Tag: 5. Mai 2021

Kennst du die Stimme des guten Hirten?

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir
Elberfelder 1871 – Johannes 10,27

Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich erkenne sie, und sie folgen Mir nach. Joh 10,3.14.16.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Johannes 10,27

Meine Schafe erkennen meine Stimme sofort, und sie hören auf das, was ich ihnen sage.
VolxBibel – Joh 10,27

In Johannes 10,27–29 finden wir eine weitere, sehr wichtige Stelle für unser Thema: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“ In diesen Versen finden wir keine Aufforderung oder Ermahnung für die Schafe der Herde Christi, sondern es werden sieben Tatsachen vorgestellt:
• Die Schafe hören die Stimme des guten Hirten.
• Der gute Hirte kennt seine Schafe.
• Die Schafe folgen dem guten Hirten.
• Der Hirte gibt ihnen ewiges Leben.
• Die Schafe gehen in Ewigkeit nicht verloren.
• Niemand wird die Schafe aus der Hand des Hirten rauben.
• Niemand kann die Schafe aus der Hand des Vaters rauben.
Es ist eine Tatsache: Niemand kann die Schafe, die Gläubigen, rauben!
Bedeutet das, dass die Schafe zwar von niemand anders geraubt werden können, dass sie aber selbst in der Lage sind, sich den Händen des himmlischen Vaters und des Sohnes zu entwinden? Nein, keineswegs. Denn ein Gläubiger hat nicht mehr Macht als alles andere im Universum. Sollte es ihm wirklich gelingen können, sich der Hand des guten Hirten und des großen Vaters zu entreißen? Sind wir stärker als der Sohn und der Vater? Wird Gott es erlauben, dass diese Schmach auf seinen Sohn fällt, der es als Hirte nicht vermocht haben würde, seine eigenen Schafe zu bewahren? Sollte der Wille Gottes des Vaters nicht erfüllt werden, dass sein Sohn niemand verliert (Joh 6,39)?
Außerdem sollten wir den genauen Wortlaut in diesen Versen beachten. Der Herr hat nicht gesagt: Sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, denn niemand wird sie aus meiner Hand rauben, sondern:
„… und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Dass Gläubige nicht geraubt werden können, ist also nicht eine Begründung, sondern eine weitere Tatsache, die für die Schafe gilt. Deutlicher kann es nicht gesagt werden:„Und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit“!
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. (Johannes 10,27.28)

Gerrid Setzer – Anker der Seele

Der Mietling flieht, wenn er den Wolf kommen sieht. Aber der Herr sammelt die Schafe um sich und beschützt sie in seinem Arm. In Jesaja 40,11 lesen wir, dass Jesus die Lämmer  an seiner Brust trägt. In Lukas 15,5 trägt er das Schaf auf der Schulter. In Johannes 10,27 sehen wir, dass er vor den Schafen her geht, um ihnen den Weg zu zeigen. Die Lämmer werden nah an seinem Herzen getragen, so wie die jungen Gläubigen besonders die Zuneigung des Herrn Jesus benötigen. Aber die älteren Gläubigen, die Schafe, werden auf seiner Schulter getragen, der Ort der Kraft. Sie benötigen die unterstützende Kraft der Gnade in dem Kampf des Lebens. Es ist oft bemerkt worden, dass Jesaja 9,6 davon spricht, dass die Herrschaft über das Universum auf seiner Schulter ruht. Der Herr setzt für die Fürsorge eines Gläubigen dieselbe Kraft und Sorgfalt an, wie er es mit dem ganzen Universum tut. Was gibt das doch den Gläubigen ein Bewusstsein der Sicherheit! Jesus trägt den Christen, bis er ihn ins Vaterhaus gebracht hat. Schließlich leitet er die Schafe und geht vor ihnen her und weist ihnen den richtigen Weg.
Als der gute Hirte ist er einmal für uns gestorben und lebt jetzt im Himmel, um für uns zu sorgen. Wir lesen von Jakob, der in einigen Dingen ein Vorbild auf den Herrn Jesus ist, dass er den Feind nicht daran hindern konnte, einige Schafe seiner Herde zu stehlen. Aber der Herr kann im Hinblick auf seine Herde sagen, dass die, die der Vater ihm gegeben hat, nicht verloren gehen werden.

August van Ryn – Gedanken über das Johannesevangelium

Leute, welche dem Evangelium nicht gehorchen, gehören nicht zu Jesu Schafen. Das ergibt sich aus einem einfachen gegensätzlichen Schluss: denn seine Auserwählten ruft Gott mit wirksamem Ruf, sodass man Christi Schafe eben daran erkennt, dass sie glauben. „Schafe Christi“ heißen ja die Gläubigen auch nur darum, weil sie sich von Gott durch die Hand des obersten Hirten leiten lassen, ihr früheres unbändiges Wesen abgelegt haben und jetzt sich sanft und folgsam beweisen. Wahrlich kein kleiner Trost, dass fromme Lehrer wissen: mag auch die große Mehrzahl nicht auf Christum hören, so hat er doch seine Schafe, die er kennt, und die ihn kennen. So viel sie irgend können, müssen sie sich bemühen, die ganze Welt in den Schafstall des Hirten Christus hineinzubringen; wo es aber nicht gelingt, wie sie es gerne hätten, mögen sie zufrieden sein mit dem Einen, dass auch in Zukunft diejenigen, welche Schäflein Christi sind, gesammelt werden sollen.

Jean Calvin – Das Johannes-Evangelium

Und nun schildert Jesus seine „Schafe“ und ihr Wesen und Leben. Er nimmt dabei wieder auf, was er im Grundgleichnis V 1-5 geschildert hat, und wendet es nun auf die Seinen an. Diese sind dadurch zuerst gekennzeichnet, dass sie seine „Stimme“ zu „hören“ vermögen. „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Natürlich kann jeder das Wort akustisch ins Ohr bekommen; aber es kann ihm dann ein fremdes, verschlossenes Wort bleiben, das ihn nicht trifft, das ihn nicht wirklich „angeht“. Es ist ein einzigartiger Vorgang, der sich bis heute immer neu ereignet, wenn wir das Wort Jesu wahrhaft „hören“ und darin die „Stimme unseres Herrn“, die „Stimme“ des wahren „Hirten“ erkennen
A) Dieses Geschehen ist das letzte Ziel aller Verkündigung. Est ist aber mit keiner eigenen Kraft und Fähigkeit, mit keiner alten oder neuen Methode zu erreichen. Es will erbetet und erglaubt sein und treibt den Verkünder in das Gebet.
Aber Jesus sagt das nicht nur von dem wunderbaren Beginn des Glaubens an ihn. Dieses „Hören seiner Stimme“ kennzeichnet das Leben fortdauernd. Die Welt ist erfüllt von unzähligen „Stimmen“ der verschiedensten Art, und alle diese „Stimmen“ werben um uns. Ach in unserem eigenen Herzen erheben sich mancherlei Stimmen lockend oder zurückweisend. Aber die, die Jesus gehören, hören durch dieses ganze Stimmengewirr hindurch „seine“ Stimme, die einzigartige Stimme des guten Hirten in ihrer unbestechlichen Reinheit und unüberwindlichen Liebe. Immer neu erkennen sie Jesus als das ewige Wort, das allein das Leben bringt.
Diesem unserm „Erkennen“ entspricht das uns geltende „Kennen“ Jesu: „Und ich kenne sie.“ Wir sahen schon, dass diese „Kennen“ immer ein liebendes und erwählendes und errettendes ist. Wir dürfen hier aber auch daran denken, dass auf diesem „Kennen“ die absolute und unverbrüchliche Festigkeit unseres Verhältnisses zu Jesus beruht. In jeder Verbundenheit mit Menschen begleitet uns die heimliche Sorge, die Liebe des andern zu verlieren, wenn er uns erst ganz kennenlernt und merkt, wer wir wirklich sind. Wir ahnen alle die Abgründe unseres Herzens und die ganze Häßlichkeit und Verdorbenheit unseres Wesens. Darum gibt es unter uns so viel Verschlossenheit und so manche feinere und gröbere Schauspielerei. Viel Glaubensleben ist darum auch von der Angst begleitet, Jesus könne uns loslassen oder verwerfen, wenn er uns erst richtig kennenlerne. Aber diese Angst ist unbegründet! Jesus „kennt“ uns ganz und gar, wenn er uns annimmt. Wir können ihn nie „enttäuschen“, denn er hat sich nie über uns „getäuscht“.
Dieses Verhältnis zu Jesus im gegenseitigen „Kennen“ führt in die „Nachfolge“. „Und sie folgen mir.“ Das ist das einzige, was die Schafe „leisten“ und tun können. Und doch ist es – wie der als Gleichnis benutzte Vorgang anschaulich zeigt – gerade keine „Leistung“. Die Schafe tun damit nichts für den Hirten und bringen ihm damit nichts zu. Warum „folgen ihm die Schafe“ (V.4)? Weil sie nur bei dem Hirten das finden, was sie selbst zum Leben brauchen: Weide und Wasser und Leitung und Schutz. Für uns aber werden diese Bilder zum Ausdruck für das eigentliche, ewige Leben, das wir nur bei Jesus, unter seiner Führung und in unserer „Nachfolge“, finden. Darum hat Simon Petrus, als Jesus auch den Zwölfen das Fortgehen von ihm anbot, mit Recht nicht geantwortet „Wir lassen dich nicht im Stich, wir stehen zu dir“, sondern“: „Zu wem sollten wir weggehen? Worte ewigen Lebens hast du“ (6,68) und eben nur du. Nirgends sonst können wir bekommen, was wir bei dir fanden. Darum kann es Jesus von den Seinen auch mit solcher Gewissheit sagen „Sie folgen mir“. Darin liegt ja für sie selbst ihr „Leben“.

Wuppertaler Studienbibel

Also kennst du die Stimme des guten Hirten? Und folgst du dieser Stimme? Oder benötigst du „jemanden“, der dir sagt, was der gute Hirte angeblich gesagt hat?

himmlischer Vater sorgt für sie

Sehet hin auf die Vögel des Himmels, daß sie nicht säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel vorzüglicher als sie?
Elberfelder 1871 – Matthäus 6,26

Schaut die Vögel an. Sie müssen weder säen noch ernten noch Vorräte ansammeln, denn euer himmlischer Vater sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel wichtiger als sie.
Neues Leben – Bibel 2006 – Mt 6,26

Seht (Schaut, Beobachtet) [euch] die Vögel des Himmels an, denn sie säen nicht und (, noch) ernten nicht, noch sammeln sie etwas in Vorratshäuser (Scheunen); und doch euer himmlischer Vater ernährt (füttert) sie; seid ihr (unterscheidet ihr euch) nicht viel mehr wert (wertvoller) als sie?

  „Mehr wert sein“ ist keine wörtliche Übersetzung, aber natürlich die Bedeutung von „διαφέρετε αὐτῶν“, „sich von ihnen unterscheiden“

offene Bibel – Matthäus 6,26

Da steht das Wort: „Sie mühen sich nicht, d.h. sie arbeiten nicht, sie säen nicht …“ Müßte nicht daraus gefolgert werden: Wir arbeiten nicht und säen nicht und legen die Hände in den Schoß und lassen uns vom Vater im Himmel ernähren? Wie die Vögel nicht säen, so haben auch wir säen und ernten nicht nötig?
Welch eine Torheit! Machen wir uns das Bild mit den Vögeln recht klar. Ein Vogel kann nicht säen, aber doch muß er die Gaben, die Gott in ihn hineingelegt hat, benutzen, um zu seiner Nahrung zu kommen. Er darf nicht faul auf dem Neste sitzen, bis ihm Gott das Futter in den Schnabel wirft. Die Nahrung kommt nicht herbeigeflogen. Er muß vielmehr zur Nahrung hinfliegen und sich fleißig das suchen, was er braucht.
Und die Lilien, sie können nicht wie der Vogel fliegen und arbeiten, um sich Nahrung zu suchen, und doch müssen sie die Regentropfen und Tautropfen, die auf sie fallen, aufsaugen und den Sonnenstrahlen sich öffnen. Wenn sie das nicht täten, gingen sie zugrunde.

Wuppertaler Studienbibel

Der Herr fügt nun einige Illustrationen aus der Schöpfung an. Im Anfang
schuf Gott alle Lebewesen und sorgte für ihren Fortbestand. Es mußte alles Lebendige, von dem 1Mo 1 berichtet, ernährt und erhalten werden. Gott gibt »dem Vieh sein Futter, den jungen Raben, die da rufen« (Ps 147,9; 145,16; Hi 38,41). Für den Menschen änderte sich das mit dem Sündenfall. Der Erdboden wurde verflucht, und der Mensch muß arbeiten, um ihm Speise abzugewinnen (1Mo 3,17-19). Gott sorgte in Seiner Regierung dafür, daß der sündige Mensch sich in täglicher Arbeit um sein Brot mühen muß. Das gilt auch für die Gläubigen neutestamentlicher Zeit, wiewohl sich diese um nichts Sorgen machen, sondern mit Gebet und Danksagung ihre Anliegen Gott kundmachen (Ph 4,6). Wir sind mehr als die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes, denn der Herr hat uns mit Seinem Blut erkauft, was von keinem andern Geschöpf, das sich auf dem Erdboden regt, gesagt werden könnte.
 Das in V.27 verwendete Wort »Größe« (hêlikia) kann sowohl Körpergröße als auch »Lebenslänge« bedeuten. Wir essen um zu leben, aber wir können nicht länger leben, als Gott uns verordnet hat. Er mag eingreifen wie in 2Kö 20,5-6; wir sind
aber völlig von Ihm abhängig. Warum sollten wir uns dann so gebärden, als wären wir es nicht?

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Vögel werden von Gott ernährt; sollte Er uns nicht ernähren? Sie sind frei von der aufreibenden Sorge, die von dem Ansammeln und Handeltreiben kommt; warum sollten wir es nicht sein? Wenn Gott die Vögel unter dem Himmel ernährt ohne Säen, Ernten oder Speichern, so wird Er sicherlich uns versorgen, wenn wir vertrauensvoll diese Mittel gebrauchen. Wenn wir uns auf diese Mittel verließen und Gott vergäßen, so würde das in der Tat Torheit sein. Unser König will, dass seine Untertanen ihre Herzen seiner Liebe und seinem Dienste hingeben und sich nicht mit niederen Sorgen abquälen. Es ist gut für uns, diese täglichen Bedürfnisse zu haben, weil sie uns zu unserem himmlischen Vater leiten; aber wenn sie uns ängstigen, so dienen sie nicht ihrem Zweck, sondern werden zu Schranken, die uns vom Herrn trennen. O, dass wir so gut wie die Vögel wären im Vertrauen. Schließlich sind wir ja in der Würde unserer Natur »viel mehr als sie«!

Spurgeon – Das Evangelium des Reiches

Seht auf die Vögel des Himmels. Sie säen nicht, ernten nicht und sammeln nicht in die Scheunen, und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr nicht mehr wert als sie? Wie geht es zu, daß die Vögel, die all das nicht verstehen, worauf wir die Erhaltung unseres Lebens gründen, doch erhalten werden? Gott sorgt für ihre Nahrung. Und nun bilden wir uns ein, Gott speise die Vögel, uns aber nicht; uns überlasse er vielmehr unserer eigenen Sorge? Was macht ihr, sagt uns Jesus, aus Gott für einen Narren, wenn ihr ihm ein Herz für die Vögel zutraut und keines für euch?
Wie er dem Reichen gesagt hat: Werde doch reich in Gott, so sagt er den Sorgenden: Du hast Gott über dir, hast einen Vater, das macht deinen Reichtum aus. Und wie er den Reichen gesagt hat: Wie vergeblich ist eure Anstrengung, ihr sammelt eure Schätze für die Motten und Diebe, so sagt er den Sorgenden. Ihr erreicht mit eurer Sorge nichts. 6,27: Wer aus euch ist aber imstande, eine einzige Elle mit Sorgen zu seiner Lebenszeit hinzuzutun?* Ihr sehnt die Zukunft herbei, aber sie kommt deswegen nicht rascher; denn ihr verschiebt den Lauf des Lebens nicht durch eure Macht.

Schlatter – Das Evangelium nach Matthäus: Ausgelegt für Bibelleser