Tag: 4. Oktober 2021

freiwilliger Zwang? Oder geben damit man mehr bekommt?

Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich (O. freigebig; W. mit Segnungen) sät, wird auch segensreich (O. freigebig; W. mit Segnungen) ernten. Ein jeder, wie er sich in seinem Herzen vorsetzt: nicht mit Verdruß (Eig aus Betrübnis) oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
Elberfelder 1871 – 2.Kor 9,6–7

Denkt daran: Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht Leid tun und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber!
Gute Nachricht Bibel – 2.Korinther 9,6–7

Ich bin davon überzeugt: Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten. 7 So soll jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er geben will, und zwar freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl. Denn Gott liebt den, der fröhlich gibt.
Hoffnung für Alle – 2.Korinther 9:6–7

Eins ist echt sicher: Wenn jemand nur ein paar Samen auf ein Feld sät, dann wird er auch nur ein paar Pflanzen daraus wachsen sehen. Wenn jemand aber fett Samen ausstreut, der wird auch eine fette Ernte einfahren. Jeder bei euch soll echt selber entscheiden, was er spenden möchte. Spendet nichts, wenn ihr nicht wirklich wollt oder nur weil ihr manipuliert wurdet. Gott steht auf Leute, die einfach so spenden, weil sie es gerne tun.
VolxBibel – 2.Korinther 9,6–7

Schon „lustig“ dass diese Verse seltener bei „Spendenaufrufen“ benutzt wird – denn da ist es ja nur wenig freiwillig – dafür dann bei anderen Möglichkeiten des Gebens. Zum Beispiel:

Bei solchen Anlässen beschenkte man sich und es wurde üppig gegessen, wie es zu Weihnachten heute noch üblich ist. Doch damals wie heute schenkte man meist nicht im Sinn von 2 Korinther 9:7, wo es heißt: „Jeder tue so, wie er es in seinem Herzen beschlossen hat, nicht widerwillig oder aus Zwang, denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.“ Echte Christen schenken aus Liebe. Sie brauchen dazu keinen bestimmten Tag und erwarten auch keine Gegengeschenke (Lukas 14:12-14; Apostelgeschichte 20:35). Außerdem

Bewahrt euch in Gottes Liebe

Aber würde ich „online“ ein Geschenk überreichen? Oder sogar, wenn von mir pro Monat eine bestimmte Summer „erwartet wird“??

In 2 Korinther 9:7 lesen wir: „Jeder soll es so machen, wie er es im Herzen beschlossen hat, nicht widerwillig oder aus Zwang, denn Gott liebt den, der fröhlich gibt.“ Heute können wir ganz bequem online spenden, um das Werk von Jehovas Zeugen – sowohl weltweit als auch vor Ort – zu unterstützen.

Leben und Dienst als ZJ 11-2019

Aber schauen wir uns den Hintergrund zu den Worten der Bibel an:

2 Kor 9:6 : Das Bild vom Ernten dessen, was man gesät hat, spiegelt ein Sprichwort der Antike wider, genau wie die vielen anderen Bilder aus dem landwirtschaftlichen Bereich, die den Menschen im Altertum sehr geläufig waren (vgl. z. B. Hiob 4,8; Spr 11,18; 22,8; Hos 8,7; 10,12; Sir 7,3; Cicero , Aristoteles ); auch die Metapher der sparsamen Aussaat und der späteren kärglichen Ausbeute scheint wohl bekannt gewesen zu sein.
2 Kor 9:7 : Hier zitiert Paulus eine bekannte jüdische Weisheit. Der erste Teil der Ermahnung spielt möglicherweise auf 2.Mose 25,2; 35,5.21-22 und 5.Mose 15,10 an (vgl. 1.Chr 29,6-9; Esra 2,68 ) und ist damit ein Beleg dafür, dass die Theologie des Gebens, die der Apostel vertrat, auf Aussagen des A.T. beruhte. Die Wendung »einen fröhlichen Geber hat Gott lieb« geht zurück auf einen Zusatz zu Spr 22,8 in der griechischen Übersetzung (* Septuaginta ). Der hier mit »fröhlich« übersetzte Begriff wird in vielen jüdischen Schriften in Zusammenhang mit den Gaben für die Armen gebraucht.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die Korinther sehen freilich ein, dass sie viel geben müssen, wenn es dem entsprechen soll, was die anderen Gemeinden leisteten und was Paulus von ihnen erwartete. Aber dieses Opfer bringt ihnen keinen Schaden. Gaben sind eine Aussaat, aus der auch eine Ernte für den Geber selbst erwächst; denn die Liebe tut ihr Werk nicht vergeblich. Die Ernte entspricht aber in ihrer Art und Fülle der Saat. Eine arme Liebe bringt ihnen selbst nur einen kleinen Gewinn. Geben die Korinther aber ihre Gabe um der Segnungen willen, das heißt, weil sie mit ihr Gott preisen, und dazu, damit auch ihr Empfänger Gott preise, so wird auch ihnen aus der Frucht ihrer Gabe ein reiches, volles Lob Gottes verschafft. Fruchtbar wird aber ihre Gabe für sie nur dann, wenn sie mit willigem und frohem Sinn gegeben wird. Nicht davon spricht Paulus, dass ihre Gabe sie selbst in Not und Sorgeversetzen soll. Wer mit ihr sich selbst in Kummer brächte, würde nicht nach dem Sinn des Apostels handeln, ebensowenig der, der sie nur deshalb gäbe, weil er muss. Paulus führt aus dem griechischen Text der Sprüche Salomos den Satz an, dass Gott demjenigen Geber seine Liebe gibt, der seine Freude daran hat, dass er geben darf. {Sprüche 22,8}

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Um den Korinthern die gesegneten Ergebnisse der Freigebigkeit vor Augen zu malen, verwendet Paulus den Vergleich des Säens und Erntens. Damit zeigt er, daß weggegebener Besitz weder verloren noch verschwendet, sondern vielmehr kostbarer Samen ist, der zu einer Ernte führen wird. Es ist ein unabänderliches Naturgesetz, daß der Bauer, der sich von seinem Saatgut nicht trennen mag und daher nur spärlich sät, die Enttäuschung einer ärmlichen Ernte hinnehmen muß. Reichliches Säen wird dagegen zu einer reichen Ernte führen. Obwohl von den
Heiligen in Korinth nicht erwartet wurde, daß sie aus diesem Beweggrund gaben, so würde Gott doch dafür sorgen, daß sie nicht allein die Not der Armen linderten, sondern auch einer reichen Ernte gewiß sein konnten; denn in der Sache des Gebens ist dieser gleiche, hier aufgezeigte Grundsatz gültig und wirksam. Salomon lehrte das gleiche, als er sagte:
„Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart als recht ist, und es ist nur zum Mangel. Die segnende Seele wird reichlich gesättigt […] Wer Korn zurückhält, den verflucht das Volk“ (Spr 11,24-26). Viele sind der Auffassung, daß der Apostel hier an die Ernte denkt, die am Richterstuhl Christi eingebracht wird, und daß er sich auf den Lohn bezieht, der für Opfer gegeben wird, die man hier in der Zeit gebracht hat. Wir wollen das zwar nicht leugnen, aber wir neigen der nachfolgenden Äußerungen wegen zur Ansicht, Paulus denke an dieses Leben und daran, daß die Ernte gleicher Natur sei wie die Aussaat. Gott würde dafür sorgen, daß die Korinther durch ihre Freigebigkeit reich gesegnet würden.
  7 Ein anderer Aspekt des Gebens wird aufgegriffen, denn es geht jetzt nicht um die Quantität, sondern die Qualität wird unterstrichen. In Wirklichkeit ist die Quelle allen wahren Gebens nicht die Geldbörse oder die Hand, sondern das Herz. Der Geist, in dem gegeben wird, ist so wichtig wie der Betrag. Sollte sich jemand an der Sammlung beteiligen und es später bereuen, dann bewegte er sich gänzlich außerhalb des göttlichen Willens, denn „einen fröhlichen Geber liebt Gott“. Hatte nicht Er selbst frei und reichlich gegeben, da wir doch lesen: „Er, der doch seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat“? Damit ist wahre Freigebigkeit nicht allein ein Reagieren auf eine bestimmte Not, sondern vielmehr eine freudige Bekundung eines selbstlosen Herzens, wie es in der Gemeinschaft mit Gott geformt wird. Das Scherflein der Witwe war ein sehr kleiner Betrag, aber der Herr bewertete diese Gabe aufgrund der Gesinnung der Witwe sehr hoch (Lk 21,3). Der Gedanke des großzügigen Gebens kann gut den Anweisungen an Israel entnommen worden sein, wo die Israeliten aufgefordert wurden, die Werkstoffe für das Zelt der Zusammenkunft zusammenzutragen. Es wurde ihnen damals gesagt: „Von einem jeden, der willigen Herzens ist, sollt ihr mein Hebopfer nehmen“ (2Mo 25,2). Aus diesen Versen wird offenkundig, daß Paulus den Heiligen keinen festen Beitrag vorschrieb, sondern es einem jedem selbst überließ, sich in seinem Herzen vorzunehmen, was er geben wollte, und seinen Vorsatz in der Furcht Gottes einzulösen. Wie verschieden ist das von den Druckmethoden, die man in vielen religiösen Kreisen verwendet. Da werden die Leute nicht nur aufgefordert, etwas beizusteuern, sondern durch verhüllte Androhung, ihre Herzenshärte könnte publik gemacht werden, unter Druck gesetzt, so daß sie widerwillig die Erwartungen erfüllen. Das ist natürlich nicht ein fröhliches Geben von Herzen. Um diesen Vers zusammenzufassen, können wir sagen, er lehre uns, mit Sorgfalt, mit Herzensvorsatz, fröhlich, nicht „mit Verdruß“, von Herzen und nicht „aus Zwang“ zu geben.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Deutlich ist die Mahnung aus dem Wort Gottes, die der Apostel den Korinthern vor Augen stellt. Hinter seinem Bild von der »spärlichen« Saat, die entsprechend wenig Ertrag bringt, während »wer sät im Segen« (eigentlich: »in Erwartung von Segnungen«), »der wird auch ernten im Segen«, wird reichen Ertrag haben, stehen Worte aus dem Buch der Sprüche (vgl. Spr 11,24ff.; auch Spr 19,17; 28,27;). Die Saat, das sind die Gaben, die sie jetzt zusammenlegen. Wo diese reichlich sind, wird auch die Ernte im Segen sein. Die Ernte sind die Gaben und Segnungen des Geistes Gottes, die sie in der Gemeinschaft als Leib Jesu aneinander erfahren dürfen. Die Korinther haben sogar schon geerntet, ehe sie gesät haben (vgl. Röm 15,27). Gott gibt, ehe wir etwas zu geben haben. Das Bild von Saat und Ernte drückt aber sehr eindrücklich den geistlichen Zusammenhang von Liebe und Segen aus (vgl. auch 1Mose 8,22; Ps 126,5; Mt 13,3ff.; 1Kor 9,11; 15,42ff.; Gal 6,7ff.).

Seine Worte will der Apostel nicht als Zwang verstanden wissen. Die Korinther sollen ihrem »Herzen« folgen, so wie sie es sich »im Herzen vorgenommen haben«, und da hat der Apostel schon mehrfach von ihrem guten Willen gesprochen (vgl. 2Kor 8,12). Nur, ob er jetzt, nach der langen Pause, noch da ist? Paulus ruft sie zur damaligen Bereitschaft und Freudigkeit erinnernd zurück. Sie sollen keinesfalls »mit Unwillen« (wörtlich: »mit Betrübnis«), etwa mit Kummer geben, auch nicht »abgenötigt«. Das wäre kein Säen im Segen. So sagt es das Wort Gottes: »Einen fröhlichen Geber liebt Gott« (Spr 22,9 nach der Septuaginta; vgl. auch 1Chr 29,17; Röm 12,8). Daran wird das Motiv, das Treiben durch den Geist Gottes deutlich, dass solches Geben aus der Freude der Liebe herausfließt.

Gerhardt Maier – Edition C