Tag: 4. November 2025

Aus der Hand der Scheol würd’ ich sie auslösen, vom Tode sie freikaufen.

Von Gewalt des Scheols werde ich sie erlösen, vom Tode sie befreien! Wo sind, o Tod, deine Seuchen? wo ist, o Scheol, dein Verderben? Reue ist vor meinen Augen verborgen.
Elberfelder 1871 – Hosea 13,14

Erst aus der Hand des Gruftreichs gelte ich sie ab,
erst aus dem Tod erlöse ich sie.
Herbei mit deinen Seuchen, Tod,
herbei mit deinem Pestfieber, Gruft!
Vor meinen Augen muß die Tröstung sich bergen.
Buber & Rosenzweig – Hosea 13:14

Aus der Hand der Scheol würd’ ich sie auslösen, vom Tode sie freikaufen. Wo ist deine Pest, Tod, wo deine Seuche, Scheol? Reue ist vor meinen Augen verborgen.
Die Philippson-Bibel – Hos 13,14

Aus der Hand der Unterwelt will ich sie erretten und vom Tod sie erlösen. Wo ist deine Strafe, Tod? Wo ist dein Stachel, Unterwelt? Ein Trost ist meinen Augen verborgen.
Septuaginta Deutsch – Hos 13:14

der Trost ist vor meinen Augen verborgen Das mit „Trost“ übersetzte hebräische Wort noḥam kann auch die Bedeutung „Reue“ oder „Bedauern“ haben. Gott wird seinen Plan, für sein Volk den Tod zu überwinden, nicht „bereuen“ (d.h. seinen Willen nicht ändern). Paulus zitiert einen Teil dieses Verses in 1.Korinther 15,55.

Reformations-Studien-Bibel

Gott wird die Schuld Israels nicht vergessen, sie ist wie in einem Bündel eingeschnürt. Wenn der entscheidende Tag kommt, wird es dem Volk gehen wie dem Kind, das geboren werden soll und den Mutterschoß nicht verlassen kann, weil es sich quer gelegt hat. – Übers. und Deutung von V. 14 sind umstritten. Frühere Auslegungen verstanden den Wortlaut als eine Verheißung (ähnl. wie Paulus in 1. Kor 15,55, der die alte griech. Übers. zitiert). Doch hier im Zusammenhang erwartet man eher ein Gerichtswort: Tod und Hölle werden über Ephraim regelrecht herbeigerufen. Mitleid (das hebr. Wort kommt nur an dieser Stelle vor, deshalb ist die Bedeutung nicht gesichert) kennt Gott nicht mehr.

Stuttgarter Erklärungsbibel 2023

Gott wird die Schuld Israels nicht vergessen, sie ist wie in einem Bündel eingeschnürt. Wenn der entscheidende Tag kommt, wird es dem Volk gehen wie dem Kind, das geboren werden soll und den Mutterschoß nicht verlassen kann, weil es sich quer gelegt hat. – Die Bedeutung von V. 14 ist umstritten. Luthers Übersetzung folgt der alten griechischen, die von Paulus in 1Kor 15:55 zitiert wird. Hier im Zusammenhang erwartet man eher ein Gerichtswort als eine Verheißung. Der hebräische Text kann ohne Schwierigkeit in beide Richtungen verstanden werden. Die andere Möglichkeit würde lauten: »Aber sollte ich sie … erretten? Tod, ich selbst werde dir als Geißel zur Verfügung stehen, und dir Totenreich, als Pest. Mitleid (das hebräische Wort kommt nur an dieser Stelle vor, deshalb ist die Bedeutung nicht gesichert) kenne ich nicht mehr.«

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel 2005

Soll ich sie aus der Gewalt der Unterwelt befreien? Im Alten Testament ist „Unterwelt“ ein Eigenname und kann eine poetische Personifizierung des Grabes sein (z. B. 1 Könige 2,6; Ps 141,7). Es kann aber auch das düstere Schicksal der Bösen nach dem Tod bezeichnen (z. B. Ps 49,14–15). Die ähnliche Formulierung wie in Ps 49,15 lässt vermuten, dass Hosea den „Tod“ Ephraims im zweiten Sinne, also als Verdammnis, versteht. Deshalb fragt sich Gott, ob er Ephraim vor solchen Folgen retten soll. Tod, wo sind deine Plagen? Wenn der Herr ihr starker Befreier ist, dann kann nicht einmal der Tod sie erschrecken oder ihnen schaden. In 1 Kor 15,55 zitiert Paulus einen Teil von Hos 13,14. In diesem Zusammenhang betrachtet er die allgemeine Auferstehung als Gottes Triumph nicht nur über den körperlichen Tod, sondern auch über das ewige Gericht für die Gläubigen. Leider lehnt Israel zu Hoseas Zeiten die einzige Kraft ab, die es retten kann. So bleibt Gottes Mitgefühl verborgen, und Israel wird elendig zugrunde gehen (V. 15–16).

The ESV Study Bible

Der Begriff, der hier mit „Grab“ übersetzt wird (hebräisch „Scheol“), bezieht sich auf das Reich der Toten (siehe Hiob 3,11–19; Anmerkung zu Hiob 7,9). Der Herr hat sogar über den Scheol die Macht und könnte Israel retten, wenn er wollte. Aber er hat kein Mitleid mit den Israeliten und ruft den Tod, um sie zu bestrafen. • In der griechischen Version dieses Verspaares heißt es: „Tod, wo ist deine Strafe?“ / O Grab [Hades], wo ist dein Stachel? Vgl. 1 Kor 15,55.

New Living Translation Study Bible 2008

Ich werde sie aus der Macht des Grabes befreien. Ganz anders als der Mensch, der sich weigert und nicht geboren werden kann, sagt Gott, dass er vorhat, uns vom Tod zu befreien, sowohl vom geistigen als auch vom körperlichen. Die Hoffnung auf Leben liegt allein in Gott. Das Neue Testament zitiert diesen Text in Bezug auf die Auferstehung des Leibes (1 Kor 15,55) und wendet ihn direkt auf Gottes Absicht und Macht an, vom physischen Tod zu erlösen. Die Buße soll vor meinen Augen verborgen bleiben. Der Gedanke dahinter ist, dass Gott in Bezug auf die versprochene Erlösung vom Tod und dessen Vernichtung nicht nachgeben oder seine Meinung ändern wird. Die Verheißung des Evangeliums ist sicher und kann nicht vereitelt werden.

The Reformation Heritage KJV Study Bible

Ich werde befreien … Ich werde erlösen. Das hebräische Original lässt sowohl Aussagen als auch Fragen zu (Soll ich befreien? … Soll ich erlösen?), und der Kontext scheint wenig Hoffnung zu bieten („Ich werde kein Mitleid haben“). Wo bist du, Tod … Wo bist du, Grab? Im neuen Bund können diese Worte ganz anders verstanden werden, weil der Tod Christi am Kreuz den Tod für uns besiegt hat, und so konzentriert sich der Wortlaut von 1 Kor 15,55 auf die positive Bedeutung dieses Verses. Dort hilft uns Paulus zu erkennen, dass der Tod nicht mehr seine „Plagen“ und „Zerstörung“ (ewiges Gericht) hat, sondern einer gesegneten Auferstehung zum ewigen Leben weicht.

NIV Biblical Theology Study Bible

PAULUS OROSIUS: Wenn die Herrlichkeit der Unvergänglichkeit in dieser Zeit vor allen Menschen verborgen ist, wie kannst du dann in genau dieser Zeit damit prahlen, dass du mit eben dieser Unvergänglichkeit bekleidet werden kannst? Denn so wie das Versinken in Sünde für die Menschen der Anfang der Vergänglichkeit geworden ist, so wird die Sündenlosigkeit der Anfang der Unvergänglichkeit sein. Wer hat das denn vor dem Gericht Gottes versteckt oder aus dem Schoß Christi genommen und dir gegeben? Oder denkst du vielleicht, dass ein Mensch das in Zukunft nicht von der Hand des Herrn verdienen würde? Dieser super angesehene Mann, Paulus, lehrt das und sagt: „Wenn aber das Sterbliche Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird das Wort erfüllt sein, das geschrieben steht: ‚Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ Der Stachel des Todes ist die Sünde“ [1Kor 15,54–55]. Damit zeigt der Apostel, dass niemand den Tod und die Sünde verspotten darf, bis die Unsterblichkeit auf die Sterblichkeit folgt und die Unvergänglichkeit auf die Vergänglichkeit, und wenn mit der Zerstörung der Schwachheit die vollkommene Tugend folgt. VERTEIDIGUNG GEGEN DIE PELAGIANER 32.

Ancient Faith Study Bible

Außerdem hat der Herr alle befreit und sie durch das Leiden am Kreuz und das Vergießen seines Blutes erlöst, als seine Seele in die Unterwelt hinabstieg und sein Fleisch nicht von Fäulnis befallen wurde; und er spricht sowohl vom Tod selbst als auch von der Unterwelt: „Ich werde dein Tod sein, o Tod!“ Aus diesem Grund bin ich gestorben, damit ihr durch meinen Tod sterben könnt. ‚Ich werde dein Stachel sein, o Hades‘, denn du hast alles mit deiner Kehle verschlungen“ (Hieronymus).

The Orthodox Study Bible: Notes

Scheol, die Unterwelt, das Land der Toten. Der Herr wird Israel sogar aus dem Scheol retten, wenn Israel bereut.

The Jewish Study Bible

»Loskaufen – zurückkaufen«: s. 3Mo 25,48ff; Jes 41,14; 43,1; 49,26; 54,5; Ps 49,8f.16; Mk 10,45.
»Aus der Hand des Totenreiches will ich sie loskaufen«: Gott tut das, was Menschen nicht fertigbringen können (vgl. 11,8f). Im Gegensatz zu Paulus (1Ko 15,55) waren Calvin und andere so vom Gerichtsernst des Vorhergehenden gebannt, daß sie hier kein Heilswort vermuten wollten und V.14 entgegen dem hebräischen Wortlaut als Fragesatz übersetzten.
Zunächst geht es wohl um die Befreiung und um das Wiedererstehen des Volkes. Gott spricht vom Entreißen aus dem Scheol (dem Totenreich; die Hölle überwindet Jesus wohl erst im Jüngsten Gericht). Gott beseitigt also das leibliche Vergehen und mit ihm auch den Zusammenhang von Schuld und Vergeltung, Sünde und Todr. Aus der Gesamtschau hat Paulus mit Recht die Auferstehung des einzelnen hier verheißen gesehen. Hosea konnte nicht wissen, wie dieses göttliche Wunder der Barmherzigkeit geschehen würde. Seit Jesu Tod am Kreuz weiß seine Gemeinde, welchen Preis die Liebe zahlt. Freilich rettet Gott nicht vor, sondern erst aus dem Tod, durch den Tod hindurch.
»Rache verbirgt sich vor meinen Augen«: Gott hat auch weiter das Recht auf Gericht (»Rache«). Aber im Ringen Gottes zwischen Barmherzigkeit und Recht siegt die Vergebung. Mancher meinte hier herauslesen zu können, daß Gott letztlich sich aller erbarme. Aber wir dürfen nicht zu viel in diese Stelle hineinlegen. Die Stellung der Heilsverheißung zwischen 13,1–13 und 13,15–14,1 zeigt, wie ernst es Gott mit dem Gehorsam nimmt und daß der Gerettete wie ein angebranntes Holz aus dem Feuer herausgerettet wird.

Wuppertaler Studienbibel

Dass Jahwe in V. 14 wieder das Volk anspricht, deutet Hosea mit der Wende zum Plural an. Mit seinen schwer verständlichen Aussagen spielt der Prophet auf den Tod Rahels an und damit auch auf das Ende seines Volkes. Doch die folgenden Worte sind nicht eindeutig. Es gibt vier mögliche Verstehensweisen:
Die alten Übersetzungen wie die griechische LXX und die lateinische Vul deuten den ganzen Vers 14 als Heilsprophetie: LXX:
Aus der Hand der Unterwelt werde ich sie erretten
und vom Tod werde ich sie loskaufen.
Wo ist dein Gericht, Tod?
Wo ist dein Stachel, Unterwelt?
Trost ist verborgen vor meinen Augen.
Vul:
Aus der Hand des Todes werde ich sie befreien,
vom Tod erlöse ich sie.
Ich werde dein Tod sein, oh Tod!
Dein Töter werde ich sein, Unterwelt!
Erbarmen ist verborgen vor meinen Augen.

Diese Deutung als Heilsworte findet sich noch in der LÜ 1956: »Aber ich will sie erlösen aus der Hölle … Doch ist der Trost vor meinen Augen verborgen«, und in der LÜ 1984: »Aber ich will sie aus dem Totenreich erlösen … Rache kenne ich nicht mehr«.
Diese erste Deutungsmöglichkeit ist allerdings nicht ratsam, denn das Versende spricht eine andere Sprache: »Erbarmen verbirgt sich vor meinen Augen« (13,14e). Zudem wäre ein Heilswort inmitten einer Gerichtsrede, die mit einem definitiven Gerichtswort (14,1) endet, äußerst ungewöhnlich.
Die ZÜ verschiebt die heilvolle Rettung auf die Zeit nach dem Sterben und übersetzt: Erst aus der Hand des Totenreichs löse ich sie aus,
erst vom Tod erlöse ich sie.

Der Leser muss aus dem Kontext erkennen, dass die Aussage auf die Zukunft zu deuten ist. Im hebräischen Text findet sich dieses zweifache erst der ZÜ nicht.

Einige Kommentatoren deuteten diese Parallelsätze als rhetorische Fragen (Wolff, 1961, 286, 296f.; Rudolph, 236, 245; J. Jeremias, 160, 166f.): Aus der Gewalt der Unterwelt entreiße ich sie?
Vom Tod erlöse ich sie?
Die Antwort lautet: »Nein, keineswegs!« Diese Übersetzung ist möglich, denn im Hebräischen wird ein Fragesatz nicht immer als solcher gekennzeichnet (Rudolph, 240).

Die beste Deutung wird wohl sein, dass Jahwe die Wünsche der Ephraimiten zum Ausdruck bringt: Aus der Gewalt der Unterwelt soll ich sie retten.
Vom Tod soll ich sie erlösen.

Jahwe stellt fest, dass sie von ihm aus der Unterwelt und dem Tod gerettet und losgekauft werden wollen. Auch hier wären Fragezeichen statt der Punkte angebracht: Jahwe fragt sich, ob er sie wirklich erlösen soll. Dieses Wünschen entspricht demjenigen von Hos 6,1–3, wo das Volk mit Zuversicht betet: Er wird uns in zwei bis drei Tagen gewiss von den tödlichen Krankheiten wieder aufstehen lassen! Auch Jakob wünschte sich sehnlichst, Gott möge seine Lieblingsfrau Rahel bei der Geburt Benjamins vom drohenden Tod erretten. Er kann das!

Doch Jahwe will sich nicht mehr über Ephraim erbarmen, sondern ruft nach den Seuchen des Todes und dem Stachel der Unterwelt (13,14cd). Er tut es dramatisierend, doppelt fragend: ’ĕhî ›wo‹. Wo sind deine Seuchen, wo ist dein Stachel? Her damit! Ich kenne kein Erbarmen mehr!

Zur Formulierung dieser pathetischen und ungewöhnlichen Aussagen von 13,14, die wie ein prophetisches Gedicht klingen, ließ sich Hosea von Quellen inspirieren, die ihm wichtig waren. Ähnliche Aussagen finden sich im Bundeslied Moses. Dort liest man, wie Jahwe sein Volk mit seinem Gericht verfolgt, sodass sie »erschöpft vor Hunger und verzehrt vom Fieber, durch den giftigen Stachel, den Zahn wilder Tiere und das Gift der Schlangen« umkommen werden (5Mo 32,24; ÜGis). Den beiden Texten 5Mos. 32,24 und Hos 13,14 sind der Inhalt und das zentrale, seltene Wort qäṭäv ›Stachel‹ gemeinsam, das im AT viermal vorkommt. Hosea lässt sich durch die Gerichtsankündigungen seines großen Vorgängers leiten, um dem Volk seiner Zeit seine totale Verlorenheit aufzuzeigen! Israel vergaß seinen Wohltäter (13,6). Jetzt hat es keinen Retter mehr (13,9–10). Ihn erwartet nun das erbarmungslose Gericht Jahwes, die Vernichtung (13,14).

Der Tod und die Unterwelt sind hier personifizierte Mächte, die Jahwe anspricht. Das wird poetische Überhöhung (wie Ps 49,15f.) und prophetische Freiheit der Ausdrucksweise sein (  Jes 5,14; 14,9; 28,15; Hab 2,5), kann aber zugleich mit der altorientalischen Kultur zusammenhängen. Im ugaritischen Baalhymnus aus dem 13. Jahrhundert ist der Tod, d.h. Mot, ein Sohn des Hochgottes El. Sein Bruder Baal muss zu Mot in die Unterwelt, ins Land der Seuche, und wird von ihm umgebracht. Dessen Kinder helfen ihm dabei. Eines davon ist der Stachel (TUAT III, 1177ff.). – Alle wichtigen Begriffe, Tod, Unterwelt, Seuche und Stachel, die man in Hos 13,14 findet, trifft man somit auch in diesem Baalhymnus. Die Beziehung Israels zur kanaanäischen Kultur und Religion wird hier wiederum deutlich, aber auch der große Unterschied! Im AT finden sich keine mythischen Vorstellungen von Götterkämpfen; hier handelt Jahwe allein – und es gibt keinen außer ihm (Hos 13,4). Er ruft die Seuchen des Todes und den Stachel der Unterwelt: »Wo seid ihr, kommt und verderbt mir Ephraim.«

Was mit dem Stachel der Unterwelt gemeint ist, wird in diesem Zusammenhang nicht deutlich. Im Baalhymnus ist es ein Untergott oder ein Dämon, der auf die Götter und damit auch auf Menschen todbringende Wirkungen hat. Auf dem Hintergrund des Moseliedes könnte der »giftige Stachel« (5Mo 32,24) mit einer Krankheit oder einem wilden Tier in Verbindung gebracht werden. In Ps 91,6 finden sich wie in Hos 13,14 ebenfalls beide Worte Seuche und Stachel parallel hintereinander. Dort ist die Seuche ein »Schrecken der Nacht« und der Stachel entspricht dem »schwirrenden Pfeil am Tag« (Ps 91,5–6). Der Stachel wird somit ein todbringender »Pfeil« aus der Unterwelt sein, der gemäß Jes 28,2 mit dem Sturm und großen Wassermassen einhergehen kann. Erbarmungslos will Jahwe die Seuchen des Todes und den Stachel aus der Unterwelt auf sein Volk kommen lassen. Er will die vollständige, erbarmungslose Vernichtung der Ephraimiten!

Paulus lässt sich in seiner Abhandlung über die Auferstehung von den Toten von diesem Text zu einem Siegesruf inspirieren (1Kor 15,55; LÜ 1912/1956):

Paulus:
Der Tod ist verschlungen vom Sieg.
Tod, wo ist dein Stachel?
Hölle, wo ist dein Sieg? – nike
Hosea, LXX:
Tod, wo ist dein Gericht? – dike
Unterwelt, wo ist dein Stachel?

Dabei hatte Paulus, wie in der ersten Christengemeinde üblich, die griechische Übersetzung des AT im Gedächtnis und zitiert frei. Statt dike ›Gericht‹ wird er aber nike ›Sieg‹ in Erinnerung gehabt haben. Zudem verbindet er den Stachel mit dem Tod und den Sieg mit der Hölle, d.h. der Unterwelt. Die Botschaft des Apostels ist klar: Durch die Auferstehung Jesu ist dem Tod seine Schreckensherrschaft genommen. Jahwe wird sein Volk nicht mehr mit dem Stachel des Todes und einem Sieg der Unterwelt vernichten, weil Jesus diese Strafe auf sich genommen und überwunden hat. Auch damals, als Jesus rief: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen« (Mt 27,46), hieß es: »Erbarmen verbirgt sich vor meinen Augen« (Hos 13,14e) – obwohl das »Herz Gottes sich im Leib umdrehte und sein Gemüt vollständig erzitterte« (Hos 11,8). Jetzt erst kann Jahwe dem Wunsch des Volkes entsprechen und seinen Sohn – wie auch sein Volk – »aus der Gewalt der Unterwelt entreißen und vom Tod erlösen« (Hos 13,14ab; 1Kor 15,55).

Edition C Bibelkommentar Altes Testament

    Gewöhnlich wird Vers 14 a als Ausdruck der Hoffnung und Verheißung der Errettung verstanden. Aber vom Kontext her ist dies schwierig. Zwar ist die Prophetie Hoseas durch einen plötzlichen Wechsel zwischen Gericht und Gnade gekennzeichnet, aber hier scheint dies kaum möglich zu sein (der Wechsel kommt eher in Hos 14,1 ) und würde Hos 13,14 a von der folgenden Hälfte des Verses (V. 14 b, Ich werde kein Mitleid haben ) abtrennen. Besser ist es, die ersten beiden Aussagen als rhetorische Fragen zu übersetzen, die eine negative Antwort erwarten: “ Soll ich sie aus der Macht des Scheol erlösen? Soll ich sie aus dem Tod erretten? „
    Die nächsten beiden Fragen ( Wo, o Tod, sind deine Plagen? Wo, o Grab, ist deine Zerstörung? ) wären dann Appelle an den Tod, seine „Plagen“ und seine „Zerstörung“ gegen Ephraim kommen zu lassen (vgl. V. 14 b. 15-16 ), nicht ein triumphaler Schrei des Sieges über den Tod. Natürlich hat Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes die Worte dieses Textes im letzteren Sinne angewandt (vgl. 1Kor 15,55-56 ). Paulus bezieht sich hier jedoch auf die Schrift, wie sie gewöhnlich verstanden wurde (vgl. die LXX). Er will keine textliche oder exegetische Analyse von Hos 13,14 geben.

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar