Mein Sohn, laß sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre klugen Rat und Besonnenheit; so werden sie Leben sein für deine Seele und Anmut deinem Halse
Elberfelder 1871 – Sprüche 3,21–22
Mein Sohn, laß sie nimmer aus den Augen dir rücken,
wahre Besinnung und Erwägung,
und Leben werden sie sein deiner Seele,
Gunstverleihendes deinem Hals.
Buber & Rosenzweig – Sprüche 3:21–22
Mein Sohn, nicht sollen sie aus deinen Augen rücken
bewahr Besinnen dir und Umsicht.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Spr 3,21

»… lass sie nicht von deinen Augen weichen«: Die Gebote Gottes sollten dem Israeliten »Stirnbänder sein zwischen seinen Augen« (5Mo 6,8), d. h. seinen Blick richten (siehe auch Spr 4,21). Gott wies die Angehörigen seines Volkes auch an, Quasten an ihren Kleidern zu befestigen, welche sie an die Gebote des HERRN erinnern sollten, »damit ihr nicht umherspäht euren Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhurt« (vgl. 4Mo 15,38–39). Der Christ ist gewiesen, aufzuschauen zum Herrn Jesus (Hebr 12,2; siehe auch 2Kor 3,18). Das bedeutet so viel wie von ihm lernen, um ihm nachzufolgen. Er lehrt uns durch sein Wort; durch dieses bekommen wir »klugen Rat«, tûšijjâh, und lernen wir »Besonnenheit«. Gottes Lehren geben der Seele »Leben« und befreien uns von Sünde und Tod, und sie befreien uns von der Schande der Sünde (siehe V. 35) und legen »Anmut« um den Hals. Das sind die schönen Früchte, die der Baum des Lebens wachsen lässt.
Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche
Die Verse 21–26 werben einmal mehr für die Weisheit. Zunächst ergeht an den Sohn eine Ermahnung zu Umsicht und Weitsicht: Sie sollen nicht weichen von deinen Augen. Der erste Begriff läßt daran denken, daß man sich zu helfen weiß, der zweite spricht von vorausschauendem Überlegen und Planen. Der Sohn soll den Blick so auf sie heften, wie ein Seefahrer auf den Leitstern schaut. Wie ein Pilot auf das Kreuzzeigerinstrument achtet oder ein Autofahrer im Nebel auf die weiße Leitlinie, so soll er nichts tun ohne weise Überlegung.
Wuppertaler Studienbibel
[22] Der Ermahnung folgen wieder begründende Wertschilderungen. Leben wird die Weisheit nicht bewirken, sondern sein. Es kann nicht einfach das physische Leben angekündigt sein, denn das hier gemeinte haben die Gottlosen nicht. Es muß sich also um ein Leben besonderer Qualität handeln. In den folgenden Versen wird es beschrieben. Der Vergleich um- und weitsichtiger Rede mit einem Schmuck legt sich nahe: Man braucht sich ihrer nicht zu schämen; sie wird gern beachtet und erregt Aufsehen.
Ein dritter Segen ist die Vorsehung des Vaters (3,21-26). Weil Gott unseren Weg lenkt, ist er in der Lage, uns zu schützen. Der Herr ist nicht verpflichtet, seine Kinder zu schützen, wenn sie willentlich ihren eigenen Weg gehen. Sie führen ihn nur in Versuchung, und das ist eine gefährliche Sache. In den frühen 40er Jahren fragte ein wütender Ungläubiger einen befreundeten Pastor: „Warum beendet Gott diesen schrecklichen Krieg nicht?“ Mein Freund antwortete leise: „Er hört ihn nicht auf, weil er ihn nicht begonnen hat.“ Er wurde von Menschen begonnen, die Gottes Weisheit ablehnten und ihre eigenen egoistischen Pläne verfolgten.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Wenn du dich Gott hingibst, gehört jeder Teil deines Körpers zu ihm und wird von ihm beschützt. Er wird dir helfen, dass deine Augen nicht abschweifen (V. 21), deinen Hals davor zu bewahren, dein Gesicht von Gottes Weg abzuwenden (Vv. 22siehe Lukas 9,53), dass deine Füße auf dem rechten Weg wandeln (Spr. 3,23, 26), und sogar dein Rückgrat ist sicher, wenn du schläfst (V. 24). Wenn plötzlich etwas Beängstigendes passiert, wirst du dich nicht fürchten (V. 25; siehe Pss. 112,7; 121,3-6), denn der Herr beschützt dich. Wie wir schlafen, ist manchmal ein Beweis dafür, wie sehr wir dem Herrn vertrauen (Pss. 4–5).
JEHOVA Gott ist die große denkende Persönlichkeit, die von Ewigkeit her existiert und der Quell oder Schöpfer aller bestehenden Dinge ist. Als Kundgebung seiner Weisheit hat er andere denkende Persönlichkeiten mit geistigen Leibern und mit fleischlichen, menschlichen Körpern erschaffen. Im menschlichen Körper entsteht der Sinn einer denkenden Persönlichkeit durch die Funktion des lebenden Gehirns. Das Dasein intelligenter Persönlichkeiten, die also einen Sinn haben, der Vernunftschlüsse ziehen kann, ist ein Beweis davon, daß der Mensch von einer höheren Intelligenz, einem persönlichen Gott, erschaffen worden ist; denn eine bloß vernunftlose oder unpersönliche, nicht intelligente Kraft könnte niemals die vernunftbegabten, intelligenten, individuell denkenden Persönlichkeiten hervorbringen, die als Menschen existieren. Obwohl Wissenschaftler das physische Gehirn wägen, messen und analysieren und auch gewisse seiner Funktionen ermitteln können, können sie doch mit allen ihren Instrumenten nicht den Sinn oder die Intelligenz des Menschen ergründen. Ihre Bemühungen, den Sinn des Menschen dadurch zu beurteilen, daß sie sein Benehmen auf Grund gewisser Theorien zu erklären suchen, sind weder exakt noch wissenschaftlich. Und doch ist es wichtiger als irgend etwas anderes, daß man seinen Sinn schult und sein Denkvermögen behütet, weil das ewige Leben davon abhängig ist. „Behüte dein Denkvermögen und bewahre praktische Weisheit, und sie werden Leben sein für deine Seele.“ (Sprüche 3:21, 22; Matthäus 15:18-20; Römer 8:6, NW) Gesunder Rat darüber, wie man sein Denkvermögen behüten kann, findet sich in dem Worte Jehovas, dem Worte dessen, der die Gedanken des Menschen zu ermessen vermag. „Jehova kennt die Gedanken der Menschen.“ — Psalm 94:11.
Wachtturm – 1.Mai 1960
Das Denkvermögen setzt den Menschen instand, mehr zu tun als nur einer Anzahl einzelner Regeln zu folgen. Aber gleichwie es nötig war, daß der vollkommene Mensch Wasser und Nahrung zu sich nahm und Luft einatmete, damit sein unwillkürliches Verdauungssystem funktionierte, so mußte er auch Erkenntnis in sich aufnehmen, bevor sein willkürliches Denkvermögen funktionierte. Adam wurden gewisse Anweisungen gegeben, aber er mußte über diesen Aufschluß nachsinnen und ermitteln, wie er diese Anweisungen ausführen, zum Beispiel, wie er den Garten bebauen und die Tiere benennen konnte. Desgleichen Noah, ein unvollkommener Mensch. Gott gab ihm bis ins einzelne gehende Anweisungen über den Bau der Arche, doch mußte Noah über diese Anweisungen nachdenken, sie mit anderen Dingen vergleichen, von denen er Kenntnis erhalten hatte, als er mit Gott wandelte, und dann mußte er Pläne aufstellen und sie ausführen, indem er Baumaterialien bereitmachte, die Arche baute, die Tiere zusammenrief und für ihre Ernährung sorgte. Jehova erwartete, daß Menschen ihr Denkvermögen anwandten. — 1. Mose 2:15, 19; 6:13-21.
Was ist dieses Denkvermögen? Es ist der Vorgang, durch die Sinne Kenntnisse oder Aufschlüsse aufzunehmen, die aus erklärten Grundsätzen oder praktischen Beispielen bestehen, ferner, diese Gedanken alle zu zergliedern, miteinander zu vergleichen und zu verknüpfen und auf Grund dieses Denkvorganges Schlußfolgerungen zu ziehen, sich ihrer später wieder zu erinnern und dann das Notwendige aus solchen Gedanken und Folgerungen zu schöpfen, um Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen oder auch um konstruktive und fortschrittliche Pläne für künftige Fortschritte zu machen. Der Denkprozeß beginnt schon gleich nach der Geburt, sobald nämlich die Sinne dem Gehirn Meldungen zu vermitteln beginnen. Mit zunehmenden Kenntnissen und Erfahrungen wächst auch die Fähigkeit, zu denken und Vernunftschlüsse zu ziehen. Niemand wähne, diese Sache der Entwicklung seines Denkvermögens sei nur für Personen, die gerne studieren, bestimmt. Jeder normale Mensch hat einen vorzüglichen Denkapparat erhalten, und sein Leben lang sammelt er Aufschlüsse, indem er Dinge liest, sieht, hört und erfährt; und die Art und Weise, wie jemand all diese Kenntnisse in sich aufnimmt und darauf reagiert, dient zur Gestaltung seiner Persönlichkeit. Weil aber viele Menschen ihren Sinn für nicht viel mehr als das zum täglichen Leben gerade Notwendige gebraucht haben, ist es notwendig, daß sie lernen, dieses Denkvermögen zu schulen, zu entwickeln und zu behüten, wenn sie ewiges Leben erlangen möchten
Ist es in deiner Gemeinschaft erlaubt, solch ein Denkvermögen zu haben und es zu benutzen? Wird dieses Denkvermöägen geschuhlt? Oder sollst du einfach dem „Sklaven“ treu folgen?
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