Tag: 7. September 2011

Geschlechtsbestimmung bei Höckerschwänen

Vögel sind dafür bekannt daß in ihrem Federkleid hinsichtlich Färbung,Zeichnung und Mustern ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus besteht,indem die männlichen Vögel diese Merkmale intensiver ausgeprägt haben,so daß eine Geschlechtsbestimmung hier problemlos erscheint.Es gibt aber auch Vogelarten wo der Geschlechtsdimorphismus umgekehrt ist,also die Weibchen intensiver gefärbt sind.

Beim Höckerschwan ist der Geschlechtsdimorphismus kaum ausgeprägt so daß feldornithologische Geschlechtsbestimmungen an ihm nur schlecht möglich sind.In der Regel ist der männnliche Schwan größer und schwerer und besitzt einen größeren Höcker.Seine Gesichtszüge sind etwas herber als beim Weibchen.Dann hört es mit den anatomischen Feldmerkmalen aber schon auf.

Um sich an diesen spärlichen Merkmalen orientieren zu können müßen außerdem beide Partner gleichzeitig präsent sein da sonst eine sichere Vergleichsmöglichkeit fehlt.An einem unverpaarten Einzelschwan so das Geschlecht bestimmen zu wollen wird nur schwer gelingen oder nicht.

Hiernach ist der Schwan rechts im Bild ein Ganter mit seiner Partnerin.

Eine bessere Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung ist das unterschiedliche Verhalten der Geschlechter eines Schwanenpaares besonders wenn sie Junge führen.Das Schwanenweibchen ist bei einer Fütterung zurückhaltender,der Ganter gefräßiger.Er schnappt sogar seinen Jungen die Futterbrocken vor dem Schnabel weg,während sich die Schwanenmutter den Brocken vom Schnabel regelrecht abspart und ihren Jungen zukommen läßt.Im Pulli-Alter legt sie ihnen auch das von ihr ergründelte Futter,teilweise zerkleinert,vor.In aller Regel führt sie die Jungen während der Ganter auf Revierwacht ist.Auch das Brutgeschäft wird überwiegend von ihr vollzogen.

Eine antomisch sichere Geschlechtsbestimmung ist das „Sexen“.Männliche Entenvögel,zu denen der Höckerschwan gehört besitzen einen Penis,der in der Kloake liegt.Auch die Hoden liegen innen,rückenwärts.Das ist flugdynamisch bedingt.Legt man den männlichen Schwan auf den Rücken so läßt sich aus der Kloake der Penis herausdrücken womit der Sachverhalt geklärt ist.

Auch mittels Endoskop kann die Kloake auf Vorhandensein eines Eileiters untersucht werden.Das sind aber für den Schwan recht stressige Untersuchungsmethoden.

Eine Heute elegante Methode ist die genetische Geschlechtsbestimmung an Hand der Federkiele von 2-3 Rückenfedern oder 1-2 Tropfen Blut.Die an der Federwurzel befindlichen Zellen enthalten die Zellkerne mit dem genetischen Material,also auch die Geschlechtschromosomen.

Von den Säugetieren und dem Menschen ist uns bekannt,daß die Männchen das X- oder Y-Chromosom in ihren Spermien besitzen,wobei das Y-Chromosom bei der Befruchtung der Eizelle für einen männlichen Nachkommen codiert.Die Eizellen der Weibchen besitzen alle nur das X-Chromosom.Männliche Tiere besitzen nach der Befruchtung der Eizelle also das XY-Chromosomenpaar,wobei das Y-Chromosom stets vom männlichen Tier stammt,das X-Chromosom vom mütterlichen Tier;weibliche Tiere besitzen das XX-Chromosomenpaar,wobei das eine X-Chromosom von der Mutter stammt.

Anders ist es bei den Vögeln wo die beiden Geschlechtschromosomen mit „Z“ und „W“ bezeichnet werden.
„ZZ“ determiniert einen männlichen Vogel oder Schwan.Er besitzt also stets nur Z-Spermien.Die weiblichen Vögel hingegen entwickeln zwei verschiedene Eiertypen:Z-Eier und W-Eier.Bei Befruchtung eines W-Eies entsteht ein ZW-Nachkomme,der weiblich ist.Die Geschlechtschromosomenausstattung bei den Vögeln ist also gerade umgekehrt wie bei den Säugetieren.

Bei den Höckerschwänen gibt es unter den Gantern eine besondere Variante,die KONDUKTOREN.Sie besitzen in 25%-35% ihrer Z-Spermien ein Gen,das die Ausbildung von MELANINPIGMENT im Gefieder der schlüpfenden Pullis verhindert.Da dieses Gen bei der Befruchtung der Eizelle durch Z-spermien des Ganters auf das Ei übertragen wird werden diese Ganter als KONDUKTORE N (Überträger) bezeichnet.Diese Schwänchen schlüpfen also bereits weiß und nicht grau-braun wie die Normalvariante.Ihre Gefiederfarbe ist von Anbeginn weiss und damit unveränderlich (IMMUTABILIS-Variante der Höckerschwäne;immutabilis=unveränderlich).Mit ALBINOS haben die IMMUTABILIS nichts gemein,denn auch ein Immutabilisschwan synthetisiert durchaus noch den Farbstoff MELANIN,wie man am Nagel des Schnabels,den Nasenöffnungen,dem Höcker und den Zügeln sowie an der Schnabelunterseite und der Netzhaut und Iris mit der dunklen Augenfarbe erkennen kann.Die grau-braun geschlüpfte Normalvariante hingegen ändert ihre Farbe erst nach 12-14 Monaten zu WEISS.

Bislang habe ich nur weibliche IMMUTABILIS-Schwäne kennengelernt die auch verpaart waren und auch Junge hatten(maximal 9!);keine männlichen Immutabilis.Von einem Schwanenpaar das also weiße Pullis mit sich führt weiß man mithin,das der Schwanenganter ein Konduktor ist.Und bei einem Immutabilis-Schwan kann man getrost davon ausgehen,daß er weiblichen Geschlechtes ist (ZW),da das Z-Gen,das die Immutabilisausprägung bewirkt vom Schwanenganter und nicht von der Mutter stammt.Von ihr stammt das W-Gen,das Ganter nicht besitzen.

CICONIA-Horst

An welchen Merkmalen erkennen sich Schwäne ?

Hier ein RÄTSEL an die werte Leserschaft.

Schwäne lieben das gesellige Beisammensein solange sie nicht verpaart sind und kein eigenes Revier besitzen.Sie finden sich daher oft zu Hunderten in den sogenannten SCHWANENSTUBEN ein,Wasserflächen ,wo es genügend Nahrung für alle Schwäne und Entenvögel gibt.Meist sind es die 1-5 jährigen Schwäne die sich dort einfinden.

Ist schon für das menschliche Auge die feldornithologische Geschlechterbestimmung der Höckerschwäne ein Problem,so ist es die Identifizierung eines Schwanes gleich recht.

Den Schwänen fällt das aber anscheinend gar nicht schwer.

Die dortigen Schwäne kennen sich untereinander und natürlich gleich recht die verpaarten Schwäne,denn dort findet auch die Paarfindung statt,nicht zu verwechseln mit der Verpaarung/Kopulation.Auch die verpaarten Revierschwäne in ihren Revieren kennen sich natürlich bestens.

Neu hinzukommende Schwäne in der Schwanenstube werden erkannt und erst einmal in den ersten Tagen und Wochen „geneckt“ und spielerisch gebissen,wohl um die Rangordnung zu wahren.

DAS KENNEN DER SCHWÄNE UNTEREINANDER SETZT ABER EIN GEGENSEITIGES ERKENNEN VORAUS!

An welchen Merkmalen erkennen sich bekannte und unbekannte Schwäne untereinander und die Revier- bzw. Brutpaare,wo doch für das menschliche Auge „ein Schwan fast wie der Andere aussieht“ wenn er ausgefärbt ist?

Wie erfolgt die Individualerkennung!

Es muß also optische Erkennungmerkmale und Mechanismen unter den Vögeln und Schwänen geben,die für das menschliche Auge in dessen Lichtspektrum nicht mehr wahrnehmbar sind und die es den Schwänen auch ermöglichen bei Nacht eine Individualerkennung durchzuführen.

Wer antwortet darauf?

CICONIA-Horst