Tag: 13. Juli 2021

Blick von mir auf andere

Ist nicht dieses ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß man löse die Schlingen der Bosheit, daß man losmache die Knoten des Joches und gewalttätig Behandelte als Freie entlasse, und daß ihr jedes Joch zersprenget?
Elberfelder 1871 – Jes 58,6

Fasten, wie ich es liebe, sieht doch vielmehr so aus: Lasst die zu Unrecht Gefangenen frei und gebt die los, die ihr unterjocht habt. Lasst die Unterdrückten frei. Zerbrecht jedes Joch.
Neues Leben – Jesaja 58,6

Ich sag euch mal, auf was für eine Art von Beten ich stehe: zum Beispiel Leuten aus ihren Süchten und Abhängigkeiten rauszuhelfen, in denen sie festsitzen, weil sie ohne mich leben. Die Eisenketten, mit denen sie gefangen gehalten werden, einfach mal durchzusägen, oder die Handschellen aufzuschließen, mit denen sie gefesselt wurden, um sie zu befreien.
VolxBibel – Jes 58,6

Aus welchem Grunde beobachteten die Israeliten religiöse Fastenzeiten? Einige folgern, daß Christen fasten sollten, und führen Matthäus 9:15; 17:21 und Apostelgeschichte 13:2, 3 als Beweis dafür an. Ist dies richtig? — S. A., Argentinien.
Das Mosaische Gesetz gebraucht den Ausdruck „Fasten“ nicht, gebietet aber in Verbindung mit dem Versöhnungstage: „Ihr sollt eure Seelen kasteien.“ (3 Mose 16:29-31; 23:27; 4 Mose 29:7) Es wird allgemein verstanden, daß dies ein Fasten bedeute, und die Ansicht wird von Esra 8:21, Jesaja 58:3, 5 und von Psalm 35:13 gestützt. Obwohl der Versöhnungstag der einzige Anlaß war, der von Gott ausdrücklich als Fastentag festgesetzt war, ordnete er doch bei anderen Sonderanlässen Fasten an. Die Juden setzten viele Fastenanlässe fest und hatten zu einer Zeit vier jährliche Fasten, um an die unglücklichen Ereignisse des verhängnisvollen Jahres 607 v. Chr. zu erinnern. Als Jesus auf Erden weilte, war es üblich, daß die Pharisäer zweimal in der Woche fasteten, nämlich am zweiten und fünften Tage der Woche. (Sacharja 8:19; Lukas 18:12) Das Fasten sollte dazu dienen, gottgemäße Trauer und Reue über vergangene Sünden an den Tag zu legen. (1 Samuel 7:6; Joel 1:14; 2:12-15; Jona 3:5) Es war auch am Platze angesichts großer Gefahr oder wenn göttliche Leitung dringend nötig war oder während andauernder Prüfungen und um Versuchungen zu begegnen, — 2. Chron. 20:3; Esra 8:21; Esther 4:3, 16; Matthäus 4:1, 2.
Das richtige religiöse Fasten ist kein asketisches Kasteien des Körpers durch Hunger, als ob körperlicher Schmerz oder Unbehagen an sich verdienstlich wäre. ln Wirklichkeit ist es die natürliche Folge einer starken Gemütsbewegung. Wenn dringende Probleme den Sinn beschäftigen oder wenn das Herz erschüttert ist durch tiefgehende Gefühle, so verlangt der Leib keine Nahrung und weigert sich, richtig zu verdauen, wenn solche eingenommen wird. Ist die Gemütsbewegung groß genug, so überbietet sie die natürlichen Ansprüche des Körpers.
Auf dieser natürlichen Grundlage beruht das Fasten als religiöser Vorgang. Es verrät Jehova das intensive Gefühl des Fastenden. Es zeigt, daß der Sinn des Betreffenden oder seine Gefühlswelt durch ein Gefühl der Sünde oder durch Kummer derart belastet ist, daß der Körper die Nahrung zurückweist. Die Fähigkeiten des Geistes und Gemüts einer Person mögen so durch frühere Vergehungen gedemütigt, so von dem Verlangen nach Vergebung eingenommen, und so um neue Entschlüsse besorgt sein (damit eine Wiederholung von Sünden vermieden werden könne), daß kein Raum mehr bleibt, um an Dinge wie Speise zu denken. Zu Zeiten, wo ein Kummer wirklich groß und eine Reue tiefempfunden ist, wäre die Einnahme von Nahrung nicht nur unwillkommen, sondern auch ungesund. Oder es mag jemand vor einem ernsten Problem stehen, das Überlegung, besonnenes Denken und konzentriertes Studium erheischt, damit man Jehovas Willen und Leitung in der Sache feststellen kann. Die Ehre des Namens Jehovas mag von einer Entscheidung oder von gemachten Erklärungen abhängen. ln einem so in Anspruch genommenen Geisteszustand wird man kaum an den Magen denken.
Was aber ist von jemandem zu sagen, der vergangene Sünden laut bejammert und von seinem Wunsche nach Vergebung, seinen Entschlüssen zur Besserung oder seiner tiefen Sorge, zu einer kritischen Zeit die rechte Entscheidung zu treffen, spricht und doch die ganze Zeit emsig dabei ist, sich mit Speise vollzustopfen? Er kann nicht tieferregt oder in echter Sorge sein, trotz seinen mündlichen Beteuerungen. Sein guter Appetit widerspricht seiner anscheinend tiefen Sorge. Daher können Fasten an sich eine äußere Schaustellung, eine bloße Pose sein.
Zum Beispiel hatten die Juden einmal schwer gesündigt, und doch bereuten sie nicht aufrichtig. Sie gaben vor, Jehova anzubeten, zollten ihm Lippendienst und vollführten religiöse Riten um der Schaustellung willen. Das Fasten war ein solcher Ritus, und sie dachten, dadurch von Gott beachtet zu werden und seine Gunst zu erlangen. „Warum haben wir gefastet [sagten sie], und du hast es nicht gesehen, unsere Seelen kasteit, und du hast es nicht gemerkt?“ Jehova gab ihnen den Grund an, als er sagte, daß sie selbst während des Fastens ihren eigenen Vergnügungen und Geschäften nachgegangen seien, sich an Streitereien, Bedrückung und Gewalttaten beteiligt und nicht durch aufrichtiges Fasten gottgemäße Trauer und Reue bekundet hätten. Das Fasten war nicht von der Art, daß ihre Stimme dadurch im Himmel gehört wurde, obwohl ihre zur Schau gestellten Klagen tatsächlich laut genug waren. Jehova rügte die heuchlerische Haltung, die sie annahmen: „Ist dergleichen ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an welchem der Mensch seine Seele kasteit? Seinen Kopf zu beugen wie ein Schilf, und Sacktuch und Asche unter sich zu betten, nennst du das ein Fasten und einen dem Jehova wohlgefälligen Tag?“ — Jesaja 58:1-5.
Das Fasten verriet Trauer und Reue, aber ihre Taten widersprachen dem, was sie vorgaben, der Miene, die sie aufsetzten. Damit ein Fasten annehmbar sei, müssen von dem Fastenden vergangene Sünden berichtigt werden: „Ist nicht dieses ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß man löse die Schlingen der Bosheit, daß man losmache die Knoten des Joches und gewalttätig Behandelte als Freie entlasse, und daß ihr jedes Joch zersprenget? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen, und daß du verfolgte Elende [unglückliche Obdachlose, Me] ins Haus führst? wenn du einen Nackten siehst, daß du ihn bedeckst und deinem Fleische dich nicht entziehst?“ (Jesaja 58:6, 7) Jene Juden hatten die geistige Disziplin verloren, die in richtigem Fasten inbegriffen ist, und hatten den Geist echter Reue, der durch Fasten zum Ausdruck kommen sollte, aufgegeben. Sie betrachteten den bloßen Akt des Fastens als ein Mittel, Gunst von Gott zu erlangen, als eine Grundlage, auf der man diese Gunst beanspruchen könnte, als Kaufpreis für Gottes Gunst, in gleicher Weise, wie einige heutzutage das Beten mit dem Rosenkranz betrachten, indem sie durch eine besondere Zahl ritueller Gebete die Qualen um soundso viele Tage abzukürzen hoffen, die man in einem Fegefeuer nach ihrer Vorstellung zu erwarten hätte. Jene Juden dachten, die Unannehmlichkeit an sich, die mit dem Kasteien der Seele verbunden war, sei ein Verdienst, gleichwie dies Asketen annehmen, und so dachten sie, Gott sei verpflichtet, die Schuld, die ihm auf diese Weise ihnen gegenüber erwachse, zurückzuzahlen. Wenn diese Vergeltung nicht eintrat, so erkundigten sie sich bei Gott über die Zahlung, von der sie dachten, er sei sie ihnen schuldig: „Warum haben wir . . . unsere Seelen kasteit, und du hast es nicht gemerkt?“
Die vier jährlichen Fasten, wodurch die Katastrophe des Jahres 607 v. Chr. bejammert wurde, waren gleicherweise unaufrichtige, selbstauferlegte Fasten. Bei diesen Anlässen weinten und fasteten die Juden als Leidende, bedauerten sich selbst und empfingen eine gewisse Befriedigung aus diesem Selbstbedauern, aber es war ihnen nicht wirklich leid, noch demütigten sie sich wegen der Sünden, wodurch sie dieses Unglück und Gottes Zorn wider sich heraufbeschworen hatten. Jehova sagte ihnen, daß ihr Fasten eine selbstgerechte, Aufsehen erregende Schaustellung und eine bloße Formsache sei, die sie ebensosehr für sich selbst pflegten, wie sie zu ihrer eigenen Befriedigung aßen und tranken. Sie sollten mit solchem Fasten aufhören und sich freuen über die Wiederherstellung der wahren Anbetung Gottes sowie die Einsammlung anderer Menschen zum Dienste Jehovas. (Sacharja 7:3-7; 8:19, 23) Solches Fasten, das nicht von wahrer Bußfertigkeit begleitet war, befriedigte nur das persönliche Gefühl der Überlegenheit und Selbstgerechtigkeit, wie Jesus es im Falle des fastenden Pharisäers zeigte. (Lukas 18:11, 12) Den Leib in Scheindemut mit selbstauferlegtem, formellem Fasten zu kasteien ist kein Kampf gegen fleischliche Begierden noch wird dadurch Gottes Anerkennung erlangt: „Jene Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Schein-Demut, einer strengen Behandlung des Leibes, sind aber ohne Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.“ — Kolosser 2:20-23, NW
So fasteten die Pharisäer. Von ihnen sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Wenn ihr fastet, so höret auf, ein trauriges Gesicht zu machen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Angesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn völlig. Du aber, wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinest, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“ (Matthäus 6:16-18, NW) Die Pharisäer fasteten um der äußeren Schaustellung willen, indem sie düstere, finstere Mienen annahmen, um eine nicht empfundene Trauer zu bekunden, und willentlich gingen sie zur Schaustellung ungewaschen und mit abgehärmter Miene einher. Sie wollten von Menschen gesehen werden, und das ist auch alles, was sie erlangten. Da sie der echten Frömmigkeit ermangelten, wußten sie nicht, wie sie diese zum Ausdruck bringen sollten. Ihre Heuchelei war augenfällig. Niemand sollte den Versuch machen, äußerlich mehr zur Schau zu stellen, als was er innerlich fühlt. Wer vor Gott fastet, sollte es vor Menschen nicht zur Schau stellen.
Zeigt dieser Text dessenungeachtet denn nicht, daß Jesu Nachfolger fasten sollten? Richtiges Fasten wäre in Ordnung,

Wachtturm 1.Juli 1953

Jesus leitete seinen Rat zum Thema Fasten mit den Worten ein: „Hört auf, wenn ihr fastet, ein trübseliges Gesicht zu machen wie die Heuchler, denn sie verstellen ihr Gesicht, um den Menschen als Fastende zu erscheinen“ (Matthäus 6:16a).
Jesus gebot seinen Jüngern nie, zu fasten, und sie waren dafür bekannt, daß sie nicht regelmäßig fasteten (Matthäus 9:14, 15). Andererseits wies Gottes Sohn seine Nachfolger nicht an, auf diesen Brauch vollständig zu verzichten. Die Worte „wenn ihr fastet“ deuten an, daß einige seiner Jünger bei besonderen Gelegenheiten fasteten. (Siehe Apostelgeschichte 13:2, 3; 14:23.)
Doch sollten sie nicht ‘ihr Gesicht verstellen, um den Menschen als Fastende zu erscheinen’. Die Heuchler, von denen Jesus sprach, erschienen absichtlich mit einem „trübseligen Gesicht“. Sie vernachlässigten während der Fastentage wahrscheinlich die Pflege ihres Gesichtes, indem sie sich nicht wuschen oder nicht kämmten und indem sie Asche auf ihr Haupt streuten. Das taten sie, „um den Menschen als Fastende zu erscheinen“. Sie genossen die bewundernden Blicke und wohlwollenden Gesten ihrer Mitmenschen, die von ihrer zur Schau gestellten Frömmigkeit beeindruckt waren.
Wie im Falle derjenigen, die ihr Almosengeben zur Schau stellten und in der Öffentlichkeit beteten, um von Menschen gesehen zu werden, sagte Jesus auch von denen, die aus ähnlichen Gründen fasteten: „Wahrlich, ich sage euch: Sie haben bereits ihren vollen Lohn“ (Matthäus 6:16b; vergleiche 6:2, 5). Sie empfingen keine Segnungen von Gott; ihr ganzer „Lohn“ bestand darin, daß sie von ihren Mitmenschen bewundert wurden. Sie hatten ihren „vollen Lohn“, denn Gott fügte nichts hinzu

Wachtturm – 1.12.1978

Und wo liegt dann mein Augenmerk? Auf das dazu gehören und einem bestimmten Stundenziel? Einer bestimmten Menge im „Spendenkasten“?

Ist nicht ‹vielmehr› das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht? ‹Besteht es› nicht ‹darin›, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und dass du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, dass du ihn bedeckst und dass du dich deinem Nächsten nicht entziehst? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein.

Wenn Gott beginnt, uns von den alten Ketten der Sklaverei zu befreien, dann werden wir erleben, wie seine Gnade durch die Unterstützung anderer, aber auch durch Gelegenheiten zum Dienst in unserem Leben zu wirken beginnt. Der letzte Schritt auf dem Weg zur Heilung besteht darin, nicht mehr nach innen zu blicken und vergangene Leiden und Schmerzen nachzuvollziehen, sondern nach Gelegenheiten zu suchen, anderen zu dienen. Opfer von Missbrauch sind besonders empfindsam und einfühlsam gegenüber Menschen, die Wegweisung brauchen. Wenn du diesen Menschen dienst, dann wird Gott gleichzeitig dir dienen und dein Herz mit dem Wunder der Heilung berühren!

Die Glieder der Kette
1 Glied: Setze dein ganzes Vertrauen und deine Zuversicht auf Gott, der das gute Werk, das er in dir begonnen hat, vollenden wird.
2 Glied: Mache deine Beziehung zu Gott zur obersten Priorität.
3 Glied: Ergreife die Gelegenheiten für persönliche Unterstützung geistliches Wachstum, die Gott dir geben wird.
Besuche eine Gemeinde, in der das Wort Gottes gepredigt und geehrt wird.
Nimm an Bibelstudien und Fortbildungsseminaren teil.
Entwickle gesunde Beziehungen und Verantwortlichkeit.
4 Glied: Sei darauf vorbereitet, dass Gott dir die Gelegenheit gibt, über kleine Teile deiner Erfahrung Zeugnis zu geben – auch wenn du nicht meinst, dass du dafür schon bereit bist.Vertraue darauf, dass Christus dir die Weisheit und die geeigneten Worte geben wird.
Konzentriere dich auf die Hoffnung, dass du in Jesus Christus echte Heilung gefunden hast.
5 Glied: Betrachte dein persönliches Gebetsleben als fundamental wichtig.
6 Glied: Denke daran, dass deine eigene Familie das erste Einsatzgebiet für deinen Dienst ist.
7 Glied: Suche Gottes Führung, wenn sich neue Türen für den Dienst auftun.
8 Glied: Betrachte neue Kontakte als „göttliche Gelegenheiten.”
9 Glied: Betrachte dein Leben aus dem neuen Gesichtspunkt, dass Gott „Schönheit aus Asche“ entstehen lassen kann.
10 Glied: Erkenne den großen Wert des Dienstes an anderen.

Schlüssel zur biblischen Seelsorge


Gott ehren und gefallen.
Uns selbst demütigen und erniedrigen. Ein Fasten heißt, die Seele zu peinigen (demütigen) (Vers 5; KJV). Wenn es nicht aufrichtigen Kummer für die Sünde ausdrückt und es wirklich fördert, dass die Sünde abgetötet wird, ist es kein echtes Fasten.
3.2 Deshalb sollen wir an einem Fastentag fragen, was für Gott annehmbar sein wird und was unser verdorbenes Wesen demütigen wird.
Uns wird hier im negativen Sinn gesagt, was kein Fasten ist, an welchem Gott Gefallen hat.
Es reicht nicht, bescheiden auszuschauen, ein ernstes und trauriges Gesicht aufzusetzen, den Kopf hängenzulassen wie ein Schilfhalm, der vertrocknet und gebrochen ist, wie es die Heuchler tun, „denn sie verstellen ihr Angesicht, damit es von den Leuten bemerkt wird, dass sie fasten“ (Mt 6,16). Es ist gut für den Zöllner, wenn er seinen Kopf beschämt hängenlässt, weil sein Herz wegen der Sünde wirklich gedemütigt und gebrochen ist, und der deshalb als Zeichen dafür „nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben“ wagt (Lk 18,13). Doch wenn es wie hier bloß vorgetäuscht ist, wird es zu Recht lächerlich. Es heißt nur, seinen Kopf hängen zu lassen wie einen Schilfhalm (Vers 5).
Es genügt nicht, Bußübungen zu leisten und ein wenig bekümmert zu sein, den Leib ein wenig zu demütigen, während der Leib der Sünde an sich unangetastet bleibt (Röm 6,6). „Willst du das ein Fasten nennen?“ (Vers 5). Nein, es ist nur ein Schatten und eine Schale eines echten Fastens.
Uns wird hier im positiven Sinn gesagt, was ein Fasten ist, an welchem Gott Gefallen hat. Es ist nicht, „die Seele für einen Tag zu demütigen“, was ausreichen wird, wie manche Vers 5 lesen. Nein, es muss die Haltung unseres ganzen Lebens sein. Hier wird gefordert:
Dass wir gerecht mit denen umgehen, mit denen wir streng verfahren sind (Vers 6): „dass ihr ungerechte Fesseln losmacht“, die Ketten, die wir in verdorbener Weise geknüpft haben und durch die andere gebunden sind. „Der Gefangene, der keine Schuld zu bezahlen hat, soll freigelassen werden. Die beschwerlichen Gerichtsverfahren sollen aufgehoben werden. Der Knecht, der mit Gewalt über die Zeit seines Dienstes hinaus festgehalten wurde, soll freigelassen werden und so sollen ‚die Knoten des Jochs‘ gelöst werden (Vers 6). Lasst nicht nur die gehen, die zu Unrecht unter dem Joch gehalten werden, sondern zerbrecht das Joch der Sklaverei selbst.“
Dass wir gütig gegenüber denen sind, die bedürftig sind (Vers 7). Wir sollen zur Rettung und Auslösung derer beitragen, die von anderen unterdrückt werden, zur Befreiung der Gefangenen und zur Bezahlung der Schulden der Armen. Das ist also das Fasten, das Gott erwählt hat.
Dass wir denen Nahrung geben, denen sie fehlt. Das heißt, dem Hungrigen sein Brot zu brechen (Vers 7). Beachten Sie, dass es „dein“ Brot sein muss, was ehrlich verdient ist, das Brot, das man selbst braucht, die eigene Nahrung. Wir müssen uns selbst etwas vorenthalten, damit wir etwas haben, das wir denen geben können, die in Not sind (Eph 4,28). „Das ist das wahre Fasten: wenn du dein Brot mit dem Hungrigen teilst, nicht nur, um ihnen das zu geben, was bereits zerbrochen ist, sondern auch, um ihnen bewusst Brot zu brechen, ihnen ganze Laibe zu geben, nicht nur ein paar Krumen oder Scheiben Brot, die du entbehren kannst.“
Dass wir denen Unterschlupf gewähren, die keinen haben, das heißt, arme Verfolgte in sein Haus zu führen (Vers 7). „Wenn sie zu Unrecht leiden, dann habe keine Skrupel, sie zu schützen. Finde für sie nicht nur ein Quartier und bezahle für ihre Unterbringung, sondern – was größere Güte ist – bringe sie in dein eigenes Haus, mache sie zu deinen eigenen Gästen. Vergiss nicht, Fremde willkommen zu heißen, denn wenn du vielleicht auch nicht Engel beherbergst, wie es manche getan haben (Hebr 13,2), beherbergt ihr vielleicht Christus selbst (Mt 25,40), der es bei der Auferstehung der Gerechten belohnen wird (Lk 14,14). ‚Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt‘ “ (Mt 25,35).
Dass wir denen Kleidung geben, denen sie fehlt: „dass, wenn du einen Entblößten siehst, du ihn bekleidest und dich deinem eigenen Fleisch nicht entziehst“ (dich von deinem eigenen Fleisch und Blut nicht abwendest) (Vers 7). Manche verstehen dies so, dass es die eigene Familie oder die eigenen Verwandten meint: „Wenn welche in deinem eigenen Haus und in deiner Familie harte Zeiten durchmachen, bist du ‚schlimmer als ein Ungläubiger‘, wenn du nicht für sie sorgst“ (1.Tim 5,8). Andere verstehen es eher allgemein. Jeder, der Anteil an der menschlichen Natur hat, muss als unser Fleisch und Blut gesehen werden, denn haben wir nicht alle einen Vater? (Mal 2,10).

Der Neue Matthew Henry Kommentar