jesu am Kreuz gibt, zeigen sie doch alle ein unversehrtes Gesicht Jesu. Das ist jedoch ein falsches Bild, weil sein Gesicht vollkommen aufgerissen war. Aber damit erfüllt sich eine messianische Prophetie. Jesaja 52: 13-15 sagt, dass sein Angesicht so entstellt war, dass sein Aussehen kaum mehr dem eines Menschen glich. Und das wurde durch diese Geißelung erfüllt. Aber das ist noch nicht alles. In den Versen 2 und 3, nach der Geißelung, geht es weiter.
Die Soldaten kennen seine Behauptung, ein König zu sein und so geben sie vor, ihm ein königliches Gewand umzulegen und machen ihm auch noch eine Dornenkrone. Weil sein Gesicht bereits zerschlagen war, verursachen die Dornen noch mehr Schmerzen und Jesus erleidet eine weitere Verspottung. Pilatus hofft, dass dies ein Vergleich sei, so dass die Leute, wenn sie sehen, wie schlimm er geschlagen ist und blutet, damit zufrieden sein werden. Aber auch das funktioniert nicht. In Johannes 19: 5-6 schreien sie noch immer nach einer Kreuzigung. Pilatus versucht dann zum vierten Mal Jesus freizubekommen und zwar am Ende von Vers 6, wo er sich weigert, das römische Urteil auszusprechen. Da sagt er zu ihnen: „Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm.“ Und solange Pilatus das Urteil nicht fällt, kann Jesus nicht sterben. Und vorerst weigert er sich, das Urteil auszusprechen. Daraufhin ändern die Hohenpriester ihre Taktik. Das steht in Vers 7. Sie ändern den Grund ihrer Anschuldigung. Sie kommen auf den tatsächlichen Punkt ihres Ärgers zurück, seine Behauptung der Messias zu sein, der Sohn Gottes. So hat nun Pilatus eine brandneue Anklage. Und nach der Beschuldigung musste im römischen Ablauf nun ein Verhör stattfinden. Als sie ihn zuerst des Hochverrats beschuldigten, verhörte ihn Pilatus mehrmals. … Da Pilatus nun eine neue Anklage hat, muss er auch ein neues Verhör durchführen, was er in den Versen 8 bis 11 zu tun versucht. Diesmal beantwortet Jesus keine weitere Frage mehr, weil Pilatus bis jetzt genug Licht empfangen hat, um darauf zu reagieren – richtig zu reagieren.
Aber er reagierte falsch mit seiner sarkastischen Frage: Was ist Wahrheit? Und weil er die Wahrheit, die ihm vorher gegeben wurde, zurückwies, wird ihm auch keine weitere mehr zuteil werden. Und als Pilatus auf eine Antwort drängt, indem er ihm sagt, dass er die Vollmacht besitze ihn freizugeben oder auch zu kreuzigen, erinnert ihn Jesus an zwei Dinge. Erstens, dass alle Staatsgewalt aus dem Himmel stammt. Somit ist Pilatus nur eine Vollmacht übertragen worden und er besitzt sie nicht im absoluten Sinne. Absolute Vollmacht kommt nur aus dem Himmel. Er mag eine endgültige Macht in seinem Gerichtssaal haben, aber selbst diese ist nur eine übertragene Vollmacht. Außerdem sagt Jesus ihm, dass die, welche ihn überliefert haben, einer größeren Sünde schuldig sind. Dann unternimmt Pilatus den fünften Versuch zur Freilassung Jesu, denn in Vers 12 steht, dass er von da an suchte ihn freizugeben. Aber dieser fünfte Versuch gelang ebenso wenig, denn sie antworteten: Wenn du Jesus freilässt, bist du des Kaisers Freund nicht. Aus einem bestimmten Grund schüchtert das Pilatus ein. Beachten wir, was Vers 13 sagt: „Als nun Pilatus dieses Wort hörte, führte er Jesus hinaus und setzte sich auf den Richterstuhl…“. Allein diese Worte zu hören, wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers, reichte aus, Pilatus dazu zu bewegen, seinen Sitz auf den Richterstuhl einzunehmen. Vom Richterstuhl aus musste ein Gerichtsurteil gefällt und das Strafmaß ausgewiesen werden.
Die Frage ist: Warum sollte er durch die Aussage der Führer verängstigt sein? Warum sorgt er sich darum, was sie denken? Warum ist er ängstlich, nur weil sie sagen, dass er nicht länger des Kaisers Freund wäre, wenn er Jesus freilässt? Wir wissen aus anderen historischen Quellen, warum ihn dies verängstigte. Pilatus erhielt seine Position durch einen Freund und der Name dieses Freundes war Seianus. Seianus war der Hauptmann der Prätorianergarde. Er und Pilatus waren gute Freunde und Seianus benutzte seinen Einfluss, um Pilatus zu dieser Stellung als Statthalter zu verhelfen. Aber dann spann Seianus eine Verschwörung gegen den Kaiser. Der damalige Kaiser war Tiberius. Das Komplott bestand darin, ein tödliches Attentat auf Tiberius zu begehen, um dann selbst, so hoffte Seianus, Kaiser zu werden. Bevor jedoch Seianus dies erfolgriech in die Tat umsetzen konnte, wurde die Verschwörung aufgedeckt, Seianus und andere Mitverschwörer hingerichtet und nun ermittelte der Senat gegen jeden, der mit Seianus zu tun hatte, um zu erfahren, ob er an der Verschwörung irgendeinen Anteil hatte. Dies schloss auch Pontius Pilatus ein. Und das letzte, was Pilatus nun brauchte, war eine Nachricht an Rom, er hätte jemanden freigelassen, der behauptete ein König zu sein und darum ein Gegner des Kaisers war. Also darum ist er verängstigt genug, um seinen Sitz auf dem Richterstuhl einzunehmen.
Vom Richterstuhl aus macht er seinen sechsten und letzten Versuch Jesus freizugeben. Das finden wir in Vers 14, wo er ihn nach draußen bringt und sagt: „Seht, das ist euer König!“ Aber auch dieser Versuch schlägt fehl. In Vers 15 rufen sie noch immer nach seiner Kreuzigung. Und als Pilatus sie fragt: „Euren König soll ich kreuzigen?“, antworten die Hohenpriester: „Wir haben keinen König, als nur den Kaiser!“. Mit dieser Aussage weisen sie Jesus als den Messias zurück und erkennen stattdessen den Kaiser als ihren König an. Als wir über den Tod Judas sprachen, nahmen wir Bezug auf die Prophetie im Buch Sacharja, Kapitel 11, wo Sacharja die Rolle des Messias als guter Hirte spielte, dem schlussendlich der Gegenwert eines toten Sklaven als Lohn gegeben wurde. Und Gott sagte zu Sacharja, dass er selbst eines Tages für den Wert eines toten Sklaven verkauft würde. Im selben Kapitel weissagt Sacharja noch mehr. Es handelt sich um das Ergebnis dieses 30-Silberlinge-Verrats. In diesem Kapitel sagt er auch voraus, dass sie Gott als König verwerfen würden und jemand anderen als König annehmen werden. Und dieser, den sie anstatt Gott als König annehmen werden, wird sich erheben und sowohl die Nation als auch den Tempel zerstören. Hier gibt es eine weitere Erfüllung. Hier nehmen sie den Kaiser als König an und dieser wird eines Tages den Tempel zerstören. Dies wird 40 Jahre später geschehen und, wie wir bereits im vorhergehenden Studium gesehen haben, ist dies das Ergebnis der unvergebbaren Sünde.
Nun gehen wir wieder zum Matthäusevangelium zurück. In Vers 24 lässt sich Pilatus eine Schüssel Wasser bringen und wäscht seine Hände darin. Auf diese Weise meint er unschuldig zu bleiben. Auf meinen Reisen passiert es mir häufig, dass die Leute mir immer noch erzählen, dass nur die Juden am Tod Jesu schuldig seien und Pilatus keine Verantwortung dafür trägt, da er seine Hände (in Unschuld) gewaschen hatte. Aber dieses Händewaschen machte ihn nicht unschuldig. Von der menschlichen Seite aus betrachtet, lag die endgültige Entscheidung über Jesu Leben oder Tod bei Pilatus. In seinem Gerichtssaal war er die maßgebliche Autorität. Bevor er nicht seine Zustimmung gab, konnte Jesus nicht sterben. Also lediglich seine Hände zu waschen befreite ihn nicht von seiner Schuld. Das Neue Testament spricht Pilatus nicht frei. Petrus listet in einer seiner Predigten etliche Leute auf, die für den Tod Jesu verantwortlich sind. Und unter denen, welche er namentlich benennt, ist auch Pontius Pilatus. Wir sagen nicht, dass die Juden am Tod des Messias unschuldig sind. Aber wir sollten uns erinnern, dass die Bibel die Verantwortung ebenso auf die Heiden legt. Als nun Petrus Pilatus namentlich erwähnt hat, erwähnt er auch die Menschen aus Israel, und dann sagt er zusammen mit den Heiden. Beide sind verantwortlich für seinen Tod. Und lediglich auf sein Händewaschen zu hinzuweisen, macht ihn noch nicht rein.
Dann gibt Pilatus eine fünfte Unschuldserklärung ab. Von seinen fünf Feststellungen der Unschuld Jesu war dies die bedeutsamste, weil diese vom Richterstuhl aus gemacht wurde. Aber das Volk reagiert darauf, wie uns in Matthäus 27: 25 berichtet wird, mit folgenden Worten: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ So nehmen sie den Fluch seines Blutes auf sich. Aber er ist begrenzt auf sie und ihre Kinder. Er geht nicht weiter. Es wurde nicht gesagt zu unseren Kindeskindern und sie sagten nicht, auf der vierten oder fünften Generation sei der Fluch. Sie begrenzten es auf sich selbst und auf ihre Kinder, und dies wieder im Einklang mit der unver-gebbaren Sünde für diese Generation. Später, als Jesus den Weg der Kreuzigung ging, und einige Frauen aus Jerusalem hinter ihm her weinten, sagt er zu ihnen: „Weint nicht um mich, weint um euch selber und um eure Kinder.“ Dann sagt er die kommende Zerstörung Jerusalems voraus, wie auch schon vorher, die im Jahre 70 nach Christus ihre Erfüllung fand. Im Jahr 70 nach Christus fiel ihr Fluch also auf sie und ihre Kinder. Und noch einmal, dies war das äußerliche (materielle) Gericht für die unvergebbare Sünde.
Pilatus schreitet dann voran und spricht über Jesus das Todesurteil aus. Dies finden wir in Lukas 23: 24. Es ist allein sein Todesurteil, das Jesus tatsächlich und rechtsverbindlich zu Tode bringt. Jesus stirbt nach römischem, nichtjüdischem, Recht und seine tatsächliche Hinrichtung geschah durch römische, nichtjüdische, Hände. Also, ich reise sehr oft und treffe dabei auf Leute, die keine Juden mögen. Und manchmal sagen sie mir dann: Ihr Juden habt Jesus getötet. Da diese Menschen es nicht mögen, wenn man vernünftig mit ihnen darüber redet, erzähle ich ihnen dann einfach, dass es die Italiener waren, die Jesus getötet haben. Die Heilige Schrift behandelt, im Zusammenhang mit der Schuld Israels, nicht so sehr die Frage, wer Jesus getötet hat. Wie auch immer, Jesus musste sterben, weil Versöhnung nur durch Blut geschieht. Selbst wenn Israel Jesus als ihren Messias angenommen hätte, hätte er doch immer noch sterben müssen. Die Leute gingen davon aus, dass Jesus nur deshalb starb, weil er abgelehnt wurde. Aber das stimmt nicht, weil ein Teil seines Auftrages die Versöhnung war und diese geschieht allein durch das Vergießen von Blut.
Lasst uns einmal annehmen, Israel hätte ihn als ihren messianischen König angenommen. Was wäre geschehen? Israel hätte ihn zum König der Juden ausgerufen, Rom hätte das natürlich als eine Bedrohung angesehen, er wäre verhaftet und vor ein römisches Gericht gestellt worden, wie es auch geschah, er wäre durch das römische Gericht verurteilt worden, wie es auch geschah, und dann durch die römische Behörde hingerichtet worden, wie es auch geschah. Dieser Teil der Geschichte hätte sich überhaupt nicht verändert. Jesus würde so oder so sterben. Aber was sich geändert hätte ist, was danach folgt. Wenn er am dritten Tag auferstanden wäre, hätte er Rom aus dem Weg geräumt und sein messianisches Königreich aufgerichtet. Durch Israels Ablehnung ihm gegenüber hat sich dies geändert. Er würde sein Königreich nun nicht in ihrer Zeit aufrichten. Stattdessen geht er nach seiner Auferstehung schließlich in den Himmel und dort wartet er, bis Israel ihn anruft und darum bittet zurückzukommen.
Die Bibel sieht Israels Schuld nicht so sehr darin, dass sie ihn getötet haben, sondern viel mehr darin, dass sie seine Messianität abgelehnt haben, indem sie behaupteten, er sei von einem Dämon besessen. Bis Israel diese Sünde nicht bekannt und ihren Messias um seine Wiederkunft gebeten hat, solange wird er auch nicht zurück kommen. ….

Fossil zeigt: Schlangen stammen vermutlich von Landeidechsen ab

Folgende Meldung gab es heute auf Wissenschaft.de

interessant?!?!?

Bein im Stein

Fossil zeigt: Schlangen stammen vermutlich von Landeidechsen ab

Bevor die Urahnen der Schlangen vor Jahrmillionen ihre Beine verloren, lebten sie vermutlich auf dem Land und nicht in den Ozeanen. Das schließt ein französisch-deutsches Forscherteam aus einem ungewöhnlichen Fund: Durch ein modernes Röntgenverfahren ist es den Paläontologen gelungen, ein im Stein verborgenes Hinterbein einer fossilen Schlange sichtbar zu machen. Dabei fanden sie heraus, dass das versteckte Glied den Beinen von modernen Landeidechsen sehr ähnelt. Die Wissenschaftler spekulieren daher, dass Schlangen ursprünglich von Eidechsen abstammen, die auf dem Land lebten und nicht, wie manche Wissenschaftler vermuteten, von Meerestieren. Sie hoffen, dass ihre Forschungsergebnisse nun dazu beitragen, die Meinungsverschiedenheiten über die stammesgeschichtliche Entwicklung der Schlangen zu klären.

Paläontologen sind sich einig, dass sich Schlangen im Laufe der Evolution aus echsenartigen Vorfahren entwickelt haben. Allerdings herrscht Uneinigkeit darüber, ob die gliederlosen Reptilien ursprünglich von landlebenden Eidechsen abstammen oder von solchen, die in den Ozeanen beheimatet waren. Das Problem: Die Beweislage ist recht dünn, denn es existieren weltweit lediglich drei fossile Schlangen mit erhaltenen Hinterbeinknochen – genau den Körperteilen also, die für die Herkunftsbestimmung der Schlangen unverzichtbar sind.

Eines der seltenen Fossilien wurde vor zehn Jahren in einem 95 Millionen Jahre alten Felsen im Libanon gefunden und gehört zur ausgestorbenen Gattung Eupodophis. Das Reptil ist etwa 50 Zentimeter lang und hat ein kleines, zwei Zentimeter langes Bein, das sich in der Nähe der Schwanzspitze befindet. Schon lange vermuteten die Wissenschaftler, dass sich ein zweites Bein im Stein verbirgt. Das konnten die Wissenschaftler um Alexandra Houssaye jetzt bestätigen: Durch sogenannte Synchroton-Laminografie gelang es ihnen, mit Hilfe von Röntgenstrahlen das versteckte Glied sichtbar machen und mikroskopische Feinheiten zum Vorschein bringen – ohne dabei das einzigartige Fossil zerstören zu müssen. Die Untersuchungen zeigten, dass das Bein am Knie gebeugt ist und vier Knöchel, aber weder Fuß- noch Zehenknochen hat.

Damit ähnelt das verborgene Reptilienglied den Beinen von modernen Landeidechsen. Daher, so spekulieren die Forscher, haben sich die gliederlosen Schlangen vermutlich aus auf dem Land lebenden Eidechsen entwickelt. „Die Enthüllung der Struktur des Eupodophis-Hinterbeines ermöglicht es uns nun, zu erforschen, wie die Schlangen im Laufe der Evolution ihre Beine verloren haben“, erklärt Studienleiterin Houssaye.

Alexandra Houssaye (Museum National d’Histoire Naturelle in Paris) et al: Journal of Vertebrate Paleontology, Bd.31, Nr.1

dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede

Friedliche Ruhe am See

Heute morgen gegen 7.20 Uhr waren noch beide Jungschwäne in der Nähe des Weißen Sees. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei. Denn gegen 7.35 Uhr wurde der eine der beiden Jungschwäne per Flugmavöver vom See vertrieben. Mehrere Runden – dann ging es Richtung Buschallee! Nach etwa 4 Minuten war er wieder zurück, wurde aber durch den sofort startenden Vaterschwan am landen gehindert. Also ging der Flug gleich wieder in Richtung Buschallee.
Der nun verbleibende Jungschwan hatte sich am Zaun des Bootssteeges verschanzt. Dort hatte ihn der Vaterschwan scharf attakiert.

Als wir nun gegen 13 Uhr unsere Runde um den See gemacht haben, waren beide Jungschwäne „verschwunden“ – und die beiden Elterntiere hatben nun „endlich Frieden“.


Bis zum nächsten Nestbau 😉

Apropo neuer Nestbau – wie sieht es denn aus, in der Nähe des „neuen Nestes“ eine „Webcam“ aufzubauen?? Wer würde mithelfen?

Verteibung der Jungschwäne

Nun läßt „Vaterschwan“ die Jungschwäne gar nicht mehr ins Wasser. Leider haben die Jungschwäne dies nicht richtig verstanden, und halten sich deshalb in der Nähe des Wassers auf.
Tierfreund Ralf hat heute einen der Jungschwäne zum Obersee gebracht. Die beiden anderen Jungschwäne müssen nun auf der Wiese übernachten – wo Hund und Fuchs für sie eine Bedrohung sind. Ob die beiden Jungschwäne morgen „das Weite“ suchen??