Also wird nun ein jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Elberfelder 1871 – Römer 14,12
So wird also jeder Einzelne von uns sich für sein eigenes Tun verantworten müssen. Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 14:12
Demnach wird also jeder – Mt 12,36; Gal 6,5; 1 Petr 4,5 – von uns für sich Gott Rechenschaft geben. Abraham Meister – Röm 14,12
In diesen Versen folgt nun die theologische Begründung für Paulus‘ Gebot, kein Urteil über andere Christen zu fällen. Christus ist unter anderem deshalb für uns gestorben und auferstanden, damit er über Tote und Lebende Herr sei. Da nun Jesus der Herr ist, sollen die Christen einander nicht richten (krineis) oder ihre Brüder verachten (exoutheneis; vgl. V. 3). Ein Christ ist nicht zum Richter über einen anderen Gläubigen berufen; alle unterstehen einem Richter, nämlich Christus. Als Herr wird Jesus eines Tages, wenn er auf dem Richterstuhl (bEma; vgl. den Kommentar zu 2Kor 5,10) sitzt, das Werk seiner Knechte beurteilen. Paulus unterstreicht die Gewißheit des kommenden Gerichts mit einem Zitat aus Jes 49,18 und Jes 45,23 ,worinden Gläubigen prophezeit wird, daß eines Tages jeder vor Christus stehen und ihn als Herrn bekennen wird (vgl. Phil 2,10-11). Dann wird jeder Gott Rechenschaft (wörtlich: „ein Wort“) geben müssen. Da Paulus hier an die Christen in Rom schreibt (Röm 1,7) und, wie die Verwendung der ersten Person Plural („wir werden gestellt werden“; Röm 14,10) zeigt, auch sich selbst zu denen rechnet, die beurteilt werden, werden also nur die Gläubigen vor dem „Richterstuhl Gottes“ stehen. Der „Richterstuhl Gottes“ ist gleichbedeutend mit dem Richterstuhl Christi (vgl. 2Kor 5,10), denn beide werden Gericht halten – der Vater durch den Sohn (Joh 5,22.27). In diesem Gericht wird allerdings nicht das Schicksal des Gläubigen in der Ewigkeit zur Debatte stehen – darüber wurde bereits durch den Glauben an Christus entschieden (vgl. Röm 8,1) -, sondern die Lebensführung und der Dienst eines jeden Gläubigen. Dabei werden zwar manche Werke nicht bestehen können (vgl. 1Kor 3,12-15), doch das, was Bestand hat, wird belohnt werden (vgl. 1Kor 4,4-5). Das Gericht über die Gläubigen wird der Höhepunkt des Erweises der Herrschaft Gottes sein.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
So wird nun ein jeglicher usw. Dieser Schluss ruft uns zur Demut und Unterwürfigkeit zurück. Eben damit gibt Paulus zu verstehen, dass wir einander nicht richten sollen (V. 13). Denn wie sollten wir uns die Stelle eines Richters anmaßen dürfen, die wir doch selbst unweigerlich im Gericht werden Rede stehen müssen! Der Doppelsinn des Wortes „richten“ gibt dabei Anlass zu einem feinen Wortspiel. Heißt es zuerst, dass keiner den andern „richten“ d. h. verdammen soll, so folgt des weiteren die Wendung, dass wir vielmehr alle unser „Richten“ (unsere Urteilskraft) darauf lenken sollen, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis darstelle. Darin steckt ein heftiger Tadel gegen jene Sittenrichter, die ihren ganzen Scharfsinn darauf richten, im Leben der Brüder irgendetwas zu finden, das sich zum Zerpflücken eignet. Ganz im Gegenteil sollte man sich davor mit allem Ernst zu hüten suchen: denn unser wegwerfendes Urteil wird nur zu oft dem Bruder Anstoß und Anlass, auch selbst sich zur Sünde hinreißen lassen.
Calvins Auslegung der Heiligen Schrift
Christus wird einen jeden von uns beurteilen; er wird uns nicht danach beurteilen, was wir an den anderen zu Recht oder zu Unrecht verurteilt haben, sondern danach, ob wir gemäß den in den Versen 7–9 gelehrten Wahrheiten gelebt haben. Wer von uns wagt zu behaupten, er habe immer und in allem nur Christus gelebt? Wir sind alle schuldig geworden; niemand von uns hat ihm so gedient und ist ihm so ergeben gewesen, wie er es ihm geschuldet hätte. Wenn wir bedenken, dass wir für unseren ganzen Wandel »Gott Rechenschaft geben« werden, und wenn wir bedenken, wie groß unsere Schulden vor ihm und gegenüber den Geschwistern sind (siehe 13,8), werden wir ganz andere Sorgen haben, als das Tun und Lassen der anderen zu richten. Wir werden den Herrn täglich anflehen, uns in seiner Barmherzigkeit unsere Schuld zu vergeben (Mt 6,12). Und tun wir das, werden wir gegenüber den Geschwistern immer großzügiger und barmherziger, und wir werden immer klarer erkennen, dass Richten gerade das Gegenteil ist von Barmherzig-Sein, und wir werden bedenken, dass das Gericht ohne Barmherzigkeit sein wird gegen jeden, der nicht Barmherzigkeit geübt hat (Jak 2,13).
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Da wir für den Herrn leben, so sehen wir auf ihn als auf unseren Richter, von dessen Urteil wir abhängen. Ermessen wir die Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu, daß er dadurch über Tote und Lebende der Herr geworden ist, so blicken wir auch auf den Sieg Gottes hinaus, der jedes Knie vor ihm beugen wird. Da lassen wir es, die anderen zu meistern und zu richten. Wer selbst dem Gericht Gottes entgegengeht, richtet seinen Blick auf sich selbst, daß er seiner eigenen Pflicht genüge, und ist mit seiner eigenen Verantwortlichkeit vollauf beladen. Wir aber lassen es im Blick auf die anderen an Glauben fehlen, als müßten sie auf ihrem Weg notwendig fallen, und im Blick auf uns selbst an der Furcht, als wäre es nicht eine große Sache, daß Gott an jedem das Recht vollstrecken wird, so daß wir alle nicht Menschen, sondern ihm verantwortlich sind und ihm für das, was wir tun, Rechenschaft zu geben haben.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Gerade nicht über den Bruder in seiner Eigenart und Lebensweise soll und muss ich Rechenschaft geben, sondern für mich selbst. Und da soll und darf ich mich prüfen und in Zucht nehmen. Jeder steht für sich vor seinem Herrn und trägt an seiner Last. Jeder ist „bloß und aufgedeckt vor Gottes Augen“ (Hebr 4,13) und kann sich nur mit dem Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi bedecken. Alles Verurteilen des Bruders hat zu unterbleiben und dient nicht (vgl. Mt 6,21ff.; Mt 7,1-5). Auch hier steht Paulus ganz bei der Botschaft seines Herrn. Er tritt auch bei diesen Fragen der Gemeinde in der Autorität des Apostels Jesu Christi entgegen und sagt nicht seine Meinung als eine unter anderen.
Gerhard Maier – Edition C
Dieser kurze Vers ist aus verschiedenen Gründen sehr betont. Er besagt, daß »ein jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben« wird. Darin gibt es keine Ausnahmen. Darüber hinaus geschieht die Prüfung ganz persönlich. Niemand wird gebeten, Rechenschaft über das Leben und die Werke eines anderen abzugeben. Das gilt für jeden Gläubigen, sogar für den Apostel, da er sich in dem »ein jeder von uns« selbst mit einschließt. Paulus will mit seiner Aussage offenbar herausstellen, wie vergeblich es ist, wertvolle Zeit und Mühe in die Verteidigung von Vorbehalten und in das Verurteilen anderer zu investieren, wo doch bei der letztendlichen Prüfung jeder Gläubige für sein eigenes Werk Rechenschaft vor Gott ablegen wird. Im Licht der Beurteilung und Bewertung Gottes wird es dann als wertlos erscheinen, wie ernsthaft man in seinem Leben persönliche Ansichten verteidigt oder verbreitet hat. Eine Besinnung auf einen künftigen Gerichtstag sollte zu einer Neubesinnung auf die wirklichen Werte im Leben führen. Eine rechtzeitige Korrektur wird Einbußen am Richterstuhl verhindern. Dann wird man gegen die göttliche Beurteilung keinerlei Einwand erheben.
Denn viele Erschlagene hat sie niedergestreckt, und zahlreich sind alle ihre Ermordeten. Elberfelder 1871 – Sprüche 7,26
Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und gebt acht auf die Worte meines Mundes! Dein Herz weiche nicht ab zu ihren Wegen, verirr dich nicht auf ihren Pfaden, denn viele sind der Erschlagenen, die sie hingestreckt, und zahlreich sind die, die sie getötet hat. Die Philippson-Bibel – Sprüche 7:24–26
Nimmer schweife ab zu ihren Wegen dein Herz, nimmer verirr dich auf ihre Steige! Denn viele sind die Durchbohrten, die sie gefällt hat, eine mächtige Schar alle von ihr Erwürgten. Buber & Rosenzweig 1976 – Spr 7,25–26
Es gibt eigentlichkein Thema, dass die Bibel nicht anscheidet. In Sprüche 7 geht es um die Verführungskünste einer unsittlichen Frau. Und ja, auch solche Frauen gab es wohl zu allen Zeiten auch unter „Gottes Volk“.
Der Grund für die Ermahnung in Vers 24-25 wird in den Versen 26 – 27 genannt. Viele andere sind bereits ein Opfer dieser Versuchung geworden. Wer sich in ihr Haus begibt (und mit ihr ins Bett geht), der begibt sich auf den schnell hinabführenden Weg ins Grab und in den Tod (vgl. Sprüche 2,18-19;5,5;9,18 ). Ein junger Mann, der sich auf das Gebiet verbotener Sexualität begibt, kann durch die Strafe sterben, die ihm der betrogene, zornige Ehemann zumißt, oder er kommt durch eine Geschlechtskrankheit um, oder er geht an der geistlichen und seelischen Pein zugrunde.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Dieses Kapitel illustriert auf ernsteste Weise, welche Gefahr die fremde Frau für den jungen Sohn der Weisheit darstellt. Es geht um eine echte Jagd nach der Seele (vergleiche Kapitel 6,26). Diese unreine, leidenschaftliche und unbändige Frau liegt auf der Lauer. Sie tarnt ihre verderblichen Absichten mit einem religiösen Deckmantel (Vers 14). Sie ist bald hier, bald da, und die Nacht hilft ihr, auf ihr Opfer zu lauern. Ihre Waffen sind: schmeichelnde Worte und Augenaufschlag (Kapitel 2,16; 5,3; 6,25). Ihr Opfer: ein leichtsinniger, untätiger Jüngling, der im voraus besiegt ist, weil er keinen Willen besitzt und von seinen Sinnen beherrscht wird. Die Szene wickelt sich rasch ab: unwissend, dumm, „ging er ihr auf einmal nach“ (Vers 22). Die Schlinge des „Vogelstellers“ – d.h. Satans – hat ihn alsbald eingeschlossen (Vers 23; Psalm 91,3). Zu spät, er kann nicht mehr zurück; er hat das Vergnügen eines Augenblicks, aber mit welchem Preis bezahlt! Denn „es gilt sein Leben“… und er wusste es nicht. Ihr seid gewarnt worden, junge Christen, und seid deshalb noch mehr verantwortlich. Aber ihr wisst auch, wo die Hilfe zu finden ist: „Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad in Reinheit wandeln? Indem er sich bewahrt nach deinem Worte“ (Psalm 119,9). Denkt über das Beispiel Josephs und seine standhafte Haltung nach (1 Mose 39,9). Und ruft in der Stunde der Gefahr zu dem, der jederzeit denen „zu helfen vermag, die versucht werden“ (Hebräer 2,18).
Jean Koechlin – . Ährenlese im Alten Testament
Der vorangehende Abschnitt (6,20-35) warnt ebenso vor dem Ehebruch wie der heutige, doch weniger eindrücklich. Die lebhafte Szene in Kapitel 7 taugt zum Drehbuch für einen Kinofilm: Eine „Femme Fatale“ verdreht einem Naivling den Kopf. Da verschwimmen schnell die klaren Maßstäbe. Und alles spielt sich vor den Augen des Weisen ab, der durchs Fenster auf die Straße blickt. Wer mit der heutigen übersexualisierten Gesellschaft irgendetwas plausibel machen möchte, scheitert an dieser uralten Novelle. Immerhin war bei einer Emnid-Umfrage letztes Jahr für 82 % Treue wichtiger als ein aufregender Seitensprung. Eine Besonderheit liegt in Vers 14: Die Reste eines Dankopfers mussten binnen zwei Tagen verzehrt werden. Die Religion dient hier nicht als Schutz vor Unmoral, sondern wird als Lockmittel missbraucht. Ein ernster Warnhinweis, wenn etwa die Seelsorge zu eng wird und sich zum Deckmäntelchen für anderes wandelt. Das Motiv für die ernste Warnung steht leicht versteckt in Vers 23: Dem Jüngling ist nicht klar, dass es um sein Leben geht. Entschuldigungen verwenden oft die Formeln „bloß“, „nur“ und „mal eben“. Doch es geht um mehr als einen schönen Abend. Es könnte die ganze Seele kosten, das ganze Leben vergiften. Und so schön kann der Abend gar nicht werden, dass sich das lohnt!
ERF – Die Sprüche
Zum dritten Mal ruft Salomo den jungen Menschen zum Wort Gottes zurück (V. 1-5), denn das Halten der Gebote Gottes ist eine Frage von Leben und Tod. Die Ehebrecherin lebt in einer Sackgasse: „Ihr Haus ist der Weg zur Hölle, der hinabführt in die Kammern des Todes“ (V. 27).
Die bekannte Formulierung „Apfel deines Auges“ (V. 2) bezieht sich auf die Pupille des Auges, die die Alten für eine Kugel wie einen Apfel hielten. Wir schützen unsere Augen, weil sie für uns wertvoll sind, und so sollten wir auch Gottes Wort ehren und schützen, indem wir ihm gehorchen. Sexuelle Sünde beginnt oft mit undisziplinierten Augen und Händen (Mt 5,27-30), aber der Kern des Problems ist … das Herz (Spr 7,2-3). Wenn wir Gottes Weisheit so lieben, wie wir die Menschen in unserer Familie lieben, würden wir das Haus der Hure nicht besuchen wollen.
Dieses Kapitel beschreibt anschaulich einen naiven jungen Mann, der in die Falle der Ehebrecherin tappt. Beachten Sie die Schritte, die zu seinem Verderben führen.
Er führt sich selbst in Versuchung (V. 6-9). Man hat den Eindruck, dass dieser junge Mann entweder furchtbar dumm oder sehr stolz ist, überzeugt davon, dass er mit der Sünde spielen und damit durchkommen kann. Aber er führt sich nur selbst in Versuchung und steuert auf Schwierigkeiten zu. Zunächst einmal ist er nachts unterwegs („in der Finsternis wandeln“ – siehe 2,13; Johannes 3,19-21; 1. Johannes 1,5-7), und er geht absichtlich in die Nähe des Ortes der Versuchung und der Gefahr. Er beachtete den weisen Rat des Herrn nicht: „Entferne dich von ihr, und geh nicht zur Tür ihres Hauses“ (5:8, NKJV). Gottes Wort hatte seine Füße nicht im Griff (3:26; 4:27).
In den mehr als vierzig Jahren meines Dienstes habe ich viele traurige Geschichten von Menschen gehört, die sich der sexuellen Sünde hingegeben haben und darunter sehr gelitten haben; in fast jedem Fall haben sich die Menschen bewusst in die Versuchung und Gefahr begeben. Anders als Hiob schlossen sie nicht „einen Bund mit [ihren] Augen, kein Mädchen lüstern anzuschauen“ (Hiob 31:1, NIV), noch folgten sie dem Beispiel Josefs und flohen vor der Versuchung (1. Mose 39:7ff; 2. Tim. 2:22). Wir können nichts dafür, dass wir in Versuchung geraten, aber wir können sehr wohl dafür sorgen, dass wir uns selbst in Versuchung führen.
Er wird von der Frau in Versuchung geführt (V. 10-20). Wie die tödliche Spinne im Netz beobachtete die Frau am Fenster, bereit, sich auf ihre Beute zu stürzen. Sie war die Frau eines Mannes, aber wenn er nicht in der Stadt war, kleidete sie sich wie eine Prostituierte, um die Männer anzulocken, die nach ihren Diensten suchten (1. Mose 38,14-15; Hesek. 16,16). Während ihr Mann weg war, sah sie keinen Grund, warum sie nicht etwas Geld verdienen und sich gleichzeitig amüsieren sollte. Sie hatte auf der Straße nach Opfern gesucht (Spr. 7:11-12), aber jetzt kam einer direkt vor ihre Tür!Sie ertappte ihn (1. Mose 39,12), küsste ihn (Spr 5,3) und überzeugte ihn, dass es für ihn ein günstiger Zeitpunkt war, sie zu besuchen. Bevor sie die Stadt verließ, war ihr Mann mit ihr in den Tempel gegangen, wo er ein Friedensopfer dargebracht hatte (Lev. 7:11-21), und sie hatte noch etwas von dem Fleisch zu Hause. Sie würde ihm ein Festmahl zubereiten, das er nie vergessen würde. „Das ist der Weg einer ehebrecherischen Frau: Sie isst und wischt sich den Mund ab und sagt: ‚Ich habe nichts Böses getan'“ (Spr 30:20, NKJV).
Sie appelliert an das männliche Ego des jungen Mannes, indem sie ihm schmeichelt und ihn glauben lässt, er sei für sie etwas ganz Besonderes. Was sie ihm anbietet, würde sie niemals einem anderen anbieten! Sie appelliert an seine Fantasie, indem sie ihm ihr wunderschönes Bett und die teuren Gewürze beschreibt, die es parfümieren. Sie versichert ihm, dass niemand davon erfahren wird (außer, dass jemand zuschaut, 7:6) und dass ihr Mann erst in einigen Tagen nach Hause kommen wird. Sie haben viel Zeit, sich zu vergnügen.
Er führt den Herrn in Versuchung (V. 21-27). Wenn wir beten: „Führe uns nicht in Versuchung“ (Mt 6,13), wissen wir, dass Gott uns nicht in Versuchung führt (Jakobus 1,13-16); dennoch können wir uns selbst, andere und sogar Gott in Versuchung führen (Ex 17,1-7; Num 14,22; Dtn 6,16; Ps 78,18, 56; 1. Korinther 10,9). Wir führen Gott in Versuchung, wenn wir ihm absichtlich nicht gehorchen und uns in Situationen begeben, die so schwierig sind, dass nur Gott uns retten kann. Es ist, als ob wir ihn „herausfordern“, etwas zu tun.
Der Junge beschloss plötzlich, der Frau zu folgen, und als er das tat, begann er, sich wie ein Tier zu verhalten. Er war nicht länger ein junger Mann, der nach dem Ebenbild Gottes geschaffen war, sondern ein Ochse, der zur Schlachtbank geht, oder ein Vogel, der in die Falle geht. Der Mensch ist das einzige Geschöpf in Gottes Schöpfung, das sich aussuchen kann, was für ein Geschöpf es sein will. Gott will, dass wir Schafe sind (Ps 23,1; Joh 10; 1 Petr 2,25), aber es gibt auch andere Möglichkeiten, wie Pferde oder Maultiere (Ps 32,9) oder sogar Schweine und Hunde (2 Petr 2,22). Wenn wir außerhalb des Willens Gottes leben, verlieren wir unsere Vorrechte als Menschen, die nach seinem göttlichen Bild geschaffen wurden.
Indem er in ihr Haus, zu ihrem Tisch und in ihr Bett ging, verstieß der junge Mann vorsätzlich gegen Gottes Gesetz, aber der Herr griff nicht ein. Er erlaubte dem jungen Mann, seinen sinnlichen Gelüsten nachzugeben und die Konsequenzen zu tragen. Gott hätte ihn aufhalten können, aber er tat es nicht, denn das Wort sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Mt 4,7; Dt 6,16). Wenn der Junge, anstatt den Herrn zu versuchen, zum Herrn aufgeschaut und sich an sein Wort erinnert hätte (Spr 7,24), nach innen geschaut und sein Herz auf Gottes Wahrheit gerichtet hätte (V. 25), und hätte er vorausgeschaut, um die schrecklichen Folgen seiner Sünde zu erkennen (V. 26-27), hätte er sich umgedreht und wäre aus den Klauen der Hure geflohen.
Die heutige Gesellschaft belächelt die sexuelle Sünde nicht nur, sie billigt sie sogar und fördert sie. Perversionen, deren bloße Erwähnung die Menschen vor fünfzig Jahren schockiert hätte, werden heute offen diskutiert und sogar zum Thema von Romanen, Filmen und Fernsehserien gemacht. Was Paulus zu seiner Zeit gesehen und in Römer 1,18-32 beschrieben hat, ist heute offensichtlich, aber die Menschen nehmen es übel, wenn man diese Praktiken „Sünde“ nennt. Schließlich „machen es ja alle“.
Aber das Evangelium ist immer noch „Gottes Kraft zur Rettung“ (Röm 1,16), und Christus kann immer noch das Leben der Menschen verändern (1 Kor 6,9-11). Für Christen reicht es nicht aus, gegen das Böse zu protestieren; wir müssen auch das Gute praktizieren (Mt 5,13-16) und die gute Nachricht verkünden, dass Sünder in Christus zu neuen Geschöpfen werden können (2 Kor 5,17).
und wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch. Elberfelder 1871 – Epheser 5,2
Konkret heißt das: Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein. Denn auch Christus hat uns seine Liebe erwiesen und hat sein Leben für uns hingegeben wie eine Opfergabe, deren Duft vom Altar zu Gott aufsteigt und an der er Freude hat. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 5:2
Und führt euer Leben in Liebe, wie auch der Messias sich uns einmal hingegeben und so sich selbst zu unserem Besten als Darbringung und Opfergabe Gott »zu einem Duft von Wohlgeruch» preisgegeben hat. Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Eph 5,2
Wie kann ich Liebe „erzwingen“?? Oder was meint der Schreiber oben?? Müssen kleine Kinder dazu aufgefordert werden, ihre Eltern zu lieben ? oder ist diese Liebe zu den Eltern nicht eine natürliche Reaktion??
Jeder Christ soll dem Beispiel Gottes folgen, weil er ein Kind Gottes ist. Wie ein Kind seine Eltern nachahmt, so soll ein Gläubiger Gott nachahmen (vgl. Mt 5,48; Lk 6,36). Das „und“ sollte in diesem Zusammenhang besser mit „indem“ wiedergegeben werden, um deutlich zu machen, daß es in Eph 5,2 darum geht, wie diese Nachahmung aussehen soll: der Christ wird Gott ähnlich, wenn er in der Liebe (lebt). Das beste Beispiel für diese Liebe ist die Liebe Christi zu seinem Eigentum – er hat uns geliebt. Seine Liebe fand ihren höchsten Ausdruck in der Tatsache, daß er sein Leben für die opferte, die an ihn glauben. Er hat sich selbst für uns gegeben (vgl. V. 25;Joh 10,11.15.17-18; Gal 1,4; Hebräer 9,14 ). Dieses Opfer war ein lieblicher Geruch für Gott (d. h., es wurde von ihm angenommen; vgl. 3Mo 1,17; 3Mo 3,16; Jes 53,10). (Die Vorstellung des wohlriechenden Opfers findet sich auch in 2Kor 2,15-16 und Phil 4,18.) Die Christen können Gott nachahmen, indem sie andere lieben und, wenn es sein muß, ihr Leben für sie hingeben (1Joh 3,16).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Sittliche Verfehlungen sind in dieser alten Welt eine alltägliche Erscheinung. Christen dürfen diese Handlungsweise nicht nachahmen, wenn sie Jehovas Gunst erlangen möchten. Wer den Rat des Jakobus befolgt und beharrlich in das vollkommene Gesetz blickt, findet darin folgende hilfreiche Ermahnung: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe . . . Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, gleichwie es Heiligen geziemt; auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, welche sich nicht geziemen, sondern vielmehr Danksagung.“ (Epheser 5:1-4) Einige denken sich beim Lesen dieser Bibelstelle vielleicht: „Das geht vor allem die an, die keine Christen sind oder Gottes Wort nicht verstehen. Ich würde so etwas ja nie tun.“ Die Tatsachen zeigen jedoch, daß in der Vergangenheit Tausende, die einst in Lauterkeit wandelten, dem Einfluß der Welt erlagen und sich solche sittlichen Verfehlungen zuschulden kommen ließen. Wir können diesem Einfluß widerstehen, aber nicht aus eigener Kraft. Wir müssen uns von Gott leiten lassen. Wenn wir uns der Führung seines Geistes anvertrauen, erkennen wir die Einflüsse dieses Systems der Dinge und werden diesen Tag der Prüfung überleben.
Wachtturm – 15.August 1963
»…wandelt in Liebe« nach dem Vorbild Christi. Gott ist die Quelle der Vergebung und soll darin von Seinen Kindern nachgeahmt werden (V. 1). Christus ist die Ursache der Vergebung, und Sein Beispiel selbstaufopfernder Liebe muß befolgt werden (V. 2). Das Vorbild der Liebe Christi wird durch drei Wörter umrissen: »sich selbst«, »uns«, »Gott«. Er hat »sich selbst« hingegeben – es war eine Selbstaufopferung; Er gab sich »für uns« – Er tat es zugunsten anderer; und Er gab sich selbst hin »als Darbringung und Schlachtopfer Gott« – es geschah zur Verherrlichung Gottes. Das Ergebnis war »ein duftender Wohlgeruch«. Siehe auch Phil 4,18. Wenn das Kind Gottes in dieser Weise in Liebe wandelt, wird es auf eigene Kosten im Interesse anderer und zur Ehre Gottes vergeben. Vergeben geschieht nicht aus Eigennutz, nicht einmal primär zum Nutzen anderer, sondern letztlich für Gott. Das Ergebnis gereicht Ihm zur Freude. »Darbringung« (prosphorà) und »Schlachtopfer« (thysìa) haben eine ganz bestimmte Bedeutung, wenn sie wie hier zusammen erwähnt werden. Wenn die beiden Wörter hingegen gesondert vorkommen, wird ihre Bedeutung nicht in dieser Weise unterschieden: »Darbringung« kann ohne Blut geschehen (es entspräche dann dem hebräischen mincha. Darbringung, das Wort, das mit »Speisopfer« übersetzt wird, 3 Mose 2,1. der Übers.); »Schlachtopfer« beinhaltet Blutvergießen (thysìa von thyo, schlachten).
Ich habe mein Herz geneigt, deine Satzungen zu tun ewiglich bis ans Ende Elberfelder 1871 – Psalm 119,112
Geneigt habe ich mein Herz, deine Gesetze zu tun, in Weltzeit ists Lohn. Buber & Rosenzweig – Psalm 119:112
Ich habe mein Herz deinen Bestimmungen zugeneigt Auf unabsehbare Zeit, bis zuletzt. neue Welt Übersetzung – Bi12 – Ps 119,112
Jehovah dienen, damit es mir besser geht? Oder eine „Liebesbeziehung“ zu IHM haben, und aus dieser Liebe heraus, Seine Gebote halten??
Ein treues Herz (V. 111-112). Was für ein kostbarer Schatz ist das Wort Gottes! (Vv. 14, 72, 127, 162; 61:5). Sie ist wie eine tiefe Mine, gefüllt mit Gold, Silber und kostbaren Edelsteinen, und wir müssen uns Zeit nehmen, um nach diesen Schätzen zu „graben“ (Spr 2,1-9; 3,13-15; 8,10-11; 1. Kor 3,9-23). Ein bloßes oberflächliches Lesen der Heiligen Schrift wird keine geistlichen Schätze in unsere Herzen bringen. Schätze zu heben ist harte Arbeit, aber es ist freudige Arbeit, wenn wir die Bibel „heben“, während der Geist uns in die Wahrheit führt. Dann hilft uns der Geist, den Schatz zu „prägen“, damit wir ihn in unser Leben (Gehorsam) und in das Leben anderer (Zeugnis) investieren können. Manchmal führt uns Gott durch den Ofen des Leidens, damit wir den Schatz besser in unser eigenes Leben aufnehmen können (1 Petrus 1,6-12). Das Wort braucht keine Läuterung (V. 14012,6; 19,8), aber wir müssen gereinigt werden, damit wir Gottes Wahrheit schätzen und sie uns zu eigen machen können. Wenn das Herz darauf ausgerichtet ist, dem Wort zu gehorchen, ist das Leben auf dem richtigen Weg (Mt 6,33; Spr 4,20-27).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
»Ich habe mein Herz geneigt, deine Satzungen zu tun«: Eben hatte David gesagt, Gottes Zeugnisse seien die Freude seines Herzens. Hier haben wir den Beweis dafür: Er neigt sein Herz, Gottes Wort zu tun. Wie vermochte David bloß, sein Herz zu neigen? Er vermochte es nicht; darum schrie er zuerst zu Gott: »Neige mein Herz« (V. 36). Und Gott erhörte ihn und neigte ihm das Herz, sodass er es jetzt Gottes Satzungen zuneigen konnte. Es ist überhaupt eine erschütternde Tatsache, dass wir unser Herz neigen müssen, um Gott zu gehorchen. Das zeigt, wie verdorben unser Herz ist. Es erhebt sich über Gott, über Gottes Wort und Gottes Willen. Es hält sich für größer als Gott, seine Einfälle für weiser als Gottes Wort und seinen Willen für wichtiger als Gottes Willen. Das ist eine unbeschreiblich große Verkehrtheit. Umso dankbarer sind wir, dass uns Gott davon befreit hat. »ewig bis ans Ende«: Wie will David darüber Macht haben, Gottes Satzungen bis ans Ende zu halten? Er weiß, dass es Gott war, der ihm das Herz geneigt hatte. Nur darum wagt er zu sagen, es wolle Gottes Wort zugeneigt bleiben bis ans Ende. Gott war es auch gewesen, der ihm sein Wort als Erbe geschenkt hatte. Das Werk, das mit Gott anfing, wird auch durch Gott beendet werden, sonst wäre es Gottes Werk nicht. Er, der ein gutes Werk in uns angefangen hat, wird es auch zu Ende führen (Phil 1,6). Hat David also, durch Gottes Willen und Gnade bewegt, angefangen, seine Satzungen zu tun, dann wird er sie auch bis ans Ende tun.
Benedikt Peters – Die Psalmen
So ist es! Wir schaffen es nicht aus uns heraus! Wir schaffen wa nur, wenn wir in einer Beziehung mit IHM leben wollen und IHN lieben – und dann durch IHN unser Herz geändert wird! Laß dir also nicht einreden, dass du dich nooooch mehr anstengen musst!
Viele sind der Widerwärtigkeiten (Eig Übel) des Gerechten, aber aus allen denselben errettet ihn Jehova; Elberfelder 1871 – Psalm 34,20
Viele Leiden widerfahren dem Gerechten, doch aus allen errettet ihn der Ewige. Die Philippson-Bibel – Psalm 34:20
Wer nach Gottes Willen lebt, der erfährt viel Leid, aber der HERR wird ihn aus allem Unglück befreien. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Ps 34,20
Nirgendwo in diesem Psalm deutet David an, dass ein Leben des Glaubens und des Gehorsams das Kind Gottes vor Schwierigkeiten bewahren wird (siehe Vv. 4, 6, 17, 19). Er verheißt jedoch, dass der Herr, wenn wir ihm vertrauen und ihn anrufen, uns durch unsere Schwierigkeiten hindurch begleiten und sie zum Segen für uns und durch uns für andere machen kann. (Siehe 28:7, Jes. 41:10, Heb. 13:6.) Er ist auch in der Lage, uns mit unseren Gefühlen zu helfen (V. 18). Die Zusicherung lautet, dass Gott uns nahe ist, wenn unser Herz gebrochen und unser Geist niedergeschlagen ist, ob wir es wollen oder nicht. Dies ist kein Versprechen, das an Bedingungen geknüpft ist, sondern eine Tatsache. (Siehe 69,20; 119,151; 147,3; Jes 50,8 und 61,1; Lukas 4,18).
Der Herr wird sich um unsere körperliche Sicherheit kümmern (V. 19-20), bis unsere Arbeit beendet ist. Das Wort „behüten“ bedeutet „große Sorgfalt walten lassen“, so wie Adam den Garten behütete (Gen 2,15) oder Jakob seine Schafe behütete (Gen 30,31). Der Apostel Johannes zitierte den Vers 20 in Johannes 19,36 und wandte ihn auf Jesus, das Lamm Gottes, an (2. Mose 12,46; Num 9,12). Der Herr ist in der Lage, unsere Feinde in Schach zu halten, und ihre eigenen bösen Taten werden sie vernichten, denn die Sünde ist ihr eigener Henker (V. 21vgl. 7,14-16; 9,16; 10,2; Spr 5,22; Röm 12,17-21). „Verwüstet“ in den Versen 21-22 (KJV) bedeutet „verdammt“. Die Gottlosen werden verdammt, aber die Gerechten werden nicht verdammt, weil sie dem Herrn vertrauen (Röm 8:1, 33-34). Gott hat David erlöst, so wie er Israel aus Ägypten erlöst hatte, und er ist in der Lage, uns aus unseren Schwierigkeiten zu erlösen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
»Es ist beschlossen, dass der Gerechte muss viel leiden … willst du gerecht sein, so schicke dich auch zum Kreuz und Leiden; so muss es sein. Aber wiederum ist auch beschlossen, dass der HERR aus dem allen hilft … dass auch nicht ein Beinlein verloren noch ausbleiben muss, ja, auch die Haare auf dem Haupt sind alle gezählt (Mt 10,30). Denn ob wohl der Heiligen Gebeine viel in der Marter zerbrochen sind, etliche auch zu Asche verbrannt, viel auch in den Gräbern verwesen, doch müssen sie wieder kommen und nicht ewig zerbrochen sein oder heißen, sondern eine Zeit zerbrochen sein, und hernach alle wieder ganz und schöner werden, als sie gewesen sind« (Luther, Summarien über die Psalmen).
Benedikt Peters – Die Psalmen
Der Gerechte muss viel leiden. Dieser Satz kommt den Gedanken zuvor, die meistens bei uns aufsteigen: wie es möglich sei, dass die Gerechten Gott am Herzen liegen, da sie doch fortwährend so viele Widerwärtigkeiten treffen. Denn was nützt Gottes Beschirmung, wenn die nicht in Ruhe gelassen werden, die ein ruhiges Leben führen? Was ist widersinniger, als dass die so hart gequält werden, die keinem etwas zuleide tun? Damit derartige Anfechtungen, die fortwährend auf uns einstürmen, uns den Glauben an Gottes Vorsehung nicht rauben, ist diese Bemerkung wohl zu beachten, dass, obgleich Gott die Gerechten regiert und für sie sorgt, sie trotzdem vielen Leiden unterworfen sind: in solchen Prüfungen sollen sie bewährt werden, damit sie einen Beweis unbesiegbarer Standhaftigkeit geben und es auch besser spüren, dass Gott ihr Erlöser ist. Denn wenn sie von aller Mühsal frei und ledig wären, so würde ihr Glaube in den Schlaf kommen, das Gebet aufhören und ihre Frömmigkeit unbekannt und verborgen bleiben. Deshalb ist es nützlich, dass sie durch viele Prüfungen geübt werden, vor allem aber zu dem Zwecke, damit sie erkennen, dass sie in tausend Todesgefahren wunderbar von Gott erhalten werden. Denn wenn dies nur selten geschähe, so könnte es scheinen, dass es zufällig sei; wenn aber Unglück auf Unglück ohne Maß und Ende über uns kommt, und Gott jedes Mal seine Hand ausstreckt, um uns zu helfen, so kann seine Gnade nicht verborgen bleiben. David befiehlt also den Gläubigen, dass sie bei jedem Übel, das ihnen droht, guten Muts sein sollen, da Gott sie nie im Stiche lassen werde, und da es ihm ebenso leicht sei, sie tausendmal als einmal vom Tode zu erretten. Dass sogar des Gerechten Gebeine bewahrt werden sollen, ist eine weitere Ausführung: so sehen wir, dass völlig unversehrt bleibt, wer durch Gottes Schutz gedeckt ist. In demselben Sinne sagt Christus, dass alle Haare auf unserem Haupte gezählt seien (Lk. 12, 7).
So spricht Jehova, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin Jehova, dein Gott, der dich lehrt, (O. Ich, Jehova, dein Gott lehre dich) zu tun, was dir frommt, der dich leitet auf dem Wege, den du gehen sollst. Elberfelder 1871 – Jesaja 48,17
So hat ER gesprochen, dein Auslöser, der Heilige Jissraels: ICH bin es, dein Gott, der dich zunutz belehrt, der dich bewegt auf dem Weg, den du gehn sollst. Buber & Rosenzweig – Jesaja 48:17
So spricht der Ewige, dein Erlöser, Jisraels Heiliger: Ich, der Ewige, dein Gott, lehre dich, was Nutzen bringt, leite dich auf dem Wege, den du gehen sollst. Die Philippson-Bibel – Jes 48,17
Die Verse 17-19 befassen sich mit einer der traurigsten Fragen, die man sich stellen kann: Was wäre gewesen, wenn Israel gehorcht hätte? In Vers 17 ruft Gott sein Volk zum Gehorsam auf: So spricht Jehova, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin Jehova, dein Gott, der dich lehrt, was nützlich ist, und der dich auf dem Weg führt, den du gehen sollst. Als Erlöser und Heiliger Israels lehrte JHWH sein Volk, körperlich und geistig zu profitieren. Er war auch derjenige, der sie auf den Weg führte, den sie gehen sollten.
Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja
der dich lehrt, was dir nützlich ist Anders als die Götzen, deren Verehrung ohne Nutzen ist (44,9), ist es keine vergebliche Anstrengung, dem Herrn zu dienen.
Reformations-Studien-Bibel
Gott, der Heilige Israels (s. Erklärung zu 1:4), erinnert sein eigenwilliges, störrisches Volk immer wieder an das, was er für die Seinen tut: erlösen (→Erlöser), lehren, helfen, leiten. Er will segnen, bewahren und mehren (V. 19). Aber sein Volk steht sich selbst im Weg, wenn es Gottes Gebote nicht ernst nimmt. Der ganze Umfang der Zusagen Gottes erschließt sich in den beiden Wörtern Friede und Gerechtigkeit, die im Hebräischen eine viel größere Bedeutungsbreite haben: Friede schließt Gelingen und Wohlstand mit ein, mit Gerechtigkeit ist hier nicht ein menschliches Tun gemeint, sondern die Erfahrung von Gottes helfendem Eingreifen (s. Erklärung zu 41:10).
Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel
Gott mag Sie manchmal in schwierige Situationen und Umstände führen (Markus 6:45; Lukas 10:1), aber wohin er Sie auch führt, er tut es, „um Ihnen Gutes zu tun“ (5. Mose 8:16).
The Charles F. Stanley life principles Bible: New King James Version
Die Kosten des Widerstands gegen Gottes Wort; die Segnungen des wahren Zuhörens. Wer lehrt euch, Gewinn zu machen? Falsche Werte sind Götzen, die nicht nützen (vgl. 44:9). meine Gebote. Selbst wenn Gottes Prophezeiungen über die Zukunft schwer zu glauben waren, lagen seine praktischen Gebote im Bereich des menschlichen Verständnisses. Frieden … wie ein Fluss. Nicht saisonal, sondern immerwährend. Gerechtigkeit wie die Wellen des Meeres. Die Sünde immer wieder bedeckend. wie der Sand … wie seine Körner. Siehe Gen. 15:5 und 22:17.
The ESV Study Bible
THEODORETOS VON KYROS: „Ich bin der Herr, dein Gott. Ich habe gezeigt, wie man meinen Weg findet, damit ihr davon profitieren könnt, wenn ihr auf diesem Weg reist“ [Vers 17]. … Aber da die Juden nicht bereit waren, diese Gebote zu befolgen, betrachteten sie es aufgrund ihrer Bindung an eine fleischliche Denkweise als Zeichen des Segens, viele Kinder zu haben. … Dennoch, obwohl ihr meine Gesetze verachtet habt, werde ich euch als würdig erachten und ihr werdet wieder ‚mein Volk‘ genannt werden.
Und Ahab rief Obadja, der über das Haus war. (Obadja aber fürchtete Jehova sehr; und es geschah, als Isebel die Propheten Jehovas ausrottete, da nahm Obadja hundert Propheten und versteckte sie, je fünfzig Mann in eine Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser.) Elberfelder 1871 – 1.Könige 18,3–4
Da rief Ahab seinen Hofmeister Obadja. Obadja aber war ein gottesfürchtiger Mann; so hatte er, als Isebel die Propheten des Herrn ausrottete, hundert Propheten beiseite genommen, je fünfzig in einer Höhle versteckt und sie mit Brot und Wasser versorgt. Zürcher 1931 – 1.Könige 18;3–4
Und Ahab rief Obadja, der die Aufsicht hatte über das Haus; und Obadja fürchtete Jehova sehr. Denn es geschah, als Isebel die Propheten Jehova’s ausrottete, da nahm Obadja hundert Propheten, und versteckte je fünfzig Mann in eine Höhle, und versorgte sie mit Brod und Wasser. van Ess 1858 – 1.Kön 18,3–4
Drei Jahre lang hatte sich Elia am Bach Cherith und dann bei der Witwe in Zarephath versteckt, doch nun wurde ihm befohlen, sich dem bösen König Ahab „zu zeigen“. Aber mit dem Befehl Gottes war auch das Versprechen verbunden, dass Gott Regen schicken und die Dürre beenden würde, die er zur Bestrafung des götzendienerischen Volkes über drei Jahre lang geschickt hatte.
Obadja trifft Elia (Vv. 1-16). Die Studenten sind sich nicht einig über den Charakter von Obadja, dem Statthalter des Palastes. Als Mann mit großer Autorität war er Verwalter des königlichen Palastes sowie Verwalter und Aufseher der Ländereien, die der König besaß. Aber war er ein mutiger Diener Gottes (sein Name bedeutet „Knecht Jehovas“) oder ein ängstlicher Kompromissler, der sich nicht traute, sein Zeugnis zu verkünden? Der Text informiert uns, dass Obadja „den Herrn sehr fürchtete“ und dies während Isebels „Säuberung“ bewies, indem er sein Leben riskierte, um hundert Propheten des Herrn zu retten und zu unterstützen. Das klingt nicht nach einem Mann, der sein Zeugnis kompromittieren würde! Warum sollte er dem König und der Königin erzählen, was er für den Herrn getan hat? Der Herr hatte Obadja in den Palast gestellt, damit er seine von Gott gegebene Autorität dazu nutzte, die treuen Propheten zu unterstützen, und das in einer Zeit, in der es gefährlich war, dem Herrn offen zu dienen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Und: Die übliche Konjunktion am Anfang dieses Verses wird von GNT und ICB als logisches Verbindungsglied verwendet. Andere Versionen lassen sie unübersetzt, aber es gibt mit ziemlicher Sicherheit einen logischen Zusammenhang zwischen der Schwere der Hungersnot und der Berufung des Obadja.
Ahab rief Obadja: Mft, NAB und NJPSV übersetzen das Verb called mit dem Pluperfekt im Englischen mit „hatte gerufen“. Dies impliziert, dass Ahab diese Maßnahme ergriffen hatte, bevor Elia sich auf den Weg machte, um ihn zu treffen. Das hebräische Verb kann als einfache Vergangenheit wie in GNT oder als Pluperfekt übersetzt werden, so dass beide Interpretationen möglich sind.
Obadja war ein gebräuchlicher hebräischer Name, und zwölf verschiedene Personen im Alten Testament tragen diesen Namen. Der Name bedeutet „Knecht Jahwes“, und die ursprünglichen Leser hätten die Bedeutung dieses Namens in der folgenden Geschichte bemerkt. In einigen Sprachen kann es notwendig sein, in einer Fußnote klarzustellen, dass die Person, die in dieser Geschichte erwähnt wird, nicht mit dem Propheten identisch ist, dessen Schrift an anderer Stelle in der Bibel erscheint.
der über den Haushalt herrschte: Derselbe Ausdruck wird für Ahischar in 1 Kön 4,6 (wo RSV „war für den Palast verantwortlich“) und für Arza in 1 Kön 16,9 verwendet. Hier wird dieser Satz mit „der für den Palast verantwortlich war“ (GNT, NRSV) und „der Herr des Palastes“ (NJB) wiedergegeben. NAB verwendet den technischen Ausdruck „sein Wesir“.
Obadja hatte große Ehrfurcht vor dem HERRN: Das hebräische Partizip „verehrt“ umfasst eine Reihe von Bedeutungen, darunter „sich fürchten“, „zittern“, „in Ehrfurcht stehen“ und „Ehrfurcht vor ihm haben“. Der Kontext deutet darauf hin, dass die Bedeutung hier nicht so sehr „sich fürchten“ (KJV „fürchten“) als „verehren“ (so RSV) oder „ehren“ ist. In der Tat könnte Obadja selbst seinen Namen wegen seiner Hingabe an Gott erhalten haben.
Das Ende dieses Verses enthält ebenso wie der gesamte Vers 4 einen Klammerzusatz. Sowohl RSV als auch GNT setzen Klammern um die Verse 3b-4. Andere Übersetzungen verwenden Bindestriche für den gleichen Zweck (so NJB, AB). CEV strukturiert die gesamten Verse 3-4 um und fasst sie wie folgt zusammen: -Zu dieser Zeit war Obadja für den Palast Ahabs verantwortlich, aber er betete den HERRN treu an. Als Isebel versuchte, die Propheten des HERRN zu töten, versteckte Obadja hundert von ihnen in zwei Höhlen und gab ihnen Nahrung und Wasser. Ahab schickte nach Obadja….
Es fällt auf, dass DER CEV ganz am Ende dieser beiden Verse einen neuen Absatz mit den Worten „Ahab ließ Obadja holen“ beginnt. Im hebräischen Text stehen diese Worte eigentlich am Anfang von Vers 3.
18:4 Und gibt den hebräischen Verbalübergang wieder, der manchmal mit „Und es geschah“ übersetzt wird. NIV und NJB lassen ihn weg, da er hier vor einem Temporalsatz steht. Übersetzer sollten hier nach dem natürlichsten Übergang in der Empfängersprache suchen.
Isebel, die in 1. Könige 16,31 als Ahabs phönizische Frau bezeichnet wird, wird in diesem Kapitel zum ersten Mal erwähnt. Es mag hilfreich sein, sie hier als „Isebel, Ahabs Frau“ oder „Königin Isebel“ zu bezeichnen.
Schneidet die Propheten des HERRN AUS: Siehe die Kommentare zu dem Verb „abschneiden“ in 1 Könige 9:7wo es im Zusammenhang mit der Vertreibung der Israeliten aus dem Land verwendet wird. Hier in diesem Zusammenhang bedeutet das Verb jedoch „töten“ (GNT) oder „massakrieren“ (REB), wie in 1 Kön 11,16. Da es ihr nicht gelungen war, all diese Propheten zu töten, bevorzugt CEV DIE Übersetzung „versuchte zu töten“. Siehe auch die Kommentare zu demselben Verb im nächsten Vers, wo RSV es mit „verlieren“ wiedergibt.
Wie vermerkt in 1 Könige 17:3erwähnt, stammt der Name „Cherith“ von der gleichen hebräischen Wurzel wie das Verb „abschneiden“. Walsh (Seite 262) nennt Cherith Brook „Cut Off Creek“. Er schreibt: „Am Cut Off Creek unterstützt Jahwe Elia und bewahrt ihn davor, von Ahab abgeschnitten zu werden, so wie Obadja hundert Propheten unterstützen und sie davor bewahren wird, von Isebel abgeschnitten zu werden.“ Die ursprünglichen Leser mögen dieses Wortspiel wohl bemerkt haben.
Obadja nahm hundert Propheten und versteckte sie zu fünfzig in einer Höhle: Bei fünfzig in einer Höhle bedeutet wörtlich „fünfzig Männer in der Höhle“. Es ist möglich, dass das Hebräische ursprünglich „fünfzig in der Höhle“ lautete (wie in Vers 13), was „bei fünfzig in einer Höhle“ bedeutet, und dass ein Schreiber versehentlich eines der Wörter ausgelassen hat. Eine wörtliche Übersetzung des Hebräischen könnte den falschen Eindruck erwecken, dass Obadja nur fünfzig der Propheten versteckt hat und nicht alle hundert von ihnen. Im Hebräischen heißt es „in der Höhle“, was bedeuten könnte, dass sie alle in derselben Höhle versteckt waren. Wahrscheinlicher ist, dass „in der Höhle“ im distributiven Sinn zu verstehen ist, d. h. „pro Höhle“. Gemeint ist also nicht, dass er alle Propheten in einer Höhle versteckt hat, sondern dass er sie „zu fünfzig in zwei Höhlen“ (TOB; ähnlich NAB) versteckt hat. Dies ist wahrscheinlich auch die beabsichtigte Bedeutung in NJB, wo es heißt „fünfzig auf einmal in einer Höhle“. Obwohl das Hebräische hier den bestimmten Artikel verwendet, da die Höhle bekannt war, erfordert der englische Sprachgebrauch den unbestimmten Artikel wie in RSV. In bestimmten Sprachen, in denen Höhlen nicht so bekannt sind, müssen die Übersetzer vielleicht von einem „Loch in den Felsen“ oder etwas Ähnlichem sprechen.
Er gab ihnen Brot und Wasser: In einigen Sprachen ist es wichtig, eine wörtliche Wiedergabe des Verbs „füttern“ zu vermeiden, da dies das Bild einer Person vermitteln könnte, die ein Kind mit dem Löffel füttert. Einige andere Möglichkeiten, die beabsichtigte Bedeutung zu vermitteln, sind „versorgt“ (NAB) und „versorgt“ (NJPSV). Die Form des hebräischen Verbs sollte in diesem Zusammenhang wahrscheinlich mit „ständig versorgt“ (AB) oder „versorgt gehalten“ (NJB) übersetzt werden, d. h. er hat sie nicht nur einmal gefüttert. In einigen Sprachen wird dieser Gedanke durch die Verwendung der gewohnheitsmäßigen Verbform ausgedrückt.
Das hebräische Substantiv Brot wird oft in einem allgemeinen Sinn für „Nahrung“ verwendet, und das scheint auch hier der Fall zu sein (so GNT, REB, NAB, NJB). In ähnlicher Weise kann das Wort Wasser in der allgemeineren Bedeutung von „trinken“ verstanden werden (REB, NAB, NJPSV). Vergleiche 1. Könige 13,8.
Roger L. Omanson – Ein Handbuch über 1.& 2. Könige
Im dritten und letzten Jahr der Hungersnot beauftragte Gott Elia, sich König Ahab zu zeigen. Elia hatte Gottes Wort, daß er die Trockenheit bald beenden würde. Die Hungersnot im Land war in der Hauptstadt Samaria besonders hart. (Vgl. die Hungersnot [-nöte] in den Tagen Elisas, 2Kö 4,38; 6,25; 7,4; 8,1 .) Gott hatte diese Katastrophe besonders zu den bösen Beteiligten, Ahab und Isebel, gesandt. Diese Tatsache veranlaßte Ahab und seinen vertrauten Diener Obadja , in verschiedene Richtungen zu gehen, um in den Tälern oder nahe den Quellen nach ein wenig Gras zu suchen, wo die am meisten benötigten Tiere (Pferde und Maultiere) grasen könnten. Obadja hatte eine große Verantwortung am Hof Ahabs (verantwortlich für Ahabs Palast). Er war auch jemand, der ernsthaft an den Herrn glaubte (er ist aber nicht der Schreiber des biblischen Buches dieses Namens). Ob Isebel von Obadjas Verpflichtung dem Herrn gegenüber wußte, ist nicht klar, aber er und die Königin waren ohne Zweifel keine Freunde. Isebels Ziel war es, den Gottesdienst für Jahwe durch den Dienst für Baal-Melkart zu ersetzen. Ihr Plan schloß ein, die Propheten des HERRN zu töten ( 1Kö 18,4 ). Obadja, der von ihrem Plan wußte, versteckte 100 Propheten des Herrn in Höhlen und versorgte sie mit Essen und Wasser – eine schwierige Aufgabe in Tagen extremer Hungersnot und Trockenheit. Offensichtlich gab es viele in Israel (vgl. 1Kö 19,18 ) und wahrscheinlich auch in Juda, die zu dieser Zeit an den Herrn glaubten, obwohl Israel als Ganzes abgefallen war.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
In 1 Könige 18 finden wir einen Mann, dem der Heilige Geist ein sehr schönes Zeugnis ausstellt, der Jehova sehr fürchtete, aber sich doch von Elia sagen lassen mußte, daß nicht Jehova, sondern der götzendienerische König Ahab sein Herr sei (1. Kön 18,8). Von diesem Mann, dem Verwalter des königlichen Palastes, sagt das Wort: „Obadja fürchtete Jehova sehr; und es geschah, als Isebel die Propheten Jehovas ausrottete, da nahm Obadja hundert Propheten und versteckte sie, je fünfzig Mann in eine Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser“ (1. Kön 18,3 und 4). Obadja selbst teilt später dem Propheten mit, daß er Jehova von seiner Jugend an gefürchtet habe (V. 12). Daraus dürfen wir wohl entnehmen, daß auch seine Eltern fromme Leute waren, die ihm den Namen Obadja, d. h. „des Herrn Diener“, offenbar in dem Wunsch gegeben hatten, ihn als Diener Jehovas aufwachsen zu sehen. Daß Obadja sich nicht durch die Sitten der damaligen Zeit, in welcher der Baalsdienst der vorherrschende Gedanke war, verführen ließ, sondern im Glauben ausharrte, war entschieden ein Beweis seiner Treue. Auch gehörte Mut dazu, am Hofe der Isebel, die von bitterem Haß gegen den Dienst Jehovas erfüllt war, zu weilen und zugleich im geheimen für die Bedürfnisse der Propheten Gottes Sorge zu tragen. Obadja verdiente also den Namen eines gottesfürchtigen Mannes. Er hatte auch ein Herz für die Leiden der Diener Jehovas. Dennoch waren seine Wege nicht in Übereinstimmung mit der bekannten Wirksamkeit des Geistes Gottes in jenen Tagen. Das war eben unmöglich, solange er nicht bloß Gottes Diener sondern auch Ratgeber und Diener eines Königs war, in dessen Reich die Ungerechtigkeit herrschte. Sein gleichsam aus „Wolle und Leinen“ gewebtes Gewand bildete einen schroffen Gegensatz zu dem „ledernen Gürtel“ des Elia, und das wurde bei dem Zusammentreffen dieser beiden Männer offensichtlich. Sie begegnen sich an dem Tage, als Obadja und Ahab infolge der furchtbaren Dürre durchs Land zogen, um Gras für die Rosse und Maultiere zu suchen, während Elia von Gott den Auftrag empfangen hatte, Ahab mitzuteilen, daß Er wieder Regen auf den Erdboden geben wolle. In der hochinteressanten Unterredung, die sich zwischen diesen beiden Männern Gottes entwickelt, wird der durch die Verbindung mit der Welt schwankende Charakter Obadjas und sein geteiltes Herz ganz offenbar. Elia, der von dem allgemeinen Abfall völlig getrennt war und im Gehorsam, auf Gottes Befehl, mutig die Botschaft seines Herrn an Ahab auszurichten im Begriff stand, fordert Obadja auf, ihn bei dem König, seinem Herrn, anzumelden. Aber Obadja, dieser Mann, der Jehova sehr fürchtete und eine von Gott anerkannte Hingabe für die Seinen gezeigt hatte, weigert sich aus Furcht. Das ist auch ganz natürlich, denn nur ein Mann ungeteilten Herzens, der von Menschen unabhängig ist, vermag auf jeden Befehl Gottes einfach zu antworten: „Dein Knecht will gehen.“ Zu Seiner Verteidigung sagt Obadja: „Was habe ich gesündigt?“ Doch warum das, da doch Elia ihn keiner Sünde beschuldigt, noch irgendwie sein Verhalten getadelt hatte? Es war die leise Stimme des Gewissens, die den Verwalter Ahabs daran erinnerte, daß seine Stellung Jehova gegenüber nicht so war, wie sie sein sollte. Und in der Erkenntnis dieser falschen Stellung fühlte er, wie jeder von uns, wenn wir auf eine Abweichung vom Wege Gottes aufmerksam gemacht werden, das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen und von sich selbst ein gutes Zeugnis abzulegen. „Ist meinem Herrn“ sagt er, „nicht berichtet worden, was ich getan habe, als Isebel die Propheten Jehovas tötete? daß ich von den Propheten Jehovas hundert Mann versteckte … und sie mit Brot und Wasser versorgte?“ Das war ja wahr, es ist im Anfang des Kapitels ausdrücklich vom Geiste Gottes mitgeteilt, aber es war nicht die Sache Obadjas, dies festzustellen. David rühmte sich seines Sieges über den Löwen und Bären erst, als er beweisen mußte, daß er nicht in eigener Kraft gegen Goliath vorging. Paulus behielt vierzehn Jahre lang das Geheimnis der Entrückung in den dritten Himmel für sich und sprach es nicht eher aus, als bis der Zustand der Korinther ihn dazu zwang. Wir bemerken auch nicht, daß das Erinnern an frühere gesegnete Tage den Propheten veranlaßte, seine Zurückhaltung Obadja gegenüber aufzugeben. Er sah in ihm einen Mann, der der Welt diente, den Diener seines Herrn Ahab. Und so wie zwischen dem in Sodom lebenden Lot und Abraham keine Gemeinschaft des Geistes bestand, ebensowenig konnte eine solche zwischen Elia, dem Fremdling im Lande, und Obadja, dem Verwalter des Hauses Ahabs, vorhanden sein. Und ist es nicht auch heute noch so? Genügt das Erinnern an eigene Treue in der Vergangenheit, um die Gemeinschaft mit dem Volke Gottes wiederherzustellen? Lautet nicht immer die entscheidende Frage: Trägst du jetzt Vorsorge für den Herrn oder für das Fleisch? Kommst du jetzt vom Himmel oder von dem Hofe Ahabs? Wir können nicht der Welt dienen, ihrem Zuge folgen und zugleich mit den Heiligen Gemeinschaft pflegen. Weltliebe trennt uns nicht nur von Gott, sondern auch von den Geschwistern, und wenn wir bei den genannten Gläubigen auch leuchtende, durch die Gnade hervorgebrachte Eigenschaften entdecken: bei Lot eine sich über das Böse quälende Seele, bei Eli große Ergebenheit, bei Jonathan einen starken Glauben und ein Herz voll Liebe, bei Obadja endlich eine aufopfernde, selbstlose Barmherzigkeit gegen die Propheten Jehovas – eine Sache trennte doch alle von ihren treueren Zeitgenossen, Abraham, Samuel, David und Elia, und das war das aus Wolle und Leinen zusammengewebte Kleid, und infolgedessen die Weltliebe, die sie mehr oder minder mit ihren Zuneigungen zum Herrn zu verbinden suchten, der Mangel an Mut, an Ausharren und vor allem an einem vertrauten Verhältnis zu ihrem Herrn
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