Die feste Nahrung ist für reife Menschen

die feste Speise aber ist für Erwachsene, (W. Vollkommene; im Griech. für „Erwachsene“ gebraucht) welche vermöge der Gewohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.
Elberfelder 1871 – Hebräer 5,14

Nur wer erwachsen und reif ist, kann feste Nahrung zu sich nehmen. Ich meine: Nur wer im ständigen Gebrauch des Wortes Gottes seine Urteilsfähigkeit geschult hat, der kann auch zwischen Gut und Böse unterscheiden.
Hoffnung für alle – 1996 – Hebräer 5:14

Doch die feste Nahrung ist für die Erwachsenen bestimmt, und damit sind die gemeint, die ihre Sinne durch ständige Übung geschult haben und dadurch fähig sind, Gutes und Böses zu unterscheiden.
das Buch – Hebr 5,14

einige Gedanken dazu hatten wir ja schon einmal

Die Frage stellt sich ja: bin ich schon in der Lage, ganze Kapitel der Bibel zu lesen und zu verstehen, oder bin ichnoch in der Phase, wo ich einzelne Verse erklärt bekommen muss. Im Übrigen: die Bibel ist nie alsVerssammlung, sondern immer als ein Buch geschrieben worden. Deshalb werde ich die Bibel nie wirklich verstehen, wenn ich Verse aus dem Zusammenhang reiße.

„Die feste Speise aber ist für Gereifte, für jene, die durch Gebrauch ihr Wahrnehmungsvermögen geübt haben, um zu unterscheiden zwischen recht und falsch.“ (Hebräer 5:14, NW) Deswegen drängen reife Christen voran und gehen noch weiter als nur bis zu den Grundlehren. Sie folgen der Führung des Geistes Jehovas, „denn der Geist erforscht alle Dinge, selbst die tiefen Dinge Gottes“. (Hebräer 6:1; 1 Korinther 2:10, NW) Auch drängen sie voran zu reifen Werken, die sich auf ihr reifes Verständnis und ihre Wertschätzung der wunderbaren Geheimnisse stützen, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten sind.

Wachtturm – 15. April 1953

Während das Kind nicht in der Lage ist, das Gespräch der Erwachsenen zu verstehen, verfügt der Erwachsene über eine geistige Reife, die eben mit dem höheren Alter, aber auch mit der Entwicklung seiner Gaben zusammenhängt. Der Verfasser unterscheidet also zwischen Kindern und Erwachsenen (oder »Vollkommenen«, wie Luther übersetzt). Es ist offenkundig, dass diese Bildsprache auf eine äußerst kritische Situation der Gemeinde zielt. Die Leser haben sich einfach geweigert, ihre christliche Verantwortung zu übernehmen. Sie haben zwar im Glauben einen guten Anfang gemacht. Aber dieser Anfang kann ohne Frucht werden, wenn er von einer laschen Glaubenshaltung abgelöst wird, wo man die Hände in den Schoß legt. Ganz umgekehrt müssen die Leser als Glaubende fleißig sein, wie sie auch befähigt sind, »Gutes und Böses zu unterscheidend« (vgl. 1Kor 2,6.15; 14,20). Aber wiederum gilt es, die Gabe nicht ungenutzt liegen zu lassen, sondern sie zu üben »durch den Gebrauch«.
Die Anregung des Apostels Paulus, den Sinn zu erneuern, »damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene« (Röm 12,2), ist wie auf die Leser des Hebräerbriefes gemünzt. Nur in dem Maße, in dem sie »zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi« (Eph 4,13) hingelangen, werden sie aufhören, Unmündige zu sein.

Gerhard Maier – Edition C

In Vers 14 macht der Verfasser klar, was Reife heißt. Ein reifer Gläubiger hat einen Speiseplan ohne Einschränkungen und kann feste Speise zu sich nehmen. Ein reifer Christ ist mündig im Glauben. Das griechische Wort für Erwachsene ist „Ziel“. Ein gereifter Christ hat das Ziel seines geistlichen Lebens erreicht, weil er wirklich das angewendet hat, was er wusste, und er war somit offen, noch mehr zu lernen. Geistliche Reife ist das Ergebnis sorgfältiger Übung: … für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen. Ein reifer Christ ist in der Lage, verantwortliche Entscheidungen zu treffen. Der Auftrag von Vers 14 gilt für alle Christen, damit sie rechten Gebrauch von dem machen, was sie wissen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Wie sehnte sich der Schreiber danach, ihnen „feste Speise“ zu geben! Er hatte die großen Themen „Melchisedek“ und „Priestertum“ vorgestellt. Es gab ein Priestertum, das über dem des Aaron, ihres Landsmannes, stand, und der Schreiber sehnte sich danach, es darlegen zu können. Dies wird natürlich geschehen, denn die geistliche Unreife, die er beklagt, würde nicht für jeden einzelnen von ihnen gelten. Er muß das fehlende Vorwärtskommen bei einigen davon zurechtweisen und wird auch die größere Gefahr aufzeigen, die einige von ihnen ereilen könnte. Er wird aber nach einem kurzen Augenblick darauf zurückkommen, um die Herrlichkeiten jenes Priesters zu rühmen, der nach der Ordnung Melchisedeks wirkte. Dies wird feste Speise sein.
  Die feste Speise, die er ihnen anbot, war für Erwachsene bestimmt. Es war tatsächlich feste Speise, wobei hierin eine Herausforderung und Warnung für jeden Gläubigen liegt. Können wir diese feste Speise aufnehmen? Genießen wir sie? Was genau bedeutet diese „feste Speise“? Oh, durch wieviele herrliche Begriffe wird sie für uns im Wort vollständig beschrieben: Rechtfertigung! Sühnung! Versöhnung! Sühne! Vorherbestimmung! Erwählung! Heiligung! Gnade! Gerechtigkeit! Heiligkeit! Anbetung! Und das alles ist erst der Anfang. Es gibt die Herrlichkeiten unseres HERRN, derer wir uns erfreuen können: Seine Herrlichkeit als Person! Seine Herrlichkeit als Schöpfer! Seine Jungfrauengeburt! Seine moralische Herrlichkeit! Seine Kreuzigung! Seine Auferstehung! Seine Himmelfahrt! Seine Erhöhung! Die Herrlichkeit Seines Reiches! Es gibt so viel. Es gibt zu viel, um alles in dieser kurzen Zeit hier auf der Erde während unserer Pilgerschaft erfassen zu können. Wie gut steht es uns an, die Zeit auszukaufen und so weit wie möglich vorwärts zu kommen, während wir dazu imstande sind! Diese Hebräer hatten dies nicht getan und taten dies nicht. Sie hatten nicht die Gewohnheit entwickelt, sich mit dem Christus in Herrlichkeit und mit den großen, Ihn sowie das Evangelium betreffenden Lehren zu beschäftigen. Somit waren sie aufgrund des mangelnden Einsatzes ihres geistlichen Vermögens noch nicht erwachsen. Sie hätten es sein sollen. Doch sie waren es nicht.
 Ein Grundsatz der Physiologie besagt, daß unsere Sinne in dem Maße, wie wir sie schulen, schneller reagieren, sich beim Gebrauch herausbilden. Das gleiche Prinzip gilt auch im geistlichen Bereich. Ein Mensch lernt aufgrund des Gebrauchs seine Sinne einzusetzen, um unterscheiden zu können zwischen dem, was gut und nahrhaft, und dem, was abzulehnen ist. Das gleiche trifft auf geistliche Dinge zu. Der Gläubige, der sich gewohnheitsmäßig mit den großen Dingen beschäftigt, entwickelt die Fähigkeit und das Verlangen in bezug auf noch Größeres. Und bei dieser fortwährenden Beschäftigung mit Christus und dem Evangelium entsteht eine Fähigkeit, zwischen dem Guten und Bösen richtig zu unterscheiden. Ob dies das moralisch Gute und Böse oder das lehrmäßig Gute bzw. Böse umfaßt, ist weniger wichtig. Die von Gott gegebene Fähigkeit zur Unterscheidung und Differenzierung gilt in allen Bereichen. Der aufrichtige und ernsthafte Christ, der aus Gewohnheit seine Sensibilität geschult hat, wird zwischen Recht und Unrecht in jedem Bereich des Lebens unterscheiden können – in der Welt, in der Familie und in der Versammlung.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt