Kategorie: jehovah-shammah

wie kam / wie kommt Jesus?

Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.
Elberfelder 1871 – 2.Johannes 7

Warum schreibe ich euch das? Nun, in dieser Welt verbreiten jetzt zahlreiche Verführer ihre falschen Lehren (- oder Nun, inzwischen haben zahlreiche Verführer die Gemeinde verlassen und sind in die Welt gegangen. wörtlich Denn zahlreiche Verführer sind in die Welt hinausgegangen. -). Sie bekennen sich nicht zu Jesus Christus als zu dem, der als ein Mensch von Fleisch und Blut zu uns gekommen ist (- wörtlich Sie bekennen nicht Jesus Christus als im Fleisch kommend -), und wer das leugnet, ist der Verführer schlechthin; er ist der Antichrist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2. Johannes 7

denn / viele Irreführer sind hin aus gekommen / gezogen in die Welt, die nicht wollen bekennen Jesus Christus als ehemals und zukünftig Kommen den im Fleisch; dieser ist der Irreführer und der Antichristus. sind -hin ein gekommen iSv. leiblich, leibhaftig, z R2,28; 2K10,3; G4,14; K2,5; 1P4,6. Art. vll. iSv. der typische.
Berd Fischer -Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – 2. Johannes 7

Wie ist dieser Vers zu verstehen?
Schauen wir uns verschiedene Kommentare an!

Die Liebe, die nicht auf Kosten der Wahrheit gehen darf, bleibt weiter das Thema, jetzt unter der Blickrichtung, wie die Christen den Irrlehrern begegnen. Die Verführung greift gerade in der Gründungszeit der christlichen Gemeinden um sich. Der Satan gibt nicht kampflos auf. Er versucht mit aller Macht, die Ausbreitung des Evangeliums und die Sammlung des Leibes Christi zu verhindern, denn dadurch wird seine Herrschaft in ihrer Ohnmacht aufgezeigt. »Viele Verführer sind in die Welt ausgegangen«, schreibt Johannes. »Verführer« sind (wörtlich) solche, »die in die Irre führen«, »Irrleiter«. Sie preisen ihre Wege als Wege zur vollkommenen Gotteserkenntnis – der Satan verstellt sich zum »Engel des Lichts« (vgl. 2. Kor 11,14) – und führen doch in die Finsternis und Verblendung menschlicher, betrügerischer Weisheit. »Sie sind ausgegangen in die Welt.« »Ausgegangen« (vgl. zu 1. Joh 4,1) ist ein gebräuchlicher Begriff der militärischen Sprache: »Sie tragen ihre Angriffe vor in diesem Äon.« Im Herrschaftsbereich des »Herrn dieser Welt« haben solche Verführer Entfaltungsund Handlungsraum für ihre Angriffe, besonders gegen die Christen, die ja »in dieser Welt« noch leben, wenn sie auch Bürger des neuen Gottesreiches sind (vgl. Joh 15,18f.; 17,11ff.).
Das Kennzeichen, an dem die Verführer erkannt werden, ist ihr Bekenntnis, das dem Evangelium direkt widerspricht: Sie »bekennen nicht, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist.« Sie leugnen die Menschwerdung des Sohnes Gottes; sie leugnen die Gottessohnschaft des Jesus von Nazareth. Sie widersprechen also an der zentralsten Stelle dem Evangelium. Ein Christus, Sohn Gottes, der Fleisch und Blut angenommen hat, am Kreuz qualvoll für unsere Sünden stirbt, ist ihnen zu primitiv. Sie bringen einen vergeistigten Christus, der in höhere Erkenntnisse ein weist, die wir dann selber vervollständigen. Einen Erlöser brauchen sie nicht, denn sie sind von sich selbst überzeugt. »Sünde« gibt es für sie gar nicht, höchstens Mangel an Erkenntnis. Daß Gott sich so tief erniedrigt hat, daß er in seinem Sohn Mensch wurde, um uns verdammte und verlorene Sünder zu retten, das verletzt für diese gnostischen Verführer aufs Gröbste ihre Sicht vom Menschen. Mit der Bestreitung der Fleischwerdung des Sohnes Gottes will der Mensch sich immer selbst vergöttlichen.
Dahinter aber steht der Satan selbst, der schon im Paradies der Eva einflüstert: »Ihr werdet sein wie Gott« (1. Mose 3,5). Die »vielen Verführer« sind die vor-geschobenen Hilfstruppen des »Verführers«, des Satans selbst, der in der »letzten Zeit« noch einmal im »Antichristen« (vgl. zu 1. Joh 2,18 und 22) seinen letzten Großangriff vortragen wird. Der wird jetzt schon eingeprobt. Die gnostischen Irrlehrer bestreiten noch mit Worten den Christus; der »Antichrist« wird dann höchstpersönlich sich auf den Thron Christi setzen (vgl. Mt 24,15; Offb 13; Offb 19,17ff.; auch 2. Thess 2,9ff.)

Edition C Bibelkommentar

Der Grund für die vorhergehende Ermahnung des Apostels ist, daß viele Verführer in die Welt ausgegangen (sind), die nicht bekennen, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Wie in seinem ersten Brief gibt Johannes auch in diesem Schreiben seiner Sorge darüber Ausdruck, daß so viele falsche Lehrer auf dem Plan erschienen sind (vgl. 1Joh 2,18;4,1 ). Diese Lehrer sind „Verführer“ (planoi; vgl. planaO, „irreführen“, in 1Joh 2,26;3,7 ). Schon allein ihre Anzahl (ganz zu schweigen von der vermutlichen Bandbreite der falschen Vorstellungen, die sie den Menschen nahezubringen versuchten) machte sie zu einer ernsten Bedrohung der christlichen Gemeinden. Was diese Häretiker untereinander verband, war ihr Unglaube und die Tatsache, daß sie die Menschwerdung Christi ablehnten.
Das Partizip Perfekt „gekommen“ (in der Wendung „in das Fleisch gekommen“) bezieht sich auf die Menschwerdung: Jesus, der menschliche Gestalt annimmt und als Mensch auf der Erde lebt (vgl. 1Joh 4,2). Diese Wahrheit über „Jesus Christus, der in das Fleisch gekommen ist“, wird von den Verführern bestritten. Manche von ihnen lehrten, daß Jesus kein wahrer Mensch war, sondern nur so erschien. Das stand natürlich im Gegensatz zu der Wahrheit der Inkarnation, daß Jesus Christus beides ganz ist: ganz Gott und ganz Mensch (Kol 2,9).
Das – diese Leugnung – kennzeichnet den, der sich zu ihr bekennt, als Verführer und als Antichrist (vgl. den Kommentar zu 1Joh 2,18). Der Artikel „der“ vor „Verführer“ und „Antichrist“ ist vielleicht etwas mißverständlich. So kann der griechische bestimmte Artikel in manchen Fällen, wenn es um eine ungenannte Person geht, durchaus mit dem unbestimmten Artikel wiedergegeben werden. Johannes meinte also nicht, daß jeder dieser Leute die einmalige Gestalt der Endzeit, die als der Antichrist bekannt ist, verkörpert.

Walvoord Bibelkommentar

Wenn es so ist, wie es der vorige Abschnitt darlegte, warum muß es dann von Johannes so ernst unterstrichen werden? Gibt es nun doch Zweifel an dieser apostolischen Haltung? Ja, „denn viele Verführer gingen aus in die Welt, die nicht bekennen (wollen) Jesus Christus als den im Fleisch Kommenden.“ Hier stehen wir wohl bei dem besonderen Anlaß dieses Briefes. Die geistig-religiöse Bewegung, die wir mit dem Sammelnamen „Gnosis“ bezeichnen, dringt offenbar in einem breiten Strom und nicht ohne Wirkung vor. Es gibt dabei eine „christliche Gnosis“, deren Vertreter aus den apostolischen Gemeinden selber kommen (I, 2, 19) und ein „höheres“ Christentum in die Gemeinden hineinbringen wollen. Darin lag ihre Anziehungskraft und ihre Gefahr. Für den „Alten“ sind sie „Verführer“. Sie sind nicht vereinzelte Erscheinungen, die man unbeachtet lassen könnte; ihre Zahl ist groß. Der Apostel spricht von „vielen Verführern“. Sie haben ein ausgesprochenes Sendungsbewußtsein. Das liegt in dem Ausdruck: „sie gingen aus in die Welt“. Ihre eifrige Werbetätigkeit ist nicht auf einen kleinen Raum beschränkt.
Warum kann und warum muß der Apostel sie so schroff abweisen und so ernst vor ihnen warnen? Sollte nicht die „Liebe“, zu der Johannes aufrief, auch ihnen gelten? Aber Johannes verband sofort im Eingang des Briefes die „Liebe“ unlöslich mit der „Wahrheit“. Die „Verführer“ haben nicht einzelne, besondere Ansichten, die man als solche dulden könnte. Ihre Verkündigung greift das Zentrum der apostolischen Botschaft an, verletzt „die Wahrheit“ tödlich. Sie „bekennen nicht Jesus Christus als den im Fleisch Kommenden“. Ihr geistiger Christus“ ist nicht der Retter der Sünder durch den blutigen Tod am Kreuz. Sie meinen einen größeren und vollkommeneren Christus zu bringen und sehen nicht, wie sie die eigentliche und unentbehrliche Sendung des Sohnes Gottes „im Fleisch“ gerade verfehlen. Wir vergleichen, was wir uns schon zu I, 4, 1 ff klar machten. Sie verkennen und verleugnen damit die eigentliche Liebe Gottes, die gerade darin „steht“, daß Gott seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat (I, 4, 10). Dadurch verliert auch das Liebesgebot an uns seine Tiefe und die Kraft zu seiner Erfüllung. Nur als die „zuerst Geliebten“ können wir unserseits lieben (I, 4, 19).
Es fällt auf, daß Johannes hier Jesus Christus nicht als den „im Fleisch Gekommenen“ bezeichnet, sondern das Präsens: „den im Fleisch Kommenden“ wählt. Schlatter meint darum, der Apostel spräche hier von der Wiederkunft Jesu, die für die gnostische Heilslehre unwichtig war oder „vergeistigt“ aufgefaßt wurde. Aber bei seiner Parusie kommt Jesus nicht mehr als der Leidensfähige und zum Leiden Berufene „im Fleisch“, sondern als der Heilsvollender „in Herrlichkeit“. Das Präsens wird gewählt sein, weil es sich bei Jesu „Kommen“ um einen bleibenden und gegenwärtigen wirksamen Tatbestand handelt. Auch mag die im Johannesevangelium häufige Bezeichnung „ho erchomenos = der Kommende“ (Jo 1, 15; 3, 31; 11, 27) hier eingewirkt haben. Jesus ist „der Kommende“, aber gerade der „im Fleisch“ Kommende. Das gehört zu seinem Wesen als „Retter der Welt“ (I, 4, 14).
Johannes kann da, wo dieses „Kommen im Fleisch“ geleugnet wird, nicht einen tragbaren theologischen Irrtum sehen. Nein, „dies ist der Verführer und der Antichrist“. Die „vielen Verführer“ müssen endzeitlich gesehen werden. In ihnen kommt „der Verführer“, also der Teufel, zur Wirkung, genauso wie – auch nach I, 2, 18 – „der Antichrist“ in den vielen „Antichristen“. Johannes will damit nicht die urchristliche Eschatologie entmythologisieren und in bloße gegenwärtige Erscheinungen auflösen. Er sagt nur das gleiche wie der Apostel Paulus in 2 Th 3, 7: „Der Gesetzlose“ kommt erst noch, aber „das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ ist bereits wirksam. Darum sind die „Irreführer“ jetzt so ernst zu nehmen.

Wuppertaler Studienbibel

Johannes heißt sie auf die Liebe bedacht sein,
2 Joh 7 …weil viele Verführer in die Welt ausgegangen sind

Wo sie Gehör und Geltung finden, wird die Liebe verdrängt durch den Stolz eines leeren Wissens, und durch den Zank eines fleischlichen Eifers und durch die Versündigungen am Heiligen, die das Gewissen beflecken und den Geist von Gott, dem Grund aller lebendigen Liebe, trennen.

Als das Merkmal der Verführer nennt Johannes wie im ersten Briefe dies, dass sie sich nicht zu Jesus bekennen, und auch hier zeigt er auf Jesu „Fleisch“ hin, auf seine echte, wahre menschliche Natürlichkeit, deren wir uns nicht schämen dürfen, zu der wir uns vielmehr bekennen sollen, weil durch sie Gottes Gnade, Geist und Leben zu uns kommt. Ein solcher bekennt sich nicht zu Jesus Christus, der da kommt im Fleisch (V 7). Im ersten Brief sagte er: der gekommen ist im Fleisch. {1 Johannes 4,2} Dort sah er auf Jesu irdische Lebenszeit zurück; hier sieht er hinaus zu seiner neuen Gegenwart, und auch dann kommt er im Fleisch, freilich nicht mehr als der Sterblichkeit und Schwachheit unterworfen, sondern in Gottes Herrlichkeit und Macht gekleidet, und doch auch dann als der, der an unserer Art teil hat, Mensch war und bleibt wie wir und sich ernst und ganz in die Gemeinsamkeit des Wesens mit uns stellt.

Wem Jesu menschliche Art anstößig ist, wer eine Offenbarung Gottes wünscht und träumt, die nicht im Fleisch ihr Werkzeug haben darf, der will vollends dann, wenn das Himmelreich mit Macht anbricht und die Herrlichkeit Gottes sich offenbart, vom Fleische Christi nichts mehr wissen. Johannes dagegen richtet auch den hoffenden Blick der Gemeinde auf den Menschen Jesus hin, der nicht nur für eine kurze Frist und zum Schein uns gleich geworden ist, sondern in unserer Art die unzerstörbare, ewige Gestalt seines Sohnes hat. Er, der Mensch wie wir ist, und darum wie wir im Fleische sein Leben hat, er, kein anderer ist’s, der uns in Gottes Macht verklären und die Welt mit Gottes Herrlichkeit erfüllen wird.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Vor seiner Verhaftung und Kreuzigung betet Jesus: „Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie auch wir eins sind“ (Joh 17,11). Die Evangelien sind sich darüber im Klaren, dass der Name, der dem Kind der Maria gegeben wurde, Jesus war – und das ist nicht der Name Gottes. Die Idee ist, dass die Essenz des Vaters in Jesus war. Sie waren eins.
Für Johannes bedeutete das Dienen „um des Namens willen“, die Nachricht von Jesus zu verbreiten. Indem er diesen einfachen Satz benutzte, verband er Jesus mit dem Namen des Alten Testaments – der eigentlichen Gegenwart Gottes selbst. Der Name Gottes war „im Fleisch“ gekommen (Johannes 1,1-3.14; 1 Johannes 4,2; 2 Johannes 7). Jetzt wohnt er in uns – den Kindern Gottes in der Gestalt des Geistes (1 Johannes 3,24; 4,4).

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen

So war „Gott in Christus“ (2. Kor. 5, 19), so war er das in die Welt kommende, wahrhaftige Licht (Joh. 1, 9): ἐφανερώθη ἐν σαρκί (1. Tim. 3, 16), ἐρχόμενος ἐν σαρκί (1. Joh. 4, 2; 2. Joh. 7). Wer das leugnet, der ist nach 2. Joh. 7 der Verführer und der Antichrist! Denn was die Bibel Offenbarung nennt, das steht und fällt mit diesem „Kommen im Fleische“. Jeder Vorbehalt: sei es dagegen, daß hier Gottes Wort in Person handelnd gegenwärtig ist — sei es dagegen, daß dieses handelnde Gegenwärtigsein Gottes in Person wirklich hier, im Fleische, in Menschengleichheit stattfindet — jeder solche Vorbehalt macht die Offenbarung und die Versöhnung unverständlich. Und umgekehrt: je bestimmter man beides zusammensieht als eines: das Wort Gottes — Fleisch, Gott selbst in Person — in Menschengleichheit, desto besser versteht man, was die Bibel Offenbarung nennt.
Die Menschheit Christi und nur sie ist die Offenbarung des ewigen Wortes: das Zelt des Logos nach Joh. 1, 14, in welchem seine Herrlichkeit gesehen wird

Karl Barth – Die Kirchliche Dogmatik

Welcher Zusammenhang mit dem Liebesgebot, das von Anfang an und wie immer gilt, und dem christologischen Bekenntnis bestehen soll, das wird hier nicht deutlich. Das holt 1 Joh nach. In dem Gebot soll die Gemeinde leben, »denn«, so beginnt V. 7, »es gibt viele Irrgeister in der Welt«. Im Zentrum des Briefes steht ganz klar die Irrlehrerwarnung von V. 7–8. Auch noch in V. 9–10 geht es um »diese Lehre«. So kann man dem Brief dieses entnehmen: Wer die Plattform der gemeinsamen Lehre verlässt, der gibt das gemeinsame Haus auf und verstößt damit gegen das Zusammenleben in Liebe.
Damit aber sieht der Verfasser zugleich das Verhältnis zu Gott gefährdet. Denn wer falsch über Jesus Christus denkt, wird den entscheidenden Kontakt zum Vater nicht haben können. Hier steht bereits Wesentliches zur johanneischen Gesandtenchristologie: Wer den Sohn ablehnt, lehnt auch den Vater ab. Das Grundschema ist: Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat; wer mich sieht, sieht den Vater usw. – Denn der Gesandte trägt etwas von dem Sendenden in sich; insofern passen Sendungschristologie und Sohn-Gotteschristologie (vgl. dazu die Sendungsformeln 1 Joh 4,9 etc.) gut zusammen.
Die Überlegungen zu 1 Joh ergaben bereits: Die Gegner vertreten wohl eine Auffassung von Jesus, nach welcher dieser nur ein gewöhnlicher Mensch ist. Er ist weder Gottes Sohn (durch den Geist) noch Messias/Christus (durch den Geist).

Berger 2020 – Kommentar zum Neuen Testament

Jesus ist im Himmel immer noch der Spross Davids, der als solcher zurückkehrt. Wie gefährlich es ist, das wahre Menschsein Jesu aus dem Auge zu verlieren, belegt 2. Johannes 7:
«Denn viele Verführer sind in die Welt hineingekommen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist – das ist der Verführer und der Antichrist.»
Diese Bibelstelle wird verschieden übersetzt. Die Zürcher-Bibel schreibt:
«Denn viele Verführer sind hinausgegangen in die Welt, die sich nicht zu dem im Fleisch kommenden Jesus Christus bekennen; das ist der Verführer und der Antichrist.»
Menge übersetzt:
«… die Jesus Christus nicht als den im Fleisch erscheinenden Messias bekennen.»
Und in der unrevidierten Elberfelderübersetzung heisst es:
«… die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen.»

Es geht nicht «nur» darum, zu leugnen, dass Jesus als wahrer und ewiger Gott ganz und gar Mensch geworden ist, sondern auch um die Verleugnung Seines Wiederkommens als Mensch. Kürzlich hörte ich jemanden sagen:
Wer denkt, dass Jesus wirklich wiederkommt, steht nicht im Glauben.
Es ist eine antichristliche Haltung, Jesu leibliche Wiederkunft infrage zu stellen, sie zu vergeistigen oder sogar ganz zu verneinen. Heute geschieht das in manchen theologischen Anstalten und in sektiererischen Vereinigungen, und es wäre nicht verwunderlich, wenn der Antichrist darin den Höhepunkt findet. Es ist möglich, dass er die leibliche Wiederkunft Jesu leugnen und sich selbst anstelle des wiederkommenden Christus stellen wird.
Auch Petrus weist auf die endzeitliche Gefahr hin, die Wiederkunft Jesu zu leugnen:
«Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass am Ende der Tage Spötter kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheissung seiner Wiederkunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an gewesen ist!» (2. Petr 3,3–4)
Der zweite Petrusbrief war, wie bereits der erste, an gläubige Juden gerichtet (1. Petr 1,1; 2. Petr 3,1). Der Ausdruck «die Väter» bezieht sich demnach auf die jüdischen Glaubensväter, die eine buchstäbliche Erscheinung des Messias erwarteten. Diese Wahrheit wird am Ende der Zeit angezweifelt werden und man wird sich sogar darüber lustig machen. Wird sich der Antichrist das zunutze machen, wird er vielleicht sogar der Initiator einer solchen Blasphemie sein, um das jüdische Volk zu verführen und sich dann selbst auf den Thron zu setzen? Wie dem auch sei, wir leben in einer Zeit, in der man immer weniger mit der leiblichen Wiederkunft des Herrn Jesus Christus rechnet. Warum? Weil wir in den letzten Tagen leben!

Norbert Lieth – Leben in der Naherwartung: Biblische Theologie im Licht der Wiederkunft Jesu

7 Mit dem begründenden ὅτι verrät der Verf., daß er auch vorher schon die Irrlehrer im Auge hatte. Jetzt kommt er ausdrücklich auf sie zu sprechen und kennzeichnet sie als solche, die das Christusbekenntnis der rechtgläubigen Gemeinde leugnen. Er nennt sie hier zunächst allgemein „Verführer“ und sagt von ihnen — ähnlich wie von den „Pseudopropheten“ 1 Joh 4, 1 —, daß sie „in die Welt ausgezogen sind“ (s. zu 1 Joh 4, l). Sie sind zahlreich (πολλοί) und entfalten überall (κόσμος) eine rührige Propaganda (ἐξῆλθον). Das Erkennungs- und Unterscheidungszeichen besteht fast in derselben Bekenntnisformel wie 1 Joh 4, 2 (s. dort).
Auffällig ist nur das Part. Präs. im Unterschied zu dem Part. Perf. 1 Joh 4, 2. Auf keinen Fall kann der Parusiechristus gemeint sein; denn dieser kommt nach allgemein urchristlicher Sprachweise nicht ἐν σαρκί, sondern ἐν δόξῃ1. Seine σάρξ-Gestalt ist dann durch das πνεῦμα verklärt (vgl. Joh 6, 63a) und könnte nicht gerade als charakteristisch hervorgehoben werden. Die Formel, die mit der in 1 Joh 4, 2 sachlich gleichbedeutend ist, unterstreicht (wie auch das Part. Perf. in 1 Joh 4, 2, s. dort) die überzeitliche Bedeutung der Inkarnation. Auch Ignatius von Ant. legt gegenüber den Irrlehrern, die er im Brief an die Smyrnäer bekämpft, ganz allgemein auf die Befindlichkeit Jesu ἐν σαρκί Wert, nicht nur für den Zeitpunkt der Kreuzigung (1, 2), sondern auch für die Zeit nach der Auferstehung (3, 1; vgl. 3, 2f). Es kommt ihm darauf an, daß Jesus Christus als σαρκοφόρος bekannt wird (5, 2); den gleichen Sinn dürfte die in 2 Joh 7 stehende Formel haben. Das Part. Präs. ist vielleicht auch durch die Wendungen im Joh-Ev beeinflußt, die Jesus als einen ἐρχόμενος in vielfachen Verbindungen bezeichnen. Es kann sich aber auch einfach um eine „lehrsatzmäßige Formulierung“ (Windisch) handeln.
Der Übergang zum Singular zeigt vielleicht an, daß οὗτος das Prädikat ist; gedeutet wird dann ὁ πλάνος und ὁ ἀντίχριστος. Falls aber die letzten beiden Ausdrücke Prädikat sein sollen, dann verrät der Artikel3, daß es sich um eine oder zwei bekannte Figuren der Endzeit handelt. Den für die letzte Zeit vor der Parusie erwarteten Antichrist sieht der „Alte“ wie 1 Joh 2, 18; 4, 3 (s. zu ds. St.) in diesen Christusleugnern gekommen. Der „Verführer“ könnte unter anderem Namen dieselbe Gestalt sein; er wäre dann zuerst ὁ πλάνος genannt wegen der Bezeichnung der Häretiker als πολλοὶ πλάνοι am Anfang des Verses und danach als „Antichrist“ verdeutlicht — die wahrscheinliche Erklärung. An zwei eschatologische Figuren zu denken, liegt kein Grund vor. Die Tätigkeit des zweiten Tieres (vom Lande) in Apk 13, 11ff würde an sich zu dem πλάνος passen (vgl. πλανᾷ V 14); indessen verführt es nicht durch falsche Lehre, sondern durch zauberische Wunderzeichen. Die „Antichriste“ in 1 Joh 2, 18ff werden am Ende auch als „Verführende“ (πλανῶντες V 26) bezeichnet. Als sichere Tradition für die Endzeit kennt der Verf. wahrscheinlich nur den Antichrist (2, 18; 4, 3), den er auf seine zeitgenössischen Irrlehrer deutet. Die Worte bekommen jetzt wieder eschatologisches Gewicht.

Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament


Johannes kannte die Tatsache, daß es verschiedenartige Wanderprediger gab: solche, die aufrichtig und diejenigen, die falsch waren, wahre Diener Gottes und Knechte Satans, wahre Apostel und falsche Apostel. Damit würde er sie vertraut machen. „Verführer“ ist von einem Verb mit der Bedeutung umherwandern bzw. -ziehen, irreleiten und in die Irre führen abgeleitet. Verführer sind Betrüger und Schwindler. Sie sind „in die Welt ausgezogen“ (Menge; ‚ausgingen‘, Aorist), so wie Schädlinge ausschwärmen, denn falsche Lehrer suchen die Heiligen plötzlich heim. „Die Bedeutung besteht vielleicht darin, daß so, wie die Apostel zur Verkündigung in die Welt hinausgesandt wurden, diese falschen Lehrer ausgezogen waren, um als Abgesandte des Teufels als dem Vater der Lüge Lügen zu lehren“ (Stott). „Diesen Menschen reicht es nicht, selbst verführt zu werden – sie können nicht ruhen, bis sie andere verführt haben … Sie kümmern sich nicht um Heiden, sondern suchen wahre Christen als ihre Beute“ (Lenski). Einige davon mögen zum Haus dieser Herrin gekommen sein (vielleicht war sie im Ort als „gastfrei“ bekannt; vgl. Tit 1,8), indem sie als Diener Gottes Nahrung und Unterkunft suchten. Daher muß sie vor ihnen gewarnt werden. Doch wie sollte sie diese herausfinden? Sie würden sich nicht mit den Worten vorstellen: „Ich bin ein Diener Satans und mit der Aufgabe unterwegs, die Heiligen zu verführen.“ Sie sind Betrüger: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (2Kor 11,13-15). Waren diese Menschen nicht diejenigen, die „sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen“ (2Tim 3,6)? Wie wird sie die wahren unter den falschen ausfindig machen? Der Geist Gottes belehrt sie, in erster Linie nicht darauf zu hören, was sie sagen, sondern darauf, was sie nicht sagen: „die nicht … bekennen“. Hören wir darauf, was diese Verführer nicht bekennen. „Nicht … bekennen“ bedeutet in Wirklichkeit verleugnen (1Jo 2,22).

Eine Glaubensaussage
Beachten wir diese Aussage (Luther ’56): „die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist“ (kommend; Elberf. Konkordante). Sie sollte dem besondere Beachtung schenken, was sie bei diesen entscheidenden Themen nicht sagten:
„Jesus“ Sein Menschsein, Sein Retterdienst: Glaubten sie, daß Er wahrer Mensch war? Glaubten sie, daß er der Sohn Josephs durch natürliche Zeugung war?
„Christus“ Seine Gottheit, Seine Messianität (als der Gesalbte Gottes): Was bekannten sie in Bezug auf Jesus Christus? Cerinth und seine Anhänger lehrten, daß Jesus ein gewöhnlicher Mensch gewesen und seine Herkunft menschlich sei und daß der Christus bei Seiner Taufe aufgrund Seiner Frömmigkeit auf Ihn herabkam und Ihn in Gethsemane verließ. Aber Jesus Christus war nicht der Jesus, dem der Christus übergestülpt wurde (Dualismus), sondern eine Person, absolute Gottheit und vollkommenes Menschsein von Geburt an. „kommend“ beinhaltet zwangsläufig Seine Präexistenz vor und außerhalb dieser unserer Welt: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater“ (Joh 16,28).
Das Präsenspartizip ( erchomenon, „kommend“) kann sich auf Sein zukünftiges Kommen bei der Entrückung der Seinen oder auf Seine Erscheinung beziehen, wenn jedes Auge Ihn sehen wird. Es ist offensichtlich, daß Er bei der Entrückung einen wirklichen Leib haben wird, denn unser Körper wird in Seinen Herrlichkeitsleib umgestaltet werden. Und bei Seiner Erscheinung (nach der Trübsal) werden Seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sach 14,4). Nun besitzt Er einen wirklichen Leib, womit ein wahrer Mensch den reinen Thron Gottes eingenommen hat. In der Gegenwart gilt: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). Er nahm bei der Menschwerdung einen wirklichen Leib an: „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen“ (Kol 1,19). Daher umfaßt der Ausdruck die Tatsache Seines Kommens, Erdenlebens und der Wiederkunft. „In den Briefen geht es um die Bekräftigung, daß Er beim ersten Mal im Fleisch kam, wobei hier mit ziemlicher Sicherheit an das zweite (Kommen) gedacht ist. In diesem Fall ist das Präsens (kommend) ‚vollkommen zeitlos'“ (Alford). „Die Menschwerdung ist nicht nur ein Ereignis in der Geschichte, sondern eine bleibende Wahrheit“ (Brooke). Jesus wurde bei Seiner Taufe nicht zum Christus oder Sohn, sondern war der Christus im Fleisch. „Die beiden Naturen, die menschliche und göttliche, verbanden sich bereits bei Seiner Geburt und werden sich nie mehr trennen“ (Stott). „Euch ist heute, in Davids Stadt, ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr“ (Lk 2,11). „Darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ ( Lk 1,35 Luther ’56).
  Diese Menschen waren Diener Satans, Verführer ihrer Mitmenschen und Antichristen in Bezug auf den Heiland.
  Beachten wir die zur Verurteilung der falschen Lehrer benutzten Namen: Lügner (1Jo 2,22); die, welche irreführen (2,26 Menge); falsche Propheten (4,1); Verführer (2Jo 1,7); Antichristen (1Jo 2,18.22; 4,3; 2Jo 1,7). Die Häresie, wovon der 2. Johannesbrief spricht, ist mit dem in 1Jo 4,2.3 widerlegten Irrtum identisch. „Falsche Lehrer wie Cerinth wollten nicht glauben, daß der göttliche Christus tatsächlich in Menschengestalt kam“ (Burdick).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt – Johannesbriefe & Judas

und DU? Glaubst du dass Jesus buchstäblich wiederkommt – oder glaubst du dass Jesus „geistig schon wiedergekommen ist“???

Schaubrote

Und nun, was ist unter deiner Hand? Gib fünf Brote in meine Hand, oder was sich vorfindet. Und der Priester antwortete David und sprach: Es ist kein gemeines Brot unter meiner Hand, sondern nur heiliges Brot ist da; wenn sich nur die Knaben der Weiber enthalten haben! Und David antwortete dem Priester und sprach zu ihm: Ja, denn Weiber sind uns versagt seit gestern und vorgestern, als ich auszog, und die Gefäße der Knaben sind heilig. Und es ist einigermaßen gemeines Brot, und das um so mehr, als heute neues in den Gefäßen geheiligt wird.
Elberfelder 1871 – 1.Samuel 21,4–6

Und nun, was hast du bei der Hand? gib fünf Brode in meine Hand, oder was du findest. Und der Priester antwortete David und sprach: Gemeines Brod habe ich nicht bei der Hand, sondern nur heiliges Brod ist da. Wenn nur die Knaben sich von Weibern enthalten haben! Und David antwortete dem Priester, und sprach zu ihm: Allerdings! die Weiber sind uns vorenthalten schon seit gestern, und ehegestern, als ich wegging, und die Geräthe der Knaben waren heilig; sollte aber der Weg auch unheilig seyn, so wird er doch heute geheiliget durch die Geräthe.
van Ess 1858 – 1.Samuel 21,3–5

Und nun, wenn du fünf Brote zur Hand hast, dann gib in meine Hand, was sich findet. Und der Priester antwortete David und sprach: Ich habe keine gewöhnlichen Brote zur Hand, sondern nur geweihte Brote. Wenn sich die jungen Leute vor Frauen in Acht genommen haben, kann gegessen werden. Und David antwortete dem Priester und sprach zu ihm: Von einer Frau haben wir uns gestern und vorgestern ferngehalten. Als ich mich auf den Weg machte, wurden alle jungen Leute geheiligt – und dabei ist dies eine gewöhnliche Reise –, weil er (der Weg) wegen meiner Geräte ( – Unklar ist, ob der Sack, in den die geweihten Brote kommen, oder die Waffen gemeint sind; vgl. aber V.9. Oder das Wort ist als Umschreibung für die Enthaltsamkeit Davids zu verstehen. – ) geheiligt werden wird
Septuaginta Deutsch – 1.Könige 21:3-6

Und nun, was hast du zur Hand? Fünf Brote gib mir oder was sich findet.» Da antwortete der Priester Dawid und sprach: «Es ist kein ungeheiligtes Brot zu meiner Verfügung, sondern nur geheiligtes Brot vorhanden, wenn sich die Burschen nur des Weibs enthalten haben.»  Und Dawid antwortete dem Priester und sagte ihm: «Wo doch ein Weib uns verwehrt ist seit gestern und ehegestern, da ich auszog und die Geräte der Burschen geheiligt waren!» – Das war aber unheiliger Weg, geschweige, daß jenes jetzt geheiligt bliebe im Gerät. –
Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Samuel 21:4–6

Schaubrot. Das S. (im Grundtext steht immer die Einzahl, während Luther, der griech. Übers. folgend, die Mehrzahl setzt), wörtlich „Brot des Angesichts“, bestand aus zwölf fingerdicken Kuchen (challoth) aus feinem Weizenmehl nach der Zahl der Stämme Israels; zu jedem Kuchen wurden 2/10 Epha Mehl genommen. Nach der Überlieferung waren dieselben ungesäuert. Leviten vom Geschlecht Kahaths waren nach 1 Chr. 9, 32 mit der Zubereitung derselben beauftragt. Die Kuchen wurden an jedem Sabbat frisch u. noch warm auf den Schaubrottisch gelegt in zwei Schichten, je sechs aufeinander, 3 Mo. 24, 5–9; 1 Sa. 21, 7. Die abgenommenen Brote fielen den Priestern zu und mußten als etwas Hochheiliges von diesen allein — mit Ausschluß der weibl. Familienglieder an heiliger Stätte, d. h. irgendwo im Vorhof, verzehrt werden, 3 Mo. 24, 9; 6, 9. Daß der Priester Ahimelech in Nob die abgetragenen Brote David und seinen Begleitern gab, war durch die Not gerechtfertigt, 1 Sa. 21, 2–7, vgl. Mt. 12, 4; Lu. 6, 4. Oben auf die S. mußte Weihrauch gelegt werden, der nach dem Abnehmen der Brote auf dem Räucheraltar verbrannt wurde als „Gedenkteil“, 3 Mo. 24, 7. Die S. sind anzusehen als eine Darbringung des Volkes an Jahveh. Sie heißen „Brot des Angesichts“, weil sie vor Gottes Angesicht gelegt wurden zum Zeichen, daß Israel sein täglich Brot ganz der Güte seines Gottes verdanke. Weil in den S. die tägliche Nahrung durch Danksagung geweiht wurde, mußten sie beständig aufliegen und heißen deshalb 4 Mo. 4, 7 Brot der Beständigkeit. Der Gedanke, daß hier Jahveh eine Mahlzeit vorgesetzt werde, ist als durchaus heidnische Vorstellung (Jes. 65, 11; Jer. 7, 18; 44, 17 ff.) ferne zu halten.

Calwer Bibellexikon

Der Tisch mit zwei Ellen Länge und einer Elle Breite sollte aus Akazienholz (wie die Lade, V. 10 ) gemacht, mit Gold überzogen und mit goldüberzogenen Stangen in der selben Weise wie die Lade getragen werden. Eine Leiste von einer Handbreit Höhe um die Ecken des Tisches sollte die Dinge auf dem Tisch vor dem Herabfallen bewahren. Auf dem Tisch, der an der Nordseite des Heiligtums aufgestellt werden sollte ( 2Mo 26,35; 40,22 ), sollten 12 Brotlaibe in zwei Reihen zu je 6 aufgestellt und an jedem Sabbat ersetzt werden ( 3Mo 24,5-9 ). Auf dem Tisch sollten auch goldene Schüsseln (vielleicht um die Brotlaibe zu tragen) und Schalen, Kannen und Becher für Trankopfer aufgestellt werden. Die Brote wurden Brote des Angesichts ( Schaubrote ) genannt, weil sie in der Gegenwart Gottes ( vor mir ) lagen. Dieser Tisch mit seinen 12 Brotlaiben, die möglicherweise die 12 Stämme Israels darstellten, war ein Bild für die Gemeinschaft Gottes mit seinem Volk. Wenn die Priester die Brote aßen ( 3Mo 24,9 ), wurde damit deutlich, daß geistliche Gemeinschaft das geistliches Leben stärkte.


Das Brot auf dem goldenen Tisch vor dem Herrn wurde »Schaubrot« oder »Brot der Gegenwart« (Gottes) ( 2Mo 25,30 ) genannt. Dieser Abschnitt ergänzt die Anweisungen in 2Mo 25,23-30 (vgl. 2Mo 37,10-16 ), die wenig über das Brot selbst aussagen. Das Brot bestand aus 12 Laib Brot, die nach der Menge Mehl ( 3Mo 24,5 ) zu urteilen sehr groß gewesen sein müssen und in zwei Reihen auf den Tisch gelegt wurden. Neben die Brote wurde Weihrauch auf den Tisch gelegt, das an jedem Sabbat, wenn die Brote erneuert wurden und die Priester die Brote als ihren Anteil erhielten, auf dem Altar als Gedenkopfer (Erinnerungsanteil) verbrannt wurde.


Hungrig von seiner Flucht, bat David den Priester um Brot (V. 4 ). Der Priester antwortete, daß es dort kein normales Brot gäbe (V. 5 ), sondern nur das heilige Schaubrot ( 2Mo 25,30 ), das entweiht worden wäre, wenn man es durch frisches Brot ersetzt hätte ( 1Sam 21,7; vgl. 3Mo 24,5-9 ). Dies konnte gegessen werden, wie Jesus später erklärte ( Mt 12,3-4 ), aber normalerweise nur von den Priestern, und sicherlich nur von solchen, die kultisch rein waren ( 1Sam 21,3-6; 3Mo 15,18 ). Daß David diese Brote gegessen hat, illustriert ein Zugeständnis, das das Gesetz erlaubte – Leben ist heiliger als Brot ( Mt 12,7-8 ).

Walvoord Bibelkommentar

War es nicht ein ernstes Vergehen, als David das Schaubrot oder das heilige Brot aus dem Heiligtum nahm, um seinen Hunger zu stillen?
Um Licht über diese Frage zu erhalten, ist es nötig, verschiedene Berichte zu betrachten. Erstens einmal den Befehl über das Brot selbst: „Du sollst Feinmehl nehmen und daraus zwölf Kuchen backen: Von zwei Zehnteln soll ein Kuchen sein. Und du sollst sie in zwei Schichten legen, sechs in eine Schicht, auf den reinen Tisch vor Jehova. Und du sollst auf jede Schicht reinen Weihrauch legen, und er soll dem Brote zum Gedächtnis [ein Gedächtnisbrot, Darby, engl.] sein, ein Feueropfer dem Jehova. Sabbattag für Sabbattag soll er es beständig vor Jehova zurichten: ein ewiger Bund von seiten der Kinder Israel. Und es soll Aaron und seinen Söhnen gehören, und sie sollen es essen an heiligem Orte.“ — 3. Mose 24:5-9.
Nun zum Geschichtsbericht, der die Grundlage zur Frage bildet: „David kam nach Nob, zu Ahimelech, dem Priester. Und Ahimelech kam David ängstlich entgegen und sprach zu ihm: Warum bist du allein, und niemand ist bei dir? Und David sprach zu dem Priester Ahimelech: Der König hat mir eine Sache geboten; und er sprach zu mir: Niemand soll irgendwie um die Sache wissen, in der ich dich sende, und die ich dir geboten habe! und die Knaben [jungen Männer, Darby, engl.] habe ich an den und den Ort beschieden. Und nun, was ist unter deiner Hand? Gib fünf Brote in meine Hand, oder was sich vorfindet. Und der Priester antwortete David und sprach: Es ist kein gemeines Brot unter meiner Hand, sondern nur heiliges Brot ist da; wenn sich nur die Knaben der Weiber enthalten haben! Und David antwortete dem Priester und sprach zu ihm: Ja, denn Weiber sind uns versagt seit gestern und vorgestern, als ich auszog, und die Gefäße der Knaben sind heilig. Und es ist einigermaßen gemeines Brot, und das um so mehr, als heute neues in den Gefäßen geheiligt wird. Da gab ihm der Priester heiliges Brot; denn es war daselbst kein anderes Brot, als nur das Schaubrot, das vor Jehova weggenommen worden war, um warmes Brot aufzulegen am Tage seiner Wegnahme. — 1 Samuel 21:1-6.
Aus diesen zwei Zitaten ersehen wir, daß das Brot am Sabbattage gewechselt, also das alte Brot durch das frischgebackene, warme Brot ersetzt werden mußte, und da David, als er nach Nob kam und mit dem Hohenpriester Ahimelech redete, die Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenkte, daß das Brot an jenem Tage gewechselt werde, muß es ein Sabbattag gewesen sein, als David diese Unterredung hatte und an Ahimelech diese Bitte stellte. Jesus zog aus diesem Verhalten Davids einen interessanten Schluß, wie wir dies in Matthäus 12:1-4, NW aufgezeichnet finden: „Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Getreidefelder. Seine Jünger wurden hungrig und fingen an, Ähren abzupflücken und zu essen. Als aber die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu ihm: ‚Siehe! deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist.‘ Er sprach zu ihnen: ‚Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und die Männer bei ihm hungrig wurden? wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die Brote der Darbringung aßen, Speise, die ihm zu essen nicht erlaubt war, noch denen bei ihm, sondern nur den Priestern?‘ “ In diesen und den nachfolgenden Versen lenkte Jesus die Aufmerksamkeit auf Taten der Barmherzigkeit am Sabbattage, wonach es absolut erlaubt war, einem Bedürftigen auch am Sabbattage Barmherzigkeit zu erweisen, und daß in der Tat eine solche Handlungsweise keine Verletzung des Sabbats bedeutet. Jesus rügte Davids Verhalten nicht.
Während andere Übersetzungen der Bibel die Stelle etwas anders wiedergeben, zeigt jene, die wir zum Zitieren des Textes aus 1. Samuel 21:5 angeführt haben, daß David den Ahimelech daran erinnerte, daß das fragliche Brot „einigermaßen gemein“ sei. Hiermit stimmen die Übersetzungen in der King-James- und Rotherham-Bibel überein, indem die letztere den Vers wie folgt wiedergibt: „Das Brot selbst ist gewissermaßen gewöhnlich, und dies um so mehr, da von heute an andere Brotlaibe im Gefäß geheiligt werden müssen.“ In welcher Weise gewöhnlich? War es nicht Jehova Gott geweiht und im Heiligen der Stiftshütte auf den Tisch gelegt worden? Jawohl. Doch sieht man, daß dieses besondere Brot, womit David und seine Männer gespeist wurden, Brot war, das durch frischgebackenes Brot ersetzt wurde, und es wurde aus dem Heiligtum weggenommen, nicht nur um Davids Hunger zu stillen, sondern auch, weil es Sabbattag, also die rechte Zeit war, da es auf die Seite getan, hinausgenommen werden mußte, um eine neue Reihe frischer Brote auf den heiligen Tisch zu stellen. So war denn dieses weggenommene Brot nun zum Gebrauch außerhalb des Heiligen der Stiftshütte verfügbar und war, von diesem Standpunkte aus gesehen, in einem gewissen Sinne „gewöhnliches“ Brot.

Dasselbe kann gesagt werden über die Angelegenheit, die Paulus in 1. Korinther 8:1-13 und 10:25-30 bespricht, wenn Christen auf den Fleischmarkt, in Fleischerläden, Metzgereien oder Wirtschaften gingen, die mit den heidnischen Tempeln von jener Zeit verbunden waren, und dort Fleisch aßen, das Dämonen oder Götzen geweiht worden war. Ein Teil jenes Opfers wurde dem Götzen gegeben, wurde auf dem Altar geopfert, und dann blieb etwas Fleisch übrig, das Metzgereien oder Wirtschaften übergeben wurde; solches diente den Leuten als gewöhnliches Fleisch, und Christen hatten das Recht, dort hinzugehen und von diesem Fleische zu essen. Es hatte seine geheiligte Bedeutung nun, da es im Fleischerladen oder in der Wirtschaft lag, verloren. Es war gewöhnliches Fleisch geworden, obwohl einige Christen, wie Paulus es sagte, in ihrem Gewissen schwach waren und dachten, es sei immer noch geweihtes Fleisch.
Dasselbe ist zu sagen von dem Brote, das ersetzt und aus dem Heiligtum herausgenommen worden war. Es war, wie David sagte, gewissermaßen gewöhnliches Brot, und darum konnte es gebraucht werden. Allerdings sollte es gewöhnlich nur von den Priestern verwendet werden, aber unter außergewöhnlichen Umständen durfte es anscheinend für einen Akt der Barmherzigkeit benutzt werden, wie dies der Fall war bei David, denn Jesus weist laut Matthäus 12:1-4 in seinen Worten über Davids Verhalten auf dies hin. Ferner wurde Jehova durch diese Tat nicht beraubt. Wenn Ahimelech in das Heilige gegangen wäre und das frische Brot genommen hätte (das eine ganze Woche dort bleiben mußte), um es zur Speisung Davids und seiner Männer zu verwenden, so wäre das eine Sünde gegen die Anweisung bezüglich des Brotes gewesen; nun aber war es gemäß dem gewohnten Gang der Dinge weggenommen worden, und so bedeutete diese Handlung keine Beraubung Jehova

Fragen von Lesern aus Der Wachtturm 1.August 1956

Das Volk sollte nicht nur das reine Olivenöl für die Lampe bringen, sondern auch das feine Mehl, aus dem jede Woche zwölf Brote gebacken wurden. Diese wurden an jedem Sabbat auf den goldenen Tisch gelegt, und das alte Brot wurde den Priestern zum Essen gegeben.
Die Größe dieser Brote ist uns ein Rätsel, denn der Text gibt das im Rezept verwendete Maß nicht an. Im Hebräischen heißt es einfach „von zwei Zehnteln soll es sein“, aber zwei Zehntel von was? In der NIV heißt es „mit zwei Zehntel eines Epha“, was etwa vier Quarts Mehl entsprechen würde, aber das Wort „Epha“ steht nicht im hebräischen Text. So viel Mehl würde einen sehr großen Laib ergeben, und es ist zweifelhaft, dass zwölf große Brote alle auf den Tisch passen würden. Es ist wahrscheinlich, dass die Brote übereinander gestapelt wurden, so dass zwei Stapel von sechs Broten entstanden, mit einem kleinen Behälter mit Weihrauch oben auf jedem Stapel.
Diese Brote wurden wie ein „Speiseopfer“ behandelt, einschließlich des Weihrauchs (2:1-11). Am Sabbat, wenn die Brote ausgetauscht wurden, nahm der Priester eine „Gedenkportion“ von einem Brot, fügte den Weihrauch hinzu und verbrannte sie auf dem Altar zusammen mit dem täglichen Brandopfer. Die Priester konnten dann die alten Brote essen, aber sie mussten es an heiliger Stätte tun (24:9).
Was symbolisierte dies? Nur die Priester (der Stamm Levi) durften das Heiligtum betreten, aber die anderen Stämme wurden dort auf zweierlei Weise repräsentiert: durch die Juwelen am Gewand des Hohenpriesters (Ex 28,6-21) und durch die zwölf Brote auf dem Tisch. Der Tisch wurde „Tisch der Schaubrote“ genannt (Num 4,7), und die Brote hießen „Schaubrote“ (Ex 25,30), was mit „Brot der Gegenwart“ übersetzt werden kann. Gott war mit seinem Volk gegenwärtig, und sie waren in der Stiftshütte in seiner Gegenwart. Egal, wo die Juden im Lager waren, mussten sie sich daran erinnern, dass ihr Stamm im Heiligtum auf dem goldenen Tisch vertreten war. Die neutestamentliche Anwendung wäre Kolosser 3,1ff.
Aus der Sicht des Priesters erinnerten die Brote ihn daran, dass sein Dienst für echte Menschen bestimmt war. Da die Priester Tag für Tag in der Stiftshütte in gewisser Weise isoliert waren, konnten sie leicht den Kontakt zu den Menschen verlieren, die sie vor Gott vertraten. Das Öl aus dem Volk speiste die Lampe, die den Priestern Licht spendete, und das Brot, das sie jeden Sabbat aßen, stammte aus dem Mehl, das das Volk gespendet hatte. Die zwölf Brote erinnerten die Priester daran, dass alle Stämme vor Gott vertreten waren und zu seinem Volk gehörten. All dies hätte die Priester dazu veranlassen sollen, die Stämme mehr zu schätzen und ihnen in bester Weise zu dienen.
Wenn es nur ein Brot gäbe, könnte man es als Typus für Jesus Christus, das Brot des Lebens, betrachten (Johannes 6,35), aber in Johannes 6 ist von Manna die Rede und nicht von den Broten in der Stiftshütte. Auch Matthäus 6,11 kommt mir in den Sinn: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Ob wir nun geistliches Brot für unser Inneres oder physisches Brot für unseren Körper brauchen, wir müssen uns allein an Gott wenden.
Wir erwarten, dass wir im Heiligtum Öl und Weihrauch finden, aber kein Brot. Schließlich ist Brot eine gewöhnliche Speise. Aber die Anwesenheit von Brot in der Stiftshütte versichert uns, dass Gott sich um die praktischen Dinge unseres Lebens kümmert und dass es so etwas wie „weltlich“ und „heilig“ im christlichen Leben nicht gibt. Es war dieses „Gegenwartsbrot“, das David und seine Männer aßen, als David auf der Flucht vor Saul war (1. Sam. 21,1-6; siehe Mt. 12,1-4)

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Die Stiftshütte des Herrn befand sich zu jener Zeit in Nob, wahrscheinlich dem Ort, der heute einen Namen trägt, den einige als „das Dorf Esaus“ (oder Edom) wiedergeben und der uns an seine verhängnisvolle Berühmtheit im Zusammenhang mit Doeg, dem Edomiter, erinnert. Das Dorf liegt an der Straße vom Norden nach Jerusalem – zwischen Anatot und der Heiligen Stadt und nur etwa eine Stunde nordwestlich von letzterer. Hier amtierte Ahimelech (oder Ahiah, 1 Sam. 14:3), der Urenkel Elis, als Hohepriester – ein Mann in fortgeschrittenem Alter, mit dem sein Sohn Abiathar (der später von David zum Hohepriester ernannt wurde, 1 Sam. 30:7) entweder für diesen Tag oder für immer zusammen den heiligen Dienst versah. Nob lag nur etwa eine Stunde südöstlich von Gibea des Saul. Dennoch erschien David nicht unmittelbar nach dem Abschied von Jonatan an der heiligen Stätte. Wir können leicht verstehen, dass eine Flucht auf dieser Straße bei Tag nicht zu riskieren gewesen wäre – und auch nicht innerhalb der Grenzen des Bezirks, in dem Saul residierte. Daraus schließen wir, dass David sich die ganze Nacht über versteckt hielt. Es war der Morgen eines Sabbats, als er plötzlich allein, unbewaffnet, müde und erschöpft vor Hunger vor dem Hohepriester erschien. So war er noch nie vor Ahimelech erschienen, und der Hohepriester, der zweifellos von früheren Meinungsverschiedenheiten zwischen dem König und seinem Schwiegersohn wusste, fürchtete sich vor dem, was dies bedeuten könnte. Aber David hatte eine fadenscheinige Antwort, um jede Frage zu beantworten und jeden Verdacht zu zerstreuen. Wenn er unbewaffnet gekommen und vor Hunger schwach sei, so seien die Geschäfte des Königs so dringend gewesen und hätten eine solche Geheimhaltung erfordert, dass er es vermieden habe, Proviant mitzunehmen, und nicht einmal Zeit gehabt habe, sich zu bewaffnen. Aus denselben Gründen hatte er sein Gefolge angewiesen, sich mit ihm an einem Treffpunkt zu treffen, anstatt an ihrer Spitze loszuziehen.

In Wahrheit waren Davids Bedürfnisse sehr dringend geworden. Er brauchte Nahrung, um sich zu versorgen, bis er einen sicheren Ort erreichen konnte. Denn er traute sich nicht, sich bei Tag zu zeigen und niemanden um Hilfe zu bitten. Und er brauchte eine Waffe, mit der er im äußersten Notfall sein Leben verteidigen konnte. Wir wissen, dass es der Sabbat war, denn die Schaubrote der vergangenen Woche, die an diesem Tag abgenommen wurden, mussten während ihres Verlaufs gegessen werden. Es ist ein trauriger Beweis für den Verfall des Heiligtums und des Priestertums, dass Ahimelech und Abjatar David keinen anderen Proviant für seine Reise anbieten konnten als diese Schaubrote, die nach dem Buchstaben des Gesetzes nur die Priester essen durften, und zwar innerhalb des Heiligtums (Lev. 24,9). Aber es gab das höhere Gesetz der Nächstenliebe (Lev 19,18), das mit Recht als über jeder noch so feierlichen levitischen Verordnung stehend angesehen wurde (vgl. Mt 12,5; Mk 2,25). Wenn es so war, wie David behauptete, und der königliche Auftrag so wichtig und dringlich war, konnte es nicht richtig sein, denjenigen, die damit beschäftigt waren, die notwendigen Mittel zum Lebensunterhalt zu verweigern, vorausgesetzt, sie hatten sich keine levitische Verunreinigung zugezogen, die ihnen den Zugang zur göttlichen Gegenwart verwehrt hätte (Lev. 15:18). Denn was waren die Priester anderes als die Repräsentanten Israels, das ein Königreich von Priestern sein sollte, wenn man es in seiner höheren Bedeutung betrachtet? Dieser Gedanke scheint in der Tat in der Bemerkung Davids (21,5) enthalten zu sein: „Und wenn auch die Art und Weise“ (die Verwendung) „nicht heilig ist, so wird es doch „heilig gemacht“ (werden) „durch das Werkzeug“ – was sich entweder auf ihn selbst als das göttliche Werkzeug bezieht, das eingesetzt werden soll , oder auf den „Geldbeutel“, in dem das Brot gleichsam im Auftrag Gottes transportiert werden sollte.

Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel – altes Testament

Daher wurde das erste Argument unseres Herrn, das von allen Synoptikern aufgezeichnet wurde, der biblischen Geschichte entnommen. Auf seiner Flucht vor Saul hatte David, „als er Hunger hatte“, von den Schaubroten gegessen und sie seinen Anhängern gegeben, obwohl sie nach dem Wortlaut des levitischen Gesetzes nur von den Priestern gegessen werden durften, Die jüdische Überlieferung rechtfertigte sein Verhalten mit dem Argument, dass „Lebensgefahr über dem Sabbatgesetz“ und damit über allen damit zusammenhängenden Gesetzen stehe, während man, um Davids Eifer für das Sabbatgesetz zu zeigen, die Legende hinzufügte, dass er die Priester von Nob getadelt habe, die die Schaubrote am Sabbat gebacken hatten. Zum ersten Argument Christi fügt Matthäus als zweites hinzu, dass die Priester bei ihren Diensten im Tempel notwendigerweise das Sabbatgesetz brachen, ohne sich dadurch schuldig zu machen. Es ist merkwürdig, dass der Talmud genau diesen Punkt erörtert und zur Veranschaulichung ein Argument aus Lev. 22:10 einführt: „Kein Fremder soll von dem, was geweiht ist, essen“. Dies verkörpert natürlich den Grundsatz, der dem Verbot der Schaubrote für alle, die keine Priester sind, zugrunde liegt. Ohne weiter darauf einzugehen, zeigt die Diskussion zumindest, dass die Rabbiner sich keineswegs im Klaren darüber waren, wie die Sabbatarbeit im Tempel zu begründen ist.
In Wahrheit war der Grund, warum David tadellos die Schaubrote aß, derselbe, der die Sabbatarbeit der Priester rechtmäßig machte. Das Sabbatgesetz war nicht nur ein Gesetz der Ruhe, sondern der Ruhe zum Gottesdienst. Der Dienst des Herrn war das Ziel. Die Priester arbeiteten am Sabbat, weil dieser Dienst der Zweck des Sabbats war; und David durfte von den Schaubroten essen, nicht weil Lebensgefahr durch Verhungern bestand, sondern weil er sich darauf berief, dass er im Dienst des Herrn stand und diese Versorgung brauchte. Die Jünger, die dem Herrn folgten, waren in ähnlicher Weise im Dienst des Herrn; ihm zu dienen war mehr als der Dienst im Tempel, denn er war größer als der Tempel. Hätten die Pharisäer dies geglaubt, hätten sie ihr Verhalten nicht in Frage gestellt und damit auch nicht gegen das höhere Gesetz verstoßen, das Barmherzigkeit und nicht Opfer vorschreibt.

Aldred Edersheim – Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten}

David und die Schaubrote
Erstens berief er sich auf den Bericht von Davids Handlungen in 1.Samuel 21 und wies darauf hin, dass der König auch das pharisäische Gesetz verletzte, als er die Schaubrote aß (Matthäus 12,3-4; Markus 2,25-26; Lukas 6,3-4). Mose sagte nie, dass ein Levit einem Nicht-Leviten die Schaubrote nicht geben dürfe. Das pharisäische Gesetz sagte das jedoch. Im Fall der Pharisäer konnten sie nicht behaupten, dass David vor dem mündlichen Gesetz lebte, denn nach ihrer Theologie gab Gott dieses Gesetz Mose; deshalb ging es der Zeit Davids voraus. David selbst brach also das pharisäische Gesetz, doch die Rabbiner verurteilten den König nie. Wenn er das pharisäische Gesetz brechen konnte, konnte das auch sein Nachkomme, der größer ist als er.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

welcher Wochentag?

Da gab ihm der Priester heiliges Brot; denn es war daselbst kein anderes Brot, als nur das Schaubrot, das vor Jehova weggenommen worden war, um warmes Brot aufzulegen am Tage seiner Wegnahme.
Elberfelder 1871 – 1. Samuel 21,7

Der Priester reichte ihm Dargeheiligtes,
denn Brot war dort nicht, durchaus nur das Brot der Innensicht, das eben von vor SEINEM Angesicht entfernt worden war, um warmes Brot am Tag seiner Fortnahme hinzulegen.
Buber & Rosenzweig – 1. Samuel 21:7

Weil kein anderes Brot zur Verfügung stand, gab der Priester ihm das heilige Brot. Diese Schaubrote, die dem Herrn im Heiligtum geweiht wurden, waren gerade an diesem Tag durch frisches Brot ersetzt worden.
Neues Leben – Bibel 2006 – 1.Samuel 21,7

Der Priester war einverstanden und rückte die besonderen Brote raus. Es handelte sich dabei um die Ration, die gerade von dem Tisch für die besonderen Brote weggeräumt wurde, um frisches Brot nachzulegen.
VolxBibel – 1.Samuel 21:7

Bei der Vorbereitung für den Aktivgottesdienst, bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig ich nach fast 50 Jahren Bibellesen wirklich aus der Bibel kenne – aber auch, in welch falsche Richtung so mancher Kommentar die Leser führt.
Wenn ich also Kommentare zu 1.Samuel 21 lese, dann wird die Frage in den meisten Kommentaren diskutiert, ob David gelogen hat, ob David wirklich von diesem heiligen Brot essen durfte und warum er dann in „Feindesland“ weglief und damit angeblich das „verheißene Land“ verließ.
Aber fangen wir mit dem Wochentag an. Die anderen Fragen werd ich in den nächsten Tagen aufgreifen.

Also an welchem Wochentag befinden wir uns? WAS steht in DEINER Bibel?

Es ist schwierig, die Geschichte der Stiftshütte nach dem Raub der Bundeslade 1104 v. Chr. auszumachen. Die Bundeslade selbst blieb seit dieser Zeit in Kirjat-Jearim ( 1Sam 7,2; 2Sam 6,3-4 ), aber die Stiftshütte wird nicht erwähnt bzw. werden nur Andeutungen darüber gemacht, bis 1Sam 21 ,wo vorausgesetzt wird, daß die Stiftshütte in Nob, der Stadt der Priester, war, wohin David floh, als er sich endgültig von Saul getrennt hatte. Gerade so wie David mit Samuel früher die heilige Stätte in Rama aufgesucht hatte ( 1Sam 19,18 ), zog er jetzt los, um die heilige Stätte bei Ahimelech (auch als Ahia bekannt), dem Priester in Nob ( 1Sam 21,2 ), auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Gibea zu finden. Hungrig von seiner Flucht, bat David den Priester um Brot (V. 4 ). Der Priester antwortete, daß es dort kein normales Brot gäbe (V. 5 ), sondern nur das heilige Schaubrot ( 2Mo 25,30 ), das entweiht worden wäre, wenn man es durch frisches Brot ersetzt hätte ( 1Sam 21,7; vgl. 3Mo 24,5-9 ). Dies konnte gegessen werden, wie Jesus später erklärte ( Mt 12,3-4 ), aber normalerweise nur von den Priestern, und sicherlich nur von solchen, die kultisch rein waren ( 1Sam 21,3-6; 3Mo 15,18 ). Daß David diese Brote gegessen hat, illustriert ein Zugeständnis, das das Gesetz erlaubte – Leben ist heiliger als Brot ( Mt 12,7-8 ).

Walvoord Bibelkommentar

Heiliges Brot. Siehe den Kommentar zu Vers 4. Dieses Brot wird auch das Brot der Gegenwart genannt, wörtlich „das Brot des Antlitzes“, d.h. das Brot, das vor das Antlitz Gottes gestellt wurde. Jeden Sabbat wurde frisches Brot auf den Tisch gelegt (siehe Lev 24:5-9). In englischen Übersetzungen wird dies oft mit „Brot der Gegenwart“ (RSV, NRSV, REB, NIV) oder „shewbread“ (KJV, NAB) übersetzt. Andere Übersetzungen sind „das Brot der Zurschaustellung“ (NJPS), „die Brote der ständigen Zurschaustellung“ (NJB) und „das Brot der Opfergabe“ (TOB). Wenn es nicht als etwas anderes als das heilige Brot angesehen wird, sollte hier derselbe Begriff verwendet werden, mit dem dieser Ausdruck auch an anderen Stellen im hebräischen Text (z. B. Exo 25:30; 35:13; Num 4:7; 1 Kön 7:48) und im Neuen Testament (Markus 2:26) übersetzt wird.

Obwohl der Wortlaut des Hebräischen etwas zweideutig ist, scheint es wahrscheinlich, dass es sich bei dem Brot, das David gegeben wurde, nicht um das Brot handelte, das zu diesem Zeitpunkt auf dem Tisch lag, wie RSV vermuten lässt, sondern um das Brot, das vor kurzem entfernt und durch frisches Brot ersetzt worden war, wie es das Gesetz vorschrieb (so TEV; REB und NAB sind ähnlich zu TEV). Die passive Formulierung ist entfernt (TEV „war entfernt worden“) kann aktiv wiedergegeben werden, indem man sagt „die die Priester entfernt hatten“ oder etwas Ähnliches. Das Partizip im MT, das mit „die entfernt wurden“ übersetzt wird, ist der Plural. In einem hebräischen Manuskript aus Qumran steht dieses Partizip jedoch im Singular, und der Singular scheint grammatikalisch besser mit dem Wort Brot übereinzustimmen, das im Hebräischen Singular ist. CTAT bewertet den Plural des MT jedoch mit {B} und merkt an, dass das Wort Brot in seiner Bedeutung Plural ist.

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

Das wurde vor dem Herrn weggenommen, um warmes Brot in den Tag zu legen, an dem es weggenommen wurde – Das wurde jeden Sabbat getan (Lev. 24:8, 9), und es ist daher wahrscheinlich, dass dieser Vorfall in Davids Leben am Sabbat stattfand. Unter dieser Annahme hat die Berufung unseres Herrn auf diese Begebenheit als Rechtfertigung dafür, dass er die Ähren am Sabbat rupfte, doppelte Kraft. Siehe Matthäus 12,1-4. Kitto bemerkt: „Da es nicht erlaubt war, am Sabbat zu reisen, scheint es uns, dass er, als er sah, dass es für ihn nicht sicher war, in Gibea zu bleiben, und dass die kurze Zeit, die ihm bis zum Beginn des Sabbats blieb, eine weitere Reise ausschließen würde, beschloss, nach Nob zu gehen, um dort in Sicherheit zu sein, bis das Ende des heiligen Tages es ihm ermöglichen würde, seine Reise fortzusetzen.“

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Und aufgefallen? Das Kapitel 21 von 1.Samuel spielt also an einem Sabbat! Wenn wir also die ganze Geschichte auf diesen Wochentag sehen, dann verstehen wir, was Jesus in seinem „Streit“ nur andeutet – nämlich das David eben die erweiterten Sabbath-Gebote auch nicht einhielt….

Schon früh in der Geschichte Israels war das Haus das Zentrum der Erziehung.

Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlaß (O. verwirf) nicht die Belehrung deiner Mutter!
Elberfelder 1871 – Sprüche 1,8

Höre, mein Sohn, die Zucht deines Vaters, und nimmer mögest aus dem Sinn du lassen die unterweisende Torah deiner Mutter.
Pfleiderer Übersetzung – Sprüche 1:8

Mein Sohn, höre auf die Zurechtweisung deines Vaters und lehne nicht ab, was deine Mutter dich lehrt.
Neues Leben Bibel – Sprüche 1,8

Der moralische Ästhetizismus und seine Ergebnisse sind natürlich vor allem in Gemeinschaften zu finden, die der moralischen Kultur einen hohen Stellenwert einräumen. Die Verfeinerung der Gefühle, der Respekt vor den Zuneigungen und die Schnelligkeit des Mitgefühls sind selten Gegenstand historischer Aufzeichnungen. Was wir darüber finden oder was darauf hindeutet, müssen wir vor allem in den Schriften der Monotheisten oder derer, die vom Monotheismus beeinflusst wurden, suchen. In solchen Schriften wird den häuslichen Beziehungen eine herausragende Bedeutung beigemessen und ein Feingefühl vermittelt( -„Der Herr hat den Vater über seine Kinder erhoben und die Mutter über ihre Söhne eingesetzt…. Wer dem Herrn gehorsam ist, wird seine Mutter trösten…. Ehre deinen Vater und deine Mutter in Wort und Tat…. Mein Sohn, hilf deinem Vater in seinem Alter und betrübe ihn nicht, solange er lebt. Und wenn sein Verstand versagt, habe Geduld mit ihm, und verachte ihn nicht, wenn du in deiner vollen Kraft bist. Denn die Erleichterung deines Vaters wird nicht vergessen werden…. Wer seinen Vater verlässt, ist ein Lästerer, und wer seine Mutter erzürnt, ist von Gott verflucht.“-Sirach, 3:2-16. – )  , das in heidnischen Aufzeichnungen nicht oder kaum vorkommt. Die höhere Verehrung der Frau und des mütterlichen Einflusses, die unter den Monotheisten im Vergleich zu den Heiden vorherrschte, ist ein sicherer Beweis dafür, dass in ihrer Gesellschaft eine höhere Verfeinerung der Gefühle und Zuneigungen als anderswo existierte. Dio Chrysostomus, obwohl nominell ein Heide, wuchs umgeben vom Monotheismus auf. Sein verfeinernder Einfluss ist in seinen Schriften offensichtlich.

Das Judentum in Rom 76 v.Chr. bis 140 n.Chr. – Frederic Huidekoper

Schon früh in der Geschichte Israels war das Haus das Zentrum der Erziehung. Beide Elternteile waren an dieser Aufgabe beteiligt (Spr 1,8; 6,20), doch trug der Vater die Hauptverantwortung für die Unterweisung der Kinder (Dtn 11,19). Abraham Heschel hat die aktuelle Relevanz dieses Punktes scharfsinnig unterstrichen: „Erziehung ist eine Angelegenheit, die in erster Linie bei den Eltern, beim Vater liegt. Der Lehrer ist nach der jüdischen Tradition nur ein Vertreter des Vaters. Du sollst sie fleißig unterrichten, nicht stellvertretend. Heute tun die Eltern, was sie wollen, Kommerz und Vulgarität dröhnen aus den Lautsprechern – und von kleinen Kindern wird erwartet, dass sie auf die Stimme des Geistes hören. Religiöse Erziehung beginnt, wie die Nächstenliebe, zu Hause.

Die Verbindung von Vater und Lehrer lässt sich zumindest bis in die sumerische Zivilisation zurückverfolgen. Der Schulleiter der sumerischen Schule wurde als „Schulvater“ bezeichnet, der Schüler als „Schulsohn“.5 Sowohl in Ägypten als auch in Mesopotamien fand der Unterricht häufig in dieser „Vater-Sohn“-Form statt. Auch in der hebräischen Bibel werden Lehrer (Priester) als „Vater“ bezeichnet (Judg. 17:10; 18:19), und die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler (z. B. Elia und Elisa) wird durch „Vater“ und „Sohn“ ausgedrückt (2. Kön. 2:3, 12). Darüber hinaus spricht der Weise in den ersten Kapiteln des Buches der Sprüche seinen Schüler regelmäßig als „mein Sohn“ an. Wenn ein Kind heute in einem traditionellen jüdischen Haushalt für seine Eltern betet, spricht es sie mit „mein Vater, mein Lehrer“ und „meine Mutter, meine Lehrerin“ an.

In biblischen Zeiten war der Vater – und nicht Lehrbücher, audiovisuelle Medien oder bunte Klassenzimmer – das wichtigste Instrument im Lernprozess. Als Lehrer seiner Kinder diente der Vater als lebendiger und dynamischer Vermittler der göttlichen Wahrheit. Er konnte nicht durch eine Bibel ersetzt werden – es gab keine Bibeln. In Anwendung dieses Prinzips auf die heutige Herausforderung der biblischen Erziehung hat Heschel festgestellt, dass „wir mehr als alles andere keine Lehrbücher, sondern Lehrpersonen brauchen. Es ist die Persönlichkeit des Lehrers, die der Text ist, den die Schüler lesen; der Text, den sie nie vergessen werden.“

Das grundlegende Ziel der jüdischen elterlichen Erziehung war die Weitergabe eines historischen und ethischen Erbes. Der Talmud hebt diese Verpflichtung des Vaters, seine Kinder zu unterrichten, besonders hervor: „Der Vater ist verpflichtet, seinen Sohn zu beschneiden, … ihn die Tora zu lehren, ihm eine Frau zu nehmen und ihn ein Handwerk zu lehren“ (Kidduschin 29a). Für einen Großvater war es der Inbegriff persönlicher religiöser Befriedigung, einen Enkel einen Teil der Tora rezitieren zu hören (siehe Jerusalemer Talmud, Schabbat 1:2). Von allen 613 Geboten in der Tora war also keines wichtiger für das Verständnis des jüdischen Erbes des Lernens als diese Worte: „Lehre sie deine Kinder und ihre Kinder nach ihnen“ (Dtn 4,9; vgl. Ps 78,1-8).

Zur häuslichen Erziehung gehörte auch der Erwerb einer geeigneten Fertigkeit, eines Handwerks oder eines Handels, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Sohn lernte oft als Lehrling seines Vaters (Mischna, Kidduschin 4:14). Söhne wurden auch in den Fertigkeiten des Ackerbaus und der Schafspflege unterrichtet (1 Sam. 16:11). Eine Tochter blieb in der Regel bei ihrer Mutter, um verschiedene häusliche Tätigkeiten wie Weben und Kochen zu erlernen (Spr 31:13ff.). Da Musik und Tanz bei den Hebräern weit verbreitet waren, müssen viele Eltern ihre Kinder auch in diesen Bereichen unterrichtet haben (vgl. Exodus 15,1-21; 32,19; Dtn 31,30-32,47; Lk 15,25 usw.).

Im alten Israel gab es kein formelles Schulsystem oder -netz, und eine professionelle Ausbildung war für die breite Masse nicht ohne weiteres zugänglich. Infolgedessen war die Bildung recht vielfältig und hauptsächlich informell. Das Elternhaus blieb die Hauptquelle des Lernens, aber auch andere wichtige Bildungsinstanzen beeinflussten die Gesellschaft. Dazu gehörten der Priester, der Prophet und der weise Mann (vgl. Jer 18,18).

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Wenn Eltern ihr Familienleben gemäß dem Wort Gottes strukturieren, dann lernen die Kinder, negative oder destruktive Impulse in konstruktive Problemlösungen zu verwandeln. Die folgenden Strategien können deinem Kind helfen, ein barmherziger, liebevoller und selbstsicherer Erwachsener zu werden.
• Höre deinem Kind aufmerksam zu, nicht nur mit deinen Ohren, sondern auch mit deinem Herzen. Bemühe dich, das Herz jedes Kindes kennen zu lernen. Frage es nach seinen Träumen und Wünschen, Gefühlen und Ängsten, Vorlieben und Abneigungen. Höre zu, ohne das Kind zu verurteilen, in der Hoffnung, es zu verstehen (Jakobus 1,19).
• Gestalte dein Familienleben nach Gottes Vorstellungen. Wenn die Familie von frommen Eltern kontrolliert wird, dann werden viele Einflüsse, die in Kindern negatives Verhalten und Zorn bewirken, von vornherein ausgeschaltet (Sprüche 1,8).
• Liebe deinen Ehepartner offen und bedingungslos. Die Beziehung der Eltern zueinander spiegelt sich häufig in der Beziehung ihrer Kinder zu anderen Menschen wider. Die beste Möglichkeit, einem Kind Geborgenheit zu vermitteln, besteht darin, deinen Ehepartner zu lieben (Epheser 5,33).

Hunt – Handbuch für biblische Seelsorge

weitere Bibelübersetzungen und Kommentare 2020

Pfingsten – II

Und ihr sollt euch zählen vom anderen Tage nach dem Sabbath, von dem Tage, da ihr die Webegarbe gebracht habt: es sollen sieben volle Wochen sein. Bis zum anderen Tage nach dem siebten Sabbath sollt ihr fünfzig Tage zählen; und ihr sollt Jehova ein neues Speisopfer darbringen. (Vergl 4Mose 28,26-31) Aus euren Wohnungen sollt ihr Webebrote bringen, zwei von zwei Zehnteln Feinmehl sollen es sein, gesäuert sollen sie gebacken werden, als Erstlinge dem Jehova. Und ihr sollt zu dem Brote darbringen sieben einjährige Lämmer ohne Fehl, und einen jungen Farren und zwei Widder (sie sollen ein Brandopfer dem Jehova sein) und ihr Speisopfer und ihre Trankopfer: ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Jehova. Und ihr sollt einen Ziegenbock zum Sündopfer opfern und zwei einjährige Lämmer zum Friedensopfer. Und der Priester soll sie weben samt dem Brote der Erstlinge als Webopfer vor Jehova, samt den zwei Lämmern: sie sollen Jehova heilig sein für den Priester. Und ihr sollt an diesem selbigen Tage einen Ruf ergehen lassen, eine heilige Versammlung soll (O. soll er) euch sein; keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun: eine ewige Satzung in allen euren Wohnsitzen bei euren Geschlechtern.
Elberfelder 1871 – Lev 23,15–21

 „Ab dem Montag, an dem ihr Gott was von den Weizenkörnern geschenkt habt, fangt ihr an, sieben Wochen zu zählen.  An dem Montag nach sieben Wochen schenkt ihr Gott dann wieder ein Essensopfer von den neuen Sachen, die gerade geerntet wurden.  Jede von euren Familien soll zwei Brote einpacken und die mit zum besonderen, heiligen Zelt nehmen. Jedes Brot soll aus 2,5 Kilo Weizenmehl gemacht werden, das mit Hefeteig versetzt wurde. Sie sind ein Geschenk für Gott von der ersten Weizenernte.  Außer dem Brot soll die ganze Gemeinschaft Gott noch sieben Schafe opfern, die ein Jahr alt und voll in Ordnung sind. Dazu noch einen Stier und zwei männliche Schafe, die alle als Abfackelopfer komplett verbrannt werden sollen. Dazu soll man noch die Essens- und Trinkopfer machen, die zu dem Zweck vorgeschrieben sind. Da freut sich Gott voll drüber.  Ich möchte auch noch eine männliche Ziege haben, als so ein Opfer, das man macht, um den ganzen Mist wegzunehmen, der aus Versehen gebaut wurde. Und dann braucht es noch zwei Schafe, die ein Jahr alt sind, für ein Dankopfer.  Der Priester übergibt Gott durch Hin-und-her-Schwenken symbolisch die ganzen Brote und alle Sachen, die geopfert werden sollen. Das sind ganz besondere Geschenke für Gott, und am Ende können die Priester die haben. Dieser Tag soll für euch etwas ganz Besonderes sein, er ist heilig. An dem Tag sollt ihr auch nicht arbeiten. Dieses neue Gesetz gilt ab sofort und für immer. Und egal wo ihr auch gerade wohnt, es passt für euch.
VolxBibel – 3.Mose 23:15–21

Man kann sagen, dass das „Fest der ungesäuerten Brote“ erst fünfzig Tage nach seinem Beginn ganz vergangen war, als es in das Pfingstfest oder „Fest der Wochen“ überging. Nach einhelliger jüdischer Überlieferung, die zur Zeit Christi allgemein anerkannt war, war der Pfingsttag der Jahrestag der Übergabe des Gesetzes auf dem Berg Sinai, an den das Fest der Wochen erinnern sollte. So wie die Einweihung der Ernte, die mit der Darbringung des ersten Opfers am Passahfest begann, mit dem Dankopfer der beiden Webeblätter an Pfingsten vollendet wurde, so endete das Gedenken an die Befreiung Israels in angemessener Weise mit der Darbringung des Gesetzes – genauso wie man in der höchsten Anwendung sagen kann, dass das Passahopfer des Herrn Jesus mit der Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag vollendet wurde. Die jüdische Überlieferung besagt, dass Mose am 2. des dritten Monats, also am Siwan, auf den Berg gestiegen war, dass er am 3. mit dem Volk sprach, am 4. wieder auf den Berg stieg, und dass sich das Volk dann am 4., 5. und 6. Dementsprechend wurden die Tage vor Pfingsten immer als der erste, zweite, dritte usw. Tag seit der Darbringung des Omers gerechnet. So bemerkt Maimonides sehr schön: Wie jemand, der den treuesten seiner Freunde erwartet, die Tage und Stunden bis zu seiner Ankunft zu zählen pflegt, so zählen auch wir vom Omer des Tages unseres Auszugs aus Ägypten bis zu dem der Übergabe des Gesetzes, das der Gegenstand unseres Auszugs war, wie es heißt: „Ich trug euch auf Adlerflügeln und brachte euch zu mir.“ Und weil diese große Offenbarung nicht länger als einen Tag dauerte, gedenken wir ihr jährlich nur an einem Tag.‘

Volle sieben Wochen nach dem Ostertag, gerechnet von der Darbringung des Omers am 16. Nisan, also genau am fünfzigsten Tag, war das Fest der Wochen oder Pfingsten, „eine heilige Zusammenkunft“, bei der „keine Dienstarbeit“ verrichtet werden sollte, bei der „alle männlichen Personen“ in seinem Heiligtum „vor Jehova erscheinen“ sollten und die vorgeschriebenen Opfer und Gaben gebracht werden sollten. Die Namen „Fest der Wochen “ und „Fest des fünfzigsten Tages“ oder „Pfingsttag “ beziehen sich auf diese Zeitspanne nach dem Passahfest. Sein Charakter wird durch die Bezeichnungen „Fest der Ernte “ und „Tag der Erstlingsfrüchte “ ausgedrückt, während die jüdische Tradition es als „Chag ha Azereth“ oder einfach „Azereth“ (das „Fest des Abschlusses“ oder einfach „Abschluss“) und die „Zeit der Verkündigung unseres Gesetzes“ bezeichnet.

Die Festtagsopfer für den Pfingsttag waren nach Numb. 28,26-31 „zwei junge Stiere, ein Widder und sieben einjährige Lämmer“ als Brandopfer, zusammen mit den entsprechenden Speisopfern, und „ein Ziegenbock“ als Sündopfer, natürlich unabhängig von dem üblichen Morgenopfer. Was dem Fest jedoch seine besondere Note verlieh, war die Darbringung der beiden Brote und die damit verbundenen Opfer. Auch wenn die Zahl der Gläubigen im Tempel nicht so groß war wie beim Passahfest, so drängten sich doch Zehntausende zu diesem Fest. Aus der Erzählung in Apostelgeschichte 2 geht auch hervor, dass vielleicht mehr als bei jedem anderen großen Fest Juden aus weit entfernten Ländern nach Jerusalem kamen, möglicherweise wegen der besseren Reisemöglichkeiten, die die Jahreszeit bot. Am Tag vor Pfingsten zogen die Pilgerscharen in die Heilige Stadt ein, die gerade in der vollen Pracht des Frühsommers lag. Der größte Teil der Ernte im ganzen Land war bereits eingebracht6 , und eine Zeit der Ruhe und des Genusses schien vor ihnen zu liegen. Während die Sterne am tiefblauen Himmel mit dem für das östliche Klima charakteristischen Glanz erstrahlten, ertönten vom Tempelberg aus in der herrlichen Stille der Sommernacht die Trompetenstöße der Priester, die den Beginn des Festes ankündigten. Schon in der ersten Wache wurde der große Altar gereinigt, und gleich nach Mitternacht wurden die Tempeltore geöffnet. Denn vor dem Morgenopfer mussten alle Brand- und Friedensopfer, die das Volk zum Fest bringen wollte, von der amtierenden Priesterschaft geprüft werden. So groß ihre Zahl auch war, es muss eine arbeitsreiche Zeit gewesen sein, bis die Ankündigung, dass sich die Morgenröte bis nach Hebron ausdehnte, allen Vorbereitungen ein Ende setzte, indem sie das Signal für das regelmäßige Morgenopfer gab. Danach wurden die in Numb. 28:26-30 vorgeschriebenen Festopfer dargebracht – zuerst das Sündopfer mit der entsprechenden Handauflegung, dem Sündenbekenntnis und der Besprengung mit Blut; und ebenso die Brandopfer mit ihren Speiseopfern. Die Leviten sangen nun das „Hallel“, begleitet von einer einzigen Flöte, die den Gesang einleitete und beendete, um ihm eine Art sanfte Süße zu verleihen. Der runde, klingende Diskant ausgewählter Stimmen der Levitenkinder, die unter ihren Vätern standen, gab dem Hymnus Reichtum und Melodie, während das Volk entweder wiederholte oder antwortete, wie am Abend des Passahopfers.

Die zwei Wellenlaibe
Dann kam das besondere Opfer des Tages – die beiden Wellenlaibe mit den dazugehörigen Opfern. Diese bestanden aus sieben Lämmern des ersten Jahres ohne Fehl, einem jungen Stier und zwei Widdern zum Brandopfer mit den dazugehörigen Speisopfern; dann „ein Ziegenbock zum Sündopfer und zwei Lämmer des ersten Jahres zum Dankopfer. Wie das Omer für den 16. Nisan aus Gerste bestand, dem ersten reifen Getreide im Land, so wurden die „zwei Wellenlaibe“ aus Weizen zubereitet, der in der besten Gegend des Landes angebaut wurde – unter ähnlichen Bedingungen, wie sie bereits für das Passahschaf festgestellt wurden. In ähnlicher Weise wurden drei Seahs, das sind etwa drei Pfirsiche und drei Pfund Weizen, abgeschnitten, in den Tempel gebracht, wie andere Fleischopfer gedroschen, gemahlen und durch zwölf Siebe gegeben. Von dem so gewonnenen Mehl wurden zwei Omere (das ist die doppelte Menge wie beim Passahfest) für „die zwei Brote“ verwendet; der Rest konnte abgelöst und für jeden Zweck verwendet werden. Es wurde darauf geachtet, dass das Mehl für jeden Laib getrennt von anderthalb Seah genommen, getrennt mit lauwarmem Wasser geknetet (wie alle Dankopfer) und getrennt gebacken wurde – letzteres im Tempel selbst. Die Brote wurden am Abend vor dem Fest gebacken, oder, wenn es auf einen Sabbat fiel, an zwei Abenden davor. Sie waren lang und flach und entweder an den Rändern oder an den Ecken nach oben gebogen. Nach der Mischna war jeder Laib vier Handbreit breit, sieben lang und vier Finger hoch, und da er ein Omer Mehl enthielt (5,1 Pfund oder etwas weniger als vier Pfund Gewicht), wog der Teig etwa fünf Pfund und drei Viertel, was etwa fünf Pfund und ein Viertel Brot ergab, oder zehn und ein halbes für die zwei „Wellenbrote „.

Die Webe-Brote wurden gesäuert
Entgegen der üblichen Regel des Heiligtums waren diese Brote gesäuert, was, wie uns die Mischna mitteilt, bei allen Dankopfern der Fall war. Die übliche Erklärung, dass die Wellenbrote gesäuert waren, weil sie die gewöhnliche Nahrung des Volkes darstellten, erklärt dies nur teilweise. Zweifellos drückten diese Webebrote das alttestamentliche Bekenntnis zu der Wahrheit aus, die unser Herr in dem Gebet „Unser tägliches Brot gib uns heute“ zum Ausdruck gebracht hat. Aber das ist noch nicht alles. Es sei daran erinnert, dass diese beiden Brote zusammen mit den beiden Lämmern, die Teil desselben Wellenopfers waren, die einzigen öffentlichen Friedens- und Dankopfer Israels waren; dass sie von Brand- und Sündopfern begleitet wurden; und dass sie im Gegensatz zu den gewöhnlichen Friedensopfern als „hochheilig“ galten. Daher waren sie gesäuert, weil die öffentlichen Dankopfer Israels, selbst die heiligsten, durch Unvollkommenheit und Sünde gesäuert sind und ein Sündopfer brauchen. Dieser Gedanke eines öffentlichen Dankopfers wurde auch durch alle Gottesdienste des Tages bestätigt. Zunächst wurden die beiden Lämmer bei lebendigem Leib „gewebt“, d. h. bevor sie zum Gebrauch bereit gemacht wurden. Dann, nach der Opferung, wurden Brust und Schulter oder die Hauptteile eines jeden Lammes neben die beiden Brote gelegt und „geschwenkt“ (im Allgemeinen nach Osten), vorwärts und rückwärts, auf und ab. Nachdem das Fett verbrannt war, gehörte das Fleisch nicht den Opfernden, sondern den Priestern. Wie bei den heiligsten Opfern sollte das Opfermahl im Tempel selbst stattfinden, und kein Teil davon durfte über Mitternacht hinaus aufbewahrt werden. Eines der Wellenlaibe und der Lämmer ging an den Hohepriester, das andere gehörte der gesamten amtierenden Priesterschaft. Schließlich, nach der Zeremonie der Wellenlaibe, brachte das Volk seine eigenen freiwilligen Gaben, jeder so, wie der Herr es ihm gewährt hatte. Der Nachmittag und der Abend wurden mit dem festlichen Mahl verbracht, zu dem die Fremden, die Armen und die Leviten als willkommene Gäste des Herrn eingeladen wurden. Wegen der großen Zahl solcher Opfer zog sich das Wochenfest im Allgemeinen über den größten Teil einer Woche hin; und dies umso mehr, als zu dieser Zeit auch die Darbringung der Erstlingsfrüchte begann. Wie das Bringen der Omer beim Passahfest die Zeit anzeigte, in der neues Getreide im Land verwendet werden konnte, so zeigte die Darbringung der Wellenlaibe an, wann neues Mehl für die Speiseopfer im Heiligtum gebracht werden konnte.

Die spätere Bedeutung des Pfingstfestes
Wenn die jüdische Tradition das „Fest der Erstlingsfrüchte“ mit dem „Berg, den man berühren konnte“, und der „Stimme der Worte, die sie hörten und baten, dass das Wort nicht mehr zu ihnen geredet werden sollte“, in Verbindung brachte, so sind wir in dieser Hinsicht auch „zum Berg Zion gekommen“ und zu den besseren Dingen des Neuen Bundes. Für uns ist der Pfingsttag in der Tat das „Fest der Erstlingsfrüchte“ und der Übergabe des besseren Gesetzes, das „nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischliche Tafeln des Herzens geschrieben“ ist, „mit dem Geist des lebendigen Gottes“. Denn als die Gläubigen im Tempel waren, wahrscheinlich gerade, als sie die Wellenlämmer und die Wellenbrote darbrachten, hörte die Menge jenes „Geräusch vom Himmel, wie von einem mächtigen, rauschenden Wind“, das sie zu dem Haus zog, in dem die Apostel versammelt waren, um dort „ein jeder in seiner Sprache“ „die wunderbaren Werke Gottes“ zu hören. Und an jenem Pfingsttag wurden aus der Erstlingsernte nicht weniger als dreitausend Seelen, die der Kirche hinzugefügt worden waren, dem Herrn als ein Wellenopfer dargebracht. Die gespaltenen Feuerzungen und die apostolischen Gaben jenes Tages der Erstlingsfrucht sind in der Tat längst verschwunden. Aber der mächtige, rauschende Klang der Gegenwart und der Kraft des Heiligen Geistes ist in die ganze Welt hinausge

Alfred Edersheim – Der Tempel – das Amt, der Dienst wie sie zur Zeit Jesu Christi waren

DIE MESSIANISCHEN IMPLIKATIONEN
Bei der Behandlung der messianischen Implikationen, die mit dem Fest der Wochen verbunden sind, wird zuerst Apostelgeschichte 2,1-4 besprochen, und dann werden die verschiedenen Facetten der Erfüllung erörtert.

A. Die Geburt der Gemeinde – Apg 2,1-4
Und da nun der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beisammen an einem Ort. Und es geschah plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Wind, und es erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, die sich teilten wie von Feuer, und es setzte sich auf einen jeglichen von ihnen. Und sie wurden alle erfüllt mit dem Heiligen Geist und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab.
Vers 1 nennt den Anlass: den Pfingsttag, also sieben Wochen plus einen Tag nach dem Fest der ungesäuerten Brote. Die Verse 2-4 berichten von der Geburt der Kirche zu diesem Anlass. Der spezifische Dienst, der erwähnt wird, ist der Dienst des Geistes der Erfüllung. Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist bedeutet, „in irgendeinem Bereich des eigenen Lebens vom Geist beherrscht zu werden.“ Als der Geist bei dieser Gelegenheit, am Pfingsttag, kam, heißt es in Vers 4: Sie wurden alle mit dem Geist erfüllt, was bedeutet, dass sie alle in irgendeiner einzigartigen Weise unter die Kontrolle des Geistes gerieten.
Es war nicht nur der Dienst der Geisterfüllung, der bei dieser Gelegenheit stattfand. Die Erfüllung mit dem Geist war nicht etwas Neues, denn schon vor den Ereignissen in Apostelgeschichte 2 wurden Menschen im Alten Testament und in den Evangelien mit dem Geist erfüllt. Ein völlig neuer Dienst begann bei dieser Gelegenheit: Die Geisttaufe. Das kann man feststellen, wenn man zwei andere Stellen im selben Buch vergleicht.
Erstens heißt es in Apostelgeschichte 1,5: Denn Johannes hat zwar mit Wasser getauft; ihr aber werdet in nicht vielen Tagen im Heiligen Geist getauft werden.
In diesem Vers benutzte Jeschua (Jesus) die Zukunftsform, als Er sagte: Ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden. Sie waren noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft worden, aber sie werden es in nicht vielen Tagen sein. Offensichtlich bezieht sich der Ausdruck „nicht in vielen Tagen“ auf die Erfahrung, die zehn Tage später in Apostelgeschichte 2,1, am Pfingsttag, stattfand.
Während in Kapitel 2 das eigentliche Werk der Geisttaufe nicht erwähnt wird, ist dies das, was bei dieser Gelegenheit geschah. Das ist offensichtlich aus dem zweiten Abschnitt, als Petrus seine Handlungen verteidigt, zum Haus von Kornelius, einem Heiden, zu gehen und ihnen das Evangelium zu predigen, in Apostelgeschichte 11,15-16: „Und als ich anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang. Und ich erinnerte mich an das Wort des Herrn, wie er gesagt hat: „Johannes hat zwar mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.
In Vers 15 sagt Petrus, dass der Heilige Geist auf sie, d.h. die Heiden, fiel, wie auf uns, d.h. die Apostel, am Anfang. In Vers 16 zitiert Petrus Apostelgeschichte 1,5, wo Jeschua vom Dienst des Geistes bei der Taufe spricht, und weist darauf hin, dass Jeschuas Prophezeiung erfüllt wurde, als der Heilige Geist am Anfang, also am Pfingsttag, auf die Apostel kam.
Dieses Wirken des Geistes war neu, es hatte noch nie stattgefunden, bevor es in Apostelgeschichte 2,1-4 am Fest der Wochen begann. Das ist die Art und Weise, wie ein Gläubiger in den Leib des Messias eintritt, gemäß 1. Korinther 12,13: Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.
Das Mittel, durch das man den Leib betritt, ist also die Geistestaufe.
Darüber hinaus ist der Leib des Messias die Kirche gemäß Kolosser 1,18: Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.
Da die Kirche der Leib des Messias ist und das Mittel, um in diesen Leib einzutreten, die Geisttaufe ist, ist dies der Grund, warum die Kirche mit dem Dienst der Geisttaufe geboren wurde. Ohne die Geistestaufe kann und wird die Kirche nicht existieren. Und da die Geisttaufe in Apostelgeschichte 2,1-4 begann, ist das auch der Zeitpunkt, an dem die Kirche begann.
Es ist ein Trugschluss, wie manche Leute lehren, dass die Kirche mit Adam oder Abraham begann oder dass die Kirche bereits im Alten Testament existierte. Das ist weit von der Wahrheit entfernt. Wenn man die Beziehung der Geistestaufe zur Kirche klar versteht, dann kann man klar verstehen, wann die Kirche geboren wurde. Die Kirche wurde geboren, als die Geisttaufe begann. Die Geistestaufe begann erst ab Apostelgeschichte 2,1-4. Daher ist die Geburt der Kirche die Erfüllung des Pfingstfestes.

B. Das Konzept der zwei Brote
Bei der Besprechung des Festes im Alten Testament wurde darauf hingewiesen, dass zwei Brote auf einem einzigen Blatt geopfert werden sollten. Das Pfingstfest wurde durch den Geburtstag der Kirche erfüllt, die sowohl aus jüdischen als auch aus heidnischen Gläubigen besteht, die zu einem Leib vereint sind. Ein Laib repräsentiert die Juden, ein Laib repräsentiert die Heiden, und das einzelne Blatt repräsentiert die Tatsache, dass jüdische und heidnische Gläubige zu einem Leib vereint sind.
Das macht Paulus in Epheser 2,11-16 deutlich: „Darum denkt daran, dass ihr, die Heiden im Fleisch, die ihr Unbeschnittenheit genannt werdet durch das, was man Beschneidung nennt, im Fleisch, mit Händen gemacht, dass ihr damals getrennt wart von Christus, entfremdet von der Gemeinschaft Israels und Fremdlinge in den Bündnissen der Verheißung, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. Nun aber seid ihr, die ihr einst ferne wart, in Christus Jesus nahe geworden durch das Blut des Christus. Denn er ist unser Friede, der beide eins gemacht hat und die Scheidewand niedergerissen und die Feindschaft im Fleisch aufgehoben hat, nämlich das Gesetz der Gebote, die in den Ordnungen enthalten sind, auf daß er in sich selbst aus den zweien einen neuen Menschen schuf und Frieden machte und versöhnte sie beide in einem Leib mit Gott durch das Kreuz, indem er die Feindschaft dadurch tötete.
Das steht auch in Epheser 3,5-6: was in anderen Geschlechtern den Menschenkindern nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist geoffenbart worden ist, nämlich dass die Heiden Miterben und Mitglieder des Leibes und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.
So werden die zwei Brote auf dem einen Blatt durch die Tatsache erfüllt, dass es jüdische und heidnische Gläubige gibt, die zu einem Leib vereinigt wurden.
Eine weitere Sache, die wir aus der alttestamentlichen Beobachtung dieses Festes gelernt haben, ist, dass diese Brote gesäuert sein sollten (Lev. 23:17). Sauerteig, wenn er in der Schrift symbolisch verwendet wird, ist ein Symbol für Sünde. Es sind jüdische und heidnische Sünder, die aus Gnade durch den Glauben gerettet und in diesen einen Leib, die Kirche, gebracht werden.
Außerdem sollten diese Brote aus Weizen gemacht werden. Weizen und Ernte sind in den Evangelien gängige Symbole für Evangelisation und Erlösung. In Matthäus 3,11-12 werden die Begriffe Weizen und Ernte auch mit der Taufe des Heiligen Geistes verbunden, die am Pfingstfest begann und damit die Kirche ins Leben rief: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist mächtiger als ich, und ich bin nicht würdig, ihm die Schuhe zu tragen: Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen; er hat die Wurfschaufel in der Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen; und er wird den Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.
Diese Symbole des Weizens, der Evangelisation und der Errettung finden sich wieder in Matthäus 13,24-30: „Ein anderes Gleichnis stellte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte; während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut unter den Weizen und ging davon. Als aber die Halme aufgingen und Frucht trugen, da erschien auch das Unkraut. Und die Knechte des Hausherrn kamen und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? woher kommt denn das Unkraut? Er aber sprach zu ihnen: Ein Feind hat das getan. Und die Knechte sprachen zu ihm: Willst du denn, daß wir hingehen und es aufsammeln? Er aber sprach: Nein, auf daß ihr nicht, wenn ihr das Unkraut ausjätet, den Weizen mit ausrottet. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und zur Zeit der Ernte will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündel, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt in meine Scheune.
Dieses Gleichnis ist eine Ausarbeitung der Passage aus Matthäus 3,11-12. Hier werden Weizen und Ernte wieder als Symbol für die Evangelisation und die Errettung verwendet, die dazu führt, dass man in den Leib des Messias vereinigt wird, der am Pfingstfest geboren wird.
Ein weiteres Beispiel, in dem dieselbe Art von Figur verwendet wird, ist Johannes 4:35-38: „Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und dann kommt die Ernte? siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder an, dass sie schon weiß sind zur Ernte. Wer erntet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß, wer da sät, und wer da erntet, sich miteinander freuen kann. Denn hierin ist das Sprichwort wahr: Einer sät, der andere erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.
Auch hier werden Weizen und Ernte als Bild für Evangelisation und Errettung verwendet. Durch die Evangelisation kommen Menschen zu einer rettenden Erkenntnis von Jesus und werden, wenn sie Glauben ausüben, durch den Heiligen Geist in den Leib des Messias getauft.

C. Das Erstlingsfruchtkonzept
Das Konzept der Erstlingsfrüchte in der alttestamentlichen Betrachtung des Pfingstfestes war die Erstlingsfrucht der Weizen- und Gerstenernte. Das Konzept der Erstlingsfrüchte wird von den ersten Gläubigen erfüllt, die jüdische Gläubige waren. In Apostelgeschichte 2:41-42 heißt es: Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden ihnen hinzugefügt an jenem Tag etwa dreitausend Seelen. Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.
Die ersten mehreren Tausend Gläubigen waren Juden, da heidnische Gläubige erst in Apostelgeschichte 10 ins Bild kommen. Auf eine ganz besondere Weise waren diese jüdischen Gläubigen die Erstlingsfrüchte, die das Pfingstfest erfüllen.
Dies wird in Jakobus 1,18 noch einmal deutlich gemacht. Nach Vers 1 dieses Kapitels schrieb Jakobus seinen Brief speziell an jüdische Gläubige: an die zwölf Stämme, die zur Dispersion gehören. Der Begriff „Dispersion“ ist ein technischer Begriff, der Juden beschreibt, die außerhalb des Landes leben. Die Menschen, an die Jakobus schrieb, waren jüdische Gläubige, die außerhalb des Landes lebten. Jakobus schrieb nicht an die Kirche im Allgemeinen, sondern an die jüdischen Gläubigen im Besonderen. Das macht Sinn, da er das Oberhaupt der Jerusalemer Gemeinde war. Dann erklärte Jakobus in Vers 18: „Er hat uns aus eigenem Willen durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht, damit wir eine Art Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.
Diese jüdischen Gläubigen sind eine Art Erstlingsfrüchte seiner Geschöpfe. Der Erstlingsfrucht-Aspekt des Pfingstfestes wurde also durch die jüdischen Gläubigen erfüllt, die die ersten Gläubigen dieser neuen Einheit waren, die bei dieser Gelegenheit geboren wurde: die Kirche.

FAZIT
Das Fest der Wochen vervollständigt den ersten Zyklus der Feste, die nahe beieinander liegen, innerhalb von einundfünfzig Tagen zueinander. Erstens, das Passahfest wurde durch den Tod des Messias erfüllt. Zweitens wurde das Fest der ungesäuerten Brote durch die Sündlosigkeit seines Blutopfers und Blutopfers erfüllt. Drittens, das Fest der Erstlingsfrüchte wurde durch die Auferstehung des Messias erfüllt. Und viertens wurde das Fest der Pfingsten oder das Fest der Wochen durch den Geburtstag der Kirche erfüllt.
Damit ist der erste Zyklus der Feste beendet und es werden vier Monate vergehen, bevor der zweite Zyklus beginnt. Der erste Zyklus der Feste wurde im Programm des ersten Kommens des Messias erfüllt. Die letzten drei Feste, der zweite Zyklus, werden sich erst im Programm seiner Wiederkunft erfüllen. Zwischen den beiden Zyklen liegen vier Monate, die das gegenwärtige Kirchenzeitalter symbolisieren, das die Erfüllung der beiden Zyklen der Feste tr

Arnold Fruchtenbaum – Das Fest Schawuot (Wochen oder Pfingsten)

Pfingsten (aus dem griech. pentekoste, d. h. der 50., nämlich Tag) ist der Name des zweiten großen Wallfahrtsfestes im alten Israel (s. Art. Feste). Dieser Festtag fiel nämlich auf den 50. nach dem Osterfest, 7 volle Wochen nach demselben; und zwar zählte man von jenem Tage ab, wo die Erstlingsgarbe dargebracht wurde, 3 Mo. 23, 15 f. Wie im Art. Passah bemerkt wurde, war dieser Tag nach 3 Mo. 23, 11 ein auf den Sabbat folgender, d. h. ein Sonntag; so fiel auch P. dann stets auf einen solchen; aber zur Zeit Jesu verstand man jene Stelle anders und rechnete die 7 Wochen unveränderlich vom 16. Nisan an, so daß P. stets auf den 6. Sivan fiel (unbekümmert um den Wochentag). Weil es den Abschluß der 7 Wochen bildet, heißt es übrigens gewöhnlich Fest der Wochen (5 Mo. 16, 10), und weil es die mit dem Passah begonnene Ernte abschließt, Fest der Ernte (2 Mo. 23, 16, vgl. 34, 22). Dankfest für den verliehenen Erntesegen sollte es sein u. hatte des halb fröhlichen Charakter. Namentlich sollte man an diesem Tage mit freiwilligen Gaben vor Gottes Angesicht erscheinen, je nach Vermögen und dem Ausfall der Ernte, und bei den am Heiligtum zu veranstaltenden Opfermahlzeiten, wo man sich mit seinem ganzen Hause vor dem Herrn freute, auch der Armen, Leviten und Fremdlinge nicht vergessen, 5 Mo. 16, 10 f. Die für P. vorgeschriebenen Gemeindeopfer stehe 3 Mo. 23, 15–21; 4 Mo. 28, 26 bis 31. Besonders gehörte zu dieser Feier die Darbringung der beiden Pfingstbrote, die aus 2/10 Epha feinsten Weizenmehls gebacken und gesäuert wurden. 3 Mo. 23, 17: „aus euren Wohnsitzen“ (Luther ungenau: aus allen euren Wohnungen) ist nicht so zu verstehen, als ob aus jedem Hause zwei Brote wären darzubringen gewesen, sondern symbolischer Weise wurden für die ganze Gemeinde zwei solche Brote dargebracht, und zwar mußte das Korn in den israelit. Wohnsitzen, nicht etwa auf fremdem Boden, gewachsen sein. Da ⅒ Epha einem „Scheffel“ (s. Maß S. 467b) entspricht u. dieser etwa die Körner einer Garbe faßte, so war die Quantität doppelt so groß als am Passahfest, wie es einem abschließenden Dankfeste entspricht. Auch die Qualität bekundete den Fortschritt: statt der Gerste erscheint der zuletzt reifende Weizen, statt einer bloßen Garbe ausgebackenes Brot, wie es menschliche Arbeit, die gleichwie die Naturgaben Gott zu weihen ist, ausgestaltet. Die für das Pfingstfest sonst vorgeschriebenen Gemeindeopfer siehe 3 Mo. 23, 18 ff. Wahrscheinlich sind die 4 Mo. 28, 27 ff. aufgezählten die gleichen. Doch haben die späteren Juden, welche überhaupt den Aufwand der Feste erhöhten, beide Leistungen zusammengezählt. Ebenso haben sie zu dem Einen Festtag, welchen das Gesetz verlangt und der durch Sabbatruhe und Versammlung der Gemeinde ausgezeichnet war, einen Nachfeiertag hinzugefügt. Erst in spät nachbiblischer Zeit wurde dem Pfingstfest noch eine andere als die angegebene landwirtschaftliche Bedeutung beigelegt: man feierte es als Gedächtnisfest für die Gesetzgebung am Sinai, anknüpfend an die unbestimmte Angabe 2 Mo. 19, 1, daß Israel im dritten Monat zum Sinai gekommen sei. Das Fest heißt darum in jener späten Zeit „Tag der Übergabe des Gesetzes“. Diese historische Seite trat, obwohl biblisch gar nicht begründet, um so mehr in den Vordergrund, da die Juden durch ihre Zerstreuung von allem Landbau abgeschnitten wurden. Seine wahre Vollendung jedoch hat das israelitische Wochenfest im christlichen Pfingstfeste gefunden. Nicht zufällig hat die Erstlingsgemeinde Jesu Christi gerade am Pfingsttage den h. Geist empfangen, Ap. 2, 1. Diese Verleihung des göttl. Geistes bildete den Abschluß des durch Christum vollbrachten Versöhnungswerkes wie das alte Wochenfest des Passahzyklus. Auch wurden an diesem Tage der vollendenden Weihe die Erstlinge aus den Völkern dem Herrn dargebracht.

Calwer Bibellexikon

Pfingsten – I

Und wie hören wir sie, ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind:
Parther und Meder und Elamiter, und die Bewohner von Mesopotamien und von Judäa und Kappadocien, Pontus und Asien, und Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Gegenden von Libyen gegen Kyrene hin, und die hier weilenden Römer, sowohl Juden als Proselyten, Kreter und Araber-wie hören wir sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden?
Apg 2,8–11

Außer sich vor Staunen riefen sie: »Wie kann das sein? Diese Leute stammen alle aus Galiläa, und doch hören wir sie in den Sprachen der Länder sprechen, in denen wir geboren wurden! Da stehen wir — Parther, Meder, Elamiter, Leute aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus, der Provinz Asien, Phrygien, Pamphylien, Ägypten und den Gebieten von Libyen aus der Gegend von Kyrene, Besucher aus Rom, Juden sowie zum Judentum Übergetretene, Kreter und Araber — und wir alle hören diese Leute in unseren eigenen Sprachen über die Taten Gottes reden.«
Neues Leben – Bibel 2006 -Apg 2:7–11

 Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache reden hört? Wir kommen aus Persien, Medien und Elam, aus Mesopotamien, aus Judäa und Kappadokien, aus Pontus und aus der Provinz Asien, aus Phrygien und Pamphylien, aus Ägypten, aus der Gegend von Kyrene in Libyen und sogar aus Rom. Wir sind geborene Juden und Fremde, die sich der jüdischen Gemeinde angeschlossen haben, Und wir alle hören sie in unserer eigenen Sprache die großen Taten Gottes verkünden!«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Apostelgeschichte 2,8–11

Wo kamen alle diese Personen her? Waren es „Ungläubige“ oder „jüdische Gläubige“ die an Jehovah, den Gott Abraham, Isaaks und Jakobs glaubten?
Richtig – die Antwort finden wir im AT: zuerst kamen die Assyrer, und haben das „10-Stämme-Reich“ vertrieben – in dem Gebiet des assyrischen Reiches angesiedelt. Dann, ein paar Jahrzehnte später, als die Babylonier die Weltmacht übernommen hatten, wurde auch der „Rest“ also das sogenannte „Zwei-Stämme Reich“ noch „umgesiedelt“ – in das nun größere Gebiet von Babylon. Ein kleiner Rest – so auch zum Beispiel Jeremia – flüchteten nach Ägypten.

In den Versen 9-11 werden die Regionen genannt, aus denen die frommen Männer kamen. Die ersten vier Volksgruppen waren die Parther, die Meder, die Elamiter und diejenigen, die in Mesopotamien wohnten (V. 9a). Diese Juden kamen aus dem Osten von Judäa, sprachen Aramäisch und waren Nachkommen der zehn Stämme. Die fünfte erwähnte Region ist Judäa (V. 9b), das Galiläa und Syrien einschließt. Die hier gesprochene Sprache war Hebräisch. Die nächsten fünf Namen sind Kappadozien, Pontus, Asien (V. 9c), Phrygien und Pamphylien (V. 10a). Diese Regionen liegen alle in Kleinasien (der heutigen Türkei), und die Menschen, die von dort kamen, sprachen Griechisch. Die nächsten beiden Gebiete sind Ägypten und Teile von Libyen, die an Kyrene grenzen (V. 10b). Diese Regionen lagen in Nordafrika, wo die Menschen ebenfalls Griechisch sprachen. Als nächstes erwähnt Lukas Besucher aus Rom (V. 10c). Es war also auch Europa vertreten, und diese Menschen sprachen Latein. Die Zusammensetzung dieses Kontingents bestand aus zwei verschiedenen Gruppen: Juden nach ihrer Staatsangehörigkeit und Proselyten, d. h. Heiden, die zum Judentum übergetreten waren. Als Nächstes erwähnt Lukas Kreter, die Griechisch sprachen, und Araber (oder Araber), die Nabatäisch, einen aramäischen Dialekt, sprachen (V. 11).
Diese Menschen aus der Diaspora hörten, wie die Apostel in ihren eigenen Sprachen sprachen, und was gesagt wurde, steht in Vers 11: Die Apostel sprachen von den mächtigen Taten Gottes.

Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

Juden von Geburt und Proselyten; Juden aus Kreta und aus Arabien…!, wörtlich: „sowohl Juden als auch Proselyten“. Heiden, die zum Judentum übergetreten waren, bildeten zu Jeschuas Zeiten einen beträchtlichen Teil des jüdischen Volkes, vielleicht sogar die Mehrheit (siehe Mt 23,15&N); deshalb taucht in der Apostelgeschichte das Thema, die Heiden zum Glauben an den jüdischen Messias zu bringen (1,8), in gewisser Weise bereits auf. Die versammelte Menge bestand jedoch nicht aus Heiden aus diesen Ländern, denn in den Versen 5-6 heißt es, dass sie sich aus religiösen Juden zusammensetzte, d. h. aus Juden, die die jüdischen religiösen Vorschriften ausreichend beachteten, um von weit her zu kommen und in Jerusalem das Pilgerfest Schawu˓ot zu feiern (V. 1&N, 20:16&N).
Araber. Nicht die Vorfahren der heutigen Araber, sondern Juden aus Arabien. Heiden werden erst mit den Samaritern in Kapitel 8 zur messianischen Gemeinde hinzugefügt

Jewish New Testament Commentary : a companion volume to the Jewish New Testament

DIE DISPERSION

Die verstreuten jüdischen Gemeinden werden in der Bibel als „Die Gefangenschaft“ bezeichnet, das spätgriechische Äquivalent ist διασπορά, Dispersion; aber das Wort „Gast“ galt immer mit besonderer Kraft für die Nation Israel. Die Patriarchen waren Wanderer, und selbst in ihren wohlhabendsten Tagen besaßen ihre Nachkommen nur einen Teil Palästinas in unsicherer Pacht. Das Königreich dauerte von der Thronbesteigung Sauls bis zum Fall Samarias im Jahr 722 v. Chr. kaum mehr als dreihundertfünfzig Jahre. Selbst in dieser Zeit besaß das israelitische Volk nie einen großen Teil des Landes, das es als sein Erbe beanspruchte, und Galiläa wurde „der Kreis“ (Galîl) der Heiden genannt. Nach 722 v. Chr. bewohnten diejenigen, die behaupteten, echte Söhne Jakobs zu sein, nur noch das Hochland von Juda und Benjamin und ein paar Dörfer rund um Jerusalem. Schon früh waren die Außenbezirke des israelitischen Territoriums häufigen Überfällen ausgesetzt, und das Auftauchen der assyrischen Heere war nicht nur durch eine, sondern durch viele Eroberungen gekennzeichnet. So verschleppte Tiglath-Pileser zur Zeit Pekas eine große Zahl von Gefangenen aus Nordpalästina, Galiläa und Gilead. Als Sargon Samaria einnahm, wurden die Bewohner des Bezirks verpflanzt, einige sogar bis nach Medien. Sein Sohn Sennacherib rühmt sich, nicht weniger als zweihunderttausend Judäer gefangen genommen zu haben. Soweit wir beurteilen können, behielten diese Exilanten weder ihre Bräuche noch ihre Religion bei, sondern verschmolzen mit den umliegenden Völkern. Dennoch gibt es keinen Grund, warum die späteren Gefangenen aus Juda nicht den Boden einer religiösen Siedlung vorgefunden haben sollten, den ihre Landsleute für sie vorbereitet hatten. Im sechsten Jahrhundert v. Chr. wurden die Deportationen durch den Babylonier Nebukadnezar fortgesetzt, vielleicht sogar systematischer. Jedenfalls wurden die Verbindungen mit dem alten Land nicht völlig abgebrochen, und die jüdischen Siedlungen behielten ihre charakteristischen Merkmale. Aus den späteren Büchern des Alten Testaments geht jedoch hervor, dass der Tempel in Jerusalem, selbst als er in Trümmern lag, Pilger anzog und als besonders heiliger Ort galt. Die Politik des Großkönigs bestand darin, die Deportationen nicht im großen Stil durchzuführen, sondern die Besten und Reichsten für den Abtransport auszuwählen und das gemeine Volk zur Bewirtschaftung des Landes zurückzulassen. Seit den Tagen der babylonischen Gefangenschaft lag die Stärke des Judentums eher im Osten als in Judäa.
Aber wenn die Juden nach Osten deportiert wurden, gab es eine freiwillige Wanderung nach Süden. Zumindest seit den Tagen Jesajas hatte Ägypten eine Anziehungskraft auf die Israeliten ausgeübt. Als Jerusalem in die Hände der Babylonier fiel, gründeten die jüdischen Exilanten eine Kolonie in Tahpanes (Daphne). Unter der persischen Herrschaft in Ägypten genossen sie offensichtlich den Schutz der Eroberer und ließen sich bis zum ersten Katarakt bei Yeb (Elephantine) nieder. Durch die Entdeckung der Mond-Cecil-Papyri, einer Reihe von Familientiteln, von denen eines möglicherweise auf das Jahr 494 v. Chr. datiert wird, wurde ein neues Licht auf diese jüdische Siedlung geworfen. Die Gemeinde hatte jahrelang das Recht auf einen eigenen Tempel mit Altar und Opfern genossen und stand unter dem Schutz des persischen Vizekönigs. Sie setzte sich offensichtlich aus wohlhabenden Händlern zusammen, und obwohl sie sich die Feindschaft der ägyptischen Priesterschaft zuzog, war sie mit dem Volk befreundet. Diese ägyptischen Juden standen in Verbindung mit dem Tempel in Jerusalem und dem Hohepriester.
Das Alte Testament liefert Beweise dafür, dass die Juden im persischen Reich zahlreich und einflussreich waren. Dessen Gründer, Kyros, galt als ihr besonderer Beschützer, und sein Sohn Kambyses billigte ihre Anbetung in Ägypten, als er die einheimische Religion unterdrückte. Nehemia erhielt seine Ernennung zum Gouverneur von Judäa in Susa (Schuschan) in Persien, und der Schauplatz des Buches Esther befindet sich am selben Ort. Zu Beginn des vierten Jahrhunderts vor Christus gab es also jüdische Gemeinden in Oberägypten, Mesopotamien, Persien und Medien.
Mit dem Auftauchen von Alexander dem Großen in Syrien trat das Judentum in eine neue Phase ein. Hatte es bis dahin zum Osten gehört, sollte es sich nun auch dem Westen anpassen. Als Hebräisch nicht mehr gebräuchlich war, übernahmen die Juden das Aramäische, eine verwandte Sprache, die ursprünglich von den Stämmen östlich von Palästina gesprochen wurde und deren Dialekte im fünften Jahrhundert v. Chr. vom Nil bis zum Tigris verbreitet waren; aber von nun an sollte auch das Griechische ein Träger des jüdischen Denkens sein. Für den Besuch Alexanders in Jerusalem ist Josephus die einzige Autorität , und seine Schilderung ist weder mit dem kanonischen Buch Nehemia noch mit den Mond-Papyri in Einklang zu bringen, da die Ereignisse des fünften und vierten Jahrhunderts v. Chr. unentwirrbar durcheinander geraten sind.
Laut Josephus wurde Alexander nach der Eroberung von Tyrus von Sanballat, einem Kuthaer, besucht, der von Darius Codomannus als Statthalter von Samaria gesandt worden war. Manasse, der Bruder des Hohepriesters Jaddua, hatte entgegen dem Gesetz Nikaso, Sanballats Tochter, geheiratet und Sanballat hatte ihm ein wertvolleres Priesteramt als das des Tempels sowie die Verwaltung des fruchtbaren Gebiets von Samaria versprochen. Sanballat nutzte einen Aufruhr in Jerusalem und die Tatsache, dass Jaddua Alexander durch seine starrsinnige Treue zu Dareios, dem er die Treue geschworen hatte, provoziert hatte, um die Erlaubnis zu erhalten, einen Tempel auf dem Berg Gerizim zu errichten und Manasse und seine Anhänger, die Jaddua verlassen hatten, einzusetzen. Alexander marschierte in der Zwischenzeit nach Jerusalem, um den Hohepriester zu bestrafen. Doch als das Heer Sapha (Mizpah, heute Nebi-Samwil) erreichte, trat der Hohepriester in seinen heiligen Gewändern an die Spitze des Volkes. Zur Überraschung aller fiel Alexander vor Jaddua in Anbetung nieder, und als Parmenio, sein General, nach dem Grund fragte, erklärte er, dass er nicht den Priester, sondern den Gott der Juden anbetete; denn er hatte eine Vision von einem Mann wie Jaddua gehabt, als er in Makedonien war, der versprach, dass Gott sein Heer führen und ihm die Herrschaft über die Perser geben würde. Dementsprechend erfüllte er alle Bitten, die der Hohepriester an ihn richtete, gestattete den Juden die freie Ausübung ihrer Religion in Judäa und auch in Babylon und Medien, befreite sie alle sieben Jahre von der Steuer und bot denjenigen, die sich in seine Armee einreihten, das Recht an, an ihren angestammten Bräuchen festzuhalten. Alexander, so Josephus, war umso eher bereit, die Juden zu begünstigen, als ihm das Buch Daniel gezeigt worden war und er wusste, dass seine Eroberung Persiens vorausgesagt worden war. Die Samariter beanspruchten dieselben Privilegien für sich, indem sie erklärten, sie seien ebenfalls Israeliten und führten ihren Stammbaum auf Josef zurück. Sie gaben zu, dass sie keine Juden waren, und Alexander gab ihrer Bitte weder nach noch lehnte er sie ab. Er befahl Sanballats Truppen, ihm nach Ägypten zu folgen, und gewährte ihnen Land in der Thebaide. Der Tempel auf dem Gerizim blieb bestehen und wurde zum Zufluchtsort nicht nur der Samariter, sondern aller unzufriedenen Juden. Im Jahr 331 v. Chr. zog Alexander nach Ägypten hinunter und legte im Winter den Grundstein für Alexandria, wo er eine Reihe von Juden ansiedelte.
Wie bereits erwähnt, gibt es einen verblüffenden Anachronismus zwischen Josephus und dem kanonischen Buch Nehemia, dessen Schauplatz Jerusalem im zwanzigsten Jahr des Artaxerxes, 445 v. Chr., ist. Er war ein Horoniter, dessen Tochter mit einem Enkel des Hohepriesters Eljaschib verheiratet war. Auch in den Mond-Papyri beschweren sich die Juden in Ägypten bei den Söhnen Sanballats über die Zerstörung ihres Tempels in Yeb im vierzehnten Jahr des Darius Nothus, 411 v. Chr., und bestätigen damit die Aussage in Nehemia, dass Sanballat ein Jahrhundert vor Alexander dem Großen lebte. Dennoch hat Josephus wahrscheinlich recht, wenn er andeutet, dass Alexander sowohl die Juden als auch die Samariter versöhnen wollte, und es ist bemerkenswert, dass er zugibt, dass letztere durch jüdische Schismatiker verstärkt wurden. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der ständige Austausch zwischen den Juden Jerusalems und ihren Brüdern im Osten sie zu unschätzbaren Führern für ein Heer wie das Alexanders gemacht haben muss, dem es an Landkarten und topografischen Kenntnissen fehlte.1 Außerdem besaßen sie viele Eigenschaften, die für Siedler in einer neuen Handelsstadt wie Alexandria nützlich waren. Die Hellenisierung des Judentums lässt sich also gut bis in die Zeit Alexanders des Großen zurückverfolgen.
Die frühe Zerstreuung erfolgte zweifellos nach Osten, und bei der Aufzählung derer, die am Pfingsttag in Jerusalem waren, werden in der Apostelgeschichte als erstes die Parther, Meder, Elamiter und die Bewohner Mesopotamiens genannt, allesamt Bewohner von Ländern, die damals außerhalb der Grenzen des Römischen Reiches lagen. Von dieser Zerstreuung erfahren wir in der Apostelgeschichte nichts weiter, aber ihre Bedeutung für die Erforschung der christlichen Ursprünge ist nicht unerheblich, denn durch die jüdischen Siedlungen verbreitete sich das Christentum sowohl nach Osten als auch nach Westen. Über die Ausbreitung des Christentums im Osten haben wir jedoch keine genauen Informationen. Die Apostelgeschichte, unsere einzige zeitgenössische Autorität, schweigt sich aus und berichtet von keiner Missionsarbeit außerhalb Palästinas, außer der von Paulus und Barnabas. Dennoch zeigt die frühe und weit verbreitete christliche Legende, dass die Zwölf einige Jahre nach der Himmelfahrt die bekannte Welt unter sich in Missionsgebiete aufgeteilt haben, dass die Christen von Anfang an weit gereist sind, um das Evangelium zu verkünden, und dass die weit verstreuten Juden für diese Arbeit eine wertvolle, wenn nicht sogar unverzichtbare Hilfe waren. Doch obwohl diese Legende bis ins zweite Jahrhundert zurückreicht, sind die Schauplätze der Arbeit der Apostel bei Eusebius ebenso unbekannt wie bei uns. Für ihre Reisen nach Osten hat er nichts als die Abgar-Legende, die besagt, dass Thomas Thaddäus (Addai) nach Edessa schickte, um das Versprechen des Heilands zu erfüllen. Bei der Aufzählung der Teile der Welt, in denen die Apostel Christus gepredigt haben, muss er sich ausschließlich auf das Neue Testament und eine Aussage in Origenes‘ Kommentar zur Genesis stützen, die darauf hinweist, dass Thomas in Parthien gepredigt hat.
Das Partherreich, das während des Verfalls der Seleukiden entstand, war eine der kriegerischsten, wenn auch die am wenigsten zivilisierte der großen Monarchien des Alten Ostens. Auch wenn die Überreste seiner Bauten und Skulpturen im Vergleich zu dem, was die Assyrer, Babylonier, Perser und Griechen in diesem Teil der Welt hinterlassen haben, grob und barbarisch sind, hatten die Parther doch genug militärische Fähigkeiten, um die Römer in den Tagen der späteren Republik und des früheren Imperiums in Schach zu halten, und außer unter Marcus Aurelius, als Avidius Cassius in das Land einfiel, war kein Feldzug gegen sie erfolgreich. Das Herrschaftsgebiet der Parther, das sich vom Euphrat bis fast an die Grenzen von Hindostan erstreckte, teilte die zivilisierte Welt des klassischen Altertums mit der römischen. Selbst Palästina war vor den parthischen Armeen nicht sicher, und Josephus hat wiederholt auf ihre Bedeutung für die jüdische Politik hingewiesen. Die vernichtende Niederlage von Crassus im Jahr 54 v. Chr. wird nur am Rande erwähnt; aber ein paar Jahre später wurde das Land von den Parthern überrannt, die Jerusalem einnahmen und Antigonus, den Sohn von Hyrkanus‘ Bruder Aristobulus, auf den Thron setzten. Josephus zeigt in den späteren Büchern der Altertümer weiteres Interesse an den Angelegenheiten der Parther. Er erwähnt, dass um 36 v. Chr. Tiberius Vitellius, der kaiserliche Statthalter von Syrien, einen Vertrag mit Artabanus III. schloss, dem König von Parthien, der zwar abgesetzt worden war, aber sein Königreich wiedererlangt hatte. Bei dieser Gelegenheit spielte Herodes Antipas eine wichtige Rolle. Vitellius und Artabanus trafen sich in der Mitte einer über den Euphrat gebauten Brücke und wurden von Antipas prächtig bewirtet. Zu den Geschenken der Parther an die Römer gehörte auch ein jüdischer Riese namens Eleazar, der sieben Ellen groß war. Bei dieser Gelegenheit zog Antipas die Feindschaft des Vitellius auf sich, weil er die Nachricht vom Abschluss des Vertrages schneller an Tiberius schickte, was zeigt, dass der Tetrarch tief in die parthische Politik verstrickt war und in engerem Kontakt mit dem Kaiser stand als selbst der Statthalter einer kaiserlichen Provinz wie Syrien.

Dass die Juden ihren Einfluss ausweiteten, indem sie Proselyten machten, zeigt der Fall von Izates, dem König von Adiabene, und seiner Mutter Helena. Die Bekehrung dieses mächtigen und erfolgreichen Monarchen wurde von einem jüdischen Kaufmann namens Ananias eingeleitet, der sich jedoch weigerte, Izates zu raten, das Risiko einzugehen, seine Untertanen durch die Beschneidung zu beleidigen. Ein ernsthafterer Jude namens Eleasar überredete den König jedoch, sich dem Ritus zu unterziehen. Trotz der Feindseligkeit seiner Brüder, von denen er einige als Geiseln zu Claudius nach Rom und andere nach Parthien schickte, hielt er sich auf dem Thron eines Reiches, das man heute als „Pufferreich“ zwischen den rivalisierenden Reichen bezeichnen würde. Nachdem er viele Gefahren überstanden und Artabanus wieder auf den Thron gebracht hatte, starb Izates, und sein Leichnam und der seiner Mutter Helena wurden von seinem Nachfolger Monobazus nach Jerusalem gebracht und dort beigesetzt.
Die Zerstreuung unter den Parthern war in den Augen von Josephus so wichtig, dass seine erste literarische Arbeit eine Geschichte des jüdischen Krieges war, die er speziell für die Juden des Ostens schrieb. Über die Juden in Parthien selbst oder in dem Gebiet, das angeblich die Heimat der Parther war, ist in der Chronik von Eusebius, George Syncellus und Orosius überliefert, dass Artaxerxes Ochus um 350 v. Chr. einige rebellische Juden aus Ägypten nach Hyrkanien am Kaspischen Meer transportierte, wo es noch im fünften Jahrhundert n. Chr. Juden gab. In Medien gab es eine jüdische Gemeinde an einem Ort namens Gazaca, die so unwissend war, dass sie noch nie etwas von der Halaka (Regeln zur Einhaltung des Gesetzes) gehört hatte; und als Akiba ihnen die Geschichten von der Sintflut und von Hiob erzählte, waren sie ihnen ganz neu. In Elam oder Persien gab es, wie gezeigt wurde, schon lange Juden in Susa oder Schuschan, aber es gibt keine Beweise für ihre Anwesenheit anderswo. Im Katalog der Apostelgeschichte 2 bleibt nur Mesopotamien übrig, das zweifellos eines der größten jüdischen Zentren der Welt war. Zwei Städte, Pumbeditha und Nahardea, waren später im Talmud als Akademien für rabbinische Gelehrsamkeit berühmt. Das einzige andere östliche Land, das in der Apostelgeschichte erwähnt wird, ist Arabien, das laut Josephus unmittelbar an Palästina angrenzte. Aus Galater 1,17, wo Paulus sagt, dass er nach Arabien ging und nach Damaskus zurückkehrte (ὑπέστρεψα), könnte man schließen, dass Damaskus außerhalb seiner Grenzen lag. Auf der arabischen Halbinsel gab es zweifellos jüdische Siedlungen, aber nur vier Städte werden als solche erwähnt, und die Belege für einige von ihnen stammen tatsächlich erst aus der mohammedanischen Ära.
In Palästina waren die Juden eher eine Dispersion als Bewohner ihres eigenen Landes. Zur Zeit der Makkabäer gab es zum Beispiel in Galiläa so wenige Juden, dass sie von Judas zusammengetrieben und um Jerusalem herum angesiedelt werden konnten. Baschan und Gilead, später die Dekapolis und Peräa, waren mit Städten mit griechischen oder mazedonischen Namen übersät, ebenso wie die Küste. Die große Schweineherde am Ufer des Sees Genezareth kann als Beweis für eine große hellenische oder nicht-jüdische Bevölkerung angeführt werden. In Cäsarea provozierten die jüdischen Einwohner die griechische Mehrheit durch ihre Ansprüche auf die Kontrolle der Stadt, und der jüdische Krieg begann mit einer Beleidigung ihrer Synagoge. Sebaste war praktisch eine heidnische Stadt und feierte zusammen mit Cäsarea den Tod von Agrippa mit unanständigen Freudenbekundungen. Tiberias in Galiläa war größtenteils heidnisch, da es von den Juden als unrein angesehen wurde, da es über einer alten Begräbnisstätte erbaut wurde. Als Jesus seine Jünger in die Städte und Dörfer Galiläas schickte, warnte er sie: „Geht nicht auf den Weg der Heiden, und in eine Stadt der Samariter geht nicht hinein. Dies ist ein schlüssiger Beweis dafür, dass es zur Zeit Christi für einen Israeliten, der in Palästina unterwegs war, notwendig war, zwischen einer eigenen Stadt und einer fremden Stadt zu unterscheiden.
Syrien war sowohl nach Josephus als auch nach Philo ein großes Zentrum der Dispersion. Möglicherweise ist es mit „Judäa“ in Apostelgeschichte 2 gemeint, das von Hieronymus durch Armenien ersetzt wird. Syrien umfasste die römische Provinz und Palästina, Kommagene, Emesa, Abilene und das Königreich Chalkis. In diesem Gebiet wurden einundvierzig Städte mit jüdischen Einwohnern aufgezählt, mehr als die Hälfte davon in Palästina. Sie erstrecken sich von Samosata im Norden bis Raphia im Süden. Die Städte außerhalb des Heiligen Landes, von denen man sagen kann, dass es Spuren jüdischer Siedlungen vor 100 n. Chr. gibt, sind Antiochia, Seleucia, Apamaea, Arados, das Königreich Chalcis, die von den Herodiern regierte Tetrarchie von Abilene und Damaskus.
In Antiochia, das in der frühen Geschichte und der Entwicklung des Christentums eine so wichtige Rolle spielte, lebten offensichtlich viele Juden, die sich dort ständig aufgehalten haben müssen, seit Palästina 198 v. Chr. unter die syrische Monarchie fiel. Josephus berichtet, dass Seleukus Nikator den Juden das Bürgerrecht verlieh und alle ihre Rechte nach dem Tod ihres Feindes, Antiochus Epiphanes, wiederhergestellt wurden. Als Titus 70 n. Chr. die Stadt besuchte, waren die Juden sowohl zahlreich als auch unbeliebt. Vier der fünf Namen, die in Apostelgeschichte 13:1 als Initiatoren der Heidenmission genannt werden – Barnabas, Simeon, Manahem, der Ziehbruder von Herodes dem Tetrarchen, und Saulus – sind eindeutig jüdisch. Die häufigen Warnungen von Ignatius, dem Bischof von Antiochia, Anfang des zweiten Jahrhunderts, vor der Judaisierung deuten darauf hin, dass er einer christlichen Gemeinde vorstand, die von Juden umgeben war , und Johannes Chrysostomus predigte drei Jahrhunderte später in Antiochia häufig gegen sie.
Damaskus war auch ein wichtiges jüdisches Zentrum, obwohl die Beweise für das Vorhandensein einer Dispersion hauptsächlich auf dem Neuen Testament und Josephus beruhen. Letzterem zufolge müssen die Juden sehr zahlreich gewesen sein, da 10.000 oder sogar 18.000 von ihnen im Jüdischen Krieg massakriert wurden. Die Kommentatoren gehen im Allgemeinen davon aus, dass Damaskus unter der Gerichtsbarkeit von Aretas stand, aber das könnte auf ein Missverständnis der Worte des Paulus in 2 Kor 11,32 zurückzuführen sein. Damaskus war eine der Städte in der Dekapolis, zumindest laut Plinius dem Älteren, der 79 n. Chr. starb. Diese Städte waren eine Konföderation griechischer Städte, die durch gemeinsame Sympathie und Interessen miteinander verbunden waren. Wahrscheinlich wurde er gegründet, als Pompejus die hellenischen Städte von der jüdischen Herrschaft befreite, in die sie von Alexander Jannaeus gebracht worden waren. Trotz der großen jüdischen Kolonie war Damaskus zur Zeit der Apostelgeschichte im Wesentlichen griechisch, und die Münzen aus der Zeit, als die Stadt autonom war, tragen alle die Namen griechischer Gottheiten, vor allem von Zeus. Unter Augustus und Tiberius gab es kaiserliche Münzen der Stadt, aber danach klafft eine Lücke bis zur Zeit von Nero. Aus 2. Korinther 11,32 wurde gefolgert, dass die Regierung von Damaskus während der Herrschaft von Caligula und Claudius in die Hände von Aretas überging. Angesichts der Tatsache, dass Damaskus im Wesentlichen eine hellenische Stadt war und daher seit der Zeit des Pompejus höchstwahrscheinlich nicht mehr von einem semitischen Herrscher regiert wurde, ist es möglich, dass ὁὁ eine semitische Stadt war, ist es möglich, dass ὁ ἐθνάρχης Ἀρέτα τοῦ βασιλέως ἐφρούρει τὴν πόλιν τῶν Δαμασκηνῶν bedeutet, dass der Offizier des Aretas außerhalb und nicht innerhalb der Mauern Wache hielt, um Paulus an der Flucht zu hindern.
Die Provinzen Kleinasiens, die in Apostelgeschichte 2 aufgezählt werden, sind Kappadozien, Pontus, Asien und Bithynien. In Apostelgeschichte 6 finden wir eine Synagoge der kilikischen Juden; und 1 Petrus ist zusätzlich zu den oben genannten Provinzen auch an Galatien und Bithynien gerichtet. Phrygien, das in Apostelgeschichte 2 vorkommt, war keine Provinz, sondern ein Bezirk, der teilweise in Asien und teilweise in Galatien lag. Von diesen sieben Provinzen, in die die Halbinsel mit abhängigen Königreichen aufgeteilt war, werden im Neuen Testament keine Städte in Kappadozien, Pontus oder Bithynien genannt, aber in allen anderen Städten, die erwähnt werden, wird von jüdischen Gemeinden ausgegangen. Über Paulus‘ Arbeit in Perga in Pamphylien, wo er landete, wird nichts gesagt, aber im pisidischen Antiochia fanden er und Barnabas eine Synagoge, in der Paulus seine Ansprache hielt. Ebenso verhält es sich mit Ikonium im Süden der römischen Provinz Galatien. Ephesus in Asien war offensichtlich ein wichtiges jüdisches Zentrum. Die Juden Asiens in Jerusalem beschuldigten Paulus, Griechen in den Bereich des Tempels gebracht zu haben. Aber es ist nicht nötig, sich die Mühe zu machen, die weite Verbreitung der jüdischen Gemeinde in diesem Teil des römischen Reiches zu beweisen.
Ohne die Apostelgeschichte wüsste man kaum etwas über die Juden in Mazedonien und Griechenland, denn abgesehen von einer Aussage bei Philo gibt es keine weiteren frühen Belege für ihre Präsenz auf der Balkanhalbinsel. Doch aus der Apostelgeschichte erfahren wir nicht nur, dass es in allen Städten, die Paulus besucht hat, jüdische Kolonien gab, sondern auch, dass in großen Handelszentren wie Thessaloniki und Korinth der jüdische Mob den Frieden empfindlich störte. Sogar in Athen, dem Zentrum der hellenischen Kultur, einer Stadt, die von Gelehrten besucht wurde, konnte Paulus eine Synagoge finden, in der er mit den Juden stritt. Zypern, das antike Kittim oder Chittim, war den alten Hebräern als Insel im Großen Meer bekannt, und in Salamis, an ihrem östlichen Ende, gab es offensichtlich eine jüdische Bevölkerung, da das Wort Synagoge nicht in der Einzahl, sondern im Plural vorkommt. Paphos, auf der westlichen Seite, war der Sitz der Regierung, wo Paulus und seine Gefährten Sergius Paulus und seinen Wahrsager, den Juden Elymas, trafen. Der Aufstand der Juden auf Zypern war einer der gewaltigsten Aufstände in den Tagen von Trajan und Hadrian.
Kyrene war größtenteils von Juden bewohnt, die angeblich von Ptolemäus Lagus angesiedelt worden waren. Seit den Tagen von Sulla zeigten sie sich äußerst unruhig, und Lucullus musste bei seinem Besuch des Landes ihre Unruhen beschwichtigen. Strabo, der die weite Zerstreuung des Volkes bezeugt, sagt, dass die Juden in der Stadt Kyrene die vierte Abteilung der Bevölkerung bildeten, die sich aus Bürgern, Eheleuten, Fremden (μέτοικοι) und Juden zusammensetzte. Jüdische Siedlungen werden im Neuen Testament häufig erwähnt, doch kein Missionar soll das Land besucht haben, obwohl die ersten Prediger der Heiden in Antiochia Männer aus Zypern und Kyrene waren.
In Ägypten gibt es zahlreiche Hinweise auf jüdische Siedlungen in Papyri, Inschriften usw., und Philo schätzt in seinem Buch gegen Flaccus, dass seine Landsleute eine Million Menschen waren, die vom Abstieg nach Libyen bis zur Grenze Äthiopiens lebten.
Die jüdische Gemeinde in Alexandria war eine der zahlreichsten, wohlhabendsten und privilegiertesten der Welt. Gegründet von Alexander dem Großen, um den Osten mit dem Westen zu verbinden, ging sie nach seinem Tod in die Hände seines Generals Ptolemäus Lagus über, dessen Haus sich fast ausnahmslos als judenfreundlich erwies. Die Ptolemäer verzichteten auf alle ehrgeizigen Pläne zur Weltherrschaft und widmeten ihre Energie der Verwaltung des Landes, das ihnen zugefallen war.

The Beginnings of Christianity, Part I: The Acts of the Apostles – 1920

Siehe hierzu auch den Gedanken ob das NT sich nur an einem Ort verbreitet hat….

noch einmal??

Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.
Hoffnung für alle – 1996 – Jesaja 43,19

Seht, ich schaffe Neuartiges! Jetzt sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, in der Steppe lege ich einen Weg an, Pfade im verödeten Land!
Pattloch Übersetzung 1980 – Jesaja 43,19

Siehe an – Mich! Der ein Neues schafft! Nun sprosst es. Merket ihrs nicht? Ich will legen in der Wüste einen Weg und in der Einöde Ströme.
Pfarrer Beck – Jesaja 43:19

andere Übersetzungen und erste Kommentare schon 2020

Denn siehe, ich will ein Neues machen. Die zwischen Judäa und Babylon gelegene Wüste ist gemeint, die das zurückkehrende Volk durchschreiten musste. Und die Wasserströme erwähnt der Prophet, weil beim Zug durch die ausgedörrten Gefilde die Gefahr zu verschmachten drohte. Darum verspricht der Herr, dass er für die Wegzehrung sorgen und Wasser, sowie alles, was zum Unterhalt nötig ist, spenden werde. Aber Jesaja scheint hier doch zu viel zu verheißen und im Allgemeinen zu überschwänglich von dieser Befreiung zu reden. Denn wir hören doch nichts davon, dass damals in Babylon sich so staunenswerte Wunder ereignet hätten, wie bei der Ausführung aus Ägypten. Was hat also diese neue Erlösung sonderlich zu bedeuten? So haben denn alle christlichen Ausleger unseren Vers auf die Ankunft Christi gedeutet; mit Unrecht. Und ebenso irren jüdische Erklärer, die nur von der Rückkehr aus Babylon reden. Vielmehr ist, wie schon wiederholt bemerkt wurde, die ganze Zeit von der Befreiung aus der Gefangenschaft an bis zum Kommen Christi gemeint.
Die Ausführung aus Ägypten war gleichsam die Geburt der Gottesgemeinde, damals erhielt sie ihren Bestand. Und die erste Befreiung hörte nicht mit der Zeit auf, in der das Volk aus Ägypten schied, sondern hielt an bis zur Besitznahme des Landes Kanaan. Ebenso verhält es sich nun auch mit der neuen Geburt, durch die das Volk aus Babylon befreit und in die Heimat zurückgeführt ward. Diese Wiederherstellung ist nicht auf den Auszug aus Babylon zu beschränken, sondern sie reicht bis auf Christus: und in diesem ganzen Zeitraume geschahen gewaltige, staunenerregende Dinge. War es nicht wunderbar, dass ein gefangenes, allgemein verachtetes Volk von heidnischen Königen die Freiheit und die Erlaubnis zur Rückkehr erhielt? dass ihm Lebensunterhalt für die Reise und später die Mittel für den Aufbau und die Einrichtung des Tempels gereicht wurden? Aber noch Gewaltigeres geschah später: den wenigen Juden, die wirklich zurückgekehrt waren, traten die größten Hindernisse in den Weg, und doch wurden sie auf wunderbare Art mitten im Blutbad und in den Flammen erhalten. Wenn man alle Anfechtungen bedenkt, denen sie ausgesetzt waren, darf man billig darüber staunen, dass auch nur einer von ihnen übrig blieb. So ist diese Errettung vor jener ägyptischen ausgezeichnet, und am Ende fügte Christus zu der bisherigen Wohltat noch überströmende Fülle von Gnade hinzu. Diese Auslegung hat nichts Gezwungenes und ist der besonderen Darstellung der Propheten angemessen; denn das Ziel, dem ihre Rede zustrebt, ist beständig der Heiland, der da kommen sollte. So dehnt auch Haggai (2, 6 ff.)) in der bekannten Weissagung die Wiederherstellung des Tempels bis auf Christus aus; in ihm ist die Herrlichkeit des Hauses vollendet.

Jean Calvin – Jesaja

Er verheißt nicht nur, sie aus Babel zu retten, sondern auch, sie sicher und bequem in ihr eigenes Land zu führen (Vers 19–20): „Ich will einen Weg in der Wüste bereiten und Ströme in der Einöde.“ Die gleiche Macht, die „einen Weg im Meer bahnt“ (Vers 16), kann auch „einen Weg in der Wüste bereiten“. Und der, der trockenes Land aus dem Meer geschaffen hat, kann auch in solchem Überfluss Wasser in dem trockensten Land hervorbringen, dass nicht nur sein Volk, seine Auserwählten, davon trinken, sondern auch die wilden Tiere (Vers 20), „die Schakale und Strauße“, von denen deshalb gesagt wird, dass sie Gott dafür ehren. Das blickt nicht nur auf Gottes Fürsorge für die jüdische Gemeinde zwischen ihrer Rückkehr aus Babel und dem Kommen Christi voraus, sondern auch auf die Gnade des Evangeliums, besonders wie sie sich in der heidnischen Welt offenbart. Die heidnischen Sünder, die wie die wilden Tiere gewesen sind, die wild umherliefen, wütend wie Schakale und dumm wie Strauße waren, werden dazu gebracht, Gott für seine Gnade zu ehren.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der HERR ist entschlossen, Babylon um Israels willen zu zerstören. Dies wird zeigen, dass er der HERR ist, der Heilige, der Schöpfer und König seines Volkes. Er ist derjenige, der die Israeliten durch das Rote Meer brachte und gleichzeitig die nachfolgenden Ägypter vernichtete. Aber an diesen Auszug wird man nicht mehr gedenken, verglichen mit dem, was er jetzt tun will. Er wird durch die Wüste einen Weg für sein Volk bahnen, wenn es aus der Gefangenschaft zurückkehrt. Auf der erneuerten Erde wird die Einöde reichlich Wasser haben, sodass alles, was dort lebt, ihn ehren wird. Auch Gottes Volk wird dankbar sein und seinen Namen preisen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Gott wird also mit den Eigenschaften »von Ägypten her« vorgestellt. Was dort geschah, ist nunmehr Attribut des Gottes Israels geworden. Dieses ist im Auge zu behalten, wenn es sofort danach heißt: Erinnert euch nicht an Früheres. Was meint der Prophet mit diesem seltsam klingenden Satz? Zunächst ist herauszustellen, – im Blick auf die bisher verhandelten Texte –, was Jesaja nicht meinen kann. In den »Gerichtsreden« (z.B. 41,22f) legt Jesaja Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Vergangenheit (Verheißung) und der Gegenwart (Erfüllung) zu beweisen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis des Gottes Israels, ja, des Gottes der Bibel überhaupt: es gibt einen Weg vom Wort zum Handeln. Insofern darf auch das neue Israel Gott als den Treuen, den Herrn der Geschichte erkennen, der die Zeiten umgreift. So war auch die Ankündigung des Züchtigungsgerichtes durch Jesaja (seit 1,24ff) schließlich in Erfüllung gegangen. Und den Ernst des Gerichtes soll auch das neue Israel nicht vergessen.
Was Jesaja nun positiv meint, kann man nur vorsichtig erspüren: In 40,1f klingt die frohe Botschaft des zweiten Buchteils des Propheten Jesaja auf – Gott hat die Strafe für die vergangene Gottlosigkeit als abgegolten betrachtet. Es kommt nun alles darauf an, daß Israel dieser Heilsbotschaft Glauben schenkt und nicht mehr in ständig sich wiederholenden Klagen die Abwesenheit Gottes bejammert (z.B. 40,27). Im Blick auf diese Zusammenhänge wird man deuten müssen: Der Prophet »will also keineswegs sagen: die eilten Traditionen gelten jetzt nicht mehr, es steht ein neues Tun Gottes bevor; er will vielmehr sagen: Laßt ab von dem trauernden, zurückgewandten Sich-Klammern an das Vergangene und öffnet euch dafür, daß eine neue wunderbare Gottestat vor euch liegt!« (Westermann). Angesichts der angebotenen Vergebung – letztlich durch das Leiden und Sterben des Gottesknechtes in Kap. 53 offenbar geworden! – darf es keinen Blick auf die Sünde der Vorzeit, der früheren Zeit also, geben.
Aber noch ein anderes liegt in diesen beiden Versen: Weil Gottes Handeln sich in einer die Zeitepochen übergreifenden Geschichte ereignet, ist das, was früher als Heil erfahren wurde, nunmehr als ein Hinweis auf das Neue zu sehen – es ist eben nicht identisch mit dem Früheren. Die Erlösung aus dem Gerichtsland Babylon ist eine tiefere Erlösung als die aus dem Asylland Ägypten! Man darf also das Alte zwar keineswegs vergessen, aber es darf das Neue nicht verstellen. Denn es könnte in der Tat passieren, daß die Exilsgeneration zwar der Erlösung der Väter aus Ägypten dankbar in ihren Gottesdiensten gedenkt, daß sie aber zugleich sich weigert, dem Prophetenwort heute Glauben zu schenken und sich in die Heimat aufzumachen und dort mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen. Siehe, ich wirke Neuese – das muß gehört werden. Alles Neue, das Gott herbeiführen wird, wird vorbereitet durch das ankündigende Wort des Propheten, aber auch durch Geschichtsereignisse (vgl. V. 14): jetzt sproßt es. Auch Anfänge des Handelns Gottes kann man wahrnehmen: erkennt ihr es nicht? Aber gerade das ist ja das Problem, mit dem der Prophet ringt, daß Israel trotz des Neuen, das Gott schafft, blind und taub ist (vgl. 42,18). Wann kommt der Augenblick, da Israel hören und sehen kann? So wird also Israel durch die Wüste geführt wie einst durch das Meer. Einst wurde das Wasser zurückgedrängt, nun aber wird Wasser wunderbar herangeführt: ich lege … Flüsse in die Einöde. Gott wird sein Volk unterwegs versorgen und mit Wasser tränkenf.

Wuppertaler Studienbibel

Israel ist Gottes Diener in der Welt und auch Gottes Zeuge vor der Welt (Jes. 43:8-13). Dies ist eine weitere Gerichtsszene, in der Gott die Götzen herausfordert. „Sie sollen ihre Zeugen vorbringen“, sagt der Richter, aber die Götzen sind natürlich hilflos und sprachlos. Zweimal sagt der Herr zu Israel: „Ihr seid meine Zeugen“ (Vv. 10, 12NKJV), denn es ist die Geschichte Israels, in der Gott sich der Welt offenbart hat. Friedrich der Große fragte den Marquis d’Argens: „Können Sie mir einen einzigen unwiderlegbaren Beweis für Gott nennen?“ Der Marquis antwortete: „Ja, Eure Majestät, die Juden“.

Zusammen mit Israels neuer Freiheit und neuem Zeugnis schreibt Jesaja über Israels neuen „Exodus“ (V. 14-28). So wie Gott sein Volk aus Ägypten und durch das Rote Meer geführt hat (2. Mose 12-15), so wird er es aus Babylon und durch die schreckliche Wüste in seine Heimat, das Heilige Land, führen. So wie er die Armee des Pharao besiegt hat (14:28; 15:4), so wird er auch Israels Feinde besiegen und sie „wie einen Docht“ auslöschen (Jes. 43:17, NIV).

Wenn Gott seinem Volk vergibt und es wiederherstellt, möchte er, dass es das Versagen der Vergangenheit vergisst, in der Gegenwart für ihn Zeugnis ablegt und seine Verheißungen für die Zukunft in Anspruch nimmt (V. 18-21). Warum sollten wir uns an das erinnern, was Gott vergessen hat? (v. 25) Er vergab ihnen nicht, weil sie ihm Opfer brachten – sie hatten keinen Altar in Babylon -, sondern allein aufgrund seiner Barmherzigkeit und Gnade.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

J. Ähnlich: Denkt nicht an das Frühere, und denkt nicht an das Alte (Jes 43:18). Denkt nicht an das Frühere – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus den [verschiedenen] Königreichen; und denkt nicht an das Alte – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus Ägypten.

K. Siehe, ich tue etwas Neues; jetzt geht es hervor (Jes 43,19) – das bezieht sich auf den Krieg zwischen Gott und Magog [am Ende der Zeit].

L. Sie haben ein Gleichnis gemalt: Womit kann man die Sache vergleichen? Mit einem, der auf dem Weg war und von einem Wolf angefallen wurde, aber er wurde gerettet. Er erzählte immer wieder von dem Vorfall mit dem Wolf. Später griff ihn ein Löwe an, aber er wurde davor gerettet. Er vergaß den Vorfall mit dem Wolf und erzählte den Vorfall mit dem Löwen. Später griff ihn noch eine Schlange an, aber er wurde vor ihr gerettet. Er vergaß die beiden anderen Vorfälle und erzählte immer wieder den Vorfall mit der Schlange.

M. Das gilt auch für Israel: Die jüngsten Schwierigkeiten lassen sie die früheren vergessen.

Die Tosefta – Aus dem Hebräischen übersetzt

In den Versen 18-21 wendet sich Gott der nächsten Befreiung zu, nämlich der aus Babylon. In Vers 18 fordert er Israel auf, sich nicht mehr auf die Wunder der Vergangenheit, wie den Exodus, zu konzentrieren, sondern auf die Wunder der Zukunft, die Rückkehr aus Babylon: Gedenkt nicht an die früheren Dinge und denkt nicht an die alten Dinge.

In Vers 19 kündigt Gott als Nächstes eine neue Sache für Israel an und verspricht, den Weg nach Hause zu ebnen: Siehe, ich will etwas Neues tun, das soll jetzt entstehen; wollt ihr es nicht erkennen? Ich will einen Weg in der Wüste machen und Ströme in der Wüste.

Der Talmud wendet diesen Vers auf die endgültige Erlösung Israels nach dem Krieg zwischen Gog und Magog an:
Die endgültige Erlösung wird die vorherige Erlösung in dem Vers überschatten: „Gedenke nicht an die früheren Ereignisse und denke nicht an die alten Dinge“ (Jesaja 43:18), und die Gemara erklärt: „Denkt nicht an die früheren Ereignisse“, d. h. an die Unterwerfung unter die Königreiche, und „denkt nicht an die alten Dinge“, d. h. an den Auszug aus Ägypten, der vor der Unterwerfung unter die Nationen stattfand.

In Bezug auf den folgenden Vers: „Siehe, ich will Neues tun, jetzt wird es hervorbrechen“ (Jesaja 43:19), lehrte Rav Yosef eine Baraita: Dies bezieht sich auf den zukünftigen Krieg von Gog und Magog, der alle früheren Ereignisse vergessen lassen wird.
Die Gemara zitiert ein Gleichnis: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Menschen, der auf dem Weg war und von einem Wolf angefallen wurde, den er überlebte und die Geschichte des Wolfes weiter erzählte. Ein Löwe griff ihn an und er überlebte und erzählte weiter die Geschichte des Löwen. Eine Schlange griff ihn an und er überlebte sie, er vergaß sowohl den Löwen als auch den Wolf und erzählte weiter die Geschichte der Schlange. Jede Begegnung war gefährlicher und jede Flucht wundersamer als die letzte, also erzählte er die letzte Geschichte weiter. So ist es auch bei Israel; neuere Schwierigkeiten führen dazu, dass die früheren vergessen werden.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Jehovah hat Sein Volk aus Ägypten und Babylon befreit – aber die bevorstehende Befreiung wird alles in den Schatten stellen! Werden wir dabei zusehen? Oder werden wir zu denen gehören, die denken, dass „wir das geistige Israel sind“ und uns deshalb gegen Gottes sichtbares Volk wenden werden?