Tag: 9. Januar 2012

der Abnabelungsprozeß der Jungschwäne

(Kommentar zu dem Artikel „Vertreibung aus dem Brotparadies“)

Der Prozeß der „Abnabelung“ der Jungschwäne von den Elterntieren, also die Auflösung des Familienverbandes, geschieht nicht von einem Tag auf den anderen und auch nicht in gleicher Weise.
Je mehr Jungschwäne das Elternpaar hat um so länger dauert dieser Prozeß in der Regel.

Bis spätestens Ende Februar muß das Brutrevier für die Elterntiere wieder frei sein von Artgenossen, auch den eigenen diesjährigen Abkömmlingen. Brutschwäne, die nur 1 oder 2 Nachkommen hochbrachten führen diese allerdings oft bis in den März und Anfang April der neuen Brutsaison hinein im Revier!

Außerhalb des Brutreviers, z.B. beim Feldern oder Grasen, bleiben die Jungschwäne/Kinder unbehelligt von ihren Eltern und der Familienverband lebt dort in Eintracht. So ist das Verhältnis von Eltern- und Kindern unter den Schwänen bei Nichtziehern – Überwinterern – zu denen die Malchower Schwäne gehören.

Eltern, Kinder und Geschwister scheinen sich ein Leben lang zu kennen und auch auf dem Schwanenzug bleiben Geschwister meist zusammen, wie ich an eigenen Ringablesungen bestättigen kann.

Ganz anders verläuft die Familienverbandsauflösung bei streichenden oder gar ziehenden Schwänen. Dort werden ihre Jungschwäne von den Eltern in die benachbarten Schwanenstuben gebracht, bleiben dort noch 1 – 2 Wochen bei ihren Jungen und „verabschieden“ sich dann von ihnen um in ihr Revier zurückzukehren. Alle Brutreviere sind derzeit (09.01.2012) von ihren Revierschwänen besetzt, die Jungen aber daraus „verbissen“, was zwar sanft aber beharrlich erfolgt.

Bei jungen Zugschwänen (7 – 8 Monate alt) , wie ich sie jedes Jahr aus Böhmen/Tschechien an der Niederbayerischen Isar habe, die 50 – 70 km um Pilsen beringt wurden, herrscht noch der Zugtrieb vor. Sie ziehen südwestwärts.

Das Besondere an diesen 7 – 8 Monate alten beringten Jungschwänen im Alter von 7 – 8 Monaten und auch ältere ist, daß sie futterzahm sind und mir sogar aus der Hand fressen. Sie sind also schon in Tschechien an die HAND des Menschen gewöhnt (habituiert). Das liegt an der synanthropen Lebensweise der Höckerschwäne.

Wenn sie dennoch aus ihrem „Brot-Paradies“, 50 – 70 km um Pilsen, hunderte Kilometer weit hinwegzogen, dann sicherlich
nicht um das dortige Brotparadies zu verlassen, sondern weil ihnen ihre Elterntiere und ihr Zugtrieb gebot das elterliche Revier zu verlassen und zu räumen damit es frei ist für die neue Reproduktionsfolge wo die jungen „Geister“ nur stören würden.
Das Zugverhalten spricht für sie, nämlich für einen noch gut erhaltenen Zugtrieb, nicht aber für eine Vertreibung aus dem „Brot-Paradies“. Auch die Zugschwäne schließen sich den SCHWANENSTUBEN an!

CICONIA-Horst

sieben minus zwei

Herr Schwenk schrieb zum 6.Januar

Zunächst erlebte ich eine Überraschung: Fünf Jungschwäne tummelten sich eine ganze Weile auf bzw. an ihrem ehemaligen Nest, ihrer Geburtsstätte vom 25. und 26. Mai 2011. Wenn die Zeit des Abschieds von den Eltern bevorsteht, …, dann war das heute am 228. Lebenstag der Jungschwäne so eine Art “Abschied vom Elternhaus”. Dazu kamen merkwürdige Verhaltensweisen der Jungschwäne zueinander: Posen und Rituale, die ich so bisher bei ihnen noch nicht gesehen hatte…

und gestern dann kam folgende Meldung:

Aber noch gelang es dem jeweils verfolgten Jungschwan, nach wenigen Minuten zu seinen Geschwistern zurückzukehren. Mitunter wiederholte sich das Schauspiel einige Male. Währenddessen vertrieben sich die anderen Jungschwäne – scheinbar teilnahmslos, als ahnten sie nicht, dass ihnen demnächst dasselbe bevorsteht – die Zeit auf ihre Weise: mit “Winterbaden”, Futtersuche oder Putzen an Land…

und so sah es dann heuet auch aus… es waren zwei Jungschwäne weniger..  und „Vaterschwan“ stürzte den nächsten hinterher! Aber auch die „Schwanenmutter“ übte sich im Jagen ihrer großgewordenen Kinder. Da wird wohl bald der Platz geschaffen sein, damit neue Eier gelegt werden können. Das alte Nest steht ja noch in den Grundzügen, so dass wir dieses Jahr nicht helfen müssen 🙂

Hoffentlich werden die Jungtiere nicht wieder aus einer falsch verstandenen Hilfsbereitschaft heraus in den See zurückgetrieben oder gar eingefangen. Denn dann haben sie nur die Wahl sich den Atacken der Eltern oder der Menschen auszusetzen und wählen oft den falschen Weg – so wie im Februar 2011.

Uns wurde heute erzählt, dass heute die Jungschwäne und die Elterntiere auf der Wiese neben dem Milchhäuschen grasten, und sich noch nicht einmal durch tobende kleine Hunde aufschrecken ließen – die kleinen Hunde sollen um die Tiere rumgesprungen sein und gebellt haben – ohne das die Schwäne Angst zeigten.

Jetzt wäre interessant zu hören, wohin die Jungschwäne geflogen sind – ob zu den Rieselfeldern …..