Denn ihr bedürfet des Ausharrens, auf daß ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontraget. Elberfelder 1871 – Hebräer 10,36
Denn standhaftes Ausharren -o: Geduld- tut euch not, damit ihr nach Erfüllung des göttlichen Willens das verheißene Gut -vgl. Kol. 1,5- erlangt. Hermann Menge Übersetzung – 1926 – Hebräer 10:36
Was ihr jetzt braucht, ist Geduld, damit ihr weiterhin nach Gottes Willen handelt. Dann werdet ihr alles empfangen, was er versprochen hat. Neues Leben – Bibel 2006 – Hebr 10,36
Dies ist nicht die Zeit, das Vertrauen (parrEsia; vgl. Hebräer 3,6;4,16;10,19 ), das sie haben, wegzuwerfen. Alles, was bisher über das „ewige Erbe“ gesagt worden ist – die Herrlichkeit der vielen Söhne – sollte ihnen eigentlich zeigen, daß dieses Vertrauen, wenn sie es festhalten, eine große Belohnung hat. Die Leser des Hebräerbriefes brauchen daher nur eines, wie der Verfasser schon mehrmals implizit und explizit deutlich gemacht hat: Geduld (hypomonEs), damit sie, indem sie den Willen Gottes tun (vgl. Hebräer 10,9), das ihnen Verheißene empfangen. Dieser Satz bringt wie kaum ein zweiter das zentrale paränetische Anliegen des ganzen Hebräerbriefes auf den Punkt.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Wahre Erkenntnis des Willens Gottes wird nicht auf dem Weg intellektueller Anstrengung erreicht. Vielmehr ist die Bereitschaft nötig, unseren Willen ganz dem Willen Gottes unterzuordnen, die ganze Hingabe unseres Lebens an den Herrn, um den Willen Gottes zu erkennen (Rö 12, 1–2). Und die Geduld, die Beharrlichkeit im Glauben, ist erforderlich, um den Willen Gottes zu tun. Geduld aber lernen wir im Christenleben nur in der Bedrängnis, nur durch Schwierigkeiten (Rö 5, 3). Geduld aber ist euch not, daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung erlangt. Rechte Erkenntnis und rechter Gehorsam sind also Voraussetzungen, um die Erfüllung der Verheißungen zu erfahren.
Wuppertaler Studienbibel
Diese Belohnung sollte jedoch nicht unmittelbar bzw. in der Gegenwart erfolgen. Als etwas noch Zukünftiges war sie wahrscheinlich mit der bema, dem Richterstuhl Christi (Röm 14,10; 2Kor 5,10), verbunden. Da dies so war, gab es eine Zwischenzeit, eine Periode des Wartens, während der sie Ausharren nötig hatten. Hypomone („Ausharren“) ist ein Wort, das dem in V.32 mit „erdulden“ übersetzten sehr ähnelt. Wie wir in diesem Vers feststellten, bedeutet es wörtlich „unter etwas bleiben“. Es geht um geduldiges Aus halten in Prüfungen, um ein Ausharren in Leiden. Was sie jetzt brauchten, war Ausdauer. Sie hatten viel gelitten und oft Verfolgung sowie Spott erlebt. Sie durften jetzt nicht aufgeben, sondern sollten im Ausharren den Weg des Glaubens weitergehen. Dies war ja der von Gott gewollte Weg für sie. Es ist etwas Glückseliges, auf dem von Ihm gewollten Weg erfunden zu werden. Er mag unbequem oder mühsam, ja, wirklich schwierig sein. Doch es ist der Weg des Segens, und dieser verheißene Segen erwartete sie . Sie würden den verheißenen Segen mit Sicherheit zu gegebener Zeit empfangen, denn der Erretter würde kommen.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
In dieser Lage rückt die Forderung des Ausharrens in den Vordergrund; »denn Geduld habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt«. Wie Trägheit eine große Gefahr darstellt, so auch zu große Eile. Was die Leser bedürfen, ist »Geduld«. Sowohl hier als auch in Heb 12,1 hat das Wort »Geduld« die Nebenbedeutung »Ausdauer«, »Beharrlichkeit«. Nur diejenigen, die wie Abraham ausharren, werden auch »die Verheißung erlangen« (vgl. Heb 6,12.15), d. h. bekommen, was Gott ihnen versprochen hat. Aber ehe die Verheißung erlangt werden kann, muss »der Wille Gottes« getan werden. Im Griechischen heißt es wörtlich: »… damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung erwerbt«. Wir haben hier an Jesus Christus zu denken, der gekommen ist, »um den Willen Gottes zu tun« (Heb 10,7.9). Geduldig ist er den Leidensweg gegangen. Ihm nachzufolgen, ist die hohe Berufung der Christen. Deshalb bedürfen sie einer ähnlichen Geduld (vgl. Heb 12,1f.). Das versprochene Erbe winkt ihnen aber vom Himmel her zu und wird ihnen auch den nötigen Mut zusprechen.
Gerhard Maier – Edition C
Das, was sie nötig haben, ist laut Vers 36 geduldiges Ausharren: Denn Ausharren habt ihr nötig. Die Leser müssen wissen, dass Versuchungen zum Glaubensleben gehören. Sie brauchen keinen größeren Glauben, sie brauchen mehr geduldiges Ausharren. Sie müssen Geduld üben, denn nur dann werden sie den Willen Gottes tun. Den Willen Gottes zu tun bedeutet, sie werden Lohn empfangen. Wer sich nach dem Willen Gottes richtet, wird die Verheißung davontragen. Die Verheißung beinhaltet zweierlei: erstens, geistliche Reife in diesem Leben, zweitens, Belohnung vor dem Richterstuhl Christi im nächsten Leben.
Mein Sohn, laß sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre klugen Rat und Besonnenheit; so werden sie Leben sein für deine Seele und Anmut deinem Halse Elberfelder 1871 – Sprüche 3,21–22
Mein Sohn, laß sie nimmer aus den Augen dir rücken, wahre Besinnung und Erwägung, und Leben werden sie sein deiner Seele, Gunstverleihendes deinem Hals. Buber & Rosenzweig – Sprüche 3:21–22
Mein Sohn, nicht sollen sie aus deinen Augen rücken bewahr Besinnen dir und Umsicht. Neftali-Herz-Tur-Sinai – Spr 3,21
»… lass sie nicht von deinen Augen weichen«: Die Gebote Gottes sollten dem Israeliten »Stirnbänder sein zwischen seinen Augen« (5Mo 6,8), d. h. seinen Blick richten (siehe auch Spr 4,21). Gott wies die Angehörigen seines Volkes auch an, Quasten an ihren Kleidern zu befestigen, welche sie an die Gebote des HERRN erinnern sollten, »damit ihr nicht umherspäht euren Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhurt« (vgl. 4Mo 15,38–39). Der Christ ist gewiesen, aufzuschauen zum Herrn Jesus (Hebr 12,2; siehe auch 2Kor 3,18). Das bedeutet so viel wie von ihm lernen, um ihm nachzufolgen. Er lehrt uns durch sein Wort; durch dieses bekommen wir »klugen Rat«, tûšijjâh, und lernen wir »Besonnenheit«. Gottes Lehren geben der Seele »Leben« und befreien uns von Sünde und Tod, und sie befreien uns von der Schande der Sünde (siehe V. 35) und legen »Anmut« um den Hals. Das sind die schönen Früchte, die der Baum des Lebens wachsen lässt.
Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche
Die Verse 21–26 werben einmal mehr für die Weisheit. Zunächst ergeht an den Sohn eine Ermahnung zu Umsicht und Weitsicht: Sie sollen nicht weichen von deinen Augen. Der erste Begriff läßt daran denken, daß man sich zu helfen weiß, der zweite spricht von vorausschauendem Überlegen und Planen. Der Sohn soll den Blick so auf sie heften, wie ein Seefahrer auf den Leitstern schaut. Wie ein Pilot auf das Kreuzzeigerinstrument achtet oder ein Autofahrer im Nebel auf die weiße Leitlinie, so soll er nichts tun ohne weise Überlegung. [22] Der Ermahnung folgen wieder begründende Wertschilderungen. Leben wird die Weisheit nicht bewirken, sondern sein. Es kann nicht einfach das physische Leben angekündigt sein, denn das hier gemeinte haben die Gottlosen nicht. Es muß sich also um ein Leben besonderer Qualität handeln. In den folgenden Versen wird es beschrieben. Der Vergleich um- und weitsichtiger Rede mit einem Schmuck legt sich nahe: Man braucht sich ihrer nicht zu schämen; sie wird gern beachtet und erregt Aufsehen.
Wuppertaler Studienbibel
Ein dritter Segen ist die Vorsehung des Vaters (3,21-26). Weil Gott unseren Weg lenkt, ist er in der Lage, uns zu schützen. Der Herr ist nicht verpflichtet, seine Kinder zu schützen, wenn sie willentlich ihren eigenen Weg gehen. Sie führen ihn nur in Versuchung, und das ist eine gefährliche Sache. In den frühen 40er Jahren fragte ein wütender Ungläubiger einen befreundeten Pastor: „Warum beendet Gott diesen schrecklichen Krieg nicht?“ Mein Freund antwortete leise: „Er hört ihn nicht auf, weil er ihn nicht begonnen hat.“ Er wurde von Menschen begonnen, die Gottes Weisheit ablehnten und ihre eigenen egoistischen Pläne verfolgten.
Wenn du dich Gott hingibst, gehört jeder Teil deines Körpers zu ihm und wird von ihm beschützt. Er wird dir helfen, dass deine Augen nicht abschweifen (V. 21), deinen Hals davor zu bewahren, dein Gesicht von Gottes Weg abzuwenden (Vv. 22siehe Lukas 9,53), dass deine Füße auf dem rechten Weg wandeln (Spr. 3,23, 26), und sogar dein Rückgrat ist sicher, wenn du schläfst (V. 24). Wenn plötzlich etwas Beängstigendes passiert, wirst du dich nicht fürchten (V. 25; siehe Pss. 112,7; 121,3-6), denn der Herr beschützt dich. Wie wir schlafen, ist manchmal ein Beweis dafür, wie sehr wir dem Herrn vertrauen (Pss. 4–5).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
JEHOVA Gott ist die große denkende Persönlichkeit, die von Ewigkeit her existiert und der Quell oder Schöpfer aller bestehenden Dinge ist. Als Kundgebung seiner Weisheit hat er andere denkende Persönlichkeiten mit geistigen Leibern und mit fleischlichen, menschlichen Körpern erschaffen. Im menschlichen Körper entsteht der Sinn einer denkenden Persönlichkeit durch die Funktion des lebenden Gehirns. Das Dasein intelligenter Persönlichkeiten, die also einen Sinn haben, der Vernunftschlüsse ziehen kann, ist ein Beweis davon, daß der Mensch von einer höheren Intelligenz, einem persönlichen Gott, erschaffen worden ist; denn eine bloß vernunftlose oder unpersönliche, nicht intelligente Kraft könnte niemals die vernunftbegabten, intelligenten, individuell denkenden Persönlichkeiten hervorbringen, die als Menschen existieren. Obwohl Wissenschaftler das physische Gehirn wägen, messen und analysieren und auch gewisse seiner Funktionen ermitteln können, können sie doch mit allen ihren Instrumenten nicht den Sinn oder die Intelligenz des Menschen ergründen. Ihre Bemühungen, den Sinn des Menschen dadurch zu beurteilen, daß sie sein Benehmen auf Grund gewisser Theorien zu erklären suchen, sind weder exakt noch wissenschaftlich. Und doch ist es wichtiger als irgend etwas anderes, daß man seinen Sinn schult und sein Denkvermögen behütet, weil das ewige Leben davon abhängig ist. „Behüte dein Denkvermögen und bewahre praktische Weisheit, und sie werden Leben sein für deine Seele.“ (Sprüche 3:21, 22; Matthäus 15:18-20; Römer 8:6, NW) Gesunder Rat darüber, wie man sein Denkvermögen behüten kann, findet sich in dem Worte Jehovas, dem Worte dessen, der die Gedanken des Menschen zu ermessen vermag. „Jehova kennt die Gedanken der Menschen.“ — Psalm 94:11. Das Denkvermögen setzt den Menschen instand, mehr zu tun als nur einer Anzahl einzelner Regeln zu folgen. Aber gleichwie es nötig war, daß der vollkommene Mensch Wasser und Nahrung zu sich nahm und Luft einatmete, damit sein unwillkürliches Verdauungssystem funktionierte, so mußte er auch Erkenntnis in sich aufnehmen, bevor sein willkürliches Denkvermögen funktionierte. Adam wurden gewisse Anweisungen gegeben, aber er mußte über diesen Aufschluß nachsinnen und ermitteln, wie er diese Anweisungen ausführen, zum Beispiel, wie er den Garten bebauen und die Tiere benennen konnte. Desgleichen Noah, ein unvollkommener Mensch. Gott gab ihm bis ins einzelne gehende Anweisungen über den Bau der Arche, doch mußte Noah über diese Anweisungen nachdenken, sie mit anderen Dingen vergleichen, von denen er Kenntnis erhalten hatte, als er mit Gott wandelte, und dann mußte er Pläne aufstellen und sie ausführen, indem er Baumaterialien bereitmachte, die Arche baute, die Tiere zusammenrief und für ihre Ernährung sorgte. Jehova erwartete, daß Menschen ihr Denkvermögen anwandten. — 1. Mose 2:15, 19; 6:13-21. Was ist dieses Denkvermögen? Es ist der Vorgang, durch die Sinne Kenntnisse oder Aufschlüsse aufzunehmen, die aus erklärten Grundsätzen oder praktischen Beispielen bestehen, ferner, diese Gedanken alle zu zergliedern, miteinander zu vergleichen und zu verknüpfen und auf Grund dieses Denkvorganges Schlußfolgerungen zu ziehen, sich ihrer später wieder zu erinnern und dann das Notwendige aus solchen Gedanken und Folgerungen zu schöpfen, um Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen oder auch um konstruktive und fortschrittliche Pläne für künftige Fortschritte zu machen. Der Denkprozeß beginnt schon gleich nach der Geburt, sobald nämlich die Sinne dem Gehirn Meldungen zu vermitteln beginnen. Mit zunehmenden Kenntnissen und Erfahrungen wächst auch die Fähigkeit, zu denken und Vernunftschlüsse zu ziehen. Niemand wähne, diese Sache der Entwicklung seines Denkvermögens sei nur für Personen, die gerne studieren, bestimmt. Jeder normale Mensch hat einen vorzüglichen Denkapparat erhalten, und sein Leben lang sammelt er Aufschlüsse, indem er Dinge liest, sieht, hört und erfährt; und die Art und Weise, wie jemand all diese Kenntnisse in sich aufnimmt und darauf reagiert, dient zur Gestaltung seiner Persönlichkeit. Weil aber viele Menschen ihren Sinn für nicht viel mehr als das zum täglichen Leben gerade Notwendige gebraucht haben, ist es notwendig, daß sie lernen, dieses Denkvermögen zu schulen, zu entwickeln und zu behüten, wenn sie ewiges Leben erlangen möchten
Wachtturm – 1.Mai 1960
Ist es in deiner Gemeinschaft erlaubt, solch ein Denkvermögen zu haben und es zu benutzen? Wird dieses Denkvermöägen geschuhlt? Oder sollst du einfach dem „Sklaven“ treu folgen?
Befestigt (O. fest; vergl. Ps 108,1-5) ist mein Herz, o Gott, befestigt (O. fest; vergl. Ps 108,1-5) ist mein Herz! ich will singen und Psalmen singen. (Eig singspielen) Elberfelder 1871 – Psalm 57,8
Ich habe wieder neuen Mut bekommen, o Gott, ja, mein Herz ist zuversichtlich. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 57:8
Bereit ist mein Herz, o Gott, ja, mein Herz ist bereit! Ich will singen und musizieren. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Ps 57,8
Mein Vertrauen steht fest, Gott, felsenfest steht mein Vertrauen. So will ich singen und musizieren. BasisBibel 2021 – Ps 57:8
So wird der Beter David ruhiger. Daß etwas Hilfreiches von Gott her eingetroffen ist (vgl. V. 4), kann man erkennen an der Bereitschaft für Gott: Bereit ist mein Herz, Gott. Wenn auf diese Weise das Innere eines Menschen angerührt worden ist, ist das Entscheidende schon geschehen. Bereitschaft für Gott meint Bereitschaft zum Lob: daß ich singe und spiele Das Bereitsein des Herzens zur Verherrlichung Gottes ist ein Zeichen für innerliches Wachsein. Mag seine Seele auch noch so gebeugt sein, sie ruht gerechtfertigt in Gott und heißt darum Davids Ehrei, das Kostbarste, was er hat. Er ist im Herzen wieder ganz aktiv und kann sich daher, ohne sich selbst zu quälen, ermuntern: Wache auf. Die singende Seele verbündet sich im Geist mit den Musikinstrumenten Harfe und Zither, damit das Lob verstärkt werde. So an Gott hingegeben, sucht der Lobende immer neue Bereiche aus Liebe für seinen Gott mit einzubeziehen: Ich will die Morgenröte wecken. Natürlich weiß David auch jetzt, daß er als kleines Geschöpf nicht die Tageszeiten dirigieren kann. Aber das »Morgenrot« steht in der Bibel für Gottes erneuerndes und verwandelndes Kommen – die Schöpfung bleibt nicht unbewegt, wenn Gottes menschen anfangen, Gott zu rühmen.
Wuppertaler Studienbibel
Nicht mehr ist Davids Seele »gebeugt« (V. 7); nun ist sein Herz »fest«, und er sagt es Gott, denn er weiß wohl, dass Gott es fest gemacht hat. Wir selbst haben nicht die Macht über dieses zappelige Ding. Im Hebräischen findet sich in den Versen 7 und 8 ein Wortspiel, das man im Deutschen wie folgt nachahmen könnte: »Ein Netz haben sie festgemacht«, hêkînu, aber »mein Herz ist fest«, nakôn. Beide Male steht im Hebräischen das gleiche Verb kûn, einmal ist es transitiv (Hifil), das andere Mal intransitiv (Qal). Ist erst das Herz einmal fest, kann David »singen und spielen«. Wie schön, dass der zuerst Bedrängte und nun endlich Befreite nicht vergisst, Gott den Höchsten zu loben, zu dem er in der Not um Hilfe gerufen hatte.
Benedikt Peters -Kommentar zu den Psalmen
In den Versen 1-5 lautet die Reihenfolge Gebet (V. 1), Zeugnis (V. 2-3) und eine Beschreibung des Feindes (V. 4), gefolgt vom Refrain, aber in diesem Abschnitt ist die Reihenfolge der Feind (V. 6), Zeugnis für den Herrn (V. 7-8) und Lobpreis (V. 9-11), wobei der Lobpreis im Vordergrund steht. David vergleicht nun seine Feinde mit Jägern, die Gruben ausheben und Fallen für ihre Beute aufstellen, ein Bild, das in der biblischen Dichtung häufig verwendet wird (7,15; 9,15ff; 35,7). Doch David vertraut Gott und hat guten Grund, zu singen und den Herrn zu loben. Ein unerschütterliches Herz ist eines, das auf die Verheißungen des Herrn fixiert ist und nicht zwischen Zweifel und Glauben schwankt (51,10; 108,1; 112,7; 119,5). Dasselbe Wort wird verwendet, um die Beständigkeit der Himmelskörper zu beschreiben (8,3; 74,16). Beachten Sie, dass die Verse 7-11 auch in 108,1-5 zu finden sind. David lobte den Herrn den ganzen Tag über, aber er begann den Tag mit einem besonderen Lob und nahm sogar den Sonnenaufgang vorweg. Statt von der Morgendämmerung geweckt zu werden, weckte seine Stimme die Morgendämmerung. (Siehe 30:5; Lam. 3:22-23.)
David wollte, dass sein Sieg im Herrn ein Zeugnis für die anderen Völker ist, denn als König wusste er, dass Israel ein Licht für die Heiden sein sollte. Seine Psalmen zeugen heute von den großen Taten Gottes an ihm. In Vers 3 hat Gott seine Barmherzigkeit und Wahrheit vom Himmel herab gesandt, aber in Vers 10 reichen Barmherzigkeit und Wahrheit bis zu den Wolken! Es ist genug für alle da!
Die Lippen des Gerechten weiden viele, aber die Narren sterben durch Mangel an Verstand. Elberfelder 1871 – Sprüche 10,21
Ein Gottesfürchtiger gibt anderen gute Ratschläge, aber die Narren kommen durch ihren eigenen Unverstand um. Neues Leben – Bibel 2006 – Sprüche 10:21
Wer Ehrfurcht vor Gott hat, hilft vielen Menschen durch das, was er sagt; ein Narr aber zerstört sich selbst durch seine Dummheit. Hoffnung für alle – 1996 – Spr 10,21
Das Wort „Zunge“ verbindet Vers 19 und Vers 20 miteinander, das Wort Lippen Vers 21 mit Vers 18 , und das Wort der Gerechte verbindet Vers 20 mit Vers 21 . Einer der Gründe dafür, daß die Worte des Gerechten wertvoll sind (V. 20 ), liegt darin, daß sie anderen geistliche Nahrung geben. Der Tod widerfährt denen, die Toren sind (┤ew¯l; vgl. V. 8 und den Kommentar zu Sprüche 1,7 ), denn ihnen fehlt die Erkenntnis (vgl. Sprüche 6,32;7,7;9,4.16;10,13;11,12;12,11;15,21;24,30;28,16 ). Weil sich der erste Teil von Sprüche 10,21 auf das Reden bezieht, meint der zweite Teil möglicherweise, daß den Toren die Einsicht für das fehlt, was sie von sich geben. Dieses üble Reden gibt noch nicht einmal ihnen selbst Nahrung; sie bleiben geistlich unterernährt und verhungern.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Seine Weisheit hilft nicht nur dem Gerechten selbst zum Leben (V. 17), sondern reicht aus, auch anderen den Weg zu weisen. Die Unvernünftigen haben nichts übrig für andere. Sie sterben ja an »Herzensmangel«.
Wuppertaler Studienbibel
Ein weiser Spruch
„Die Lippen des Gerechten sind es, die fortwährend viele weiden, aber aus Mangel an Herz sterben die Törichten selbst fortgesetzt“ (Spr 10:21). Zunächst mag es so erscheinen, als handle dieser Spruch vom Gebrauch der Zunge, doch er enthält in Wirklichkeit einen tieferen Gedanken. Es geht dabei darum, wie jemandes Herz ist und welcher Einfluß davon ausgeht. Wer seine geistigen Bedürfnisse erkennt und sich bemüht, sie zu befriedigen und entsprechend zu leben, ist ein Segen für seine Mitmenschen. Er schätzt den Rat und die Grundsätze Jehovas. Man erkennt es daran, wie und warum er seine Lippen gebraucht. Inwiefern ‘weidet der Gerechte fortwährend viele’? In der Übersetzung von Hans Bruns ist zu lesen: „Die Rede der Gerechten bringt viel Erquickung.“ Doch das hier gebrauchte hebräische Wort bedeutet mehr. Es hat auch die Bedeutung von „leiten“ in dem Sinn, wie sich zum Beispiel ein Hirte in alter Zeit um seine Schafe kümmerte (1. Sam 16:11; Ps 23:1-3; Hohesl 1:7). Das trifft auf den Gerechten zu. Er leitet oder führt andere auf den Weg der Tugend und Gerechtigkeit, seine Worte nähren die Zuhörer. Demzufolge können sie ein glücklicheres, zufriedeneres Leben führen, und sie mögen ewiges Leben erlangen. In welchem Gegensatz dazu steht doch jemand mit einem „Mangel an Herz“! Er läßt erkennen, daß es ihm an guten Beweggründen mangelt oder daß er sich wenig um die Folgen seiner Handlungsweise kümmert. Kennen wir nicht viele, die ihre Einstellung zum Leben mit den Worten zum Ausdruck bringen: „Mir ist alles egal.“? Ein solcher Mensch tut einfach, was er möchte, und ist gegenüber den Folgen blind. Da er die Strafe für seine Handlungsweise außer acht läßt, hat er häufig darunter zu leiden. Während der Gerechte anderen hilft, am Leben zu bleiben, kann sich eine Person mit einem „Mangel an Herz“ nicht einmal selbst am Leben erhalten.
Darum spricht (Vergl die Anm zu 1Mose 22,16) Jehova, der Gott Israels: Ich habe allerdings gesagt: Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen vor mir wandeln ewiglich; aber nun spricht (Vergl die Anm zu 1Mose 22,16) Jehova: Fern sei es von mir! Denn die mich ehren, werde ich ehren, und die mich verachten, werden gering geachtet werden. Elberfelder 1871 – 1.Samuel 2,30
Darum – ist der Gottesspruch des Ewigen, des Gottes Jisraël’s: Ich hatte gesprochen: Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen vor Mir wandeln in Ewigkeit; nun aber ist der Gottesspruch des Ewigen: fern sei’s von Mir; denn Meine Verehrer ehre Ich und Meine Verächter werden gering gehalten. Zunz – 1.Samuel 2:30
Darum, Ausspruch des Ewigen, des Gottes Jisraels: Fest zugesagt hatte ich: Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen vor mir wandeln immerfort; nun aber, Ausspruch des Ewigen, sei es fern von mir, denn die mich ehren, ehre ich, und die mich verachten, sollen zu Schanden werden. Die Philippson-Bibel – 1.Sam 2,30
Es reicht wohl nicht, einmal von Jehovah gebraucht zu sein – und sich darauf auszuruhen. Diese Erfahrung werden in naher Zukunft wohl viele machen – in der Vergangenheit mußte Eli dies schmerzlich erfahren.
Die Gerichtsrede besteht aus zwei Hauptteilen: dem Vorwurf oder der Anklage, die gegen Eli und seine Familie erhoben wird (-[I.A.1]; V. 27b-29), und der Urteilsverkündung selbst, in der die Konsequenzen verkündet werden, die sich aus dem Vorwurf ergeben (-[I.A.2]; V. 30-36). Der Vorwurf blickt in die Vergangenheit, bevor er sich der Gegenwart zuwendet; er reicht weiter als alles andere in diesem Zusammenhang. In Ägypten wählte Gott aus allen Stämmen Israels das Stammhaus von Eli aus, um Priester zu sein, die Pflichten zu erfüllen und die Vorteile dieses Amtes zu genießen. Die Verleihung eines solchen Privilegs sollte eine Reaktion der Treue hervorrufen. Stattdessen wird Eli vorgeworfen, dass er räuberische Gier nach den Opfern Israels hat und dass er seine Söhne mehr ehrt als seinen Gott. Während der Hinweis auf das Abschöpfen der Opfer mit 2,12-17 übereinstimmt, kommt der persönliche Angriff auf Eli überraschend und steht im Widerspruch zu 2,22-25.
Die Ankündigung blickt zuerst in die Vergangenheit, dann in die Zukunft. Das Versprechen, das in der Vergangenheit gegeben wurde (V. 30), ein Versprechen, das uns sonst unbekannt ist, wird feierlich widerrufen. Die zukünftigen Folgen werden in drei Stufen umrissen. Erstens die Strafe selbst: Es kommen die Tage, an denen es keinen alten Mann mehr im Haus Eli geben wird (V. 31). Das ist eine Strafe, die in Israel als kareth bekannt ist; sie bezieht sich auf die Schande, die damit verbunden ist, wenn die Mitglieder eines Hauses vor Erreichen des hohen Alters abgeschnitten werden (vgl. Tsevat, „Studien“). Inmitten des Wohlstands Israels werden die Eliden verbittert zusehen (V. 32); Kummer und früher Tod werden ihr Los sein (V. 33). Zweitens, das Zeichen für Eli, an dem er die Ankündigung als wahre Prophezeiung erkennen kann: Seine beiden Söhne werden am selben Tag sterben (V. 34). Drittens werden die entehrten Eliden ersetzt: Eine treue priesterliche Linie wird eingesetzt (die Zadokiter) und die verbleibenden Eliden werden sich ihnen als Bittsteller zuwenden (V. 35-36). Es handelt sich um ein schreckliches Urteil, das über ein altes Priesterhaus verhängt wurde – die Vorgeschichte des Hauses wird nicht im Detail nachgezeichnet (vgl. Cross, „Priesterhäuser“). Historisch gesehen erfüllt sich das Zeichen in der Schlacht von Ebenezer-Aphek (vgl. 4,11). Das „Abschneiden“ von Elis Haus kann mit der Abschlachtung der Priester in Nob unter Saul (22,6-19) in Verbindung gebracht werden. Die Ersetzung der Eliden durch Zadokiter steht im Zusammenhang mit der Verbannung Abjathars vom Hof Salomos (1. Kön. 2,27; vgl. 2,35). Es ist möglich, dass der Bittsteller-Status von Elis Nachkommen (1 Sam 2:36) mit dem Abstieg der levitischen Priester in den zweiten Rang während der Reform Josias zusammenhängt (vgl. 2 Kön 23:5, 9).
Antony F. Campbell – 1.Samuel – Bibelkommentar
Deshalb leitet die Erklärung Jahwes ein, die sich auf die zuvor beschriebenen Handlungen der Priester stützt. Das Übergangswort wird von TEV und einigen anderen Versionen weggelassen, aber in einigen Sprachen ist es vielleicht besser, eine Übergangsmarkierung einzufügen, die diese Beziehung verdeutlicht. BP beginnt diesen Vers mit „Darum“, und NCV hat „Also“.
Die Vermeidung des Zitats innerhalb eines anderen Zitats in TEV wird ein gutes Vorbild für andere Sprachen sein. Im vorliegenden Kontext bedeutet dies, dass „Der HERR, der Gott Israels, erklärt“ in „Ich, der HERR, der Gott Israels, erkläre“ oder etwas Ähnliches geändert wird.
Ich habe versprochen: wörtlich „zu sagen, ich habe gesagt“. Zu dieser emphatischen Konstruktion siehe „Die Übersetzung der Samuelbücher“, Seite 20 und folgende. In dem Versuch, den emphatischen Charakter dieser Konstruktion zu erfassen, sagt TOB „Ja, ich hatte gesagt“ und BP sagt „Ich hatte tatsächlich gesagt“. Fox versucht, die emphatische Konstruktion zu erfassen, indem er sagt: „Ich hatte gesagt, ja, gesagt“. Fast alle Versionen geben dies mit „Ich habe versprochen“ wieder. Die Wiedergabe in NJPS („Sicherlich … beabsichtigte ich“) scheint zu schwach. Im Kommentarteil paraphrasiert AB die ganze Aussage wie folgt: „Obwohl ich gesagt habe, dass deine Familie mir für immer als Priester dienen würde, werde ich jetzt nichts dergleichen zulassen!“ (Seite 90). Die Vergangenheitsform des Verbs ist hier besonders kritisch, denn sie steht in scharfem Kontrast zu der anschließenden Erklärung Gottes im Präsens später in diesem Vers.
Dein Haus und das Haus deines Vaters. Die Verheißung an Aaron und seine Nachkommen lautete, dass sie für immer Priester sein würden (siehe Exo 29:9; Num 25:10-13). Da dieses Versprechen schon lange vorher gegeben worden war, fügt TEV die Worte „in der Vergangenheit“ hinzu (so auch NAB).
Geh vor mir ein und aus. Die Worte „ein und aus gehen“ übersetzen im Hebräischen ein einzelnes Verb, das wörtlich „hin und her gehen“ bedeutet. Aber in diesem Zusammenhang wird es besser mit „in meinem Dienst bleiben“ (NJPS), „vor mir dienen“ (REB) oder „in meiner Gegenwart dienen“ (NJB) übersetzt. Siehe auch Vers 35.
Aber jetzt. Der Kontrast zwischen dem, was Gott in der Vergangenheit versprochen hatte, und dem, was er jetzt sagt, dass er es tun wird, kommt in REB deutlich zum Ausdruck: „Das Wort des HERRN war: Ich verspreche, dass dein Haus und das Haus deines Vaters für alle Zeiten vor mir dienen werden. Aber jetzt lautet sein Wort: Das wird nicht so sein. Ich werde die ehren, die mich ehren, und die, die mich verachten, werden mit Verachtung gestraft.“
Weit gefehlt. Diese Worte drücken Empörung und Ablehnung aus (siehe Gen 18:25; 44:7, 17), in diesem Fall Gottes Ablehnung seines früheren Versprechens. REB übersetzt diese Worte mit „Ich werde nichts dergleichen haben“. Siehe den gleichen Ausdruck in 12:23; 20:9; 2 Sam 20:20; 23:17.
Das hebräische Verb bedeutet „klein sein“ oder „von geringer Bedeutung sein“. Viele englische Versionen geben das hebräische Verb mit einem Passiv wieder, wie z. B. „soll verflucht werden“ (NAB), „soll mit Verachtung behandelt werden“ (NRSV) oder „soll entehrt werden“ (NJPS). In vielen Sprachen wird es notwendig sein, ein Verb im Aktiv zu verwenden und den Handelnden ausdrücklich zu nennen. Da Gott derjenige ist, der ehrt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Gott derjenige ist, der diejenigen, die ihn verachten, geringschätzt (oder, wie es in NCV heißt, „entehrt“).
Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel
אָמַרַתִּי=Ich hatte gesagt: Das Haus deines Vaters in Verbindung mit „dein Haus“ bezeichnet die gesamte priesterliche Verbindung in all ihren Zweigen von Aaron abwärts, auf den mit seinen Söhnen derselbe Ausdruck in Ver. 27 bezieht. Schon allein deshalb, weil „das Haus deines Vaters“ hier dasselbe bedeuten muss wie in Ver. 27, müssen wir die Ansicht verwerfen, dass hier nur Ithamars Familie gemeint ist, auf die das Hohepriesteramt von Eleasars Familie überging und zu der auch Eli gehörte. Aber auch der Ausdruck: „Er soll für immer vor mir wandeln“, steht im Widerspruch zu dieser Ansicht. Das „Wandeln vor dem Herrn“ wäre einerseits zu eng gefasst, wenn es sich auf den Eintritt des Hohepriesters in das Allerheiligste beschränken würde, und andererseits zu weit, wenn es als allgemeine Beschreibung eines frommen Wandels vor Gott angesehen würde, wie in 1Mo 17,1. Vielmehr weist er auf das Leben im priesterlichen Dienst vor dem Herrn hin, das dem Haus Aaron für immer versprochen wurde (Ex 29,9). Die Verheißung des „Bundes eines ewigen Priestertums“ wurde Pinehas, dem Sohn von Eleasar, wegen seines Eifers für die Ehre des Herrn erneuert (Num 25,13). Diese Tatsache und ihr Grund tragen wesentlich zur Erklärung des Folgenden bei. Das „und jetzt“ leitet eine Erklärung ein, die der Verheißung entgegengesetzt ist, und zwar nicht in dem Sinne, dass die Verheißung aufgehoben wird, sondern in Bezug auf ihre Nichterfüllung für diejenigen, bei denen die Bedingung für ihre Erfüllung fehlte: „Fern sei es von mir“, d. h. diese Verheißung wird nicht erfüllt, wenn die Bedingung nicht erfüllt wird, die in den Worten ausgedrückt wird: Diejenigen, die mich ehren, werde ich ehren. –Die Haltung der Priester gegenüber Gott, dem Herrn, in ihrem ganzen Wandel wird seine Haltung ihnen gegenüber sein, wenn es um die Erfüllung seiner Verheißung geht.
Chr. Fr. David Erdmann – Ein Kommentar zur Heiligen Schrift
für immer vor mir dienen würde. Der Ausdruck „für immer“ bezieht sich auf einen unbestimmten Zeitraum, ohne dass ein unmittelbares Ende in Sicht ist (5. Mose 23,3; 1 Samuel 1,22; 2 Samuel 12,10; Jesaja 32,14; Jeremia 17,4), und bedeutet nicht unbedingt Ewigkeit. Man könnte meinen, dass die Verwendung von „für immer“ in der Verheißung des Herrn diese unwiderruflich machen würde, aber das ist hier eindeutig nicht der Fall. Der Ausdruck wird einfach verwendet, um die Absicht des Herrn zu betonen, Eli zu segnen. Die Taten von Eli und seinen Söhnen heben das bedingte Versprechen auf.
Zur Ehrung des Herrn gehörte auch das richtige Opfern. Die meisten Kulturen des alten Orients brachten ihren Göttern Fleischopfer dar. Dieses Relief aus dem Hatschepsut-Tempel in Deir el-Bahari in Ägypten zeigt einen Opfertisch vor dem ägyptischen Gott Amon, auf dem ganze Rinder, Rinderköpfe und Rinderkeulen liegen (15. Jahrhundert v. Chr.).
Diejenigen, die mich ehren, werde ich ehren. In diesem Fall bedeutet, den Herrn zu ehren, ihm zu gehorchen, indem man die Opfer richtig darbringt und dem Herrn seinen Anteil gibt. Der Herr würde Eli ehren, indem er ihm den versprochenen Segen schenkte (Psalm 91:15-16).
Diejenigen, die mich verachten, werden verschmäht werden. Den Herrn zu verachten bedeutet, ihm offenkundig ungehorsam zu sein (2 Sam. 12:10; Sprüche 14:2; Maleachi 1:6-7). Indem Eli die Feinde des Herrn ehrte (V. 29), hat er den Herrn verachtet. Dies ist eine wichtige Aussage, um das Hauptthema dieses Kapitels zu verstehen.
Robert B. Jr. Chrishom – Kommentarreihe: den Text unterrichten
Die Last der Botschaft des Propheten konzentrierte sich auf die Zukunft (1. Sam. 2:30-36). Gott hatte Aaron und seinen Nachkommen das Priestertum für immer gegeben, und niemand konnte ihm diese Ehre nehmen (2. Mose 29,9; 40,15; Num 18,7; Dtn 18,5). Gottes Diener können jedoch nicht so leben, wie es ihnen gefällt, und erwarten, dass der Herr sie ehrt; denn „wer mich ehrt, den will ich ehren“ (1. Sam. 2:30). Das Privileg des Priestertums würde beim Stamm Levi und dem Haus Aaron bleiben, aber Gott würde es dem Zweig der Familie von Eli wegnehmen. Elis Nachkommen würden schwach werden und aussterben, und es würde keine alten Männer wie Eli mehr in der Familie geben. Sie würden um ihr Essen betteln müssen und um eine Gelegenheit zum Dienen bitten (V. 36). Zu Davids Zeiten waren die Nachkommen von Eleasar denen von Ithamar zahlenmäßig mindestens zwei zu eins überlegen (1. Chronik 24,1-5), also starb Elis Familie langsam aus. Aber was noch schlimmer war: Schon bald würden die beiden verwöhnten Söhne von Eli am selben Tag sterben. Sogar die Stiftshütte geriet in Bedrängnis (1. Sam. 2:32, NIV), was dazu führte, dass die Bundeslade erbeutet und die Stiftshütte schließlich von Silo nach Nob verlegt wurde (21:1-6; Jer. 7:14). In Nob wurden jedoch viele der Priester von Doeg erschlagen, was eine Teilerfüllung dieser Prophezeiung darstellte.
Eli stammte über Ithamar, Aarons vierten Sohn, von Aaron ab, aber Gott würde diese Linie aufgeben und sich den Söhnen von Eleasar zuwenden, Aarons drittem Sohn und Nachfolger im Hohepriesteramt. Unter David dienten sowohl Zadok als auch Abjatar als Hohepriester (2. Sam. 8:17), aber als Salomo König wurde, entfernte er Elis Ur-Ur-Enkel Abjatar aus dem Hohepriesteramt, weil er mit Davids Sohn Adonijah bei dessen Versuch, den Thron zu besteigen, zusammengearbeitet hatte. Salomo ernannte Zadok zum Hohepriester, der aus dem Haus Eleasars stammte. (Siehe 1. Könige 2:26-27, 35.) In der Liste der jüdischen Hohepriester in 1. Chronik 6,3-15 fehlen die Namen von Eli bis Abjatar. Indem Salomo Zadok als Hohepriester bestätigte, erfüllte er die Prophezeiung, die der Mann Gottes fast anderthalb Jahrhunderte zuvor gegeben hatte.
Aber die Zukunft war nicht nur düster, denn der Mann Gottes kündigte an, dass Gott einen treuen Priester erwecken würde, der Gottes Herz erfreuen und Gottes Willen tun würde (1 Sam 2,35). Die unmittelbare Anspielung bezieht sich auf Zadok, aber letztlich verweist sie auf Jesus Christus, der allein ein „sicheres Haus“ haben und Gottes gesalbter Priester „für immer“ sein kann. Unser Herr stammte aus dem Stamm Juda, hatte also keine Verbindung zum Haus Aaron, sondern wurde zum Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks gemacht (Hebr. 7-8).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Und wir? Haben wir ein persönliches Verhätnis zum Schöpfer und dienen IHN? Oder lassen wir uns von anderen Menschen oder Organisationen den „Glaueben erklären“? Und ist dir schon aufgefallen, das viele „religiöse Zeitschriften“ nichtmehr wirklich um Gott drehen, sondern mehr und mehr um das „wie ich leben sollte“, und „wie ich andere Menschen ehren sollte“ drehen? Ganz wie Eli, ist das Zentrum des Denkens nicht mehr Jehovah sondern eine Organisation und andere Menschen geworden!
Und sie nahmen die Zehrung des Volkes mit sich und seine Posaunen. Und er entließ alle Männer von Israel, einen jeden nach seinen Zelten; aber die dreihundert Mann behielt er. Das Lager Midians war aber unter ihm im Tale. Elberfelder 1871 – Richter 7,8
Und sie nahmen den Mundvorrat des Volkes in ihre Hand und ihre Schofare, und alle von Jisrael entließ er, jeden zu seinem Zelte, nur die dreihundert Mann behielt er; und das Lager Midjans war unterhalb von ihm, in der Ebene. Die Philippson-Bibel – Richter 7:8
Sie nahmen die Zehrung des Volks in ihre Hand und ihre Posaunen, alle Mannschaft Jissraels entsandte er, jedermann nach seinen Zelten, doch die dreihundert Mann hielt er fest. Das Lager Midjans aber war unterhalb von ihm, in der Tiefebene. Buber & Rosenzweig – Ri 7,8
Und sie nahmen die Verpflegung des Heeres an sich und ihre Hörner, und jeden Mann Israels schickte er fort, einen jeden in sein Zelt, über die 300 Männer aber übernahm er das Kommando. Das Lager Madiams aber befand sich unterhalb von ihm im Tal. Septuaginta Deutsch – Ri 7:8
Richter 7 hatten wir ja schon … Vers 2Vers 6 und Vers 13. Beachten wir, dass in dem Vers nicht gesagt wird, dass das Heer aufgelöst werden sollte! Im Gegenteil – das restliche Heer wird noch benötigt ….
Nun wurde Gideon mit nur wenigen Kriegern erneut durch ein göttliches Versprechen bestätigt: Mit diesen 300 Männern … werde ich euch erretten und die Midianiter in eure Hand geben (vgl. Ri 6,14 ). Gideons 300 Männer erhielten die Verpflegung und die Posaunen der übrigen Männer, die zu ihren Zelten zurückkehrten. Der Herr wußte, daß Gideon trotz all der Ermutigungen und Zusicherungen, die er ihm gegeben hatte, Angst hatte, anzugreifen. Deshalb ermutigte Gott ihn noch einmal durch zwei Dinge: (a) durch ein direktes Gotteswort ( geh hinunter zum Lager, denn ich habe es in deine Hände geben ; vgl. V. 7.14 – 15 ) und (b) durch einen vorbereitenden Traum, der von einem Midianiter erzählt wurde, während Gideon lauschte (V. 13-14 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Diese zweite Trennung bedeutet, die Soldaten, die eingesetzt werden sollten, mussten: Stark sein, mit Erschöpfung umgehen können, ohne sich zu beklagen, dass sie durstig oder müde waren. Schnell sein, daran denken, dass es sie viel Zeit kosten würde, gegen den Feind zu kämpfen. Sie mussten den Dienst für Gott und ihr Land ihrer eigenen persönlichen Erquickung vorziehen. Es war eine große Prüfung für den Glauben Gideons und seinen Mut, als Gott ihm sagte, dass er bis auf diese 300 Männer das übrige Volk nach Hause gehen lassen sollte (Vers 7). Auf diese sonderbare Weise wurde Gideons Armee gereinigt, geformt und verkleinert, anstatt dass man sie rekrutierte. Wir wollen sehen, wie diese kleine, jämmerliche Schar, auf der die hauptsächliche Arbeit lastete, ausgerüstet und ausgestattet wurde. Jeder Soldat war für seine eigenen Vorräte verantwortlich. Sie nahmen die Verpflegung an sich (Vers 8). Sie ließen ihre Taschen und ihr Gepäck zurück und jeder musste seine eigenen Vorräte tragen, was eine Prüfung ihres Glaubens war, um zu sehen, ob sie Gott vertrauen konnten, wenn sie nicht mehr Vorräte bei sich hatten als das, was sie tragen konnten. Es war auch eine Prüfung für ihren Fleiß, um zu sehen, ob sie so viel tragen konnten, wie sie brauchten. Das hieß wirklich, von der Hand in den Mund zu leben. Jeder Soldat wurde zu einem Hornbläser, so als würden sie hingehen, um ein Spiel zu spielen und nicht in eine Schlacht ziehen.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Nun erklärte Gott: Durch die dreihundert Mann, die geleckt haben, will ich euch retten und die Midianiter in eure Hand geben. Die anderen wurden weggeschickt: „Ein jeder soll an seinen Platz gehen. Allerdings wurden sie nicht nach Hause geschickt, sondern in ihr Zelt, d. h. zurück in ihr Basislager. Sie werden später zu den Kämpfen hinzugezogen, auch wenn sie sich nicht am ersten Angriff beteiligen werden. Dieser Abschnitt endet mit der Aussage über den Feind: und das Lager der Midianiter war unter ihm im Tal. Dies ist eine Übergangsaussage, die den Rahmen für das vorgibt, was als Nächstes geschehen wird.
Arnold Fruchtenbaum – Richter & Ruth
„Der Herr hat keine Hemmungen, durch viele oder wenige zu retten“ (1 Sam 14,6). Manche Kirchen sind heute von Statistiken fasziniert und halten sich für stark, weil sie groß und wohlhabend sind, aber Zahlen sind keine Garantie für Gottes Segen. Mose versicherte den Juden, dass, wenn sie dem Herrn gehorchen würden, ein Soldat tausend jagen und zwei zehntausend in die Flucht schlagen könnten“ (Dtn 32,30). Gideon brauchte nur 27 Soldaten, um die gesamte Midianiterarmee von 135.000 Mann zu besiegen (Jdg. 8:10), aber Gott gab ihm 300.
Aus 7:14 geht hervor, dass die Midianiter wussten, wer Gideon war, und zweifellos beobachteten sie, was er tat. Ich habe mich oft gefragt, was die feindlichen Spione dachten, als sie sahen, wie die jüdische Armee scheinbar auseinanderfiel. Wurden die Midianiter dadurch übermütig und deshalb unvorsichtiger? Oder wurden ihre Anführer noch aufmerksamer und fragten sich, ob Gideon sie auf eine heikle Strategie ansetzte?
Gott gab Gideon noch eine weitere Verheißung auf den Sieg: „Bei den 300 Männern, die geleckt haben, will ich dich retten“ (V. 7). Indem er diese Verheißung in Anspruch nahm und die Anweisungen des Herrn befolgte, besiegte Gideon den Feind und brachte dem Land vierzig Jahre lang Frieden (8:28).
Die Soldaten, die abreisten, ließen einen Teil ihrer Ausrüstung bei den 300 Männern zurück, so dass jeder Mann eine Fackel, eine Trompete und einen Krug mitnehmen konnte – in der Tat seltsame Waffen für einen Krieg.
Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut, nicht wissend, daß die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Elberfelder 1871 – Römer 2,4
Oder missachtest du den Überfluss von Seiner Güte, Geduld und Weitherzigkeit, da du ignorierst, dass das von Gott kommende Gute dich immer wieder zur Umkehr bewegt. Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Römer 2:4
Ist euch Gottes unendlich reiche Güte, Geduld und Treue denn so wenig wert? Seht ihr denn nicht, dass gerade diese Güte euch zur Umkehr bewegen will? Hoffnung für Alle – Röm 2:4
Indem Gott sein Strafgericht über die sündige Menschheit zurückhält, erweist er seinen Geschöpfen den Reichtum seiner Güte (chrEstotEtos, „tätige Güte“; vgl. auch Röm 11,22; Eph 2,7; Tit 3,4), Geduld und Langmut (vgl. Apg 14,16;17,30; Röm 3,26). Er will die Menschen durch seine Güte zur Buße, zur reuigen Umkehr zu ihm, bewegen. (Das hier verwendete Wort für Güte, chrEstos, ist ein Synonym des zuvor verwendeten chrEstotEtos. Beide Worte bedeuten „auf ein Bedürfnis eingehen“. ChrEstos wird in Lk 6,35 sowie in 1 Petrus 2,3 für Gott und in Eph 4,32 für die Gemeinde benutzt.) Doch in Verkennung der Absicht Gottes verachteten (kataphroneis, „geringschätzen“) die Menschen ihn und seine Werke (vgl. „die Wahrheit niederhalten“; Röm 1,18). Durch die natürliche Offenbarung (Röm 1,19-21.28) wußten sie zwar, daß er existiert, doch sie wußten nicht, was er mit seiner Güte bezweckte.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Oder verachtest du usw. Dies könnte ein anderweitiger Erklärungsgrund für die Sicherheit der Menschen sein sollen. Und so verstehen es in der Tat einige Ausleger. Ich deute den Satz lieber als einen voreiligen Schluss, welchen viele Leute aus ihrem gegenwärtigen Wohlergehen auf den Ausfall des göttlichen Gerichts ziehen könnten. Werkheilige Menschen lassen sich ja leicht durch glückliche Erfolge zu dem hochmütigen Irrtum verleiten, als hätten sie Gottes Gnade mit ihren guten Taten verdient, wodurch sie natürlich noch mehr in der Leichtfertigkeit ihres Umgangs mit Gott bestärkt werden. Solcher Anmaßung tritt der Apostel entgegen und zeigt, dass Gott es ihnen äußerlich wohl gehen lässt, nicht etwa, weil sie ihm besonders gefielen, sondern ganz im Gegenteil, um sie als Sünder zu sich zu bekehren. Wo also nicht Gottesfurcht herrscht, da ist Sicherheit im Glück nur Verachtung und Spott der göttlichen Güte. Daraus folgt, dass Gott dereinst nur kräftiger bestrafen wird, die er in diesem Leben geschont hat: denn sie haben zu ihren übrigen Sünden die Verachtung des freundlich – lockenden Bußrufs gefügt. Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte usw. Gott zeigt uns durch seine Güte, dass wir uns zu ihm kehren müssen, wenn wir es gut haben wollen; und zugleich macht er uns damit Mut, auf seine Gnade zu hoffen. Gottes Güte in anderem Sinne gebrauchen heißt sie missbrauchen. Und doch fordert die Absicht dieser Güte eine etwas verschiedene Deutung, je nachdem, wohin sie sich richtet: wenn Gott seinen Knechten Freundlichkeiten und Wohltaten im Irdischen erweist, so enthüllt er ihnen als solchen Zeichen allerdings seine Gnade und gewöhnt sie zugleich, in ihm den Inbegriff aller Güte zu suchen. Trägt er aber Gesetzesverächter mit der gleichen Sanftmut, so will gewiss seine Gütigkeit ihren Widerstand brechen: aber seine gegenwärtige Gnade beweist Gott solchen Menschen noch nicht; er will sie nur zur Buße leiten. Wollte aber jemand sagen, dass Gott doch tauben Ohren predige, solange er die Herzen nicht innerlich anrührt – so diene zur Antwort: anklagen darf man dabei nichts als die eigene Verkehrtheit.
Calvins Auslegung der Heiligen Schrift
Wenn man schon sagt, Gott sei gütig, dann müsste man sich auch fragen, was das denn bedeutet bezüglich des Menschen. Warum ist es so, dass einzig Gottes Güte erklären kann, warum wir noch am Leben sind und Gottes Wohltaten genießen? Weil wir alle in Sündenschuld verstrickt sind, kann einzig Gottes Güte uns schonen. Also predigt seine Güte laut von unserer Sünde und unserer Schuld. »verachtest du«, καταφρονειν, kataphronein, heißt wörtlich »herabdenken«, also gering, niedrig von einer Sache oder von jemandem denken. Gott will durch seine »Güte« die Menschen zur Umkehr bewegen, denn er ist gut. Wehe uns, wenn wir in unserem »Starrsinn« verharren und uns von Gottes Güte nicht bewegen lassen. Das ist schlimmer als jedes Laster; denn damit, dass wir seine Güte verachten, verachten wir Gott selbst. Welche Ungeheuerlichkeit! Und mit ihr häufen wir uns selbst »Zorn« auf. Das Verb »aufhäufen«, thesaurizō, bedeutet wörtlich »einen Schatz – thēsauros66 – anlegen«. Für jede Sünde, die wir begehen, bekommen wir den vereinbarten Lohn (siehe 6,23). Mit jedem Tag, den wir in der Sünde verharren, vergrößern wir unseren Schatz. Gott hat uns mit den Reichtümern seiner Güte zur Buße leiten wollen; wir aber haben diesen unermesslichen Schatz verachtet und uns einen anderen angelegt: ein Konto von beständig wachsender Schuld. Entsprechend unserem gesammelten Vermögen wird uns Gott am »Tag des Zorns« im vollen Umfang vergelten. Dem Heiden bedeutet der Tag des Zorns nichts; er hat nie von ihm gehört. Dem Juden hingegen ist er aus dem Alten Testament wohlbekannt. Dieser Tag wird für ihn ein Tag des Schreckens sein, wenn er in seiner Sünde verharrt und weiterhin die Sünden anderer verurteilt und Gottes Güte verachtet; denn es wird ein Tag »der Offenbarung« sein, ein Tag, an dem alle verborgenen Sünden aufgedeckt werden. Und es wird ein Tag »des gerechten Gerichts Gottes« sein: Gott wird den Unbußfertigen greifen und ihm vor seinem großen Thron das ganze aufgehäufte Sündenmaß vor Augen stellen, das Urteil über ihn sprechen und ihn der ewigen Strafe übergeben (Offb 20,11–15).
… »Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? So groß ist die Verblendung im Sünder, dass er, was ihm zu seinem Besten geschenkt wird, zu seinem Verderben missbraucht« (M. Luther, Vorlesung über den Römerbrief, erster Band, S. 91 [vgl. WA 56, 19, 14ff.]).
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Das führt den Apostel zu einem zweiten großen Grundsatz, der Gottes Gericht kennzeichnet. Gott gibt ausnahmslos Zeit, Buße zu tun, bevor Er das Gericht ausführt. Die Ausführung des Gerichts wird ohne jeden Zweifel kommen, auch wenn sie lange aufgeschoben werden mag. In seiner Güte verschiebt Gott sein Gericht und erträgt das Böse für eine Zeit. So war es in den Tagen Noahs, als Gott 120 Jahre lang zögerte, bevor Er das Gericht der Flut brachte. Es war genauso in der Geschichte Israels. Gott ertrug die bösen Wege dieses Volkes sehr lange, bevor Er Jerusalem zerstörte und die Nation zerstreute. So ist es auch heute, wenn Gott in Gnade dieses Gericht über die dem Untergang geweihten Welt zeitlich aufschiebt. Wie aber reagiert der Mensch auf diese Langmut Gottes? Er verachtet den Reichtum der Güte Gottes. Wegen der Geduld meint der Mensch, Gott würde nie mehr richten. Aufgrund der Langmut Gottes denkt der Mensch, Gott stünde dem Bösen gleichgültig gegenüber. So verachtet der Mensch die Güte Gottes und erkennt nicht, dass der Grund für Gottes Geduld und Langmut darin liegt, dass Er dem Menschen noch die Möglichkeit einräumt, Buße zu tun. Die Güte Gottes macht auf diese Weise die Härte und Unbußfertigkeit des menschlichen Herzens offenbar. Gott handelt in Güte, der Mensch aber verachtet „den Reichtum seiner Güte“. Gott gibt Zeit zur Buße, aber der Mensch will keine Buße tun. Die Menschen verurteilen sich gegenseitig darin, Böses zu tun, aber sie lehnen ab, die eigenen Sünden zu bereuen. Die Tatsache, dass Gott Zeit zur Buße schenkt, zeigt zugleich, dass jeder Mensch Buße tun muss, um mit Gott ins Reine zu kommen und um dem Gericht Gottes zu entkommen
Hamilton Smith – Der Brief an die Römer
Der Mensch hält sich für sicher, weil uns Gottes Güte trotz unserer Bosheit viel Gelingen und Gedeihen gibt und seine Geduld viel Böses mit ansieht, ohne uns zu wehren, und seine Langmut die Vergeltung hinausschiebt und uns immer wieder Frist gewährt. Das menschliche Leben ist nicht bloß von Gottes Zorn durchwaltet, sondern Gottes Weltregierung wird zugleich, ja überwiegend durch seine Güte und Geduld bestimmt. Aber ihr Ziel und Werk ist, daß sie unser Herz vom Bösen ab zu Gott hin wenden will. Kein Mensch kann sich im Ernst eine Güte denken, die ihn in der Schlechtigkeit bleiben ließe, die nicht darauf hinarbeitete, ihn vom Bösen los und gut zu machen. Wenn wir darum die Güte Gottes als Erlaubnis zur Sünde deuten und bei Gottes Geduld und Langmut Pflege und Schutz für unsere Bosheit suchen, so wandelt sich unser Vertrauen auf Gottes Güte in ihre Verachtung um. Wir verschmähen ja das, was uns die Güte Gottes geben will. Dazu braucht es einen harten Sinn und ein Herz, das seine böse Art zäh festhält und nicht fahren lassen will. Dem haben wir es aber zu verdanken, daß wir Gott noch anders erleben werden als nur nach seiner Güte und Geduld. Denn Gott wird sich als den offenbaren, der das Recht vollstreckt. Jetzt ist es unter der göttlichen Güte und Geduld verborgen. Wir erfahren es noch nicht handgreiflich in unserem Geschick, daß Gott das richterliche Amt in fehlloser Gerechtigkeit an allen übt und mit seinem Urteil jedem zumißt, was ihm gebührt. Aber es wird sich zeigen, daß Gott das Recht verwaltet und dabei von der Wahrheit allein geleitet ist, und dann werden wir finden, daß aus der entweihten und mißbrauchten Güte Zorn geworden ist, ein Schatz des Zorns, den wir selbst uns dadurch ansammelten, daß wir den Reichtum seiner Güte mit unserem harten Sinn vergebens empfingen und zur Mehrung unserer Sünde ausnützten.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Das mit »verachtest« übersetzte griechische Wort kataphrone steht mitten im Satz und folgt direkt auf »Langmut« und hebt so den Gegensatz zu Gottes Güte und Geduld hervor. Verachten ist ein Ausdruck der Geringschätzung. Die Menschen im allgemeinen und die Juden im besonderen ignorieren willentlich die Barmherzigkeit Gottes und nehmen an, daß Gott niemals etwas gegen die Sünde unternehmen werde. Anstatt sich von der Güte Gottes zur Buße leiten zu lassen, protestieren sie gegen jeglichen Eingriff Gottes in die Welt der Menschen. Paulus bietet mit seinen Worten ein unvergleichliches Bild vom Charakter Gottes. Viel ist geschrieben worden über die Bedeutungsnuancen der Wörter Gütigkeit, Geduld und Langmut. Allen drei stellt Paulus das Wort Reichtum voran. Paulus tut das oft, wenn er in seinen Briefen von Gottes Charakter und Werken spricht. In Epheser 2,7 spricht er vom »überschwenglichen Reichtum seiner Gnade«. Hier sagt Paulus, daß diese Gnade nicht anerkannt wird. Das Ausmaß von Gottes Bemühungen an dem Menschen durch Seinen Geist, der zur Buße leitet, wird nie voll erkannt werden, aber ist beständig wirksam. Gott wünscht, daß der Mensch sein Denken ändert und sich vom Bösen zum Guten wendet. Das hier verwendete Wort beschreibt nicht die Reue über die üblen Folgen unserer Taten, sondern die Abkehr vom bisherigen bösen Tun und die Umkehr zu einem völlig anderen und besseren Lebenswandel. Trotz der vielfältigen Mittel, die Gott verwendet, um den Menschen zur Buße zu führen, ist die allgemeine Reaktion Verachtung. Man höhnt über die bloße Vorstellung, umkehren zu müssen. Der Mensch liebt die Freiheit und widerstrebt daher jeder Aufforderung, sich auf einen Weg zu begeben, den er nicht selbst gewählt hat. Die Langmut Gottes gewährt genügend Anlass zur Umkehr, aber wenn Gottes Ermahnungen beharrlich abgewiesen werden, muss das gerechte Gericht folgen. Es ist dann unabwendbar.
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